Nie wieder will ich den Himmel sehen

  • Huhu, da bin ich wieder. x)

    Also, ich beantworte erst mal die ganzen Kommis, dann geht es auch schon weiter.

    @ Simsie: Danke, lieb von dir. Wie ein Roman? xD Oh man, das wäre wirklich traumhaft ^.^ Naja, vielleicht in einer fernen, fernen Zukunft *lach* Jedenfalls ganz lieben Dank für deinen Kommi x)

    @ Anjuly: Danke für deine zwei Kommis. Geht auch schon weiter, tut mir ganz arg leid für die Verzögerung, aber meine DLs sind auf ungeklärte Weise aus dem Spiel verschwunden und ich durfte mir ziemlich viel in ziemlich kurzer Zeit neu runterladen, dazu schreiben, wieder ein bisschen erstellen und bauen und eben die Fotos machen. Aber jetzt geht es ja endlich weiter ^.^ Danke nochmal.

    @ Holly: Du weißt wohl immer, wie es weitergeht. *lach* Was Größeres... Kann sein, jepp ^.^
    Todds Reaktion wird nicht so ausführlich geschildert, die letzten beiden Kapitel (mit diesem sind es meiner Meinung nach noch drei) drehen sich um etwas anderes. Naja, das kommt ja alles noch.
    Danke, danke und nochmal danke für deinen Kommi :´) *verstohlen die Träne wegwisch ^^*

    @ todesfee: Danke, ich bemühe mich auch immer darum, dass die Menschen wirklich wirken und ihre Gefühle auch rüberkommen. Schön, wenn das anscheinend geklappt hat. ^.^
    Geht auch schon weiter (schon, nach wer weiß wie vielen Wochen xD)
    Jedenfalls danke für deinen lieben Kommi.

    @ Mimiko22: Ich glaube, du hast was dazu geschrieben, aber das schließt ja nicht aus, dass du es hier nicht auch tust. Jedenfalls ganz, ganz, ganz lieben Dank für deinen lieben Kommentar. ^.^



    Nie wieder will ich den Himmel sehen- Kapitel 19
    Isn´t it messed up how I´m just dying to be her?




    Musst doch verstehen, dass alles nun vergebens ist.
    Musst doch sehen, dass hier die Straße endet.
    Doch du kämpfst, um deiner Lieben Willen, deren einzig wahrer Freund du bist.
    Ist sie dir doch immer beigestanden, nie ließ sie dich allein.
    Deine Kräfte schon bald verzehrt, die Last in deinen Armen unbezwingbar.
    Siehst sie an, es ist vorbei.
    Alles war vergebens, du wolltest sie doch retten.
    Alles war vergebens, du wolltest nie aufgeben.
    Alles war vergebens, du wolltest bei ihr sein…
    Ein Schrei hallt hoch zum Himmel.
    Es zerreißt dein Inneres, Hass steigt in dir auf.
    Nie…. Nie hättest du geglaubt, dass es so kommen wird.
    Hoffnung stand dir bei, doch nun hat sie dich verlassen.
    Alles hat dich verlassen. Denkst du.
    Doch bald, da wird alles anders werden.
    Denn die Welt dreht sich weiter.

    Lässig schlenderte Tessa durch ihre Wohnung. Ungewöhnlicherweise sah ihre Wohnung einigermaßen ordentlich aus. Lächelnd dachte sie an Branda, die ihre Wohnung auch jetzt noch als dreckigen Haufen bezeichnen würde. Doch wenn Tessa zurückdachte, an ihre Kindheit, die sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern im Armenviertel von New York verbacht hatte, erschien ihr ihre Wohnung als ausreichend sauber. Sie hatte einen Wohnraum, ein Schlafzimmer, eine Küche, die gleichzeitig auch der Essraum war, und ein Badezimmer nur für sich.



    Früher hatte sie sich ein kleines Zimmer mit ihren drei jüngeren Geschwistern geteilt und sie hatte sich nie beklagt. Früher war sie verantwortungsbewusster gewesen, immerhin musste sie es sein- für ihre Geschwister, für ihre ständig kranke, schwache Mutter und für ihren Vater, der den ganzen Tag als Bauarbeiter schuftete. Doch als sie mit 16 ihr Elternhaus verließ, da war ihr plötzlich alles egal. An diesem Tag, an dem sie einfach in den Zug gestiegen war, der die ihre Sorgen und Ängste wie die Gruppen von Passagieren davon trug, dachte sie an nichts. Sie wollte einfach nur weg von ihrem Zuhause, weg von den dreckigen Straßen, weg von den geldgiereigen Geschäftsleuten und weg von ihrer Familie. Von dieser hatte sie danach nichts mehr gehört- einmal hatte sie bei sich angerufen und ihre damals 14 Jahre alte Schwester Brianne war am Apparat. Sie hörte ihre helle, klare Stimme und im Hintergrund quiekte der kleine Christopher vergnügt. Alles schien so normal, ohne sie. Da wurde Tessa klar, dass sie nicht mehr zu dieser Familie gehörte. Und sie machte ihnen keine Vorwürfe, im Gegenteil: Es war klar, dass es auch ohne Tessa, die finanziell gesehen nur eine weitere Belastung gewesen war, weitergehen musste. Das war das letzte mal, dass Tessa Houston geweint hatte. „Tessa? Bist du das? Sag doch etwas!“, hatte Brianne noch voller Sorgen gerufen, doch Tessa antwortete nicht. Tränen rannen ihre kleinen, dicken Backen hinab und sie drückte den Hörer zurück in die Station.
    Tessa schmunzelte, als sie an ihre Vergangenheit dachte. Und nun? In zwei Wochen würde sie 30 werden. Das Hass-Alter aller Frauen. Tessa ging in ihre Küche und schaltete die Kaffeemaschine an.




    Was hatte sie in ihrem Leben erreicht? Sie war weder verheiratet, noch lebte sie in einer festen Beziehung. Kinder waren noch nie ihr Ding gewesen, dafür hatte sie nicht die nötige Geduld geschweige denn die Lust, ihre versaute Figur in monatelangem Training wieder halbwegs herzustellen, nur um sich dann eingestehen zu müssen, dass sie trotzdem nicht so aussah wie früher.
    Sie hatte einen Job in einem kleinen, dreckigen Café, in dem ihr ständig irgendwelche alten, widerlichen Männer an den ***** fassten. Tessa seufzte tief, als sie an ihren Chef dachte, der ihr ziemlich klar gesagt hatte, dass sie sich entweder ziemlich knapp und aufreizend anziehen sollte, oder sie könnte ihren Job dort vergessen. „Wenn du schon als Bedienung nichts taugst, kannst du ja wenigstens die männliche Kundschaft etwas erheitern!“, hatte er leicht wütend gebrummt.
    Zwar war Tessa etwas skeptisch, aber sie tat, was ihr Vorgesetzter verlangte- sie arbeitete eh nur, um ihre Wohnung, ihre Lebensmittel und ihre Shoppingsucht bezahlen zu können. Und mittlerweile hatte sie sich auch schon daran gewöhnt, spärlich bekleidet zu arbeiten.
    Das Klingeln der Tür riss sie aus ihren Gedanken und schnell lief sie in den kleinen, dunklen Vorraum.
    Professionell setzte sie dieses bezaubernd perfekte Lächeln auf, das sie immer vorzeigte, wenn sie nicht alleine war. Sie war doch die unnahbare, die man selten wirklich traf. Ihr konnte niemand wehtun, schon gar nicht irgendwelche Männer. Sie tat den Männern weh, nicht andersrum.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür, erwartungsvoll sah sie in den Gang. Doch dieser war leer, keine Menschenseele war zu sehen. Tessas Lächeln war verschwunden. Was sollte das? Wollte sie jemand auf den Arm nehmen?



    Doch bevor sie weiter überlegen konnte, fiel ihr ein dünner Strauß langstieliger Rosen auf, der am Boden lag. Mit fragendem Blick hob sie ihn auf. „Au! So ein Mist!“, schrie sie, als sie sich ihren Ringfinger an einem Dornen verletzt hatte. Grummelnd leckte sie die kleine Blutperle an ihrem Finger ab und betrachtete die Blumen in ihrem Arm. Die Rosen sahen wunderschön aus, kein einziges der blutroten Blätter wirkte verwelkt oder trocken. Und an einem der langen Stiele hing ein kleiner Zettel. Tessa riss ihn ab und las: „Liebste Tessa! Du bist die Rose unter all den Disteln, nur dir gebührt meine Liebe. Mein Herz sehnt sich nach dir, du liebreizende Königin. Ich hoffe, dich heute bei mir anzutreffen, denn dieser Abend soll dein schönster sein- für eine bezaubernde Frau ein bezaubernder Abend. Ich erwarte dich um 20:00 Uhr in der Denverstreet 13.
    Dein von deiner Anmut entzückter Jules…“
    Tessa grinste amüsiert: Jules hatte ihre Affäre vor kurzem beendet, weil er Angst hatte, seine Frau könnte bemerken, dass er sie betrog. Nun bereute er diesen Beschluss wohl. Tessa wusste von der ersten Sekunde an, dass sie dort hingehen würde, denn Jules war ein äußerst guter Liebhaber und einer der wenigen Männer, mit denen Tessa schlief, die sie auch nett fand.
    Betont sexy stolzierte Tessa in die Küche, stellte die Rosen in eine Vase und ging anschließend in ihr Schlafzimmer. Denn nun stellte sich die sehr wichtige Frage: Was sollte sie anziehen?




    Stunden später…



    Routiniert klappte Tessa den Sonnenschutz ihres Autos herunter und betrachtete sich in dem kleinen, von ihr mit rosafarbenen Glitzersteinchen verzierten Spiegel. Ein siegessicheres Lächeln trat auf ihre Lippen, deren Farbe der einer reifen, prallen Kirsche glich. "Oh ja, Baby. Du siehst perfekt aus und- du wirst heute Abend echt guten Sex haben.", sagte sie zu ihrem Spiegelbild und lachte auf. Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss und fuhr los.
    Zehn Minuten später erreichte sie die ihr gegebene Adresse und parkte ihr Auto auf einem der Parkplätze des Hauses.
    Sie fühlte sich wie eine Königin, als sie vorsichtig aus dem Auto stieg und den Weg zum Haus entlang stolzierte. Ihre Stöckelschuhe klapperten auf dem hellen Steinboden.



    Einige Sekunden stand sie vor der Tür, um ihre Frisur und das Make-Up zu überprüfen. Schließlich setzte sie ihr verführerischtes Lächeln auf und läutete. Ungeduld kam in ihr auf, als niemand ihr öffnete und sie seufzte. Wo blieb Jules denn nur? Sie räusperte sich kurz und klingelte erneut.



    Doch plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, und in der Erwartung Jules wollte sie überraschen, drehte sie sich nicht um. Grinsend blickte sie zur Tür und wartete auf den Augenblick, in dem er sie von hinten umarmen würde. Doch dieser sollte nie kommen.

    Geht sofort weiter.

    Liebe Grüße,
    eure Alienor

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  • Plötzlich spürte Tessa zwei Hände, die sich um ihre Kehle schlossen und zudrückten. Sie rang nach Luft und schlug wild um sich, als sie einen Sack über den Kopf gestülpt bekam. Todesangst verschleierte ihr Denken und sie keuchte hysterisch. "Wer ist das? Was hast du mit mir vor?", rief Tessa aufgebracht. Die Person packte ihre Hände und zerrte sie von der Haustür weg. Tessa verlor jegliche Orientierung, doch sie bemerkte ein Rauschen, deshalb vermutete sie, am Pool der Villa zu sein. Sie spürte, wie man sie auf einen Stuhl setzte und ihre Hände und Füße an den Stuhlbeinen festschnürte. Sie verzerrte ihr Gesicht, denn der raue Strick schnitt ihr ins Fleisch.
    Mit einem Ruck wurde ihr der Sack vom Kopf gerissen und vor ihr stand eine dünne, bösartig aussehende Frau, die Tessa auf 38 schätzte.



    "Darf ich mich vorstellen? Estelle Deneuve, Jules Ehefrau." Die Frau streckte ihr die Hand hin, zog sie jedoch kurz darauf lachend wieder zurück. "Oh, ich vergaß- Sie können mir leider nicht die Hand schütteln"
    Tessa blickte sie unglaubwürdig an. "Was wollen Sie von mir und wo ist Jules?" Estelle strich sich durch ihr langes Haar und lächelte liebenswürdig. "Jules ist leider verhindert, das ließ er ausrichten. Und was ich von Ihnen will? Oh, nichts, meine Liebe. Nur meine Rache." Tessa war den Tränen nahe- Verzweiflung kam in ihr auf und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Was wollte diese Frau, die Jules´ Ehefrau war, von ihr? Augenblicklich rüttelte sie an den Fesseln, doch die Stricke waren zu eng festgezerrt.
    "Ich wüsste nicht, was ich Ihnen getan haben soll, damit Sie Grund zur Rache haben.", sprach Tessa, darum bemüht, ihre Stimme möglichst selbstbewusst und kräftig klingen zu lassen. Estelle lachte finster und ging drohend einen Schritt auf Tessa zu. In ihren kalten Augen spiegelte sich unendlicher Hass, doch ihre Stimme klang beherrscht, als sie antwortete: "Keinen Grund? Oh doch, meine Liebe! Du schläfst mit meinen Mann, du elende Schlampe!" Estelle hatte vor lauter Hass bereits aufgehört, ihre kleine Geisel zu siezen. Tessa schluckte, doch bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, redete Estelle weiter: "Alle Probleme haben bei dir angefangen! Mein Mann kam immer öfters spät von der Arbeit und irgendwann war mir klar, dass er eine andere hatte. Einen Seitenspung könnte ich ja verzeihen, aber eine Affäre?! Außerdem habe ich gemerkt, wie er sich langsam von unserer Familie abgewandt hat! Abgewandt, verdammt!" Estelles Stimme war nun nicht mehr beherrscht, sondern bebte wütend.



    Estelle bemerkte, dass sie ausgerastet war, denn Tessa starrte sie ängstlich an. Sie verringerte ihre Lautstärke und sprach gezügelter weiter: "Es war alles deine Schuld, weißt du. Er kam immer seltener zu mir und seine Kinder waren ihm nicht mehr so wichtig. Es ging ihm bloß noch um Sex. Sex mit dir." Estelle legte kurz eine Pause ein. Langsam ging sie auf Tessa zu und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihre Finger waren eiskalt.



    "Ich wollte, dass er mich wieder attraktiv findet und so habe ich mich operieren lassen. Dutzende Male legte ich mich für ihn unter´s Messer, wollte gut aussehen. Du kannst dir die Schmerzen, die ich dafür ertragen habe, gar nicht vorstellen. Ich wollte jünger, sexier, hübscher und weiblicher aussehen. Und nun sehe ich aus wie eine alte, verbitterte Prostituierte, deren Chirug alkoholisiert war!" Sie lachte bitter. Ihre Lippen sahen besonders künstlich aus, was sie nur noch gruseliger wirken ließ. Tessas Herz klopfte bis zum Hals und sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch Estelle redete immer weiter. "Mein Mann sagte mir einmal, er fände meine falschen Brüste komisch. Komisch! Für meine Brüste allein lag ich viermal auf dem OP-Tisch! Meine Kinder haben mich angeekelt betrachtet, als ich nach der Operation wieder nach Hause durfte. Alles ging kaputt. Wegen dir, du widerliches Miststück! Ist dir klar, was du angerichtet hast? Ich wurde gefeuert, weil die Kunden eine ansehnliche Immobilienmarklerin wollten und nicht ein modernes Kunstwerk." Tessa nahm allen Mut zusammen und versuchte, alles zu erklären. "Aber... Das ist doch nicht alles meine Schuld! Ich wollte Ihr Leben nicht zerstören, ich habe doch nur mit Jules geschlafen." Estelles Hände verkrampften sich und sie unterdrückte nur schwer ihre Wut.



    "Ich habe dich einmal gesehen, mit ihm. Du sahst toll aus und ich ließ mich vier Tage später wieder operieren. Eine Fettabsaugung. Der Chirurg versaute es vollkommen und heute gleicht mein Bauch einem Schlachtfeld. Ich habe zwei Kinder zur Welt gebracht, bei mir hing alles. Und du? Du bist, so wie du aussiehst, nicht einmal schwanger gewesen und bei dir ist alles straff. Natürlich zog Jules dich mir vor! Danke dafür. Doch heute werde ich mich rächen, Darling." Tessa konnte ihre Angst nun nicht mehr unterdrücken und Tränen rannen ihre Wangen hinab. Sie schluchzte laut auf, alles war ihr nun egal. Wild warf sie ihren Kopf hin und her. Estelle lachte laut und wischte kaltherzig Tessas Tränen weg.



    "Hör auf zu flennen, du Dreckstück! Ich habe oft genug geweint, also lass wenigstens du es nun. Jules hat mir heute erklärt, dass er die Scheidung einreichen will, weil ich ihn langweile. Putzig, nicht? Doch wenn er uns verlässt, wird auch er verlassen. Und du kannst dir bestimmt vorstellen, von wem. Genau- von dir, mein Schätzchen. Aber du wirst ihm nicht auf die gewöhnliche Weise sagen, dass du nicht mehr mit ihm schlafen wirst- nein, viel besser. Du wirst sterben. Ist das nicht grandios?"



    Tessas Augen waren geweitet und sie versuchte, sich loszureißen. Beinahe wäre der Stuhl umgekippt, doch Estelle hielt ihn fest. Tessa schrie laut auf, ihr Überlebenswille ließ es nicht zu, nun aufzugeben. Sie kreischte und fixierte Estelle mit einem bösartigem Blick. Diese jedoch lächelte nur amüsiert. "Es ist Zeit, zu sterben, Tessa Houston. Noch irgendwelche letzten Worte?" "Tu das nicht, das wirst du bereuen!", flüsterte Tessa, doch Estelle nahm ihre Worte nicht ernst. "Bereuen? Ich bereue es, mich so oft operiert haben zu lassen, oder dass ich nichts gegen Jules Affäre mit dir getan habe, oder dass ich meine Kinder nicht einfach abgetrieben habe. Aber deinen Tod, den werde ich genießen, nicht bereuen." Estelle trat nahe an Tessa heran und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Ihre Hand hinterließ einen roten Abdruck auf Tessas kalkweißem Gesicht. Spuren von Tränen waren dort zu sehen und in Tessas Augen grenzenlose Angst, gemischt mit purer Verzweiflung.
    Würde Estelle es wirklich tun? Würde sie sie töten? Tessa schauderte, ihr ganzer Körper bebte.
    Estelle trat hinter den Stuhl und schob ihn ächzend an den Pool heran.



    Tessa verstand- sie würde sie in den Pool werfen, immernoch an den Stuhl gekettet. Wie wild brüllte Tessa und versuchte sich zu wehren, doch die Stricke ließen sich nicht lösen. "Goodbye, my sweet little Darling! Und nein, ich werde nichts bereuen." Estelles Hände umklammerten die Stuhllehne, die sie kurz darauf gefährlich weit nach vorne beugte. Tessa weinte verzweifelt, nichts würde Estelle jetzt noch aufhalten…
    Estelle hielt plötzlich inne. Es war, als würde sie noch einmal die frische Luft atmen wollen, ohne einen Mord auf dem Gewissen zu haben. Dann versetzte sie dem Stuhl einen Stoß. Tessas Schrei durchschnit die Luft.



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  • Wie in Zeitlupe vernahm Tessa, wie sich der Stuhl dem Wasser näherte, Estelle sich triumphierend in die Hände schlug, der Stuhl schließlich das kalte Wasser erreichte, krachend darauf aufschlug und mit Tessa unterging. Schmerz durchströmte ihren Körper, nachdem sie mit dem Gesicht auf die Wasseroberfläche geschlagen wurde. Tessa hörte durch das Wasser ihr Herz schlagen, schrecklich laut klang das unregelmäßige Pochen. Alles um sie herum erschien ihr langsamer und sie sah ihre Haare. Bizarrerweise konzentrierte sie sich auf ihre Haare, die wunderschön aussahen. Ein letztes Mal versuchte sie, nach Hilfe zu schreien, doch sie sah nur tausend kleine Luftblasen an die Wasseroberfläche steigen. Es herrschte so eine angenehme Ruhe, niemand schrie, niemand verursachte Lärm. Die Poollichter funkelten, während Tessas Lungen sich mit Wasser füllten.



    Sie wusste, dass es nun vorbei war. Gleich würde sie sterben. Und sie dachte an ihre kleine Schwester. Wie würde sie jetzt wohl aussehen? Sie musste 26 Jahre alt sein, vielleicht hatte sie sogar schon Kinder. Vielleicht war Tessa schon eine Tante und wusste es nicht einmal. Trauer erfüllte sie bei dem Gedanken an ihre Geschwister. Wie gerne wäre sie nun bei ihnen. Tessa merkte, wie sie langsam müde wurde. Friedlich schloss sie ihre Augen und wartete auf den erlösenden Tod. Einige Momente jedoch blieb sie noch bei Bewusstsein, Momente, in denen ihr Leben wie eine kleine Diashow an ihr vorbeizog.
    Sie sah sich, mit gerade mal drei Jahren. Ihre Mutter las in einem Buch. Lächelnd zog die kleine Tessa an ihrem Rock, in der Hoffnung, ihre Mutter würde mit ihr kuscheln. Doch als Antwort bekam sie nur ein abweisendes Kopfschütteln, gefolgt von einer abschüttelnden Handbewegung. Diese unbedeutend scheinende Szene tat weh und Tessa war auf irgendeine ferne, längst nicht mehr menschliche Weise froh, als sie sich mit sieben Jahren sah.
    Glücklich lief sie zu der großen, weiß gestrichenen Schule. Die kleine Schultasche auf ihrem Rücken wippte im Rhythmus ihrer schnellen Schritte auf und ab. Die Sonne schien und die anderen Kinder kamen plaudernd und spaßend zu Tessa. "Ich mag dich", flüsterte Zach ihr schüchtern lächelnd zu. Tessa hatte ihn auch gemocht. Er war ein so netter Junge gewesen...
    Doch das Bild entfernte sich langsam und kurz darauf sah Tessa eine 14 jährige, aufreizend gekleidete Tessa, die aufgesetzt lachte. Da! Tessa erkannte Val, den Mann, mit dem sie zum ersten Mal geschlafen hatte. Val ging sexy grinsend auf die junge Tessa zu und bat sie, mit ihm zu kommen.
    Plötzlich endete die Diashow. Das Bild der halbnackten, 14 Jahre alten Tessa wurde kleiner und kleiner, bis es irgendwann ganz verschwand.
    Tessa spürte nichts mehr. Ihr starrer Körper war noch immer an den Stuhl gebunden, doch ein friedliches Lächeln lag auf ihren Lippen.
    Und am Rande des Pools, da saß eine dünne, bösartig aussehende Frau, deren Blick fern war.



    Vorsichtig zog sie ihren Ehering von ihrem Finger. Sie betrachtete ihn einige Sekunden, bevor sie ihn lächelnd in den Poor warf.




    So, das war´s auch schon. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst ein paar Kommis, gerne auch Kritik.

    Liebe Grüße,
    eure Alienor

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  • So, es geht nach langem Warten (wie immer halt -.- ) endlich weiter. Ehrlich gesagt mag ich dieses Kapitel nicht sonderlich, weiß auch nicht wieso.
    Aber trotzdem viel Spaß.



    Kapitel 20 – My peace is gone.



    Langsam schritt Branda zum in die Richtung der kleinen Kapelle, die dort oben auf der Anhöhe des Friedhofes thronte. Ihre Wangen waren rosig und außergewöhnlich blass, was ein schöner Kontrast zu ihren blutroten Lippen war.



    „Findest du die Farbe nicht ein wenig übertrieben oder auffällig?“, hatte Trevor noch gefragt, doch Branda hatte nicht die Kraft aufraffen können, ihre Antwort nett klingen zu lassen. „Nein, ganz und gar nicht. Die Farbe ist genau richtig, wenn ich verhindern will, selbst in das Grab geworfen zu werden, so tot sehe ich aus.“ Trevor hatte nur stumm genickt, er wusste, dass er nichts gegen die Trauer seiner Freundin tun konnte. Seit Branda erfahren hatte, dass Tessa tot war, war sie wortkarg und zurückhaltend gewesen. Er hatte sie nie lächeln gesehen.
    Im Takt der Messdiener und des Priesters lief der Tross den kleinen Hügel hinauf. Es roch nach Weihrauch, doch dieser drang nicht bis zum Ende des Zuges, denn es wehte kein Wind. Es war, als würde die Welt den Atem anhalten.
    Franziska lief mit ihren Kindern ziemlich weit vorne, während Branda entmutigt und betrübt das Schlusslicht bildete. Trevor bat sie mehrmals, sich doch bitte zu beeilen, um nicht als letzter in die Kapelle zu gehen, doch Branda achtete nicht auf seine Worte. Vielmehr wirkte sie danach noch teilnahmsloser.
    Die ersten Menschen waren bereits an der Kapelle angekommen und drängten sich durch die große Pforte. Franziska hatte ihre Kinder hinein geschickt und stand nun draußen an der reichlich verzierten Pforte und nickte den durchgehenden Leuten so freundlich wie es ihr nur möglich war, zu.



    Branda bewunderte ihre Freundin wieder ein mal maßlos- nachdem sie das schmerzhafte Telefonat mit Tessas Familie geführt hatte, hatte sie sich alleine um die Bestattung gekümmert. Sie hatte den Rosenkranz am Abend zuvor organisiert, die Gebete ausgewählt, die Art der Bestattung und auch den Sarg ausgesucht und auch sonst alle Arbeit auf sich genommen. Im Gegensatz zu ihr, die ihre Trauer durch körperliche Anstrengung verdrängte, hatte sich Branda voll und ganz ihrem unendlichem Schmerz überlassen. Stundenlang hatte sie an Cosimas Bett gesessen, geweint oder sie einfach nur gestreichelt. Trevor hatte sie oft Ewigkeiten nicht zu Gesicht bekommen und mehr als einmal hatte er überlegt, einfach die Tür aufzustoßen um seine Lebensgefährtin zu schütteln, um zu prüfen, ob sie überhaupt noch lebte. Doch er hatte sich zurückgehalten, wollte er ihr doch Zeit lassen. Und so hatte sie Stunde für Stunde, Tag für Tag kaum ein Wort mit ihm gesprochen.
    Erst am Tag der Beerdigung hatte sie sich das erste mal wieder geschminkt und schöne Kleidung angezogen. Doch es war ihr egal, sie tat es nicht für sich, sondern für Tessa. An dem Tag, an dem sie ihre Freundin zum letzten mal sehen sollte, wollte sie hübsch aussehen.
    Und nun ging sie hier, Stück für Stück, immer näher an die Kapelle mit dem dunklem Dach heran.



    Franziska stand immer noch an der Pforte. Sie hatte ihre Hände vor ihrem schwarzen Kleid gefaltet und ihre Lippen gespitzt. Sie wartete auf Branda. Als diese endlich bei ihr ankam, blieb sie nur ausdruckslos vor Franzi stehen und betrachtete ihre Freundin, die tief seufzte. Nach einer Weile, in der Franzi inbrünstig auf ein Wort von Branda gehofft hatte, bekam sie nur ein paar jämmerliche, leise gesprochene Worte zu hören. „Tessa würde jetzt höhnisch lachen.“ Franziska konnte es nicht fassen. Sie verstand Brandas Wut, ihren Hass Estelle Deneuves gegenüber, ihren Schmerz und ihre Verzweiflung, doch konnte sie sich nicht einmal heute, am Tag von Tessas Bestattung, zusammenreißen?



    Franziska blieb stumm und machte ein paar Sekunden später auf ihrem Absatz kehrt, um sich dann in die zweite Reihe der Kapelle zu setzen, direkt hinter ihren Kindern. Branda versuchte ihr Gesicht auszusehen lassen, als müsste sie weinen, doch es gelang ihr nicht so richtig. Sie begab sich in eine der hinteren Reihen und ließ sich matt auf die Bank fallen.



    Neben ihr saß eine junge Frau, schluchzend und weinend, mit geröteten Augen und sehnsüchtigem Blick. Neben der Frau saß ein Junge, dessen Augen ganz und gar Tessas glichen. Dieses warme Braun, dessen Intensivität einen staunen ließ. Brandas Mund stand offen und sie starrte die beiden Personen an. Als die Schwangerer den Jungen dann auch noch mit den Worten „Christopher, ihr geht es nun gut… Glaub mir“ tröstete, war Branda sich ganz und gar sicher: Neben ihr saßen Tessas jüngere Schwester Brianne und ihr kleiner Bruder Christopher.



    Beim Anblick der beiden, die trotz der Tatsache, dass sie ihre Schwester nun mehr als zwölf Jahre nicht gesehen hatte, zu Tode betrübt waren, änderte sich Brandas Stimmung schlagartig. Die kalte Starre, die sie empfunden hatte, wich und machte unbeschreiblicher Trauer Platz. Trevor suchte eilig nach einem Taschentuch, als er sah, wie Branda zu weinen begann. Sie hielt sich schluchzend die Hand für den Mund, um vor Schmerz nicht laut aufschreien zu müssen. Trevor rutschte näher an sie heran, jedoch hatte er kein Taschentuch. Branda blickte auf und sah direkt vor ihrem Gesicht eine schmale, zerbrechlich wirkende Hand, die ihr ein Taschentuch hinhielt. Branda guckte auf das Gesicht, das zu dieser Hand gehörte. Brianne lächelte ihr ermutigend zu, trotz ihren Tränen. „Hier, nehmen Sie es.“, sagte sie und ihre Stimme klang warm und freundlich. Dankend nickte Branda und griff nach dem Tuch. Für einen Moment berührten sich Brandas und Briannes Hände und es schien, als wären Branda und Tessa für einen Moment wieder vereint. Branda konnte den Blick nicht von dieser wunderschönen Frau nehmen, die Tessa vielleicht nicht unbedingt äußerlich glich, doch trug sie ihre Herzenswärme und auch ihre Hilfsbereitschaft in sich.



    Branda nahm all ihren Mut zusammen und begann zögernd: „Brianne? Brianne Houston?“ Brianne blickte sie fragend an, bejahte dann aber. Branda atmete tief durch. “Ich war eine von Tessas besten Freundinnen. Sie hat mir von Ihnen erzählt, und auch von Ihrem Bruder Christopher. Nun ja… Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen jetzt sagen soll, außer… Ich habe Tessa geliebt. Sie hat mich behandelt wie eine Schwester, wie sie wohl auch Sie behandelt hat. Und ich wollte Ihnen danken.“ Brianne lächelte unsicher, aber sichtlich gerührt. „Es ist schön, Leute zu treffen, die mit Tessa befreundet waren. Und wenn sie Sie wie eine Schwester, wie mich behandelt hat, dann müssen Sie sie geliebt haben. Denn ich habe sie auch geliebt. 14 Jahre lang und zwölf Jahre, in denen ich sie zwar nicht gesehen habe, in denen ich aber quälend oft an sie denken musste. Aber… Wieso danken Sie mir?“ Branda lächelte. „Ich danke Ihnen, weil Sie gekommen sind. Sie haben Tessa zwölf Jahre nicht gesehen und sind nun hier. Danke.“ Brianne wischte sich eine kleine Träne fort. „Du kannst mich duzen, ich denke nicht, dass wir so förmlich sein müssen.“, sagte sie und legte ihre Hand tröstend auf Brandas, die sich Tessas kleiner Schwester auf wundervolle Weise verbunden fühlte.


    Die Predigt und die Gebete vergingen schnell, obwohl sie mit zahlreichen, bedeutungslosen Worten gefüllt war, bei deren Hälfte Branda sich sicher war, dass sie nur irgendwelche Klauseln waren, die gesagt wurden, um nicht teilnahmslos zu wirken. Gegen Ende sollte auch Branda eine Rede halten. Man erwartete wie üblich eine gekünstelte, verschrobene, vier Seiten lange Litanei, doch Branda sagte nur, was sie wirklich fühlte. Kein unehrliches Wort sollte über ihre Lippen kommen.
    „Tessa Houston hat sich immer für andere aufgeopfert. Egal für wen. Und dafür liebe ich sie mehr, als ich es auszudrücken vermag. Tessa war nicht perfekt, aber sie war perfekt sie selbst. Ich habe es geliebt, wenn ich den Hörer abnahm und ihre rauchige, einen für sich einnehmende Stimme ertönte. Ich habe es geliebt, von ihr umarmt zu werden und dabei den Duft ihres warmen Körpers zu riechen. Ich habe es geliebt, das schnell aufeinander folgende Klacken ihrer Schuhe zu hören. Ich habe sie geliebt. Und ich weiß, dass ich es auch noch tun werde, wenn ich Tessa endlich näher komme. Und bis zu diesem Zeitpunkt werde ich sie nicht vergessen, denn sie war wie der warme Sommerwind. Doch nun ist es Winter…“
    Die letzten Worte hatte sie nur mühsam hervorgebracht.



    Tränen traten erneut in ihre Augen. Ihre Stimme zitterte und sie begab sich wieder auf ihren Platz. Brianne wischte sich eine Träne aus ihrem zarten Gesicht.


    Der Rest der Predigt verlief wie gewohnt und es fiel nichts besonderes vor. Dann kam der Zeitpunkt, an dem Tessas Leichnam in das frisch ausgehobene Grab hinab gelassen werden sollte. Mit eisigkalten Fingern schritt Branda dem Priester hinterher, der zielgerichtet auf ein braunes Loch zulief.
    Der Sarg neben dem Grab war aus edelstem Holz, Franziska musste sich in Unkosten gestürzt haben. Wehmütig dachte Branda an Tessa, die nie viel Geld besessen hatte, aber doch immer glücklich war. Der beste Beweis dafür, dass Geld nicht zwangsläufig glücklich machen musste.
    Branda zwang sich, nicht erneut zu weinen und stellte sich an die Grube. Plötzlich konnte sie nicht mehr. Alles schien zusammen zu brechen. Sie sank auf die Knie. Ihre Hände berührten den feuchten Boden, als sie plötzlich eine warme Hand auf ihrem Rücken spürte. Sie drehte sich langsam um und sah Trevor. Sie bemerkte ihr schlechtes Gewissen ihm gegenüber- sie hatte nicht ein Wort mit ihm gesprochen seit der Nachricht von Tessas Tod und trotzdem stand er ihr hier bei. Er war immer für sie da gewesen und hatte ihr verziehen, wenn sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug oder wenn sie ihm nicht gestattete, in Cosimas Zimmer zu gehen, weil sie fürchtete, die Kleine könnte aufwachen.
    Trevor hielt ihr die Hand hin. Einen Moment sah sie sie an, diese starke, gepflegte Hand. Dann griff sie nach ihr und zog sich hoch. Fest drückte sie sich in Trevors Arme, der im ersten Augenblick verwundert dreinblickte. Kurz darauf schloss er seine Arme um sie und wiegte sie sanft hin und her.



    Auch die letzten Menschen waren nun am Grab angekommen und sahen zu, wie der schwere Sarg hinabgelassen wurde. Heiße, brennende Tränen rannen Brandas Wangen hinab, bis sie in ihrer Halsgrube angekommen waren und weggewischt wurden. Immer noch hielt Trevor seine Lebensgefährtin in den Armen, als müsse er sie beschützen. Branda hatte ihre Augen auf den frischen Grabhügel gerichtet, wo Tessa ruhte.
    Und ganz abseits, fern von den anderen, da stand eine dünne, bösartig aussehende Frau. Als sie bemerkte, dass Branda sie gesehen hatte, verschwand sie über die Hügel des Friedhofes.
    Branda drehte sich langsam um und blickte auf das frisch aufgestellte Holzkreuz. Tessa Houston 1977-2006 Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. Branda lächelte.
    Sie dachte an den warmen Sommertag zurück, an dem sie mit Tessa und Franzi am See gewesen war. Irgendwas hatte sie an die Ballade „Die Brücke am Tay“ erinnert und so zitierte sie ein paar Zeilen. Tessa war miteingefallen und schließlich auch Franzi. Und nun stand ein Satz aus diesem Stück auf Tessas Grab. Bestimmt würde ihr das gefallen.



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    So, das war's auch schon. Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen und ihr Hinterlasst ein paar liebe Kommis.

    Liebe Grüße,
    Alienor

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  • Wow, kein Kommi. Ich freu mich. *seufz*

    So, es geht schon weiter mit Kapitel 21 - Won´t let you go.


    Zur Info: In diesem Kapitel findet ein Zeitsprung statt, also nicht wundern, dass alles auf einmal anders ist. Dieses Kapitel wirft einige Rätsel auf, ist gewollt kurz und auch harmonisch-tiefbedrückt zugleich. Also keine Sorgen, ist alles gewollt x)



    Kapitel 21 – Won´t let you go…



    Langsam ging Branda den Kiesweg entlang. Ihr Hand kramte in ihrer schwarzen Handtasche nach ihrem Lippenstift, während die andere Hand sanft über ihren Bauch strich. Als sie die Hälfte des Weges zurück gelegt hatte, fand sie endlich ihren Lippenstift, schmierte ihn sich an die Lippen und lief weiter. Bewusst atmete sie die warme, Blumenduft geschwängerte Frühlingsluft ein. Es war schon unglaublich warm für diese Jahreszeit und so bereute Branda, nicht ihr kurzes Kleid angezogen zu haben, doch dann erinnerte sie sich daran, dass es ihr bestimmt nicht mehr passen würde.



    Seufzend beschleunigte sie ihren Schritt. Sie grüßte einen Mann, der ihr lächelnd entgegen kam und freute sich innerlich, dass sie jetzt allein war. Kurz darauf stand sie vor dem Grab, strich sich die Klamotten glatt und setzte sich. Stille herrschte, man hörte nur den Wind sanft durch die Bäume rauschen, deren Blätter beruhigend raschelten. Branda strich sich die Haare aus dem Gesicht und richtete sich ein wenig auf. „Und, wie geht es dir? Mir geht es gut, wie allen anderen auch. Cosima kann nun laufen, sie übt auch schon ganz fleißig.“, begann Branda lächelnd. „Morgen werde ich mit ihr zu Sean fahren. Cosima mag ihn wirklich sehr, die beiden sind ganz niedlich zusammen. Mit Liv habe ich mich auch ein wenig angefreundet, obwohl ich sie erst ziemlich unsympathisch gefunden habe. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Nun ja, jedenfalls werden wir morgen zu ihr gehen und ein wenig plaudern. Wie Frauen das so machen, du kennst das ja.“



    Branda lachte auf. Sie schwieg eine Weile und genoss die warme Sonne auf ihrem Gesicht. Sie war oft in der Sonne und trotzdem war sie eigentlich ziemlich blass. Das lag wohl an ihrer Mutter, denn diese war immer hellhäutig gewesen. „Wie eine Porzellanpuppe“, hatte Branda immer gehaucht, wenn sie ihre wunderschöne Mutter angeblickt hatte. Brandas Vater war schon länger tot, er starb genau in dem Jahr, in dem Branda Moose Jaw verlassen hatte. Herzinfarkt. Krankenhaus. Zurück nach Hause. Zweiter Herzinfarkt. Tot. Branda hatte es sich nie verziehen, nicht bei ihm gewesen zu sein. Sie konnte es nicht mehr ändern.
    „Wenigstens war ich bei dir, mein Schatz, als du gestorben bist. Sogar deine Hand habe ich gehalten. Dich habe ich nicht alleine gelassen. Dich nicht…“ Obwohl sie alles bereits verarbeitet hatte, stiegen Tränen in ihre Augen. Schnell wischte sie diese fort und stand seufzend auf. Sie klopfte sich das Gras von ihrer Kleidung, schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und genoss noch einmal kurz die Sonne auf ihrem Körper. „Ich komme bald wieder. Bis dann…“ Sie drehte sich um und verließ schnell den Friedhof.



    Ihr Blick war gesenkt und sie guckte nicht zurück, wie sie es sonst immer tat.


    Als sie ihre Haustür öffnete, kam ihr schon Cosima entgegen gelaufen. Lachend ging sie in die Hocke und streckte die Arme aus. „Komm Cosima, komm zu Mami!“, rief Branda ihrer kleinen Tochter zu. Diese gluckste fröhlich. Vorsichtig lief sie weiter, etwas wackelig noch, und lachte zufrieden auf, als sie es bis zu Branda geschafft hatte. Stolz riss diese sie hoch und schwang sie durch die Luft.



    Anschließend drückte sie ihre Tochter sanft an ihre Schulter. In diesem Moment betrat Vicca den Flur. In ihrer Hand hielt sie eine Schüssel mit Brei und einen Löffel. „Da bist du ja, Cosima!“, sagte sie gespielt tadelnd. „Na, ist sie dir abgehauen?“, fragte Branda und setzte Cosima wieder auf den Boden ab. Vicca hielt der Kleinen die Hand hin, während sie weitersprach. „Ja, ich bin bloß kurz in die Küche gegangen, um den Brei zu holen. Kaum kann man laufen, haut man schon ab, was?“, wandte sie sich an Cosima, die ihr grinsend nach der Nase griff. Branda lachte und trug ihre Tochter zurück in den Essraum, wo ihr Hochstuhl stand. Dort setzte sie sie ab und küsste Vicca, die ihr entgegen kam erst mal auf die Wange. „Entschuldige, ich habe dich noch gar nicht begrüßt. Fütterst du sie, dann kann ich sie nachher noch schnell baden, okay?“ Vicca lächelte sanft und nickte. Branda verließ das Esszimmer und ging in ihren Schlafraum. Das Bett war gemacht, das Fenster geöffnet, so dass auch hier die Luft nach Frühling roch. Sie setzte sich auf ihr Bett und dachte nach.



    Nach einer Weile nahm sie das Bild, das auf ihrem Nachttisch stand, in die Hand. Darauf waren all die Personen, die ihr wichtig waren. Trevor hielt Cosima im Arm, Franzi stand neben Dave und guckte sanft lachend auf Brandas Hand, die Cosimas Kopf tätschelte. Dave hatte seine Hand um Franzis Schultern gelegt und wirkte glücklich wie er selten gewirkt hatte. Vor der kleinen Gruppe saß Vicca mit ihrem immer währendem, zufriedenen Lächeln.
    Das Bild wurde vor einem Jahr geschossen. Brandas Lieblingsbild.
    Sie stellte es zurück auf ihren Nachttisch, ging zu ihrer Fensterbank und schaltete das Radio ein.
    Lächelnd warf sie sich auf ihr Bett und sang lauthals mit: „ Everybody seems to think I'm lazy - I don't mind, I think they're crazy.Running everywhere at such a speed, till they find, there's no need...”
    Sie lag auf dem Rücken und ihre Hände fuhren über die weiche, fliederfarbene Bettdecke.
    Der Himmel, der eben noch zartblau gewesen war, färbte sich langsam orange-rot. Die Sonne versank langsam im Horizont. Branda seufzte und dachte daran, dass Franzi immer Sonnenuntergänge geliebt hatte.
    “Branda?”, rief Vicca. Branda setzte sich auf und ordnete ihre Haare. “Ja, hier bin ich, im Schlafzimmer.”, antwortete sie ruhig und wartete darauf, dass Vicca die Tür aufmachen würde. Doch stattdessen ging die Tür auf und Cosima stand kichernd da.



    “Hey, die Tür hast du aber noch nicht aufgemacht, oder?!”, rief Branda halb erstaunt, halb ungläubig aus. Vicca verriet sich, in dem sie leise zu lachen begann. Dann kam sie hinter der Tür hervor und erklärte: “Unsere Prinzessin Cosima hat soeben ihr Abendmahl beendet und wünscht nun, ein heißes Bad eingelassen zu bekommen.” Branda stand auf und hob Cosima in ihre Arme. Vicca ging wieder nach unten, wahrscheinlich würde sie ein wenig das Haus aufräumen. Branda lief in das angrenzende Badezimmer und ldrehte den Wasserhahn der Badewanne auf. Ein paar Minuten später setzte sie Cosima in die Wanne, die kaum voll war. Cosima plantschte und spritzte, während Branda ihr vorsichtig die Haare wusch.



    “Du darfst mich nie alleine lassen, Cosima... Ja?”, fragte sie so leise, dass Cosima es nicht wahr nahm. Eigentlich war Branda das Recht.




    Das war´s auch schon. Ich weiß, recht kurz, aber ich hatte auch nicht so viel Zeit. Entschuldigt.


    Liebe Grüße,
    Alienor


    P.S.: Verzeiht mir, dass Vicca nirgends zu sehen ist, ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. -.- Aber ich lasse euch wissen, dass sie ´ne ganz Süße ist, vielleicht finde ich ja noch ein Bild.
    P.P.S.: Es tut mir auch schrecklich leid, dass Branda am Grab nicht sitzt, aber die wollte ganz und gar nicht so, wie ich wollte ^.^

    [right]I'm looking up to you[/right]
    [right]because[/right]
    [right]you let me down...[/right]
    [right][SIGPIC][/SIGPIC][/right]

  • So, ich habe mein Sims völlig aufgegeben. (Es ging einfach nicht mehr, keine Ahnung wieso.)
    Trotzdem möchte ich euch die beiden letzten Kapitel nicht vorenthalten- leider eben ohne Bilder. Ich hoffe, es stört euch nicht allzu sehr, da könnt ihr mal eure Phantasie spielen lassen. xD

    Kapitel 21 - Heile Welt vs. Verlustängste



    Branda blickte wehmütig in den sanftblauen Sommerhimmel, dessen Farbe sie an ihre Kindheit in Montana erinnerte. Sie wippte leicht mit den Füßen und atmete den Duft ein, der dieser wunderschöne, warme Sommerabend durch den Garten ihres Hauses trug. Die Bank auf der sie saß, stand im Schatten einer der vielen Trauerweiden des großen Gartens. Die langen Äste der Trauerweide berührten leicht den Boden, dessen Gras saftig grün war. Es war ein herrlicher Sommer, wohl der herrlichste seit langem für Branda. Und es würde ihr letzter in Illinois sein, das wusste sie und es erfüllte sie gleichzeitig mit Wehmut und auch Freude, diesen Ort, an dem Branda so viele Verluste erlebt hatte in den letzten Jahren, zu verlassen.
    Vicca trat gerade auf die Veranda, deren ebenmäßiges Holz im Licht der hell strahlenden Sonne leicht gelb wirkte. An ihrer Hand führte sie die kleine Cosima, die ein bezauberndes Kleidchen trug und immer wieder versuchte, sich von Viccas Hand loszureißen und selbstständig zu ihrer Mutter zu gelangen. Vicca lächelte leicht und gab endlich Cosimas Drängen nach, die alleine gehen wollte. Auf Viccas Arm schlief schmatzend Brandas zweite Tochter Muriel, deren Gesichtchen sich wohlig der Sonne entgegenstreckte.
    Brandas Gesicht, das eben noch fern und abwesend gewirkt hatte, glättete sich und nahm zärtliche Züge an, als sie ihre beiden Kinder erblickte. Oh, wenn Dave doch nur sehen könnte, wie niedlich seine Tochter war!, schoss es ihr durch den Kopf.
    Gerade lief Cosima, mit vor Anstrengung leicht geöffnetem Mündchen und glühenden Wangen, Branda entgegen und lachte stolz auf, als ihre Mutter sie lobte, wie toll sie doch schon gehen könne. Branda setzte Cosima auf ihren Schoß und fixierte Vicca, die langsam und behende über die Wiese ebenfalls zu der kleinen Bank kam.
    Wie glücklich Branda doch war, ein so wundervolles Kindermädchen gefunden zu haben und als ihr der Gedanke kam, Vicca wohl nie wieder entlassen zu wollen, fiel ihr mit Entsetzen ein, dass sie und ihr Lebensgefährte schon bald nach Moose Jaw übersiedeln wollten. Ob Vicca, die erst in einem halben Jahr volljährig werden würde, mit ihr ziehen würde? Wohl kaum, schon im Anbetracht der Tatsache, dass das Mädchen noch minderjährig war und ihre boshafte Mutter sie nicht gehen lassen würde.
    Vicca hatte ihr oft von ihr erzählt und die Geschichten über Viccas Mutter Livleen ließen Branda immer wieder schaudern.
    Livleen wusste nicht, wer Viccas Vater war, denn zur Zeit der Zeugung lebte sie mit drei Männern in einer Beziehung und jeder hätte der Vater sein können. Livleen kümmerte sich nicht weiter darum, denn sie hatte andere sorgen. Sie besaß nicht viel Geld und ein Kind war teuer. Deshalb begann Livleen in zwielichtigen Clubs als Stripperin ihr Geld zu verdienen, das sie nachher doch wieder versaufte. Beinahe ihr ganzes Leben lang war Livleen Sheridy alkoholabhängig gewesen und auch jetzt, mit 36 Jahren, dachte sie nicht daran, sich in eine Entzugsklinik zu begeben.
    Ihre Tochter war ihr gleichgültig, sie wusste, dass Vicca schlau genug war, für sich selbst zu sorgen. Sie wussten beide, dass sie einander nicht viel bedeuteten und jede kam damit zurecht, auf ihre eigene Weise. Und die Weise Livleens war ganz klar der Alkohol.
    Branda wunderte sich oft darüber, wie eine so scheußliche Frau ein so wunderbares Kind aufziehen konnte. Vicca war geduldig, hilfsbereit, intelligent, nett und äußerst begabte Köchin. Sie verwunderte die Familie Lavette ein ums andere mal, wenn sie sich bereit erklärte, das Abendessen zu kochen. An ihrem Essen schmeckte man immer, dass es mit Liebe gekocht war.
    Dies und viele weitere Kleinigkeiten und Details liebte Branda an ihrem Kindermädchen und auch wenn sie, da sie zur Zeit nicht arbeitete, sich gut selbst um ihre Kinder hätte kümmern können, wollte sie einfach nicht mehr auf Vicca verzichten. Sie war für sie schon wie eine eigene Tochter und Vicca fühlte sich sichtlich wohl im Hause der Lavettes.
    "Muriel, hier ist deine Mami", riss Vicca Branda aus ihren Gedanken. Vorsichtig legte sie Branda ihre Jüngste in den Arm, die nicht erwachte. "Wie ein Engel, findest du nicht auch, Branda?", fragte Vicca schmunzelnd. Branda hatte Vicca gebeten, sie zu duzen, da sie nicht nur ein Gast in der Familie, sondern eigentlich bereits ein Teil der Familie war.
    Branda nickte und strich zärtlich über die rosigen Bäckchen ihrer Tochter. Sie freute sich schon unheimlich darauf, ihrer Mutter ihre Enkelinnen vorzustellen. Sie versuchte, sich Juliette Lavettes Gesicht vorzustellen, doch sie wusste genau, dass ihre Vorstellungskraft nicht ausreichte für den schönen Moment, in dem Juliette die Kinder ihres eigenen Kindes in die Arme schließen durfte.
    Aber schon bald würde sie diesen Augenblick erleben können. Nicht mehr lange, und sie würde wieder bei ihrer Mutter sein. Cosima und Muriel würden, wie Franziska und sie damals, auf dieser wunderschönen Farm aufwachsen. Sie würden die Kühe melken, auf den noch jungen Pferden über die Felder reiten, bei Rodja, Betty-Sue und Vicca in den Stallungen schlafen und sie würden an den lauen Sommerabenden bis spät in die Nacht auf der Veranda sitzen und Sterne zählen, so wie Franziska und sie es auch immer getan hatten. Es würde alles wunderschön werden, da war Branda sich sicher.
    Vicca erklärte, sie müsse das Abendessen vorbereiten und verschwand schon kurz darauf im Haus, wo man sie durch das geöffnete Küchenfenster fröhlich summen und pfeifen hörte.
    Cosima pflückte kleine Gänseblümchen, die um die Bank herum wuchsen und freute sich, wenn sie ein besonders Schönes fand. Branda betrachtete ihre Tochter mit einem liebevollen Lächeln, dessen Wärme an dem Tag, an dem sie Mutter wurde, endlich wieder zurückgekehrt war. Trevor hatte es zufrieden erkannt und auch er wirkte endlich wieder gelassener. Hatte ihn vor Cosimas Geburt noch die Eifersucht auf Dave innerlich zerfressen, so hatte er später bemerkt, dass Cosima seine Tochter war. Sie nannte ihn Daddy und verlangte jeden Abend nach ihm, damit er ihr einen Gutenachtkuss geben konnte.
    Die Nachricht, dass Branda wieder schwanger war, setzte seinem zurückgewonnenem Glück die Krone auf und er sah wieder so glücklich wie früher aus. Die dunklen Ringe unter seinen Augen verschwanden, die harten Züge wichen aus seinem Gesicht und machten Platz für seine charmante, liebenswürdige Ausstrahlung, wie er sie seit jeher besessen hatte.
    Die helle Stimme ihrer Tochter ließ Branda aufsehen. "Mama, mir ist kalt. Wann kommt Daddy?", fragte die Kleine und presste dabei ihren selbstgepflückten Strauß aus Gänseblümchen an ihre Brust. Branda stand langsam auf und nahm Cosima an die Hand. "Ja, lass uns zurück ins Haus gehen, es wird wirklich allmählich frisch. Daddy kommt bestimmt bald, er wollte nur noch einmal schnell zu Tante Liv, weil Sean sein Spielzeugauto hier vergessen hat." Cosima versuchte einen ernsten Gesichtsausdruck aufzusetzen, während sie nickte. Anschließend gingen die drei zurück in das Haus, das bereits von köstlichem Duft durchflutet wurde, der ohne Frage aus der Küche in die anderen Räume drang.
    Branda brachte Cosima in ihr Zimmer, wo sie noch ein wenig mit ihrem Teddy spielte, während Muriel bereits in ihrem Zimmer in ihrem kleinen, blauen Bettchen lag. Sie schlief sofort ein und schmatzte nur noch ein paar Mal zufrieden. Branda lächelte und begab sich wieder nach unten. Gerade als sie in den Flur kam, öffnete sich die Haustür und Trevor stand auf der Schwelle. "Hallo, mein Schatz", begrüßte er Branda und küsste sie, während er die Tür hinter sich schloss. "Und, wie war es bei Liv? Hat sie dir gesagt, ob sie morgen kommt?", wollte Branda wissen. "Ja, sie hat gesagt, dass sie gegen neun kommt und Sean mitbringt. Ist das okay?" Branda nickte und wollte sich schon gerade umdrehen, um Vicca zu fragen, wann das Essen fertig war, als ihr der dunkelrote, leicht verwischte Fleck an Trevors T-Shirt auffiel. Lippenstift, dachte sie mit Herzklopfen. Nein, das konnte nicht sein. Trevor würde sie nicht mit Liv oder irgendeiner anderen betrügen. Nie. Sie strengte sich an, nicht weiter daran zu denken und ging in die Küche, in der Vicca fleißig würzte, kochte, rührte und knetete. Plötzlich spürte Branda zwei Arme, die sich langsam um ihre Hüfte legten. Sie fühlte Trevors Atem in ihren Nacken und seine Hände, die ihren inzwischen wieder flachen Bauch streichelten. "Wenn wir Vicca darum bitten, wird sie nach dem Essen bestimmt einen großen Spaziergang mit Muriel und Cosima machen. Dann könnten wir ein bisschen allein sein...", flüsterte er ihr ins Ohr, so dass Vicca ihn nicht hören konnte, wobei ihm das wahrscheinlich egal gewesen wäre. Automatisch musste Branda an den Lippenstiftfleck an seinem T-Shirt denken und sie entzog sich seinen Armen. Sie trat ein paar Schritte zurück, in den Essraum, doch Trevor folgte ihr mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen. "Ich weiß nicht. Muriel schläft schon und Cosima...", begann sie, doch Trevor unterbrach sie sofort, als er ihre abweisende Stimme hörte. "Ach, komm schon. Muriel hat heute so lange geschlafen, bestimmt wacht sie jeden Moment auf, weil sie nicht mehr müde ist. Und Cosima liebt es, mit Vicca spazieren zu gehen, also such doch keine unbegründeten Ausreden, Liebling." Seine Stimme klang verändert, nicht mehr so liebevoll wie sonst, sondern leidenschaftlicher, lustvoller.
    Branda redete sich ein, dass Trevor sie nicht betrogen haben konnte. Würde er sonst schon wieder Sex wollen? Nein. Die Tatsache, dass Trevor und sie sich schon oft zwei- oder dreimal hintereinander geliebt hatten, weil er so unersättlich war, verdrängte sie schnell. "Okay, ich frage Vicca gleich, ob sie mit den Kindern hinaus geht. Aber zuerst essen wir", gab sie schließlich nach und verschwand seufzend in die obere Etage.
    An der Treppe kam ihr Cosima entgegen und wollte wissen, wann es endlich Essen gäbe, da sie so hungrig sei. Branda sah nach Muriel, doch diese schlief noch. Branda nahm Cosima auf den Arm, gebot ihr leise zu sein, um ihre Schwester nicht zu wecken und trug ihre Erstgeborene in den Essraum, in dem ihr Hochstuhl stand. Vorsichtig hob sie Cosima hinein und ging in die Küche, um das Essen zu holen. Vicca war gerade dabei, das Besteck auf dem großen Tisch zu verteilen und Trevor schenkte jedem zu Trinken ein.
    Beim Essen kam Branda schließlich darauf zu sprechen, ob Vicca einen Spaziergang unternehmen wollte. Vicca verstand natürlich, wieso die beiden allein sein wollten, doch sie tat, als würde sie glauben, die beiden wollten einfach mal wieder ein bisschen Ruhe genießen. "Natürlich, ich gehe gerne mit den beiden nach draußen. Es ist ja noch nicht kalt und außerdem scheint Cosima noch überhaupt nicht müde. Muriel kommt in den Kinderwagen, dann geht das schon. Ich gehe gleich nach dem Essen los, wenn das recht ist." Trevor nickte lächelnd und nahm einen Schluck Wasser.
    Zwanzig Minuten später verabschiedete Vicca sich winkend und kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, drehte sich Trevor zu Branda um und schwang sie auf seine Arme. Er grinste wollüstig und lief die Treppe nach oben in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Er legte Branda zärtlich auf das große Bett und setzte sich zu ihr. Er küsste sie leidenschaftlich und zog ihr langsam ihr Oberteil aus. Plötzlich hielt er inne, als er Brandas abwehrende Haltung bemerkte. Er sah sie fragend an. "Was ist denn los mit dir? Den ganzen Abend bist du schon so abweisend." Branda wich seinen Blicken aus und bemerkte bizarrerweise, dass die oberste Schublade ihrer Kommode einen Spalt offen stand. Sie fixierte die Kommode, doch Trevor griff nach ihrem Kopf und zwang sie so, ihn anzusehen. Branda verspürte den Drang, ihn einfach anzuschreien und zu fragen, wieso er sie betrog. Sie fasste sich jedoch noch rechtzeitig, aber sprach Trevor trotzdem direkt an. "Seit ich den Lippenstift an deinem Shirt gesehen habe, kann ich dich einfach nicht küssen, weil ich denke, dass du zuvor eine andere Frau geküsst hast." Branda hatte unheimlich schnell gesprochen, um es einfach hinter sich zu bringen. Trevor starrte sie einige Sekunden an, bevor er sich lachend über das Gesicht fuhr. "Oh, Liebling! Hätte ich das gewusst! Ich habe dich nicht betrogen, was denkst du denn von mir? Ich liebe dich doch, nur dich. Das war Sean, er hat mich mit Tomatensoße bekleckert, als ich ihn hochgehoben habe", als er Brandas zweifelnden Blick bemerkte, sprach er schnell weiter, "Du kannst Liv ja fragen, aber ich habe dich nicht betrogen. Und ich habe noch nie Lippenstift mit Tomatensoßengeschmack gesehen." "Wer weiß, was Liv alles für komisches Zeug hat. Sie hat es schon nicht gescheut, mit Todd rumzuhuren, obwohl er verheiratet ist! Vielleicht steht sie auf Männer, die in Beziehungen leben und außerdem bist du ziemlich attraktiv. Dieses Flittchen schreckt doch vor nichts zurück, wieso dann nicht auch vor dem Vater meiner Kinder?", sagte Branda spitz. Trevor stöhnte. "Weißt du, dass du verdammt sexy aussiehst, wenn du eifersüchtig bist?" Branda fühlte, wie sich ihre Wut langsam löste. Sie beugte sich ein wenig zu Trevor und leckte an seinem T-Shirt. Trevor lachte schallend und Branda grinste. "Eindeutig Tomatensoße. Da hast du nochmal Glück gehabt, Trevor Pastens.", rief sie und schmiss sich mit kindlicher Geste auf Trevor, dessen Hände zärtlich über ihre Hüften strichen. "Genau, lass uns die Zeit, die wir alleine haben, besser nutzen.", murmelte er leise und küsste Branda leidenschaftlich.
    "Ich liebe dich, Trevor...", flüsterte sie leise, als er stöhnend über ihr lag. "Ich liebe dich!", rief sie dann lauter und küsste ihn zärtlich

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  • Kapitel 22 - Einst hatt' ich einen schönen Traum

    Wehmütig sah Branda zurück auf ihr Haus. Die meisten Sachen waren schon herausgeräumt und es sah unlebendig aus, auch wenn sie erst morgen wegziehen würden. Mister McDottern hatte es sehr bedauert, dass Branda und ihre Familie ausziehen würde, doch er hatte ihr versichtert, dass sie, sobald sie wieder ein Haus in Peoria suchen würde, natürlich sein Haus bekommen würde. Branda würde diesen alten, unglaublich zuvorkommenden Mann sehr vermissen, da war sie sich sicher. Sie wusste nicht einmal, ob sie ihn je wieder sehen würde, da er, so sehr diese Erkenntnis auch schmerzte, nicht mehr der Jüngste war und seit jeher zerbrechlich und krank gewirkt hatte. Der Verlust seiner Frau Eleanor hatte ihn sehr mitgenommen.

    Trevor legte sanft seinen Arm um Brandas schmale Hüfte und blickte ebenfalls auf das schöne Haus, das in der orangefarbenen Abendsonne einen schönen Anblick darbot. Die Apfelbäume waren in ein goldenes Licht getaucht und weckten in Branda Erinnerungen an ihre Kindheit. Ohne es verhindern zu können, rann eine heiße Träne über ihre Wange und sie schluchzte auf. Trevor zog sie in seine Arme und drückte sie zärtlich an sich. "Vielleicht kommen wir ja wieder, mein Liebling. Außerdem willst du deiner Mutter doch ihre Enkel zeigen, oder nicht?", tröstete er sie. Branda wischte sich tapfer die Träne aus dem Gesicht und nickte. "Ja, natürlich. Mama wird sie ganz herzallerliebst finden, so wie alle." Ein paar Sekunden schwieg sie, bevor sie bedauernd sagte: "Cosima wird Sean wohl lange Zeit nicht sehen. Das ist sehr schade, denn die beiden mögen sich so gerne. Wir verhinden gerade eine Freundschaft." Trevor streichelte ihr langsam über den Rücken, hinunter zu ihrer Hüfte und schließlich zu ihrem Hintern. "Aber nein! Die beiden vergessen sich schon nicht und wir werden Liv doch bestimmt mal besuchen. Da nehmen wir die Kinder mit und Cosima wird ganz glücklich ihren kleinen Verehrer Sean wiedertreffen.", schmunzelte er. Branda lachte kurz auf. "Trevor...?" "Ja, was ist?"
    "Können wir noch einmal in den kleinen Park gehen, in den wir gegangen sind, nachdem du zu mir gezogen bist?", fragte Branda sehnsüchtig. Trevor küsste sie auf die Stirn. "Natürlich. Vicca wird eh noch eine Weile brauchen, weil Cosima sich bestimmt nicht von Sean losreißen kann."
    Gemeinsam schlenderten sie die Straße entlang und erreichten kurz darauf den Park, in dem sie so oft die lauen Sommerabende verbracht hatten. Die Trauerweiden berührten mit ihren langen Ästen beinahe den Boden, auf dem unzählige Blumen wuchsen. Es war Spätnachmittag, doch auch wenn die Sonne sich bereits im Westen dem Horizont näherte, war es immernoch angenehm warm. Vögel zwitscherten und man hörte Kinderlachen, während Branda und Trevor den schmalen Kiesweg entlang liefen. Trevor hatte seinen Arm um Brandas Schultern gelegt und seine Finger streichelten sie leicht.
    Branda seufzte, als sie an dem kleinen See vorbeikamen, in dem die beiden im Sommer oft gebadet hatten. Grinsend dachte sie an den Tag, an dem sie durch den Park spaziert waren und nicht daran gedacht hatten, Badezeug einzupacken. Kurzerhand hatten sich die beiden lachend und küssend ausgezogen und hatten nackt in dem von großen Bäumen verborgenen See gebadet.
    "Ich weiß genau, woran du denkst, Branda!", rief Trevor und lachte schallend. Branda schmiegte sich an seinen warmen Körper. "Das können wir nie wieder machen, wenn wir nach Moose Jaw gehen...", murmelte sie leise. "Natürlich können wir das wieder tun! In Moose Jaw gibt es doch auch Seen und Badesachen, die wir vergessen können", entgegnete Trevor schmunzelnd und blieb plötzlich stehen.
    "Wieso bleibst du stehen? Was ist denn?", fragte Branda misstrauisch. Trevor grinste sie an und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Branda verstand und lachte glücklich. Ihr Lachen klang warm und kehlig, was Trevor so an ihr liebte.
    Langsam schlenderte Branda auf Trevor zu und zog ihren Pulli aus. Kurz darauf stand sie nur in Slip vor ihm und er schluckte. Branda kam auf ihn zu und ihre Hände strichen über seinen muskulösen Oberkörper. Ihr Körper war ganz nah an seinem und Trevor spürte ihre Wärme. Sie öffnete seine Hose und zog sie ihm aus, während er sich beherrschen musste, um seine Freundin nicht grob zu packen und vor sich in das saftig grüne Gras zu legen. Stattdessen beobachtete er sie, wie sie, nur mit Slip bekleidet, in den See stieg. Er sah ihr an, dass das Wasser kalt war, aber zielgerichtet ging Branda weiter, bis sie bis zur Hüfte im Wasser stand. 'Sie sieht aus wie eine Göttin, die im Meer ein Bad nimmt', schoss es Trevor durch den Kopf. Brandas heller Körper war ein schöner Kontrast zu der dunkelgrünen Umgebung, in der sie sich befand. Ein paar Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht, doch das ließ sie nur noch verführerischer aussehen.
    Branda benetzte ihren Körper mit dem kühlen Nass, bevor sie sich vorsichtig umdrehte. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. "Na, wo bleibst du denn? Hast du Angst, dass sich dein kleiner Freund zusammenzieht, wenn das Wasser so kalt ist?" "Hey, du willst doch wohl nicht meine Manneskraft anzweifeln!?", rief Trevor beleidigt. Doch dann lief er zügig zu Branda. Als seine Füße das Wasser berührten, zuckte er kurz zusammen, doch schon ein paar Sekunden später stand er neben Branda und zog sie fest an sich. Sie lachte leise und sah zu ihm auf. Seine Miene war immernoch spielerisch beleidigt und auch als sie ihn küssen wollte, wandte er seinen Kopf ab. "Oh, Mademoiselle ist gekränkt!", sagte Branda und strich sanft über Trevors Oberarm. Da packte er sie grinsend und warf sie einige Meter von sich entfernt in das dunkle Wasser. Branda schrie hell auf, bevor sie platschend in das Wasser eintauchte. Prustend tauchte sie ein paar Sekunden später auf und schwamm mit hochgerecktem Kinn auf Trevor zu. Dieser griff nach ihren Händen und zog sie zu sich nach oben. Sie lächelte sanft und lehnte sich an ihn. Lange standen sie so, Branda hatte Gänsehaut vor Kälte, doch die Stimmung war zu schön, um jetzt herumzumeckern, wie kalt es doch war. Schließlich zwang Trevor Branda, ihm in sein Gesicht zu sehen. Er wirkte ernst, was ihr umso mehr auffiel, da er gerade noch so lustig gewesen war. Sein Blick glitt langsam an Branda herunter und seine Miene wurde wieder zärtlicher. "Branda... Du weißt, wie sehr ich dich liebe", begann er mit fester Stimme. Branda nickte verwundert. Plötzlich ging Trevor vor ihr auf die Knie. "Branda Lavette, willst du mich heiraten?"
    Brandas Mund stand offen und ihre Augen waren geweitet. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war alles so romantisch hier, eigentlich die perfekte Situation für einen Heiratsantrag. Ihr Magen drehte sich um und irgendwie fand sie dieses Gefühl schön, so lebendig und kribbelnd.
    Trevor sah zu ihr auf und in diesem Moment, in dem er sie so unsicher musterte, um an ihrer Miene ablesen zu können, ob sie ja sagen würde, hätte sie sich an ihn schmiegen und ihn küssen mögen. Mit glücklicher, heller Stimme antwortete sie ihm:
    "Ja. Ja, ich will dich heiraten! Oh, Trevor, ich liebe dich so!", rief sie lachend und warf sich in seine Arme. Trevor verlor das Gleichgewicht und fiel mitsamt Branda in seinen Armen in das schimmernde Wasser. Fest presste er sie an sich, als ob er Angst hätte, sie zu verlieren, doch im gleichen Augenblick dachte Branda, dass dieser Mann ihr Leben war und sie lieber sterben würde, als getrennt von ihm zu leben.


    Als Branda und Trevor, liebevoll plaudernd und mit nassen Haaren, das Haus erreichten, lachte Vicca wissend. Sie hatte die beiden Mädchen bereits in ihre Bettchen gebracht und sie waren auch sogleich müde und erschöpft eingeschlafen.
    "Wo wart ihr beiden denn?" Trevor setzte sich auf die Couch und streckte seine Beine lässig von sich. Er lächelte spitzbübisch und zuckte mit den Schultern. Branda schwieg ebenso und stellte sich vor Trevor an das Sofa. "Ah, ich verstehe. Naja, jedenfalls ein bisschen.", sagte Vicca zwinkernd.
    Ihre Mutter hatte ihr nach langem, nervenzermürbendem Streit erlaubt, mit den Lavettes fortzugehen. Livleen war es eigentlich auch ganz recht, wenn sie ihre immer ordentliche, prüde und verantwortungsbewusste Tochter endlich los war. So konnte sie sich wieder voll und ganz dem Alokohol und den Männern hingeben, ohne die tadelnde, besorgte und verhasste Stimme Viccas hören zu müssen.
    Vicca hatte geweint vor Glück, mit Branda nach Moose Jaw, das sie ihr so schillernd und gemütlich beschrieben hatte, dass sie es jetzt schon liebte, gehen zu können. Besonders die Tatsache, dass sie sich somit nicht von den Kindern, die ihr so ans Herz gewachsen waren, trennen musste, stimmte Vicca fröhlich. Und in zwei, drei Tagen, da würde sie die Augen in Montana schließen.
    "Wir werden heiraten.", verkündete Branda plötzlich zusammenhangslos. Trevor lachte und Vicca trat näher an die beiden heran. "Ist das euer Ernst? Oh, das ist ja wundervoll!", rief sie und presste in einer träumerischen Geste ihre Hände an die Brust. "Hast du ihr denn auch so einen richtig romantischen Antrag gemacht? Na los, erzähl alles, Trevor." Trevor lächelte gönnerhaft und begann zu erzählen: "Wir sind gerade ein bisschen durch den Park geschlendert und haben in dem kleinen See gebadet. Da habe ich Branda angesehen und mir gedacht, dass ich ohne sie nicht mehr leben kann. Sie hat so zufrieden und glücklich gewirkt, da habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und sie gefragt. Natürlich bin ich auf die Knie gegangen, das gehört dazu." Vicca wirkte aufgeregt und konnte kaum stillhalten. Sie träumte seit ihrer Kindheit von einer Märchenhochzeit und wollte nun alles daran setzen, Branda bei der ihren helfen zu können. Sie konnte sich Branda schon in einem pompösen Hochzeitskleid mit unendlich langer Schleppe vorstellen, obwohl noch nicht einmal geklärt war, wann und wie die beiden heiraten würden. In Viccas Kopf spielten sich schon die verschiedensten Hochzeitsszenarien ab und sie musste zugeben, dass sie sich auch so einen süßen Mann wie Trevor wünschte. Mit diesem würde sie dann eine glückliche Familie gründen und sie würde alles anders machen als Livleen, da war sie sich sicher.
    "Hast du denn schon alles zusammen gepackt, Vicca? Wir wollen morgen so früh wie möglich abreisen.", sagte Branda nach einer Weile. Trevor zog sie auf seinen Schoß und sie schmiegte sich an ihn.
    "Ja, natürlich. Ich habe eh nicht viel, nur ein paar Kleider, Erinnerungsstücke und ein paar Bücher, mehr nicht. Ihr wart so lange weg, da habe ich auch schon Muriels und Cosimas Sachen eingepackt. Wir sind fertig." Branda guckte sie erstaunt an, während Trevor ihre Hand streichelte.
    "Du hast auch schon die Sachen der Kinder gepackt? Das ist perfekt, dann muss ich mich nur noch von Tessa und Dave verabschieden.", erzählte sie zufrieden. Trevor nickte seufzend. "Das sollten wir dann wohl gleich machen, bevor es dunkel wird. Morgen werden wir nicht die Zeit dazu haben, denke ich." Branda stand auf und war auch schon auf der Veranda. Trevor eilte ihr hinterher und Vicca lachte, weil Branda wie beinahe immer den Ton angab.

    "Oh, Dave... Ich hoffe, du bist mir nicht sauer, dass ich dich jetzt verlasse. Aber ich will zurück nach Moose Jaw. Ich könnte dein Grab umbetten lassen, aber du wolltest immer weg von Montana. Direkt nach unserer Hochzeit damals mussten wir abreisen, weil du es so wolltest. Und nun bist du für alle Zeiten in Illinois. Ich weiß, dass du jetzt glücklich bist. Und ich weiß, dass du mir mein Glück auch gönnst.", Branda machte eine Pause und warf einen Seitenblick auf Trevor, der unbewegt ein kleines Stückchen neben ihr stand. "Trevor und ich werden heiraten... Ist das nicht wundervoll? Den Antrag hat er mir erst vor ungefähr einer Stunde gemacht." Ein zärtliches Lächeln trat nun in Brandas Gesicht und ihre Stimme klang weich und warm. "Wir müssen jetzt gehen. Ich küsse Cosima von dir. Ihr wird es in Moose Jaw gefallen, da bin ich mir sicher. Bis irgendwann, Dave..."
    Branda drehte sich schnell um, so stark rief Daves Grab unkontrollierte Emotionen in ihr hervor. In den Monaten vor seinem Tod war er wieder der Dave Watson geworden, den Branda damals geheiratet hatte. Er hatte sich in sein Schicksal gefügt und war nur ein Bekannter für Cosima, nicht ihr Vater. Es hatte ihm zwar beinahe das Herz zerrissen, als er mitansehen musste, wie Cosima Trevor gebannt ansah und ihn Daddy nannte, aber er hatte sich zusammen gerissen. Dann kam die niederschmetternde Diagnose: Krebs im fortgeschrittenem Stadium. Branda konnte sich kaum noch an diese Zeit erinnern, sie hatte alles mühsam verdrängt. Es war zu schmerzhaft, an Daves Leiden zu denken, die ihn in die Knie gezwungen hatten. Doch eines, das hatte sich für immer und alle Zeit in Brandas Gedächtnis gebrannt: Nie würde sie sein Gesicht vergessen, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Es war so voller Sehnsucht nach ihr gewesen und Branda hatte in diesem Moment verstanden, dass Dave sie die ganze Zeit über geliebt hatte. Am nächsten Tag war er gestorben und Branda konnte dieses sehnsüchtige, herzzerreißende Gesicht nicht mehr vergessen.
    Eilig lief sie davon. An Tessas Grab war sie zwar traurig gewesen, doch solche Emotionen hatte sie dort nicht empfunden. Ihr Tod war gerächt, da ihre Mörderin nun auch tot war. Branda wusste, dass dies eigentlich kein schönes Gefühl sein sollte, doch es erfüllte sie mit Genugtuung, sobald sie an den Tag dachte, an dem ihr die Nachricht übermittelt wurde, Estelle Deneuve sei erschossen worden. Zwei Polizisten hatten sie in irgendeiner kleinen Stadt, ein paar Stunden von Peoria entfernt, in einer dunklen Gasse entdeckt. Sie hatte alles vorbereitet, um aus den Vereinigten Staaten zu fliehen und irgendwo ein neues Leben anzufangen. Sie sah die beiden Polizisten und versuchte zu entkommen, doch ein Polizist war schnell genug, um sie festzuhalten. Als sein Partner dann einen metallenen, blitzenden Gegenstand in ihrer Hand bemerkte, hatte er geschossen. Notwehr. Estelle Deneuve hätte nicht davor zurückgeschreckt, einen zweiten Menschen zu töten, sie war wie damals auch eiskalt. Als man Branda einmal ein Foto gezeigt hatte, hatte sie feststellen müssen, dass sie diese Frau auf Tessas Beerdigung gesehen hatte. Damals hatte sie der komisch aussehenden Person nicht viel Beachtung entgegen gebracht und so war sie umso erschrockener, als sie das Foto sah.
    "Branda, lauf doch langsamer!", hörte sie Trevor erschöpft rufen. Verwundert sah sie sich um und sah ihn ein ganzes Stück von ihr entfernt laufend. Er schnaufte und verlangsamte seinen Schritt. Branda lächelte sanft bei seinem Anblick und dachte nicht mehr an all die schrecklichen Ereignisse. Sie zwang sich, an etwas schönes zu denken. Sie würde wieder heiraten und sie und ihre Kinder würden Pastens heißen. Oder Lavette-Pastens? Für eine Entscheidung hatte sie ja noch genug Zeit. Zeit, in der sie glücklich sein würde.

    "Rodja! Betty-Sue! Seht, da kommt ein Auto! Ob sie das sind? Sind sie das?" Juliette Lavettes Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung, als sie an der kleinen Pforte ihres Hauses stand und ein sich näherndes Auto entdeckte. Seit sie aufgewacht war, war Juliette nervös und zitternd im Haus umhergeschlichen. Sie hatte geputzt, gesaugt, gespült und selbst als Betty-Sue ihr versicherte, dass alles sauber sei, konnte sie es nicht lassen und räumte noch schnell ein wenig auf. Seit jeher hatte sie Nervosität durch Putzen zu unterdrücken versucht und auch jetzt spürte sie diesen Drang.
    Rodja lief langsam und gemütlich auf Juliette zu und blickte angestrengt in die Ferne. "Ja, ich denke, das müssten sie sein. Aber beruhige dich, es ist doch nur deine Tochter und die kennst du immerhin schon seit über 30 Jahren!", antwortete er besänftigend, doch Juliette wurde nur noch unruhiger. "Nur meine Tochter?! In diesem Auto sitzen meine Tochter, ihr kleines Kindermädchen, der Lebensgefährte meiner Tochter und meine beiden Enkelinnen! Und du sagst, ich soll mich beruhigen? Ich sehe meine Enkelchen zum ersten mal, da darf man doch wohl aufgeregt sein!"
    Das Auto war nur noch eine kurze Strecke von dem Grundstück der Lavettes entfernt und auch Betty-Sue begab sich zu Juliette und Rodja, um die Ankunft der kleinen, jungen Familie zu erwarten.
    Die drei schwiegen und blickten wie gebannt auf das Auto, als plötzlich das Fenster aufgekurbelt wurde und Branda ihren Kopf hinausstreckte. "Mama! Mama!", schrie sie lachend und weinend zugleich. "Ich bin wieder da!" Tränen rannen ihre Wangen hinab und wurden sofort hinunter zu ihrem Hals gezogen. Kurz darauf kam das Auto zum Stehen und Branda stieg eilig aus. Sofort rannte sie auf ihre Mutter zu und fiel ihr in die Arme. Liebevoll streichelte Juliette ihrer Tochter über den Rücken. Ihr kam es vor, als wäre Branda wieder fünf Jahre und kam gerade aus der Schule. "Branda... Meine Branda...", murmelte sie und unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen. Sie drückte ihr Gesicht fest an Branda und wiegte diese sanft hin und her. Endlich war ihre Tochter zu ihr zurückgekehrt. Sie hatte sie so vermisst, seit Phillip, ihr Mann, gestorben war.
    Branda tat einen Schritt zur Seite und ihre Mutter sah langsam auf. Trevor war aus dem Auto gestiegen und hielt ein kleines Kind an der Hand, das sich neugierig umsah. Trevor trat auf Juliette zu und hob Cosima hoch, so dass die Kleine ihrer Großmutter ins Gesicht gucken konnte. "Hallo, ich bin Cosima. Bist du Oma?", plapperte sie munter los. Juliette konnte nun ihre Tränen nicht mehr unterdrücken und lächelte zugleich. "Ja, ich bin deine Oma. Du bist ja ein wunderschönes Kind, Cosima." Cosima setzte ihren zuckersüßen Blick auf und setzte ein zufriedenes Lächeln auf.
    In diesem Moment wurde die Autotür zugeschlagen und Vicca, Muriel tragend, lief ebenfalls zu Juliette, die vor Staunen kaum ein Wort hervorbrachte. Vorsichtig legte Vicca ihr Muriel in die Arme. Juliette streichelte mit strahlenden Augen Muriels dicke Bäckchen, als Vicca vorstellte: "Das ist Muriel, deine jüngste Enkelin. Und ich bin Vicca, Brandas Kindermädchen." Branda drehte sich kurz zu den beiden um. "Und Freundin.", fügte sie hinzu. Juliette nickte Vicca überglücklich zu und wandte sich danach an ihre Tochter. "Du kannst stolz auf dich sein, du hast eine wundervolle Familie, mein Schatz. Vielleicht schenkst du mir ja noch ein paar Enkel?" Branda und Trevor lachten. "Erstmal werden wir heiraten. Seit drei Tagen sind wir verlobt. Ich hoffe, du gibst uns deinen Segen, Juliette?", fragte Trevor und lächelte, während Juliette dachte, dass er der Traum aller Schwiegermütter sein musste. "So viele grandiose Ereignisse auf einmal. Aber vor der Hochzeit müsst ihr mir noch Zeit lassen, meine Enkelinnen und ihre große Freundin kennen zu lernen, ja? Ich habe so viel nachzuholen." Liebevoll strich sie über den weichen Flaum auf Muriels Kopf und lachte fröhlich, als die Kleine ihre Äuglein öffnete. "Ich habe ja so viel nachzuholen...", flüsterte sie. Und sie fühlte sich lebendig wie lange nicht mehr.
    Branda schlich sich schnell davon, während sich die anderen schwatzend und zufrieden plaudernd zur Veranda begaben. Branda eilte über den Hof, kam bei den Livlands, den Shanes und ein paar anderen Familien vorbei und sah schon bald ein kleines, zartgrün gestrichenes Haus. Drinnen hörte man Kinderlachen und eine warme Stimme, die ihr sofort vertraut vorkam. Sicher, das richtige Haus gefunden zu haben, klopfte sie an die Tür. Ein paar Sekunden verstrichen, bis ihr geöffnet wurde. Eine schlanke, brünette Frau öffnete ihr und stieß sogleich einen erschrockenen Schrei aus. "Branda! Was tust du denn hier?!", rief die Frau. Branda warf sich mit voller Wucht in ihre Arme und hielt die Frau fest an sich gedrückt. "Ich bin wieder da, Franzi...", murmelte sie. "Und ich lasse dich nie wieder gehen." Branda wurde in diesem Moment bewusst geworden, dass Franzi wohl einer dieser Menschen war, die einem die Welt perfekt machen konnten. In Anwesenheit solcher Menschen ging es einem immer gut und man vergaß, dass die Welt alles andere als perfekt waren. Und Branda wusste auch, dass sie ohne Franzi nicht leben konnte. Die beiden waren wie Nofretete und Myra, wie Joanna und Elizabeth - Freundinnen, die man nicht trennen sollte.
    Franzis Tränen hinterließen feuchte Spuren auf ihren Schultern und Branda trat langsam in das Haus. "Oh du meine Güte, Annie! Bist du aber groß geworden. Eine hübsche kleine Dame, du siehst deiner Mama immer ähnlicher.", sagte sie und bedachte Franzi mit einem zärtlichen Blick. Ihr wurde klar, dass sie wohl nur in der warmen Unendlichkeit Montanas, vereint mit all ihren Lieben, glücklich sein konnte. Und das würde sie sein, da war sie sich sicher. Grinsend dachte sie an den kleinen Trevor Pastens, der ihr immer gefolgt war, wenn sie das Haus verließ. Bald würde sie seine Frau sein und sie wünschte sich viele kleine Trevors und Brandas, denen sie irgendwann von Dave, Tessa und Peoria erzählen konnte. Und von ihrem letzten Tag in Peoria, den sie mit Trevor in einem kaltem, schillernden See verbrachte.






    The End


    So, das ist dann auch schon das Ende. :( Ich hoffe, dass euch die Story gefallen hat, da sie mir sehr am Herzen lag / liegt.
    Auch wenn ich hier nicht den Anklang wie im Simforum erreicht habe, möchte ich mich trotzdem bei den wenigen, aber sehr lieben Lesern bedanken. Ihr seid toll und ich danke euch noch einmal für alle eure netten Kommentare.

    Eure Alienor

    [right]I'm looking up to you[/right]
    [right]because[/right]
    [right]you let me down...[/right]
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