[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Hallo ihr lieben!


    nachdem ich meine erste Fotostory "Sternenstaub" abgeschlossen habe, möchte ich Euch neben "Immortelle", an der ich zusammen mit FunnyChrissy arbeite, meine neue und nächte Fotostory "Tiefer als der Schmerz" präsentieren.

    Die Geschichte ist schon fertig geschrieben - sie ist wie Sternenstaub schon vor einer Weile entstanden - allerdings ist die Fotostory noch nicht fertig gestellt, das heißt, ich muss mich noch durchfotografieren und einige Änderungen vornehmen.

    Trotzdem denke ich, dass ich mit den Fortsetzungen in der Regel nachkommen werde und ihr nicht allzu lange warten müsst.

    Und nun hoffe ich, dass Euch die Story gefällt. Über Kommentare und Kritik freue ich mich natürlich jederzeit sehr und natürlich benachrichtige ich auch.


    Und nun viel Spaß mit


    Cover by Innad

    Copyright by Innad, alle Rechte vorbehalten




    http://de.youtube.com/watch?v=BFLNfeC9chE

  • Prolog


    Es war ein ruhiger Sonntagnachmittag, als Tessa Wagner sich unter einen großen, ruhigen Baum im Schatten setzte und ihr Tagebuch hervorholte. Sie hatte entschieden ihre Geschichte aufzuschreiben, um niemals zu vergessen, was in den letzten Jahren geschehen war.


    "Wenn ich an die Zeit zurückdenke, als ich noch ein kleines Mädchen war, so kommt sie mir so leicht und unbeschwert vor, gleich einer samtenen Feder, die sich in die Lüfte erhebt, ohne zu wissen, was Schwerkraft und Trauer oder Anstrengung sein könnten.
    Lange Zeit glaubte ich mich eingehüllt in diese weiche Blase aus Friedseligkeit, in der mich nichts und niemand stören konnte außer meinen eigenen manchmal traurigen Gedanken, die oft solche Nichtigkeiten zum Anlass fanden, dass sie mir heute tatsächlich ein feines Lächeln entlocken können."



    Tessa sah auf. Über ihr rauschten die Blätter des Baumes, als wollten sie ihren zitternden Fingern Ruhe und Erhabenheit einflößen. Für einen Moment zauderte sie, ob sie wirklich weiterschreiben sollte. Zu sehr spürte sie die Angst vor all den Erinnerungen und den damit verknüpften Empfindungen, welche ihr Herz zusammenzogen und es sich wie ein schwerer, nasser Sack anfühlen ließen - und es gleichzeitig zu seltsam flattrigem Schlag verleiteten.

    Sie stand auf und holte tief Luft. Hier stand sie nun, mit ihren 24 Jahren, kurz vor dem Abschluss ihres Studiums. Ihre hellblauen Augen funkelten im Sonnenlicht und ließen nichts von den Leiden erahnen, die sie nur wenige Jahre zuvor durchlebt hatte.



    Doch nun war ihre Geschichte zu Ende ... und fing vielleicht gerade erst an? Vieles war geschehen in diesen Jahren und eigentlich fühlte sie sich heute glücklich, sehr glücklich sogar. Doch um sich mit allem, was ihr widerfahren war, endgültig auszusöhnen, musste sie zurück eintauchen in diese Zeiten, in denen sich Licht und Schatten abwechselten, aufeinander folgten wie flattrige Wimpernschläge und sie mit Leichtigkeit hinauf- und herabschleuderten, ohne sie jemals wissen zu lassen, ob sie am Ende in die Dunkelheit stürzen oder weich gefangen würde.

    So setzte Tessa sich wieder in den Schatten des Baumes und begann zu schreiben. Vor ihren Augen lebten all die Menschen auf, die ihr nahe standen. Sie sah ihren Vater auf der Couch sitzen und Zeitung lesen, wie er es so oft tat.



    Er war erfolgreicher Anwalt und selten zu Hause. Er liebte seine Arbeit, reiste viel in der Welt umher, um große Firmen zu vertreten. Er ermöglichte auf diese Weise seiner kleinen Familie ein luxuriöses, angenehmes Leben - aber viel voneinander hatten sie nie gehabt.

    Ihre Mutter hatte sich nach der Hochzeit einen Traum erfüllt und ein Kosmetikstudio in der Innenstadt eröffnet. Entsprechend unpassend kam die Schwangerschaft mit Tessa, doch ihre Mutter ließ dies ihre Tochter nie spüren. Auf ihre Karriere zu verzichten kam ihr dennoch nicht in den Sinn.



    So war es kein Wunder, dass Tessa als wärmste und gegenwärtigste Person ihrer Kindheit und Jugend nur ein Bild vor Augen hatte:
    Tante Tru!



    Tante Tru war wohl die gütigste Person, die man sich vorstellen konnte. Nur wenige Monate nach Tessas Geburt stellte man sie als Haushälterin und Kindermädchen ein. Sie kümmerte sich um alles, wofür Mutter und Vater keine Zeit hatten - und das war eine Menge.

    Sie kochte, backte und putzte und hielt das Haus in perfekter Ordnung.



    Doch was viel wichtiger war - sie war für Tessa da, wann immer diese sie brauchte. Sie war es, die ihr Pflaster auf die Wunden klebte, wenn sie sich ein Bein aufgeschürft hatte und sie war es, die ihr meistens eine GuteNacht Geschichte vorlas.

    Als Tessa älter wurde, begann sie die Einsamkeit im Haus zu genießen. Sie nutzte die Freiheiten, die ihre Eltern ihr ließen, aber sie nutzt sie nie AUS. Oft versammelte sich die komplette Clique im Wagnerschen Wohnzimmer und schlug die Zeit tot.

    Lächelnd musste Tessa daran denken, als sie den Stift ansetzte. Doch wo waren heute all ihre Bekannten aus der damaligen Zeit? Sie wusste es nicht.



    So begann sie zu schreiben: "Nach dem Abitur gingen wir alle unsere Wege. Manche von uns begannen zu studieren und zogen in andere Städte, verteilt über den ganzen Globus. Andere begannen eine Ausbildung und vergassen ihre alten Freunde gänzlich. Wir verstreuten uns in alle Himmelsrichtunge und jeder von uns fand seinen ganz eigenen Weg. Und so brachte mich der meine eines Tages zu... Jess."

  • Kapitel 1


    Es war ein Sonntag im späten Sommer. Ein frecher Sonnenstrahl kitzelte Tessa an der Nase, doch die junge Frau ließ sich nicht davon beeindrucken. Ein kurzer Blick auf ihren Wecker zeigte ihr, dass es noch viel zu früh zum Aufstehen war. Sie fühlte sich müde und schläfrig und aalte sich in dem wonnigen Gefühl, einen Tag vor sich zu haben, an dem sie nahezu nichts zu erledigen hatte. Welch ein Luxus! dachte Tessa sich genießerisch und entschloss sich kurzerhand, den Tag vorerst im Bett zu verbringen.

    Schnell hatte sie sich wieder in den Kissen vergraben und nur wenig Minuten später hatte der freche Sonnenstrahl seinen Kampf verloren und die junge Frau schlief erneut tief und fest.



    Draußen im Flur knarzten die Holzdielen geräuschvoll. Tessa rümpfte die Nase und drehte sich brummelnd auf die andere Seite. Ihr Vorhaben, den Vormittag zu verschlafen, schien sich wohl doch nicht in die Tat umsetzen zu lassen.

    Wieso musste das aber auch immer so einen vermaledeiten Krach machen, wenn irgendjemand durch den Flur zur Toilette ging? Gähnend rieb Tessa sich die Augen. Das Bett war so warm und gemütlich, dass sie keine Lust verspürte, es zu verlassen. Aber nun war sie wach und sich noch einmal in den Schlaf zu kuscheln, dazu hatte sie nach dem zweitmaligen unschönen Wecken tatsächlich keine Muse mehr.

    Mit zusammengekniffenen Augen schlug sie darum die Bettdecke zurück und erhob sich gähnend, ohne zu merken, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer war.



    "Na, du Langschläferin?" sagte eine lachende Stimme. "Hast du auch endlich ausgeschlafen?"

    Tessa fuhr herum und blickte in zwei spitzbübisch funkelnde, grüne Augen.
    "Niklas!" entfuhr es ihr. "Was machst du denn hier? Wie kommst du überhaupt hier rein?"

    Niklas grinste frech. "Deine Mutter hat mich reingelassen. Ich dachte, ich sollte mal den sonntäglichen Weckdienst aktivieren, bevor du noch die nächsten hundert Jahre zu verschlafen gedenkst."



    Tessa musste gegen ihren Willen lächeln. Das war typisch Niklas! Kein anderer hätte es gewagt, einfach mitten am Morgen so mir nichts- dir nichts in ihr Zimmer zu stapfen und sie aus dem Schlaf zu reißen. Doch Niklas durfte das - und das aus guten Gründen.

    Er war ihr engster Vertrauer und liebster Freund - und lange Zeit war er sogar noch mehr als das gewesen. Schon im Kindergarten waren sie befreundet gewesen und irgendwann einmal hatten sie sich dazu entschlossen, später einmal "Mutter-Vater-Kind" zu sein. In der Pubertät geriet diese Sache zuerst in Vergessenheit, aber irgendwann flammte die Leidenschaft zwischen beiden wieder auf. Die Beziehung hielt knappe zwei Jahre, dann mussten beide feststellen, dass sie als Liebespaar nicht wirklich funktionierten - eine tiefe, innige Freundschaft jedoch war das, was sie aus diesen Jahren mitnahmen.

    Tessa gähnte herzhaft.



    "Die nächsten hundert Jahre verschlafen? Ich wäre schon froh, wenn ich es nur einmal EINEN Sonntag schaffen würde, länger als bis zehn Uhr zu schlafen."

    Niklas lachte schallend auf. "Was lachst du denn jetzt so?" Tessa verzog das Gesicht.
    "Warum ich lache? Schau mal auf die Uhr, du alte Schnarchnase. Ich denke, deinen zehn-Uhr-Rekord hast du definitiv geschlagen, wenn du nicht gerade von zehn Uhr abends redest!"

    Tessa warf einen hektischen Blick auf die Uhr und merkte, wie ihr die Gesichtszüge entgleisten. "Das gibt es nicht!" rief sie. "Es kann nie im Leben fünf Uhr abends sein!"

    Niklas derweil bekam sich vor Lachen nicht mehr und hielt sich inzwischen grölend den Bauch.



    Tessa runzelte die Stirn. "Hör mal, so witzig ist das nun auch wieder nicht. Sag mir lieber, was dich dazu bringt, mich in aller Herrgottsfrühe..." Wieder entwich Niklas ein prustendes Lachen und Tessa verbesserte sich: "Mich aus dem Bett zu werfen, zu welcher Uhrzeit auch immer."

    Niklas sah auf und verkniff sich ein erneutes Lachen, während Tessa an sich herunterblickte und sich mit einemmal dringend nach einer Dusche und richtiger Kleidung sehnte - auch wenn sie sich vor Niklas nicht schämte, schließlich hatten sie schon im Sandkasten miteinander gespielt.

    "Ich wollte dich etwas wichtiges fragen - und etwas mit dir besprechen." Niklas Gesichtszüge wurden ernster und Tessa spürte instinktiv, dass ihren besten Freund etwas zu belasten schien.



    "Komm, setzen wir uns", meinte Tessa und ließ sich in die gemütlichen hellen Polster ihrer Couch fallen. Niklas setzte sich neben sie und begann herumzudrucksen: "Weißt du - eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob wir heute Abend zusammen ins ´TakeOff´gehen wollen?"
    Tessa zog die Augenbrauen hoch. "An einem Sonntagabend losziehen? Was sind das denn für neue Angewohnheiten? Wobei ich zugegebenermaßen nicht behaupten kann, nicht ausgeschlafen zu sein." Sie grinste ein wenig über sich selbst. "Trotzdem machen wir das sonst doch nie - gibt es einen besonderen Grund?"



    Niklas räusperte sich verlegen und rutschte unruhig auf der Couch hin und her.

  • "Nun ja - es ist so. Ich hab vorhin mit Bettina telefoniert und sie hat mir gesagt, dass sie heute Abend da sein wird und ich hab daraufhin gesagt, dass wir ja auch kommen wollen. Ich - hab das einfach so dahin gesagt, weil - es wäre für mich eine wahnsinnige Chance, weißt du..."



    Tessa lächelte leise. Seit Wochen redete Niklas nur noch von Bettina, die er auf der Uni kennengelernt hatte. Aber er kam einfach nicht richtig an sie heran und obwohl man es ihm nicht ansah, konnte er furchtbar schüchtern sein.

    "Dann sieht die Sache natürlich anders aus", sagte sie gnädig und grinste ihn an. "Ich werd es ja nicht verantworten wollen, dass du mir die nächsten fünf Wochen immer noch die Ohren wegen ihr volljammerst." Sie zwinkerte frech. "Also pass auf - ich muss jetzt erstmal unter die Dusche und dann muss ich noch frühstücken - oder Abendessen, wie auch immer. Danach brauche ich noch eine Stunde, um einen Artikel für die Zeitung fertigzustellen, weil ich den morgen abgeben muss..."

    Tessa überlegte einen Moment und sagte dann. "Also holst du mich am besten um acht Uhr ab. Aber ich will um Mitternacht wieder hier sein, ich muss morgen früh raus."



    "Kein Problem, Tessalein!" sagte Niklas fröhlich. "Ich bringe dich um punkt zwölf Uhr nach Hause, wenn es sein muss, trage ich dich eigenhändig ins Bett!"

    Tessa lachte herzhaft auf. "Das werde ich schon noch alleine schaffen, mein Lieber." Sie sah ihn sanft an. "Ich wünsch dir wirklich sehr, dass das mit Bettina klappt. Du hast es verdient. Und wenn sie dich nicht nimmt, weiß sie nicht, was gut ist."



    Niklas lächelte Tessa an. "Danke, Tessalein. Dein Wort in Gottes Ohr. Und nun sag - du machst dich heute Abend aber richtig hübsch, oder? Vielleicht können wir dich sogar auch noch verkuppeln! Das wäre doch wunderbar, oder? Wenn wir beiden am selben Abend jemanden fänden?"



    Tessa lachte kurz auf, aber ihre Stimme klang bitter, als sie sagte: "Ach hör doch auf, Niklas. Für wen soll ich mich hübsch machen, wen interessiert das denn. Und auf Männerschau bin ich schon lange nicht mehr."

    Niklas sah sie aufmerksam an. "Was ist mit dir los? Bist du traurig?"
    Tessa schüttelte den Kopf. "Nein - nein, bin ich nicht. Es ist nur so... ich will zur Zeit gar keinen Freund haben. Ich muss mich auf Uni und Arbeit konzentrieren, was anderes ist gar nicht wichtig."
    "Ach was, Tessa. Jeder Mensch braucht Liebe", sagte Niklas altklug. "Und ich will nie mehr hören, dass es niemanden interessiert, ob du hübsch bist oder nicht. Ohnehin bist du hübsch, ob mit oder ohne Schminke - und MICH interessiert es."

    Seine Worte jagten Tessa warme Schauer über den Rücken und sie lächelte ihn sachte an.

    Niklas erhob sich und zog seine Augenbrauen zusammen. Sein Gesicht sah wieder spitzbübisch aus und grinsend sagte er: "Obwohl, wenn ich mir dich so anschaue, dann siehst du momentan eher aus wie..."

    Tessa sprang auf und funkelte ihn spaßeshalber an. "Nun? Wie...?"



    Niklas begann schallend zu lachen. "Wie eine Gewitterhexe! Du gehörst wirklich dringend unter die Dusche!"

    Tessa ballte die Hand spielerisch zur Faust. "Dann pass bloß auf, dass ich dir keine Blitze in deinen allerwertsten schieße, du Frechdachs!"



    Niklas winkte ab. "Damit kann ich leben. Und nun lass ich dich alleine, damit du duschen gehen kannst und nachher auch rechtzeitig fertig bist. Wartest du dann vorm Haus, wie immer?"

    Tessa nickte und umarmte Niklas kurz.



    Er gab ihr einen freundschaftlichen Nasenstümper und verabschiedete sich mit den Worten: "Dann bis gleich, du alte Hexe!"

    Die Türe schnappte zu und Tessa blieb alleine im Zimmer zurück. Dieser Niklas! Sie musste gegen ihren Willen grinsen und begann, sich auf den heutigen Abend zu freuen. Und vielleicht hatte Niklas ja gar nicht unrecht... und der Zufall würde ihr heute Abend das große Liebesglück bringen?

    Bei diesem Gedanken stahl sich ein sanftes Lächeln auf ihr Gesicht.



    Das Schlagen der Standuhr im Wohnzimmer riss sie schließlich aus ihren Gedanken - sie musste sich beeilen, wenn sie alles bis um acht Uhr schaffen wollte.

    Nur wenige Minuten später stand sie unter der Dusche und während das warme Wasser über ihren Körper lief, träumte sie schon wieder von diesem einen Moment, in dem sie spüren würde, dass sich ihr Leben verändern sollte. Und irgendetwas in ihr flüsterte ihr zu, dass dieser Moment nicht mehr weit entfernt zu sein schien.



    Fortsetzung folgt.

  • Hey Innad!
    Schön das du schon wieder was neues bringst :D
    Mit Chrissy zusammen ist zwar auch supi, aber eben nicht das selbe ;)
    Der Anfang klingt eigentlich nach einer richtig traurigen Geschichte, das arme Mädel etc. Aber wenn ich so weiter les denk ich eigentlich es geht ihr doch ziemlich gut.
    Die Freundschaft mit Niklas beschreibst du sehr glaubwürdig ^^
    Ich mein, der Beste Freund seit dem Kindergarten, 2 Jahre Beziehung, war nix, und er darf sie Wecken +löl+ Sehr schön! :applaus
    Bin schon gespannt was dann 'heute Abend' geht, und wie die anderen Gesichter wohl aussehen.
    Ob sie wirklich jemanden kennenlernt? Vielleicht Jess? Bin gespannt wer das ist :misstrau
    ~LG, Tear

    [LEFT][SIZE=4][SIZE=3]Only a[/SIZE][/SIZE][SIZE=3] »[/SIZE][SIZE=4][SIZE=3]Vampire[/SIZE][/SIZE]«
    [center][SIZE=3]♥ [/SIZE][SIZE=3]♥ [/SIZE][SIZE=3]♥ [/SIZE][SIZE=3]♥ [/SIZE][SIZE=3]♥[/SIZE][/center]
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    [right][SIZE=3]can love you forever [/SIZE]:luvlove [/right]

  • Kapitel 2


    Tessa strich sich sachte eine Strähne aus ihrem Gesicht und sah sich dann p rüfend im Spiegel an. Sie dachte an das, was Niklas zu ihr gesagt hatte: „Mach dich hübsch für heute Abend…“
    Ihr Hochgefühl von vorhin war verschwunden. Im Moment war es ihr sogar eher danach, sich selbst ein wenig dafür zu schelten, solche unsinnigen Gedanken gehabt zu haben.
    Es war, wie sie gesagt hatte – für einen Freund hatte sie eigentlich gerade weder Muse noch Zeit. Ihre Arbeit bei der Zeitung nahm sie zu sehr ein. Es war zwar nur eine Überbrückung, bis sie endlich den ersehnten Studienplatz im Journalismus bekommen würde, aber er war fordernd und anstrengend. Zwar schrieb sie meistens nur über regionale Dinge wie Vereinstreffen oder wurde dazu auserkoren, lästige Büroarbeiten zu erledigen – aber sie war schließlich nur eine Art Praktikantin oder Aushilfe und durfte sich nicht viel davon erwarten. Dennoch war es eine gute Sache, dass sie schon einmal „Zeitungsluft“ schnuppern konnte und ab und an durfte sie sogar kleine Interviews schreiben und ihr Chef hatte ihr gesagt, wenn sie eine Idee für einen Artikel hatte, solle sie einfach drauf los tippen und er würde ihn sich ansehen. Bisher war diese Idee ihr aber noch nicht so recht über den Weg gelaufen.
    Sie warf einen erneuten und letzten Blick in den Spiegel und befand, dass ihr Aussehen für diesen Abend definitiv gut genug war. Schließlich war es Niklas´ großer Abend und nicht ihrer!



    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es bereits fünf nach acht war und sie sich sputen musste. Also steckte sie nur schnell den Kopf ins Wohnzimmer und verabschiedete sich rasch von ihren Eltern, um sich dann geduldig wartend vor der Haustür zu positionieren.
    Sie warf einen erneuten Blick auf die Uhr, es war inzwischen fast viertel nach und von Niklas keine Spur. Dass er schon einmal ein paar Minuten zu spät kam, war nichts neues, aber eine so heftige Verspätung hatte Tessa selten erlebt.
    Nach weiteren zehn Minuten griff sie zu ihrem Handy, doch es meldete sich nur die Mailbox. Tessa zog die Stirn in Falten und fragte sich, ob sie etwas falsch verstanden hatte. Aber nein, Niklas hatte klar und deutlich „acht Uhr“ gesagt und dass er sie abholen wolle.
    Sie verschränkte genervt die Arme. Langsam taten ihr die Füße in den hochhackigen Sandalen, die sie übergestreift hatte, weh und der laue Abend hatte eine merkliche Abkühlung erfahren, seit sich im Horizont dicke Wolkenberge vor den funkelnden Sternenhimmel geschoben hatten.
    Als Tessa weitere zehn Minuten später der erste Regentropfen auf ihre sommersprossenbedeckte Nase traf, rümpfte sie diese angewidert und stieß einige Flüche aus, die allesamt den Namen „Niklas“ enthielten.



    Der Abend war für sie gelaufen, so beschloss sie. Also drehte sie sich auf dem Absatz um und ließ die Tür geräuschvoll ins Schloss fallen.
    Den überraschten Blicken ihrer Eltern, als sie wieder ins Zimmer gestapft kam, setzte sie nur ein brummelndes „Niklas, dieser Idiot!“ entgegen und nachdem sie sich in der Küche mit einem riesigen Stück Schokokuchen getröstet hatte, ging sie zurück in ihr Zimmer und schlüpfte in einen gemütlichen Trainingsanzug, um den Rest des Abends faul auf der Couch zu verbringen.
    Eine Weile grübelte sie, ob Niklas auch nichts zugestoßen sein mochte, doch da sie ihn nach wie vor nicht auf dem Handy erreichte, beschloss sie, erst einmal abzuwarten. Bei Niklas wusste man schließlich nie…
    Tessa kannte ihren alten Freund wie ihre Westentasche – nur eine halbe Stunde später ertönte ein zaghaftes Klopfen an ihrer Tür und einen Moment später kam Niklas mit schuldbewusster Miene ins Zimmer gestiefelt.



    „Asche über mein Haupt, Tessa!“ rief er sogleich.
    Sie musste gegen ihren Willen grinsen. Er war einfach unverbesserlich.
    „Nun? Was hast du mir zu sagen?“ Krampfhaft versuchte sie ernst zu bleiben, was ihr beim Anblick seines schuldbewusst verzogenen Gesichts mit den großen Augen nicht wirklich gelang.
    „Es tut mir wahnsinnig leid, aber mir ist etwas ganz wundervolles dazwischen gekommen! Bettina hat angerufen und abgesagt!“
    Tessa stand auf und verzog das Gesicht. „Das musst du mir erklären, wieso ist das wundervoll?“
    „Na, weil wir bis eben telefoniert haben!“ lachte Niklas.
    „Ja sag mal, du hättest mich doch aber wenigstens anrufen können!“ beschwerte Tessa sich nun. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, du Quatschkopf!“



    Niklas zuckte lachend mit den Schultern. „Wie soll ich dich denn bitte anrufen, wenn ich selbst telefoniere?“
    Grummelnd zog Tessa die Brauen in die Höhe. „Sag mir wenigstens, ob ich umsonst eine dreiviertel Stunde vor der Tür auf die gewartet hab oder nicht.“
    „Nein, hast du nicht!“ Niklas strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Wir sind uns richtig nah gekommen, Tessa! Und morgen wollen wir uns im Café treffen. Ich glaube, ich bin ganz dicht dran. Sie hat gesagt, sie mag mich sehr gerne. Das ist doch gut, oder?“



    Tessa schlug vergnügt in die Hände. „Mensch, Niklas, das ist nicht nur gut, das ist eindeutig! Mein Gott, freu ich mich für dich!“ Sie hatte schon lange wieder vergessen, dass sie ihm eigentlich hatte böse sein wollen.



    Niklas jedoch war sich seines Fehltrittes durchaus noch bewusst und sagte entschuldigend. „Es tut mir echt leid, dass ich dich versetzt habe. Aber wenn du noch Lust hast, lade ich dich zur Entschuldigung gerne auf einen kleinen Drink ein. Wie wäre es, wenn wir zu *Schusters* gehen?“
    Tessa überlegte einen Moment. Eigentlich hatte sie entschieden, den Abend zu Hause zu verbringen, aber Niklas´ Angebot war verführerisch und wer wusste schon, wie oft sie ihn in den nächsten Wochen noch alleine zu Gesicht bekommen würde – wenn er mit Bettina zusammen käme. Denn Tessa war schließlich ein Mädchen wie alle anderen und wusste genau, dass Niklas` Freundinnen es nicht gerne sahen, dass sie noch so gut befreundet waren – vor allem nicht vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sie selbst einmal ein Liebespaar zu sein versucht hatten.
    „Also gut“, willigte sie darum ein. „Ich zieh mir nur rasch was anderes an, warte du im Auto.“



    Diesmal machte sie sich keine große Mühe um ihr Outfit, das *Schusters* war ihr absolutes Stammcafé und dort würde sie mit Sicherheit niemanden begegnen, der ihr Leben verändern würde. Also schlüpfte sie nur schnell in Jeans und ein Shirt und ließ sich zwei Minuten später neben Niklas ins Auto fallen.

  • Während dieser den Motor anwarf und losfuhr, sah sie nachdenklich aus dem Fenster.



    Sie wünschte Niklas von Herzen, dass er in Bettina eine gute Partnerin würde finden können und doch schmerzte sie der Gedanke daran, ihn bald entbehren zu müssen. Seit sich die Clique verstreut hatte, beschlich sie manchesmal das Gefühl von Einsamkeit und einem „Nicht-Gebraucht-Werden“. Seit Tagen ging ihr die Frage nach dem Sinn ihres Daseins im Kopf herum. Sie war nicht depressiv oder zweifelte an ihrer Art zu leben oder dem Leben ganz allgemeinhin. Nur schien sich in letzter Zeit alles in einen so gemächlichen und doch aufreibenden Trott hineinzufinden, dass sie manchen Morgen aufwachte und sich fragte, was der Sinn und Zweck an dieser ganzen maschinerieartigen Sache namens „Leben“ sein mochte.
    „Was ist los, Tessa?“ unterbrach Niklas ihren philosophischen Gedankenausflug. „Du schaust so verträumt aus dem Fenster. Ist was?“



    Tessa zuckte mit den Schultern. „Ach nein, es ist alles in Ordnung soweit…“
    „Soweit?“ Niklas sah sie p rüfend an. „Ich kenn dich doch. Was ist dir für eine Laus über di Leber gelaufen? Ich bin gerade in derartiger Hochstimmung, dass ich genug gute Laune für uns beide habe. Also sag schon.“
    „Ach ich weiß nicht“, erwiderte Tessa langsam. „Irgendwie ödet mich momentan alles an. Dabei ist es nicht einmal langweilig, wie mein Leben momentan läuft. Aber irgendwie hat sich alles so eingefahren. Ich beneide dich regelrecht um die Veränderung, die nun in form von Bettina in dein leben tritt. Eine neue Liebe, wie aufregend das sein muss.“



    Niklas warf ihr einen Seitenblick zu. „Sehnst du dich auch nach einem Freund?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich. Ich bin ja ganz zufrieden so wie es ist. Und doch auch wieder nicht. Aber das hat nichts mit einem Freund zu tun. Ich wünschte nur, mein Alltag wäre irgendwie… inniger… lebendiger. Ich kann es gar nicht ausdrücken. Seit dem Abitur ist irgendwie alles so … gewöhnlich. Ich weiß auch nicht.“
    Niklas dachte einen Moment nach und als er an der Ampel hielt, drehte er sich zu ihr und sagte: „Aber Alltag ist doch nicht schlechtes. Ich meine – auch wenn ich jetzt wirklich mit Bettina zusammenkomme, was zugegebenermaßen aufregend ist, lebe ich trotzdem meinen Alltag. Mein Leben geht mehr oder minder ganz normal weiter. Ich werde morgens aufstehen, duschen und Zähne putzen wie an jedem anderen Tag, weißt du. Eben nur mit einer Frau an meiner Seite.“



    Tessa schüttelte den Kopf. „So meine ich das nicht. In meinem Leben ist zur Zeit einfach keine Abwechslung. Es plätschert einfach nur so vor sich hin. Und ich warte darauf, dass etwas entscheidendes passiert. Manchmal fühle ich mich wie eine alte Großmutter.“
    Sie biss sich auf die Lippen.



    Niklas lachte. „So siehst du jedenfalls nicht aus.“
    „Na danke, das ist ja schon mal etwas, nicht wahr“, sagte Tessa zynisch. „Ernsthaft, ich meine einfach nur, dass mein Leben momentan so… so…“
    „Normal ist?“ vollendete Niklas ihren Satz und Tessa bejahte.
    „Aber das ist doch nichts schlechtes. Schlag dir diesen Traum von einem entschiedenen, welterschütternden Ereignis aus dem Kopf, so etwas geschieht nur zu selten und ist meistens nichts positives. Normalität bedeutet Stabilität und Beständigkeit und das ist etwas sehr gutes, Tessa.“
    Er sah sie wieder an. „Wer weiß, vielleicht wirst du dir bald wünschen, diese ruhigen und völlig normalen Zeiten würden zurückkehren?“



    Tessa schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin. Es muss etwas geschehen. Ich weiß, dass ich unzufrieden bin, aber ich weiß nicht wieso. Eine veränderung jedweder Art wäre gut für mich. Da bin ich mir ganz sicher.“



    Niklas schwieg dazu und auch Tessa richtete ihren Blick wieder auf die Straße. Hätten die beiden geahnt, welch heftiger Donnerschlag bald in tessas Leben treten und es aus ihren Fugen bringen würde – vermutlich hätte keiner von beiden es glauben können.
    Doch in diesem Moment rauschten sie noch ahnungslos durch die Stille der Nacht und fühlten sich sicher in der Gewissheit ihres ganz normalen, ruhigen Daseins.



    Fortsetzung folgt

  • Meine liebe Tear
    da hab ich doch vor lauter Onlinestellen vergessen, Deinen Kommi zu kommentieren :) Asche über mein Haupt! Ich freu mich sehr, dass Du wieder mitliest! Auf Jess darfst Du gespannt sein, aber erstmal bleibt es nur ein Name :)
    Niklas ist ein echt guter Freund ja, und wer weiß, was Tessa wirklich für ihn fühlt ;) Aber ich verrate mal noch nichts und hoffe, Du liest weiter mit und bist gespannt

  • Liebe Dani

    erstmal vielen lieben Dank für Deinen Kommi, ich freu mich wahnsinnig über jeden und Deinen ganz besonders!
    Hihi, find ich ja witzig, dass Niklas dich an Deinen Bruder erinnert. Das ist ja ein Ding. Aber manchmal hat man das, ich kenn das auch.

    PageRanking - das ist irgendwas vom Forum aus. Das heißt eigentlich immer " p r ü f e n d".
    Ich habs nun mal mit einem Abstand versehen.

  • Ich werd mich dann auch hier mal in deine Kommiliste eintragen :-). Du weisst ja, dass ich ein grosser Fan deiner Storys bin. Gerade dein Stil ist so aussagekräftig und ausgereift...find ich klasse!
    Die Fotos passen richtig gut zu den Textstellen, untermalen das Geschehen auf eine besondere Art und Weise.
    Die Hauptcharaktere sagen mir besonders zu. Ist auch wichtig, dass man diese mag oder verstehen kann. Gerade Tessa erinnert mich ein wenig auch an meine Jugendzeit. Ich war genauso - zielstrebig, ehrgeizig und ruhig. So schätze ich Tessa jedenfalls ein. Sie scheint nicht besonders chaotisch zu sein. Eher beständig.
    Ihr Leben mag für sie gerade langweilig wirken, aber ich finde sie geht ihren Weg und glaubt an ihre Ziele. Das ist Stärke und Alltag ist etwas, das wird uns immer wieder begegnen. Ich bin um Normalität dankbar, weil meist läuft eh alles durcheinander. Daher genieße ich es, wenn es mal normal läuft. Gerade beruflich......da kenne ich das Wort normal gar nicht ;-).
    Niklas ist mir total sympathisch. Gerade seine Schüchternheit find ich goldig und liebenswert. Ich mag Männer, die nicht schnurrgerade auf ihr Ziel losschießen, sondern sich heran tasten und vorsichtiger sind. Das zeigt, dass es ihnen ernst ist und sie auch Rücksicht auf dich nehmen.
    Ich hoffe mal, Tessa kommt mit dem klar was auch immer passieren wird. In Niklas scheint sie eine verlässliche und wertvolle Stütze zu haben.
    Ich freu mich auf das nächste Kapitel!!

    Deine Chrissy

    [CENTER][SIZE=5]"Dein Gesicht lächelt - aber deine Seele weint!"[/SIZE][/CENTER]
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    [CENTER][SIZE=3]Unsere Story:„Immortelle – Blume der Nacht!“ ONLINE! Innad und FunnyChrissy freuen sich auf Euch! [/SIZE][/CENTER]

  • Dieses mal erscheine ich nicht auf den letzten Drücker, sondern bin
    (fast:p) von Anfang an dabei. Und mein Name, ich heiße nämlich Wagner mit Nachnamen, kommt endlich auch mal vor. Bis jetzt gefällt mir die Geschichte sehr gut, ich hatte im Kindergarten mal nen Freund, mit dem ich später auch mal ne Familie gründen wollte xD! Ich hab ja viel mit Tessa gemeinsam. Und der Junge hatte auch braune Haare...Bist du zufällig Spion? Mittlerweile hab ich mich tüchtig mit ihm gezofft....
    Aber nun nochmal zu deiner Geschichte:
    Das Gefühl, wenn man seine Freunde net mehr sieht, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken, kenn ich nur zu gut. Ich finde die Gefühle hast du sehr gut dargestellt. Die Bilder selbst finde ich absolut genial. Und dieses Gefühl, wie bestellt und nicht abgeholt (in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes) dazustehen, is mir auch mehr als bekannt.
    Und zu den Sims selber: Ich finde es echt toll, das du nicht solche "Model-0-8-15-Sims" als Hauptpersonen hast, denn immer nur blond und blaue Augen is echt nervig (Dani, das beziehe bitte net als Kritik auf deine Story, zu Allie passt das echt gut). Auch wenn ich finde, das Tessa und Niklas rein optisch ein Traumpaar wären, der Charakter geht vor. Auf diese Bettina bin ich sehr gespannt.
    Fazit:
    Schöne Story, geniale Bilder.
    Das Thema wird gleich abboniert.(Schreibt man das so?)

    SCW

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!
    Das wird wieder eine schöne Fotostory da bin ich mir ganz sicher. Der Anfang gefällt mir nämlich schon sehr gut und ich mag Tessa jetzt schon und auch Niklas finde ich bis jetzt toll.
    Das hat man selten, das eine Freundschaft so viele Jahre hält und erst recht wenn es sich um zwei Geschlechter handelt. Also manche Tage da möchte ich auch nicht aufstehen, aber solange im Bett zu liegen habe ich noch nicht geschafft. :roftlIch musste so lachen als sie zur Uhr gesehen hatte.( "Das gibt es nicht!" rief sie. "Es kann nie im Leben fünf Uhr abends sein!") das fand ich so toll.
    Da möchte Niklas mit einer gewissen Bettina zusammenkommen und wie es aussieht könnte es sogar klappen. Tessa ist auf eine Art unzufrieden mit ihren momentanen Leben, na vielleicht fehlt ihr ja nur ein Partner denn so ein bisschen liebe braucht doch jeder. Oder sie hat auf eine gewisse art Angst das Niklas wenn er mit Bettina zusammengekommen ist, keine Zeit mehr für sie hat.
    Naja jedenfalls hat du die Beiden gut beschrieben, die Gefühle und Wünsche der einzelnen Personen gut rübergebracht und auch die Bilder finde ich sehr hübsch sowie auch passend zum geschriebenen Text.:applaus
    Ich bin sehr neugierig auf die Fs.
    (Niklas schwieg dazu und auch Tessa richtete ihren Blick wieder auf die Straße. Hätten die beiden geahnt, welch heftiger Donnerschlag bald in tessas Leben treten und es aus ihren Fugen bringen würde – vermutlich hätte keiner von beiden es glauben können.) und vor allem was da wohl passieren mag, ich hoffe nichts Schlimmes.:hua

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Hallo Innad!!


    Da ist ja noch ein Soloprojekt von dir *freu* aber ok, wer deine Signatur lesen kann ist klar im Vorteil :rollauge


    Tessa und Niklas waren also mal ein Paar und sind jetzt wieder nur gute Freunde? Das glaub ich Tessa nicht so ganz. Seien wir mal ehrlich: Wieviele Paare bzw. Ex-Paare haben es je von einer Beziehung zu einer reinen Freundschaft geschafft? Jeder von uns kennt doch den Spruch "Wir bleiben Freunde", aber wie oft konnte oder wurde der wirklich umgesetzt? Also bei mir persönlich hat das nie funktioniert! Einseitig meistens ja, aber das wars dann auch schon.... und daher denke ich, dass Tessa schon etwas daran zu kauen bekommen wird, wenn diese Bettina in Niklas Leben völlig eintreten wird!


    Jetzt weis ich natürlich nicht, ob das, was sich ereignen wird, etwas mit Bettina oder diesem/dieser uminösen Jessy zu tun haben wird *rätsel* aber ich gehe mal schwer davon aus.


    Du siehst einige Faktoren, die mich dazu animieren werden unbedingt weiter zu lesen! Hoffe auf eine baldige FS

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • chrissy: Wie lieb dass du doppelt kommentierst. Du schätzt Tessa schon ganz richtig ein. Sie ist beständig und vernünftig und hat ihre festen Ziele und doch ist sie irgendwie unzufrieden. Es läuft ihr sozusagen alles zu glatt momentan. Niklas ist ein sehr sanfter Mensch, ja, und er ist ein sehr guter Freund für Tessa, der ihr sehr nahe ist. Mehr kann ich noch nicht verraten, fürchte ich :-)

    @SCW: *froi* Ist das schön, dass Du auch mitliest, das find ich super!!! Also nein, ich hab Dir nicht hinterher spioniert :-D Finde es aber lustig, dass es diese Parallele gibt. Danke auf für das Kompliment bzgl der Sims. Findest Du echt, Niklas und Tessa passen optisch so gut zusammen? Ist mir nun gar nicht so aufgefallen.
    Man sieht daran, wie eng das Verhältnis der beiden Freunde ist, dass Tessa ihm die Dreiviertelstunde so verzeiht. Mh, ich fürchte, ICH wär stinkiger *lach*

    Ines: Schön, dass Du auch wieder mit dabei bist. Also, ich denke auch,Tessa braucht ein wenig Liebe, aber sie bezieht diese Unzufriedenheit wirlich nicht nur darauf. Ihr Leben läuft ihr sozusagen einfach zu sehr am Schnürchen. Sie ist gelangweilt. Übrigens hab ich es auch noch nie geschafft, bis 17 Uhr zu pennen. Kann man da abends überhaupt noch einschlafen ? *kicher* Ich freu mich sehr, dass Du wieder mitliest!!!

    Kiara: Oh, meine liebe Kiara hat die Story entdeckt, das freut mich ja total. Dein Einwand bzgl platonischer Freundschaft nach einer Beziehung ist absolut richtig, aber es gibt Fälle, da soll es geklappt haben- vielleicht ist das ja so einer? Und der/die/das ominöse Jess werdet ihr noch früh genug kennenlernen, keine Bange.

    Ich kann nun gar nicht viel zu Deinen Spekulatinen schreiben, weil ich sonst zuviel verrate. NUr soviel: Dein Scharfsinn hat Dich bei Sternenstaub schon sehr früh auf die richtige Fährte gebracht und Du hast da schon ein Talent für, aber vielleicht überrasch ich Dich diesmal ja auch? ;-)



    So ihr Lieben, es geht direkt weiter mit Kapitel 3. Viel Spaß dabei!


    Kapitel 3




    Es geschah nur fünf Tage später, am folgenden Freitag.
    Der Tag hatte eigentlich begonnen wie immer. Um neun Uhr war Tessa im Büro angekommen, hatte ordnungsgemäß erst einmal eine Runde Kaffee für den Rest der Redaktion gekocht und machte sich dann an ihre übliche Arbeit.
    Gegen Nachmittag verzog sich der Rest der Truppe in der üblichen Wochenend-Ausgaben-Sitzung und Tessa durfte wie so oft Telefondienst halten und nebenbei an einem langweiligen Artikel über das bevorstehende Mitgliedertreffen des Schützenvereins schreiben.
    Sie war nicht undankbar, als das Telefon sie einmal mehr aus dem langweiligen Geschreibsel holte und sie Niklas` Handynummer auf dem Display aufleuchten sah.



    „Niklas!“ sagte sie erfreut und nahm den Hörer ab. „Du rettest mich vorm Tod aus Langeweile. Was gibt es?“
    Vom anderen Ende der Leitung her drang Niklas aufgeweckte Stimme.
    „Ich dachte, die Zeitung sei dein Traumjob, Tessa“, lachte er. „Du klingst nicht gerade euphorisch.“
    Tessa runzelte die Stirn. „Schreib du mal über das Hahnschießen des Schützenvereins, dann wird dir das Lachen vergehen.“
    „Nun – jeder hat schließlich mal klein angefangen.“
    Leicht angesäuert brummte Tessa: „Rufst du nun an, um mich zu belehren oder gibt es was wichtiges?“
    Beschwichtigend sagte Niklas: „Natürlich ruf ich deswegen nicht an. Ich hab vorhin mit Mickey telefoniert und er sagte, einige aus der Clique sind dieses Wochenende in der Stadt und hat spontan entschieden, seine Bude für eine kleine Wiedersehensfeier zur Verfügung zu stellen. Du kommst doch, oder?“
    Tessa schwieg einen Moment.



    Eigentlich hatte sie sich auf einen ruhigen Abend zu Haus gefreut, doch die Vorstellung, die alten Gesichter wiederzusehen, war auch sehr verlockend.
    „Du wirst doch nicht etwa daran denken, zu Haus zu bleiben?“ posaunte Niklas da auch schon.
    „Na hör mal“, erwiderte Tessa. „Es haben es eben nicht alle so schön wie der Herr Student, der den kompletten Freitag zu haus vergammeln kann. Ich bin seit sieben auf den Beinen.“




    Niklas lachte am anderen Ende des Telefons und sagte dann: „Ich lass dich gar nicht zu Hause bleiben, dass das gleich klar ist.“
    Tessa gab sich geschlagen. „Na gut, du hast mich überredet. Soll ich etwas mitbringen?“
    „Ja, Mickey sagte, es fehlen noch Getränke und Knabbersachen und Süßigkeiten.“
    Tessa überlegte. „Okay, dann fahre ich nach der Arbeit direkt hier in den Supermarkt um die Ecke, das ist am einfachsten. Holst du mich denn ab, wie immer?“
    Niklas druckste herum. „Sonst gerne, das weißt du, Tessa, aber…“
    Tessa seufzte. „Ich versteh schon. Du bringst vermutlich Bettina mit, hab ich recht?“
    „Bist du sauer?“
    „Ach was!“ rief Tessa aufgebracht. „Es ist ohnehin besser für mich, selbst zu fahren, dann kann ich gehen, wann ich will, denn du bist bestimmt nicht so schnell müde wie ich.“
    „Tessa, wirklich, sonst gerne, aber…“
    „Niklas! Es ist in Ordnung“, rief Tessa. „Es ist doch ganz klar, dass du Bettina mitbringst, ihr seid jetzt immerhin ein Paar!“



    Sie sah Niklas grinsendes Gesicht regelrecht vor sich. Vor zwei Tagen hatte er sie abends aufgeregt angerufen und ihr die großen Neuigkeiten mitgeteilt. Tessa freute sich für ihn. Sie kannte Bettina nur flüchtig von ein oder zwei Treffen, aber sie war ein liebes Mädchen.
    „Gut, dann sehen wir uns heute Abend bei Mickey. Ich weiß nicht, ob ich es um acht schaffe“, sagte Tessa. „Kann auch einen Tick später werden.“
    „Bis nachher, Tessa.“
    Tessa legte auf, seufzte und setzte sich wohl oder übel wieder an ihren Artikel über den Schützenkönig.



    Es war kurz nach sechs, als Tessa vor dem kleinen Supermarkt in der Innenstadt parkte und mit einem Einkaufskorb bewaffnet durch die Regale streifte.
    Glücklicherweise war es nicht besonders voll, auch wenn Freitagabend war.
    Als sie gerade in den Kühltruhen nach Windbeuteln, die bei solchen Parties immer gut ankamen, stöberte, fiel ihr einige Meter weiter eine alte Dame auf, die wie gebannt auf eines der Produkte im Kühlregal starrte und die Lippen stumm bewegte.



    Tessa beobachtete sie eine kleine Weile und begriff schnell, dass die Dame versuchte, das Verfallsdatum auf einem der Saftbottiche zu lesen, es aber offenbar zu klein gedruckt war.
    Sie gab ihrem Herzen einen Stoß und ging auf die alte Dame zu. Wenn sie eines in ihrem Beruf lernen musste, dann, auf andere zuzugehen!
    „Entschuldigen Sie“, sagte sie höflich. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    Die alte Frau drehte sich um und lächelte ihrer Retterin freundlich zu.
    „Oh, das wäre wirklich sehr nett von Ihnen, Fräulein – ich habe einfach keine guten Augen mehr, wissen Sie. Und ich kann nicht entziffern, wann dieser Saft hier abläuft. Ich trinke ihn nur so selten, müssen Sie wissen, aber meine Enkelin liebt Saft, darum habe ich immer etwas davon im Haus.“
    Tessa lächelte freundlich. „Ich kann Ihnen bestimmt helfen. Das ist aber auch klein geschrieben!“



    Sie sah genau auf die Packung und teilte der Dame dann mit, was sie wissen wollte.
    Dankbar sah diese sie an.
    „Ich muss sagen, ich treffe selten so nette, junge Leute wie Sie, Fräulein“, sagte sie lächelnd. „Das ist wirklich erfrischend und Ihre Eltern können wahrlich stolz auf Sie sein.“
    Sie legte die Saftpackungen in Ihre Tasche und verabschiedete sich mit den herzlichen Worten: „Möge Gott Sie segnen.“



    Tessa schluckte und war sehr stolz auf sich. Normalerweise war sie eher scheu und traute sich nur schwer, fremde Menschen anzusprechen, doch diese Erfahrung war viel wert für sie.
    Sie sah der altem Dame nach, wie diese an die Kasse schlurfte und bezahlte.
    Lächelnd widmete sie sich dann wieder ihrem Einkauf und als sie alles beisammen hatte, stellte sie sich ordentlich in die Schlange, die sich vor der Kasse gebildet hatte.
    Nachdenklich ließ sie ihren Blick über ihren Einkaufskorb schweifen und kontrollierte, ob sie auch nichts vergessen hatte – Cola, Fanta, eine Flasche Schnaps für Mickey großzügige Wohnungsfreigabe, Chips, Salzstangen, Schokolade, Windbeutel – alles war da.
    Sie sah wieder auf und musterte die Menschen um sich herum, einige saßen hinter ihr am Kaffeeautomaten und unterhielten sich, vor ihr in der Schlange standen ein Mann und eine Frau.

  • Der Mann trug seltsame, abgetragene und abgewetzte Kleidung, die Tessa sofort auffiel. Sie musterte ihn lange und fragte sich, wie man nur mit solch einer Kleidung in die Stadt gehen konnte?
    In diesem Moment drehte sich der Mann einen kleinen Augenblick zu ihr um, als habe er ihre Gedanken gespürt.
    Tessa sog den Atem scharf ein.
    Irgendetwas in der Luft schien zu klirren, ihre Muskeln spannten sich mit einemmal an und verkrampften, ihr Herz schlug ihr bis zum Halse und um sie herum schien alles in Nebeln zu versinken.
    So schnell wieder Moment gekommen war, war er auch wieder vorbei.



    Der Mann drehte sich wieder um und wandte sich der Kasse zu. Tessa jedoch schien zu beben. Es war einer dieser Momente gewesen, in denen man weiß, dass sie besonders sind, einzigartig und entscheidend – warum auch immer.
    Sie sah die tiefblauen, leuchtenden Augen des Mannes vor sich – Augen, die eine Traurigkeit ausdrückten, wie sie Tessa in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen hatte. Sie fühlte sich bis aufs innerste gerührt und berührt. Das Gesicht des Mannes war ausgemerkelt, Augenringe zierten seine masculinen Züge. Wäre er nicht so abgemagert und kränklich gewesen, hätte man ihn vermutlich attraktiv nennen können.
    Tessa war klar, dass dieser Mann große Probleme haben musste.
    In seiner Hand hielt er nur einen Comic und ihr ging durch den Kopf, wieso sich jemand wie er nur einen Comic kaufte? Er sah eher so aus, als brauche er eine ordentliche Mahlzeit.
    Mit einigen Cents bezahlte der Mann nun das billige Heftchen und nicht nur Tessa beobachtete diese Szenerie argwöhnisch.



    Lächelnd sah er sie an, als er sich umdrehte. Wieder stockte ihr für einen Moment der Atem, doch als er an ihr vorbeigehen wollte, ging plötzlich alles so schnell, dass es Tessa später kaum mehr in der richtigen Reihenfolge in Erinnerung behalten konnte.
    Ein Mann im Arbeitskittel kam schnellen Schrittes aus einem Nebenzimmer gespurtet und schrie zornig: „Warte nur, Bürschchen! So leicht kommst du mir nicht davon!“
    Der Supermarktangestellte schnitt dem jungen Mann den Weg ab, sah ihn verrächtlich an und tippte ihn dann auf die Brust.



    „Ich wette, du hast geklaut! Einer wie du kauft sich doch kein Comicheft, das kann man mir doch nicht weismachen!!! Also los, mach deine Taschen leer! Es ist immer dasselbe mit euch blöden Junkies!“
    Tessa schnappte hörbar nach Luft. Wie konnte dieser Mann es wagen, so mit einem anderen Menschen zu reden – so abwertend, als sei dieser junge Mann nichts als eine Ameise, die man am besten schnellstmöglich zerquetschen würde?



    Der junge Mann derweil seufzte auf und schien einen inneren Kampf zu führen, als er aus seiner verbeulten Strickjacke zwei Brötchen und einige kleine Schokoriegel zog.
    Tessa erschrak – sie hatte es sich gedacht, aber es schockierte sie dennoch.
    Der Supermarktangestellte derweil knallte die verräterischen Fundstücke auf die Kassentheke und sah den jungen Mann zornig und mit zusammengekniffenen Augen an.



    „Tja, mein Freund, das war`s dann wohl! Ihr beschissenen Junkies denkt wohl, ihr könnt mit uns machen was ihr wollt. Aber nicht mit mir, Freundchen. Ich hab die Nase voll von eurer Stehlerei. Ich rufe jetzt sofort die Polizei und dann kannst du dir hinter Gittern deinen goldenen Schuss geben!“
    Tessa zuckte zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein, wie dieser Mensch da sprach! Abgesehen davon, war das hier doch ganz klar Mundraub! Man konnte deswegen doch niemanden einsperren!



    Ihre Augen fuhren hektisch hin und her und trafen den Blick des jungen Mannes. Wieder berührte sie die stille Traurigkeit in diesen tiefblauen Augen bis in ihr innerstes Mark.
    Sie konnte, sie durfte nicht einfach zusehen, wie dieser hirnverbrannte Supermarkttyp hier ein Exempel statuierte! Doch was sollte sie schon tun? Sie fuhr sich mit den Zungen über ihre trockene Lippe und bevor sie realisierte, was sie tat, trat sie einen Schritt nach vorne und erhob ihre Stimme….



    Fortsetzung folgt.

  • Jetzt bin ich aber mal gespannt, was Tessa dem Kerl an den Kopf schmeißen wird! Und irgendwas in mir sagt, dass der attraktive Typ noch eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielen wird, wenn er nicht sogar dieser ominöse Jess ist.... Mmh... ob Tessa jetzt auf die schiefe Bahn geraten wird, einem Kerl zu liebe? Ist damit gemeint, dass sich ihr Leben schlagartig ändern könnte/wird? Ich glaube ich muss noch ein paar Teile lesen, bevor ich sagen kann, worüber genau diese Story handeln wird, und wie ggf. das Ende ist XD Meine Spürnase muss erstmal wieder auf Hochtouren kommen *lach*


    Also bitte, bitte bald weiter schreiben!!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • He! Was fällt dir ein? einfach an der spannendsten stelle aufzuhören!
    Ich weiß netmehr was ich sagen soll. Tolle Bilder, tolle Story usw. Die alte Dame...Was für ne Rolle die wohl spielt? Das wird sehr intressant. Ich weiß net was ich noch sagen soll....

    Naja, viel Spaß beim weitermachen! Ich freu mich auf den nächsten Teil!

    SCW

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Kiara: Himmel, Deine Spürnase ist echt nicht schlecht, meine Liebe :-) Du wirst schon einige Fragen beantwortet bekommen in Kapitel 4 :-)

    @SCW: VIelen lieben Dank für diesen tollen Kommi! *hüpf*
    Die alte Dame spielt keine große weitere ROlle mehr, das kann ich schon verraten. :-) Aber dafür jemand anders ...




    Hier ist Kapitel 4



    Kapitel 4


    „Also gut, mein Schatz, ich denke, das sollte jetzt genug sein. Du hattest deinen Spaß, nun gib mir die Sachen, damit ich sie mitbezahlen kann.“
    Tessa stockte der Atem, als sie merkte, dass genau diese Worte gerade ihre Lippen verlassen hatten.
    Mit großen Augen sahen sie sowohl der Supermarktangestellte als auch der junge Mann selbst an, als sie sich zu ihr drehten.



    Tessa schluckte. „Was um Himmels willen tust du da?“ rief eine Stimme in ihrem Kopf. „Hat du den Verstand verloren?“
    Doch es war zu spät, sie hatte das Spiel begonnen und nun musste sie es zu Ende bringen, egal wie.
    Sie stützte die Hände in die Hüften und sah den jungen Mann herausfordernd an, inständig betend, er möge mitspielen und begreifen, worauf sie hinauswolle.
    Der Supermarktangestellte hatte derweil seine Fassung wiedergefunden und sah sie argwöhnisch an. „Junge Dame, entschuldigen Sie, aber können Sie mir bitte erklären, was das hier soll?“
    Tessas Herz schien einen Moment auszusetzen. Eine gute Frage, die dieser Mensch ihr da stellte – hätte sie noch eine Antwort darauf gehabt, wäre sie zumindest ein kleines Stück weiter gewesen als er!
    In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, doch ihre Miene blieb so ruhig und gleichgültig, als habe sie ihre Rolle seit Jahren einstudiert.
    Sie ging ein Stück auf den Angestellten zu und sagte dann mit fester Stimme: „Ich muss mich vielmals bei Ihnen für meinen Freund entschuldigen. Er ist ein Weltenverbesserer und versucht immer wieder zu provozieren. Wissen Sie….“ Sie beugte sich ein kleines Stück zu dem Mann und senkte die Stimme. „Es ist nicht immer einfach mit ihm, aber er hat ein Herz aus Gold. Er macht solche Sachen oft, denn er hat eine leichte Persönlichkeitsstörung, die er im Alltag meistens gut im Griff hat, aber leider nicht immer. Ich habe zu spät reagiert, ich muss mich entschuldigen. Bitte verzeihen Sie ihm.“



    In Tessas Kopf drehte sich alles. Was für einen Mist erzählte sie hier eigentlich? Das klang unglaubwürdiger als alles andere, was sie je in ihrem Leben gehört oder gesehen hatte! Hätte sie nicht einfach ein gutes Wort für den Mann einlegen können? Wieso spielte sie diesem Menschen etwas derart unglaubliches vor?
    Wenn er ihr nicht glauben würde, könnte er sie im schlimmsten Fall wegen Mittäterschaft anzeigen – sie spürte, wie ihr Mund immer trockener wurde.

    Da hörte sie, wie der junge Mann, um den sich hier alles drehte, seine Stimme erhob. Sie klang sanft und doch männlich, etwas rau vielleicht im Unterton, aber sehr angenehm.
    „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Meine Freundin hat recht, ich habe es herausgefordet. Manchmal habe ich mich selbst nicht unter Kontrolle. Es tut mir furchtbar leid, Schatz.“
    Tessa drehte sich mit großen Augen zu dem Mann um. Der Supermarktangestellte betrachtete die beiden mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    Tessa spürte, dass er zweifelte und kurz davor war, sich von dem kleinen Schauspiel überzeugen zu lassen.
    Da trat der junge Mann einen Schritt auf sie zu und sagte erneut: „Sei mir nicht böse, ja?“
    Und als wolle er dem bizarren Schauspiel noch etwas mehr Wahrheitsgehalt verleihen, beugte er sich nach vorne und küsste sie sachte auf die Wange.



    Tessa brauchte einen Moment, um diese Überraschung zu verwinden. Erst als die grummelnde Stimme des Angestellten sich erhob, hatte sie sich soweit wieder gesammelt, dass sie ihm fest in die Augen schauen konnte.



    „Nun ja – ich hab Sie hier schon öfters einkaufen sehen, junge Dame, und ich glaube Ihnen, auch wenn mir das alles spanisch vorkommt. Wenn das wirklich Ihr Freund ist, sollten Sie mit ihm zu einem guten Therapeuten gehen oder dafür sorgen, dass das nicht noch einmal geschehen wird. Das nächstemal bin ich nicht so nachsichtig. Natürlich bezahlen Sie die Ware.“
    „Selbstverständlich!“ sagte Tessa schnell. Der Angestellte nickte, warf noch einen letzten skeptischen Blick auf Jess und verschwand dann wieder.
    Tessa spürte, wie ein ganzer Steinbruch von ihrem Herzen zu kullern schien. Sie konnte nicht fassen, dass man ihr die Geschichte wirklich abgekauft hatte! Wie verrückt war das nur?
    Doch um sich nicht noch im letzten Moment zu verraten, blieb sie ganz gelassen, zahlte die Ware und schritt gemeinsam mit dem jungen Mann aus dem Supermarkt, nachdem er ihr den Einkaufskorb zuvorkommend aus der Hand genommen hatte, um ihn zu tragen.

    Draußen gingen beide einige Schritte wortlos nebeneinander her, bis Tessa stehenblieb und auf den Wagen neben sich wies. „Mein Auto“, sagte sie wie zur Erklärung.
    Der junge Mann nickte und drückte ihr den Korb wieder in die Hand, damit sie ihn auf dem Rücksitz verstauen konnte.
    Als Tessa sich ihm wieder zuwandte, lächelte er betreten und sagte langsam: „Ich – ich muss mich wirklich bei Ihnen bedanken. Ich kann es gar nicht fassen, dass Sie das für mich getan haben.“



    Tessa seufzte. „Ich ehrlich gesagt auch nicht, aber viel mehr, dass es sogar geklappt hat. Anscheinend sind wir beiden gute Schauspieler, was?“ Sie lächelte schief. Auch sein Gesicht überzog ein Lächeln, dann wurde er wieder ernst: „Es gibt nicht viele Leute, die so etwas tun würden für… für jemandem wie mich.“
    Tessa zuckte mit den Schultern.
    „Ich fand es einfach ungerecht, wie dieser Mensch mit ihnen umgegangen ist. Und Sie brauchen sich doch nicht zu schämen, für das, was Sie sind.“ Sie sah ihn aufmerksam an, doch er schüttelte den Kopf.



    „Oh doch, das muss ich. Umso mehr muss ich Ihnen danken.“ Er sah sie an. „Ich heiße übrigens Jess.“
    „Und ich Theresa- man nennt mich aber nur Tessa.“
    „Ein schöner Name.“
    Betreten starrte er einen Moment auf seine Fußspitzen und sagte dann: „Sie sind ein guter Mensch, Tessa. Manch jemand würde Sie deswegen ausnutzen. Sie sollten vorsichtiger sein.“ Er sah sie ernst an. „Bitte glauben Sie mir eines – ich … ich stehle normalerweise nicht oder nur ganz selten. Ich… hatte nur solch einen furchtbaren Hunger…“
    Die letzten Worte kamen gepresst und schwerfällig über seine Lippen und Tessa spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Sie räusperte sich und sagte dann: „Sie brauchen sich nicht vor mir zu rechtfertigen, Jess, wirklich nicht. Wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dass Sie ein guter Mensch sind, hätte ich Ihnen nicht geholfen.“



    Jess nickte. „Das zeichnet Sie aus. Und doch, so seltsam das aus meinem Munde klingen mag, ich möchte Sie warnen. Das hier ist keine gute Gegend, gerade am Abend… Sie gehören hier nicht hin.“
    Tessa zog die Augenbrauen in die Höhe. „Sie klingen ja wie eine Großmutter.“ Sie verzog das Gesicht. „Wirklich, Jess, ich denke, ich bin alt genug, um zu entscheiden, wem ich vertrauen kann und wem nicht.“
    Sie lächelte schief. „Oder wollen Sie mich etwa vom Gegenteil überzeugen?“



    Jess schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“
    Tessa nickte und beugte sich ins Wageninnere, wo sie die Brötchen und die Schokolade hervorholte und Jess in die Hand drückte. „Das gehört Ihnen.“
    Beschämt sah er sie an. „Ich – ich danke Ihnen.“
    Wieder verstaute er die Sachen unter seiner Jacke und wippte dann nervös auf den Fußspitzen hin und her.

  • „Ich – muss dann los, Tessa. Vielen Dank nochmals. Und passen Sie auf sich auf.“ Er hob die Hand kurz zum Gruß und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen langsam davon.
    Tessa stand wie angewurzelt und sah ihm nach. In ihr schien ein wahrer Orkan an Gefühlen losgetreten worden zu sein.



    Es war schwer, auch nur eines dieser Gefühle zu erfassen, und doch spürte sie eine Sache glasklar: Sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen!
    „Jess!“
    Bevor sie weiter hatte nachdenken können, war ihr der Ruf entwichen und sie hastete ihm hinterher. „Jess, warten Sie bitte noch!“
    Jess drehte sich überrascht um. „Was ist los, Tessa?“
    Tessa blieb vor ihm stehen und holte tief Luft. Hilflos sah sie ihn an und sagte dann langsam. „Ich weiß nicht- Jess. Ich meine… ich kann Sie doch nicht einfach so gehen lassen, nachdem, was geschehen ist.“

    „Was meinen Sie damit?“ fragte Jess und sah sie mit großen, aber sanften Augen an.
    „Nun – ich… ich kann doch nicht so tun, als sie das alles nicht geschehen“, sagte Tessa rasch. „Verstehen Sie, Jess, Sie sind jetzt in meinem Leben, ich kann das nicht einfach streichen – und … ich sehe doch, dass Sie in Schwierigkeiten stecken…“



    Jess sah die junge Frau vor sich aufmerksam an. Ihre großen, blauen Augen schauten ihn mit einer solch kindlichen Naivität und Wärme an, dass es ihn bis ins innerste traf. Er schluckte und sagte dann langsam: „Das ist furchtbar nett von Ihnen, Tessa. Aber Sie können mir nicht helfen. Mir kann niemand mehr helfen.“
    Traurig senkte er den Blick. Tessa sog die Luft hörbar ein. „Das glaube ich nicht, Jess. Jedem kann geholfen werden, wenn derjenige sich helfen lässt.“
    „Ja, vielleicht ist das allgemeinhin so“, erwiderte Jess leise. „Aber mir kann niemand mehr helfen, glauben Sie mir.“
    Tessa schauderte. Seine Stimme klang so hoffnungslos und hatte etwas erschreckend endgültiges. Er sah sie gütig an und lächelte. „Nun machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin doch nur einer von vielen, Tessa, und eine junge Frau wie Sie sollte mit mir besser nichts zu tun haben.“



    Tessa zog die Brauen zusammen und sah ihn scharf an. „Was denken Sie denn, was für eine junge Frau ich bin? Wieso sollte ich nichts mit Ihnen zu tun haben wollen?“
    Jess zuckte mit den Achseln und wählte seine Worte sorgsam, als er sanft sagte: „Ich wollte Sie nicht beleidigen, Tessa. Nur – Sie scheinen aus guten Verhältnissen zu kommen. Bestimmt haben Sie ein gutes, geordnetes Leben und ein schönes Zuhause, eine Familie, die zu Ihnen hält – ich will Sie nicht in meine Schwierigkeiten mit hineinziehen. Sie leben besser in Ihrer Welt weiter und ich in der meinen.“



    Tessa schluckte und wollte etwas empörtes erwidern, aber etwas in ihr sagte ihr, dass Jess im Grunde recht hatte und sich nicht überzeugen lassen würde. Desweiteren wusste sie ja selbst nicht genau, was sie eigentlich für ihn tun wollte.
    Nur eines war ihr klar – sie konnte ihn nicht einfach so fortgehen lassen!
    „Nun ja“, sagte sie langsam und mit einemmal kam ihr die rettende Idee. „Das mag alles richtig sein, was Sie da sagen. Aber Sie könnten anderen helfen, indem Sie Ihre Geschichte erzählen.“
    Er sah sie aufmerksam an. „Wie meinen Sie das?“
    „Ich arbeite bei einer Zeitung und kann einen Bericht über Ihre Geschichte schreiben – sozusagen als Warnung für alle anderen.“
    Ohne dass beide es ausgesprochen hatten, war klar, in welcher Art von Schwierigkeiten Jess sich befand. Und Tessa merkte, dass ihr Plan aufgegangen war.
    „Sie haben recht“, sagte Jess fest und sah nachdenklich auf den Boden. „Ich bin einverstanden, Tessa.“



    Sie spürte, wie sie innerlich triumphierte. „Morgen um fünf Uhr im City Café?“ schlug sie vor. „Passt das?“
    Jess nickte. „Ja, natürlich – ich habe Zeit. Ich werde da sein.“
    Er kratzte sich verwundert an der Nase, als ihn ein Tropfen darauf traf. Die beiden schauten in den Himmel, es hatte zu regnen angefangen.



    Jess lächelte Tessa nocheinmal an. „Ich werde da sein, versprochen. Aber nun muss ich los, sonst bin ich völlig durchnässt, bis ich… da sein werde.“
    Er hätte gerne gesagt, „zuhause“ … doch er wusste nicht einmal mehr, was das war…

    Schnellen Schrittes ging er davon. Tessa jedoch blieb reglos stehen und ließ sich nicht einmal von den Tropfen stören, die immer zahlreicher um sie herum zu auf die Erde fielen.
    Sie versuchte krampfhaft, ihre Gedanken zu ordnen, doch es schien völlig unmöglich zu sein. Was war da nur gerade eben geschehen?
    Was hatte sie dazu bewogen, all diese Dinge zu sagen und zu tun? Sie kannte sich selbst nicht wieder. Aber sie wusste, dass alles, was sie getan hatte, vermutlich richtiger gewesen war, als alles andere, was sie in ihrem bisherigen Leben getan oder gesagt hatte.



    Jess brauchte ihre Hilfe, auch wenn er es selbst nicht zugeben wollte. Und er faszinierte sie auf eine undefinierbare Art und Weise. Nicht als Mann, sondern als Mensch – seine stille Traurigkeit und seine unausgesprochene Verzweiflung berührten sie im tiefsten Herzen. Tessa war sich sicher – Jess würde so schnell nicht mehr aus ihren Leben verschwinden können… oder sie aus dem seinen. Ob sie beide das wollten oder nicht, war dabei völlig gleich.



    Fortsetzung folgt!

  • Hallo Innad!
    Das war so ein schönes Kapitel, bin jetzt noch hin und weg und ein breites schmunzeln liegt in meinem Gesicht. :)Das im Supermarkt war so rührend von Tessa und auf eine ungewöhnliche Art auch etwas Romantisch. Sie hat wirklich ein gutes Herz, aber es hätte auch schief gehen können. Zum Glück ist Jess auch ein guter Mensch, jedenfalls kommt er bis jetzt so rüber. :rolleyesDer arme Mann, was hat er wohl hinter sich damit er Mittellos und Obdachlos ist. Naja das werden wir ja bald erfahren und ich kann es kaum abwarten.
    Ich möchte jetzt nicht rumspekulieren, ob Tessa sich verliebt hat oder nicht. Es gibt halt Momente, wo einen ein Mensch auf Anhieb gefällt und man aus dem inneren herausspürt das man ihn helfen muss oder ihn kennen lernen muss. So als würde man auf derselben Linie laufen oder auf derselben wellenlänge surfen.
    Ein schönes Kapitel, wirklich!:applaus

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
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    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel