Beiträge von Nikita


    Susan stieg vom Laufband und machte ein paar Schritte auf Barbara zu.
    „Das sollst du mir sagen. Du stehst einfach da, mitten im Raum und hast dich, seit du dich umgezogen hast, nicht mehr bewegt.“
    Barbara schluckte gegen die Tränen an, die ihr überraschend in die Augen schossen. „Ich glaube, mir ist heute nicht so richtig nach Training.“



    „Wonach ist dir denn?“
    „Graeter’s Eis“, antwortete Barbara leise und wartete auf Susans milden Tadel.
    Doch Susan lachte. „Klingt herrlich.“
    „Bist du dabei?“
    „Ich kann nicht“, entschuldigte Susan sich. „Owen holt mich in einer halben Stunde ab. Wir wollen meine Mutter besuchen.“



    Sofort hatte Barbara ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht nach Susans Mutter erkundigt hatte, die nach einer Operation im Krankenhaus lag. Die arme Frau – im vergangenen Jahr eine Brustamputation, und jetzt ein erneuter Eingriff zur Entfernung eines krebsbefallenen Lymphknotens im Hals. „Wie geht es ihr?“



    Susan versuchte zu lächeln, doch ihre Lippen zitterten nur schwach, bis sie sie aufeinander presste.
    „Es wird schon werden.“



    „Ich weiß.“ Susan stieg auf eines der Standfahrräder und sofort wieder ab. „Zum Teufel mit dem Training. Das Leben ist viel zu kurz, und ich habe noch eine halbe Stunde Zeit, bis Owen mich abholt. Worauf warten wir noch? Auf zu Graeter’s.“ Sie legte ihren Arm um Barbaras Schulter. „Habe ich dir in letzter Zeit eigentlich gesagt, dass ich dich unheimlich gern habe?“, fragte sie mit einem traurigen Lächeln.
    „Sag es mir noch einmal“, erwiderte Barbara.


    Jetzt könnt ihr schreiben wie verrückt, bis ich wieder hier bin *grins*
    Bis dahin liebe Grüße
    Eure Nikita


    „Ist er tot?“, keuchte Barbara.
    „Tot! Nein, er ist bloß gefeuert worden. Wie kommst du um Himmels willen auf die Idee, dass er tot ist?“
    „Warum ist er denn gefeuert worden?“, fragte Barbara um Fassung bemüht, ohne auf Vickis Frage einzugehen.
    „Offenbar hat er mit der Hälfte seiner Kundinnen geschlafen. Die Geschäftsführung hat Wind davon bekommen und seinen knackigen kleinen A**** vor die Tür gesetzt.“



    „Hast du?“, fragte Barbara, entsetzt von der Vorstellung, dass sie seinen knackigen ***** mit ihrer Freundin geteilt haben könnte.
    „Habe ich was? Mit Kevin geschlafen? Das soll wohl ein Witz sein. Ich achte darauf, nie mit jemandem ins Bett zu gehen, der hübscher ist als ich. Hast du?“
    „Was? Natürlich nicht.“



    „Schade an sich“, sagte Vicki. „Dich muss ich vermutlich gar nicht erst fragen“, sagte sie mit einem Blick zu Susan, die als Antwort nur übertrieben die Augen verdrehte. „Dachte ich mir schon. Wie dem auch sei, ich fürchte, ich muss mein Programm heute abkürzen. Um zwei Uhr erwarte ich einen Mandanten.“



    „Heute ist Samstag“, erinnerte Susan sie.
    „Ein Werktag“, erwiderte Vicki. „Wie wär’s mit Mittagessen am Freitag? Ich habe in meinem Kalender nachgesehen und festgestellt, dass ich tatsächlich eine ganze Stunde freihabe.“
    „Geht nicht“, sagte Susan. „Am Freitag gehe ich mit meinem Chef essen.“
    „Klingt ja interessant. Wie ist er überhaupt?“
    „Sehr nett. Sehr intelligent.“
    „Sehr schnuckelig, habe ich gehört.“
    „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“



    Nun war es an Vicki, ihre Augen zu verdrehen. „Mein Gott, Susan, du bist wirklich langweilig. Oder nicht, Barbara?“
    Barbara zuckte die Achseln und wartete darauf, dass Vicki ihre Einladung ihr gegenüber wiederholen würde, doch die stemmte nur schweigend weiter ihre Gewichte, und das Mittagessen am Freitag wurde mit keinem weiteren Wort mehr erwähnt.



    „Okay, ich muss los. Wir reden ein anderes Mal“, verkündete Vicki wenige Minuten später, stand auf, sammelte ihre Sachen zusammen und verließ Kusshändchen werfend in einer Folge von abrupten Bewegungen den Raum, sodass sie aussah wie eine verwackelte Fotografie.



    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ganz aus meinem Leben verschwunden ist, dachte Barbara, als sie die Tür hinter ihr zufallen sah. Zuerst hatte Chris sie verlassen, dann Ron. Jetzt rückten Susan und Vicki enger zusammen, teilten Zeit und Vertrauen und ließen sie zunehmend in der Kälte stehen. Verdammt noch mal, sogar Kevins knackiger kleiner A**** war weg. Wie lange würde es dauern, bis Tracey entschied, dass sie lieber bei ihrem Vater leben wollte? Wie lange, bis sie niemanden mehr hatte?



    „Barbara, was ist los?“
    „Was los ist? Wie meinst du das?“
    „Ich rede seit zwei Minuten mit dir, und du hast kein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe, oder?“
    „Tut mir Leid.“
    „Alles in Ordnung?“
    „Klar. Warum? Gibt es ein Problem?“


    Der nächste Teil kommt sofort...


    „Heute Morgen.“
    Susan schüttelte den Kopf, sodass mehrere große Schweißtropfen auf ihre Stirn und von dort weiter auf ihre Nasenspitze kullerten. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein gewisser College-Professor nicht sehr glücklich sein wird.“ Die Schweißtropfen fielen auf ihre Oberlippe und blieben dort hängen.



    „Wenn er sich das nächste Mal scheiden lässt, sollte er vorher das Kleingedruckte lesen“, sagte Vicki, stand auf und drückte auf dem Weg zu den Hanteln kurz Barbaras Arm.
    „Sie ist wieder schwanger“, verkündete Barbara, und die Worte hallten in ihrem Kopf wider, bis ihr schwindelig wurde.



    „Was?“
    „Wer?
    „Der räudige Ron und die pickelige Pammy“, antwortete Barbara. „Sie erwarten im Juni ein weiteres Baby. Ist das zu fassen? Sie gibt dem kleinen Kotzbrocken Brandon noch die Brust, verdammt noch mal.“
    „Wann hast du es erfahren?“



    „Tracey hat heute Morgen gleich als Erstes von Ron aus angerufen.“
    „Wie nimmt sie es auf?“
    „Erstaunlich gut“, ließ Barbara verlauten. „Ihr kennt ja Tracey. Sie bringt nichts aus der Fassung.“
    „Und was ist mit dir?“ Susan schaltete die Geschwindigkeit ihres Laufbands herunter und sah Barbara besorgt an.



    „So weit ganz gut“, meinte Barbara achselzuckend, obwohl sie sich in Wahrheit alles andere als gut fühlte. Sie hatte seit Wochen nicht vernünftig geschlafen, und die Wochenenden, die Tracey bei Ron verbrachte, waren besonders schlimm. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass Tracey im Bett neben ihr schlief. Die Neuigkeit von Pams Schwangerschaft hatte sie mit der Wucht einer 5-Kilo-Hantel getroffen. Das Geld ihres Exmannes auszugeben war nur ein schwacher Trost gewesen, und selbst das Wissen, dass vermutlich ihre ehemalige Schweigermutter die Rechnungen bezahlte, hatte ihr nur momentane Befriedigung gebracht.



    Ich habe ein Riesenchaos angerichtet, dachte Barbara, weil sie wusste, wie wütend Ron über ihre fortgesetzte Extravaganz sein würde. Hatte er nicht schon damit gedroht, noch einmal vor Gericht zu ziehen, wenn sie nicht anfing, ihre Ausgaben zu kontrollieren? Was versuchte sie zu erreichen? Wusste sie nicht, dass er zurückschlagen konnte, wenn sie ihn dazu zwang?



    Barbara versuchte beim Umdrehen ihr Bild in der Spiegelwand zu ignorieren. Was gab es schon groß zu sehen außer einer jämmerlichen, nicht mehr jungen Frau in einem blöden Lycra-Dress, das nur ihre breiter werdenden Hüften betonte. Was machte sie hier überhaupt? Das Training würde ihr garantiert nicht helfen. Gar nichts konnte ihr helfen.



    „Hast du das über Kevin gehört?“, fragte Vicki.
    „Kevin?“, wiederholte Susan, während Barbaras Herz für einen Schlag aussetzte.
    Gütiger Gott, dachte sie. Er hat Aids. Ich bin tot.
    „Mein Trainer“, sagte Vicki. „Unser Trainer“, verbesserte sie sich und wies mit einer Hand in Barbaras Richtung. „Unser Extrainer, sollte ich wohl besser sagen.“


    Die Dinge hatten sich verändert, erkannte Barbara, obwohl die Frauen tapfer so taten, als wäre alles beim Alten. Die Grandes Dames hatten Vickis Umzug von Mariemont nach Indian Hill intakt überstanden, doch Chris’ überstürzter Auszug hatte ihnen einen entscheidenden Schlag versetzt. Langsam, aber unaufhaltsam hatte sich die Dynamik ihrer Gruppe verschoben, was nicht völlig unerwartet gekommen war. Schließlich waren sie jetzt nicht mehr vier, sondern nur noch drei, und Barbara fühlte sich häufig außen vor. Vor allem seit ihrer Scheidung.



    Barbara wusste durchaus, dass weder Vicki noch Susan sie absichtlich ausschließen wollten. Die beiden passten nur einfach besser zusammen, beide gebildet, mit einem Ehemann, der sie vergötterte, einem beruhigenden Einkommen und einer erfolgreichen, erfüllenden Karriere. Sie konnten nicht verstehen, wie man sich in ihrer Lage fühlte: ungebildet, ungeliebt und unsicher. Obwohl Susan und Vicki dergleichen nie laut äußerten, spürte Barbara, dass beide dachten, es sei an der Zeit, dass sie sich zusammenriss und etwas Konstruktives mit ihrem Leben anfing. Ron würde nie mehr zurückkommen, sie musste nach vorne schauen.



    Aber sie war unfähig, sich vom Fleck zu rühren.
    Sie saß fest.
    Und sie hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte, ihr chaotisches Leben irgendwann zu ändern.
    Wenn sie mit Chris hätte reden können. Chris würde sie verstehen. Aber Chris war weg, mitten in der Nacht klammheimlich fortgeschafft von einem Ungeheuer, das ihr das Haus in der Grand Avenue unter dem Hintern wegverkauft und sie in ein kleines gemietetes Reihenhaus in der nahe gelegenen Vorstadt Batavia gesperrt hatte.



    Ein Privatdetektiv, den Vicki beauftragt hatte, hatte ihren Aufenthaltsort schnell aufgespürt, und die Frauen waren in die Elm Street gefahren, wo Tony sie an der Tür abwies und sie nicht mit Chris sprechen lassen wollte. Sie hatten die Polizei informiert, die ihnen erklärt hatte, dass sie angesichts von Chris’ Weigerung, Anzeige zu erstatten, nichts tun konnten. Man hatte die Frauen vielmehr dringend ermahnt, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.



    Barbara hatte diese Empfehlung ignoriert, sie war wochenlang noch beinahe täglich nach Batavia gefahren und hatte in der Hoffnung, Chris zumindest zu Gesicht zu bekommen, vor dem kleinen Holzbungalow geparkt. Doch hinter den permanent zugezogenen Vorhängen war kein Zeichen von Leben auszumachen. Als Barbara einen Monat später erneut vor dem Haus parkte, stand die Tür offen, und das Haus war verlassen. Chris war weg.



    Weitere Versuche, sie aufzuspüren, gab es nicht. „Wir können nichts machen“, sagten die Frauen in den folgenden Jahren abwechselnd immer wieder, obwohl Barbara nicht wirklich daran glaubte, genauso wenig wie die beiden anderen, vermutete sie. Im Laufe der Zeit härteten ihre unausgesprochenen Schuldgefühle aus wie eine Schicht schützender Lack. Wenn sie sich begrüßten, küssten sie sich nicht mehr auf die Wangen, sondern in die Luft. Und wenn sie sich umarmten, hielten sie trotzdem Abstand.



    Ohne Chris waren die Grandes Dames nicht mehr so grandios.
    Barbara erreichte den Fitnessraum und sah Susan auf einem der sechs Laufbänder rackern, während Vicki sich auf einem anderen Gerät abmühte. Das kann nicht gesund sein, dachte Barbara, als sie mit der Schulter die Tür aufdrückte und ihr sofort eine Hitzewelle entgegenschlug.
    „Da ist sie!“, rief Vicki. „Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst.“



    „Wir haben uns Sorgen gemacht“, sagte Susan mit einem leichten Tadel.
    „Tut mir Leid. Ich habe die Zeit komplett vergessen.“ Barbara zog sich um und präsentierte ein neu erworbenes Lycra-Outfit. Dabei fiel ihr ein, dass sie ihre Turnschuhe vergessen hatte.
    „Das ist ein schickes Outfit“, meinte Susan. Ihr Haar war schweißnass. „Wann hast du denn das gekauft?“


    Geht immer noch weiter...

    Hallo,
    das ist heute eine Verabschiedungsfortsetzung. Bin ab heute Abend bis zum 28. August in London. Deswegen kann ich bis dahin nicht weitermachen. Hoffe, ihr habt dafür Verständnis und wenn ich wieder komme, gibt's garantiert eine Fs. Der Teil dafür ist schon fertig :-)
    Zuerst noch ein dickes Dankeschön an alle Leser und Kommentierer.
    Simplayer_w + DawnAngel - Hm, gute Frage. Ich denk mal, dass Vicki so eine Wahrnehmung hatte, die sich nicht beschreiben lässt. Sie weiß sofort etwas, was sie eigentlich gar nicht wissen kann. Aber es stimmt wirklich: Rita Piper ist nicht Vickis Mutter ;-)
    Thiara + Smeagol - Ihr mit eurer Chris *g* Aber in dieser Fortsetzung erfahrt ihr wieder ein bisschen über sie, in der nächsten ein bisschen mehr und in der übernächsten ist sie schließlich an der Reihe ;-)


    Und jetzt geht's weiter:



    Barbaras Arme zitterten.
    Dabei habe ich noch gar nicht mit dem Training angefangen, dachte sie, stellte die schweren Plastiktüten auf den Boden ab und kämpfte mit der Glastür am Eingang des Body by Design-Fitnesscenter.



    „Da hat aber jemand schwer eingekauft“, flötete die Empfangsdame hinter ihrem Tresen, als Barbara auf ihrem Weg zum Geräteraum am anderen Ende des Studios an ihr vorbeikam.
    „Das kann man wohl sagen“, rief Barbara zurück und lachte.



    Wenn Ron die Visa-Card-Rechnung für diesen Monat sehen würde… Ja, der Weihnachtsmann beschenkte seine ehemalige Familie in diesem Jahr besonders großzügig. Ein Armani-Kostüm für Barbara, ein Gucci-Jackett für Tracey, für beide eine passende Armbanduhr von Cartier.



    Mit Lederarmband, dachte Barbara leicht enttäuscht, als sie an einem Raum voller schwitzender, weißer Frauen mittleren Alters vorbeikam, die versuchten, mit ihrer unermüdlichen Aerobictrainerin Schritt zu halten. Sie hatte sich nicht getraut, die Goldarmbänder zu kaufen, die sie eigentlich lieber gehabt hätte. Vielleicht im nächsten Jahr.
    Die 80er-Jahre waren so gut wie vorüber. Sie standen auf der Schwelle zu einer neuen Dekade.



    Der Himmel allein wusste, was das kommende Jahrzehnt an Überraschungen für sie bereithalten würde. „Ich kann es kaum erwarten“, murmelte Barbara in ihr Oberteil, das ihr ihr erzürnter Gatte im vergangenen Jahr zu Weihnachten verehrt hatte. Du wusstest gar nicht, wie großzügig du bist, was?, dachte Barbara und lächelte, obwohl sich ihr Gesicht scheinbar nicht bewegte.
    „Noch vier“, rief die Trainerin in ein Mikro, das um ihren Hals hing, und streckte ihre muskulösen Beine nacheinander in die Luft. „Noch drei!“



    „Keinen mehr“, flötete Barbara und stöckelte auf hochhakigen Stiefeln zur Rückseite des Studios, während sie sich fragte, ob Susan und Vicki schon da waren. Wahrscheinlich. Sie war mindestens eine halbe Stunde zu spät. Susan war immer so pünktlich. Vickis Kanzlei lag nur zwei Etagen tiefer, und sie hatte garantiert den Vormittag im Büro verbracht, obwohl heute Samstag war. Und genauso wahrscheinlich würde sie nach dem Training wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren. Vicki arbeitete immer.



    Nicht einmal zur Schultheateraufführung ihrer Tochter im vergangenen Monat war sie gekommen. Angeblich hatte sie gearbeitet. Irgendeine lahme Ausrede von wegen, sie wäre bei einem Mandanten festgehalten worden, hätte die Zeit vergessen etc., etc. Wenn sie wieder eine Affäre hatte, wäre es zwar nicht das erste Mal, dass Vicki ihren Mann betrog, aber das erste Mal, dass sie beschlossen hätte, ihren Freundinnen diese Information vorzuenthalten.



    Nicht dass ich Susan oder Vicki von meinem kurzen Abenteuer mit Kevin erzählt hätte, dachte Barbara. Aber warum eigentlich nicht? Ist es mir peinlich? Hab ich Angst vor ihrem Urteil? Oder vor ihrem Mitleid?


    Geht sofort weiter...

    Hey, klasse Fortsetzung mal wieder!
    Ich bin ja direkt neidisch auf Bridget. Einen Whirlpool auf den Balkon und einen süßen Typen als direkter Nachbar. Was will sie mehr? *g*
    An Michelles Stelle würde ich mich ein wenig komisch fühlen, wenn mir jemand Geld leihen würde. Ich würde das abschlagen, hab ja schließlich doch ein wenig Stolz *g*
    Mach weiter so, dann kann nichts mehr schief gehen ;)
    LG
    Nikita


    Sie sah ein weiteres Mal auf die Uhr. Schon nach vier. Um acht musste sie zurück in Cincinnati sein, das hatte sie Kirsten versprochen. Wie lange konnte sie noch warten? „Ich gebe ihr eine Stunde“, sagte sie. Bis dahin musste Rita Piper doch bestimmt zurück sein.



    Es war zehn vor fünf, als das alte Auto in die Einfahrt bog und Rita Piper den Arm voller Einkaufstüten ausstieg.
    „Gott sei Dank.“ Vicki schloss die Augen und riss sie sofort wieder auf, damit die Frau nicht noch einmal verschwand. Okay, nun war sie zu Hause. Zeit für den Beginn der Vorstellung. „Was soll ich machen? Ihr helfen, die Einkäufe ins Haus zu tragen?“ Wäre das nicht gemütlich? Mutter und Tochter wieder vereint beim Bestücken des Kühlschranks? Nein, sie sollte der Frau lieber Zeit lassen, damit sie ins Haus gehen, alles auspacken und zu Atem kommen konnte. „Genau wie ich selbst“, sagte Vicki, öffnete die Wagentür und sog die frische Luft gierig ein.



    Fünf Minuten später klopfte Vicki an die Haustür der Frau. Hi, ich bin Vicki Latimer. Deine Tochter. Erinnerst du dich an mich?
    „Einen Moment, bitte“, kam die Antwort von drinnen. Eine nette Stimme, dachte Vicki und suchte vergeblich, irgendein Echo ihrer eigenen Stimme darin zu erkennen. „Wer ist da?“, fragte die Frau, ohne die Tür zu öffnen.
    „Sind Sie Rita Piper?“, fragte Vicki mit klopfendem Herzen.



    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und neugierige grüne Augen spähten hinaus. „Ja?“
    „Mein Name ist Vicki Latimer, und ich hätte sie gern einen Moment gesprochen.“
    „Sie wollen mir doch nichts verkaufen, oder?“
    Vicki schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie und hätte beinahe gelacht.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“



    Noch bevor sich die Tür ganz geöffnet hatte, begriff Vicki, dass die attraktive, 60-jährige Frau mit den dunkelroten Haaren und den fragenden grünen Augen, die vor ihr stand, nicht ihre Mutter war. „Tut mir Leid“, sagte sie. „Ich habe einen großen Fehler gemacht.“ Und dann brach sie in eine Flut wütender Tränen aus.
    Ohne ein weiteres Wort legte die Frau, die nicht ihre Mutter war, ihre Arme um Vickis bebende Schultern und führte sie ins Haus.


    Würde mich über Kommentare freuen :)
    Liebe Grüße
    Eure Nikita


    PS: Das nächste mal geht's übrigens wieder mit Barbara weiter

    Huhu,
    jetzt geht es wieder weiter. Vielen Dank für eure Kommentare.


    DawnAngel - Yupp, aber ich wäre auch neugierig, wie meine Mutter so ist und würde sie bestimmt auch mal besuchen.
    @Sunnysim - *gg* Sowas soll es geben
    GinnieW - Oha, na Vickis Story ist auch nicht zu verachten. Die hat auch einiges auf Lager *grins*
    @Santine - Nein, das ist es ganz sicher nicht. Aber wie schon gesagt, die Neugierde..
    Sunnivah - Hey, danke für deinen Kommentar. Jaja, Chris ist auch schon so eine Marke. Bald geht's wieder mit ihr los ;)
    Wildkatze - Nicht schlimm :) *knuddel*



    Ein klatschendes Geräusch an der Seitenwand des Wagens weckte sie.
    „Entschuldigung“, sagte eine junge Stimme, und Vicki richtete sich kerzengerade in ihrem Sitz auf. Ein kleiner Junge rannte über die Straße, hob einen roten Ball auf und warf ihn einem anderen Jungen auf der anderen Straßenseite zu.
    Was war los? Wo war sie? Wie spät war es?



    Die Antworten kamen so schnell wie die Fragen. Sie saß in ihrem Auto in Louisville, Kentucky, wartete darauf, ihre Mutter zur Rede zu stellen, und es war fast vier Uhr nachmittags. „Vier Uhr!“ Es konnte doch nicht schon vier Uhr sein. Sie konnte doch nicht drei Stunden geschlafen haben! Das war unmöglich. Sie schlief tagsüber nie. Die Uhr musste defekt sein. Scheiß Jaguar. Irgendetwas war immer kaputt.



    Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr. „Nein, das kann nicht sein. Es kann nicht sein.“ Sie riss den Kopf zu dem weißen Haus herum. „Nein, das glaube ich nicht. Bitte mach, dass das nur ein weiterer verrückter Traum ist.“ Doch schon in dem Moment, in dem sie es sagte, begriff Vicki, dass es kein Traum war, dass das alte Auto nicht mehr in der Auffahrt parkte, dass ihre Mutter weg war.



    „Wohin bist du gefahren? Wohin bist du gefahren?“, kreischte sie und schlug mit den Händen aufs Lenkrad und drückte dabei aus Versehen auf die Hupe, was ihr die unerwünschte Aufmerksamkeit der beiden Jungen einbrachte, die auf der anderen Straßenseite Ball spielten. Als sie ihre fragenden Gesichter sah, winkte sie ab, und sie wandten sich wieder ihrem Spiel zu, obwohl sie weiterhin verstohlene Blicke in ihre Richtung warfen. „Idiot! Wie konntest du einschlafen!“
    Kannst du denn gar nichts richtig machen?, hörte sie ihren Vater sagen.



    „Was jetzt?“, fragte sie sich erneut, diesmal laut. Was machst du jetzt? „Okay, okay“, murmelte sie in ihre Hände für den Fall, dass die Jungen sie beobachteten. „Wo könnte sie hingefahren sein?“ Vielleicht brachte sie nur ihre Freundin nach Hause und würde bald zurück sein. Aber Vicki wusste nicht, wann sie das Haus verlassen hatte. „Vielleicht sind sie zusammen ins Kino gegangen“, stöhnte Vicki. „Oh Gott, ich halte das nicht aus. Wie konntest du nur so dämlich sein? Du hattest sie. Sie war direkt vor deiner Nase.“


    Sofort geht's weiter...

    Nachdem ich lange, lange Zeit nichts von mir hören hab lassen, muss ich mich doch auch mal wieder zu Wort melden. Ich geb zu, ich hab immer noch nicht alles geschafft zu lesen, aber die letzten Teile hab ich wieder aufmerksam verfolgt.
    Du weißt ja gar nicht, wie ich mich auf die Hochzeit von Connor und Kiki freue. Ich kann es gar nicht abwarten, deine tollen Bilder zu bewundern. In denen kann man sowieso abtauchen wie in eine andere Welt ;)
    Jedenfalls hab ich gehofft, dass Nana und Ryan endlich zusammen gekommen sind und ich wurde bitter enttäuscht :( Die beiden sollten endlich mal zu ihren Gefühlen stehen, anstatt sich irgendwelche komischen Typen anzulachen.
    Zoe und Lucas, die beiden sind ja auch zu süß. Ich kann mir gut vorstellen, dass Zoe Zweifel hat, ob sie und Lucas zusammen passen. Aber sie sollte einfach mal das Risiko eingehen und alle wären glücklich *g*
    Ich weiß überhaupt nicht, wie ich zeigen kann, dass diese Story mich einfach bezaubert, fasziniert, fesselt und, und, und.... Du bist im Fotostory-Schreiben einfach unübertrefflich :) Aber genug geschwafelt, ich bleib jetzt hier sitzen und warte auf die nächste Fortsetzung von dir :fire
    Ganz liebe Grüße
    Nikita


    Vicki blickte auf die Uhr. Fast eins. Bill Pickering hatte ihr berichtet, dass die Frau, die sich Rita Piper nannte, jeden Sonntagmorgen ehrenamtlich im Krankenhaus arbeitete und in der Regel gegen eins nach Hause kam. Natürlich hätte Vicki auch noch einkaufen oder eine Kleinigkeit essen gehen können. Ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie hätte bei McDonald’s Halt machen und einen Big Mac und einen Erdbeermilchshake zu sich nehmen sollen. Vielleicht noch eine Portion Pommes frites dazu.



    Sofort erfüllten durchaus reale Essensdüfte den Wagen. „Vielleicht habe ich noch Zeit, mir eine Kleinigkeit zu holen“, sagte Vicki und wollte den Wagen gerade anlassen, als sie ein altes Auto um die Ecke biegen und in die Einfahrt des kleinen weißen Hauses fahren sah. „Oh Gott“, sagte Vicki mit angehaltenem Atem und beobachtete, wie das Auto hielt und die Fahrerin ausstieg.



    „Mutter…“, flüsterte Vicki und spähte durch die Windschutzscheibe des Jaguar auf die kleine Frau mit dem rötlichen Haar, die lachend ausstieg und die Wagentür schloss. Warum lachte sie?
    Dann ging die Beifahrertür auf und eine weitere Frau stieg aus. Sie war breiter und in jeder Beziehung größer als Rita Piper. Sie lachte ebenfalls. Offenbar hatte irgendwer etwas Komisches gesagt, vielleicht einen Witz erzählt. Was für einen Humor hatte ihre Mutter?



    Vicki wusste es nicht. Nachdem sie sie verlassen hatte, hatte ihr Vater sich geweigert, über sie zu sprechen, und alle Fotos von ihr zerstört bis auf das eine, das in Vickis Zimmer auf der Kommode stand, ein Porträt von Mutter und Tochter, das er wahrscheinlich vergessen hatte und das Vicki später, als sie die Gefahr spürte, unter ihrer Matratze versteckt hatte.



    Vicki griff in ihre Handtasche, zog das kleine Foto heraus, das sie hinter ihrem Führerschein in der Brieftasche aufbewahrte, und starrte auf das Bild einer schönen, jungen Frau, die bei der Geburt ihrer Tochter erst zwanzig gewesen war. Ihr rotes Haar fiel auf die seidige Wange des Babys, und in ihren leuchtenden grünen Augen lag zu gleichen Teilen Freude und Traurigkeit.
    „Ich habe die Augen meines Vaters“, stellte Vicki fest und strich sich eine Strähne ihres roten Haares, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, hinters Ohr. „Schwein gehabt“, sagte sie und beobachtete, wie die beiden Frauen das Haus betraten und die Tür hinter sich schlossen.
    Was jetzt?



    Sie konnte nicht einfach anklopfen und ihr Geburtsrecht geltend machen, während ihre Mutter Gesellschaft hatte. Sie musste warten, bis die Besucherin gegangen war. Vicki lehnte sich in ihren schwarzen Ledersitz zurück und fragte sich, wie lange das dauern würde. Sie schaltete den Motor wieder ab, schloss die Augen, versuchte nagende Hungergefühle zu ignorieren und döste rasch ein.


    So, das war's wieder ;)
    Freu mich auf eure Kommentare
    Liebste Grüße
    Eure Nikita

    Huhu,
    vielen vielen lieben Dank an alle Leser und ganz besonders an Sunnysim, geckonia, Ballack_Girl, DawnAngel, Smeagol, ina, Simplayer_w und miri *euch allen einen fetten Knutscher aufdrück* ;-)
    Nach einer etwas längeren Pause geht es heute weiter:



    Die Fahrt zu dem kleinen Haus in Louisville dauerte eine Stunde. Vicki kurvte mehrmals um den Block, während sie überlegte, wie sie die Frau, die ihre Mutter sein könnte, am besten ansprach. Wahrscheinlich hätte sie vorher anrufen und ihr Zeit geben sollen, sich auf die Begegnung vorzubereiten.



    Ihr Zeit lassen, ihre Taschen zu packen und zu fliehen, dachte Vicki, weshalb sie sich auch entschieden hatte, es nicht zu tun. Ihre Mutter war sehr gut darin, ihre Sachen zu packen und die Stadt zu verlassen. Sie würde ihr keine weitere Gelegenheit bieten.



    Nein, es war besser, sie zu überraschen, sie direkt zur Rede zu stellen, obwohl Vicki sich nicht sicher war, was genau sie eigentlich sagen wollte. Seit Bill Pickering sie vor einigen Tagen im Büro angerufen und berichtet hatte, dass er eine Frau namens Rita Piper aufgetrieben hätte, auf die die Beschreibung ihrer Mutter passte, probierte sie im Kopf verschiedene Reden aus. Diese Rite Piper lebte auch nicht vor der spanischen Küste, verkroch sich nicht in einer einsamen Hütte in Wyoming oder war nach Kanada geflohen.



    Sie wohnte gleich nebenan in Louisville, Kentucky, keinen Steinwurf entfernt von der Tochter, die sie vor sechsunddreißig Jahren verlassen hatte. Nahe genug, um ein Auge auf sie zu haben, ihre Karriere in der Zeitung zu verfolgen, über sie auf dem Laufenden zu bleiben. Nahe genug, dass ihre Tochter sie finden konnte, falls sie nach ihr suchen sollte.



    „Hi, Mom. Erinnerst du dich an mich?“, sagte Vicki laut und hielt einen halben Block weit entfernt am Straßenrand. Sie konnte schließlich schlecht direkt vor dem Haus parken. Glänzende, neue rote Jaguars waren nicht gerade die unauffälligsten Fahrzeuge. Sie wollte ihre Mutter nicht alarmieren, sie nicht merken lassen, dass das Haus beobachtet wurde, damit die Frau nicht doch noch durch die Hintertür verschwinden konnte.



    Vicki schaltete den Motor ab, atmete schwer und beobachtete, wie das kleine Rechteck der Windschutzscheibe beschlug. „Wahrscheinlich erinnerst du dich gar nicht mehr an mich“, setzte sie wieder an und brach erneut ab. „Verzeihung, sind Sie meine Mutter?“, fragte sie und verdrehte die Augen. Klar. Super. Genau das Richtige.



    „Was soll ich sagen?“, fragte Vicki das adrette weiße Haus, das nicht anders aussah als die anderen Häuser in dieser erkennbar bescheidenen Wohngegend. Warum hast du nicht versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen? Du musst doch wissen, wer ich bin, wen ich geheiratet und was ich geleistet habe. Es gibt keinen Grund, warum du so bescheiden leben musst. Du könntest im Luxus leben. Jeremy ist ein großzügiger Mann. Er würde alles tun, um mich glücklich zu machen. „Und über ihn musst du dir keine Sorgen mehr machen“, sagte Vicki, weil sie wusste und immer gewusst hatte, dass das abrupte Verschwinden ihrer Mutter die Schuld ihres Vaters gewesen war.
    Kein Wunder, dass ihre Mutter gegangen war.


    Noch ein Teil...

    Hui, seh jetzt erst, dass du eine neue Story angefangen hast *freu*
    Und der Anfang ist schon ziemlich gut geworden :) Lese auf jeden Fall weiter und schau hier öfters rein.
    Ich freu mich auf den nächsten Teil,
    LG
    Nikita


    Nur warum hat sie auch ihre Tochter verlassen?, fragte Vicki sich stumm. Warum hat sie mich nicht mitgenommen?
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum ich das mache“, sagte Vicki, warf die Hände in die Luft und hörte sie wieder auf ihre Schenkel klatschen. „Ich meine, sie hat sich nicht direkt ein Bein ausgerissen, um den Kontakt zu halten. Es ist schließlich nicht so, als ob sie nicht wüsste, wo sie mich finden kann.“



    „Ich weiß also auch nicht genau, was der Sinn dieser kleinen Übung ist, aber, hey, es ist ein schöner Herbstnachmittag und ich habe Lust auf eine Spazierfahrt.“
    „Es ist ein schöner Nachmittag“, stimmte ihr Vater ihr zu.



    Vicki sah auf die Uhr. „Es wird spät. Ich sollte jetzt wirklich los. Ich muss rechtzeitig zu Kirstens letzter Vorstellung zurück sein. Die darf ich nicht verpassen. Ich hab dir erzählt, dass sie die Hauptrolle in Oliver! bekommen hat, oder?“



    Vicki sprang auf. Nun war sie schon diejenige, die Probleme mit dem Gedächtnis hatte. Sie musste hier raus, bevor die Schwestern sie für eine Heimbewohnerin hielten. Sie beugte sich vor, und ihre Lippen schwebten über der trockenen Stirn ihres Vaters. Sie küsste in die Luft, tätschelte seine Schulter und spürte, wie er ihre Hand abschüttelte. Sogar jetzt noch, dachte sie. „Ich schau bald wieder vorbei und erzähle dir, wie es mir geht.“



    „Ja“, sagte ihr Vater, als würde er eine Frage beantworten.
    Vicki blieb noch einen Moment in der Tür stehen, beobachtete, wie ihr Vater an die Wand starrte, und fühlte sich von Jahren der Gleichgültigkeit aus dem Zimmer gedrängt. „Auf Wiedersehen, Daddy“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich.


    Das war's wieder für heute. Tut mir Leid, dass ich die Fotos nicht besser hinbekommen habe. Hab aber keine Möglichkeit gefunden dieses blöde zzZZzzz wegzubekommen :( Hoffe, es stört nicht allzu sehr.
    Liebste Grüße
    Eure Nikita


    Auf keinen Fall, entschied Vicki, aber woher sollte sie das wissen? Sie hätte auch Kirstens erste Periode nicht mitbekommen, wenn die Haushälterin sich nicht über die Binden beschwert hätte, die die Toilette verstopften.



    Kirsten war diesbezüglich eher zurückhaltend und vertraute sich ihrer Mutter nur selten an, womit Vicki keine Probleme hatte. Wenn sie etwas wissen will, weiß sie, wie sie mich erreichen kann, sagte sie sich. Zumindest weiß sie, wo ihre Mutter ist, was mehr ist, als ich von meiner Mutter behaupten könnte.



    „Sie spielt die Hauptrolle in der Theateraufführung ihrer Schule“, sagte Vicki laut, als sie ihres inneren Monologs überdrüssig wurde. „Die Nancy in Oliver! Erinnerst du dich an das Musical Oliver!?“ „Oliver, Oliver“, sang sie leise, und ihr Vater wippte zu dem langsamen Rhythmus mit dem Kopf. „Nun, sie hat zum Glück eine bessere Stimme als ich, obwohl ich gestehen muss, dass ich die Vorstellung eines dreizehnjährigen Mädchens, das singt: ‚So lange Bill mich will’, irgendwie erschreckend finde. Ich schaue es mir jedenfalls heute Abend an. Es ist die letzte Vorstellung. Zur Premiere habe ich es nicht geschafft. Sie war am Mittwoch, und ich musste lange arbeiten, deshalb…“ Vicki brach ab, als sie sah, dass die Augen ihres Vaters langsam zufielen. „Daddy? Daddy, schläfst du?“



    „Du bist sehr beschäftigt“, sagte er fast so, als hätte er zugehört.
    „Wie dem auch sei“, fuhr Vicki fort, „wir gehen alle zusammen. Jeremy und Josh. Der ist in der Schule bis jetzt noch keine große Leuchte, aber das kann ja noch werden, wer weiß. Es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Meine Freundin Susan mit ihrem Mann und Barbara und die Kinder kommen auch mit. Nur Chris nicht“, sagte Vicki mit sinkender Stimme. „Seit sie aus der Grand Avenue weggezogen sind, hat niemand je wieder etwas von Chris gesehen oder gehört. Als ob sie sich in Luft aufgelöst hätte.“



    Wie eine andere Person, die wir kennen, dachte Vicki.
    „Ich werde sie besuchen“, sagte sie plötzlich.
    „Was? Du musst lauter sprechen“, verlangte ihr Vater, während Vickis Tränen, die ihr schon eine Weile in den Augen standen, überzufließen drohten. Hast du mich gehört? Ich sagte, du sollst lauter sprechen. Meinst du, ich lasse dich mit diesen Noten auf den Ball gehen?



    Vicki wartete, bis sie ihre Tränen wieder unter Kontrolle hatte, bevor sie sprach. „Ich sagte, ich werde sie besuchen.“
    „Oh“, meinte ihr Vater, ohne weitere Ausführungen zu erwarten. Kein Interesse an Erklärungen.
    „Mutter“, sagte Vicki und spürte das Gewicht des Wortes auf ihrer Zunge.
    „Du bist sehr beschäftigt.“



    „In Louisville.“ Vicki sprach jetzt nur noch für sich selber weiter. „Ich glaube zumindest, dass sie es ist. Sicher kann ich mir natürlich erst sein, wenn ich sie sehe und mit ihr spreche. Ich habe sie schon seit einiger Zeit von Detektiven suchen lassen. Immer mal wieder. Vor ein paar Jahren glaubte man, sie auf einer Insel vor der Küste von Spanien entdeckt zu haben, aber sie war es nicht. Sie war zwar eine Amerikanerin, auf die die allgemeine Beschreibung und alles passte, aber sobald ich die Bilder gesehen habe, wusste ich, dass sie es nicht war.“



    „Die Frau in Spanien war viel zu groß. Aber diese Frau aus Louisville klingt so, als könnte sie es sein. Sie hat die richtige Größe und das richtige Alter und nennt sich Rita Piper, was ja Mutters Mädchenname ist. Hört sich an, als könne sie es tatsächlich sein. Und auf den Fotos, die der Detektiv mir geschickt hat, sieht sie so aus, wie sie heute aussehen könnte. Es fällt mir natürlich schwer, mich zu erinnern, weil ich noch so klein war, als sie uns verlassen hat, aber –„ Vicki hielt abrupt inne. „Das ist dir doch eigentlich gleichgültig, oder?“, fragte sie. „Es ist dir vollkommen gleichgültig. Deswegen hat sie dich verlassen, stimmt’s?“


    Noch ein Teil...


    Vicki beugte sich vor, strich die wenigen weißen Haare glatt, die sich auf dem kahlen Kopf ihres Vaters aufrichteten, und zupfte den Kragen seines Schlafanzugs zurecht. „Im vergangenen Jahr bin ich in die Geschäftsleitung berufen worden. Ich weiß nicht, ob ich dir das schon erzählt habe.“
    „Du warst sehr beschäftigt.“



    „Na ja, du weißt ja, wie verrückt es in einer großen Kanzlei zugehen kann. Aber es war gut. Ich habe ein wichtiges Teilurteil im McCarthy-Fall gewonnen. Vielleicht hast du davon in der Zeitung gelesen. Es war auf der Titelseite.“ Sie hielt inne. Was plapperte sie da? Ihr Vater hatte garantiert keine Ahnung, wovon sie redete. Sie bezweifelte, dass er in den letzten Jahren auch nur einen Blick in die Zeitung geworfen hatte.



    „Das ist sehr gut“, sagte ihr Vater. „Gut für dich.“
    Ja, gut für mich, dachte Vicki, ließ sich auf einen Stuhl fallen, den sie sich ans Bett gezogen hatte, und lächelte still über die feine Ironie. „Gut für dich“, war wahrscheinlich das Netteste, was ihr Vater je zu ihr gesagt hatte, und er hatte keine Ahnung, dass er es sagte. Sie hätte beinahe laut gelacht, während sie an ihrem Vater vorbei aus dem Fenster schaute. „Es ist für die Jahreszeit ziemlich warm“, sagte sie.



    „Ja“, stimmte ihr Vater ihr zu.
    „Du solltest sie bitten, mit dir draußen spazieren zu gehen.“
    „Draußen spazieren gehen. Ja, es ist ziemlich warm für die Jahreszeit.“
    Trotz der für die Jahreszeit zu warmen Temperaturen und dem überheizten Zimmer fröstelte Vicki. „Na, dann soll ich dir wohl mal erzählen, was es Neues gibt“, sagte sie mit falscher Fröhlichkeit.



    Ihr Vater lächelte sein knappes Lächeln, dasselbe knappe Lächeln, mit dem er sie verspottet hatte, als sie den Buchstabierwettbewerb in der fünften Klasse verloren hatte, mit ihrem Rhetorikteam in der High-School nur Zweite geworden war und ihre Englischklausur an der Uni nur mit Zwei plus bestanden hatte. Nichts, was sie getan hatte, war je gut genug gewesen. Oder, Daddy?, dachte Vicki jetzt und wünschte, sie könnte dieses schreckliche Grinsen von seinem Gesicht wischen. Nichts, was irgendwer getan hatte, war gut genug gewesen.
    War ihre Mutter deshalb gegangen?



    „Deinen Enkeln geht es sehr gut“, sagte Vicki laut, um ihre unangenehmen Gedanken zu übertönen. „Kirsten wächst wie Unkraut. Sie ist mittlerweile dreizehn und fast einen ganzen Kopf größer als ich. Warte, ich habe ein Foto.“ Sie suchte ihre Brieftasche in der großen Tasche, zog einen leicht zerknitterten Schnappschuss von Kirsten heraus und hielt ihrem Vater das Bild hin.



    „Also, das Bild ist ehrlich gesagt schon ein paar Jahre alt. Verdammt, ich dachte, ich hätte ein Neueres.“ Sie war sich ziemlich sicher, dass Kirsten ihr die letzte Aufnahme des Schulfotografen für ihre Brieftasche gegeben hatte. Wo war die bloß abgeblieben? „Man sieht jedenfalls, wie hübsch sie ist. Seit das Foto gemacht wurde, ist ihr Gesicht sehr viel schmaler geworden und ihr Haar länger. Sie will es bis zur Hüfte wachsen lassen. Außerdem ist sie sehr gut in der Schule. Im vergangenen Jahr war sie Klassenbeste. Du wärst stolz auf sie.“



    Wäre er das? Vicki bezweifelte es. Eine Zwei plus, hörte sie ihn höhnen. Das ist ja wohl kaum eine Note, auf die man stolz sein kann.
    „Einen Freund hat sie noch nicht. Na ja, sie ist ja auch noch so jung.“ Vicki ließ sich in ihren Stuhl zurücksinken und kämpfte gegen die unvermutet aufsteigenden Tränen an. Sie war gerade vierzehn gewesen, als sie ihre Unschuld verloren hatte. War es möglich, dass Kirsten ähnlich weit war? Dass sie mit Jungen schlief?


    Geht immer noch weiter

    Huhu,
    erstmal zu eurer Frage mit der Dusche: Ich sag nur, schön, dass es den move_objects on Cheat gibt ;o)
    @Busted - Hab ich manchmal die selben Bilder genommen? Kann eigentlich gar nicht sein, versuche immer aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven zu fotografieren. Manchmal kann es natürlich sein, dass sich die einzelnen Bilder ähneln, aber die selben sind es bestimmt nicht, außer ich hab unbewusst einen Fehler beim Reinstellen der Bilder gemacht ;-) Aber schön, dass dir die Geschichte trotzdem gefällt
    DawnAngel - 100 Punkte ;-)
    Noch ein dickes Dankeschön an Ballack_Girl, ina, Sunnysim, Simplayer_w und Smeagol
    Heute erfahrt ihr sogar ein klitzekleines bisschen über Chris *g*



    „Ich bin so froh, dass Sie es einrichten konnten, Mrs. Latimer“, sagte die Altenpflegerin. „Er hat neulich nach Ihnen gefragt.“
    Vicki folgte der Schwester den Korridor des Pflegeheims hinunter und versuchte, die Luft anzuhalten, um den schweren, stickigen Mief nicht einzuatmen. In dem Gebäude lag über allem ein Hauch von Verfall und Verzweiflung. Egal, wie hell die Wände gestrichen, wie gründlich die Böden geschrubbt und wie oft die Räume desinfiziert wurden, der Gestank blieb – der traurige Geruch der Ausrangierten, die zum Sterben zu lange brauchten.



    „Er hat nach mir gefragt? Was hat er gesagt?“
    „Er hat gefragt, warum seine Tochter ihn so lange nicht mehr besucht hat.“
    Vicki ignorierte den unverhohlenen Tadel und schwieg. Welchen Sinn hatte es auch? Und was sollte sie sagen? Die Schwester hatte Recht. Sie war seit Monaten nicht hier gewesen, hatte seit Monaten nicht mehr verzweifelt in den leeren Augen ihres Vaters nach einem Zeichen des Wiedererkennens gesucht, seit Monaten nicht neben seinem Bett gestanden und gehofft, dass er ihren Namen murmeln würde. „Wie geht es ihm?“



    „Heute scheint es ihm ein bisschen besser zu gehen. Er hat sein ganzes Frühstück aufgegessen und einen kleinen Spaziergang im Flur gemacht.“
    „Hat er wirklich nach mir gefragt?“ Vor der Tür zum Zimmer ihres Vaters blieb Vicki stehen.
    „Nun, nicht direkt“, gab die Schwester zu. „Aber er hat mich auf diese besondere Art angesehen – diesen niedlichen Blick, den er manchmal hat, wissen Sie -, und ich wusste, dass er an Sie gedacht hat.“



    „Danke“, erwiderte Vicki und dachte, dass ihr zur Beschreibung ihres Vaters das Wort niedlich nie in den Sinn gekommen wäre.
    „Ich bin gleich am Ende des Flures, wenn Sie mich brauchen.“
    Vicki blickte auf den blank geschrubbten Boden, atmete tief ein und öffnete die Tür zum Zimmer ihres Vaters.



    Der Mann in dem Bett hatte eine Gesichtsfarbe wie gelblicher Kalk. „Bald passt du genau zu den Wänden, Daddy“, sagte Vicki und bewegte sich zögernd auf das Bett zu, während sie die zerbrechliche Gestalt des Mannes ansah, der nur fünf Jahre älter war als ihr Mann.



    Er starrte sie aus seinen wässrigen hellbraunen Augen an, die einen Ton heller waren als ihre eigenen, und lächelte dasselbe angespannte Lächeln, an das Vicki sich aus ihrer Kindheit erinnerte, obwohl sie sofort erkannte, dass er keine Ahnung hatte, wer sie war. Seit mindestens einem Jahr hatte er praktisch gar keine Erinnerung mehr.



    „Und wie behandeln sie dich hier, Daddy?“
    „Gut“, kam die prompte Antwort. „Sehr gut.“
    „Tut mir Leid, dass ich dich so lange nicht besucht habe.“
    „Du warst beschäftigt“, sagte er, als verstünde er.
    „Ja, genau. Weißt du noch, was ich mache, Daddy?“
    „Du warst sehr, sehr beschäftigt“, wiederholte ihr Vater und starrte auf das Gemälde an der Wand gegenüber.



    „Ich bin Anwältin, Daddy. Genau wie du. Bei Peterson, Manning und Carlysle an der Mercer Street. An die erinnerst du dich doch, oder?“
    „Natürlich“, sagte er, und sein Kopf wippte auf seinem dünnen Hals auf und ab. Dabei ragte sein Adamsapfel so steil hervor, dass er aussah wie ein Kind, dem ein verschluckter Bauklotz im Hals stecken geblieben war.


    Geht sofort weiter...

    Hey du,
    sag mal, hast du eigentlich schon mal über eine Karriere als Kurzgeschichten-Autorin nachgedacht? :augdrück Das wär doch das Richtige für dich so toll wie du schreibst.
    Deine Geschichte war immer so richtig schön erfrischend ;)
    Aber dass Lola den Mut aufgebracht hat um Stefan anzuzeigen - beeindruckend *g* Tjaja, irgendwann kommt halt doch die ganze Wahrheit ans Licht.
    Ich freu mich auf jeden Fall auf deine nächste Story und warte bis dahin sehnsüchtig.
    Liebe Grüße
    Nikita


    Vierzig zu sein war nicht so schrecklich. Noch immer drehten sich die Männer nach ihr um. Außerdem wusste sie, dass ihr eigener Mann sie nach wie vor sexy und begehrenswert fand, und beschloss, nicht gegen das angenehme Kribbeln anzukämpfen, das sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete, sondern das spontane Zwischenspiel zu genießen, auch wenn es ihren Zeitplan durcheinander brachte.



    „Hast du einen anstrengenden Tag vor dir?“, fragte Jeremy später beim Frühstück.
    „Ich habe einiges zu erledigen.“ Vicki war schon aufgestanden und verabschiedete sich mit einem Kuss von ihrem Mann.



    „Wohin gehst du?“, fragte Kirsten, die in diesem Moment die Küche betrat und ihren Bruder hinter sich her zog.
    „Zur Arbeit.“ Vicki warf ihren Kindern eine Kusshand zu und ging forsch zur Tür.



    „Heute ist Sonntag“, erinnerte Kirsten sie.
    „Ich bin irgendwann später zurück.“
    „Die Vorstellung fängt um acht an.“
    „Da bin ich auf jeden Fall längst wieder hier. Keine Sorge. Hals- und Beinbruch.“



    Erst als Vicki im Wagen saß und schon auf halbem Weg nach Cincinnati war, ließ sie ihre Gedanken zu dem vor ihr liegenden Tag zurückkehren. Sie sah auf die Uhr. Erst zehn. Sie hatte jede Menge Zeit. Keine Sorgen, machte sie sich selbst Mut, du tust das Richtige.


    Ich freu mich auf eure Kommentare!
    Wünsch euch noch einen schönen Abend,
    eure Nikita :kiss

    Hallihallo,
    heute mach ich mal wieder weiter. Zuerst noch Danke an Simplayer_w, Santine, Thiara, DawnAngel und Ballack_Girl!!
    Und wie schon angekündigt geht's heute weiter mit Vicki



    Vicki erwachte aus einem Traum, in dem sie verzweifelt versuchte, sich aus einer tiefen, dunklen Grube zu befreien. Sie krallte sich an die Wand ihres Gefängnisses, und kleine Erdklumpen brachen ab und blieben unter ihren Nägeln hängen.
    „Aua!“



    Sie öffnete die Augen und sah ihren Mann, der neben ihr im Bett saß und einen üblen Kratzer an seinem Arm begutachtete.
    „Ich fürchte, du musst dir die Nägel schneiden, Darling“, sagte Jeremy Latimer lächelnd.



    „Oh Gott, das tut mir Leid. Ich kann nicht glauben, dass ich dir das angetan habe. Mein armes Baby.“ Vicki nahm den Arm ihres Mannes und leckte die dünne Blutspur auf seiner Haut ab.
    „Wenn schon, hättest du mir das ein bisschen weiter unten antun können,“ sagte Jeremy mit einem verschmitzten Lächeln, das sich über seine blassen Wangen breitete.



    Vicki lachte, sprang aus dem Bett und tat so, als hätte sie die Einladung im Blick ihres Gatten nicht gesehen. Wurde der Mann denn nie müde? Er war schließlich fünfundsechzig, Herrgott noch mal. Sollte er es nicht langsam ein bisschen ruhiger angehen lassen?



    Sie ging ins Bad, stieg unter die Dusche und verschwand unter Sturzbächen heißen Wassers. Für den Luxus eines Morgenquickies hatte sie weiß Gott zu viel um die Ohren. Um eins musste sie in Louisville sein, und vorher hatte sie noch etwas zu erledigen, das sie schon seit Wochen vor sich her schob.



    Vicki hörte, wie die Badezimmertür geöffnet wurde, sah einen Schatten auf sich zu kommen und spürte den kalten Luftzug, als die Tür der Duschkabine aufgeschoben wurde und ihr Mann eintrat.
    „Ich dachte, du könntest vielleicht ein bisschen Hilfe brauchen.“ Jeremy nahm ihr die Seife ab und drehte sie um. „Bei den schwierigen Stellen, weißt du.“



    Mit seinen kräftigen Händen massierte er ihren Nacken, bevor er sie an ihrer Wirbelsäule hinunter auf ihren knochigen Hintern gleiten ließ. Es spielte offenbar keine Rolle, ob sie sechzehn oder sechzig Jahre waren – sie waren alle gleich. Nun, vielleicht nicht vollkommen gleich, dachte sie, als ihr der 16-jährige Junge einfiel, der ihr erster Liebhaber gewesen war, und schwelgte in der Erinnerung an seinen schlanken, festen Körper, während die Finger ihres Mannes zwischen ihre Beine tasteten.



    Aber ein fester Körper war nicht alles. Man musste sich nur meinen eigenen anschauen, dachte Vicki und ließ es dann lieber. Er veränderte sich täglich, und nicht zu seinem Vorteil, trotz ihres persönlichen Fitnesstrainers, der zweimal pro Woche ins Haus kam. Kevin sagte ihr, dass sie toll aussah, aber dafür wurde er ja unter anderem bezahlt. Er sollte ihr Selbstwertgefühl heben, und wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich auch durchaus wohl in ihrer Haut.


    Noch ein kleiner Teil...


    Wer wusste, was passieren würde, wenn das noch ein paar Wochen so weiterging? Vielleicht würde Pam auch bald einen Termin bei Dr. Steeves machen.
    Aber was, wenn Ron und Pam sie im Verdacht hatten, der anonyme Anrufer zu sein?, dachte sie mit plötzlicher Panik. Wieso sollten sie, entschied sie und begann wieder in der Küche auf und ab zu laufen.



    Es war unmöglich, den Anruf zu ihr zurückzuverfolgen, und die beiden hatten keinen Grund, sie zu verdächtigen. Sie hatte nichts getan, was sie hätte alarmieren können. Leute bekamen ständig belästigende Anrufe. Sie war vollkommen sicher. Niemand hatte eine Ahnung. Auch wenn sie es in einer Woche wieder tat, würde niemand einen Verdacht gegen sie hegen. Oder morgen Nacht. Oder gleich jetzt…



    Barbara ging zum Telefon, wartete volle fünf Minuten, bis ihr Herz aufgehört hatte zu pochen und ihre müden Phantasien sich im Nichts aufgelöst hatten. Dann wählte sie erneut Rons Nummer und lauschte begierig dem Klingeln.
    „Hallo“, bellte Rons wütende Stimme in den Hörer. „Hallo? Hallo?“



    Mit einem zufriedenen Grinsen ließ Barbara den Hörer auf die Gabel fallen. Warum sollte sie die Einzige sein, die die ganze Nacht wach blieb?



    Sie ging die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer, zog sich aus, krabbelte ins Bett und war, noch bevor ihr Kopf auf das Kissen gesunken war, fest eingeschlafen.


    Sodale, das war's wieder für heute. Na, was haltet ihr von Barbaras Aktion? *grins*
    Beim nächsten Mal geht's dann wieder weiter mit Vicki
    Eure Nikita