Kapitel 45: Die Tücken der Magie

Lina lernte schnell, sehr zum Vergnügen ihrer Lehrerin. Es fiel ihr leicht ihr Herz zu kontrollieren und somit die ihr eigene Magie frei zu lassen. Sie hatte ja ein Ziel vor Augen und ihr Herz wollte so wie ihr Verstand, dass die Verfolgung der Hexen ein Ende nahm. Binnen kurzer Zeit konnte sie schon einfach Dinge wie einen kleinen Feuerball zaubern und auch etwas schwierigere Sachen wie das Verändern ihrer Haarfarbe oder auch ihrer Augenfarbe gelangen ihr.
"Hah, ich wusste doch, dass du ein Naturtalent bist," rief die Hexe aus, nachdem Lina es geschafft hatte einen der Bäume fast in Brand zu setzen. Zum Glück hatten sie Jacob und Richard angewiesen, eventuelle Brände sofort zu löschen, ehe sie mit dem Training angefangen hatten.

Lina lächelte über das Lob und war selbst ein wenig überrascht über ihre neue Macht über die Magie. "Danke, ich gebe mir Mühe."
"Ja, das ist nicht zu übersehen. Nun, da die Grundsätze verstanden und verinnerlicht hast, sollte ich dir noch mehr über die Magie sagen. Es gibt Grenzen, die unbedingt immer einzuhalten sind." Sie sah Lina eindringlich an. "Bei einigen Dingen, die wir zwar theoretisch könnten, gibt es nicht abzusehende Folgen. Darum sollte unter allen Umständen vermieden werden damit herum zu hantieren. Sollte es dennoch passieren, gilt derjenige als verstoßen und niemand in der magischen Welt wird sich noch um ihn oder sie kümmern."

"Magische Welt?" Lina war verwirrt, davon wusste sie nichts. Adera hatte das niemals erwähnt, dessen war sie sich sicher.
"Wir Hexen, Magier, Druiden, alle die über Magie verfügen. Wir sind die magische Welt und auch wenn wir durch unseren Lebensstil lieber alleine bleiben, sind wir doch untereinander verbunden. Was glaubst du, warum so wenig echte Hexen zur Zeit getötet werden. Weil wir uns untereinander schützen. Natürlich gibt es auch einige die es nicht schaffen, aber im großen und ganzen sind es fast nur Scharlatane die unter dem Priester leiden. Die echten Hexen sind viel zu gerissen für diese Fanatiker." Sie lachte leise und fuhr dann fort. "Aber das war gar nicht das, was ich dir eigentlich sagen wollte. Wo war ich? Ach ja, die Grenzen... Also, das Erste was du niemals mit Magie tun solltest ist einen anderen Menschen zu töten. Das ist strengstens untersagt und wird niemals geduldet werden, auch wenn es nicht wirklich eine Grenze für die Magie ist. Das Zweite was verboten ist, sich dem Verstand eines anderen Menschen zu bemächtigen oder ihn zu verändern. Wenn du das versuchen würdest, könntest du dir und natürlich dem Opfer einen irreparablen Schaden zu fügen. Verstehst du das?"
Lina nickte eifrig. Ja, das verstand sie und sie schwor sich, dass sie niemals so etwas tun würde. Sie wollte nicht ausgestoßen werden aus der Gemeinschaft der Hexen.

Einige Zeit später saßen die beiden Frauen auf der Veranda und Lina lauschte dem Summen ihrer Lehrerin, als ihr einfiel was sie noch fragen wollte. "Ihr sagtet gestern, dass Ihr mir noch von meiner Mutter erzählen wolltet?"
"Stimmt und ich denke, das bin ich dir noch schuldig. Wie gesagt, ich kannte deine Mutter nicht persönlich, aber ich weiß etwas über sie. Nicht viel wohlgemerkt, aber ein wenig. Ihr Name war Sarah und sie war eine Zeit lang Kammerzofe bei Hofe. Doch sie ging von dort weg, ich weiß nicht unter welchen Umständen, und zog wieder nach Drei Eichen. Dorthin wo du geboren wurdest. Adera war deine Hebamme und am Tag deiner Geburt versprach sie deiner Mutter, dass sie sich um die kümmern würde und dich die Grundbegriffe der Magie lernen würde, sobald du alt genug wärst. Deine Mutter hatte der Magie entsagt und wollte nicht, dass die Magie auch ihr Leben bestimmte, wie es das ihres Vater bestimmt hatte. Darum war sie auch nicht sehr begeistert, als Adera ihr sagte, dass auch du die Kraft in dir hast. Wahrscheinlich, ich weiß es nicht genau, hatte deine Mutter auch Angst vor der Magie. Sie war ein wenig abergläubisch, musst du wissen." Sie kicherte.

"Dann liegt die Magie also in meiner Familie." Lina überlegte kurz und die Frau neben ihr ließ sie in Ruhe nachdenken. "Und über meinen Vater wisst Ihr nichts?"
"Nein, tut mir Leid, aber ich konnte nichts über ihn herausfinden. Deine Mutter hat den Namen mit in ihr Grab genommen." Sie schüttelte den Kopf.
Nach einer Weile, stand Lina auf. "Habt Dank, dass Ihr mir das alles erzählt habt. Ich denke, ich möchte eine Weile alleine sein, wenn Ihr nichts dagegen habt."
"Natürlich nicht, geh nur mein Kind. Ich bleibe noch eine Weile hier sitzen."

Lina ging völlig in Gedanken versunken in den Wald. Sie achtete nicht darauf wohin sie ging, zu sehr beschäftigte sie das, was sie gerade gehört hatte. Sie hatte eine Mutter namens Sarah gehabt. Irgendwie war es unwirklich für sie nach so langer Zeit endlich mehr über ihre Herkunft zu wissen. Ihr Leben lang hatte sie sich gefragt, wer sie zu Adera gegeben hatte und nun da sie es wusste, konnte sie es kaum begreifen. Trotzdem war sie glücklich endlich mehr zu wissen und war sich sicher, dass sie sich immer gerne an das Gespräch eben erinnern würde.

Ohne zu wissen, wie sie dort hin gefunden hatte, stolperte sie fast in einen Teich. Erst als sie schon einen nassen Fuß bekam, nahm sie das Wasser wahr. Sie schüttelte das Wasser vom Fuß und trat einen Schritt zurück. Dann setzte sie sich ans Ufer und starrte auf das sich langsam wieder beruhigende Wasser hinaus. Erst eine Bewegung auf der anderen Seite riss sie aus ihren Gedanken. Erst erschrak sie, aber dann erkannte sie Richard. Doch schnell senkte sie den Blick wieder, als sie sah, dass er unbekleidet war.

Sie wollte gerade etwas peinlich berührt aufstehen als sie ein Platschen und einen Aufschrei hörte.
"Verdammt ist das kalt."
Sie lachte gegen ihren Willen laut auf und Richards drehte sich bei dem Geräusch zu ihr hin. Ihm schien das Ganze weniger peinlich zu sein als ihr und er grinste ihr flegelhaft zu.
"Komm doch auch rein, dann merkst du schon, dass ich recht habe."
*geht gleich weiter*