Summer Lovestory

  • Kapitel 27


    Regentropfen fielen gegen das Fenster und weckten mich somit von meinen Träumen auf. Ich öffnete meine Augen für einen Spalt und erkannte diese riesigen Fenster und die vielen Blumen neben dem Bett. Für einen Moment war ich verwirrt, aber dann erinnerte ich mich wieder wo ich war. Ich lag in diesem schönen warmen kuscheligen Bett und die weiche Decke umhüllte meinen nackten Körper.
    Nackten Körper … Wenn ich daran dachte, schoss mir die Röte ins Gesicht. Chris hatte mich nackt gesehen. Na ja, dadurch das es dunkel war, konnte er es wohl eher fühlen. Letzte Nacht hätte er alles mit mir machen können, aber er tat es nicht. Wir hatten noch sehr lange rumgeschmust und gekuschelt.



    Irgendwann waren wir eingeschlafen und nun lag ich in seine Arme gekuschelt in seinem Bett. Ich versuchte vorsichtig aus dem Bett zu steigen, was mir auch Gott sei Dank gelang, ohne Chris aufzuwecken. Ich wollte nicht, dass er aufwachte. Ich sah zu ihm herunter. Er schlief noch tief und fest und für einen Moment hatte ich den Drang mich wieder zu ihm zu legen, aber ich wollte nicht mehr da sein wenn er aufwachte. Ich hatte irgendwie Angst vor diesem Moment. Wie würde er auf meine Hemmungslosigkeit reagieren? Was würde er sagen oder tun? Mir war es irgendwie peinlich, wie ich mich letzte Nacht so hingegeben hatte und musste einfach weg.



    Ich suchte meine Klamotten zusammen und zog mir das Kleid von gestern an. Ich blickte noch mal in Chris’ Richtung, aber er lag immer noch ruhig im Bett und schlief. Ich überlegte kurz, ob ich ihm noch eine Nachricht hinterlassen sollte, lies es aber dann doch bleiben. So verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich hoffte nur, dass mich unterwegs keiner entdeckte. Es war noch sehr früh und ich lief mit Stöckelschuhen, einem Abendkleid und verwuschelten Haaren die Straße entlang. Würde mich jemand so sehen, der wüsste was ich letzt Nacht getan hätte. Na ja, in meinem Fall ist es ja nicht passiert …



    Zu Hause war es noch ruhig. Meine Eltern waren noch nicht auf und Meikes Freunde auch noch nicht. Martin und Meike werden noch das ganze Wochenende im Hotel verbringen und danach in die Flitterwochen fliegen.
    Ich ließ mich auf der Couch nieder und machte es mir gemütlich. Heute war auch mein letzter Tag zum Faulenzen. Eigentlich nicht ganz. Ich musste noch Sachen packen, denn heute Abend ging es noch zum Wohnheim. Morgen war schon der erste Tag an der Uni. Aufgeregt war ich noch nicht. Ich hatte nur ein komisches Gefühl im Bauch, da ich dann Chris’ wieder sehen werde.



    Den restlichen Tag hatte ich eher in meinem Zimmer verbracht. Ich sortierte meine Sachen auf meinem Bett hin und her und telefonierte ausgiebig mit Niki und Hannah. Niki war natürlich totunglücklich darüber, dass wir nicht mehr zusammen zur Schule gehen werden, aber freuen tat sie sich trotzdem für mich. Hannah begann ebenfalls ihr Studium und da ihre Uni nicht sehr weit weg von meiner war, hatten wir uns schon für den nächsten Tag verabredet. Wir wollten uns ein wenig die Gegend ansehen und natürlich war sie schon sehr gespannt auf die Ereignisse mit Chris, die ich ihr erzählen wollte. Der hatte sich nicht gemeldet gehabt und darüber war ich irgendwie sehr enttäuscht. Oft hatte ich minutenlang auf das doofe Telefon gestarrt, in der Hoffnung endlich die ersehnte Stimme zu hören. Einmal hatte ich sogar überprüft, ob der Hörer richtig aufgelegt war.



    Aber warum sollte er sich auch melden. Irgendwie war ich ja auch selber Schuld an dieser Misere. Ich hätte ihm wenigsten einen Zettel hinterlassen können. Aber was hätte ich dann darauf schreiben sollen? War eine tolle Nacht? Wann sehen wir uns wieder? – Nein! Dann lieber gar nichts.
    Nach einem heftigen Abschied von meiner Mutter, machten Paps und ich uns auf den Weg zum Wohnheim. Die Fahrt über, erzählte er mir viel von ihren Erlebnissen im Ausland. Ich hörte gespannt zu und so verging die zweistündige Fahrt sehr schnell. Paps kam noch mit in mein Zimmer und stellte die Taschen und Koffer in einer Ecke ab.
    Auch der Abschied von ihm viel mir schwer, aber er musste auch wieder zurück und so umarmte ich ihn noch, bevor er durch die Tür hinausging.



    Nun saß ich dem Zimmer, das die nächsten Jahre mein zu Hause sein würde. Wieder war ich traurig und fühlte mich irgendwie allein gelassen. Missmutig sortierte ich meine Sachen in den Schrank und gestaltete mein Zimmer etwas wohnlicher. Danach fühlte ich mich schon etwas besser, aber glücklich war ich dennoch nicht. Ich zog mir den hübschen Bikini an, den ich mir mal mit Niki zusammen im Schlussverkauf erstanden hatte und wollte draußen im Pool noch etwas schwimmen, bevor die Sonne endgültig am Horizont verschwand.
    Das Wasser sah einladend aus. Durch die blauen Fliesen, wirkte das Wasser sehr erfrischend und die Sonne zauberte viele kleine Diamanten auf die Wasseroberfläche.
    Mit langen Zügen tauchte ich in das frische Nass hinein. Ich musste mir ein Jauchzen unterdrücken, so sehr genoss ich es.




    ---

    geht noch weiter

  • Es war keiner weit und breit zu sehen und so schwamm ich meine Runden allein. Ob die anderen in ihren Zimmern oder noch gar nicht angereist waren? Chris hatte ich weder gesehen, noch wusste ich welches Zimmer er bewohnte.
    Ich setzte mich noch einen Moment in einen der Liegestühle und schlang ein Handtuch um mich herum. Diese Stille beunruhigte mich und ließ mich daran zweifeln, ob es so gut war hierher zu kommen. Nach etwa zehn Minuten wurde mir kalt und ich ging in mein Zimmer zurück. Dabei kam ich an den anderen Zimmertüren vorbei. Ob ich einfach mal klopfen sollte? Nein, lieber nicht. Ich werde sie bestimmt morgen beim Frühstück noch früh genug sehen. Ich ging weiter in mein Zimmer, las noch ein paar Seiten von dem kitschigen Roman und schlief dann kurz vor Mitternacht endlich ein.



    Der nächste Morgen kam schneller als gedacht. Der Wecker summte sein Liedchen und ich quälte mich aus dem Bett. Ich hatte furchtbar geschlafen. An meinen Traum erinnerte ich mich zwar nicht mehr so genau, aber ich wusste – es war nichts Gutes. Ich suchte mir passende Klamotten zusammen und lief nach unten in das große Bad. Alles war noch ziemlich ruhig. Ob die anderen eher Langschläfer waren? Ich hatte mir den Wecker schon etwas früher gestellt, als ich sonst immer aufstand. Ich wollte an dem ersten Tag nicht zu spät kommen. Ich putzte mir noch meine Zähne und verließ dann das tolle Badezimmer. In der Küche hörte ich jemandem mit Geschirr klappern.
    Im Türrahmen blieb ich einem Moment stehen bevor ich das „Guten Morgen“ über meine Lippen bekam. In der Küche war ein sehr hübsches Mädchen mit langen schwarzen Haaren mit dem Frühstück machen beschäftigt.



    „Magst du auch Müsli?“, fragte sie mich und holte noch eine weitere Schale hervor ohne meine Antwort abzuwarten.
    Als ich mit der Beantwortung etwas zögerte, stellte sie sich vor.
    „Oh, tut mit leid. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Katrina. Die anderen kommen sicher auch gleich runter.“
    „Ich bin Josephine, aber die meisten nennen mich Josi.“
    „Gut, dann werde ich dich auch Josi nennen. Bist du auch so aufgeregt?“
    „Ja und wie.“
    Etwas erleichtert setze ich mich zu ihr an den Tisch und aßen zusammen das Müsli auf. Ich war froh, dass Katrina so zugänglich war und gar nicht überheblich, wie ich zuerst dachte.



    Sie behielt auch Recht. Die anderen Bewohner kamen nicht viel später in die Küche und so wurde es richtig gemütlich. Ich verstand mich mit den anderen besser als gedacht. Aber ein Stuhl blieb leer, und zwar der von Chris. Keiner wunderte sich, dass er nicht besetzt war und so fragte ich auch nicht weiter nach.
    Der erste „Schultag“ war anstrengend, aber auch sehr interessant und aufregend. Die Lehrer waren alle sehr nett und es wurde viele Kurse angeboten, die mich sehr interessierten. Keiner wunderte sich darüber, dass ich noch sehr jung bin oder lästerte über mich ab, dass ich es geschafft hatte hier angenommen zu werden. Das wird sicher ein tolles Studium werden.
    Mit einer kleinen Ausnahme. Chris!



    Ihn hatte ich noch immer nicht gesehen, was auch bei den vielen Schülern fast unmöglich gewesen war. Gleich nach der letzten Vorlesung hetzte ich zu dem Treffpunkt mit Hannah. Sie wartete schon auf mich und als ich sie erreicht hatte, wollte sie mich sofort über Chris ausfragen. Ich erzählte ihr von dem Abend und schlenderten dabei an den vielen Geschäften vorbei. Hier und da blieben wir vor einigen Schaufenstern stehen und diskutierten über die ausgestellte Ware. Es tat gut jemanden meine Erlebnisse der letzten Tage zu erzählen und Hannah machte mir Mut, dass sich Chris bald bei mir melden würde. Sie hielt nach wie vor an seinem tollen Image fest und dachte, dass er ein ganz Lieber ist. In gewisser Weise war er das ja auch, aber wenn ich an Nina dachte, zerbröselte diese tolle Nacht in viele Einzelteile.
    Als es anfing dunkel zu werden, machte ich mich wieder auf den Weg ins Wohnheim.



    Katrina war schon wieder dabei das Essen zu machen. Ich überlegte nicht lange und half ihr beim Zubereiten. Wir servierten für die anderen Mitbewohner ein tolles Essen und wie saßen wieder alle gemütlich zusammen. Jeder erzählte von seinen Ereignissen am Tag und ich fühlte mich bereits am zweiten Tag richtig heimisch. Beim Essen fiel wieder mein Blick auf den leeren Stuhl. Er war immer noch nicht gekommen. Allmählich fing ich an mir Sorgen zu machen.
    Katrina und ich übernahmen für heute Abend auch den Abwasch. Gedankenversunken sah ich beim Abtrocknen wieder auf den leeren Platz, als Katrina mich aus den Gedanken riss.
    „Er kommt nicht.“
    „Wer?“
    „Der noch fehlende Mitbewohner. Oder starrst du nicht ständig auf den leeren Stuhl?“
    „Ja, schon. Ich hatte mich nur gefragt, warum wir noch nicht vollzählig sind.“
    „Das kann ich dir sagen.“ Gespannt auf die Antwort drehte ich mich zu ihr um.



    „Ich glaube Chris war sein Name. Er hatte im letzten Moment abgesagt und wohl in einer anderen Stadt ein Studium angefangen. Das Wohnheim wird wohl ende dieser Woche vollständige besetzt sein. Sie hatten einen anderen Bewerber die Chance gegeben.“
    „Woher weist du das?“, fragte ich sie erstaunt und hielt meine Enttäuschung zurück.
    „Du kennst doch sicher Frau Karm. Die ältere Dame, die hier war als du dich hier eingeschrieben hast.“
    „Ja, die kenne ich. Achso. Sie hatte dir es erzählt.“
    „Genau.“
    Ich starrte noch einen Augenblick Katrina an, ohne sie wirklich zu sehen.
    Er war verschwunden. Verschwunden aus meinem Leben.
    Aber nicht aus meinen Gedanken, meinen Sehnsüchten und meinem Herzen …

    ---

    Eure Manja

  • Chris kam nicht am nächsten Tag und auch nicht in der nächsten Woche. Ich konnte und wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Die nächsten Jahre hatte ich nie wieder etwas von ihm gehört geschweige denn gesehen, aber an diesen Sommer, an diese eine Nacht werde ich mich immer erinnern.
    Es war wieder Sommer und das Wetter war herrlich.
    Die kleine Julia umklammerte meinen Hals und ich genoss die weiche Haut des kleinen Mädchens. Ich liebte diese Familienausflüge am Sonntag. Da die letzten Tage ununterbrochen die Sonne schien, ging es heute an den Strand. In der Luft lag dieser Geruch von Meeressalz und der Wind zauberte aus meinem offenen Haar seine eigene Frisur.



    Ich sah dabei zu, wie die kleinen Hände immer wieder in den Sand tauchten und neuen Sand auf einen großen Haufen schütteten. Sandburgen bauen mochte ich früher schon gerne, dadurch wurde die Erinnerung wieder wach, wo ich noch selbst ein kleines Mädchen mit langen blonden Zöpfen war.
    Es war viel los am Strand und viele Kinder liefen wie wild umher und wir wurden oft mit Sand berieselt.
    Ich war froh, dass ich diesen Tag mit ihr alleine genießen konnte. Mit Stefan wäre es nur halb so schön gewesen. Gott sei Dank war ich ihn los. Das letzte halbe Jahr hatte ich mich viel zu sehr von ihm unterdrücken lassen.



    Vielleicht war es sein tolles Aussehen, oder die charmante Art am Anfang die mich zu ihm hinzogen, aber das war schnell vorbei. Stefan war ebenfalls Rechtsanwalt wie ich und daher hatten wir eh sehr selten Zeit für einander. Nach Chris hatte ich vorerst genug von der Liebe und stürzte mich auf meine Ausbildung. Es war eine harte aber auch lustige Zeit. Ich bestand die Prüfung mit einem sehr guten Ergebnis. Ich war zwar nicht die Beste, aber dennoch rissen sich die Kanzleien um mich und ich konnte mir das beste Angebot heraussuchen. Die Arbeit machte mir sehr viel Spaß. Natürlich betreute ich vorerst die kleineren Fälle, aber jeder hatte mal klein angefangen. Schon morgen hatte ich wieder einen vollen Terminkalender und genoss somit noch die freie Zeit, die mir mit meinem kleinen Schatz blieb.
    „Ich möchte fangen spielen.“, meldete sich Julia zu Wort.



    Ich war ganz in meiner Vergangenheit versunken, dass ich nicht bemerkte, dass sie schon eine ganze Weile an meinem Arm zog, um mich so zum Aufstehen zu zwingen.
    „Na klar, meine Süsse.“
    Sie lief sofort los und ich hatte Mühe hinter her zu kommen. Ich war mit meinen sechsundzwanzig Jahren zwar noch jung aber im Moment überhaupt nicht in Form. Und so stolperte ich hinter ihr her, während Julia viel Spaß dabei haben zu schien mir eins aus zu wischen. Gerade als ich nah genug an ihr dran war, um sie zu fangen hörte ich nur ein „Achtung“ und schon riss mich etwas hart zu Boden.



    Autsch, das tat weh. Ich wollte meine Hände zu meinem Kopf nehmen, um mir die schmerzende Stelle zu halten, aber etwas Schweres hinderte mich daran. Ich konnte kaum atmen und durch die hoch stehende Sonne konnte ich nichts erkennen. Na ja, fast nichts. Ich sah blaue Augen und schwarze Haare, starke Arme die mich vorsichtig abtasteten und ein toller Mund, der sich bewegte.
    „Es tut mir Leid, ich konnte mich nicht mehr halten und bin deshalb auf dich gefallen. Warte ich helfe dir beim Aufstehen.“
    Noch ehe ich seine Worte verarbeiten konnte, nahm er meine Hand und zog mich langsam auf die Beine. Mein Kopf tat tierisch weh und es hämmerte darin wie in einem schmutzigen Bergwerk.



    „Ist alles ok bei …“, er stockte.
    Und was er dann sagte ließ mich aufblicken und meine Kopfschmerzen für einen Moment komplett vergessen.
    „Josi, bist du das?“ Verwundert sah ich ihn an und betrachtet ihn dann doch noch mal genauer. Dann erkannte ich ihn. Für einen Augenblick setzte mein Herzschlag aus und ich taumelte einen Schritt zurück.
    „Chris?“
    Dann wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel zu Boden.



    Dass es nicht so weit kam und ich von starken Armen aufgefangen wurde, bemerkte ich zum Glück nicht mehr.
    Nach einem kurzen Augenblick öffnete ich meine Augen wieder. Ich lag auf meinem Strandtuch. Ich wollte aufstehen, doch dabei zwickte es sofort in meinem Kopf wieder. Chris saß neben mir und sah mich ungläubig an. Auf seinem Schoss saß die kleine Julia und wippte mit einem Quicken auf und ab.
    „Bleib noch einen Augenblick liegen. Ich glaube du hast eine Gehirnerschütterung.“
    „Nein ist schon gut. Ich glaube ich geh besser nach Hause.“
    In aller Eile raffte ich meine Sachen zusammen und quälte mich mit dem Sonnenschirm ab. Er wollte einfach nicht zusammenklappen.
    Ich nahm Julia auf den Arm und verabschiedete mich von Chris. Julia winkte ihm noch lange hinter her, bis er nicht mehr zu sehen war.



    Zu Hause ging mir natürlich Chris nicht mehr aus dem Kopf. Warum hatte ich nicht nach seiner Telefonnummer gefragt? Ich war so durcheinander.
    Meine kleine Maus legte ich ins Kinderbettchen, die auch sofort einschlief. Es war ein aufregender Vormittag gewesen.
    Ich machte es mir auf der Couch gemütlich und grübelte über Chris nach.
    Was machte er hier? Arbeitete er hier oder wohnte er sogar hier?
    Ich musste mir eingestehen, dass er noch besser aussah als ich ihn in Erinnerung hatte und wie süß er sich um Julia gekümmerte hatte. Normalerweise ist sie fremden gegenüber nicht so aufgeschlossen, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ich in dem Moment nicht zur Verfügung stand da ich Ohnmächtig war.



    geht noch weiter ...

  • Die Türklingel riss mich aus meinem Schlaf. Ich war durch das viele Nachgegrübel doch auf der Couch eingenickt. Draußen hatte es angefangen zu regnen. Eigentlich kann es nur der Postbote sein, denn ich hatte mir ein neues Buch bestellt.
    Ich schlug die Decke zurück und taumelte in Richtung Tür. Doch es war kein blaues Paket, das mir jemand entgegenhielt, sondern meine braunen Lieblingsschuhe, die ich heute früh noch anhatte.
    „Die hattest du heute am Strand vergessen. Ich hoffe ich habe die Kleine nicht aufgeweckt.“
    Chris stand vor der Tür und hielt mir die Schuhe entgegen. Zögernd nahm ich sie ihm ab.
    „Oh, danke. Nein, Julia ist mit ihrem Vater unterwegs.“
    „Achso. Schönes Häuschen hast du hier.“
    „Möch- ähm möchtest du rein kommen?“, fragte ich ihn schüchtern.



    Mit einem Lächeln trat er herein. Er setzte sich auf die Couch, auf der ich noch vor fünf Minuten geschlafen und von ihm geträumt hatte.
    „Magst du was trinken?“, fragte ich ihn, um die Stille zu durchbrechen.
    „Nein, danke.“
    Er sah sich wieder um und blieb nach seinem Rundgang bei mir hängen. Seine Augen leuchteten wie damals und jagten mir einen Schauer über den Rücken.
    Meine Neugier lies sich nicht mehr verbergen und darum musste ich ihn fragen: „Was machst du hier und wie hast du mich überhaupt gefunden?“
    „Ich lebe hier am Rande der Stadt schon seit einiger Zeit und gefunden habe ich dich über das Telefonbuch. Komisch, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind.“
    Wieder lief mein Gehirn zur Hochleistung an und ich setzte mich neben ihn.



    „Du bist noch hübscher als ich dich in Erinnerung hatte.“
    Ich starrte ihn ungläubig an und die Röte schoss mir ins Gesicht.
    „Mensch Josi, reiß dich zusammen. Du bist doch keine sechzehn mehr.“, dachte ich bei mir.
    „Oh, danke.“, erwiderte ich nur und sah verlegen in eine andere Richtung.
    Ich sah aus dem Fenster. Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte. Eigentlich lag mir so vieles auf dem Herzen, aber ich bekam kein Wort heraus. Die Stille zwischen uns wurde immer größer und dann hielt ich es doch nicht mehr aus.
    Ich stand auf und drehte mich zu ihm um.



    „Warum hast du dich anders entschieden und dein Studium wo anders angefangen?“, platze es aus mir heraus. Meine Stimme zitterte und vielleicht lag auch etwas Wut darin. Ich erschrak über mich selbst und hoffte, dass Chris diesen Unterton nicht bemerkte.
    „Warum bist du in dieser Nacht einfach so weggegangen, kann ich dich genauso gut fragen.“
    Verlegen sah ich auf meine Fingernägel.
    „Ich … ich weiß nicht. Wahrscheinlich weil so viel zwischen uns stand und ich nicht wusste wie ich damit umgehen sollte.“
    „Und deshalb läuft man einfach so davon?“
    „Ich war erst sechzehn!“



    „Und was stand denn zwischen uns?“, wollte er genauer wissen.
    „Zum Beispiel Nina.“
    Dieses Mal war wohl meine Wut in meiner Stimme nicht zu überhören, denn Chris stand ebenfalls von der Couch auf und trat näher zu mir.
    „Josi, ich …“, er versuchte mich an der der Schulter zu berühren, doch ich schüttelte ihn ab und drehte mich von ihm weg. Ich war wieder so wütend wie damals, als Nina bei mir vor der Tür stand. Ich kann mich noch genau an ihre verletzenden Worte erinnern.
    „Hattest du was mit ihr?“ Diese Frage bekam ich nur sehr leise über meine Lippen. Tränen mischten sich in meine Stimme und ich war mir nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte.



    Er kam näher und fasste mich an meinem Arm und drehte mich somit zu sich um.
    „Ich hatte nichts mit ihr, ist das klar? Wie kommst du überhaupt auf so eine dumme Idee?“
    „Ich hab doch Augen im Kopf, Chris. Ich hatte dich doch gesehen mit ihr im Kaufhaus. Du hattest mich gar nicht beachten und mit ihr rumgetuschelt.“, traurig schaute ich auf den Boden.
    „Ich muss zugeben, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Nina hatte mich immer wieder bezirzt und mir erzählt, dass du bereits vergeben warst an diesen Josh. Zu Spät merkte ich erst, dass es nicht so war, dass du lange davor nicht mehr mit ihm zusammen warst.“
    „Es tut mir leid.“, fügte er noch hinzu und diesmal war er es der den Kopf senkte.
    „Warum hattest du es mir nicht schon früher erzählt?“



    „Hättest du mir denn geglaubt?“
    „Wahrscheinlich nicht. Schon gar nicht nachdem Nina bei mir vor der Tür stand und mir weiß machen wollte, dass sie jetzt mit dir zusammen sei und ich gefälligst meine Finger von dir lassen sollte.“
    „Was? Das hatte sie getan? Mir hatte sie was ganz anderes erzählt. Sie sagte, dass du mit Josh glücklich bist und ich die Finger von dir lassen soll. Dieses kleine Miststück. Da hat sie uns ganz schön gegeneinander ausgespielt. Dabei kam es mir gleich komisch vor. Hätte ich doch nur auf mein Gefühl gehört. Es war so schwer an dich heran zu kommen und dein Vertrauen zu gewinnen war damals noch schwerer. Ich hatte es aber geschafft, wenn auch mit kleinen Tricks, die du mir hoffentlich verzeihen kannst und dann standest du da in dieser Nacht. Ich erinnere mich noch genau. Du hattest dieses viel zu große T-Shirt von mir an und deine weichen Haare hattest du zu einem kleinen Zopf gebunden. Du hattest tierische Angst vor dem Gewitter und dann lagst du plötzlich in meinen Armen. All die Jahre musste ich immer wieder daran denken.“



    Meine Augen waren über und über mit Tränen gefüllt und eine bahnte sich bereits ihren Weg über meine Wange. Ich war so glücklich, dass Chris genauso fühlte wie ich. Auch mir ging diese Nacht nicht mehr aus dem Kopf und meine Gefühle für ihn waren immer noch die Gleichen wie vor fast zehn Jahren.
    „Oh Chris.“, sagte ich noch bevor ich in seine Arme fiel. Sie umklammerten mich und schienen sie immer fester um mich zu schlingen. Er wiegte mich langsam hin und her. Ich genoss diesen zärtlichen Augenblick sehr. Zu lange hatte ich mich danach gesehnt und darauf gewartet, dass er Wirklichkeit wurde.
    Ich wusste nicht genau wie lange wir so da standen, aber nach einer Weile löste sich Chris von mir und sah mir in die Augen. Ich dachte er würde mich küssen, so wie er mich ansah, aber er tat es nicht.



    „Ich … ich muss gehen.“
    „Aber –“, weiter kam ich nicht, denn Chris Finger auf meinem Mund ließ mich nicht zu ende sprechen.
    „Sag jetzt nichts. Ich war schon viel zu lange hier und habe alte Wunde wieder aufgerissen. Das war nicht meine Absicht. Verzeih mir.“
    Er wandte sich bereits zu Tür, als ich ihn fragte ob wir uns wieder sehen.
    Chris war schon nach draußen gegangen als er sich noch mal umdrehte.
    „Nein. Ich möchte mich nicht in eine glückliche Familie drängeln. Drück die kleine Julia von mir. Sie ist dir wirklich sehr ähnlich.“
    Er lächelte mir noch mal zu und ich sah die tiefe Trauer in seinen Augen. Dann ging er weiter die Straße hinunter …



    ----

    Fortsetzung folgt ...

    Eure Manja

    @Didiaaa
    gestreift!

    Einmal editiert, zuletzt von Manja1981 ()

  • Kapitel 29


    Ich sah ihn verwirrt hinterher. In was für einer Familie möchte er sich nicht einmischen? Denkt er etwa Julia wäre meine …?
    „Warte.“, rief ich in den Regen hinein.
    Doch Chris schien es nicht zu hören.
    Ich zog meine hohen Schuhe aus und schmiss sie in die Ecke. Er durfte nicht noch mal so aus meinem Leben gehen. Nicht so.
    Mit nackten Füssen rannte ich Chris über den feuchten Boden nach. Völlig außer Atem bekam ich ihn an seiner Hand zu fassen.
    Verwundert drehte er sich zu mir um.
    „Was – Josi?“



    „Ich hatte gedacht du weißt wer Julia ist.“
    Der Regen lief mir von den Haaren über mein zartes Gesicht. Ich musste furchtbar aussehen. Sicher war mein Make-up total verschmiert.
    „Ist sie nicht deine Tochter? Ich hatte es angenommen, weil sie dir sehr ähnlich sieht.“
    Chris war ebenfalls sehr durchnässt. Sein Shirt klebte ihm am Körper und seine vielen Muskeln zeichneten sich daran ab.
    „Nein.“
    Ich schüttelte den Kopf. Noch mehr Tropfen rannten dadurch über mein Gesicht.
    „Sie ist meine Nichte und da ich ihre Patentante bin, unternehme ich sehr oft etwas mit ihr. Martin hatte sie vorhin wieder abgeholt.“



    „Martin?“
    „Ja, wusstest du das etwa nicht?“, fragte ich ihn entsetzt.
    „Nein. Ich … hatte keine Ahnung.“
    Verwirrt starrten wir uns beide gegenseitig an und sein Blick ruhte auf meinen Lippen. Es kribbelte in meinem Bauch und ich wartete darauf was nun passieren würde.
    „Dann bist du gar nicht verheiratet?“
    „Nein.“
    Chris trat ein Stück näher zu mir.
    „Dann hast du gar keine Kinder?“
    Ich verneinte wieder und Chris rückte noch näher zu mir heran. Seine Finger berührten meine und unsere Hände verschlangen ineinander.



    „Bist du ….“ Chris verstummte für einen Moment.
    Sein Gesicht war dem meinen so nahe. Mein Herz schlug sehr heftig und meine Brust berührte bereits seinen Oberkörper. Der Regen wurde schwächer, doch noch immer liefen kleine Tropfen über unsere Gesichter, über unsere Wangen und unsere Münder.
    „Bist du mit jemandem zusammen? Oder gibt es jemanden dem du sehr nahe stehst?“, beendete er seine angefangene Frage.
    „Ja und Nein. Ich bin Single aber es gibt jemanden dem ich sehr nahe stehe und das bist du Chris.“
    Es war wohl die richtige Antwort, denn er nahm mein Gesicht in beide Hände und zog mich zu sich heran. Es senkte sein Gesicht und als ich seine Lippen auf meinem Mund spürte, fühlte ich mich wie auf Wolke sieben.



    Ich wollte ihn umarmen, ihn festhalten und nicht mehr los lassen. Doch viel zu kurz dauerte der Kuss. Er löste sich von mir, hielt aber immer noch mein Gesicht fest.
    „Josi, ich kann nicht.“
    Er seufzte und ließ mich schließlich doch wieder los.
    „Was meinst du?“
    „Hätten wir uns nicht schon früher begegnen können?“
    Chris blickte zu Boden. Ein kleiner Tropfen hing an seiner Nasenspitze.
    „Du bist in festen Händen, stimmts?“
    „Ja.“ Der kleine Tropfen fiel hinunter in die kleine Pfütze vor ihm.
    Nun war ich es die näher trat. Ich konnte nicht anders und Chris in den Arm nehmen.
    Ich war erstaunt wie gefasst ich doch war. Eben schwebte ich noch auf Wolke sieben und nun war mein Herz schon wieder in tausend Stücke zerbrochen.



    „Liebst du sie?“, flüsterte ich ihm in sein Ohr und trat einen Schritt zurück.
    Ich wusste bereits vorher seine Antwort, aber ich musste sie ihm stellen.
    Als er meine Frage bejahte, lief mir ein kleiner Schauer durch den Körper und fing an zu zittern. Mir war auf einem Mal so kalt und ich schlang meine Arme um mich.
    „Wollen wir nicht lieber rein gehen?“, schlug ich vor. „Wir holen uns sonst hier draußen noch was weg.“
    Nachdem Chris mein blau angelaufenen Lippen gesehen hatte, gingen wir zurück ins Haus.
    Ich ließ Badewasser in die Wanne im Erdgeschoss ein und drückte Chris ein frisches Handtuch in die Hand.
    „Ich gehe schnell nach oben ins Bad. Wenn du was brauchst, nimm es dir einfach.“
    Chris nickte und schloss die Tür hinter sich.




    ---

    geht noch weiter

  • Das heiße Badewasser tat mir gut. Ich schloss für einen Augenblick die Augen und rief mir den Kuss von eben in Erinnerung. Ich kann noch immer den süßen Geschmack seiner Lippen spüren und seinen wohlgeformten Körper fühlen.
    Ich gab mich noch einen Moment meinen Sehnsüchten hin und stieg dann aus der Wanne. Ein paar Sachen zum Anziehen hatte ich mir schon vorher aus dem Kleiderschrank im Schlafzimmer genommen.
    Als ich die Treppe hinunter ging, war Chris gerade dabei seine nassen Klamotten über die Stühle am Esstisch zu hängen. Er stand nur mit einem Handtuch um die Hüften da. Ach du Schreck. Daran hatte ich gar nicht gedacht.
    „Ich … ich hole dir schnell was zum Anziehen. Machst du uns in der Zwischenzeit einen Tee?“



    Er lächelte. „Natürlich mein Schatz.“, antwortete er sarkastisch.
    Ich rollte amüsiert mit den Augen und ging dann nach oben die Sachen holen. Ich fand auch tatsächlich eine viel zu weite Jeanshose und ein T-Shirt.
    Viel zu schnell polterte ich die Treppe hinunter und wäre fast auf dem Hosenboden die letzten Stufen herunter gerutscht.
    „Es hat sich also nichts geändert.“, stellte Chris, der am Treppenrand stand, lachend fest.
    „Nein nicht wirklich.“, musste ich ihm zustimmen und fiel in sein herzhaftes Lachen mit ein.
    Er sah umwerfend aus und ich musste mich sehr zusammenreißen nicht die ganze Zeit auf seinen freien Oberkörper zu starren.
    „Hier, es sind nicht die angesagtesten Klamotten, aber ich hoffe du passt da rein.“



    „Danke. Den Tee habe ich dort auf den kleinen Tisch gestellt.“
    Chris verschwand noch mal im Bad und ich ging auf die Couch-Ecke zu.
    Warum konnte er nicht zu mir gehören? Es wäre so schön gewesen. Er würde sich dann zu mir setzen, mich in den Arm nehmen und wir würden dann diesen verregneten Sonntag bei einem gemütlichen Fernsehabend ausklingen lassen. Sicher würde es zwischendurch auch ein oder zwei Kussattacken geben … Gedankenversunken streichelte ich über den Platz neben mir.
    „Woran denkst du?“
    Ich hatte Chris gar nicht bemerkt. Seit wann stand er schon da? Ich hoffte er hatte meinen langen sehnsüchtigen Seufzer nicht mitbekommen.



    „An nichts Bestimmtes.“ Eine kleine Notlüge.
    Ich blickte an Chris hinunter und musste schmunzeln.
    „Toll siehst du aus. Pink steht dir.“
    „Na warte …“
    Er kam auf mich zu und kitzelte mich an meinen empfindlichen Stellen. Ich versuchte mich natürlich zu wehren und tobten wie kleine Kinder herum.
    Irgendwann bekam ich fast keine Luft mehr und Chris ließ von mir ab. Noch immer lachend lag ich in seinen Armen. Chris sah mich wieder mit diesen leuchtenden Augen an. Oh je. Ich muss aufhören ihm zu Nahe zu kommen.
    „Wie heißt sie eigentlich?“, fragte ich, um diese gefährlich Situation zu umgehen.



    Es hatte geklappt, denn Chris ließ mich los und wir setzten uns wieder auf die Couch.
    Chris trank noch einen Schluck von dem Tee bevor er antwortete.
    „Christin. Sie heißt Christin.“
    Es klang etwas wehmütig. Dabei liebte er sie doch. Oder nicht?
    Ich nahm ebenfalls meine Tasse mit dem noch heißen Tee.
    „Wir feiern diesen Samstag unsere Verlobung.“
    „Ihr wollt heiraten?“, fragte ich verwundert und hatte mühe meine Tasse gerade zu halten.
    „Ja und ich möchte dich gerne als gute Freundin dabei haben. Bitte sag jetzt nicht nein. Ich brauche dich da als moralische Unterstützung. Dort sind viele Verwandte von Christin von denen ich nicht einen kenne. Mich grault es ehrlich gesagt davor.“
    „Warum kennst du niemanden? Wie lange kennt ihr euch denn schon?“



    „Noch nicht sehr lange. Zwei Monate. Christin hatte mich gefragt, ob ich sie heiraten will. Zuerst war ich überrascht und eigentlich wollte ich noch mit so was warten, aber dann sah ich ihre Enttäuschung, dass ich solange zögerte. Da habe ich ja gesagt.“
    Uff. Diese Christin muss sich ja ganz schön in Chris verguckt haben, wenn sie ihm in so einer kurzen Zeit schon einen Antrag machte.
    „Und Christin hatte die Idee mit der Verlobungsfeier?“
    „Hmmh.“
    Könnte ich mit ansehen wie Chris eine andere Frau berührt, in den Arm nimmt, küsst und sogar heiraten wird?
    „Ok, ich komme.“ Hatte ich das wirklich gesagt?
    „Wirklich? Oh Josi, ich freue mich ja so.“
    Chris war vor Freude außer sich und schon wieder lag ich in seinen Armen …




    ---

    bevor ich es wieder vergesse ... Fortsetzung folgt ;)

    Eure Manja

  • Kapitel 30

    Wir redeten noch über dies und jenes und das Leuchten in seinen Augen blieb die ganze Zeit über. Aber er kam mir nicht mehr näher. Nur zum Abschied hatte er liebevoll meine Hand gedrückt. Es wurde ihm wohl bewusst, dass er bald heiraten würde und ich nicht diejenige bin, die er zum Altar führen wird.
    Chris erzählte viel von sich, aber Christin erwähnte er komischerweise gar nicht mehr. Vielleicht wollte er mich aber auch einfach nur nicht verletzen.
    Er war ebenfalls Rechtsanwalt und hatte mit einem Partner zusammen eine gut gehende Kanzlei aufgebaut. Merkwürdig, dass ich Chris nicht schon früher auf einer so genannten Kollegenparty begegnet war. Vielleicht ging er aber auch ebenfalls nicht gerne hin und blieb lieber zu Hause.



    Die Arbeitswoche verging nur sehr langsam. Abends dachte ich noch oft über diesen Nachmittag nach und verfluchte mich mal wieder, dass ich so schnell zugesagt hatte. Was würde nur Christin denken? Was hatte Chris ihr erzählt? Das ich eine gute Freundin war, die er neulich zufällig wieder getroffen hatte? Eigentlich stimmte es ja. Wäre da nur nicht dieser Kuss gewesen. In dem Moment dachte ich, er würde für mich mehr empfinden so wie damals. Aber er war verlobt und da waren solche Gefühle tabu.
    Ich stand vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete mein Äußeres. War es das richtige Outfit für eine Verlobungsfeier? Was würde Christin an haben? Ein weißes schlichtes Kleid? Zumindest würde ich so ein Kleid an ihrer Stelle tragen. Aber ich war nicht an ihrer Stelle und werde es wahrscheinlich auch nie sein. Damit musste ich mich abfinden.



    Ich zog noch mal meinen Lidstrich nach und rückte meine Korsage zum x-ten Mal zurecht. Im Laden meinte die Verkäuferin, dass es jetzt der letzte Schrei war, aber ich bezweifelte es etwas. Ich zupfte noch eine Strähne aus meiner Frisur und verließ dann das Badezimmer. Auf dem Tischchen im Flur lag der Zettel mit der Adresse für die Verlobungsfeier. Chris hatte sie mir noch aufgeschrieben bevor er ging. Ich schnappte noch meine Tasche und verließ das Haus mit einem mulmigen Gefühl.
    Die Autofahrt dauerte nicht lange und das Haus war nicht schwer zu finden. Es war natürlich das luxuriöseste in der Straße. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es in einem angemieteten Restaurant oder so ähnlich statt finden würde und nicht in Chris’ und Christins Heim.



    Die Türklingel hörte ich bis draußen, aber dadurch dass drinnen laute Stimmen und Musik zu mir drangen, bezweifelte ich, dass sie noch jemand hörte außer mir. Aber dieses Mal sollte ich mich täuschen. Ein sehr bekanntes Gesicht öffnete die Tür und für eine Sekunde blieb mir das Herz stehen.
    „Hanna?“, fragte ich zurückhaltend.
    Doch dann folgte ein Gekreische und wurde stürmisch umarmt.
    „Josi, das gibt’s doch gar nicht.“
    „Was … was machst du denn hier?“, fragte ich verwundert und nuschelte es eher in ihre Haare, da sie mich fest drückte.



    „Chris hatte uns letzte Woche angerufen und von seiner Verlobung erzählt. Aber das Gleiche kann ich dich auch fragen.“
    „Chris und ich sind uns letzten Sonntag zufällig über den Weg gelaufen. Wie beide waren natürlich sehr überrascht wie du dir vorstellen kannst.“
    „Na, das glaube ich dir aufs Wort, aber komm doch rein.“
    Hanna hielt mir die Tür auf und ich folgte ihr durch das Getümmel.
    Von Chris fehlte jede Spur, doch dafür sah noch ein bekanntes Gesicht.
    „Julien? Du auch hier? Ist das eine Versammlung oder was?“, fragte ich lachend und schon viel mir der Nächste um den Hals.



    „Mensch Josi, toll siehst du aus.“
    Ich schaute ihn schief an und boxte ihn in die Seite.
    „Wirklich.“, fügte er noch hinzu und dieses Mal glaubte ich ihm.
    Hanna hakte sich bei mir ein und gackernd machten wie die Runde. Immer wieder suchte ich nach Chris. Leider Vergebens. Ich ärgerte mich etwas darüber, da er der Gastgeber war und es nicht für nötig hielt mich zu begrüßen und mir seine Verlobte vor zu stellen.
    Doch dann spürte ich eine feste Hand in meinem Rücken und drehte mich zu ihm um. Ein bisschen zu schnell und zu hastig, denn ich stieß direkt vor Chris’ starker Brust. Wieder einmal mehr landete ich in seinen Armen.



    „Das wird wohl schon zur Gewohnheit, was?“, stellte er fest.
    Ich war ihm schon wieder so Nahe und mir stieg sein sinnlicher Duft in die Nase. Unter meinen Händen konnte ich die warme weiche Haut spüren und nur zu gerne hätte ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt.
    „Chrissi Schatz, willst du mich nicht vorstellen?“
    Eine Stimme erklang hinter Chris und ich wusste nur zu gut wer das war. Chris trat zur Seite und eine Schönheit kam zum Vorschein. Ich konnte gar nicht den Blick von ihr lassen. Sie war sehr schlank, hatte seidige Haut und wunderschöne schwarze Haare.




    ---

    geht noch weiter

  • Doch von der äußeren Sanftheit war nichts zu spüren. Ihr Gesicht blieb kühl und irgendwie unergründlich.
    Chris stellt mich vor und dabei hielt ich Christin meine Hand hin. Für einen Augenblick starrte sie mich an und eine bedrückende Stille trat zwischen uns. Dann nahm sie aber doch meine Hand und ich fühlte mich auf einmal sehr unbehaglich.
    Noch bevor ich etwas sagen konnte, nörgelte sie an Chris herum. Sein Hemd schaute aus der Hose heraus und das gefiel ihr gar nicht. Er hingegen nahm es locker und machte sich einen Spaß daraus es in die Hose zu stopfen, was Christin nur noch mehr wütender machte.
    Komisch. So wollten sie den Rest ihres Lebens verbringen?



    Aber ihr Outfit war auch nicht gerade das Passende für eine Verlobungsfeier. Das Dekollete war viel zu weit ausgeschnitten und die kurze Hose zeigte mehr Bein als in einem Bikini. Klar, sie sah toll darin aus, aber zieht man sich so zu einem solchen Anlass an?
    Ich zog Hanna zur Seite.
    „Ist sie immer so?“
    „Tz, ja. Na ja zumindest seit dem wir hier sind. Ich kenne sie ja auch erst seit einer halben Stunde und in dieser Zeit hat sie nur rumgezetert.“, erwiderte Hanna und zog dabei die Nase kraus.



    Christin räusperte sich und bat alle einen Augenblick um Ihre Aufmerksamkeit.
    Oh oh. Jetzt war es soweit.
    Ich hörte mir gespannt ihre kleine Rede an und dann kam der große Moment. Chris trat näher zu ihr heran und nahm sie zärtlich in die Arme. Nachdem er ihr den kleinen, feinen Verlobungsring angesteckt hatte, küsste er sie kurz aber sehr liebevoll auf den Mund. Doch sie riss ihn an sich und verschlang ihn mit Haut und Haaren. Rein nach dem Motto: er gehört zu mir!



    Endlich! Das Buffet war eröffnet. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen vor Aufregung. Ich stürmte zum Salat und zog Hanna mit mir mit. Wir schaufelten uns die Teller voll und verschlangen und setzten uns an die Küchentheke. Dabei quatschten und lachten wir sehr viel. Es war irgendwie wieder wie früher und war für kurze Zeit wieder glücklich. Hanna erzählte mir, dass sie und Julien genauso überrascht über die Hochzeit waren und noch vor einer Woche gar nicht wussten was aus Chris geworden war.
    „Komm wir müssen auf unsere Wiedersehen anstoßen.“, forderte ich Hanna auf und nahm bereits ein Sektglas von dem Tablett.
    „Ich kann nicht, Josi.“, sagte sie mit einem Lächeln.



    Ich sah sie fragend an und Hanna ließ sich absichtlich ein paar Sekunden Zeit mit ihrer Antwort. Ungeduldig lutschte ich auf meiner Unterlippe und hätte sie fast gerüttelt, damit sie mir endlich antwortete.
    „Ich bin schwanger.“
    „Von Julien?“
    „Von wem sonst? Wir sind doch verheiratet.“
    „Was?“ Darauf nahm ich einen großen Schluck von dem Sektglas.
    „Ich freue mich natürlich so für euch.“ Ich umarmte Hanna und dann ging es wieder weiter mit dem Gegacker, denn nun wollte ich jedes einzelne Detail wissen.



    Hanna und ich unterhielten uns fast zwei Stunden. Draußen war es bereits dunkel geworden. Ich wusste, dass Hanna die ganze Zeit über nach ihrem Schatz Ausschau hielt und deshalb schlug ich eine kleine Pause vor. Diese Zeit nutzte sie natürlich, um sich nach Julien umzusehen.
    Ich brauchte etwas frische Luft und wollte hinter das Haus, mir den Garten ansehen und war sehr gespannt wie er aussehen würde. Irgendwie hatte ich mir das Heim von Chris ganz anders vorgestellt. Nicht so hypomodern, sondern mehr gemütlich. Alles blinkte und blitze und man hatte kaum Lust sich irgendwo hinzusetzen bzw. hinzugehen. Leider fand ich die Tür nicht und bin stattdessen im Poolhaus gelandet. Es war niemand zu sehen, doch als ich einen Schritt in den großen Raum setzten wollte, hörte ich eine aufgeregte Stimme aus einer Ecke kommen. Ich blieb stehen und wollte mich schnell verkrümeln, bevor Christin mich bemerkte, aber die Worte die an mein Ohr drangen ließen mich aufhorchen.



    „Stefan, ich hab dir gesagt, dass ich ihn rum bekomme. Also ruf mich nicht deshalb ständig an. Vertrau mir. Die Hochzeit ist nur noch ein paar Tage hin und dann haben wir es geschafft.“
    Sie wollte Chris rum bekommen? Aber warum? Sicher nicht weil sie ihn so sehr liebte, wie es den Anschein hatte. Und wer war dieser Stefan?
    Noch bevor mir eine Antwort auf meine Fragen einfiel, drehte sich Christin abrupt um und sah mich an…


    ---

    Fortsetzung folgt!


    Noch was zu den Bildern:
    Dieser schottischer Zausel gehört zur Familie. Er hat sich irgendwie immer wieder aufs Bild gedrängelt :D ... Grrr :angry


    Eure Manja

  • Kapitel 31


    Sie starrte mich an und ihre Augen sprühten vor Wut. Ich ging ein Schritt zurück und suchte in Gedanken nach besänftigen Worten. Christin stemmte eine Hand in die Hüften und mit der anderen zeigte sie auf mich.
    „Ich weiß wer du bist und was du vorhast. Aber es wird nicht funktionieren. Chris gehört mir und du wirst mir das nicht kaputt machen. Verstanden?“, zischte sie mich sofort an.
    „Chris gehört niemanden. Er ist kein Gegenstand den man sich einfach kaufen kann. Ich weiß nicht was hier vorgeht, aber eins ist klar: Chris liebt dich und wird dich bald heiraten. Er wird für den Rest deines Lebens zu dir gehören, dich verehren, dich lieben. Gilt das auch für dich?“
    Ich ging einen Schritt auf sie zu. Ich wollte ihr die Situation noch mal klar machen, in der sie sich befindet. Dabei ging Christin einen Schritt zurück und sah jetzt eher verängstigt aus. Aber nur für einen Augenblick. Dann kam die Arroganz wieder zurück und sie fühlte sich wieder gestärkt.



    „Natürlich liebe ich ihn. Und du hast vollkommen Recht. Er liebt mich und nur mich.“
    Damit ließ sie mich stehen und ging wieder zu den anderen. Für mich war die Party vorbei und verabschiedete mich höflich von allen. Mit Hanna tauschte ich die Telefonnummer und wir wollten uns schon bald wieder sehen. Chris hingegen verstand nicht warum ich so plötzlich gehen wollte und versuchte mich noch zu überreden, aber ich ließ mich nicht darauf ein. Im Hintergrund sah ich schon Christin anrücken. Höchste Eisenbahn jetzt zu verschwinden. Ich hatte keine Lust noch einmal in ihren gesellschaftlichen Genuss zu kommen. Ich hielt Chris zum Abschied die Hand hin. Normalerweise hätte ich ihn sicher noch mal umarmt, aber da der Hausdrachen schon in der Nähe war, verkniff ich es mir.



    Chris sah es zu meinem Bedauern ganz anders und starrte entsetzt auf meine Hand.
    „Josi, was ist los?“
    „Nichts. Es ist nichts. Wirklich.“, setzte ich noch hinzu.
    So recht wollte er mir nicht glauben, das sah ich in seinen Augen. Dann drückte er mich fest an sich und lies mich erst wieder los, als Christins Stimme hinter Chris erklang.
    Ihre Augen funkelten mich wieder eifersüchtig an. Ich nickte Chris zu und ging dann die Auffahrt hinunter zu meinem Auto.
    Es war schon dunkeln und somit konnte keiner meine Tränen sehen, die sich langsam in meinen Augen bildeten.



    Der nächste Morgen war grauselig. Ich hatte schlecht geschlafen und war heute früh mit dicken Augen aufgewacht. Ich zog mir meinen schlabberigen Jogginganzug an und schlurfte mit nackten Füssen ins Wohnzimmer. Dort ließ ich mich aufs Sofa plumpsen und schaltete den Fernseher ein. Natürlich war das Programm lausig und ich fing dadurch an über den gestrigen Abend nachzudenken. Diese Christin ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte sich Chris in so eine Frau verlieben? Sie hatte sicher nichts für ihn übrig.
    Und dann fiel mir wieder dieses Telefongespräch von Christin ein. Was hatte sie damit gemeint? Sollte ich Chris davon erzählen und würde er mir glauben? Es ging immerhin um seine Verlobte. Chris sah so süss aus gestern. Als ich an ihn dachte, huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen.



    Meine Gedanken wurden von der Türklingel unterbrochen.
    Langsam tapste ich zur Haustür und öffnete die Tür. Vor mir stand Hanna mit einer Tüte Sandwiches in der Hand.
    „Hey Josi. Wie siehst du denn aus? Hast du schlecht geschlafen?“, plauderte sie gleich los.
    „Ich, ähm … ja hab ich. Was machst du hier?“, fragte ich sie und rieb mir verschlafen die Augen.
    „Du bist gestern so schnell gegangen und ich wollte dir noch so viel erzählen. Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich so einfach aufkreuze.“
    „Nein natürlich nicht. Komm doch rein.“
    Wir gingen in die Küche und ich schaltete die Kaffeemaschine an. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich riesig großen Hunger hatte und mein Magen laut anfing zu knurren.



    ---

    geht noch weiter ...

  • Hanna verteilte die Sandwiches auf die Teller und wir setzten uns dann an den großen Tisch.
    „Na erzähl. Was bedrückt dich?“
    „Woher willst du wissen, dass mich etwas bedrückt?“
    „Eine Freundin sieht so etwas. Ist es wegen gestern?“
    „Sag mal bist du jetzt unter die Wahrsager gegangen, oder was?“, scherzte ich und Hanna musste lachen. Ich seufzte und stand auf und holte uns den frischen Kaffee.
    „Du liebst ihn, stimmt’s?“
    Hannas Feststellung traf mich wie ein Schlag und beinahe wäre mir die Kaffeekanne aus der Hand gefallen.
    Liebte ich ihn wirklich? Oder war es nur die Vertrautheit noch von früher?



    „Ich weiß es nicht. Aber es tut ja eh nichts mehr zu Sache. Er wird bald heiraten.“
    „Findest du, dass Chris mit ihr glücklich wird, Josi?“
    „Ich weiß es nicht und es steht mir nicht zu darüber zu urteilen.“
    „Wach auf, Josi. Noch hat er den Ring nicht am Finger.“
    „Aber was soll ich denn machen? Ihn vom Altar zerren?“
    „Keine schlechte Idee.“
    Hanna schien tatsächlich darüber nachzudenken.
    „Hanna, das kann ich nicht und werde ich auch nicht. Und denk erst gar nicht weiter darüber nach.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nur, dass man nach dem Glück greifen sollte, solange sich die Gelegenheit dazu bietet.“



    „Aber das tut es nicht. Chris muss selbst wissen was er tut. Schließlich ist er alt genug.“
    „Ok, dann lass uns über etwas anderes reden.“, schlug Hanna vor. „Findest du nicht auch, dass Christin ein arrogantes Biest ist?“
    „Hanna! Ich sagte Themawechsel!“
    „Ja, ja schon gut. Aber du musst doch zugeben, dass sie sich gestern ziemlich daneben benommen hat.“
    „Ja, das stimmt.“, musste ich zugeben. „Irgendetwas ist auch komisch mit ihr. Ich hatte gestern zufällig im Poolhaus ein Telefongespräch von ihr mitgehört.“
    Ich erzählte ihr davon und auch Hanna fand das sehr eigenartig.



    „Du musst es Chris sagen. Sie führt sicher was im Schilde. Ich habe doch gleich gewusst, das etwas mit ihr nicht in Ordnung ist.“
    „Sie hatte mir sogar gedroht. Wenn ich jetzt bei denen zu Hause klingle, springt sie mir doch gleich an die Gurgel.“
    „Wieso bei denen? Sie wohnen nicht zusammen. Das war das Haus von Christin. Chris wohnt am anderen Ende der Stadt.“
    „Ach so? Das erklärt natürlich einiges. Ich dachte schon, dass sich Chris’ Geschmack um hundertachtzig gedreht hat. Es passte einfach nicht zu ihm.“, gestand ich meine Gedanken.



    Ich wehrte mich erneut gegen Hannas Überredungsversuche. „Deswegen kann ich aber noch lange nicht einfach so bei ihm auftauchen.“
    „Warum nicht? Sag ihm was du gehört hast oder willst du, dass er sich unglücklich mit dieser Heirat macht?“
    „Nein. Natürlich nicht. Vielleicht überlege ich es mir noch mal.“, versucht ich Hanna zu besänftigen und dann wechselten wir tatsächlich das Thema. Hanna blieb noch eine Weile und ging erst am späten Nachmittag. Ich war froh über diese Ablenkung und freute mich wieder eine echte Freundin zu haben.



    Beim Abschied sprach sie mir noch mal ins Gewissen. „Überleg es dir noch mal und sprich mit Chris darüber. Du wirst sonst nicht mehr froh und wirst dir ewig Vorwürfe machen.“
    Ich seufzte und war den Tränen nah. „Ich denke darüber nach, ok?“
    „Ok.“
    Damit verabschiedete sie sich und ich war wieder alleine …

    ---

    Fortsetzung folgt ...

    Ich weiß es ist dieses Mal etwas kürzer. Aber ich wollte das darauf folgende Ereigniss nicht zerteilen ... ;)

    Eure Manja

  • Kapitel 32


    Ich musste hier raus. Ich hatte das Gefühl das mich diese Wände erdrückten. Hanna war wirkliche eine tolle Ablenkung und eigentlich war heute wieder Julia-Tag. Leider hatte mich Meike heute Morgen darüber informiert, dass die Kleine sich eine leichte Erkältung zugezogen hatte und somit lieber zu Hause bleiben sollte.
    Ich zog mich noch mal um und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Draußen war noch tolles Wetter und ich entschloss mich laufen zu gehen.
    Es war schon Nachmittag, aber die Sonne schien ununterbrochen und es war ein herrliches Gefühl die Straße entlang zu laufen. Ich wusste nicht wohin ich rannte, dafür wusste ich wovor ich davon lief.



    Weg von meinen Gefühlen, weg von meiner Unsicherheit, weg von Chris.
    Es ging eine Weile gut und ich dachte tatsächlich an gar nichts mehr. Dafür öffnete ich meine Sinne und sog tief die warme blumige Luft in mich hinein und hörte die verschiedenen Vögel zwitschern. Ein paar Passanten kamen mir mit einem großen Hund entgegen und auf einer kleinen Wiese tummelten sich viele farbige Schmetterlinge. Es war schon lange her, dass ich das mal wieder gemacht hatte. Viel zu lange her.
    Durch das angestrengte Laufen, kam ich sehr schnell ins Schwitzen. Im Nacken waren meine Haare schon feucht und die Wangen färbten sich rot. Langsam spürte ich auch die Stiche in der Hüftgegend und der Hals wurde immer trockener. In aller Hektik hatte ich vergessen, mir ein Handtuch und eine Wasserflasche einzustecken.



    Eins war klar: ich brauchte eine Pause und zwar jetzt. Meine Füße hörten auf sich zu bewegen und ich glaubte sie nicht mehr spüren zu können. Für einen Moment dachte ich, meine Beine würden unter mein Körpergewicht zusammen brechen, aber sie blieben einfach nur still stehen. Ich sah mich um. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte wo ich war. Ein prunkvolles Wohnhaus reihte an das andere. Es war kein Park in Sicht und somit auch keine Bank, auf die ich mich kurz setzen könnte.
    Ich könnte mich selber über den Einfall, einfach mal so joggen zu gehen, ohrfeigen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, kam aus dem Gebüsch neben mir ein seltsames Geräusch. Im nächsten Augenblick schoss ein Ungetüm auf mich zu und riss mich zu Boden.



    Ich schützte mit meinen Armen mein Gesicht, aber das einzige was ich spürte war ein unangenehmer Atem und glibberigen Sabber, der über meine Arme lief.
    „Spencer komm sofort hierher.“, hörte ich eine bekannte Stimme rufen.
    Oh nein, das darf doch nicht wahr sein. Ich hoffte, dass meine Sinne mich getäuscht hatten und es nicht Chris war, der nach dem Hund rief.
    Mit einem Ruck wurde ich von dem großen Etwas befreit. Ich hielt immer noch meine Hände vors Gesicht, in der Hoffnung Chris würde mich nicht erkennen. Was für ein Trugschluss. Natürlich erkannte er mich und ich schämte mich sehr für mein Aussehen.



    Meine Haare waren verwuschelt, auf meinem T-Shirt bildeten sich große Schweißflecken, überall klebte der schaumige Schlabber vom Hund und ich hatte das Gefühl, dass der üble Mundgeruch von Spencer auf mich übergesprungen war.
    „Josi?“
    „Hallo Chris.“, antwortete ich mit einem schiefen Lächeln.
    Ich wagte es nicht ihn an zu sehen und bemerkte somit auch nicht die Hand, die er mir entgegen hielt.
    Umständlich stand ich von dem Boden auf. Immer darauf bedacht Chris nicht anzusehen. Nur zu gerne wäre ich mit einem „Tschüss“ einfach weiter gelaufen, aber meine Beine bewegten sich keinen Zentimeter mehr.



    „Es tut mir leid. Ich meine das mit Spencer. Sonst tut er so was nie. Tja, du musst wohl was sehr anziehendes an dir haben, dass er gleich auf dich drauf springt.“, versuchte Chris das Geschehene zu erklären.
    „Hast du dir wehgetan?“
    Ich schüttelte den Kopf. Dazu war mein Körper noch fähig.
    „Du … du blutest ja.“
    „Was?“, fragte ich verwundert. Ich sah an mir herunter und tatsächlich bahnte sie eine kleine rote Linie vom Ellenbogen bis zu meinen Fingerspitzen hinunter. Das Blut sammelte sich an dem kleinen Finger und drohte hinunter zu tropfen. Das war zuviel für meine eh schon geschwächten Beine und sie gaben nach und ich sank wie ein Mehlsack zusammen.



    ---

    geht noch weiter ...

    Einmal editiert, zuletzt von Manja1981 ()

  • Bevor ich mir auch noch meine Knie aufschürfen konnte, hielt mich Chris fest.
    „Fass mich nicht an. Du machst dich schmutzig.“, murmelte ich und war nervös über seine warme Nähe.
    „Komm ich trag dich ins Haus und dann schau ich mir das Mal genauer an.“, war seine Antwort und duldete keine Widerrede.
    Ich widersprach ihm auch nicht und ließ es zu, dass Chris mich in seine Arme nahm. Keine Sekunde zu früh, denn die Schwärze vor meinen Augen wurde immer dichter.
    Drinnen ließ er mich vorsichtig auf einem bequemen Sessel in seinem Schlafzimmer nieder. Ich betrachtete meine Wunder näher. Leider riss ich sie damit nur noch mehr auf und musste mich zusammenreißen nicht aufzuschreien. Im nahe liegenden Badezimmer hörte ich den Wasserhahn laufen. Dann kam Chris wieder näher und legte mir ein nasses Tuch auf meine Stirn und tupfte vorsichtig an der blutenden Stelle herum.



    „Soll ich lieber einen Arzt kommen lassen?“
    „Sieht es denn so schlimm aus?“
    „Nein. Aber ich mache mir Sorgen.“
    „Das brauchst du nicht. Ich habe mich nur beim Joggen etwas verausgabt.“
    Mit etwas Mühe richtete ich mich auf und Chris beobachtete mich dabei misstrauisch.
    „Sag mal …“, fing Chris vorsichtig an. „Was war denn gestern los mit dir? Du warst auf einmal so komisch. Hat es dir nicht gefallen oder habe ich dir was getan?“
    „Nein, nein an dir liegt es nicht.“, antwortet ich ihm etwas zu schnell.
    „An wem denn? An Christin?“
    Er hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen. Was sollte ich ihm jetzt antworten? Beschämt lies ich meinen Kopf in meine Hand sinken.



    „Und ich dachte wir wären Freunde und können uns alles erzählen.“
    Chris war enttäuscht, dass merkte ich sofort an seiner Stimme. Ich wollte nicht, dass er an mir zweifelte. Ich möchte wenigsten noch seine Freundschaft genießen, auch wenn es sehr schwierig werden würde, wenn er erst mal mit Christin verheiratet war. Somit begann ich vorsichtig von dem mitgehörten Gespräch zu erzählen.
    Chris sagte nichts und verzog keine Mine. Er saß da und hörte gespannt zu.



    Dann trat eine bedrückende Stelle ein und wir starrten uns gegenseitig an.
    Chris fand zuerst die Sprache wieder. „Willst du damit sagen, dass meine Verlobte mich betrügt?“
    Wut lag in seiner Stimme und ich konnte es ihm noch nicht mal übel nehmen.
    „Ich … ich weiß es nicht. Ich kann dir nur sagen was ich zufällig gehört habe.“
    „Zufällig?“, schnaubte er.
    „Denkst du etwa ich habe gelauscht?“ Vor Erregung schoss ich von dem Sessel hoch. Leider wurde mir dabei wieder schwindelig und ließ mich wieder fallen. Tränen kullerten meine Wangen hinunter und gesellten sich zu den Schweißflecken auf meinem Shirt.
    Nun war Chris es, der auf seine Hände blickte. Wird er mich jetzt rausschmeißen?
    Doch nichts passierte.



    „Josi, es tut mir leid. Mir sind wohl die Nerven durchgegangen. Ich habe etwas Bammel vor der Hochzeit und mir geht so einiges durch den Kopf. Mache ich das Richtige? Wird alles gelingen? Liebe ich Christin wirklich so sehr? Ich hatte gedacht ich bin mir sicher und jetzt fällst du mir wieder in die Arme und erzählst mir dann so was.“
    Trauer machte sich breit und das Blau in seinen Augen wurde sehr dunkel. Was würde ich dafür geben ihn jetzt in den Arm zu nehmen, ihn zu trösten, ihn zu halten, für ihn da zu sein. Aber ich wollte es nicht schlimmer machen, als es eh schon war.
    „Was wirst du jetzt tun?“, war meine Frage.
    Er zuckte mit den Schultern und ließ weiter den Kopf hängen.



    „Ich kenne keinen Stefan und vielleicht ist es ein schlechtes Zeichen. Vielleicht gibt es aber auch eine einfache Erklärung dafür. Christin ist in letzter Zeit oft gereizt und deshalb werde ich es wohl besser für mich behalten. Wir werden es dann wohl nie erfahren, was?“
    Mit einem schiefen Lächeln sah er mich an und wechselte dann das Thema.
    „Magst du einen Tee?“
    Ich nickte und versuchte ein zweites Mal aufzustehen. Dieses Mal etwas langsamer und es gelang mir. Das Pflaster, welches mir Chris behutsam aufgeklebt hatte, hielt und das Blut sammelte sich nun darin. Doch es störte mich nicht weiter und den Schmerz spürte ich fast nicht mehr, dafür krampfte sich mein Herz umso mehr zusammen.




    ---

    geht noch immer weiter ...

  • Ich folgte Chris hinunter in die Küche und ließ dabei meinen Blick schweifen.
    So hatte ich mir ein gemütliches Heim vorgestellt. Sein Heim vorgestellt.
    Ich setzte mich und Chris stellte mir eine Tasse mit heißem Tee hin. Chris setzte sich mir gegenüber und wir tranken ein paar Schlucke.
    „Was wirst du jetzt tun? Wirst du sie heiraten?“, fing ich das Gespräch an.
    „Ja, ich habe ihr ein Versprechen gegeben.“
    „Und dieser Stefan?“
    „Der könnte einer ihrer Verwandten sein. Vielleicht hatte er es nicht rechtzeitig zur Verlobungsfeier geschafft.“, mutmaßte er.
    Chris war also fest entschlossen Christin zu heiraten. Komme was wolle. Eigentlich war das sehr ehrenhaft von ihm. Er stand zu ihr, egal was passieren mag.



    Ich seufzte. Eigentlich müsste ich froh sein, so einen guten Freund zu haben. Aber was war, wenn man mehr für diesen Freund empfand?
    Spencer wich uns nicht von der Seite. Oft setzte er sich neben mich und ich kraulte ihn zärtlich am Ohr. Er schien es sehr zu mögen.
    Zwischendurch schnappte er sich seinen quietschenden Knochen und legte sich damit unter den Tisch auf meine Füße.
    „Spencer scheint wohl sehr anhänglich zu sein. Nimmst du ihn nicht mit, wenn du bei Christin bist?“, lenkte ich etwas von der verfahrenden Situation ab.
    „Nein. Sie mag ihn nicht bzw. mag überhaupt keine Hunde. Sie hasst ihn und ich weiß nicht wo mit ihm abbleiben soll. Ins Tierheim werde ich ihn aber auf keinen Fall stecken. Dafür bedeutet er mir zuviel. Er ist immer für mich da gewesen. Ich habe ihn als kleinen Welpen bekommen und nun habe ich ihn schon seit fünf Jahren.“



    Chris’ Augen schienen noch dunkler zu werden.
    Na toll, Josephine. Da hast du es mit deinen Themawechsel noch schlimmer gemacht und nur weiter in der Wunde herum gestochert.
    Ich wollte ihn aufmuntern und fragte daher aus heiterem Himmel, ob ich mich um Spencer kümmern sollte.
    „Das würdest du tun?“, fragte er mich erstaunt.
    „Klar. Und du könntest ihn sehen wann immer du möchtest.“
    Ha, da habe ich einen guten Grund, um ihn oft von Christin weg zu locken. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Das kann ich nicht machen. Was sausten mir nur für Gedanken durch den Kopf?



    „Du bist wirklich eine tolle Freundin.“
    Ich musste schlucken. Tja, leider nur Freundin und nicht Geliebte oder Ehefrau.
    Den Rest des Gespräches ging es um unsere Arbeit. Da wir ja in der gleichen Branche tätig waren, gab es natürlich reichlich Gesprächsstoff und es tat richtig gut so verstanden zu werden. Die restliche Zeit verging wie im Fluge und ich saß immer noch in den schmuddeligen Sachen am Küchentisch von Chris’ Wohnung.
    Es wurde dunkel draußen und mein Magen machte sich bemerkbar. Es war Zeit nach Hause zu gehen. In meinem Fall ja eher laufen. Außerdem sehnte ich mich nach einer heißen Dusche, in der ich alle meine Gedanken wegspülen konnte.
    Chris erhob sich ebenfalls vom Tisch und bot mir an, mich nach Hause zu fahren.



    „Nein, mach dir keine Umstände. Ich werde nach Hause laufen.“
    „Und unterwegs umkippen? Kommt nicht in Frage.“
    Chris suchte bereits nach dem Autoschlüssel.
    Ich versuchte noch mal ihn davon zu überzeugen, dass ich es auch alleine nach Hause schaffte, aber sein Entschluss stand fest.
    Spencer wurde ganz unruhig und hüpfte ständig zwischen uns hin und her. Es war klar, dass er mit wollte und ich fragte Chris um Erlaubnis. Er hatte nichts einzuwenden und somit durfte Spencer mit, mich nach Hause bringen.



    Das Auto fuhr langsam um die letzte Ecke. Wir waren da.
    Die Fahrt über, sagte keiner ein Wort. Einzig Spencer schnüffelte ab und an an meinen Haaren oder ließ ein Laut von sich, wenn er eine Katze auf dem Gehweg sah.
    Ich drehte mich zu den beiden um und kraulte Spencer zum Abschied noch mal und wünschte Chris eine gute Heimfahrt.
    „Melde dich wenn es mit Spencer soweit ist. Ich werde mich schon mal häuslich darauf einstellen.“
    Chris nickte und ich stieg aus dem Auto.
    „Josi?“, fragte er bevor ich die Tür zu machen konnte.
    „Ja?“
    „Danke.“, raunte er und ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Ich lächelte und bekam sogar eins zurück.
    Dann schlug ich die Tür endlich zu und Chris fuhr los. Hinein in sein Unglück und ich konnte ihn nicht daran hindern …



    ---

    Fortsetzung folgt! Wie immer natürlich ;)

    Vielen Dank für Eure tollen Kommis und herzlichen Dank an alle stillen Leser.

    Eure Manja

    Einmal editiert, zuletzt von Manja1981 ()

  • Kapitel 33


    Die nächste Woche verging sehr schleppend. Im Büro war nicht viel los und Hanna und Julien waren auf der Suche nach dem richtigen Hochzeitsgeschenk für Christin und Chris. Stattdessen war ich auf der Suche nach Sachen für Spencer. Ich kaufte eine riesig große Tüte Hundefutter, die ich kaum in den Einkaufswagen hinein gehievt bekommen hatte, etliche Dosen vom dem besten Hundemenü, diverses Spielzeug und ein sehr weiches Hundekörbchen, welches ich neben meinem Bett aufstellen wollte.



    Gestern brachte mir Chris ihn endlich vorbei. Ich freute mich sehr darauf einen Teil von Chris bei mir zu haben und außerdem hatte ich eine vernünftige Ausrede nicht an dem Hochzeitsgepläkel teilnehmen zu müssen. Ich hatte meine ganze Überredungskunst dafür gebraucht, aber schließendlich hatte ich gewonnen und Chris gab sich geschlagen. Ich konnte Spencer unmöglich in dieser fremden Umgebung alleine lassen, geschweige denn was er alles anstellen würde wenn ich nicht da war. Obwohl ich mir sicher war, dass er ordentlich erzogen war und in seinem Körbchen brav gewartet hätte, bis ich wieder da war.
    Mit hängenden Schultern verabschiedete er sich von seinem treuen Freund und ging die Auffahrt hinunter. Spencer und ich sahen ihm nach. Ich hatte kleine Tränen in den Augenwinkeln und Spencer wimmerte leise.



    Wie ich schon geahnt hatte, passte sich Spencer sehr schnell an die neue Umgebung an. In der Nacht schlief er ruhig in seinem Körbchen, während ich mich schlaflos hin und her warf. Der nächste Morgen kam nur sehr schleppend und Spencer trampelte schon ungeduldig vor der Tür auf und ab. Ich quälte mich aus dem Bett und ließ ihn aus dem Zimmer. Spencer blieb unten in der Küche vor seinem leeren Napf stehen. Ungeduldig wartete er auf mich und ich schüttete ihm mit einem langen Gähnen etwas hinein. Ich schaute aus dem Fenster. Große Regenwolken zogen herbei und irgendwie passte das Wetter zu meiner Stimmung.



    Was für ein Tag für eine Hochzeit. Immer wieder musste ich daran denken. Ob sie schon verheiratet waren? Erst da bemerkte ich, dass ich noch nicht mal die genaue Uhrzeit der Trauung wusste. So wenig hatte mich diese Sache interessiert, dafür bewegte sie mich umso mehr. Ich musste mich damit abfinden und meine aufblühende Liebe zu ihm vergessen. Leider war das nicht so einfach. Ich trabte zum Bücherregal und nahm mir ein Buch heraus. Ich sah gar nicht so genau hin, was für eins ich heraus zog. Hauptsache es konnte mich von meinen Gedanken etwas ablenken. Ich machte es mir auf der Couch gemütlich und Spencer legte sich artig vor meine Füße. Er hatte sich seinen Quitsche-Knochen geholt und nagte darauf genüsslich herum.




    Das Buch war die reinste Folter. Hätte ich es vorher gewusst, hätte ich nie angefangen zu lesen. Da ich aber bereits die ersten Seiten verschlungen hatte, musste ich wissen, ob der Marquis und die schöne Lady zueinander finden würden. Es war ähnlich wie bei Chris und mir. Beide waren unsterblich in einander verliebt, aber der Marquis war schon von Kindheit an einer anderen versprochen. Nach langem hin und her fanden sie doch noch zusammen und lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Wieder stellte sich die Frage ein, warum ich nicht auch das Liebesglück finde könnte?



    Ich gab mich noch einem Moment meinen Gedanken hin und sah aus dem Fenster. Eine dicke Gewitterfront kam auf uns zu und der erste grelle Blitz erhellte bereits den dunkel werdenden Himmel. Spencer jaulte kurz auf. Hatte er auch etwa Angst vor Gewitter? Und ich dachte er könnte mich davor beschützten. Lächelnd tätschelte ich seinen Kopf. Spencer hingegen stand auf und ging wimmernd zur Haustür. Oh nein. Er muss doch nicht etwa noch mal raus? Mit hängenden Schultern und mit einem Regenschirm bewaffnet riss ich die Haustür auf. Das weiße Wollknäuel sauste bellend an mir vorbei und blieb nicht weit weg schwanzwedelnd stehen. Erst als ich um die Hausecke sah, wusste ich was hier vor sich ging. Sein Herrchen stand in der Auffahrt und starrte mich an.



    Ich konnte nicht die Farbe seiner Augen deuten und somit auch nicht die Stimmung in der er sich befand. „Chris?“, rief ich in die Dunkelheit hinein. „Wa … was machst du hier?“ Er blieb nach wie vor angewurzelt stehen und antwortete mir nicht. Was war los? Träumte ich etwa noch und lag noch immer auf der Couch mit dem Buch in der Hand? Langsam ging ich einen Schritt auf ihn zu. Spencer saß weiterhin geduldig neben Chris. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich erneut und in dem Moment löste sich die dicke Wolkendecke und es regnete wie aus Eimern. Noch immer bewegte er sich keinen Zentimeter obwohl seine Kleidung bereits nach Sekunden klitsch nass an seinem Körper klebte. Ich lief zu ihm hin, schnappte mir seine Hand und zog ihn mit ins Haus.





    ---

    geht noch weiter ...

  • Zum Glück stand die Haustür noch immer offen, denn ein weiterer Blitz sauste nicht weit weg zur Erde hinab. Wie ich Gewitter hasste … Ohne weitere Umschweife fragte ich erneut was mit ihm los sei und was er überhaupt hier machte und nicht lieber zurück zur Hochzeit wollte. Dabei fiel mir auf, dass er überhaupt keinen Anzug trug, sondern ganz normale Kleidung.
    „Ich habe sie nicht geheiratet.“, war alles was er sagt und starrte mich weiter an.
    „Aber warum nicht?“ Anstatt sich über diese Tatsache zu freuen, beunruhigte sie mich eher.
    „Sie wollte mich wegen des Geldes wegen heiraten.“, war seine knappe Antwort die irgendwie weitere Fragen in den Raum stelle.
    Chris ging an mir vorbei und setzte sich mit seinen nassen Sachen auf mein Sofa.



    Zuerst wollte ich rebellieren, hielt mich dann aber doch lieber zurück. Er sah so traurig und vor dem Kopf gestoßen aus.
    „Und was willst du jetzt machen?“, fragte ich ihn und setzte mich in meinen ebenfalls durchnässten Klamotten neben ihm. Er tat mir so unendlich leid und war in der Versuchung meine Hand auf seine Schulter zu legen.
    „Kann ich diese Nacht bei dir bleiben? Ich … ich möchte jetzt nicht alleine sein.“
    „Natürlich kannst du. Ich richte dir das Gästezimmer her.“
    „Danke Josi. Ich hätte sonst auch hier auf der Couch geschlafen.“
    Was für ein Wunder. Dann bin ich ja doch nicht so alleine, wenn draußen die Welt untergeht. Wie kann ich jetzt nur an meine blöde Gewitterangst denken, wenn für Chris gerade die Welt zusammen bricht?



    „Aber zuerst sollten wir aus den nassen Sachen raus. Ich hole dir ein paar Trockene. Wenn das so weiter geht, sollte ich ein paar von deinen Klamotten bei mir einlagern.“
    Chris schenkte mir ein kleines Lächeln. „Ja das wäre schön …“, raunte er.
    Ich starrte ihn total verwirrt an und mein Herz hüpfte einen kleinen Tick schneller. Was hatte er damit gemeint? Das er vor hatte hier öfters zu übernachten?
    Abrupt drehte ich mich um und suchte aus meinem Schlafzimmerschrank ein paar passende Sachen für ihn heraus. Ich trabte damit nach unten und Chris verschwand sofort in Richtung Badezimmer. Nachdem wir beide wieder frische und vor allen Dingen trockene Sachen anhatten, machte ich uns in der Küche einen Tee. Chris saß wieder auf der Couch und ich setzte mich mit den zwei Tassen in der Hand neben ihm.



    „Wie … ich meine wie hast du es überhaupt heraus gefunden? Ich nehme an sie hat es dir nicht so kurz vor der Hochzeit noch schnell auf die Nase gebunden.“, versuchte ich die Frage mit etwas Witz aufzulockern. Ob das die richtige Weise war?
    „Nein. Natürlich nicht. Sie wollte kurz vor der Trauung noch etwas alleine sein, was ja eigentlich auch normal war. Aber anstatt noch mal in sich zu kehren, diskutierte sie am Telefon mit diesem Stefan. Ich hatte es zufällig durch die Tür gehört, als ich sie holen wollte. Ihre Stimme war so laut, dass sie nicht mal bemerkte wie ich die Tür öffnete und war dann natürlich sehr schockiert, als sie endlich bermerkte, dass ich bereits im Zimmer stand. Zuerst wollte sie mich mit einer Lüge abtischen, aber als ich dann noch mal klar gestellt hatte, dass sie im Stande war einen Rechtsanwalt zu heiraten, gab sie klein bei und erzählte mir die Wahrheit.“



    „Das sie dich wegen des Geldes wegen heiraten wollte und wenn die Hochzeitsnacht vorbei wäre, dich fallen lassen würde wie eine heiße Kartoffel.“, fasste ich die Dinge zusammen.
    „Ja das dachte ich zuerst auch und das hatte sie auch anfangs vor, aber dann schien sie doch Gefühle für mich zu entwickeln und wollte mich um jeden Preis heiraten. Deshalb wohl auch die schnelle Hochzeit. Sie dachte wohl jemand anderes könnte mich vor ihr weg schnappen.“
    „Na ja, ein bisschen kann ich sie schon verstehen, dass sie an eurem Verlobungsabend so heftig auf mich reagiert hatte.“



    „Das mag stimmen. Aber seit dem du wieder in mein Leben getreten oder eher gefallen bist, war ich mir wegen der Hochzeit nicht mehr so sicher. Ich weiß gar nicht, ob ich Christin überhaupt geliebt habe. Ich mochte sie und zwar sehr, aber ich glaube Liebe war dabei nicht im Spiel. Wahrscheinlich habe ich zu lange alleine gelebt und wollte endlich mit jemandem glücklich sein. Leider war Christin nicht die Richtige und bin froh, dass ich es noch rechtzeitig bemerkt habe.“
    „Dann … hast du sie nicht geheiratet wegen der Schwindlerei sondern weil du sie nicht liebst?“
    „Ja. Christin hat viele Geldprobleme.“
    Ich wollte schon entrüstet eine Antwort darauf geben, als Chris mir den Wind aus den Segeln nahm.
    „Stefan ist ihr Bruder und wurde durch einen Ärztefusch sehr krank. Natürlich will keiner dafür gerade stehen und ein Prozess gegen den behandelnden Arzt würde aussichtslos sein. Das hatte man ihr zumindest gesagt. Eine derzeitige und notwenige Operation könnten sie sich nicht leisten und sind daher einen falschen Weg eingeschlagen.“



    „Du hast angeboten ihr zu helfen, stimmts?“
    „Woher weist du … ?“
    „Dafür kenne ich dich zu gut und bist einfach ein lieber Mensch, in den man sich … „ Meine Stimme versagte. Was wollte ich gerade sagen? Sich verlieben? Oh mein Gott. Chris starrte mich an und so räusperte ich mich und verdrehte mit hoch rotem Kopf die Wahrheit.
    „Ich meine in dem man schnell einen guten Freund finden kann.“
    Er nickte und hatte somit die kleine Lüge geschluckt. Hach, warum kann ich ihm nicht die Wahrheit sagen? Nein, das konnte ich nicht. Zumindest nicht jetzt, da sein Herz so gebrochen war.
    „Ja, ich habe ihr angeboten die Operation vorerst zu bezahlen und natürlich werde ich Anklage gegen den Arzt stellen. Die Beweislage ist sehr gut nachdem sie mir einige Sachen geschildert hatte. Durch das Schmerzensgeld, welches sie dann bekommen würde, wollte sie mir die Operation wieder zurückzahlen.“



    „Ich verstehe.“, stimmte ich ihm zu und lies einen langen Seufzer aus.
    Christin war eigentlich sehr mutig. Zugegeben war es tatsächlich der falsche Weg an Geld zu kommen, aber dass sie sogar eine Heirat in Erwähnung zog, um ihren Bruder zu helfen ist schon bemerkenswert. Irgendwie tat sie mir sehr leid, da sie sich tatsächlich in Chris verliebte und er ihre Liebe nicht erwiderte. Irgendwie sah ich ihn ihr gar nicht mehr diese arrogante Frau, sondern eine mutige Heldin.
    „Josi, ich bin total k.o.. Wärst du böse, wenn ich schon schlafen gehen würde?“
    „Nein. Ich hatte dir vorhin schon alles fertig gemacht. Wenn du was brauchst, nimm es dir einfach, ja?“
    Chris nickte wieder und stand auf.



    Er beugte sich kurz herunter und mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Chris gab mir einen kleinen Kuss auf die linke Wange und ging dann die Treppe hinauf. Ich blickte ihm verlegen nach und berührte mit der Hand vorsichtig die Stelle auf die er mich geküsst hatte.
    Wenn ich ihm nicht mehr aus dem Kopf ginge und ihn so verwirrte, warum gibt er mir dann nur einen schüchternen Kuss auf die Wange? Wahrscheinlich, weil er im Moment genug von der Liebe hatte, beantwortet ich meine Frage selbst und ging ebenfalls ins Bett …



    ---

    Letzte Fortsetzung folgt ...

    Vielen Dank für Eure tollen Kommentare und Karmaspenden und herzlichen Dank an alle stillen Leser ...

    Eure Manja

  • Kapitel 34


    Ich lag im Bett und starrte bereits seit einer halben Stunde diese verdammte Deckentapete an. Ab und an erhellte sie sich und tauchte dann wieder in die Dunkelheit hinein. Ich konnte nicht schlafen. Nicht bei dem Gedanken, dass Chris im Nebenzimmer schlief. Es machte mich nervös und mein Herz pochte unruhig unter der Haut. Es kribbelte im Bauch und beim Ausatmen hatte ich das Gefühl, als wollten tausend kleine Schmetterlinge hinaus in die Freiheit fliegen. Aber dazu kam es nicht.



    Ich schloss meine Augen, doch ich sah immer nur sein Gesicht. Wie konnte ich selig in einen Traum schlummern? Alles war ruhig. Spencer lag neben dem Bett im Körbchen und schnuffelte ruhig. Wenigstens konnte einer hier im Zimmer träumen. Die Decke erleuchtete wieder hell. Die Abstände wurden kürzer und das Donnergrollen immer Lauter. Ich zog meine Decke weiter höher bis unter die Nase. Gespannt lauschte ich in die Nacht hinein und wartete auf den nächsten Blitz. Doch statt des drohenden Donners hörte ich ein leichtes Knarren auf dem Flur. Ich schreckte auf und meine Sinne waren wieder voll da. Da war es schon wieder. Ich blickte auf das Körbchen neben mir. Spencer schlief seelenruhig und spitze noch nicht mal die Ohren. Das war ja wieder typisch.



    Leise schlug ich die Bettdecke zurück und setzte einen Fuß auf den kalten Boden. Mit einem kurzen Ruck stand ich mit beiden Füssen vor dem Bett. Ein kleiner Schatten war durch die Tür zu sehen und ich hielt den Atem an. Wenn ich doch nur ein Schritt näher heran ginge, könnte ich mehr sehen. Langsam schlich ich mich zur Tür und öffnete sie mit einem Ruck und schlug gegen etwas Warmes und zwei Arme schlangen sich sofort um mich.
    „Was zum Geier …?“, wollte ich protestieren.
    „Ich konnte nicht schlafen.“, hörte ich eine zärtliche Stimme raunen. „Und wie ich sehe, du ebenfalls nicht.“
    „Nein, das Gewitter … dein Schatten …“, stammelte ich verlegen.
    Ich konnte nicht schlafen, weil ich genau wusste, dass jemand bestimmtes im Nebenzimmer lag und war dann so verwundert über den Schatten auf dem Flur. Klar, dass es Chris war. Was war nur mit mir los? Warum musste immer mein Gehirn aussetzen, wenn ich nur sein Gesicht vor mir sah?



    „Schhh.“
    Chris legte mir einen Finger auf die Lippen.
    „Du sagtest doch ich solle mir nehmen was ich brauche.“
    Ich nickte nur und war noch immer gefangen in seinen Armen.
    „Was ist, wenn ich dir sage, dass ich dich am allermeisten brauche?“, fragte er mich und senkte seinen Kopf ohne auch nur meine Antwort auf seine Frage abzuwarten.
    Verwirrt schloss ich die Augen und ich spürte seinen angenehmen Atem auf meinem Gesicht. Seine Lippen waren weich und schmeckten nach mehr. Schüchtern schlang ich meine Arme in seinen Nacken und hoffte, dass es nicht nur ein süßer Traum war und ich doch noch eingeschlafen war. Ich verlor die Füße unter dem Boden und lag ich Chris Armen. Wie stark er doch war und es keine Anstrengung kostete mich hoch zu heben.



    Seine Lippen waren immer noch mit meinen verschmolzen und ein kleiner ungewollter Seufzer entglitt mir als ich meinen Mund öffnete und seine Zunge sich einen Weg zu mir bahnte. Chris legte mich in das Bett, in welches er zuvor lag und ließ kurz von mir ab. Ein Blitz erhellte den Raum und ich konnte sein Gesicht und seine Augen sehen, die in einem hellen Blau glitzerten. Unfähig etwas zu sagen starrte ich ihn gebannt an. Chris betrachtete mich und ich hielt es vor Nervosität kaum aus. Ich hatte nur einen fetzen am Leib, den Chris mit nur einer Bewegung zerreißen könnte. Allein nur durch den Gedanken daran, fing mein Körper an zu zittern. Ich beugte mich vor und griff nach seinem Arm. Seine Augen klebten an meinen Lippen und ich sehnte mich nach einem zweiten Kuss von ihm. Mit einem kleinen Druck auf seinem Arm zog ich ihn über mich. Sein toller Körper lag auf meinem und spürte die vielen Muskeln durch den Stoff, der uns nur noch trennte.



    Es fühlte sich toll an ihn ganz dicht zu spüren, aber andererseits machte es mir auch irgendwie angst. Ich hatte ja schon vorher mit anderen Männern rumgeschmust, aber soweit bin ich noch mit keinem gegangen. Zumindest lag ich noch nicht halb nackt unter einem Mann, der nur eine bestimmte Absicht hatte. Ich musste es ihm sagen. Auch wenn er danach vielleicht von mir ablassen wird.
    „Chris ich … ich hab noch nie … ich meine, ich hatte noch niemals … Na ja du weißt schon.“
    „Schh. Du musst mir nichts erklären. Ich weiß es. Ich tue nichts was du nicht möchtest, dass ich es tue.“
    Verwirrt starrte ich ihn an. Woher wusste er …? Hanna!, fiel mir dann ein. Sie musste es ihm gesagt haben.
    Chris schien meine Reaktion für ein Zögern gehalten haben.
    „Vertrau mir.“, setzte er noch hinzu.
    „Das tue ich.“, bestätigte ich und es war mein voller ernst.
    Entspannt lehnte ich mich in die Kissen zurück und Chris sank zu mir herunter und küsste mich wieder und wieder bis ich den Verstand verlor …



    ---

    geht noch weiter

  • In der Nacht wachte ich auf. Ich fühlte einen warmen Körper dicht an mich gekuschelt und einen Arm, der mich besitzergreifend fest hielt. Ich bemerkte, dass ich nichts mehr am Leib hatte und erst dann fiel mir wieder ein, dass wir uns in dieser Nacht geliebt hatten. Es war ein wunderbares Gefühl gewesen und hatte niemals gedacht, dass es so sein würde. Obwohl ich natürlich nicht bezweifelte, dass es nur mit Chris so sein konnte, denn ich liebte ihn. Ja ich liebte Chris. Jeden wundervollen Zentimeter von ihm. Und da wusste ich, dass es richtig gewesen war zu warten.
    Ich schloss meine Augen wieder und kuschelte mich näher an ihn heran. Chris seufzte wohlig, wachte aber nicht auf und so schlief ich mit einem Lächeln im Gesicht an seiner Schulter wieder ein.



    Sonnenstrahlen drangen durch meine geschlossenen Augen. Es war morgens und draußen war herrliches Wetter. Nichts erinnerte mehr an das Gewitter letzte Nacht, das über uns herein brach. Langsam drehte ich mich um und wollte Chris einen Guten-Morgen-Kuss geben. Ich suchte unter der Decke nach den mit Muskeln bepackten Körper. Doch meine Suche blieb erfolglos. Das Bett neben mir war leer. Erschrocken richtete ich mich auf. Tausend Gedanken sausten durch meinen Kopf. Hatte ich nur alles geträumt? Oder vielleicht doch nicht? Wenn nicht, hatte er sich heimlich davon gestohlen, wie ich vor zehn Jahren? Hatte er sich doch noch entschlossen Christin zu heiraten oder liebte er sie doch?
    Ich schüttelte den Kopf. Nein das konnte nicht sein.



    Aus dem Kleiderschrank nahm ich mir ein Handtuch und schlang es noch im Gehen um meinen zitternden Körper. Eilig ging ich die Treppe in die unterste Etage. Ich sah mich um, sah aber nirgends ein Zettel oder einen Hinweis darauf, dass er nur kurz weg war und gleich wieder kam.
    „Chris?“
    Meine Stimme zitterte und ich räusperte mich um noch mal nach ihm zu rufen. Doch es blieb still. Nichts rührte sich und ich hörte nur den heftigen Herzschlag in meiner Brust. Ich lief zur Haustür und rief nach draußen seinen Namen. Keine Antwort. Fast wäre ich die Straße hinunter gelaufen, als mir bewusst wurde, dass nur ein Handtuch meinen Körper bedeckte.
    Enttäuscht und mit Tränen in den Augen schloss ich die Tür und starrte fassungslos zu Boden. Die ersten Tränen liefen über meine Wangen und ich rutschte die Wand im Flur hinunter auf dem Boden.



    Wieder einmal hatte ich alles verloren was ich gerade noch in den Händen hielt. Zumindest glaubte ich es.
    „Josi?“
    Eine Stimme erklang neben mir und im ersten Moment wusste ich gar nicht woher sie kam, da ich mich einen heftigen Heulkrampf befand. Dann sah ich auf und blickte in diese wahnsinnig schönen tiefblauen Augen, die ich dachte nie wieder zu sehen.
    „Chris?“
    Ich schluckte die Tränen hinunter und sah ihn weiterhin verwundert an.
    „Was ist los? Josi, was zum Teufel …“
    Die letzten Worte verstand ich nicht mehr, da ich mich vom Boden aufgerappelt hatte und in seine Arme gesprungen war.
    Spencer lief bellend um uns herum. Er schien ihm wohl nicht zu gefallen, dass er gerade nicht im Mittelpunkt stand.



    Ich wischte die letzten Tränen aus meinen Augenwinkeln als ich mich etwas aus seinen Armen löste.
    „Ich dachte du wärst nach dieser Nacht einfach gegangen.“, erklärte ich meine verweinten Augen.
    „Ich war doch nur mit Spencer raus. Du hast noch so süß geschlafen und ich wollte fix mit ihm zum Bäcker um die Ecke. Und du dachtest ich sei einfach so weg? Ach Kleine.“
    Chris nahm mich wieder in den Arm und drückte mich an sich.
    „Ich … ich liebe dich doch.“, flüsterte er mir ins Ohr und konnte gar nicht glauben was ich hörte.
    „Ja, Josephine Penkas. Ich liebe dich. Ich hatte mich schon damals in dich verliebt und als du vor einiger Zeit wieder in meinem Leben auftauchtest, wusste ich, dass sich an meinen Gefühlen zu dir nichts geänderte hatte. Leider wurde es mir erst vor zwei Tagen klar.“



    „Ich liebe dich auch, Chris.“, brachte ich meine Gefühle ebenso hervor.
    „Ich weiß. Du hast es letzte Nacht geschrieen.“
    „Ich habe was?“
    „Du hast es letzte Nacht in die Dunkelheit hinein geschrieen, als du … na ja als du ein gewisses Gefühl hattest.“
    Chris stubste mit seinen Finger an meine Nase und lächelte verschmitzt.
    Ganz verlegen brachte ich ein „Oh“ heraus und schaute mit hoch roten Kopf in eine andere Richtung.
    Mein Gesicht verfärbte sich dunkelrot, als Chris mir ins Ohr flüsterte, dass das Frühstück warten könnte und er mich gerne wieder in diese gewisse Situation bringen möchte.
    Ich riss meine Augen auf und schloss sie danach gleich wieder um seinen sanften Kuss genießen zu können, den er mir gab.
    Eine kleine Träne lief über meine Wange, aber dieses Mal war es keine Träne der Traurigkeit sondern des Glücks.



    Er nahm mich auf den Arm und lief mit mir die Treppen hinauf ins Schlafzimmer …
    Und ich fühlte es wieder und noch viel mehr …


    ENDE




    ---

    Vielen vielen Dank an alle Leser, Karmaspender und Kommischreiber. Es klingt zwar kitschig (und wie bei einer Oskarverleihung ;) Hehe) aber ohne Eure Aufmerksamkeiten hätte ich es sicher nicht so weit geschafft...

    Eure Manja