Beiträge von NathSkywalker



    „Ich glaube, ich sollte langsam gehen“, sagte Kyla, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten.
    Tristan streckte Kyla seine Hand entgegen. „Bis nächsten Sommer dann.“
    „Darüber wollte ich mit dir reden“, nahm Kyla den Faden auf, statt seine Hand zu nehmen, womit sie das Abschiednehmen herauszögerte. Sie zögerte kurz, es war nicht einfach zu erklären, was sie ihm sagen wollte. „Weißt du, ich komme mütterlicherseits aus einer Familie, in der immer eine Tochter, meist die Erstgeborene, Hohepriesterin geworden ist. Meine Mutter hätte das selbe Schicksal getroffen, wenn sie sich nicht dazu entschlossen hätte meinen Vater zu heiraten.“
    „Was willst du damit sagen?“, unterbrach Tristan sie. Er konnte keinen Sinn aus ihren Worten herausfiltern. Das, was er zu verstehen glaubte, war einfach nur unmöglich, weswegen er nicht einen Gedanken daran verschwendete.









    „Ich weiß, dass du im Sommer einundzwanzig wirst“, verdeutlichte Kyla was sie sagen wollte.
    „Soll das ein Angebot sein?“ Er gab sich keine Mühe, das Lächeln auf seinen Lippen zu verbergen, konnte nicht glauben, dass Kyla ihm einen solchen Vorschlag machte. Das, was er für unmöglich gehalten hatte, geschah wirklich.
    „Ja.“ Ihre Stimme war fest, ihre grauen Augen spiegelten ihre Entschlossenheit wieder. „Wenn du niemand anderen haben solltest mit dem du feiern willst“, fügte sie hinzu, nun ein wenig unsicher.
    „Du hattest mir ja schon deutlich gemacht, dass du mir dankbar bist, aber so dankbar ... Natürlich will ich, dass du mit mir meinen Geburtstag feierst.“









    „Du planst doch hoffentlich etwas Traditionelles“, murmelte sie.
    „Keine exotischen Sachen, ich verspreche es dir.“ Er ergriff ihre Hände. „Aber bist du dir sicher, dass du das tun willst? Du bist bereit ein Opfer zu bringen, ist dir das bewusst? Und wir, wir kennen uns nicht gut, zumindest nicht gut genug –“
    „Tristan, ich will es“, schnitt Kyla ihm das Wort ab. „Ich habe mich entschieden. Ich habe über all das, was du mir aufzählen willst, nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass es genau das ist, was ich will.“
    „Was, wenn du in den Staaten jemanden kennenlernst?“
    „Das werde ich nicht, mach dir keine Sorgen.“
    „Versteh mich nicht falsch, ich bin sehr glücklich, ich will nur nicht, dass du dich mir gegenüber verpflichtet fühlst“, erklärte Tristan.
    „Was, wenn ich dir gegenüber aber eine Verpflichtung eingehen will?“








    Darauf wusste Tristan keine Antwort. Er legte die Hand einfach in Kylas Nacken und zog sie näher zu sich, küsste sie auf die Stirn. Er hoffte, dass er somit nicht zu sehr in ihre Privatsphäre eindrang.
    Kyla lächelte ihn an, es war nur ein sehr kurzes, unsicheres Lächeln, dann war sie wieder wie immer, und Tristan wusste, dass es in Ordnung gewesen war.
    Sie nahm Tristans Hand, zog etwas aus ihrer Hosentasche – ihre Kette, die sie abgelegt hatte, nachdem Tristan sie gerettet hatte – und legte sie auf Tristans Hand, brachte ihn dann dazu, die Hand um die Kette zu einer Faust zu ballen.
    „Sag nichts“, forderte sie ihn auf. „Ich möchte, dass du auf sie aufpasst, bis ich mich wieder dazu in der Lage fühle sie zu tragen.“
    Nachdem sie das gesagt hatte, drehte sie sich von Tristan weg und lief davon.




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    Wir haben Tristan nicht zum letzten Mal gesehen, aber er wird jetzt eine längere Pause einlegen, während Kyla nach Arkham und zu Jason zurückkehrt.



    Sie trat aus dem Haus und sah Tristan, der sie schon seit einigen Tagen einfach nur im Garten stand, ihr den Rücken zugekehrt.
    Es fiel ihr schwer sich ihm zu nähern, jetzt, wo sie beschlossen hatte mit ihm zu sprechen, denn sie wusste, dass es soviel einfacher wäre einfach wieder ins Haus zurückzukehren und sich dort zu verstecken bis sie später am heutigen Tag nach Arkham zurückkehrte.
    Als sie langsam auf ihn zuging, warf sie einen Blick aufs Haus. Alfred stand am Fenster des Erdgeschosses und beobachtete sie. Er vertraute Tristan nicht, was Kyla verstand. Was sie nicht verstand, war, dass sie ihm nicht misstraute, obwohl sie genau wusste, dass er von Anfang an in den Attentat auf ihre Mutter eingeweiht worden war.









    Sie fuhr sich nervös durchs Haar. Sie hatte sich immer noch nicht an den neuen Haarschnitt gewöhnt.
    „Hör auf so zu tun als wüsstest du nicht, dass ich da bin“, wies sie Tristan an, als sie bemerkte, dass er sich verspannte, als sie näher kam.
    Er drehte sich nicht zu ihr um und sie blieb stehen. „Schön, dass du doch noch gekommen bist. Ich war kurz davor aufzugeben.“
    „Ich habe Zeit für mich gebraucht“, verteidigte Kyla sich. „Und als ich endlich bereit war rauszukommen, hat Alfred sich große Mühe gegeben, mich davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee ist.“
    „Er wird mir nie verzeihen, oder?“
    „Nein. Und er wird dir auch nie wieder vertrauen, sollte er das je getan haben.“
    „Was ist mit dir?“









    „Du hat mich angelogen“, begann Kyla, „doch am Ende hast du mich gerettet. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich jetzt das Blut eines anderen Menschen an meinen Händen. Ich kann dir das, was du getan hast, nicht übel nehmen, irgendwie bin ich dir sogar dankbar dafür, dass du all das getan hast. Du hast meine Mutter gerettet, indem du mir einige Informationen gegeben hast, und du hast mir unwissentlich gezeigt, dass ich doch nicht so gut bin wie ich dachte, dass auch ich mich in Acht nehmen muss, um sicherzustellen, dass ich nicht werde wie die Familie meines Vaters, denn ich weiß jetzt, dass ich bereit bin über Leichen zu gehen.“
    „So wie du es sagst, klingt meine Feigheit wie eine Heldentat.“









    Endlich drehte Tristan sich zu Kyla um und musterte sie aufmerksam.
    „Mir gefällt, was du mit deinen Haaren gemacht hast.“
    „Ich habe eine Veränderung gebraucht.“
    Er kommentierte nicht, dass sie auch ihre Kette nicht mehr trug, konnte sich denken, dass das den selben Grund hatte. „Du gehst heute, nicht wahr?“, fragte er stattdessen.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, bestätigte sie. „Und Alfred beobachtet uns. Ich sollte also nicht zu lange hier bleiben.“
    „Nach den Vorfällen hier muss es entspannend sein einfach gehen zu können.“
    „Ich habe mich noch nie sosehr danach gesehnt dort zu sein wie in den letzten paar Wochen.“

    1) Kev es nicht im Nachhinein bereut hat, Harris nicht auf Jack "the son of Feller" angesetzt zu haben, und es im Chat deshalb angedeutet hat


    Es ist gut möglich, dass Kev es bereut, damit werden wir uns später noch auseinandersetzen.


    Ich kanns mit schon bildhaft vorstellen :roftl : Jack steht im orangen Sakko mit grün-gelb karierter Bundfaltenhose und einem Sträußchen vor der Tür, Harris öffnet, und Jack stellt sich als "Jack, Jack Feller, ich bin mit Janna zum was-auch-immer verabredet." ganz brav und akkurat vor. Danach verlässt mich dann doch die Phantasie.


    Dazu sage ich lieber nichts, aber wenn du in naher Zukunft eine Szene sehen solltest, die dich an das hier erinnert, dann weißt du, woher die Idee kommt.





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    Kyla hatte viele Erinnerungen an die Zeit, die sie in diesem Haus verbracht hatte. Einige der glücklichsten Momente ihrer Kindheit hatte sie hier verbracht, damals, als ihre Mutter noch nicht Königin Mutter gewesen und ihr Vater sich nicht von seiner Mutter hatte manipulieren lassen, bevor sie in die Staaten gegangen war.
    Kyla hatte dieses Haus und die Erinnerungen immer mit der Zeit der kindlichen Unschuld verbunden, denn damals hatte es nicht all die Familienprobleme gegeben, mit denen sie und ihre Eltern sich in den letzten Jahren hatten ständig herumschlagen müssen.








    Als sie vor drei Wochen hierher zurückgekehrt war, hatte sie gedacht, es würde alles wieder gut werden, sie würde endlich mit ihren Eltern vereint werden, fernab des Chaos, das sie im Sommer erlebt hatte.
    Doch sie hatte sich geirrt.
    Denn die Zeiten hatten sich geändert und so auch sie. Sie war schon lange nicht mehr das unschuldige Mädchen, wovon die Narbe in ihrem Gesicht zeugte. Es genügte nicht, an den Ort, an dem man eine schöne Zeit verbracht hatte, zurückzukehren, damit alles wieder gut wurde. In Kylas Fall hatte ihre Rückkehr hierher sogar noch schwerwiegendere Folgen mit sich gebracht, denn sie hatte eindeutig bewiesen, dass sie ihre Unschuld abgelegt hatte.
    Was noch schlimmer war, war, dass das nun für immer das erste sein würde, was ihr in den Kopf schießen würde, wenn sie an dieses Haus dachte; die Erinnerungen an die glückliche, unschuldige Kindheit waren zweitrangig geworden.









    „Hören Sie mir überhaupt zu?“, unterbrach Alfred ihre Gedankengänge. Er klang vorwurfsvoll und Kyla nahm es ihm nicht übel, denn es war in den letzten paar Tagen sehr oft vorgekommen dass sie, die nie geistesabwesend war, zerstreut gewesen war.
    Sie sah Alfred an, um ihm zu verdeutlichen, dass sie nun zuhören würde.
    „Er ist wieder da“, begann der Butler. „Er steht wie in den letzten paar Tagen auch im Garten. Ich weiß, dass Sie bisher dagegen waren, jemanden auf ihn loszulassen, aber Sie müssen wissen, dass ich es nicht für sehr klug halte, ihn einfach dort stehen zu lassen. Ich habe schon versucht mit ihm zu reden, aber er weigert sich zu gehen.“









    „Vielleicht sollte ich mit ihm reden“, überlegte Kyla als sie ans Fenster trat.
    Alfred folgte ihrem Beispiel, stellte sich hinter sie. „Sind Sie sich sicher, dass das so eine gute Idee ist? Immerhin haben Sie sich auch die letzten paar Tage geweigert es zu tun. Warum also?“
    „Weil ich ... wenn er so oft hierher kommt ... ich glaube, er hat mir etwas zu sagen, anders kann ich mir nicht erklären, dass er seit Tagen hierher kommt und einfach nur im Garten herumsteht. So schlimm wird es schon nicht sein mit ihm zu reden. Ich muss mich sowieso bei ihm bedanken.“
    „Dafür, dass er –“
    „Er hat mir auf seine Weise geholfen, Alfred“, unterbrach Kyla ihn. Sie wusste, dass Alfred aus guten Gründen alles andere als angetan von Tristan war, doch ihr ging es anders. Er mochte sie angelogen haben, aber er hatte sie vor sich selbst gerettet.


    „Da sind wir“, stellte Janna fest als sie neben Kev Darrens Auto stehenblieb.
    Sie und Jack hatten entschieden, gleich nach draußen zu gehen und sich dort voneinander zu verabschieden. Sie waren beide der Meinung, dass es besser war, wenn Jack nach Hause lief, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Jack fürchtete sich vor einem Gespräch mit Harris Solen; Janna wollte, wenn möglich vertuschen wie nahe ihre Familie Kev Darren stand, vor allem weil ihr klar war, dass sie in Kevs Auto heimfahren würden.
    Sie standen einfach nur da und sahen sich an, keiner der beiden wusste, was er hätte sagen können. Alles, was Jack in den Kopf schoss, fühlte sich unpassend und einfach nur falsch an.








    „Es war ein wirklich schöner Abend“, brachte er schließlich heraus. „Ich hatte viel Spaß.“
    Janna nickte, trat einen Schritt auf ihn zu. Sie hatte nicht erwartet, dass der Abend so ablaufen würde, als sie Jack gefragt hatte, ob er mit ihr weggehen wolle. Sie konnte unmöglich abstreiten, dass sie es genossen hatte mit ihm dort in der Bar zu sitzen und zu reden, auch wenn sie gewusst hatte, dass ihr Vater sie beobachtete.
    „Ich würde das liebend gerne wiederholen“, erwiderte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Dann sollte ich aber darauf achten, dass mein Vater nicht dabei ist.“
    „Das wäre keine schlechte Idee.“
    Sie standen nicht weit von einander weg, sahen sich einige Sekunden nur an.
    „Ich glaube, ich mache mich besser mal auf den Weg, bevor dein Vater auftaucht“, sagte Jack und sah sich um.
    „Wäre wohl besser“, seufzte Janna.








    Jack, eindeutig zittrig und nervös, reichte ihr die Hand. Janna sah nur auf diese hinunter.
    „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte sie ungläubig.
    „Was meinst du?“ Er ließ verwirrt die Hand sinken.
    „Du willst dich von mir mit einem Händedruck verabschieden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Jack, ich bitte dich! Trau dich zu tun, was du schon tun willst, seit wir hier draußen sind.“
    „Ich ... ich wäge die Möglichkeiten ab, ich bin mir nicht sicher, ob es so eine gute --“, versuchte Jack sich zu verteidigen, doch bevor er den Satz beenden konnte, war Janna einen weiteren Schritt auf ihn zugekommen und lehnte sich zu ihm, sodass ihre Lippen seine berührten.









    Jack wusste nicht, was er tun sollte. Er war noch dabei gewesen darüber nachzudenken, ob es in Frage käme Janna zu küssen und bevor er zu einem Schluss gekommen war – er war sich ziemlich sicher, dass er entschieden hätte, dass es keine gute Idee war, schließlich könnte Jannas Vater auftauchen – hatte Janna die Sache in die Hand genommen.
    Als Janna Jack näher zu sich zog, spürte sie, wie er die Arme um sie legte, sichtlich entspannte. Sie hatte nicht gewusst, dass das passieren würde, bis sie hier draußen gestanden hatten, als sie noch drin gesessen und sich mit ihm unterhalten hatte, war ihr ein solcher Gedanken nie gekommen.
    Die beiden lösten sich von einander, Jack grinste breit. „Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt verschwindest“, murmelte Janna.
    Er nickte nur und bevor Janna sich versehen konnte, war er losgerannt. Sie musste sich ein Lachen verkneifen.
    Ganz anders ging es jemandem, der all das unbemerkt beobachtet hatte.




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    So, das war's.
    Mittlerweile geht es in der Nachbarschaft schon viel besser, ich habe vielesm wenn auch nicht alles, in Ordnung gebracht, arbeite daran, die Schauplätze so gut wie möglich nachzustellen (weswegen dieser Teil an einem Ort spielt, der noch nie aufgetaucht ist).


    Und für diejenigen, die wissen wollen, was an dem Abend noch vorgefallen ist, nachdem Janna zu Hause ankam, sollten einen Blick auf "Talk About It All" werfen. Es ist nicht hier gepostet, weil es vom Erzählformat nicht ganz zum Rest gepasst hätte.



    „Ich weiß, dass es oft so rüberkommt, als könne ich Darren nicht leiden wenn ich von oder mit ihm spreche, in letzter Zeit mehr denn sonst, aber ich mag ihn, auch wenn er die Fähigkeit hat mir auf die Nerven zu gehen wie kein zweiter.“
    „Ich nehme an, dass du ihn auch deswegen magst, weil er laut dir nicht viel Wert auf seinen Status als Autoritätsperson legt?“
    „Er hasst es und gehört zu den wenigen Lehrern, die mir noch nie Nachsitzen aufgehalst haben.“
    „Ich habe schon gehört, dass du in sehr regelmäßigen Abständen nachsitzen musst. Geht es dir nicht auf die Nerven? Ich meine, wenn du dich ein bisschen zusammenreißen würdest, könntest du es bestimmt verhindern.“








    „Gut möglich. Ich wehre mich schon gar nicht mehr dagegen, es ist immer so gewesen, Kyla und Jason hat es nie erwischt, immer nur Zach und mich. Es ist auch gar nicht so schlimm, ich kann in aller Ruhe Hausaufgaben machen oder auch ein bisschen mit den Lehrern reden, wenn es welche sind, die ich mag und mit denen man reden kann.“
    „Ich könnte das nicht“, gestand Jack ihr. „Eine persönliche Beziehung zu einem Lehrer aufbauen.“ Er schauderte.
    „Hast du Angst, dass das dazu führen würde, dass du erkennst, dass der Lehrer auch nur ein Mensch ist, was es dir erschweren würde, in ihm jemanden zu sehen, der dir in der Hierarchie übergeordnet ist?“, fragte Janna mit einem leichten Grinsen.








    „Ich ... ich weiß es nicht. Du hast Schwierigkeiten damit, dich Höherstehenden unterzuordnen, ich habe immer gelernt, dass es absolut notwendig ist. Vielleicht verbringe ich deswegen so gerne meine Zeit mit dir, weil du so anders bist, in vieler Hinsicht das Gegenteil zu mir bist.“
    „Du hast dir viele Gedanken dazu gemacht“, stellte Janna beeindruckt fest.
    Keiner wusste darauf etwas zu sagen und so schwiegen sie sich eine ganze Weile an.
    Sie wechselten das Thema, redeten eine ganze Weile über belanglose Dinge und beide hatten Spaß daran festzustellen wie unterschiedlich ihre Meinungen doch waren, wobei Janna die Anwesenheit ihres Vaters beinahe vergaß.









    Sie wurde erst wieder daran erinnert, als sie ein Räuspern hörte und Harris vor sich stehen sah.
    „Es wird Zeit zu gehen, junge Dame“, sagte er, wobei er so tat als gäbe es Jack nicht.
    Janna wollte widersprechen, ihren Vater daran erinnern, dass sie an Wochenenden immer sehr lang von zu Hause wegbleiben durfte. Es war erst viertel vor zehn!
    „Keine Widerrede. In zehn Minuten am Auto.“
    „Ich kann doch auch noch eine Weile bleiben und dann nach Hause laufen“, schlug Janna vor, obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Harris würde nicht nachgeben. Sie verdrehte die Augen, seufzte genervt. „Na gut, in zehn Minuten.“



    Die Bar war an diesem Abend leider nicht besonders gut besucht, das hätte Janna ein wenig von der Tatsache abgelenkt, dass Kev und ihr Vater hier waren.
    „Es war keine gute Idee hierher zu kommen“, erklärte sie Jack als sie bemerkte, dass er sie fragend ansah.
    „Du meinst weil dein absoluter Hasslehrer hier ist?“, wollte Jack wissen, was Janna erstaunte, sie hatte ein einfaches Wieso nicht? erwartet.
    Er war aufmerksamer als sie gedacht hatte, als sie vor einiger Zeit begonnen hatte die Kette mit dem Davidstern, die Kev ihr Jahre zuvor geschenkt hatte, zu tragen, war das Jack sofort aufgefallen.
    Janna sah Jack mit einer Mischung aus Entsetzen und Belustigung an. „Wie kommst du darauf, dass ich Mr. Darren hasse?“








    „Deine Reaktion, als wir ihn besuchen gegangen sind, wie du ihn behandelt hast, als er auf dich zugekommen ist, während wir geredet haben. Es sind viele Faktoren, glaube ich. Immer, wenn du mit ihm geredet hast, hast du irgendwie genervt und unhöflich geklungen, mehr als normal, meine ich. Und du warst nicht besonders höflich.“ Er sah sie nickend zustimmen, fuhr dann fort: „Ich kann auch nachvollziehen, warum du ihn nicht magst. Er hat eine sehr unkonventionelle Art zu unterrichten, ändert seine Pläne mitten in der Stunde, erzählt von seinen eigenen Erfahrungen und äußert seine politische Meinung, was ich für vollkommen unangebracht halte. Und seine Kleidung ist nicht geeignet für einen Lehrer, er kann Bandshirts in seiner Freizeit anziehen, aber nicht wenn er unterrichtet.“








    „Ich liebe seinen Unterricht“, entgegnete Janna. „Er kennt und liebt sein Fach und er weiß wie man abwechslungsreichen, interessanten Unterricht macht. Er ist nicht vollkommen unparteiisch, sagt, wenn er ein Buch oder einen Text nicht mag, wenn das aber passiert, ist es nicht vollkommen unbegründet, er kann immer Gründe für seine Meinung anführen und ist bereit darüber zu diskutieren. Er gibt sich Mühe, die Schüler so gut wie möglich in den Unterricht zu integrieren, beschäftigt sich mit jedem einzelnen. Sein Ziel ist es nicht sich bei den Schülern beliebt zu machen wie es bei vielen jüngeren Lehrern vorkommt, er ist aber auch nicht die absolute Autoritätsfigur, was ihn zu jemandem macht, mit dem man während des Unterrichts – und manchmal auch danach – wirklich diskutieren kann.“








    Jack sah Janna fassungslos an. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet; alles, was Janna je über Darren gesagt hatte, war negativ gewesen, sie war so niedergeschlagen gewesen, nachdem er ihr ihren Aufsatz wiedergegeben hatte, genervt, als er sie in der Mittagspause angesprochen hatte. Jack konnte einfach nicht verstehen, warum Janna jetzt plötzlich eine so grundlegend andere Meinung hatte, Darren in höchsten Tönen lobte.
    Janna erkannte, wie sehr ihre Worte Jack aus dem Konzept gebracht hatten. Sie hatte nicht beabsichtigt, das alles zu sagen, hatte Kev nicht verteidigen wollen, aber jetzt konnte sie nicht zurücknehmen, was sie bereits gesagt hatte.



    „Der Junge ist mit Janna in Englisch“, log Kev. „Ich habe die beiden zur Partnerarbeit eingeteilt.“
    „Sie haben keine Bücher dabei“, protestierte Harris.
    „Es ist keine Recherche. Ich habe ihnen nur ein Thema gegeben, über das sie diskutieren sollen.“
    „Sie sind in einer Bar, das ist kein geeigneter Ort, um Hausaufgaben zu machen.“
    Kev rollte mit den Augen. „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es nicht als Hausaufgabe sehen, sich am Wochenende treffen, es eher gemütlich angehen lassen.“
    „Du hast den Jungen dazu ermutigt mit Janna wegzugehen? Wer ist er überhaupt?“
    „Jack irgendwas, ich weiß es nicht mehr. Mach dir keine Sorgen, Harris, du übertreibst. Wenn einer deiner Söhne in Begleitung eines Mädchens hier wäre, würdest du dich auch nicht daran stören.“








    „Du hast Recht“, seufzte Harris, „es ist aber nun einmal Janna, meine einzige Tochter, und wenn ich sie mit einem Jungen sehe ... wenn du einmal eine Tochter haben solltest, wirst du mich verstehen. Sie ist mein kleines Mädchen und ich hasse es, dass sie erwachsen wird, denn früher oder später wird irgendein Mann kommen und sie mir wegnehmen.“
    „Ich glaube, ich will keine Tochter“, meinte Kev.
    Er hatte immer gewusst, dass Harris einen großen Unterschied zwischen Janna und den Jungs machte, aber erst jetzt wurde ihm bewusst, wieso Väter ihre Töchter immer beschützen wollten.
    „Damals, als sie und Zach Schluss gemacht haben, war ich so erleichtert“, fuhr Harris fort. „Versteh mich nicht falsch, ich habe Zach immer gemocht, er war ein netter Kerl, aber ich hatte das Gefühl, dass ich Janna vor ihm schützen muss und wusste nicht wie. Ich habe damals mit Chuck darüber geredet, er war meiner Meinung. Ich habe mir gewünscht, du wärst hier um über mich lachen zu können wie du es jetzt tust.“









    „Janna hat schon genug Vaterfiguren, ich muss sie nicht auch noch vor dem Leben beschützen wollen“, neckte Kev Harris.
    „Jetzt muss ich Janna bei einem Date zusahen. Das sollte keinem Vater angetan werden.“
    „Wir könnten gehen“, schlug Kev vor. Er war sich sicher, dass Janna nichts dagegen hätte.
    „Spinnst du? Ich lasse Janna nicht mit diesem Milchgesicht allein!“
    „Es ist nicht so, dass sie sich gierig aufeinander stürzen, Harris, sie sitzen nur da und reden, sie haben nicht mal Körperkontakt.“
    „Noch nicht. Wart’s nur ab, bevor du dich versiehst, wird dieses scheinbar unschuldige Gespräch etwas ganz anderes werden.“
    „Du übertreibst“, lachte Kev.









    Etwas in ihm sagte Kev, dass er einer der wenigen Männer war, die im Vornherein schon wussten, was für ein Mann Harris Solen war. Er liebte nicht nur seine Tochter nicht nur über alles, er war auch ein Freund, ohne den Kev heute nicht hier wäre. Es gab nichts, das er gegen seine Freundschaft zu Harris austauschen würde und das war der Grund, warum er nichts mit Janna anfangen konnte, denn so sehr Harris und er auch befreundet waren, Harris würde es ihm nie verzeihen, wenn er zu einem der Männer wurde, die versuchten, ihm seine Tochter wegzunehmen.

    Der nächste Teil, der drei oder vier Mal komplett umgeschrieben werden musste und in dem ich die Anfangsidee nur noch verzerrt erkenne, war nicht ganz einfach, weil er sich so sehr verändert hat während ich ihn geschrieben habe.
    Am Ende gibt es den Link zu einem kleinen Extra. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir sagt, wie ihr das fandet.


    So langsam frage ich mich, was sie hat, das einzige, was mir einfällt ist, dass sie einen negativen Resusfaktor (Blutgruppe) hat, ihr Mann einen postitiven. Aber auch dass kann man mit legalen Medikamenten hinbekommen, auch wenn die Gefahr für Mutter und (besonder) Kind sehr groß ist. Gibt es das, was Mara hat, wirklich, oder ist das Deiner Fantasie entsprungen?


    Das Problem, das Mara hat, gibt es wirklich, auch wenn ich es ein bisschen geändert / verschärft habe.


    "In guten und schlechten Zeiten" heißt es, für mich wäre das, was sie Lucas verschweigt, Grund genug, von Vertrauensbruch zu reden. Wie soll man denn ein Leben zusammen führen, wenn der Partner einen, genau genommen, nicht kennt?


    Lucas kennt Mara so gut wie kaum jemand sonst (zugegeben Ahmik Bishop kennt sie wahrscheinlich besser) und er hat genau gewusst, worauf er sich einlässt als er Mara geheiratet hat. Sie hält einiges vor ihm geheim, auch dass Bishop noch am Leben ist, aber das hat alles seine Gründe. Sie ist zwischen ihren Loyalitäten hin- und hergerissen, auch wenn ihr Lucas am Ende immer am wichtigsten sein wird.



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    Am Samstag Abend gingen Janna und Jack wie geplant ins Baithouse, wo Zachs Band spielte, doch heute waren sie außerordentlich schlecht und so entschieden die beiden, wo anders hinzugehen. Die Wahl, die Janna traf, weil sie sich viel besser in Arkham auskannte, fiel auf eine kleine gemütliche Bar nicht weit entfernt, in der Janna schon manchen Abend verbracht hatte, seit sie vor Jahren zum ersten Mal dort gewesen war.
    Doch kaum hatte sie die Bar betreten, hätte sie sie am liebsten wieder verlassen, denn ihr Blick fiel sofort auf jemanden, den sie nur allzu gut kannte ...








    Ausgerechnet Kev Darren saß mit dem Rücken zu Janna und Jack an der Bar – warum musste er überall sein?
    Was die Sache nur noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass er mit der schlimmst möglichen Person hier war, Harris Solen.
    „Was ist?“, fragte Jack, der hinter ihr in die Bar eingetreten war und bemerkt hatte, dass irgendwas nicht stimmte.
    Janna überlegte, ob sie einfach verschwinden sollte, doch in genau diesem Augenblick warf Kev über die Schulter hinweg einen Blick zu, er schien nicht sehr begeistert davon zu sein, sie hier zu sehen. Zum Glück bemerkte Jack den Englischlehrer nicht.









    Janna suchte sich einen Platz möglichst weit von ihrem Vater und Kev entfernt, ging dann darauf zu. Jack folgte ihr, ging davon aus, dass sie sich hier auskannte, was sie mehr oder weniger tat.
    „Schau jetzt nicht hin, aber Janna ist hier“, wandte Kev sich an Harris.
    „Ich dachte, sie wollte heute ins Baithouse“, sagte Harris überrascht.
    „Und du wolltest heute an deinem Auto rumschrauben“, erinnerte Kev seinen Freund an dessen eigentliche Pläne für den Abend.
    „Meine Kleine wird wohl nicht hier rüber kommen, um uns zu begrüßen, was?“
    Kev schüttelte den Kopf. „Und ich bitte dich, geh nicht rüber, wenn du nicht willst, dass ich dich für unglaublich peinlich halte.“








    „Was ist so schlimm? Ich kenne Jannas Freunde doch schließlich alle.“ Harris suchte nach seiner Tochter, die sich auf eines der Sofas weit hinten gesetzt hatte, und sein Kiefer klappte beinahe runter, als er sah, dass sein kostbares Töchterchen nicht mit ihren üblichen Freunden hier war.
    „Kevin, wer ist das?“, brachte Harris heraus.
    „Es ist nicht so, wie du denkst“, setzte Kev an. „Es besteht wirklich kein Grund rüberzugehen und mit Janna zu reden.“
    „Das bezweifle ich. Sie ist mit einem Jungen hier, Kev, einem Jungen, den ich nicht kenne, den sie nie erwähnt hat.“
    Kev wusste nicht, was er tun sollte, er wusste nur, dass er Harris von Janna fernhalten musste. Er hatte Harris noch nie in diesem Zustand gesehen, gewöhnlich war Harris locker, erlaubte seinen Kindern alles, störte sich nicht daran, mit wem sie befreundet waren. Doch er schien auch bemerkt zu haben, dass Janna erwachsen wurde.



    „Ich kann es noch immer nicht glauben“, sagte Bishop später. Er saß wieder im selben Stuhl wie zuvor, doch das war das einzige, das gleich war. „Wie konntest du nur so dumm sein.“ Er war nicht in der Lage, Mara anzusehen.
    „Ich bin auch nur ein Mensch, Bishop, und somit nicht unfehlbar“, rief Mara ihm ins Gedächtnis.
    „Du weißt also, dass du einen großen Fehler begehst? Größer, als deine Entscheidung, meinen Sohn nicht zu töten?“
    Mara, auf dem schmuddeligen Sofa zusammengerollt, antwortete nicht, doch es tat ihr weh, dass Bishop sie schalt, denn obwohl sie ihn hasste, war ihr doch klar, dass er ihr gegenüber ehrlich war und wohl am besten über ihre Situation Bescheid wusste, denn obwohl Kev und Hobbie eingeweiht waren, verstand keiner ihr Problem so gut wie Bishop. Und wenn er fand, dass sie zu weit ging, dann war es vielleicht an der Zeit, sich Sorgen zu machen.








    „Kein Kind kann es Wert sein, dass du stirbst, Mariya, das musst du doch wissen!“ Sie konnte die Wut in der Stimme des Alten hören. „Was ist aus deiner Selbstsucht geworden, die mehr als einmal das einzige was, das dich am Leben erhalten hat?“
    Sie hatte von ihm nicht erwartet, dass er sich aufregen würde, schließlich würde sie ihm ein Kind, einen Erben, schenken und seine Erben waren ihm schon immer wichtig gewesen und auch wenn zwei von Lilahs Kindern vielversprechend waren, so wusste Mara genau, dass Bishop zu gerne ihre DNA im Familienstammbaum der Bishops hätte, das hatte sie vor langer Zeit erfahren. Und bis heute hielt sie das – und andere Pläne Bishops, über die sie Bescheid wusste – von ihrem Ehemann geheim.








    Der Gedanke daran ließ Mara zusammenzucken, sie zog den Bademantel enger um sich. So gut sie Bishop auch kannte – und sie kannte ihn sehr gut –, er war und würde immer ein Monster bleiben.
    „Es ist komisch“, vertraute sie ihm an, „wie viel ich für etwas, das nicht einmal wirklich lebt, riskieren will. Mein Leben für das unseres Kindes.“
    Unser Kind?“ Bishop lachte trocken. „Mariya, du überraschst mich immer wieder. Du weißt, ich kann mir dich nicht mit einem Kind vorstellen, aber noch weniger kann ich mir dich mit einem Kind vorstellen, dass nicht einzig und allein deins ist, so wie meine Kinder nur meine Kinder und nie die ihrer Mutter waren.“
    Mara wusste nur zu gut, was er meinte. „Wenn es nur mein Kind wäre, dann könnte ich es nicht auf die Welt bringen, denn sobald das geschieht, werde ich nicht mehr da sein, um mich um mein Kind zu kümmern.“








    „Und das ist der Grund dafür, dass du hierher gekommen bist, nicht wahr? Diese ganzen Untersuchungen, denen du dich unterzogen hast, sie waren nicht der Grund für deinen Besuch. Du bist nicht einmal hier, weil ich gut für deine Dienste bezahle, obwohl du das gerne behaupten würdest. Der einzige Grund dafür, dass du mich aufgesucht hast, ist, dass du mich um einen Gefallen bitten willst. Um einen Gefallen, der etwas mit deinem ungeborenen Kind zu tun hat.“
    Sie schwieg. Er hatte sie durchschaut, schneller als sie es erwartet hatte, und das bedeutete, dass die Dinge nicht nach Plan liefen. Aber wie konnte irgendetwas nach Plan ablaufen, wenn sie ihrem Mann so vieles verschweigen und sich an Ahmik Bishop wenden musste, von dem Lucas dachte, er seie schon seit Jahren tot?
    „Ich will, dass du Sergey Ivanow für mich aufspürst.“
    Bishop fuhr herum, sah sie an, als sei sie von Sinnen. „Deinen Vater?“
    Sie biss die Zähne zusammen, ihr Gesichtsausdruck war gequält, doch sie nickte, senkte den Kopf dann gänzlich.
    „Er ist ein Monster, das weißt du genauso wohl wie ich.“
    Ja, natürlich wusste Mara, dass Sergey Ivanow ein Monster war, dass Bishop auf vielen Ebenen harmlos schien, wenn man die beiden Männer verglich, doch er war der einzige, der ihr helfen konnte.
    „Es muss ein.“




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    Kurz, vielleicht nicht besonders aufschlussreich, aber ich wollte euch mal wieder was zu lesen geben und Mara und Bishop haben sich ganz von selbst geschrieben.



    „Ich bin immer noch erstaunt darüber, dass du mein Angebot angenommen hast“, gestand Bishop.
    „Du zahlst gut, gut genug, um mich vergessen zu lassen, dass du ein großes ********* bist.“
    Kein Wunder, dass Lucas sich in die Russin verliebt hatte. Ihre Bewegungen und Worte zeugten von Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit und sie war die perfekte Partnerin für Lucas Bishop, wenn man bedachte, dass der Bishop-Clan die schlechte Angewohnheit hatte, sich immer in die Falschen zu verlieben, bei Ahmik Bishop war es so gewesen, Lilah hatte das Selbe durchmachen müssen, die nächste Generation würde sicherlich bald genug auf ähnliche Probleme stoßen, warum sollte Lucas sich dann nicht in eine russische Kopfgeldjägerin verlieben dürfen, die es auf ihn abgesehen hatte?
    „Ich kann nicht glauben, dass mein Sohn fest davon überzeugt ist, er habe dich bekehrt, Mariya. Als ob irgendeiner von uns bekehrbar wäre.“









    „Er glaubt eben an das Gute im Menschen.“ Im Ansatz was diese Aussage eine Verteidigung, beinahe schon ein Kompliment, doch es schwang Sarkasmus mit. „Er glaubt, die Welt sei fair.“
    „Glaubt er auch, ich sei tot?“
    „Ich weiß es nicht, aber es ist gut möglich. Sehr wahrscheinlich sogar.“
    Bishop nickte, während er diese Information aufnahm. Sein Sohn war immer naiv gewesen. „Was ist mit dem kleinen Gauner?“
    „Kev Darren?“, fragte Mara nach, obwohl sie genau wusste, dass es nur er sein konnte. „Ihn kannst du nicht hinters Licht führen, Bishop. Er glaubt erst, dass du tot bist, wenn er deine Leiche gesehen und durch DNA-Tests sichergestellt hat, dass du es bist. Und dann würde er dir sicherheitshalber noch einmal ins Herz schießen.“
    „Sehr misstrauisch“, bemerkte Bishop.
    „Ich würde an seiner Stelle das Selbe tun.“
    „Jeder mit ein bisschen Verstand würde so handeln.“ In Bishops Ton klang Belustigung mit, er hatte schon immer eine Art Sympathie für den Jungen empfunden, den seine Kinder, vor allem Lilah und ihr Mann, aufgenommen, zu einem Familienmitglied gemacht hatten, zum Teil wegen der Schuldgefühle, was ihren Vater betraf.









    Der Junge war etwas Besonderes, ihm war anders als den meisten klar, dass es das Gute im Menschen, an das so häufig appelliert wurde, nicht gab. Er war natürlich nicht der Erste, der das herausgefunden hatte, aber er hatte es in einem erstaunlich jungen Alter herausgefunden; er war ein bewundernswerter junger Mann.
    „Erzähl mir von meinen Enkeln“, forderte Bishop die Russin auf.
    Sie zögerte, hätte das Gesprächsthema lieber vermieden. „Ich bin nicht deswegen zu dir gekommen.“
    „Wir sind eine Familie, Mariya, ich werde mich doch wohl nach dem Wohlbefinden meiner Enkel erkundigen dürfen, bevor wir darüber sprechen, warum du dein Leben aufs Spiel setzen willst, indem du für mich Illegales erledigst.“








    „Weißt du das wirklich nicht?“, brachte Mara sofort hervor. Ihr war es lieber, etwas über sich zu enthüllen als über Lilahs und Harris‘ Kinder. „Ich halte es nicht mehr aus, Ahmik, ich habe schon zu lange nicht mehr in Gefahr gebracht und dafür bin ich nun mal geboren worden.“
    Bishop nickte wieder, er wusste genau, wovon Mara sprach, sie hatte ihm in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass sie sich am Wohlsten fühlte, wenn sie alles aufs Spiel setzte.
    „Und ich will einen Gefallen von dir, egal, was mich das kostet.“
    Das überraschte Bishop ehrlich gesagt. Er wusste, dass Mara nicht um Gefallen bat, was das betraf, waren sie sich ähnlich.

    Der Computer ist wieder in Ordnung und dürfte keine Probleme mehr machen (zumindest hoffe ich das). Im Spiel sind noch nicht alle Häuser und Grundstücke wieder aufgebaut, was mich auch davon abgehalten hat, da weiterzumachen, wo es eigentlich weitergehen sollte. Damit ihr nicht ganz so lange warten müsst (sollte überhaupt noch jemand weiterlesen), habe ich ein kleines Zwischenspiel eingebaut.



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    Sie betrat den Raum und bemerkte sofort, wie schäbig er eingerichtet war. Sie hatte damit gerechnet, als sie gehört hatte, wo er sich befand. Es war nicht einmal erstaunlich, sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er keinen Wert auf Luxus legte. Er war nicht oberflächlich, wenn er es wäre, dann hätte Mara ihn nicht so lange ausgehalten, egal, wie viel er ihr bezahlte.
    Sie sah sich unauffällig um, nahm alles um sich herum auf wie sie es von jung an gelernt hatte. Manchmal entspannte Mara sich, doch in Anwesenheit mancher Menschen, vor allem derer, die sie an ihre Vergangenheit erinnerten, war es unmöglich.
    „Lass das Spionengehabe“, wies er sie an. „Wir wissen beide, dass hier nichts ist, das dir gefährlich kommen könnte.“








    Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, etwas an ihm hatte sie immer fasziniert, er hatte sie auf seine ganz eigene Art immer verstanden, so oft gewusst, was in ihr vorging.
    „Willst du nicht aufstehen und mich in den Arm nehmen wie es sich für alte Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen haben, gehört?“
    „Ich bitte dich, wir sind keine Freunde, das weißt du genauso gut wie ich.“ Sie nahm ihm gegenüber Platz und zum ersten Mal seit sie ihn vor einigen Jahren zum letzten Mal gesehen hatte, sah sie ihn aufmerksam an.








    Seine einst strahlend blauen Augen waren über die Jahre hinweg ermattet, hatten ihren Glanz verloren, es war an ihnen nur noch schwer zu erkennen, dass ein reger, aufgeweckter Geist diesen Körper, der zerfallen war, gealtert, wie es keiner für möglich gehalten hätte, bewohnte.
    Ahmik Bishop war gealtert, so sehr, dass die meisten, die mit ihm zu tun gehabt hatten, als er noch in seiner Blütezeit gewesen war, ihn heute nicht erkannt hätten.
    Auch Mara, die von jung an dazu abgerichtet worden war, Ähnlichkeiten zu entdecken, fiel es manchmal schwer zu glauben, dass dieser Mann der große Ahmik Bishop war.
    „Wie geht es dir, meine Liebe?“
    „Ich bin nicht hier, um Höflichkeiten auszutauschen. Lass uns zum Geschäftlichen kommen.“









    Er schüttelte scheinbar amüsiert den Kopf. „Ivanow, Ivanow, immer noch ganz die Alte, darauf bedacht, keine Zeit zu verschwenden.“
    Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie es hasste, wenn man sie bei ihrem gebürtigen Namen ansprach, sie war schon lange nicht mehr Mariya Ivanow; seit etwa fünfzehn Jahren benutzte sie jetzt den Namen Green, den sie zu Ehren ihres Mentors Mark Green, eines Engländers, der teilweise dafür verantwortlich war, dass sie Lucas Bishop nicht getötet hatte, gewählt hatte. Obwohl sie jetzt seit sieben Jahren verheiratet war, wusste sie, dass sie sich nie daran gewöhnen würde, Bishop genannt zu werden, wie würde bis an ihr Lebensende Mara Green bleiben.

    Ich bin nicht gerne der Überbringer von schlechten Nachrichten, aber noch schlimmer fände ich es, mich nicht zu melden.
    Mein Computer streikt zur Zeit, das Spiel hat sich total zerschossen, ich werde es neu installieren müssen ... ihr habt das bestimmt schon wo anders gelesen oder selbst erlebt.
    Somit werdet ihr euch noch länger gedulden müssen, bis es die nächste Fortsetzung gibt, denn ich muss das Spiel in Ordnung bringen, die Nachbarschaft wieder auf den Punkt bringen, an dem wir in der Story sind.
    Kev, Janna und Co. sind nicht in Gefahr, von den wirklich wichtigen Sachen habe ich Sicherheitskopieln, aber die müssen draufgespielt werden, ich muss die ganzen Downloads wieder finden.
    Aber es wird weitergehen.