Beiträge von Keksi.

    So... es geht wieder weiter. Aber zuerst einmal die Kommis:


    @ anny: Ja, das wäre ein echter Schock, wenn Grace wirklich weg gewesen wäre. Und ob der Kerl ihr Bruder ist oder nicht, wird sich noch zeigen. ^^
    @ cindy: Naja... Terry hat ihr das einfach aufgetragen auf Grace aufzupassen. Die Frau hat nicht zugestimmt... Aber trotzdem hätte sie warten können, das stimmt.
    @ Simsholic192: Hehe, danke für den lieben Kommentar. Ich freu mich immer über neue Leser und Lesserinnen.
    @ nichthund: Ja, war eine ziemliche Enttäuschung für Cynthia. Aber das ist ihr ja schon öfters passiert... kann man nichts machen ^^
    @ "Meine" Wawa (xD): ZKs sind rum und Keksy macht wie versprochen weiter.
    @ kuroi-neko: Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn dir meine Fotostory gefällt. Danke für das Lob.
    @ dimdidim: Ja, es gibt sehr viele Geheimnisse die noch aufgedeckt werden müssen. Aber das dauert noch ein Weilchen.



    Weiter gehts mit Kapitel 11. Heute wird es nochmal etwas spannender. Ich freu mich auf eure Kommentare.


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    ~ Kapitel 11 ~



    „[FONT=Times New Roman, serif]Wir sollten und wenigstens anhören, was sie zu sagen hat“, meinte Cynthia.[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Es war am selben Abend; ich saß am Küchentisch und korrigierte Klassenarbeiten. Seit dem Telefonat mit der Deadline-Redakteurin kreisten Cynthias Gedanken ausschließlich um die Hellseherin. Meine Begeisterung hielt sich nach wie vor in Grenzen.[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Während des Abendessens war ich eher ruhig und Grace war unmittelbar danach in ihr Zimmer gegangen um Hausaufgaben zu machen. Als Cynthia die Spülmaschine einräumte, meinte sie: „Terry, wir müssen darüber reden.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Was gibt’s da groß zu reden?“, sagte ich. „Na schön, eine Hellseherin hat beim Sender angerufen. Und das ist ja wohl kaum besser als der Anruf von diesem Verrückten, der behauptet hat, deine Familie sei durch einen Riss in der Zeit gefallen. Am Ende malt dir diese Tante noch aus, wie deine Eltern jetzt auf einem Dinosaurier durch die Gegend reiten.[/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia drehte sich ganz zu mir um. „Wie kannst du nur so gehässig sein?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich sah von dem grauenhaften Aufsatz auf, der vor mir lag. „Was?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Wie kannst du nur so hämisch daherreden?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Tu ich doch gar nicht.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif] „Und ob. Du bist immer noch sauer auf mich. Wegen der Sache im Einkaufszentrum heute.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif] Ich schwieg. Da war etwas dran. Auf dem Nachhauseweg hatten wir kein einziges Wort miteinander geredet, obwohl ich ihr liebend gern ein paar unschöne Wahrheiten aufgetischt hätte.[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Dass ich die Nase allmählich voll hatte. Dass das Leben weiterging. Dass sie sich der Tatsache stellen musste, dass ihre Familie auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist und nicht mehr auftauchen wird, nur weil sich der Tag ihres Verschwinden zum fünfundzwanzigsten Mal jährte. Keine Frage, sie hatte einen furchtbaren Verlust erlebt, doch inzwischen hatte sie eine andere, neue Familie, der sie es schuldig war, im Hier und Jetzt zu leben, statt ihren verschollenen Verwandten bis in alle Ewigkeit hinterherzutrauern. [/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Aber ich hatte nichts gesagt. Ich brachte es einfach nicht über mich. Trotzdem fühlte ich mich außerstande, sie zu trösten. Ich war genervt. Der Anruf dieser Hellseherin bei der Deadline-Redaktion hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.[/FONT]


    „[FONT=Times New Roman, serif]Nein, ich bin nicht sauer“, sagte ich.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich kenne dich genau“, sagte Cynthia. „Klar bist du sauer. Es tut mir Leid, was passiert ist. Ich kann mich nur bei dir und Grace entschuldigen und am liebsten würde ich obendrein den armen Mann um Entschuldigung bitten. Aber was soll ich machen? Ich bin bereits alle vierzehn Tage bei Dr. Kinzler. Soll ich wöchentlich gehen? Oder mir irgendwelche Medikamente verschreiben lassen, die mich ruhig stellen und diese Sache vergessen lassen? Würde dich das zufrieden stellen?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich knallte den Rotstift auf den Tisch. „Jetzt mach mal halblang, Cyn.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Am liebsten wäre es dir doch, wenn wir uns trennen, stimmt's?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Das ist doch lächerlich.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif] „Du erträgst es einfach nicht mehr und soll ich dir was sagen? Ich auch nicht. Mir steht das alles bis hier oben hin. Glaubst du etwa, mir gefällt es, mich an eine Hellseherin wenden zu müssen? Meinst du, ich wüsste nicht, wie armselig das aussieht, dieser Griff nach dem letzten Strohhalm? Aber was würdest du an meiner Stelle tun? Was, wenn es nicht um meine Eltern und meinen Bruder ginge, sondern um Grace?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich sah sie an. „So was darfst du nicht mal denken.“[/FONT]


    „[FONT=Times New Roman, serif]Was, wenn sie eines Tages spurlos verschwinden würde? Und verschwunden bliebe, für Monate, für Jahre? Ohne dass es auch nur den geringsten Anhaltspunkt gäbe?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif] „Hör auf damit“, sagte ich.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Und eines Tages erhältst du den Anruf einer Frau, die behauptet, sie hätte eine Vision gehabt und wüsste, wo Grace sei. Willst du mir erzählen, du würdest dann einfach auflegen?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ja, würdest du das tun? Nur um nicht wie ein Idiot dazustehen? Weil es dir so peinlich wäre? Aber was, wenn diese Frau wirklich etwas wüsste und stünde die Chance nur eins zu einer Million? Was, wenn sie nicht mal hellseherisch begabt wäre, sondern tatsächlich etwas gesehen, es aber versehentlich als Vision interpretiert hätte? Und wenn sie damit eine entscheidende Information liefern würde?“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich stützte den Kopf auf die Hände.[/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif] ~~~[/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif] [/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif]Am nächsten Tag lief mir Lauren Wells über den Weg. [/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Na, geht’s heute besser?“, fragte sie.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Alles bestens“, erwiderte ich. „Und wie geht’s dir?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]So weit alles okay“, sagte sie. „Sag mal, du und Mr Carruthers, ihr steht euch ziemlich nahe, nicht wahr?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Rolly und ich? Ja, wir kennen uns schon seit Ewigkeiten.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif] „Es ist mir peinlich, aber ich glaube, er hat gestern im Lehrerzimmer gesehen, wie ich etwas in dein Fach gelegt, dann aber wieder herausgenommen habe. Hat er das irgendwie erwähnt?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Na ja, er...“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Hab ich mir gleichgedacht. Also, wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte die Notiz nicht wieder herausgeholt, weil du dich dann nicht gefragt hättest, worum es überhaupt ging, und ...“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Lauren, vergiss es. Alles halb so wild.“[/FONT]


    „[FONT=Times New Roman, serif]Es war nur eine Einladung. Ich dachte, es wäre vielleicht eine nette Abwechslung für Cynthia und dich, mal einen Abend auf einer kleinen Party zu verbringen. Aber dann kam es mir doch irgendwie aufdringlich vor, verstehst du?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Sehr taktvoll von dir“, sagte ich. „Vielleicht ein andermal.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Nun ja“, sagte Lauren. „Hast du heute Abend schon was vor? Ich würde euch gerne einladen.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Sorry, ich muss passen. Cynthia und ich fahren heute Abend nach New Haven. Wir haben einen Termin bei Deadline. Nichts Großes, nur so eine Art Nachbereitung der ersten Sendung.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Im selben Moment bereute ich, etwas darüber gesagt zu haben. Lauren lächelte. [/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Oh, dann musst du mir morgen unbedingt erzählen, wie es war.“[/FONT]
    [FONT=Times New Roman, serif]Ich lächelte zurück und erwiderte, ich müsse dringend zur nächsten Unterrichtsstunde und ging den Flur hinunter.[/FONT]

    ~~~



    [FONT=Times New Roman, serif]Wir aßen früh zu Abend, um nicht zu spät in New Haven anzukommen. Wir hatten eigentlich vorgehabt, einen Babysitter für Grace zu organisieren, aber die Mädchen, die sonst auf sie aufpassten, waren alle bereits verplant.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich kann doch auch allein hierbleiben“, sagte Grace.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Keine Chance“, sagte ich. „Am besten, du nimmst dir dein Buch über das Universum oder ein paar Hausaufgaben mit.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich will aber auch hören, was die Frau sagt.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Kommt nicht in Frage“, sagte Cynthia, ehe ich das gleiche antworten konnte.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich muss einen der Schuhkartons mit meinen Erinnerungen mitbringen“, sagte Cynthia.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Irgendeinen bestimmten?“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Egal. Die Hellseherin hat gesagt, sie muss ihn nur berühren oder ein paar Sachen in die Hand nehmen, um die Verbindung zur Vergangenheit herzustellen.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Aha“, sagte ich. „Und ein Kamerateam ist sicher auch dabei.“[/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia nickte. „Das können wir ihnen wohl schlecht verbieten. Wären wir nicht im Fernsehen gewesen, hätte sie sich nie gemeldet.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Weißt du überhaupt, wie sie heißt?“, fragte ich.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Keisha“, sagte Cynthia. „Keisha Ceylon.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Toller Name.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich hab im Internet nachgesehen“, sagte Cynthia. „Sie hat eine eigene Website.“[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Darauf hätte ich gewettet“, sagte ich und lächelte säuerlich.[/FONT]
    „[FONT=Times New Roman, serif]Sei bloß nett zu ihr“, sagte Cynthia.[/FONT]


    [FONT=Times New Roman, serif]~ geht noch weiter ~[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Ich stellte mich zwischen die beiden und richtete abermals das Wort an den Mann, wobei ich versuchte, so besonnen wir nur eben möglich zu sprechen.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Glauben Sie mir, es ist ein bisschen viel verlangt, aber... Wenn Sie uns sagen könnten, wer Sie sind, würde das meine Frau vielleicht ein wenig beruhigen.“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Das ist doch verrückt“, sagte er. „Warum sollte ich das tun?“
    „Du bist es“, sagte Cynthia. „Aber aus irgendeinem Grund willst du es nicht zugeben.“
    Ich nahm Cynthia beiseite und sagte. „Lass mich mit ihm reden.“ Dann trat ich wieder zu dem Mann.
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Die Familie meiner Frau ist vor fünfundzwanzig Jahren spurlos verschwunden. Und Sie sehen ihrem Bruder ähnlich, das haben Sie ja selbst gehört. Sie haben mein volles Verständnis, wenn Sie ablehnen, aber wenn Sie uns Ihren Ausweis oder Ihren Führerschein zeigen könnten, würden Sie meiner Frau wirklich helfen.“[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Er musterte mich einen Augenblick. „Ihre Frau braucht professionelle Hilfe, das ist Ihnen hoffentlich klar“, sagte er.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich erwiderte nichts.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Schließlich gab er einen Seufzer von sich und zog kopfschüttelnd sein Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche, klappte ihn auf und förderte eine Plastikkarte zutage. „Hier“, sagte er.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Es war sein Führerschein, ausgestellt im Staat New York auf den Namen Jeremy Sloan. Als Adresse war Youngstown, New York, angegeben. Direkt daneben prangte ein Lichtbild von ihm.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Darf ich?“, fragte ich. Er nickte. Ich ging zu Cynthia und reichte ihr den Führerschein. „Sieh dir das an.“
    Zögernd nahm sie den Führerschein zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete ihm mit tränen verschleiertem Blick. Sie sah das Foto, dann den Mann an. Dann reichte sie ihm den Führerschein zurück.
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    „[FONT=Times New Roman, serif]Es tut mir Leid“, sagte sie. „Es tut mir so Leid.“
    Der Mann nahm seinen Führerschein, steckte ihn in den Geldbeutel zurück, schüttelte abermals genervt den Kopf, murmelte irgendwas, von dem ich nur die Worte „völlig irre“ verstand und verschwand Richtung Parkplatz.
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    „[FONT=Times New Roman, serif]Komm, Cyn“, sagte ich. „Lass uns Grace holen.“
    „Grace?“, entgegnete sie. „Du hast sie allein gelassen?“
    „Alles okay“, sagte ich. „Die Frau vom Nebentisch passt auf sie auf.“
    [/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia macht abrupt kehrt, hetzte zurück in das Einkaufszentrum und lief die Treppe hinauf. Ich folgte ihr auf dem Fuß, und wir bahnten uns unseren Weg bis zu unserm Tisch. Unsere Teller standen noch da, doch Grace war weg. Ebensowenig wie die ältere Dame.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Verdammt noch mal, was...“
    „O Gott“, sagte Cynthia. „Wie konntest du sie nur allein lassen?“
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Am liebsten hätte ich ihr an den Kopf geworfen, dass sie die ganze Situation erst heraufbeschworen hatte, indem sie wir ein aufgescheuchtes Huhn los gehetzt war.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Sie muss hier irgendwo sein“, sagte ich stattdessen.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Haben Sie unsere Kleine gesehen?“, fragte Cynthia die Leute an den andere Tischen, aber wir ernteten nichts als Kopfschütteln und ratloses Schulterzucken.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ein achtjähriges Mädchen? Sie hat hier gesessen.“[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Ich fühlte mich so hilflos wie noch nie. War es möglich, dass die alte Frau Grace weggelockt hatte? Aber dafür war Grace eigentlich zu clever. Sie wusste genau, dass man bei fremden Leute...[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich ließ meinen Blick durch den Restaurantsbereich schweifen. Cynthia stand mitten zwischen den Tischen und begann laut zu rufen: „Grace! Grace!“[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich selben Moment hörte ich eine Stimme hinter mir.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Hey, Dad.“
    Ich fuhr herum.
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Wieso schreit Mom denn so?“, fragte Grace.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Herrgott noch mal, wo warst du denn?“, fragte ich. „Und wo ist die alte Dame abgeblieben?“
    „Ihr Handy hat geklingelt und dann ist sie gegangen“, sagte Grace seelenruhig. „Außerdem musste ich aufs Klo, das habe ich doch gesagt. Deswegen müsst ihr nicht gleich so ausflippen.“
    Cynthia kam zu uns gelaufen und drückte Grace so fest an sich, dass sie fast erstickte. Ja, ich hatte mich mit Gewissensbissen herumgeschlagen, weil ich Cynthia nicht sofort von den Umschlägen erzählt hatte – aber jetzt hatte ich definitiv keine mehr.
    [/FONT]

    ~~~



    [FONT=Times New Roman, serif]Schweigend fuhren wir nach Hause.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Als wir daheim angekommen waren, blinkte das Lämpchen am Anrufbeantworter. Wir hatten eine Nachricht von der Deadline-Reaktion.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Es hatte sich jemand gemeldet. Jemand, der zu wissen behauptete, was mit Cynthias Familie geschehen war. [/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia rief sofort zurück und wartete, bis irgendwer die zuständige Redakteurin aufgestöbert hatte, die gerade Kaffeepause machte. Schließlich aber war sie am Apparat. „Wer hat angerufen?“, fragte Cynthia atemlos. „Es war doch mein Bruder, nicht wahr?“
    Nach wie vor war sie überzeugt davon, dass der Fremde ihr Bruder Todd gewesen war.
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Nein, antwortete die Redakteurin. Nicht ihr Bruder. Sondern eine Frau die parapsychologische Fähigkeiten hatte. Die ausgesprochen glaubwürdig klang, jedenfalls soweit sie es beurteilen konnte.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia legte auf. „Es war eine Hellseherin.“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Cool!“, platzte Grace heraus.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Na super, dachte ich. Darauf hatte ich nur gewartet.[/FONT]

    ~ Ende Kapitel 10 ~



    So, das wars mal wieder von meiner Seite.
    Freu mich schon auf eure Kommentare!
    Bis zum nächsten Mal!



    [FONT=Times New Roman, serif]Diesmal wiegelte sie nicht sofort ab. „Dieser Mann da drüben...“
    Ich wollte mich umdrehen, doch sie sagte schnell: „Nein, sieht nicht hin.“
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Stimmt irgendwas nicht mit ihm?“
    „Darum geht es nicht“, sagte sie.
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich seufzte, verdrehte wahrscheinlich sogar die Augen. „Mal im Ernst, Cyn, du kannst nicht einfach wildfremde Leute...“
    „Er sieht aus wie Todd“, sagte sie.
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Okay, dachte ich. Es war beileibe nicht das erste Mal.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Warum erinnert er dich an deinen Bruder?“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich weiß nicht genau. Einfach so. Er sieht genauso aus, wie Todd wahrscheinlich aussehen würde.“[/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Worüber redet ihr eigentlich?“, fragte Grace.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Nicht so wichtig“; sagte ich, und an Cynthia gewandt: „Sag mir, wie er aussieht, und ich drehe mich ganz unauffällig um.“
    „Er hat dunkles Haar und trägt eine braune Jacke. Er wirkt wie die jüngere Ausgabe meines Vaters. Die Ähnlichkeit ist erschreckend.“
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich drehte mich langsam um und erspähte sofort den von Cynthia genannten Mann. Aus der Schuhschachtel von Cynthia wusste ich, wie Todd aussah und dieser Mann hatte tatsächlich eine überraschende Ähnlichkeit mit Todd. Ich wandte mich wieder an Cynthia.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Der hat doch ein Allerweltsgesicht“, sagte ich.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich muss ihn mir aus der Nähe ansehen“, sagte Cynthia.[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Ehe ich etwas einwenden konnte, war sie auch schon aufgestanden. „Schatz“, brachte ich noch heraus und griff halbherzig nach ihrem Arm, doch dann war sie auch schon an mir vorbei.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Wo geht Mommy hin?“
    „Zur Toilette“, sagte ich.
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich muss auch“, sagte Grace.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Mom geht mit dir, wenn sie zurück kommt“, sagte ich.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich beobachtete, wie Cyn einen weiten Bogen schlug und sich den Mann aus der entgegengesetzten Richtung seitlich näherte. Als sie mit ihm auf gleicher Höhe war, musterte sie ihn unauffällig – den Mann, der ihrer Meinung nach wie ihr Bruder Todd aussah.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Als sie zu uns zurück kam, sah sie mich an und sagte: „Er ist es.“
    „Cyn.“
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Das ist mein Bruder.“
    „Cyn, hör auf. Das ist nicht Todd.“
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich hab ihn mir genau angesehen. Er ist es. So sicher, wie Grace hier sitzt.“
    „Dein Bruder ist hier?`“, fragte sie neugierig. „Todd?“
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Sei still und iss weiter“, sagte Cynthia.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich weiß, wie er heißt“, sagte Grace. „Und deine Eltern heißen Patricia und Clayton.“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Grace!“, fuhr Cynthia sie an.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich spürte wie mein Pulsschlag beschleunigte. Ich ahnte böses.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich muss mit ihm reden“, sagte sie.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Bingo.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Das kannst du nicht machen“, sagte ich. „Hör zu, das ist er nie im Leben. Ganz ehrlich, wenn dein Bruder hier im Einkaufszentrum Essen futtern würde – glaubst du nicht, er hätte sich längst mit dir in Verbindung gesetzt? Außerdem würdest du ihm ebenso ins Auge stechen. Er ist einfach irgendein Typ, der deinem Bruder entfernt ähnlich sieht. Wenn du jetzt zu ihm rübergehst und so tust, als wäre er Todd, holst du dir höchstens eine gehörige Abfuhr.“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Er geht“, sagte Cynthia. Ich hörte einen Anflug von Panik in ihrer Stimme.[/FONT]





    [FONT=Times New Roman, serif]Ich fuhr herum. Der Mann war aufgestanden, wischte sich den Mund mit einer Serviette, zerknüllte sie und lies sie auf den Teller fallen. Er ließ den Teller stehen und marschierte Richtung Toiletten.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Du kannst ihm nicht aufs Klo folgen“, warnte ich Cynthia.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Völlig erstarrt saß sie da und sah dem Mann hinterher, der in dem zu den Waschräumen führenden Gang verschwand. Nun ja, dort würde er auch wieder herauskommen – weshalb wir in Ruhe abwarten konnten.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich ahnte, dass mir nur noch ein paar Sekunden blieben, um Cynthia ihr Vorhaben auszureden, das uns alle in eine ausgesprochen peinliche Situation bringen konnte.
    „Erinnerst du dich noch daran, was du mir bei unserem allerersten Treffen gesagt hast? Dass du manchmal wildfremde Menschen für deine Eltern oder deinen Bruder hältst?“
    „Er kommt bestimmt gleich wieder raus. Außer die Toilette hat noch einen anderen Ausgang.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte ich. „Ich verstehe dich ja. Deine Reaktion ist völlig normal. Dein halbes Leben hältst du nun Ausschau nach deinen Eltern und deinem Bruder. Und...“
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Da ist er. Er geht zur Treppe.“ Abrupt erhob sie sich und marschierte los.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Verdammte Scheiße!“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Daddy!“, sagte Grace entsetzt.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich wandte mich zu ihr. „Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck, verstanden?“ Sie nickte. Ich wandte mich zu der älteren Frau am Nebentisch.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Entschuldigen Sie, können Sie einen Moment auf meine Tochter aufpassen?“[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Dann stand ich auf und lief hinter Cynthia her. Von weitem sah ich den Mann die Treppe hinaufsteigen. Als Cynthia die Treppe erreichte, war der Mann schon fast oben. Sie schlängelte sich zwischen den Menschen hindurch. Mich im Schlepptau. Als sie endlich das Ende der Treppe erreicht hatte, rannte sie hinter dem Mann her, der bereits am Ausgang angelangt war.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Todd!“, rief sie.[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]Der Mann reagierte nicht. Ich hatte Cynthia fast eingeholt.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Cynthia!“, sagte ich.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Aber sie schenkte mir nicht mehr Beachtung als der Mann ihr. Sie ging weiter und rief erneut „Todd!“, ohne dass er reagierte. Dann hatte sie ihn eingeholt und ergriff ihn am Ellbogen.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Er wandte sich um und musterte sie mit irritiertem Blick. Sie war völlig außer Atem und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Pardon?“, fragte er.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Entschuldigung“, sagte Cynthia und hielt einen Moment inne, um Luft zu holen. „Aber ich glaube, ich kenne Sie.“[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Ich schloss zu ihr auf. Der Mann sah mich an, als wollte er fragen, was zum Teufel hier eigentlich vor sich ging.[/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Da täuschen Sie sich“, sagte er zögernd.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Du bist Todd“, sagte Cynthia.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Todd?“ Er schüttelte den Kopf. „Sorry, Lady, aber ich weiß wirklich nicht...“
    „Aber ich sehe es doch“, sagte Cynthia. „Du siehst genauso aus wie Vater. Du hast dieselben Augen.“
    „Es tut mir Leid“, sagte ich. „Meine Frau hält Sie für ihren Bruder. Sie hat ihn seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gesehen.
    [/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia funkelte mich an. „Ich bin nicht verrückt.“[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Sie wandte sich wieder zu dem Mann. „Na gut. Wer sind Sie dann?“
    „Lady, ich weiß nicht, was Sie für ein Problem haben, aber behelligen Sie mich nicht damit, okay?“
    [/FONT]

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    ~ geht noch weiter ~

    @ cindy: Ja, hat Tess hats mit Absicht gemacht... und wer das Geld geschickt hat... sag ich (noch) nicht, also noch ein bisschen Geduld xD
    @ anny: Deine Drängeleien haben Erfolg. Nächste Fortsetzung ist schon unterwegs ^^


    Tut mir Leid, dass ich erst jetzt wieder weiter schreibe, aber ich hatte die letzten paar Wochen einiges zu tun... Lernen auf ZKs und so... aber jetzt gehts weiter! Viel Spaß!


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    ~ Kapitel 10 ~




    [FONT=Times New Roman, serif]Als ich zu Grace ging, um ihr noch einen Gutenachtkuss zu geben, hatte sie das Licht zwar schon ausgemacht, aber sie saß noch am Fenster und spähte durch ihr Teleskop ans mondbeschienene Firmament.
    „Kleines“, sagte ich.
    Ich setzte mich auf das Bett von Grace und sah, dass das Buch über den Komsmos aufgeschlagen war.
    „Was siehst du?“, fragte ich.
    „Nicht viel“, sagte sie.
    „Schade, oder?“
    „Ach was. Hauptsache da fliegt nichts rum, was die Erde zerstören könnte.“
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Da hast du wohl recht.“
    „Ich will nicht, dass dir und Mom was passiert. Wenn ein Asteroid auf unser Haus zurast, kann ich euch rechtzeitig warnen.“
    Einen Augenblick sagten wir beide nichts.
    [/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ich glaube, Tante Tess ist krank“, sagte sie.
    O nein. Sie hatte gelauscht. Statt in den Keller zu gehen, hatte sie von der Treppe aus gehorcht.
    „Grace, hast du...“
    „Sie hat sich gar nicht richtig gefreut“, sagte Grace. „Ich freue mich viel mehr, wenn ich Geburtstag habe.“
    „Wenn man älter wird, verlieren Geburtstage an Bedeutungen“, sagte ich. „Was mal ein Novum war, ist am Ende kalter Kaffee.“
    „Was ist ein Novum?“
    „Nun ja, alles wird irgendwann alltäglich. Wenn etwas ganz neu und aufregend ist, nennt man es ein Novum.“
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Oh.“ Sie richtete ihr Teleskop ein Stück nach links aus. „Der Mond ist ganz hell heute Nacht. Ich kann die ganzen Krater sehen.“
    „Jetzt aber ins Bett“, sagte ich.
    „Nur noch eine Minute“, protestierte sie. „Gute Nacht, Dad. Vor Asteroiden seid ihr heute sicher.“
    Ich beschloss, die noch eine Weile aufbleiben zu lassen. Ich drückte ihr noch einen Kuss aufs Ohr und ging in das Gästezimmer, in dem wir zu schlafen pflegten, wenn wir bei Tess zu Besuch waren.
    Cynthia, die Grace bereits gute Nacht gesagt hatte, saß im Bett und las ein Buch.
    [/FONT]




    „[FONT=Times New Roman, serif]Wir müssten morgen ins Einkaufszentrum fahren“, sagte sie. „Grace braucht neue Schuhe.“
    „Wieso? Die alten sehen doch noch ganz okay aus.“
    „Stimmt, aber die sind ihr zu klein geworden. Kommst du mit?“
    „Klar“, sagte ich. „Morgen früh mähe ich erst den Rasen, aber wir könnten mittags hinfahren und dort auch gleich etwas essen.“
    „Was für ein nettes Geburtstagsfest“, sagte sie.“Wir besuchen Tess viel zu selten.“
    „Dann lass uns doch einmal pro Woche vorbeischauen“, sagte ich.
    „Meinst du wirklich?“ Sie lächelte.
    „Na, sicher. Wir können es uns hier gemütlich machen oder Essen gehen. Das gefällt ihr bestimmt.“
    „Das glaube ich auch. Sie war heute ein bisschen geistesabwesend, fandest du nicht? Außerdem wird die Gute langsam vergesslich. Da schickt sie mich extra los, obwohl genug Eiscreme im Haus ist.“
    [/FONT]



    „[FONT=Times New Roman, serif]Hmmm“, sagte ich. „Darüber würde ich mir keine Gedanken machen.“
    Cynthia gegenüber hatte Tess ihre Gesundheitsprobleme nicht erwähnt. Es lag auf der Hand, dass sie Cynthia das Geburtstagsfest nicht verderben wollte. Mir war jedoch nicht ganz wohl dabei, schon bescheid zu wissen, während meine Frau ahnungslos blieb.
    Eine noch größere Last aber war das Wissen um das Geld, das Tess jahrelang anonym gehalten hatte. Wie kam ich dazu, das für mich zu behalten? Cynthia hatte ein Recht darauf, davon zu erfahren.
    „Alles okay?“, fragte Cynthia.
    „Wunderbar. Ich bin nur ein bisschen müde“, sagte ich. Ich putzte mir die Zähne und schlüpfte zu Cynthia unter die Decke.
    [/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]~~~[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif][/FONT]




    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia schlief schnell ein. Ich leider nicht.
    Ich starrte an die Decke, drehte mich zur Seite und starrte auf den Digitalwecker, rollte mich wieder auf den Rücken und starrte erneut die Zimmerdecke an. Gegen drei Uhr morgens bemerkte Cynthia, dass ich wach war. „Alles in Ordnung?“, fragte sie schlaftrunken.
    „Alles okay“, sagte ich. „Schlaf ruhig weiter.“
    Es waren alle die unbeantworteten Fragen, die mir auf der Seele lagen. Hätte ich nur ein paar Antworten auf die Fragen gehabt, die Cynthia unweigerlich stellen würde, hätte ich ihr sofort von dem Geld erzählt, dass Tess für ihre Ausbildung bekommen hatte.
    Nein, das war nicht wahr. Ein paar Antworten würden nur neue Fragen aufwerfen.
    Angenommen das Geld stammte von jemanden, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Aber von wem? Wer sonst hatte sich möglicherweise für Cynthias Schicksal verantwortlich gefühlt, um ihr so viel Geld zukommen zu lassen.
    Und so lag ich wach und grübelte über eine Tat, die mich immer wieder zur gleichen Erkenntnis kommen lies: wie wenig wir eigentlich wussten.
    [/FONT]

    ~~~




    [FONT=Times New Roman, serif]Während Cynthia und Grace sich nach Schuhen umsahen, schlug ich die Zeit in der Buchhandlung tot. Ich hielt ein ziemlich interessanten Roman in den Händen, als Grace in die Buchhandlung stürmte, Cynthia im Schlepptau, die eine Einkaufstüte trug.
    „Ich sterbe vor Hunger“, sagte Grace, während sie die Arme um mich schlang.
    „Habt ihr Schuhe bekommen?“
    Sie trat einen Schritt rückwärts und ging in Vorführpose.
    „Und was ist in der Tüte?“, fragte ich.
    „Ihre alten Schuhe“, sagte Cynthia. „Sie wollte die neuen sofort anziehen. Hast du Hunger?“
    „Und wie.“ Ich stellte das Buch zurück ins Regal, dann gingen wir zur Restaurantebene hinauf.
    [/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]In dem Restaurant suchten wir uns einen Platz, worauf auch schon bald eine Bedienung vorbei kam um unsere Bestellung aufzunehmen.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Als unser Essen kam und wir zu essen begangen, schaute Cynthia auf einmal über meine Schulter. Ich wandte mich kurz um und drehte mich wieder zu ihr.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Ist irgendwas?“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Nein, nichts“, sagte sie und nahm einen Bissen von ihrem Essen.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Wo hast du denn hingeguckt?“[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Nirgendwohin.“[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Grace aß ihr essen in rasanten Tempo weg.[/FONT]

    [FONT=Times New Roman, serif]Cynthia sah erneut über meine Schulter.[/FONT]

    „[FONT=Times New Roman, serif]Cyn“, sagte ich. „Was ist denn los?“[/FONT]



    [FONT=Times New Roman, serif]___________
    [/FONT]

    ~ geht noch weiter ~


    Ich hab gedacht, ich mach auch mal bei einem Wettbewerb mit und hab die Schule hier gebaut.
    _________________________


    Hornisgrinden-Gymnasium


    Hallo, ich heiße Joshua und bin 11 Jahre alt. Ich möchte euch heute die Schule vorstellen, die ich ab nächstem Jahr besuchen werde.
    Noch ist kein Schüler dort... Es sind ja auch noch Sommerferien. Doch in zwei Wochen, wird die Schule voll mit Schülern sein.



    Das ist sie. Das Hornisgrinden-Gymnasium.
    Rechts sieht man den Pavillion, wo der Musikunterricht stattfindet und die Schulband für ihre ziemlich häufigen Auftritte in der Schule probt.
    Links vom Eingang sind die Klassenzimmer, die Fachräume und das Lehrerzimmer.





    Durch den Eingang gelangt man in die Aula der Schule. Hier können sich die Schüler vor Unterrichtsbeginn aufhalten und gegebenenfalls noch Hausaufgaben von ihren Mitschülern abschreiben.
    In den Pausen zwischen den Stunden und in der Mittagspause wird die Aula auch als Aufenthaltsraum genutzt.





    Das wird wohl mein zukünftiges Klassenzimmer sein. Es ist nicht groß, aber wir werden wahrscheinlich auch keine große Klasse sein. Hier gibt es eine große Tafel, die schon voll gemalt wurde. Da hat sich vermutlich jemand einen kleinen Scherz erlaubt.





    Das ist der Kunstraum meiner neuen Schule. Da das Gymnasium sehr viel Wert auf Kunst und Kreativität legt, gibt es nun diesen Raum, in dem die Schüler ihr Talent entfalten können.
    Auch hier gibt es eine große Tafel, an der der Lehrer kleine Zeichnungen aufmalen kann.
    An den Wänden hängen verschiedene Bilder, von denen sich die Schüler inspirieren lassen können.





    Das hier ist die Cafeteria. Sie ist schön hell und sehr groß, weil auch ziemlich viele Schüler darin Platz finden müssen. Die Schüler missbrauchen die Cafeteria relativ häufig als zweiten Aufenthaltsraum, wo sie ihre Hausaufgaben machen können.





    Wenn man die Treppe hinauf geht, kommt man zu einer Theke, wo das Essen für uns Schüler herausgegeben wird. Das Essen wird vor Ort zubereitet und es gibt für jeden Schüler etwas. Nur die Preise sind etwas hoch, aber dafür schmeckt es hier so gut wie bei Mama.





    Von der Cafeteria und vom Eingang der Schule aus kommt man auf den Pausenhof. Dieser bietet genug Platz für die zahlreichen Schüler auf der Schule. Hier gibt es zwei Schachbretter und einige Bänke, auf denen man sich hinsetzen und mal für ein paar Minuten vom Schulstress erholen kann.

    Huhu ihr!


    Ich wollte mich auch einfach mal dazu äußern.


    Ich habe damals im Small-Talk-Forum sehr viele nette User kennen gelernt, ohne die ich mir heute ein Leben überhaupt nicht mehr vorstellen könnte und ich weiß, dass es auch sehr vielen anderen Usern hier so geht.


    Gut, vielleicht lernt man sich auch in den Gruppen, Blogs, etc. näher kennen, aber so richtig gute Freundschaften können daraus doch auch nicht entstehen. Man geht zu der Person hin, sagt "Hallo" tauscht seine eigene Meinung dazu aus und geht wieder getrennte Wege. Kaum einer würde da nach dem ersten kleinen Satz schon sagen: "Komm, gib mir mal deine icq-Nummer/msn-Adresse/etc., damit wir uns mal näher kennen lernen können." (Zumindest würde ich das nicht machen, ich weiß nicht, wie das bei anderen ist).


    Seitdem das Small-Talk-Forum geschlossen ist, bin ich eigentlich fast täglich im Chat anzutreffen und ich muss sagen, dass im Grunde nur die "Stammuser" dort sind und sich über irgendwelche Themen unterhalten. Ab und an kommen nochmal neue User hinzu, die gerne Freunde finden würden und auch User, die mal Hilfe zu Sims und CO. bräuchten.


    Aber im Grunde ersetzt der Chat kaum das Small-Talk-Forum, so wie es nach der Schließung eigentlich vorgesehen war, was auch daran liegt, dass viele überhaupt nicht in den Chat rein kommen. Stattdessen wird, wie viele vielleicht schon mitbekommen haben, unnötig in der Shoutbox gespämmt.


    Das selbe Problem ist auch mit dem Messenger. Wie Suki weiter oben schon gesagt hat, geht bei uns beiden der Messenger nicht und ich glaube, dass ist auch bei vielen anderen Dingen der Fall.


    Das Fazit ist meiner Meinung nach, dass das Small-Talk-Forum nicht einfach so durch einen Chat oder durch Messenger ersetzbar ist und ich fände es toll, wenn es so etwas wieder geben würde.


    Liebe Grüße!

    hey Miri!
    hui, die "ruhe" macht deine fs richtig mysteriöös xD.
    Wer ist dieser Kerl? Ich spekulier mal und sage, dass das so ein Typ von dieser Agentur ist. *denk*
    oder er ist noch eine wichtige person im verlauf der geschichte...
    naja... freu mich mal auf die nächste fortsetzung!
    GLG, Krümel


    Höchstwahrscheinlich waren nur ihre eigenen Fingerabdrücke auf den Umschlägen, aber letztlich war ich kein Spurensicherungsexperte.
    Tess zog ein Blatt Papier unter dem Gummiband hervor. „Das ist die einzige Nachricht, die ich erhalten habe. Zusammen mit dem ersten Umschlag. In den anderen war nur noch Bargeld, aber nie mehr etwas Schriftliches.“
    Es handelte sich um ein ganz normales, leicht vergilbtes Blatt Schreibmaschinenpapier. Ich nahm es entgegen und faltete es vorsichtig auseinander.
    Die Nachricht war in Großbuchstaben getippt. Ich las:


    DIESES GELD IST FÜR CYNTHIAS
    AUSBILDUNG UND ANDERE AUSGABEN.
    ES KOMMT NOCH MEHR, ABER NUR
    UNTER FOLGENDEN BEDINGUNGEN:
    CYNTHIA DARF NIE DAVON ERFAHREN,
    UND AUCH NIEMAND SONST.
    KEINE NACHFORSCHUNGEN!


    Und das war's auch schon.
    Ich las das Ganze dreimal, ehe ich wieder Tess ansah, die mir direkt gegenüberstand.


    „Ich habe mich dran gehalten“, sagte sie. „Cynthia hat nichts erfahren, und ich habe auch nicht nachgefragt, ob jemand an meinem Wagen gesehen worden war. Das Geld kam immer völlig unerwartet. Einmal lagt es abends vor der Haustür, eingerollt in eine Zeitung. Ein andermal war ich nur kurz zur Post gefahren, und als ich zum Auto zurück kam, lag da ein weiterer Umschlag.“
    „Und du hast nie jemanden gesehen?“
    „Nein. Wahrscheinlich wurde ich beobachtet. Und nach dem ersten Mal habe ich das Beifahrerfenster immer einen Spalt offen gelassen, nur für den Fall.“


    „Und wie viel Geld hast du insgesamt bekommen?“
    „Zweiundvierzigtausend Dollar. Über einen Zeitraum von sechs Jahren.“
    „Du meine Güte.“
    Tess streckte die Hand aus. Ich gab ihr das Blatt Papier zurück, und sie steckte es zurück zu den Umschlägen, ehe sie das Bündel wieder in der Schreibtischschublade verstaute.
    „Wann hast du zuletzt Geld erhalten?“, fragte ich.
    Tess überlegte kurz. „Fünfzehn Jahre muss das jetzt her sein. Nachdem Cynthia mit ihrem Studium fertig war, kam nichts mehr. Aber das Geld war ein echter Segen. Sonst hätte ich das Haus verkaufen oder eine Hypothek aufnehmen müssen, um sie durchs Studium zu bringen.“
    „Tja“, sagte ich. „Aber von wem stammt das Geld?“


    „Das ist die 42000-Dollar-Frage“, sagte Tess. „Ich habe sie mir selbst unzählige Male gestellt. Von ihrer Mutter? Ihrem Vater? Oder beiden?“
    „Was bedeuten würde, dass ihre Eltern damals noch lebten – zumindest einer von ihnen. Aber wenn es ihnen möglich war, dich zu beobachten und finanziell zu unterstützen, wieso haben sie dann nicht direkt Kontakt mit dir aufgenommen?“
    „Keine Ahnung“, sagte Tess. „Ich verstehe es auch nicht. Vor allem, weil ich immer der festen Überzeugung war, dass sie tot sind. Seit der Nacht, in der sie verschwunden sind.“
    „Falls sie wirklich tot sind“, sagte ich, „fühlt sich derjenige, der dir das Geld übermittelt hat, anscheinend verantwortlich für ihren Tod. Vielleicht handelt es sich um eine Art Wiedergutmachung.“


    „Siehst du?“, sagte Tess. „Das Ganze wirft nur weitere Fragen auf. Nur weil ich das Geld bekommen habe, heißt das nicht, dass sie noch leben. Aber genauso wenig heißt es, dass sie tot sind.“
    „Aber irgendetwas bedeutet es.“
    Wir hörten draußen ein Auto vorfahren.
    „Du musst selbst entscheiden, wann du Cynthia davon erzählen willst“, sagte Tess. „Über meinen Gesundheitszustand weihe ich sie sobald wie möglich ein.“


    Eine Wagentür wurde geöffnet und geschlossen. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und beobachtete, wie Cynthia zum Kofferraum ging.
    „Ich muss erst mal drüber nachdenken“, sagte ich. „Ich wünschte, du hättest es mir früher gesagt.“
    Die Haustür wurde geöffnet; zwei Einkauftüten in den Händen, betrat Cynthia das Haus. Im selben Augenblick kam Grace aus dem Keller, mit braun verschmiertem Mund, die Familienpackung Eiscreme an die Brust gedrückt.
    Cynthia fiel beinahe die Kinnlage herunter. Sie zog eine Miene, als sei sie auf einen Aprilscherz hereingefallen.
    „Du warst schon weg, als ich die Eiscreme entdeckt hatte“, sagte Tess. „Aber die anderen Sachen brauchte ich ja trotzdem. Hey, ich habe Geburtstag. Und jetzt lasst uns feiern.



    ~ Ende Kapitel 8 ~


    _________________________


    So, das wars mal wieder. Hoffentlich hats euch gefallen. Ich freu mich auf eure Kommentare!


    Ich nickte. „Sie kommt ja gleich wieder. Im Kühlschrank ist Schokoladeneis, wenn du magst.“
    „Nimm die ganze Box mit nach unten“, sagte Tess. „Und einen Löffel.“
    „Wirklich?“, fragte Grace. Tess' Aufforderung verstieß gegen jede ihr bekannte Etikette.
    „Ist erlaubt“, sagte ich.
    Sie lief in die Küche und nahm sich die Eiscreme und ein Löffel und eilte zurück in den Keller.
    Ich sah Tess an. Ihre Augen schimmerten feucht.
    „Ich finde, du solltest es Cynthia selbst sagen“, sagte ich.
    Sie ergriff meine Hand. „Ja, natürlich. Ich wollte nur erst mit dir darüber reden. Damit sie jemanden hat, der ihr darüber hinweghelfen kann.“
    „Ich muss das selbst erst mal verarbeiten.“


    Tess lächelte. „Du bist ein guter Junge. Mit dir hat Cynthia einen echten Hauptgewinn gezogen.“
    Sie senkte den Blick, drückte meine Hand aber ein wenig fester. „Ich muss dir noch etwas sagten.“
    Ihrem Tonfall nach musste es sich um etwas noch Ernsteres handeln als ihren bevorstehenden Tod.
    „Es gibt da ein paar Dinge, die ich mir von der Seele reden muss, solange ich noch dazu imstande bin. Verstehst du, was ich meine?“
    „Ich glaube schon.“
    „Und viel Zeit bleibt mir ja nicht mehr. Was, wenn mir etwas zustößt und ich schon morgen nicht mehr bin? Jedenfalls gibt es da etwas, was ihr wissen solltet. Obwohl ich Cynthia wirklich nicht noch mehr Qualen bereiten will.“ Sei seufzte. „Ach, wahrscheinlich werde ich letztlich nur neue Fragen aufwerfen.“


    „Tess, worum geht es?“
    „Jetzt mal langsam mit den jungen Pferden. Lass mich in Ruhe ausreden. Wie auch immer, mir ist wichtig, dass ihr davon erfährt – es könnte ein wichtiges Puzzlestück sein. Ich kann mir absolut keinen Reim auf die Sache machen, aber vielleicht findet ihr ja eines Tages dich heraus, was mit Clayton, Patricia und Todd passiert ist. Wert weiß, vielleicht könnt ihr dann ja etwas damit anfangen.“
    Ich atmete zwar völlig normal, aber trotzdem kam es mir vor, als würde ich die Luft anhalten.
    „Was ist los?“ Tess sah mich an, als hätte ich sie nicht alle. „Willst du's nun wissen, oder nicht?“
    „Herrgott noch mal, Tess, ich warte.“


    „Es geht um das Geld“, sagte sie.
    „Um welches Geld?“
    Tess nickte schwach. „Ich habe Geld bekommen. Einfach so. Aus heiterem Himmel.“
    „Woher?“
    Sie zog die Augenbrauen hoch. „Ja, das ist die Frage. Ich weiß nicht, woher es kam. Oder von wem.“
    Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn, allmählich leicht genervt. „Erzähl einfach mal der Reihe nach.“


    Tess holte tief Luft. „Für Cynthia zu sorgen war wirklich nicht einfach für mich. Aber wie schon gesagt, ich hatte keine Wahl. Und ich hätte auch gar keine anderen treffen wollen. Schließlich war sie meine Nichte, das Fleisch und Blut meiner Schwester. Ich habe sie geliebt, als wäre sie mein eigenes Kind. Eigentlich war sie ein ziemlich wildes Mädchen, aber die damaligen Ereignisse haben sie ziemlich verändert. Sie wurde vernünftiger, und auch in der Schule klappte es besser. Natürlich hat sie das eine oder andere Mal über die Stränge geschlagen. Eines Abends wurde sie von der Polizei nach Hause gebracht, weil sie Marihuana bei ihr gefunden hatten.“
    „Im Ernst?“


    Tess lächelte. „Sie ist mit einer Verwarnung davon gekommen.“ Sie legte einen Finder auf die Lippen. „Aber das behältst du für dich, klar?“
    „Klar.“
    „Ist ja wohl auch logisch, dass jemand durch knallt, wenn plötzlich die ganze Familie auf Nimmerwiedersehen verschwindet, oder?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Aber andererseits wollte sie ihr Leben in den Griff bekommen. Sie wollte etwas aus sich machen, beweisen, dass sie nicht völlig nutzlos war – für den Fall, dass ihre Familie eines Tages zurückkehren würde. Deshalb hat sie dann auch mit dem Studium begonnen.“
    „An der University of Connecticut“, sagte ich.
    „Genau. Eine hervorragende Uni. Aber leider nicht ganz billig. Auf Dauer hätte ich mir das nicht leisten können. Ihre Noten waren zwar nicht schlecht, aber für ein Stipendium hätten sie wohl nicht gereicht. Jedenfalls war ich drauf und dran, einen Kredit aufzunehmen.“


    „Verstehe.“
    „Der erste Umschlag lag eines Tages um Wagen auf dem Beifahrersitz“, sagte Tess. „Einfach so. Ich komme gerade von der Arbeit, setze mich ins Auto, und auf einmal bemerke ich diesen weißen Umschlag neben mir. Ich hatte den Wagen zwar abgeschlossen, aber die Fenster einen Spalt aufgelassen. Der Spalt war groß genug, dass der Umschlag durch passte. Der Umschlag war nämlich ziemlich dick.“
    „Und in dem Umschlag war Geld“, sagte ich.
    „Knapp fünftausend Dollar in bar“, sagte Tess. „Zwanziger, Fünfziger, Hunderter, alle möglichen Scheine.“
    „Nur Geld? Keine Erklärung, keine Nachricht?“
    „Doch, da war eine Nachricht.“




    Sie erhob sich, ging zu ihrem Schrank und öffnete die Schublade. „Ich hab den Kram beim Stöbern im Keller gefunden. Ich muss ein bisschen Ordnung schaffen, damit ihr nicht so viel Arbeit habt, wenn ich nicht mehr bin.“
    In der Hand hielt sie etwa ein Dutzend Umschläge, die, zusammen etwa einen Zentimeter dick, von einem Gummiband zusammengehalten wurden.
    „Sie sind leer“, sagte Tess „Aber ich habe die Umschläge aufbewahrt, obwohl natürlich nichts drauf steht. Vielleicht sind ja Fingerabdrücke darauf, und das könnte eine Tages noch mal nützlich sein, oder?“


    ~ geht noch weiter ~

    Kommis:


    cindy: Ich weiß es, aber ich werds nicht verraten, noch nicht. xD Und dieser Ort... wenn sie tot sind, ists ja klar, wo der Ort ist und wenn nicht... tja, wer weiß...

    @nichthund:
    Jaaa... wie ich da oben schon gesagt habe: Wenn ihre Familie tot ist, dann ists ja klar, welcher Ort gemeint ist... aber die Frage ist, sind sie tot? xD


    @ Miri: Danke für das Lob! Da freu ich mich immer drüber ^^



    Danke für eure Kommis!
    Und ein extra danke an meine zwei Beta-Leser pauli und cindy!
    ______________________


    So, und nun geht es weiter. Diese Fortsetzung spielt in dem Haus von Cynthias Tante Tess. Heute werden einige Tatsachen aufgedeckt, die Cynthia und Terry vielleicht auf der Suche nach Cynthias Eltern weiterhelfen könnten. Also viel Spaß!


    ______________________


    ~ Kapitel 8 ~




    Am folgenden Wochenende fuhren wir zu Tess Berman, Cynthias Tante, die in einem bescheidenem Häuschen wohnte.
    Es waren nicht einmal zwanzig Minuten mit dem Auto, aber wir sahen sie leider trotzdem nicht allzu häufig. Wenn sich also die Gelegenheit ergab, fuhren wir hin. So wie dieses Wochenende. Tess hatte Geburtstag.
    Ich fuhr gern mit. Tess bedeutete mir sehr viel, da sie sich so aufopferungsvoll um Cynthia gekümmert hatte, nachdem ihre Familie spurlos verschwunden war.
    „Aber ich hatte ja keine andere Wahl“, hatte Tess mir einst anvertraut. „Sie war schließlich die Tochter meiner Schwester. Und meine Schwester war spurlos vom Erdboden verschwunden. Was hätte ich sonst tun sollen?“
    Ihr Mann hatte sie zwei Monate, bevor Cynthia zu ihr gezogen war, wegen einer Kellnerin verlassen und hatte einen Job im Straßenbauamt, wo sie gerade genug verdiente, um sich über Wasser halten zu können. Für Cynthia blieb kaum etwas übrig, doch Tess gab ihr möglichstes, da sie selbst keine Kinder hatte und ihr die Gesellschaft von Cynthia willkommen war, so seltsam die Umstände auch waren.
    Tess war inzwischen Ende sechzig und lebte von ihrer Sozialversicherung und einer kleinen Pension.
    Sie hatte wenig Freunde und keine Lust auf Seniorentreffen. Uns aber sah sie gern. Ganz besonders Grace.


    „Ich hab in ein paar Bücherkisten gekramt“, sagte Tess, nachdem wir uns umarmt hatten und sie es sich in ihrem Fernsehsessel bequem gemacht hatte. „Seht mal, was ich gefunden habe.“
    Sie beugte sich vor, räumte eine Zeitschrift beiseite und reichte Grace ein Buch: „Unser Kosmos. Eine Reise durch das Weltall“. Grace' Augen wurden groß, als sie die Sterne auf dem Buchumschlag sah.
    „Das Buch ist schon alt“, sagte Tess, als wollte sie sich dafür entschuldigen. „Fast dreißig Jahre, und der Autor ist auch schon tot. Im Internet findet ihr garantiert tollere Sachen, aber für den Anfang ist es gar nicht so schlecht.“
    „Oh, danke!“, sagte Grace, nahm das Buch. „Steht da auch etwas über Asteroiden drinnen?“
    „Bestimmt“, sagte Tess.
    Grace eilte nach unten in den Keller, um es sich auf der Couch gemütlich zu machen, sich in eine Decke einzukuscheln und in dem Buch zu lesen.


    „Wie geht es dir Schatz? Du siehst müde aus“, meinte Tess zu Cynthia gewandt.
    „Ach, alles okay“; sagte Cynthia. „Und wie geht’s dir? Du siehst auch leicht angeschlagen aus.“
    „Ach was“, sagte Tess und blickte uns über ihre Lesebrille an.
    „Wir haben dir eine Kleinigkeit mitgebracht“, sagte ich.
    „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, sagte Tess. „Na, dann mal her mit dem Kram.“
    Tess packte unter lauter „Ahs“ und „Ohs“ die Geschenke aus, während sie die Sachen in Augenschein nahm.


    „Oh nein“, sagte sie. „Ich habe ganz vergessen, Eiscreme für Grace zu kaufen.“
    „Halb so wild“, sagte Cynthia. „Wir wollten dich sowieso zum Essen einladen.“
    „Ich weiß nicht“, sagte Tess. „Ich bin irgendwie nicht in der Stimmung. Warum essen wir nicht hier zu Abend. Ich habe alles da. Aber ich muss unbedingt noch Eiscreme besorgen.“
    „Lass mich das machen“, sagte ich. Im nahe gelegenen Derby würde ich bestimmt noch einen offenen Laden finden.
    „Es müsste noch mehr eingekauft werden“, sagte Tess. „Cynthia, vielleicht ist es doch besser, wenn du fährst. Nachher bringt er noch die falschen Sachen mit.“
    „Das trau ich ihm zu“, sagte Cynthia.
    „Außerdem könnte Terry mir in der Zwischenzeit helfen, ein paar Dinge von der Garage in den Keller zu bringen.“
    „Klar“, sagte ich. Tess schrieb einen kurzen Einkaufszettel und reichte ihn Cynthia, die daraufhin meinte, dass sie in einer halben Stunde zurück sei.


    Während Cynthia zur Tür marschierte, ging ich in die Küche und warf einen Blick auf die Pinnwand, an der ein Foto von Grace hing, das ich in Disneyworld geknipst hatte. Ich öffnete das Gefrierfach des Kühlschranks, um mir ein paar Eiswürfel für ein Glas Wasser zu nehmen.
    Ganz vorne stand eine große Plastikbox mit Schokoladeneis. Sie war noch fast ganz voll. Offenbar wurde Tess langsam vergesslich.
    „He, Tess“; rief ich. „Hier ist doch Eiscreme.“
    „Was du nicht sagst“, erwiderte sie aus dem Wohnzimmer.


    Ich schloss das Gefrierfach und gesellte mich wieder zu Tess. „Was ist los?“, fragte ich.
    „Ich war die Woche beim Arzt“, sagte Tess.
    „Ja? Um dich mal wieder durchchecken zu lassen?“
    „Ich werde sterben, Terry.“
    „Was? Wovon redest du?“
    „Keine Sorge, ich gebe nicht sofort den Löffel ab. Ich habe noch ein halbes, vielleicht sogar ein ganzes Jahr. Genau lässt es sich nicht sagen. Manche Leute halten ziemlich lange durch, aber ich will nicht, dass es sich ewig hinzieht. Ganz ehrlich, am liebsten hätte ich, dass es irgendwann von einem Tag auf den anderen vorbei ist.“
    „Jetzt sag doch erst mal, was du überhaupt hast.“


    Sie zuckte mit den Schultern. „Spielt das eine Rolle? Die Untersuchungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber wahrscheinlich bestätigen die restlichen Tests sowieso nur das, was sie bereits herausgefunden haben. Nun ja, jedenfalls ist das Ende abzusehen. Und ich wollte erst mit dir reden, statt Cynthia damit zu belasten. Sie ist schon gestresst genug, glaube ich.“
    „Vor allem, weil wir gestern einen anonymen Anruf erhalten haben. Das hat sie ziemlich mitgenommen“
    Tess schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. „Diese Spinner. Kaum sehen sie jemanden im Fernsehen, greifen sie auch schon zum Telefonbuch.“
    „Ja, so erkläre ichs mir auch.“
    „Nun ja, natürlich sollte Cynthia es auch erfahren. Aber alles zu seiner Zeit.“


    Wir hörten Schritte auf der Treppe. Grace kam aus dem Keller, das schwere Buch in ihren Händen. „Wusstet ihr das?“, fragte sie. „Obwohl der Mond aussieht, als hätten auf ihm viel mehr Asteroiden eingeschlagen, als auf der Erde, ist die Erde wahrscheinlich von genauso vielen Asteroiden getroffen wurden. Aber die Atmosphäre der Erde formt die Erdoberfläche wieder neu, während es auf dem Mond keinen Wind und keine Pflanzen gibt. Und deshalb sieht es auf dem Mond so unwirtlich aus.“
    „Gar nicht schlecht, das Buch, was?“, sagte Tess.
    Grace nickte. „Ich habe Hunger.“
    „Deine Mom ist gerade zum Einkaufen gefahren“, sagte ich.
    „Wie? Sie ist weg?“


    ~ geht noch weiter~



    Dr. Kinzler warf mir einen strengen Blick zu.

    „Darüber zerbreche ich mir schon den ganzen Tag den Kopf“, sagte Cynthia. „Was wollen sie mir denn verzeihen? Dass es mir nicht gelungen ist, sie ausfindig zu machen. Dass ich nicht mehr unternommen habe, um sie aufzuspüren?!“

    „Das wäre wohl ein bisschen zu viel erwartet“, sagte Dr. Kinzler. „Schließlich waren sie noch ein Kind. Ein Teenager. Gerade mal vierzehn Jahre alt.“

    „Ich frage mich andauernd, ob ich an ihrem Verschwinden Schuld war. Aber was soll ich getan haben? Was war so schlimm, dass sie mich bei Nacht und Nebel zurückgelassen haben?“

    „Glauben Sie, dass es Ihre Schuld war?“, fragte Dr. Kinzler. „Fühlen Sie sich verantwortlich für das spurlose Verschwinden Ihrer Familie?“



    „Einen Moment“, unterbrach ich, ehe Cynthia etwas erwidern konnte. „Es war ein anonymer Anruf. Alle möglichen Leute haben Cynthia im Fernsehen gesehen, und dass sich irgendwelche Verrückten melden, ist ja wohl alles andere als außergewöhnlich, oder? Ich verstehe nicht, wieso wir das hier groß thematisieren müssen.“

    Dr. Kinzler gab einen leisen Seufzer von sich. „Terry, vielleicht wäre es besser, wenn Cynthia und ich allein miteinander sprechen.“

    „Nein, nein, schon gut“, sagte Cynthia. „Er kann ruhig hier bleiben.“

    „Terry. Sicher, es könnte ein Verrückter gewesen sein, aber der Anruf hat bestimmte Gefühle in Ihrer Frau ausgelöst, und indem wir Cynthias Reaktion auf ebendiese Gefühle analysieren, haben wir eine größere Chance, Fortschritte zu erzielen. Immerhin versuchen wir hier ein traumatisches Ereignis Ihrer Frau aufzuarbeiten, das bis heute nachwirkt. Außerdem geht es bei dieser Therapie nicht nur um Ihre Frau, sondern auch um die Beziehung, die Sie mit ihr führen.“
    „Unsere Beziehung ist völlig intakt.“



    „Manchmal glaubt er mir nicht“, platzte Cynthia heraus.

    „Was?“

    „Manchmal glaubst du mir nicht“, wiederholte sie. „Das merke ich doch ganz genau. Die Sache mit dem braunen Wagen hast du auch nicht ernst genommen. Du glaubst, da ist nichts dran. Und weil ich aus Versehen das Anruferprotokoll gelöscht habe, hast du doch gedacht, ich hätte den Anruf erfunden.“
    „Das habe ich nie gesagt“, erwiderte ich. „Das stimmt einfach nicht, Cyn. Ich habe nichts dergleichen verlauten lassen.“
    „Trotzdem hast du es gedacht“, sagte Cynthia, aber sie klang nicht ärgerlich. Sie berührte mich am Arm. „Ich werfe dir doch gar nichts vor, Terry. Ich weiß selbst, wie schwierig das Zusammenleben mit mir ist, und zwar nicht erst in den letzten Wochen, sondern seit wir uns kennen. Meine Vergangenheit hat doch von Anfang an wie ein Damoklesschwert über uns geschwebt. Ich habe versucht, sie zu verdrängen, aber sie holt mich immer wieder ein. Als wir uns kennen lernten...“




    „Cynthia...“

    „Als wir uns kennen lernten, wusste ich von vornherein, dass ich dich unweigerlich in meine Probleme hineinziehen würde. Aber ich habe nur an mich gedacht. Ich wollte dich unbedingt und habe dabei in Kauf genommen, dass du von meiner Vergangenheit erdrückt wirst.“
    „Cyn...“

    „Du warst immer so verständnisvoll. Du hast eine Engelsgeduld und ich bewundere dich dafür. An deiner Stelle wäre ich längst verzweifelt. Ich weiß doch genau, was in dir vorgeht: ,Irgendwann muss sie doch wieder nach vorn schauen. Verdammt noch mal, komm endlich drüber hinweg.' “

    „So würde ich nie denken, Schatz.“



    Dr. Kinzler behielt uns genau im Auge.

    „Aber ich denke so“, sagte Cynthia. „Tausendmal habe ich es mir gesagt. Und ich wünschte, ich könnte die Vergangenheit ruhen lassen. Aber manchmal, so verrückt es sich anhört...“

    Dr. Kinzler und ich hörten ihr konzentriert zu.

    „Manchmal kann ich sie hören. Meine Mutter, meinen Bruder, Dad. So als stünden sie neben mir, als würden sie mit mir reden.“
    „Und sprechen Sie auch mit ihnen?“, fragte Dr. Kinzler.

    „Ich glaube schon“, sagte Cynthia.

    „Befinden Sie sich dann in einer Art Traumzustand?“



    Cynthia überlegte. „Wahrscheinlich. Jetzt zum Beispiel höre ich sie ja nicht. Und auf der Fahrt hierher habe ich sie auch nicht gehört. Also ich höre sie wohl, wenn ich schlafe oder vor mich hin träume. Aber trotzdem ist es so, als wären sie mir ganz nahe, als würden sie versuchen, mit mir zu sprechen.“
    „Und was sagen sie?“, fragte Dr. Kinzler.

    Cynthia ließ meinen Arm los und verschränkte die Hände im Schoß. „Ich weiß es nicht. Es kommt darauf an. Dies und das, nichts Besonderes. Sie reden darüber, was es zum Abendessen gibt oder was gerade im Fernsehen läuft. Aber manchmal...“

    Offenbar sah es so aus, als wollte ich Cynthia erneut unterbrechen, jedenfalls warf mir Dr. Kinzler einen scharfen Blick zu. Aber ich hatte nur unwillkürlich den Mund geöffnet, da ich mich fragte, was jetzt kommen würde. Mir gegenüber hatte sie nie zuvor erwähnt, dass sie die Stimmen ihrer verschwundenen Familie hörte.

    „Manchmal kommt es mir vor, als würden sie mich zu sich rufen.“
    „Zu sich rufen?“, fragte Dr. Kinzler.

    „Als würde sie mich bitten, zu ihnen zu kommen. Damit wir wieder eine Familie sein können.“
    „Und was erwidern Sie dann?“, fragte Dr. Kinzler.

    „Dass es nicht geht, so gern ich bei ihnen sein würde.“
    „Warum nicht?“, fragte ich.




    Cynthia sah mir in die Augen und lächelte traurig.

    „Weil sie wahrscheinlich an einem Ort sind, an den ich Grace und dich nicht mitnehmen könnte.“




    ~~~




    >>„Warum tue ich's eigentlich nicht gleich? Das geht ruck, zuck, und dann komme ich wieder nach Hause.“
    Nein, auf keinen Fall. Es freut mich, mit welchem Feuereifer du bei der Sache bist. Ich bin wirklich stolz auf dich. Trotzdem sollten wir nichts überstürzen. Die Sache muss in aller Ruhe vorbereitet werden. Also zügle deine Ungeduld. Früher war ich genauso. Ungestüm, impulsiv, unbedacht. Aber inzwischen weiß ich, dass sich Geduld auszahlt.“
    „Ich will es dir doch nur recht machen.“

    Das weiß ich. Du warst schon immer ein Goldstück. Wenigstens einer hier, der sich anständig benimmt. Du bist ein guter Junge und ich liebe dich über alles.“
    „Also, ein Junge bin ich ja nicht mehr. Du bist ja schließlich auch kein Mädchen mehr.“
    „Das Alter spielt dabei keine Rolle. Für mich wirst du immer mein Junge bleiben.“
    „Das wird bestimmt komisch, ihnen den Gar aus zu machen.“
    „Ich weiß. Aber genau das habe ich dir ja zu erklären versucht. Gedulde dich noch etwas, und am Ende wird es dir vorkommen wie die natürlichste Sache der Welt.“
    „Das glaube ich auch.“

    Führ dir nur immer wieder vor Augen, dass der Tod Teil des Lebens ist. Er gehört dazu. Ist sie dir schon über den Weg gelaufen?“
    Ja. Es war seltsam. Am liebsten hätte ich gesagt: ,Hallo, du wirst nicht glauben, wer ich bin.' “ <<



    ~ Ende Kapitel 7 ~


    So, ich hoffe euch hats gefallen. Freu mich schon auf eure Kommentare.
    Bis zum nächsten Mal!



    „Fünfundzwanzig Jahre. Was passiert ist, ist passiert, habe ich ihr gesagt. Meine Güte, das Leben geht weiter, sonst hat das doch nie ein Ende.“

    „Hat sie gar nicht erwähnt“, sagte ich.

    Inzwischen hatte uns Cynthia bemerkt und winkte, bleib aber weiter vor der Umkleidekabine stehen.

    „Die Elster da drin klaut“, flüsterte Pamela. „Die hat schon mehrmals Sachen mitgehen lassen, ohne zu bezahlen. Deshalb haben wir ein Auge auf sie.“

    „Wie?“, sagte ich. „Ladendiebstahl? Aber wieso stellt ihr sie dann nicht zur Rede? Oder zeigt sie an?“



    „Wir haben keine Beweise. Aber wir lassen es sie durch die Blume wissen, indem wir sie nicht aus den Augen lassen.“

    Der Vorhang öffnete sich und eine kleine dürre Frau Ende fünfzig trat aus der Kabine und reichte Cynthia die anprobierten Sachen. Sie sah aus wie eine ältliche Bibliothekarin. „Ich finde heute leider nichts“, sagte sie höflich und verließ den Laden.

    „Die?“, fragte ich Pamela.

    „Die Königin der Diebe“, erwiderte sie.

    Cynthia gesellte sich zu uns, küsste mich auf die Wange und sagte: „Oh, Kaffee? Wie kommen wir denn zu der Ehre?“

    „Einfach so“, sagte ich. „Ich habe eine Freistunde.“

    Pamela entschuldigte sich und nahm ihren Kaffee mit nach hinten ins Büro.

    „Oder etwa wegen des anonymen Anrufs?“

    „Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“
    „Alles in Ordnung“, sagte sie, klang aber nicht sehr überzeugend. „Mach dir keine Sorgen.“

    „Pam meinte, sie hätte versucht, dir den Auftritt bei Deadline aus zu reden.“



    „Wenn ich mich recht erinnere, warst du auch nicht so angetan von der Idee.“
    „Du hast bloß erwähnt, dass sie dagegen war und nicht, dass sie versucht hat, es dir aus zu reden.“

    „Ach was, Pam gibt doch zu allem ihren Senf dazu. Sie findet übrigens auch, du könntest ruhig ein paar Pfund abnehmen.“

    Damit hat sie mir den Wind aus den Segeln genommen. „Und die alte Dame? Glaubt ihr wirklich, dass sie klaut?“

    „Man sieht es den Leuten eben nicht an“, sagte Cynthia.

    ~~~



    Später hatten wir unseren vierzehntägigen Termin bei Dr. Kinzler, die unser Hausarzt uns empfohlen hatte. Er hatte erfolglos versucht, Cynthias Angstzustände zu behandeln, und sie – uns beide – lieber zu einer Therapeutin geschickt, statt sie mit Psychopharmaka ruhig zu stellen.

    Ich war von Anfang an skeptisch gewesen, ob eine Psychologin Cynthia weiterhelfen konnte, und nach vier Monaten und gut zehn Sitzungen war ich nicht gerade überzeugt. Dr. Naomi Kinzlers Praxis befand sich in einem Ärztehaus.

    Mal nahmen wir zusammen an den jeweiligen Sitzungen teil, mal fanden Einzelgespräche statt, bei denen einer von uns beiden draußen warten musste.



    „Nun, was gibt’s Neues seit unserer letzten Sitzung?“, fragte Dr. Kinzler.

    Ich befürchtete, dass Cynthia den anonymen Anrufer von heute Morgen erwähnen würde, was mir irgendwie nicht recht war. Ehe Cynthia also das Wort ergreifen konnte, sagte ich: „Keine besonderen Vorkommnisse. Uns geht’s bestens.“
    „Und Grace?“

    „Ausgezeichnet“, sagte ich. „Ich habe sie heute Morgen zur Schule gebracht. Sie war bester Laune.“

    „Hat sie immer noch Angst vor Asteroiden?“, fragte Dr. Kinzler.

    „Ach was. Sie interessiert sich für das Sonnensystem, den Weltraum und fremde Planeten, das ist alles.“



    „Aber Sie haben ihr das Teleskop gekauft.“

    „Ja, sicher.“

    „Weil Grace Angst hatte, ein Asteroid könnte die Erde zerstören“, erinnerte mich Dr. Kinzler.

    „Ja, so haben wir ihr die Angst genommen. Und nebenbei erfährt sie noch etwas über Sterne und Planeten. Und natürlich über die Nachbarn.“

    „Trotzdem haben sich ihre Ängste im letzten Jahr verstärkt, nicht wahr?“

    „Das stimmt“, sagte Cynthia. „Den Eindruck habe ich manchmal.“



    Dr. Kinzler nickte nachdenklich und sah Cynthia an.

    „Und wie erklären Sie sich diesen Eindruck?“

    So leicht ließ sich Cynthia nicht aus der Reserve locken, sie wusste genau, worauf die Therapeutin hinaus wollte.

    „Sie meinen, meine Ängste färben auf Grace ab?“

    Dr. Kinzlers Schultern hoben sich einen halben Zentimeter.

    „Was glauben Sie?“

    „Ich versuche, sie meine Ängste nicht spüren zu lassen“, sagte Cynthia. „Außerdem tun wir alles, um sie nicht mit meiner Vergangenheit zu belasten.“



    Ich räusperte mich.

    Ja?“, sagte Dr. Kinzler.

    „Grace weiß Bescheid. Sie kriegt viel mehr mit, als wir glauben. Sie hat die Deadline-Folge gesehen.“

    „Was?“, platzte Cynthia heraus.

    „Bei einer Freundin.“

    „Welcher Freundin? Sag mir sofort den Namen.“

    „Weiß ich nicht. Und es wäre sinnlos, es aus ihr heraus zu prügeln. Rein bildlich gesprochen.“



    Cynthia biss sich auf die Lippe. „Sie ist noch zu klein. Sie kann das doch gar nicht verarbeiten. Wir müssen sie davor schützen.“

    „Man kann Kinder nicht vor allem schützen“, sagte Dr. Kinzler. „Aber das wollen viele Eltern nicht akzeptieren.“

    Cynthia dachte einen Moment darüber nach.

    „Ich habe heute Morgen einen anonymen Anruf bekommen.“

    Sie erzählte der Therapeutin fast wortwörtlich, was der Anrufer gesagt hatte. Dr. Kinzler stellte in etwa die gleichen Fragen wie ich.

    „Was glauben Sie, hat der Anrufer damit gemeint, dass ihre Familie Ihnen verzeihen würde?“

    „Überhaupt nichts“, sagte ich. „Das ist bloß ein Spinner.“


    ~ geht noch weiter ~


    @ chipsi: Ja, den Satz hat sie gesagt... Aber würden Eltern deswegen ihre Tochter im Stich lassen?
    @ nichthund: Ich weiß nicht, ob sie noch leben. Beziehungsweise ich sag es nicht. ^^
    @ ♥ZicKe: Ja... das Auto... es gab kein braunes im Kaufmodus. Ich glaub auch, dass man keine 25 Jahre auf seine Tochter sauer sein kann.
    @ anny: Irgendwann wird sich das herausstellen, ob es ein Spinner war oder nicht... bis dahin: Geduld xD
    @ cindy: Naja... Cynthia fühlt sich von dem Wagen einfach verfolgt... Schön, dass dir meine FS gefällt.



    So, es geht mal wieder weiter. Diese Fortsetzung ist ein bisschen länger und spielt insgesamt an 3 (bzw. 4) Orten. Ich bin total gespannt auf eure Kommentare. Viel Spaß!


    ____________________________


    ~ Kapitel 7 ~




    Ich setzte mich zu Cynthia an den Küchentisch. Als ich meine Hand auf ihre legte, spürte ich, dass sie zitterte.

    „Ganz ruhig“, sagte ich. „Versuch dich genau zu erinnern, was er gesagt hat.“

    „Hab ich doch schon gesagt.“ Ihre Stimme drohte zu versagen. Sie biss sich in die Oberlippe. „Moment.“ Sie riss sich merklich zusammen. „Das Telefon klingelte, und als ich dran gegangen bin, sagte eine Männerstimme: ,Hallo, spreche ich mit Cynthia Bigge?' Ich war völlig perplex, weil mich schon seit Ewigkeiten niemand mehr mit meinem Mädchennamen angeredet hat, habe aber ja gesagt. Und dann sagte er: ,Deine Familie, sie hat dir verziehen.'“ Sie schluckte. „,Sie haben dir verziehen, was du ihnen angetan hast.'“

    „Und dann?“



    „Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich glaube, ich habe gefragt, mit wem ich spreche, aber ich weiß es nicht mehr genau.“

    „Hat er darauf irgendetwas gesagt?“

    „Nein. Er hat einfach aufgelegt.“ Eine einzelne Träne lief über ihre Wange, als sie mich ansah. „Warum hat er das getan? Und was hat er damit gemeint, sie würden mir verzeihen?“

    „Keine Ahnung“, sagte ich. „Wahrscheinlich war es ein Irrer. Irgendein Durchgeknallter, der dich im Fernsehen gesehen hat.“



    Ich zog das Telefon zu mir heran. Es war ein modernes Gerät mit einem Display, auf dem man die Nummer des Anrufers sehen konnte.

    „Hast du gesehen, woher der Anruf kam?“

    „Nein, aber ich habe versucht, die Nummer über die Protokollfunktion abzufragen, nachdem er aufgelegt hatte.“

    Ich schaute im Anrufprotokoll nach, doch in der letzten Viertelstunde war kein eingehender Anruf verzeichnet.

    „Ich finde nichts.“

    „Ich glaube, ich... als ich die Nummer nachsehen wollte, habe ich auf den Knopf gedrückt.“

    „So löscht man die gelisteten Anrufe.“



    „Oh nein! Ich war so durcheinander. Das wollte ich nicht.“

    „Mach dir keine Gedanken“, sagte ich. „Wie klang die Stimme?“

    Aber Cynthia hörte mir gar nicht zu. Mit leerem Gesichtsausdruck starrte sie mich an.

    „Wie konnte ich das bloß tun? Aber auf dem Display war sowieso keine Nummer. Da stand nur >Nummer unbekannt<.“

    „Lass uns das mal einen Moment vergessen. Dieser Mann... was hatte er für eine Stimme?“

    „Na ja, eine Männerstimme eben. Er hat ziemlich leise gesprochen – gut möglich, dass er seine Stimme verstellen wollte. Aber sonst ist mir nichts Besonderes aufgefallen.“ Sie hielt kurz inne und plötzlich blitzten ihre Augen. „Wir könnten doch beim Telefonanbieter anrufen. Die haben den Anruf bestimmt gespeichert.“





    „Und was sollen wir ihnen erzählen?“, fragte ich. „Es war ein vereinzelter Anruf, wahrscheinlich von einem Verrückten, der die Sendung gesehen hat. Er hat dich nicht bedroht oder dergleichen.“

    Ich legte meinen Arm um ihre Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Es wissen schlicht zu viele Leute von deiner Geschichte. Und dadurch kann man eben auch zur Zielscheibe werden. Wir sollten uns um etwas ganz anderes kümmern.“

    „Und um was?“

    „Um eine Geheimnummer. Dann ist nämlich ein für alle mal Schluss mit derartigen Anrufen.“

    Cynthia schüttelte den Kopf. „Nein, besser nicht.“

    „So viel kostet es bestimmt nicht, und davon abgesehen...“

    „Nein.“

    „Warum nicht?“



    Sie schluckte. „Es geht nicht anders. Wenn sie vielleicht irgendwann doch noch anrufen, muss ich doch zu finden sein.“


    ~~~



    Nach dem Mittagessen hatte ich eine Freistunde. Ich fuhr mit dem Wagen zu Pamela's – der Boutique, in der Cynthia arbeitete. Bewaffnet mit vier Bechern Kaffee betrat ich das Geschäft.

    Als ein Top-Designerladen kann man es nicht gerade bezeichnen; Pamela Forster, während der Highschool Cynthias beste Freundin, hatte nur wenig im Angebot, was man jung und trendy hätte nennen können.



    Cyn stand am hinteren Ende des Ladens vor einer Umkleidekabine und sprach mit einer Kundin. „Möchten Sie das Kleid lieber in Größe 42 anprobieren?“

    Sie hatte mich noch nicht bemerkt. Pam lächelte mich an. „Hi“, sagte sie. „Das ist aber nett.“ Sie deutete auf die Kaffeebecher, die ich mitbrachte. „Aber momentan halten nur Cyn und ich die Stellung. Ann macht gerade Pause.“

    „Vielleicht ist ihr Kaffee ja noch warm, wenn sie wieder kommt.“



    Pamela nahm den Plastikdeckel von ihrem Becher. „Na, wie geht’s?“

    „Gut.“

    „Hat sich eigentlich etwas getan seit der Sendung? Cynthia erzählt ja nichts.“

    Wieso löchern mich alle damit? Erst Lauren Wells, dann meine Tochter und jetzt auch noch Pamela Forster.

    „Nicht viel.“

    „Ich hab ihr von Anfang an gesagt, dass sie es lieber bleiben lassen soll.“
    Das war mir neu. „Tatsächlich?“

    „Ja, gleich als die vom Sender bei ihr angerufen haben. Ich hab ihr gesagt, sie soll die Vergangenheit ruhen lassen. Ist doch sinnlos, das Ganze wieder hochzukochen.“

    „Tja“, sagte ich.




    ~ geht noch weiter ~

    Also, ich find die Ideen ja toll :D
    Das ist zwar mein zweiter 1. April hier, aber den ersten hab ich noch nicht so miterlebt.
    Die Demo-Version istn Fake. Da kommt nur der Text hier:



    Der Bann-Scherz find ich auch ne tolle Idee!
    Großes Lob an Siddi!