Beiträge von Nikita

    Huhu,
    pünktlich zum Start in die Woche gibts eine Fortsetzung von mir.
    Ein dickes Dankeschön an Ballack_Girl, GinnieW, Smeagol, Sunnivah, Blaue Rose, Simplayer_w, Dawn Angel und JJsMama Hab mich wirklich riesig darüber gefreut!!
    Und wie vesprochen geht's heute mit Susan weiter:



    „Ariel, hast du meinen violetten Kaschmirpulli gesehen?“ Susan stand, einen Haufen Pullover um die Füße, vor ihrem Kleiderschrank. Sie hörte das Radio in voller Lautstärke aus Ariels Zimmer dröhnen, was bedeutete, dass ihre Tochter in ihrem Zimmer war und wahrscheinlich noch immer im Bett lag. Susan sah auf die Uhr. Fünf nach halb neun. Das bedeutete, dass Ariel zu spät zur Schule kommen würde. Wieder mal. Aber darauf wollte Susan im Augenblick gar nicht länger eingehen. Sie hatte um neun eine Redaktionskonferenz, und momentan hatte ihr fehlender violetter Pulli Priorität vor ihrer chronisch verspäteten Teenagertochter. „Ariel?“



    Owen steckte seinen Kopf herein. „Irgendwas nicht in Ordnung?“
    „Mein violetter Pulli ist weg. Ich bin sicher, dass Ariel ihn hat.“
    „Indem du schreiend vor deinem Kleiderschrank stehst, wirst du bestimmt nichts erreichen.“
    Susan lächelte, obwohl sie ihm am liebsten einen Schuh an den Kopf geschleudert hätte. Musste er denn immer so verdammt logisch sein? Außerdem schrie sie gar nicht. „Ariel, Schätzchen“, rief sie noch lauter, „hast du meinen violetten Pulli gesehen?“



    Diesmal kam die Antwort prompt und bohrte sich wie eine Dynamitstange wütend durch die Wand zwischen ihnen. „Woher soll ich wissen, wo dein blöder Pulli ist?“
    „Sag nichts“, warnte Susan ihren Mann, der unverzüglich den Rückzug antrat und außer Sichtweite verschwand. Sie atmete tief ein und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den bereits durchsuchten Regalen zu.



    „Wer nicht beißt, kann nicht kämpfen“, wiederholte sie leise das Mantra, das Dr. Slotnick ihr für den Fall vorgeschlagen hatte, sollte das Bedürfnis, ihre schwierige ältere Tochter – oder ihren stets munteren Mann – zu erwürgen, zu übermächtig werden. Nach Ansicht des angesehenen Familientherapeuten, den Susan eine Zeit lang konsultiert hatte, testete Ariel lediglich ihre Grenzen aus und rebellierte, weil Teenager eben rebellierten.



    Auf diese Weise würde sich ihre Tochter von ihren Eltern abnabeln, hatte der gute Doktor erklärt, ein eigener Mensch werden und ihr einzigartiges und unabhängiges Selbst herausbilden. Susan sollte versuchen, es nicht persönlich zu nehmen, was ihr vielleicht sogar gelungen wäre, wenn Ariels einzigartiges, unabhängiges Selbst nicht so unsympathisch gewesen wäre.



    Owen hingegen schien keinerlei Probleme zu haben, Dr. Slotnicks Rat zu befolgen. Er begegnete seiner übellaunigen Tochter mit derselben gelassenen Freundlichkeit, mit der er auch seine Patienten behandelte. Er war sanft, verständnisvoll und stets höflich, egal, wie grob oder despektierlich Ariel ihn behandelte. Er ist ein Vorbild elterlichen Verhaltens, dachte Susan, und er fängt an, mir echt auf die Nerven zu gehen.



    Susan zog die oberste Schublade der Kommode auf und wühlte durch den ordentlichen Stapel von Slips und BHs, wo sie ihren Pulli, kaum überraschend, auch nicht fand. Warum sollte sie ihn auch woanders hingeräumt haben? Ohne zu bedenken, dass ihr Finger noch im Weg war, knallte sie die Schublade zu. „Scheiße! Verdammt, verdammt, verdammt!“ Sie hüpfte auf und ab und wedelte ihre Finger in der Luft herum, als könnte sie den brennenden Schmerz dadurch lindern.



    „Was ist denn jetzt wieder?“, fragte Owen.
    Nicht: was ist, sondern: Was ist denn jetzt wieder? Wo blieb seine berühmte Geduld, wenn es um sie ging? Susan trottete mit einfältiger Miene zu ihm. „Ich habe mir die Finger in der Schublade geklemmt.“ Sie hielt ihrem Mann ihre Hand hin.
    „Du wirst es überleben.“ Er warf einen flüchtigen Blick in Richtung ihrer wedelnden Hand. „Hör auf, so herumzufuchteln.“


    Geht sofort weiter..

    Hey, das war wieder ne super Fortsetzung!
    So ein Zufall, dass ausgerechnet Michelle und Berry in einem Zimmer schlafen müssen *gg* Ich glaub aber nicht, dass in dieser Nacht was zwischen den Beiden läuft, das würde dann doch ein bisschen zu schnell gehen und da Michelle ja auch schon eingeschlafen ist.... Aber wer weiß ;)
    Und was ist da eigentlich mit Bridget und Ryan. Tze, die soll sich lieber an Justin halten ;)
    Die Bilder waren auch wieder klasse, so wie die ganze Story.
    LG
    Nikita


    „Es war wahrscheinlich bloß das Haus“, sagte Chris, als Barbara wohlbehalten wieder oben angekommen war. „Wenn es sehr kalt wird, machen Häuser doch manchmal Geräusche.“
    Barbara sah sich misstrauisch um. „Das muss es gewesen sein.“
    Die beiden Frauen standen unbeholfen in der Mitte des Raumes. Zum ersten Mal verlegen miteinander, dachte Barbara traurig.
    „Barbara“, setzte Chris an und hielt dann inne, weil sie zweifelsohne dasselbe empfand.



    „Du solltest jetzt ein bisschen schlafen“, sagte Barbara und versuchte, nicht an das zu denken, was eben zwischen ihnen geschehen war. „Du musst doch völlig erschöpft sein.“
    „Ja“, stimmte Chris ihr sofort zu. „Und wie.“
    Barbara nickte dankbar. „Ich auch.“
    „Wegen dem, was vorhin passiert ist…“
    „Ich verstehe schon“, sagte Barbara rasch.
    „Wirklich? Ich weiß nämlich nicht, ob ich es verstehe.“



    Barbara sah Chris an und versuchte, ihr eins ihrer patentierten Modeschönheitenlächeln zuzuwerfen, doch es wollte nicht auf ihren Lippen haften. „Können wir morgen früh darüber reden?“
    „Klar.“



    Ohne ein weiteres Wort kletterten die beiden Frauen in Barbaras Bett. „Gute Nacht“, murmelte Chris, und der Schlaf verschliff die Konsonanten bereits so sehr, dass es sich mehr wie ein Seufzer anhörte.
    „Schlaf gut“, flüsterte Barbara, als Chris’ Körper sich unter ihrem Arm entspannte. Im nächsten Moment war Chris eingeschlafen, während Barbara sich störrisch weigerte, dem Schlaf nachzugeben. Bis der Tag dämmerte, der Himmel alle Dunkelheit ausgeblutet hatte und der neue Morgen heraufzog, lag sie so und wachte über ihre geliebte Freundin.


    So, das war's. Mich würde mal interessieren wie ihr über den Kuss zwischen Barbara und Chris denkt. Seht ihr das so wie Barbara, und seid der Meinung, dass sich Chris einfach nach Wärme und Zuwendung sehnt oder seht ihr das etwas anders? Meinungen sind erwünscht *g*
    Ganz liebe Grüße
    Eure Nikita
    PS: Achso, das nächste Mal geht's mit Susan weiter!


    Mein Gott, was ist hier los?, fragte Barbara sich und versuchte wider besseres Wissen so zu tun, als ob alles ein Traum wäre, die ganze verrückte Nacht. Sie wusste einfach nicht, wie sie darauf reagieren und was sie als Nächstes tun sollte. Sie liebte Chris. Liebte sie mit ihrem ganzen Sein, mit Leib und Seele. Aber sie hatte nie in irgendeiner sexuellen Weise an Chris gedacht und nie auch nur die Phantasie gehabt, dass irgendetwas wie das hier zwischen ihnen passieren könnte. Außerdem war Chris verängstigt, verletzlich und verwirrt. Sie war gerade erst mit knapper Not einem Verrückten entkommen. Sie war dankbar und erleichtert und sehnte sich verzweifelt nach Wärme und Zuwendung. Nach Liebe.



    Mehr war da nicht.
    Eine verlorene Seele, die die Hand nach einer anderen verlorenen Seele ausstreckte.
    Und dann hörten sie das Geräusch und lösten sich hektisch aus ihrer Umarmung. „Was war das?“, fragte Chris, und die Angst kehrte zurück in ihren Blick, der vom Schlafzimmerfenster, zum Flur und zurück zum Fenster huschte.



    Barbara stürzte ans Fenster und blickte zwischen den dicken Vorhängen hindurch in den Garten. Sie spähte in die Dunkelheit und versuchte irgendwas oder irgendwen zu erkennen, doch sie sah nur ein stummes winterliches Bild – den dicht verschneiten, postkartengroßen Garten, die vereisten Äste, die im kalten Wind hin und her schwankten.



    War einer von ihnen abgebrochen und zu Boden gefallen? Hatte irgendjemand einen Kiesel gegen die Scheibe geworfen? Barbara suchte den Boden und das Fenster nach Spuren ab, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Hatte Tony erraten, wohin Chris gegangen war? Lauerte er dort draußen in der Dunkelheit und beobachtete das Haus?



    „Bleib hier“, befahl Barbara und ging in den Flur. Oder war Ron zurückgekehrt, um irgendwelche Wertgegenstände zu plündern, die er beim ersten Mal vergessen hatte?
    „Wohin gehst du?“
    „Ich bin gleich wieder da.“



    Barbara durchquerte den Flur, öffnete Traceys Zimmertür und blickte zum Bett. Vielleicht war sie aufgewacht und zur Toilette gegangen. Doch Tracey lag in ihrem Bett, schlief fest und atmete gleichmäßig und tief. „Schlaf schön, mein süßes kleines Mädchen“, sagte Barbara, küsste Traceys warme Stirn, zog die Decken über ihre Schultern und schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.



    Sie näherte sich der Treppe und tastete sich an der Wand entlang Stufe für Stufe hinab in die Dunkelheit, während sie sich gegen die Berührung unfreundlicher Hände auf ihren Schultern zu wappnen versuchte. Doch da war nichts. Kein unwillkommener Gast lungerte im Erdgeschoss, keine düsteren Gespenster geisterten durch die Räume. Sowohl die Haustür als auch der Seiteneingang waren sicher verriegelt. Barbara spähte ein zweites Mal nach draußen, konnte jedoch niemanden sehen. „Geh weg, wer immer du bist“, sagte sie in die bedrohliche Stille. „Und bleib weg.“
    „Barbara?“, ertönte Chris’ bebende Stimme am oberen Treppenabsatz.
    „Alles okay. Hier ist niemand.“


    Noch ein Teil...


    Doch das waren nicht die einzigen Spuren, wie Barbara bemerkte, die den Blick nicht abwenden konnte. Sie entdeckte Kratzer um Chris’ Hals und die Rippen sowie etwas, das aussah wie Bissspuren auf ihrer linken Schulter und ihrer Brust, direkt über der kleinen, erdbraunen Brustwarze. „Wie ist das Wasser? Zu heiß? Zu kalt?“ Barbara erkannte, dass sie nur redete, um ihre eigene Stimme zu hören, weil sie Angst hatte, dass sie, wenn sie nicht sprach, anfangen würde zu weinen und nie wieder aufhören könnte.



    „Perfekt.“
    „Du musst völlig erschöpft sein.“
    „Dasselbe habe ich umgekehrt auch gerade gedacht.“
    „Mach dir meinetwegen keine Sorgen“, sagte Barbara.
    „Mach dir um mich keine Sorgen.“
    Die beiden Frauen nickten im wortlosen Einverständnis. „Soll ich dir den Rücken waschen?“, fragte Barbara nach einer Pause von mehreren Minuten.



    Chris lächelte, nahm die Seife aus der Schale und gab sie Barbara. Dann zog sie die Knie an und beugte sich, ihre Schenkel an ihre Brust drückend vor, während Barbara einen Waschlappen in das Wasser tauchte und damit behutsam über Chris’ Rücken zu reiben begann. Chris stöhnte, drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und schloss die Augen.



    „Zu fest?“
    „Fühlt sich toll an. Perfekt.“
    Barbara seifte Chris’ Rücken und Nacken ein, und die sanfte Waschung schien beide zu hypnotisieren. „Versprich mir, dass du nie wieder zu ihm zurückgehen wirst“, sagte Barbara noch einmal.
    Und erneut versprach Chris: „Ich werde nie zurückgehen.“



    Als die Beiden, Chris wieder in den Bademantel gehüllt, in das Schlafzimmer gingen, bemerkte Barbara, dass Chris sie neugierig betrachtete, als ob sie sie zum ersten Mal sehen würde. „Was ist?“
    „Dein Gesicht.“ Chris strich über Barbaras Hals. „Irgendwas ist anders.“



    Barbara nestelte verlegen an ihrem Haaransatz. „Ich hatte vor einer Weile eine kleine Operation.“
    „Eine Operation?“
    „Nur ein paar kleine Schnitte und Straffungen. Ein Mädchen muss schließlich hübsch bleiben.“
    „Du siehst immer schön aus.“
    Barbara spürte, wie ihr brennende Tränen in die Augen schossen.



    „Du bist schön.“ Behutsam wischte Chris die Tränen von Barbaras Wange.
    „Danke.“ Barbara presste die Lippen aufeinander, um nicht laut loszuschluchzen.
    „Ich habe dich so vermisst.“
    „Ich habe dich vermisst.“ Barbara drückte ihre Freundin an sich, und beide ließen ihren Tränen freien Lauf.“



    Dann lösten sie sich gleichzeitig aus der Umarmung und wischten einander die Tränen aus dem Gesicht. „Ich liebe dich“, sagte Chris.
    „Ich liebe dich auch.“
    Plötzlich beugte Chris sich vor und drückte ihre Lippen auf Barbaras, so sanft, dass Barbara nicht wusste, ob sie überhaupt da waren.


    Sofort geht's weiter...

    Hey ihr,
    nach langer Zeit (war durch die Grippe außer Gefecht gesetzt) geht es heute weiter.
    Noch ein dickes Dankeschön geht an Sunnivah, Blaue Rose, ina, Smeagol, Avia, Ballack_Girl, DawnAngel, JJsMama und Simplayer_w *knuddelknutsch*



    Barbara sah zu, wie das Wasser aus dem Hahn rauschte, und streckte gelegentlich die Hand in den Strom, um die Temperatur zu regulieren. Heiß, aber nicht zu heiß. Jedenfalls nicht so heiß, dass Chris nicht bequem sitzen würde. Sie wollte ihr keinesfalls weitere Schmerzen bereiten. Mein Gott, was hatte die Frau durchgemacht? Die Dinge, die sie heute Abend erzählt hatte, waren offensichtlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber warum sollte sie das überraschen? Hatte Tony Chris nicht schon seit Jahren misshandelt? Hatte er ihr nicht das Haar abgemetzelt? Und hatte sie sich nicht – hatten sie alle sich nicht – einfach zurückgelehnt und gar nichts getan?



    Die Grandes Dames. Freundinnen fürs Leben.
    Tolle Freundinnen.
    Barbara schloss beschämt die Augen. Es war zu einfach, sich damit herauszureden, dass niemand etwas hätte tun können. Zu einfach, die Verantwortung allein auf Chris’ zitternde Schultern und in Tonys brutale Fäuste zu legen. Sie waren alle mitschuldig.
    Aber trotz alledem, was hätte sie tun können?



    „Es ist nicht deine Schuld“, sagte Chris unvermittelt, als sie ins bad kam. Sie hatte ihr mittlerweile wieder schulterlanges Haar hinter die Ohren gestrichen.
    Der Pferdeschwanz ist für immer verschwunden, dachte Barbara und stellte fest, wie sehr sie ihn vermisste. „Ich hätte für dich da sein müssen“, flüsterte sie. „Ich hätte wenigstens für dich da sein müssen.“



    „Das warst du.“ Chris fasste Barbaras Hand.
    „Nein, ich habe aufgehört, dich zu suchen.“
    „Was hättest du sonst tun sollen?“
    „Ich habe dauernd an dich gedacht.“
    „Ich weiß.“
    „Wir haben alle an dich gedacht. Ohne dich war die Grand Avenue nie mehr dieselbe.“
    „Wie geht es en anderen?“, fragte Chris, plötzlich hungrig nach Informationen. „Vicki und Susan? Owen und Jeremy? Den Kindern?“
    „Es geht allen prima. Immer noch zusammen. Immer noch gut.“
    „Das freut mich. Und du, wie geht es dir?“



    Barbara lächelte. „Besser, seit du hier bist.“ Sie strich über Chris’ wunderschönes Gesicht, als wollte sie sich davon überzeugen, dass ihre Freundin tatsächlich hier und nicht bloß ein Produkt ihrer einsamen Phantasie war. „Bitte versprich mir, dass du nie wieder zu ihm zurückgehst“, sagte sie, obwohl sie sich aus Angst vor Chris’ Antwort kaum traute, die Worte laut auszusprechen.



    „Ich werde nie zu ihm zurückkehren“, erklärte Chris mit überraschend fester Stimme.
    „Egal, was er sagt oder macht.“
    „Ich werde nie zurückgehen“, wiederholte Chris noch energischer als beim ersten Mal.
    „Versprichst du es?“
    „Ich verspreche es“, bestätigte Chris nickend.



    „Dann genieße dein Bad.“
    Chris löste den Gürtel und warf den Bademantel ab wie ein Schmetterling, der seinen Kokon abstreift, dachte Barbara. Sie wandte den Blick ab und wollte hinausgehen, als Chris’ Stimme sie zurückhielt. „Geh nicht.“



    Barbara sagte nichts, sondern setzte sich auf einen Stuhl und beobachtete wortlos, wie Chris nackt in die Wanne stieg und ihr Körper im heißen Wasser versank. War sie schon immer so schmal und zerbrechlich gewesen?, fragte Barbara sich und verzog beim Anblick der zahllosen Blutergüsse auf ihrem ganzen Körper unwillkürlich das Gesicht. Staubgelbe Flecken auf den Innenarmen, neonviolette Kreise auf ihren Oberschenkeln, flache blaue Schatten beinahe überall.


    Geht sofort weiter...


    „Ich wusste nicht, was ich tun sollte.“ Chris’ Blick zuckte hin und her, als würde sie selbst nach Antworten suchen. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass Tony mich praktisch nackt rausgeworfen hatte, dass ich tatsächlich ohne Schuhe, Mantel und Geld in der Eiseskälte stand und er mich nicht wieder reinlassen wollte. Ich habe gegen die Tür gehämmert, bin ums Haus gegangen und habe sogar überlegt, eines der Fenster einzuschlagen. Aber ich hatte Angst, dass er dann noch wütender werden würde. Und dann dachte ich … oh Gott, das ist schrecklich, weil meine Kinder immer noch dort sind … ich dachte, nein, ich will nicht zurück in dieses Haus. Ich bin draußen. Ich bin tatsächlich draußen. Er steht nicht mehr drohen über mir, haucht mir seinen Atem in den Nacken und nimmt mich mit Gewalt.“



    „Oh Gott.“
    „Ich bin frei.“ Chris sah sich in ungläubiger Dankbarkeit in Barbaras Wohnzimmer um. „Ich bin draußen.“
    Tränen schossen in Barbaras Augen. „Ja, das bist du. Und du musst nie wieder dorthin zurückgehen.“
    „Aber meine Kinder…“
    „Wir holen deine Kinder da raus. Kein Gericht der Welt würde diesem Ungeheuer das Sorgerecht geben.“



    Chris nickte und trank einen großen Schluck von ihrem Tee. „Zuerst habe ich überlegt, zu den Nachbarn zu gehen“, nahm sie den Faden der Erzählung wieder auf. „Doch es war schon fast Mitternacht. Alle Häuser waren dunkel. Ich wusste, dass alle schon schlafen. Ich konnte doch nicht mitten in der Nacht Menschen, die ich kaum kenne, wecken und mich ihnen in diesem Aufzug präsentieren. Also bin ich einfach losgerannt.“
    „Du bist losgerannt? Wohin? Wie?“



    „Ich weiß es nicht. Im Kreis. Ich bin ausgerutscht und ein paar Mal hingefallen, bevor ich schließlich auf einer Hauptstraße gelandet bin. Ein paar Autofahrer haben laut gehupt, sind aber weitergefahren. Wahrscheinlich habe ich die Leute erschreckt. Und dann hat ein Taxi am Straßenrand gehalten. Der Fahrer sprach nicht besonders gut Englisch, doch er hat gesehen, dass ich in Schwierigkeiten war. Er sagte, er würde mich ins Krankenhaus oder zur Polizei fahren, aber ich habe gesagt, nein, bringen Sie mich nach Mariemont zu meiner Freundin Barbara, und dass du ihn bezahlen würdest, wenn wir hier wären.“ Ihre Stimme verlor sich, und ihr Blick wanderte zur Haustür.



    „Das ist alles erledigt“, erinnerte Barbara sie.
    „Ja. Danke.“ Chris trank ihren Tee leer und stellte den Becher wieder auf den Tisch.
    Sofort drückte Barbara ihr den zweiten Becher mit heißem Tee in die Hand. „Haben die Kinder irgendwas mitbekommen?“ Barbara dachte an Tracey, die auf der Treppe ihren Streit mit Ron belauscht hatte. Was immer man gegen das Schwein sagen konnte, er war zumindest nicht Tony.



    „Die Jungen haben geschlafen.“
    „Und Montana?“
    Chris schüttelte den Kopf, als wüsste sie es nicht. Tränen kullerten über ihre Wangen.
    „Alles wird gut. Er kann dir nicht mehr wehtun.“
    „Er hat meine Kinder.“



    „Aber nicht mehr lange. Gleich morgen früh rufen wir Vicki an. Sie weiß bestimmt, was zu tun ist. In der Zwischenzeit bleibst du hier bei mir. Und sobald wir deine Kinder bekommen, wohnen die auch hier, zumindest bis alles geklärt ist. Und es klärt sich bestimmt, das verspreche ich dir. Und jetzt lass uns nach oben gehen. Du ziehst diese albernen Sachen aus, ich lasse dir ein schönes heißes Bad einlaufen, und danach wirst du dich erst mal ordentlich ausschlafen. Wie klingt das?“
    Chris lächelte. „Zu schön, um wahr zu sein.“


    So, das war's von mir.
    Ich lass euch noch eine Kanne Tee hier - aber nicht Erdbeer-Kiwi, sondern Kirsch-Vanille *gg* Lasst's euch schmecken und schreibt viele Kommentare.
    Liebe Grüße
    Eure Nikita


    „Warum ist das seltsam?“
    „Weil er mich immer schlägt.“
    Barbara spürte, wie ihre Wangen vor Scham feuerrot anliefen. „Was ist passiert, Chris? Wieso bist du ohne Geld und ohne Kleidung am Leib aus dem Haus gerannt? Wir können die Polizei anrufen…“
    „Bitte keine Polizei.“
    „Wieso nicht? Wenn er dich bedroht hat –„
    „Er hat mich nicht bedroht.“
    „Was hat er denn getan?“



    „Er hat mich rausgeworfen.“ Chris lachte, ein brüchiger Laut, der bei der Berührung mit der Luft zerbarst wie ein Eiszapfen, der von einer Regenrinne gebrochen war.
    „Er hat dich praktisch nackt aus dem Haus geworfen?“
    „Bitte ruf nicht die Polizei an.“
    „Warum nicht? Der Mann ist ein Verrückter. Du hättest erfrieren können.“
    „Er hat gesagt, ich würde die Kinder nie wieder sehen.“



    „Nun, dann redet er Blödsinn“, erklärte Barbara unerbittlich. „Wenn irgendwer die Kinder nicht wieder sehen wird, dann er.“
    Chris versuchte zu lächeln. „Er kann mich nicht davon abhalten, die Kinder zu sehen, oder, Barbara?“
    „Natürlich nicht. Gleich morgen früh rufen wir Vicki an. Sie weiß bestimmt, an wen du dich wenden musst.“
    „Wenn wir die Polizei anrufen, macht das alles nur noch schlimmer.“



    „Wie könnte es noch schlimmer werden? Man wird das Schwein verhaften, Chris. Ihn ins Gefängnis werfen.“
    „Er wird wieder rauskommen, er wird zurückkommen. Sein Wort steht gegen meins. Und das der Kinder“, fügte Chris leise hinzu. „Er kann mich nicht davon abhalten, die Kinder zu sehen, oder, Barbara?“
    Barbara hörte den Kessel in der Küche.
    „Nein, er kann dich nicht davon abhalten, deine Kinder zu sehen.“



    Im nächsten Moment kam Tracey mit einer Kanne und zwei Bechern dampfendem Tee herein. „Ich hab Früchtetee gemacht.“ Sie schob mehrere Zeitschriften aus dem Weg und stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab. „Erdbeer-Kiwi. Ganz neu.“
    „Danke.“ Chris beugte sich vor und wärmte ihre Hände an dem aufsteigenden Dampf.



    Der angenehme Duft exotischer Früchte erfüllte den Raum. „Danke, Schätzchen“, sagte Barbara, unheimlich stolz auf ihr einziges Kind. Sollte Ron mit seiner jungen Braut ein Baby nach dem anderen machen. Das Beste von seinem Samen hatte sie schon bekommen. „Warum gehst du jetzt nicht wieder ins Bett, Liebes? Du hast morgen Schule.“
    „Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen, Mrs. Malarek? Ein paar Kekse vielleicht?“
    „Nein danke, Tracey, das ist sehr lieb von dir.“



    Tracey drückte sich noch eine Weile herum und trat von einem nackten Fuß auf den anderen, als würde sie versuchen, sich vorzustellen, wie sich Schnee zwischen den Zehen und Eis an den Fersen anfühlte. „Gute Nacht, Mrs. Malarek. Gute Nacht, Mom. Ich bin in meinem Zimmer, wenn du irgendwas brauchst.“ Sie küsste ihre Mutter auf die Wange und verschwand nach oben.
    Barbara nahm einen der Becher vom Tisch, führte in an Chris’ Lippen und sah zu, wie Chris vorsichtig die heiße Flüssigkeit schlürfte.
    „Er ist gut“, sagte Chris, nahm Barbara den Becher ab und legte ihre Hände darum.



    „Er hat dich also einfach rausgeworfen“, bohrte Barbara weiter, weil sie die Fakten in irgendeinen Zusammenhang bringen und Details hören wollte, die der Geschichte einen Sinn geben würden. War Chris zu den Nachbarn gelaufen? Hatten sie sich geweigert, sie hereinzulassen? Wie hatte sie ein Taxi gefunden, das sie um ein Uhr nachts nach Mariemont gebracht hatte, obwohl sie aussah, als wäre sie einem Pornofilm entsprungen?


    Sofort geht's weiter..

    Hallihallo,
    gerade hab ich die Fortsetzung frisch fertiggestellt. Hoff ihr freut euch ein wenig darüber ;-)
    Avia - Oh doch, ich kann das machen. Ich habe die Macht *lach*
    *timo* - Das freut mich :-)
    Thiara - Ja, das wäre den beiden echt zu wünschen. Doch ob es wirklich so kommt? Hehe
    @Blaue Rose - *lach* Stimmt, das wäre von Vorteil
    jazzlyn - Nein, Barbara arbeitet nichts. Du hast also nichts vergessen ;-)
    GinnieW - Nein, so gemein bin ich nun auch wieder nicht *lach*
    Sunnivah - Upsala, das ist mir gar nicht aufgefallen, dass auf dem einen Bild Barbaras Kopf ein wenig abgeschnitten ist. Sorry. Und zu dem zweiten Punkt, es stimmt schon, dass es merkwürdig ist, dass Chris lächelt. Mich hat selbst beim Fotografieren dieses Dauergrinsen genervt. Doch ich wusste einfach nicht, wie ich den Blickwinkel so drehen konnte, dass man es nicht sieht. Barbara war ja auf der anderen Seite und hatte genau dasselbe Lachen drauf. An dem Tag ist alles ein bisschen schief gelaufen.
    LadyDemonia - Yepp, Barbara ist nicht gerade zimperlich mit der Kreditkarte umgegangen *g*
    DawnAngel - Ja, da kannst du mal sehen. Es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder in Chris' Leben ;-)
    @Smeagol - *lach* Ja, das wäre mal was. Frauen an die Macht ;-)
    @Ballack_Girl - Stimmt *lach*



    „Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?“ Barbaras Hände flatterten um Chris, unsicher, wo sie verharren sollten. Sie berührte ihre zitternden Schultern, ihre vom Schnee feuchten Haare, ihr tränenüberströmtes Gesicht. „Tracey, bring mir was zum Anziehen. Schnell!“
    Chris blickte zur Auffahrt, wo der Taxifahrer an seiner Wagentür lehnte und sie nervös beobachtete. „Ich habe kein Geld“, flüsterte Chris heiser.



    „Darum kümmern wir uns schon.“ Barbara fragte sich, was zum Teufel heute Nacht eigentlich los war. Waren alle verrückt geworden? Dabei war es noch nicht einmal Vollmond. Tracey kam mit einem Bademantel im Arm zurück, den Barbara sofort um Chris wickelte. Mein Gott, was hatte sie denn an? „Nimm Geld aus meinem Portemonnaie und gib es dem Taxifahrer“, wies Barbara ihre Tochter an, während sie Chris ins Wohnzimmer führte. „Und ich brauche ein Paar dicke Socken“, rief sie Tracey nach, die nach oben gerannt war, um die Handtasche ihrer Mutter zu holen. „Ich kann nicht glauben, dass du in der Eiseskälte barfuß unterwegs warst“, sagte sie und massierte Chris’ Füße.



    „Ich mache heißen Tee!“, bot Tracey wenige Minuten später an, nachdem sie den Taxifahrer bezahlt und ihm versichert hatte, dass alles in Ordnung war. „Geht es Ihnen gut, Mrs. Malarek?“ Sie beobachtete, wie ihre Mutter die dicken Sportsocken über Chris’ blau angelaufene Füße streifte.



    Chris zitterte so heftig am ganzen Körper, dass sich unmöglich sagen ließ, ob ihr Nicken absichtlich war.
    „Sind die Sachen okay?“
    „Sie sind ganz prima, Schätzchen“, erklärte Barbara Tracey. „Und Tee wäre wunderbar.“



    Barbara schlang die Arme um ihre zitternde Freundin und wiegte sie sanft hin und her wie ein Baby. Sie konnte nicht fassen, dass Chris tatsächlich hier war, in ihren Armen. Sie hatte sich so danach gesehnt, sie zu sehen. Und wie schön sie aussah, trotz der verstrichenen Zeit und all des Grauens, das sie bestimmt hatte durchmachen müssen.



    Barbara küsste Chris’ eiskalte Stirn, ihre bitterkalte Wange und beobachtete, wie die Jahre und Schmerzen dahinschmolzen. Und plötzlich waren sie wieder an der Sandkiste am Ende der Grand Avenue, lachend, glücklich und sorgenfrei wie die Kinder, die um ihre Füße spielten. Nichts konnte ihnen passieren, nicht solange sie füreinander da waren. „Kannst du mir erzählen, was passiert ist?“



    Chris starrte Barbara verwirrt und ängstlich an. „Tony und ich hatten einen furchtbaren Streit.“ Sie zitterte, und Barbara wusste nicht, ob vor Kälte oder wegen der Erinnerung. „Er hat mir das hier gekauft.“ Chris öffnete den Bademantel und starrte leeren Blickes auf das Kostüm, das sie trug. „Er hat darauf bestanden, dass ich es anziehe. Kannst du dir das vorstellen?“, fragte sie, selbst zusehends ungläubiger. „Ich meine, ich bin mir darin vorgekommen wie ein absoluter Idiot. Ich konnte nicht glauben, dass er das ernst meint.“



    Barbara blickte zur Küche und hörte, wie Tracey Wasser aufsetzte. „Was ist passiert?“
    „Ich habe versucht, einen Witz zu machen. ‚Ich bin’s, Supermom’, habe ich gesagt. Ich dachte, er würde vielleicht lachen, aber er ist so wütend geworden, wie ich ihn noch nie erlebt habe.“
    „Hat er dich geschlagen?“
    Chris betrachtete ihre Freundin neugierig, und es dauerte lange, bis die Frage tatsächlich angekommen war, so als müsste sie zunächst etliche Schichten gefrorener Haut durchdringen. „Nein“, sagte sie nach einer langen Pause. „Ist das nicht seltsam? Er hat mich nicht geschlagen.“


    Geht sofort weiter...


    Tracey sah ihre Mutter an, zu müde, um zu widersprechen, und stand auf. „Und du versprichst mir, dass du gleich nachkommst?“
    „In zwei Minuten.“
    Tracey bückte sich, küsste ihre Mutter auf die Stirn und tappte auf ihren nackten Füßen langsam aus dem Zimmer.



    „Danke“, sagte Barbara.
    „Wofür?“
    „Dass du so gut auf mich aufpasst.“
    „Versuch nicht daran zu denken, was Daddy gesagt hat“, riet Tracey ihr, als könnte sie die Gedanken ihrer Mutter lesen.



    „Ich habe es schon vergessen“, log Barbara, schloss, als Tracey sie zögernd allein ließ, die Augen und genoss die lindernde Finsternis.
    „Mom?“, rief Tracey praktisch unmittelbar darauf von oben. „Zwei Minuten sind um. Kommst du jetzt?“



    Mit einem müden Lächeln rappelte Barbara sich auf die Füße und ging wie in Trance zur Treppe. Sie hatte die Hand aufs Geländer gelegt und ihren Fuß auf die erste Stufe gesetzt, als sie einen Wagen in der Auffahrt und Schritte vor der Tür hörte. Sie fragte sich, ob Ron zurückgekommen war, um sie mit weiteren hasserfüllten Tiraden zu überziehen und ihr noch ein paar Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, die er beim ersten Mal vergessen hatte? Würde er diesmal anklopfen oder wieder seinen Schlüssel benutzen? Morgen musste sie das Schloss auswechseln lassen und dem räudigen Ron die Rechnung schicken, um ihm zu zeigen, dass die vertrocknete alte Dörrpflaume noch ein paar Tricks auf Lager hatte.



    Aber das Klopfen an der Tür war sanft, fast schüchtern, wurde jedoch, je länger Barbara zögerte, immer drängender. Barbara ging langsam zur Tür und starrte in die bitterkalte Nacht. „Oh mein Gott.“



    „Mom“, rief Tracey von oben. „Wer ist das?“
    Barbara öffnete die Tür und streckte die Hand aus. Und im nächsten Augenblick sank Chris auch schon in ihre ausgebreiteten Arme.


    Ich wünsch euch noch einen schönen Tag
    Ganz liebe Grüße
    Eure Nikita


    „Und ich meinen Anwalt. Ich bin sicher, jeder Richter wird großes Verständnis für den 3000-Dollar-Armani-Notfall haben, der dich im vergangenen Monat betroffen hat, vor allem angesichts deiner nächtlichen Anrufe bei mir zu Hause.“
    Barbara blickte verstohlen zur Treppe. „Würdest du bitte leiser sprechen?“
    „Tu mir einen Gefallen, Barbara? Wenn du das nächste Mal zum Arzt gehst, um dich liften zu lassen, dann lass auch gleich deinen Kopf untersuchen.“



    Die Wucht von Rons Gehässigkeit drückte Barbara förmlich an die Wand.
    „Raus hier“, sagte sie leise, zu benommen, um sich zu rühren. „Ich möchte, dass du mein Haus sofort verlässt.“



    Ron zog seine Jacke zu und ging zur Haustür. „Du brauchst Hilfe, Barbara. Du hast dich in eine verbitterte, blutsaugende, vertrocknete alte Dörrpflaume verwandelt, und daran wird kein beschissener Schönheitschirurg der Welt etwas ändern.“



    Sobald die Haustür hinter ihm zugeknallt war, gaben Barbaras Knie nach. Sie rutschte an der Wand zu Boden und blieb dort wie ein Haufen zerknüllter Wäsche liegen, die irgendjemand gesammelt und dann vergessen hatte.



    So lag sie immer noch da, als Tracey ein paar Minuten später schüchtern die Treppe herunterkam. „Mom? Mom, alles in Ordnung?“
    Barbara nickte, sagte jedoch nichts, weil sie ihrer Stimme nicht traute.



    „Er ist bloß wütend“, sagte Tracey und kniete neben ihrer Mutter. „Du weißt doch, dass er das alles nicht so gemeint hat. Mom?“
    Das Wort zog eine Schar unausgesprochener Sätze hinter sich her. Mom, was hat Dad hier gemacht? Mom, warum war er so wütend? Von welchen Anrufen hat er geredet? Mom, bitte sag es mir. Sag mir, worum es hier heute Nacht wirklich ging. War es meine Schuld?
    „Mom?“



    Barbara lächelte Tracey aus tränenverschleierten Augen an, wie immer erstaunt über das Wunder, das sie hervorgebracht hatte. Tracey erwiderte den Blick ihrer Mutter mit runden, dunklen Augen, die nichts preisgaben. Was denkt sie wirklich von mir?, fragte Barbara sich, strich sanft über das Haar ihrer Tochter und verhedderte sich in dem Gewirr ihrer vom Schlaf zerzausten Locken. Sieht sie das Gleiche wie Ron – eine bemitleidenswerte, nicht mehr junge, von ihrem Mann verlassene, allein im Dunkeln sitzende Frau, die sich an verblassende Träume vergangenen Ruhms klammerte? Eine verbitterte, blutsaugende, vertrocknete alte Dörrpflaume? „Du solltest schlafen gehen“, sagte Barbara zu ihrer Tochter.
    „Und du auch.“



    Vielleicht sollte sie Rons Rat befolgen, ungeachtet seiner ätzenden Wut, und einen Therapeuten konsultieren, jemanden, der ihr helfen konnte, ihre Probleme zu bewältigen und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Aber Therapeuten kosteten Geld, und Ron hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass die Bank ab sofort geschlossen war. „Du solltest jetzt wirklich wieder ins Bett gehen“, erklärte sie Tracey.
    „Du auch.“
    „Geh schon mal vor, Schätzchen. Ich komme gleich nach.“
    „Ich warte auf dich.“
    „Nein, geh schon“, beharrte Barbara. „Bitte, Schätzchen. Alles in Ordnung. Ich brauche bloß noch ein paar Minuten.“


    Sofort geht's weiter..


    Barbara hörte Traceys Schritte im Schlafzimmer und wusste, dass ihre Tochter auf dem Treppenabsatz lauschte. „Ich denke, du solltest dich erst mal beruhigen.“
    „Mir reicht’s, Barbara. Ich warne dich. Noch ein Anruf, und ich mache selbst ein paar Anrufe.“
    „Es wird keine weiteren Anrufe geben“, sagte Barbara leise und beobachtete, wie Ron die Hände sinken ließ.
    „Hier sieht es ja aus wie im Schweinestall“, sagte er, fast wie zu sich selbst.



    Barbara ließ ihren Blick über die auf dem Boden verstreuten Modemagazine und die Wasserflecken auf dem Couchtisch schweifen. Er hatte Recht – das Haus sah unaufgeräumt und verwahrlost aus. „Ich musste die Putzfrau einsparen. Das Geld reicht nicht.“



    „Ich gebe dir jede Menge Geld.“
    „Es ist nicht genug.“
    „Es ist mehr als genug.“
    „Es ist sehr teuer, dieses Haus zu unterhalten.“
    „Dann verkauf es.“
    „Damit du die Hälfte kriegst?“
    „Das ist die Vereinbarung, die du unterschrieben hast.“
    „Die Vereinbarung besagt, dass ich hier wohnen kann, bis Tracey mit der Highschool fertig ist.“
    „In einem Haus, das du dir nicht leisten kannst?“
    „In einem Haus, das ich liebe.“
    „Du könntest etwas Kleineres finden.“
    „Ich will aber nichts Kleineres.“



    „Du könntest auch ein Haus mieten. Oder ein Apartment kaufen. Zurzeit gibt es jede Menge günstiger Angebote auf dem Markt.“
    „Ich will kein Apartment, und ich will auch nicht zur Miete wohnen“, erklärte Barbara in dem Versuch, sich in dem Gespräch zu behaupten. „Ich möchte Tracey nicht entwurzeln.“
    „Tracey geht es prima. Sie hätte kein Problem damit umzuziehen.“
    Ich hätte ein Problem umzuziehen.“



    „Warum? Die Hälfte deiner Freundinnen ist weggezogen. Was außer purer Boshaftigkeit hält dich noch hier?“
    „Ich muss mich dir nicht gegenüber rechtfertigen.“
    „Ich bin ein Professor, Barbara“, sagte er bemüht sachlich. „Ich verdiene kein Vermögen. Ich kann es mir nicht leisten, zwei Familien zu unterhalten.“
    „Vielleicht hättest du dir das vorher überlegen sollen“, erwiderte Barbara bitter, „bevor du beschlossen hast, weitere Kinder zu haben.“



    „Darum geht es also?“ Der Ausdruck in Rons Blick schwankte zwischen Mitleid und Verachtung. „Dass ich einen Sohn habe? Dass Pam und ich ein weiteres Kind erwarten?“
    „Tracey ist auch dein Kind.“
    „Das weiß ich. Und ich habe auch durchaus die Absicht, Tracey in jeder Beziehung zu unterstützen. Sei doch vernünftig, Barbara. Es ist schließlich nicht so, als ob ich dir zumuten wollte, auf der Straße zu leben.“



    „Ich werde die Grand Avenue nicht verlassen.“
    „Das machst du doch nur aus Trotz.“
    „Was? Überleben?“
    „Ja, und nach meinen Visa-Card-Rechnungen zu urteilen, auch auf ziemlich hohem Niveau.“
    „Das war deine Idee.“
    „Die Idee war, dass du in Notfällen davon Gebrauch machen kannst.“
    „Ach wirklich? So sehe ich das aber ganz und gar nicht.“



    „Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr“, sagte Ron und schüttelte entschlossen den Kopf. „Betrachte deinen Kreditrahmen ab sofort als gestrichen.“
    „Was?“
    „Dein Kredit ist gestrichen, meine Liebe.“
    „Das kannst du nicht machen.“
    „Warts ab.“
    „Ich rufe meine Anwältin an.“


    Der nächste Teil kommt sofort...

    Hallo ihr Lieben,
    vielen, vielen Dank für eure Commis! Heute geht es mal wieder weiter.


    @Smeagol - Mit deiner Meinung bist du nicht alleine, noch jemand findet, dass Barbara unbedingt einen Therapeuten braucht ;-) Also ein Buch von Joy Fielding kann ich dir auf jeden Fall empfehlen "Lauf, Jane, lauf!" oder "Zähl nicht die Stunden" Beide sind echt klasse!
    *timo* - Oh danke *rot werd*
    GinnieW - So soll es ja auch sein :-) Freut mich wirklich, das zu hören.
    Simplayer_w - Sorry *g* Tut mir schrecklich Leid, aber jetzt geht es ja weiter
    @Ballack_Girl - Mal sehen ob du Recht hast ;-)
    LadyDemonia - Da kannst du mal sehen *grins*
    DawnAngel - Deine letzte Vermutung war ein Volltreffer ;-)
    @Blaue Rose - Hier ist sie - ob perfekt, kann ich dir nicht sagen *lach*
    @JJsMama - 100 Punkte :-)
    Sunnivah - Na mal sehen ob Barbara ihre Schießkünste unter Beweis stellen muss *lach*
    @likeabee - Ja, ich versuche es zumindest, die Story fertigzustellen. Glaub aber schon, dass ich es schaffe. Wäre doch gelacht wenn nicht ;-)



    Barbaras Blick fiel auf das Telefon und sie wollte den Notruf wählen, als sie Schritte auf der Treppe und eine vertraute Stimme hörte.
    „Barbara“, sagte die Stimme, und dann noch einmal drängender: „Barbara.“



    Sie schloss die Augen und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie musste nicht fragen, wer es war. Sie kannte diese Stimme so gut wie ihre eigene. Wortlos stand Barbara auf, warf einen Blick auf die nach wie vor fest schlafende Tracy und ging in den Flur.



    Er wartete auf dem obersten Absatz auf sie, die Schultern und seiner dicken Winterjacke wütend versteift.
    „Was machst du denn hier?“, fragte sie.
    „Was zum Teufel machst du?“, fragte er zurück.
    Barbara legte einen Finger auf die Lippen. „Tracey schläft“, flüsterte sie. „Lass uns nach unten gehen.“



    „Was zum Teufel soll das?“, fragte er noch einmal, bevor sie das Wohnzimmer erreicht hatten.
    „Das könnte ich dich genauso fragen“, sagte Barbara und fühlte sich in der direkten Konfrontation mit ihrem Exmann überraschend ruhig. Sagte Vicki nicht immer, dass Angriff die beste Verteidigung war? „Wie bist du hier reingekommen?“
    „Ich habe einen Schlüssel“, erinnerte Ron sie.
    „Den hätte ich gerne zurück.“
    „Dies ist mein Haus.“



    „Jetzt nicht mehr. Du hast kein Recht, hier mitten in der Nacht reinzuplatzen.“
    „Ich habe kein Recht?“
    „Könntest du bitte etwas leiser sprechen? Ich möchte nicht, dass Tracey dich hört.“
    „Ich vielleicht schon. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass sie erfährt, was ihre Mutter in ihrer Freizeit treibt.“
    Oh Gott. „Ron, das ist wirklich unnötig.“
    „Unnötig? Unnötig?
    „Bitte, lass uns das ganz ruhig besprechen.“



    Mit den Händen in alle Richtungen gleichzeitig fuchtelnd lief Ron vor ihr auf und ab. Barbara musste unwillkürlich denken, dass er sogar in seinem Zorn noch attraktiv aussah. Selbst jetzt noch hätte sie sich am liebsten in seine Arme geworfen und ihn gebeten, zu ihr zurückzukommen. Was war mit ihr los? Hatte sie denn keinen Funken Selbstachtung?
    „Was zum Teufel soll das, mitten in der Nacht bei mir anzurufen und meine Frau zu erschrecken?“
    „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Erwartete sie wirklich, dass er ihr das glaubte?



    „Komm mir nicht damit. Ich weiß, dass du diese Anrufe machst. Ich weiß nur nicht, warum du das tust. Gibt es dir einen Kick, meine Familie zu verängstigen? Ist es das? Mir reicht es nämlich. Uns allen reicht es. Ich bin gekommen, um dich zu warnen, dass ich, wenn das nicht aufhört, zur Polizei gehen werde.“
    „Zur Polizei?“
    „Und vor Gericht.“



    „Vor Gericht? Wovon redest du überhaupt?“ Was war los? Wann hatte sie die Kontrolle über das Gespräch und die Situation verloren? Was war mit ihrer Verteidigung passiert?
    Wie aus dem Nichts zückte Ron die Scheidungsvereinbarung und wedelte damit vor ihrer Nase. „Das hier ist nicht in Stein gemeißelt, weißt du. Wenn es sein muss gehe ich noch einmal vor Gericht.“


    Geht sofort weiter..


    Das Telefon klingelte einmal … zweimal…
    „Hallo?“ Die Stimme der jungen Frau klang schlaftrunken.
    Barbara lächelte. Du Ärmste, hab ich dich aufgeweckt?
    „Hallo?“, fragte die Stimme noch einmal.
    Dummes Ding, dachte Barbara. Man sollte meinen, mittlerweile hätte sie es kapiert.
    „Barbara, bist du das?“, fragte Pam plötzlich.



    Barbara ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Ihre Finger brannten, als wären sie mit Säure bespritzt worden. Ihr Herz pochte so wild, dass es drohte ihre Brust zu sprengen. Oh Gott, was hatte sie getan?
    Ganz ruhig. Entspann dich. „Herz, entspannen“, sagte sie und lachte schrill und kreischend, ein Geräusch, das die Dunkelheit durchbohrte wie ein Eispickel einen Eisklotz.



    „Mom?“, murmelte Tracey und drehte den Kopf zu ihrer Mutter um.
    „Alles in Ordnung, meine Süße.“ Barbara tätschelte die Schulter ihrer Tochter. „Ich habe bloß schlecht geträumt. Schlaf weiter.“
    Alles in Ordnung, wiederholte sie stumm. Alles war okay. Pam hatte bloß geraten, den erstbesten Namen genannt, der ihr in den Sinn gekommen war. Sie konnte ihr unmöglich etwas beweisen. Alles in Ordnung. Leg dich hin. Versuche zu schlafen.



    Es dauerte ein paar Minuten, bis Barbaras Herzschlag sich wieder normalisiert hatte. Erschöpft, verängstigt und ausgelaugt, fiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf und träumte, dass sie von einem tollwütigen Dobermann die Grand Avenue hinuntergejagt wurde. Der Hund knabberte an ihren Fersen und wollte gerade zubeißen, als er plötzlich stehen blieb, den Kopf wandte und lauschte. Worauf?, fragte Barbara sich.
    Dann hörte sie das Geräusch auch.



    Barbara richtete sich kerzengerade im Bett auf und blickte zur Uhr. Zehn Minuten nach zwölf. Sie wartete, beschloss, dass das Geräusch Teil ihres Traums gewesen war, und betete, dass das Gleiche auch für das Telefonat mit Pam galt. Sie wollte sich gerade wieder hinlegen, als sie das Geräusch erneut hörte.
    Was war das?



    Ihr erster Gedanke war, dass es Tracey sein musste, die in die Küche gegangen war, um eine Kleinigkeit zu essen. Doch Tracey lag neben ihr und schlief fest, wie Barbara, ohne hinzusehen, spürte. Also musste es etwas anderes sein, jemand anderes, der unten durchs Haus tappte. Ein Einbrecher?
    Warum sollte ein Einbrecher ihr Haus auswählen, wo es in der Straße doch so viele schöne Häuser gab, die nicht verlassen und vernachlässigt aussahen? Warum sollte irgendjemand dieses Haus auswählen?



    Es sei denn, er wusste, wer hier wohnte. Es sei denn, es gab einen persönlichen Grund für diesen Besuch.
    Tony.
    Das muss es sein, dachte Barbara mit angehaltenem Atem. Er hatte ihr gedroht. Wenn man seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt, kann einem alles Mögliche zustoßen, hatte er gesagt. Wortwörtlich. Und nun war er kommen, um seine Drohung wahr zu machen.
    Was sollte sie tun? Wenn er Tracey auch nur anrühren würde…


    Ein wenig Spannung muss sein :teuflisch
    Und deswegen hör ich an dieser Stelle auf.
    Liebste Grüße
    Eure Nikita


    Während Vickis Tochter Kirsten sich erstaunlich gut entwickelt hatte – erstaunlich angesichts der Tatsache, dass sie von einer Reihe von Hausmädchen erzogen worden war und ihre Mutter kaum sah, was, wie Barbara jetzt erkannte, fast ein Spiegel von Vickis eigener Kindheit war -, war Susans älteste Tochter Ariel im besten Fall mürrisch, laut, ihrer Mutter jedoch meistens regelrecht verbockt und störrisch. Ariel war rebellisch, streitlustig und leicht erregbar, während sie sich mit dem Verzeihen umso schwerer tat, kurzum sie war in praktisch jeder Beziehung das absolute Gegenteil von Susan.
    Und was Chris’ Tochter Montana anging…



    Barbara sprach ein stummes Gebet und schloss die Augen. Seit ihrer Begegnung mit Tony vor ein paar Wochen hatte sie fast ständig an Chris denken müssen, doch genau das konnte sie sich nicht leisten. Wenn sie Chris jetzt in ihre Gedanken ließ, würde sie die ganze Nacht wach liegen, und es war schon spät, sie war müde und musste dringend schlafen. Barbara deckte sich zu und augenblicklich kreisten ihre Gedanken um Chris wie ein verirrtes Flugzeug, das im Dunkeln eine Landebahn sucht.



    Sie ermahnte sich, sich zu entspannen. Man muss mit den Zehen anfangen, erinnerte sie sich, vor kurzem in der Victoria gelesen zu haben. Zehen, entspannen, befahl sie stumm und spürte, wie sie unter der Decke zuckten. Und jetzt langsam weiter den Körper hinauf. Zuerst die Füße. Füße, entspannen. Jetzt die Knöchel. Knöchel, entspannen. Wenn sie anfangen würde, bequemere Schuhe zu tragen, würden sich ihre Füße auch wohler fühlen, dachte Barbara.



    Waden, entspannen. Jetzt die Knie, dann die Oberschenkel. Meine dicken fetten Oberschenkel, dachte Barbara ungeduldig. Früher hatte sie so schöne Beine gehabt, sie hatte Bikinischönheitswettbewerbe mit links gewonnen. Und nun sieh sie dir an! Nein, sieh sie dir lieber nicht an. Du würdest sowieso nur Zellulitis, Krampfadern und hässliche, eingewachsene Härchen sehen. „Beine, entspannen“, befahl Barbara laut und wippte rastlos auf der Matratze auf und ab.



    Jetzt dein Hintern, dachte sie. Das war klasse. Mein dickes, fettes, weiterexpandierendes Hinterteil. Wenn sie das noch weiterentspannte, würde es das ganze Bett belegen. „Entspann dich, verdammt noch mal“, zischte Barbara, während sich ihre Gedanken um ihren Bauch knoteten. Mein dicker, fetter, aufgeblähter Bauch, dachte Barbara angewidert. Das blöde Mistding. Gleich morgen früh würde sie einen Termin mit Dr. Steeves machen, zur Hölle mit den Schmerzen und Kosten und allem.



    Barbara richtete sich im Bett auf und schlug die Decke beiseite. Nun, diese kleine Übung war ja ein Riesenerfolg, dachte sie und spürte förmlich, wie das Adrenalin in ihren Adern kreiste. Sie hätte sich ebenso gut eine Dosis Koffein spritzen können. Jetzt würde sie die ganze Nacht wach liegen.
    „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Sie versuchte, im Dunkeln Tracey zu erkennen. „Tracey? Tracey, bist du wach?“
    Doch Tracey seufzte nur und drehte ihrer Mutter den Rücken zu.



    „Verdammt.“ Barbara warf ihren Kopf unruhig von einer Seite auf die andere. Sie überlegte, ob sie aufstehen und auf die Toilette gehen sollte, konnte sich jedoch nicht dazu aufraffen. Sie griff nach ihrem Buch, sah stattdessen das Telefon. „Beinahe Mitternacht“, stellte sie befriedigt fest und drückte die Nummer, die ihre Finger mittlerweile auswendig kannten. „Inzwischen solltest du bequem liegen.“


    Geht sofort weiter..

    Nach einer längeren Pause geht's heute wieder mal weiter. Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass es mit Barbara weiter geht und nicht mit Chris.
    Ein riesengroßes Dankeschön geht noch an ina, BlaueRose, Avia (ich bin 16, werd im Januar 17), Ballack_Girl, *timo*, Smeagol, LadyDemonia, DawnAngel, JJsMama, Simplayer_w, Thiara, likeabee, Sunnivah und Cat *euch ganz doll durchknuddel*



    Barbara lag im Bett und versuchte über das erste Kapitel eines Buches hinauszukommen, das alle Welt für wunderbar hielt, hatte jedoch Probleme, sich zu konzentrieren. Obwohl sie den letzten Absatz schon mindestens viermal gelesen hatte, wusste sie immer noch nicht, was eigentlich darin stand. Sie klappte das Buch zu und ließ es auf ihre Knie sinken. Neben ihr schlief Tracey.



    „Mein süßes Mädchen“, flüsterte Barbara. „Was würde ich bloß ohne dich machen?“ Sie legte das Buch auf den Nachttisch und strich ein paar zerzauste Strähnen aus Traceys Stirn, während sie das Gesicht ihrer Tochter mit Blicken aufnahm wie ein trockener Schwamm frisches Wasser. Tracey rührte sich im Schlaf und drehte sich auf den Rücken. Dabei flatterten ihre Lider, als wollte sie die Augen öffnen.



    „Tracey?“, fragte Barbara hoffnungsvoll. Manchmal schien Tracey unbewusst zu spüren, dass Barbara nicht schlafen konnte. Dann wachte sie auf, setzte sich im Bett auf, und sie unterhielten sich. Über Filme, Mode, Kosmetik, Prominente. Barbara wusste, dass meistens sie redete, während Tracey vor allem zuhörte. Manchmal ging Barbara auch noch weiter – vertraute ihrer Tochter ihre Ängste, Enttäuschungen und Unsicherheiten an, und Tracey beruhigte sie auf ihre gelassene Art.



    Nur gelegentlich kam Barbara der Gedanke, dass sie ihrer jugendlichen Tochter vielleicht zu viel aufbürdete, doch Tracey beschwerte sich nie. Wann haben wir die Rollen getauscht?, fragte Barbara sich jetzt. Wann war das dreizehnjährige Mädchen die Mutter und sie das Kind geworden? Sollte nicht eigentlich sie alles wissen, klug und kompetent, geduldig und stark sein? Stattdessen war sie dumm, unfähig und schwach. Eine Betrügerin. Sie wusste gar nichts. Spürte Tracey das? Gab sie deswegen so wenig von sich preis?



    Nicht dass Tracey heimlichtuerisch, unhöflich oder auch nur schwierig gewesen wäre. Nein, ihre Tochter war stets umgänglich, hilfsbereit und nett. Sie beantwortete jede Frage ihrer Mutter – über die Schule, ihre Freundinnen, Jungen – aufrichtig und freimütig. Im Großen und Ganzen lief es in der Schule gut, ihre Freundinnen waren super, und ja, am Horizont hatte sich auch schon der eine oder andere Junge gezeigt.



    Wenn Barbara manchmal drängte, mehr Einzelheiten zu erfahren, war Tracey ihr auch darin gern gefällig und trug die profanen Details ihres Alltags mit einer Gründlichkeit und Sorgfalt vor, als würde sie in der Schule ein Gedicht aufsagen. Sie hatte anscheinend keinen echten Ehrgeiz, keinen brennenden Wunsch, dies oder jenes zu sein, und war deswegen auch selten enttäuscht oder niedergeschlagen.



    Sie schient die Scheidung ihrer Eltern spielend gemeistert zu haben, hatte sich gut in ihre wachsende neue Familie eingefunden und lebte ihr Leben auf eine Art weiter, die ihre Mutter nur staunend bewundern konnte, weil sie selbst so absolut unfähig dazu war.
    „Tracey?“, fragte Barbara noch einmal, doch Traceys Augen blieben stur geschlossen.



    Barbara strich über ihre Wange und begriff, dass sie ihr einziges Kind im Grunde nicht besonders gut kannte.
    Du kriegst das ganz großartig hin, versicherten ihre Freundinnen ihr. Tracey ist ein prima Mädchen, waren sich alle einig.
    Was man nicht von allen Töchtern der Grand Avenue sagen konnte.


    Geht sofort weiter..

    Hey, ich hab ja glatt deine letzte Fortsetzung verpasst. Dafür hatte ich jetzt mehr zu Lesen und hab auch gleich die böse Überraschung erfahren.
    Das war ja ganz schön peinlich für Michelle, dass ihre Mutter sie vor ihrer Freundin so bloßgestellt hat. Zum Glück hat dann gleich ihr Vater eingegriffen. Freut mich für sie, dass sie jetzt doch auf die Party darf.
    Schade finde ich nur, dass Justin nicht mitkommt. Da könnten er und Bridget sich ein wenig anfreunden ;)
    Super Fortsetzung!
    LG
    Nikita

    Hups, hab den Teil ja schon vor Ewigkeiten gelesen und ganz vergessen, einen Kommentar zu schreiben *schäm*
    Im Moment schaut's ja gar nicht gut aus für Lola. Das Vertrauen von Sydney hat sie jedenfalls wie es scheint verloren. Wer ihr die Träne wohl untergejubelt hat? Hmm *grübel*
    Aber das Mykonos Drogen nimmt, macht ihn nicht gerade sympathisch. Was Rosa wohl so an ihm findet..
    Naja, bin mal gespannt wie es weiter geht ;)
    LG
    Nikita


    Tony sagte gar nichts, sondern drängte Chris weiter die Treppe hinunter. Sie verlor den Halt, rutschte die letzten Stufen hinunter und landete am Fuß der Treppe auf ihren Knien.
    „Bitte, Tony. Lass mich etwas überziehen.“
    Doch er stand schon hinter ihr, fasste sie unter den Armen und schleifte sie zur Haustür. Mein Gott, wollte er sie wirklich nur in Unterwäsche in die frostige Dezemberkälte hinausschicken?



    „Das kannst du nicht machen!“
    „Warte ab.“ Tony öffnete mit einer Hand die Haustür und zerrte Chris mit der anderen über die Schwelle.
    Der Wind blies ihr eiskalte Schneeflocken auf die nackte Haut. „Nein, Tony!“, schrie sie. „Tu das nicht! Lass mich wenigstens etwas überziehen!“
    Er hielt inne. „Vielleicht hilft dir die frische Luft, wieder einen klaren Kopf zu bekommen“, erklärte er ruhig, fasste Chris unter den Achseln und schob sie über die Schwelle.
    „Tony!“



    Die Tür schlug vor ihrer Nase zu.
    „Tony!“ Chris hämmerte panisch dagegen. Ihre nackten Füße brannten bereits, als würde sie nicht über eisige Steinplatten, sondern über glühende Kohlen laufen. „Tony!“



    Sie machte ein paar Schritte zurück, blickte sich hektisch auf der leeren, verschneiten Straße um und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Zitternd ließ sie ihren Blick an der Fassade hinaufwandern und sah, dass Montana von ihrem Fenster aus zusah. „Montana!“, rief sie, doch eine eisige Böe verwehte ihre Worte. Hilflos musste Chris mit ansehen, wie ihre Tochter sich abwandte, bevor in allen Fenstern des Hauses, eins nach dem anderen, die Lichter erloschen.


    Ich freu mich auf eure Kommentare.
    Morgen fängt bei uns die Schule wieder an, kann also sein, dass wieder längere Zeit vergeht, bis ich weitermach. Es ist schon ein Kreuz mit dieser Schule... ;)
    Liebe Grüße
    Eure Nikita :witch


    „Beweise mir, dass ich nicht nur ein großer Witz für dich bin.“ Tony griff nach dem Telefon. „Schluss mit den blöden Spielchen. Ruf jetzt sofort die Barbie-Puppe an und lade sie ein. Auf der Stelle.“
    „Ich kann nicht“, hörte Chris sich murmeln, bevor sie kräftiger wiederholte. „Ich will nicht.“
    „Du kannst nicht?“, wiederholte Tony verwundert, als ob er diese Worte zum ersten Mal hören würde. „Du willst nicht?“



    Chris schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall würde sie Barbara anrufen. Egal, womit Tony ihr drohte, egal, wie verzweifelt sie sich wünschte, sie zu sehen und ihre Stimme zu hören. „Ich gehe“, murmelte sie, und ihr Flüstern hallte mit der ungedämpften Wucht eines Schreis in ihrem Schädel wider.



    Sofort versuchte sie, die unerwarteten Worte wieder zu verschlucken, sie in ihren Hals zurückzudrängen und ungesagt zu machen, doch es war zu spät. Tony kam bereits mit wütend rudernden Armen auf sie zu und bombardierte sie mit einem Schwall abgehackter Wortfetzen, die aus seinem Mund prasselten wie Maschinengewehrfeuer.



    „Was hast du gesagt? Du willst gehen? Hast du das gesagt?“
    „Tony, bitte.“
    „Du möchtest gehen? Gleich jetzt? In diesem Aufzug? Aber klar doch.“ Er packte Chris’ Ellenbogen und schob sie in den Flur.
    „Was machst du? Tony, hör auf! Lass mich los.“



    „Hör auf, hier rumzuschreien, Chris. Willst du etwa die Kinder aufwecken?“ Er stieß sie in Richtung Treppe. „Möchtest du, dass sie dich so sehen? Möchtest du, dass das das letzte Bild ist, das sie von ihrer Mutter haben?“



    Chris klammerte sich an das Geländer, doch Tony zerrte ihre Finger von dem Holz, trat ihr die Füße weg und stieß sie die Treppe hinunter. „Das letzte Bild? Wovon redest du?“
    „Glaubst du, du würdest deine Kinder je wieder sehen?“ Tony packte Chris und zog sie auf die Füße. „Steh auf! Du willst gehen? Dann geh! Verschwinde aus meinem Haus, verdammt noch mal!“
    „Was machst du? Du kannst mich doch nicht so auf die Straße schicken?“


    Noch ein kleiner Teil..