Zwei Wochen später am Samstag saßen die Burwoods zusammen am Frühstückstisch. Marietta schien es inzwischen wieder ein bisschen besser zu gehen. Anne hatte sich die ganze Zeit besonders liebevoll um ihre Jüngste gekümmert. Auch sie war schockiert gewesen, als sie von den Ereignissen unterrichtet worden war.
"Ich würde euch gerne um etwas bitten", fing Anne an und die Mädchen sahen sie neugierig an. "Tante Jane rief mich gestern an. Sie hat mir angeboten, für eine Woche in ihr Sommerhaus nach Wales zu fahren, um mich ein wenig vom Stress der vergangenen Monate zu erholen."
"Ist das das Häuschen in dem wir früher mal Ferien gemacht haben?" fragte Elaine und Anne nickte.
"Da hast du aber wirklich vollkommen deine Ruhe", lachte sie.
Das Häuschen lag sehr abgeschieden in einem kleinen Küstenort auf der Gower-Halbinsel und verfügte nicht einmal über einen Telefonanschluss.
"Ja", bestätigte Anne. "Da kann ich mal so richtig abschalten von aller Aufregung. Ihr kommt doch solange allein zurecht, oder?"
"Aber natürlich, Mum", sagte Marietta. "Keine Sorge. Fahr du nur."
Am Abend verabschiedete sich Anne von ihren Mädchen.
"Und denkt daran, alle Fenster zuzumachen, bevor ihr aus dem Haus geht..." erinnerte Anne.
"Ja, ja, Mum", sagte Marietta. "Wir kriegen das schon hin. Mach dir keine Sorgen."
"Tante Jane sagte, dass sie keinen Handyempfang hat. Die Gegend um das Sommerhaus ist ein totales Funkloch. Aber es gibt eine Telefonzelle im Ort, von dort rufe ich euch jeden zweiten Tag an und höre nach, ob alles in Ordnung ist."
"Okay, Mum", sagte Elaine und drückte ihre Mutter zum Abschied. Draußen war bereits das Taxi vorgefahren.
"Gute Fahrt, Mum!" riefen die Mädchen.
Am Sonntag saßen Elaine und Marietta zusammen im Esszimmer. Marietta blätterte in einer Zeitschrift, während Elaine an einer Tasse Tee nippte.
"Irgendetwas Interessantes?" fragte Elaine und deutete auf die Zeitschrift.
"Nur der übliche Klatsch und Tratsch", sagte Marietta. "Wusstest du, dass Jennifer Lopez sich tatsächlich ihren Hintern bei Lloyds hat versichern lassen? Oh...und Angelina Jolie und Brad Pitt wollen noch mehr Kinder...." sie lachte und blätterte weiter. Plötzlich wich das Lächeln aus ihrem Gesicht.
Marietta wurde bleich und ließ erschrocken die Zeitschrift fallen. Elaine schaute verwundert zu ihrer Schwester auf.
"Was ist denn los, Marietta?" fragte sie besorgt.
"Ich...ich..." stammelte Marietta, doch weiter kam sie nicht.
Sie schluchzte laut auf, drehte sich um und lief aus der Tür. Elaine hörte ihre Schritte die Treppe hochhasten und ihre Tür geräuschvoll ins Schloss fallen.
Was um alles in der Welt hatte Marietta nur so aus der Fassung gebracht? Ob es etwas mit der Zeitschrift zu tun hatte? Elaine nahm sie vom Tisch und blätterte darin herum, bis sie gefunden hatte, was Marietta so verstört hatte.