Aufgabe 2
Lieber Blog!
Ich weiß gar nicht, ob ich dir einen Namen geben soll.
Mir fällt nämlich keiner ein, deswegen einfach "Blog".
Ich bin Bela, Bela Richter und 15 Jahre alt.
Tagebuch schreiben erscheint mir altmodisch,
deswegen habe ich mich für einen Blog entschieden.
Denn in mir geht so viel vor, mit irgendwem muss ich diese
ganzen Gefühle und Eindrücke einfach teilen.
Vielleicht gibt es irgendwo im großen weiten Internet
ja jemanden der mir gute Tipps geben kann.
Gerade jetzt könnte ich sie gebrauchen.
Meine Eltern scheinen sich getrennt zu haben!
Soetwas, habe ich ja schon lange erwartet, aber hier ist die Geschichte:

"Bela! BELA! KOMM SOFORT RUNTER! ICH WEIß DAS DU WACH BIST! BELA!"
schreit mein Vater durchs gesamte Haus.
Es sind Ferien,Sommerferien.
8 Wochen in denen ich zu Hause bin, bei meinem Dad und Kara.
Was er wohl will, ich habe noch nicht Guten Morgen gesagt,
ist ja auch noch nicht mal 8 Uhr.
Normalerweise schlafe ich auch noch, aber es gewittert draußen so heftig,
dass ich wach geworden bin und nun lieber ein bisschen chatte.
Kara ist bei mir und spielt zufrieden vor sich hin.
Sie ist immer so früh wach.
Fluch wie Segen.

Ich setze mich zu ihm ins Esszimmer.
Sein Gesicht ist ganz blass und er sieht traurig aus.
Vor ihm, steht die "to-do-Box" von meiner Mutter,
oben drauf liegt ein langer Brief:
"Lies!" sagt Dad nur zu mir:
Meine lieben Männer!
Es ist so weit.
Ich gehe!
Ich habe lange mit mir gerungen,
ob ich diesen Schritt wagen soll?
Ob ich meine Familie im Stich lassen soll,
nur um selbst glücklich zu sein?
Ich habe mich dafür entschieden.
Bela? Du musst wissen, ich wollte niemals Kinder.
Du wirst wissen, dass du ein "Unfall" warst,
ich war gerade 16 Jahre alt als du auf die Welt kamst.
Dein Vater, Dad wie du ihn nennst, war glücklich.
Er wollte immer Kinder, möglichst viele.
Ich wollte Karriere!
Ich habe Karriere gemacht, viele Jahre lang.
John? Ich weiß nicht, ob du es weißt,
aber Kara ist nicht deine Tochter.
Sie ist die Tochter von Dylan Cormack,
genau von deinem Cousin.
Ich bin schon lange lange Zeit mit ihm zusammen.
Wir haben uns entschieden unser weiteres Leben
miteinander zuverbringen.
Du warst meine erste Liebe, aber Dylan ist meine große Liebe.
Sei mir nicht böse, aber es ist so.
Ich bitte dich, nimm Kara weiterhin als deine Tochter,
sie ist bei dir, genauso wie Bela besser aufgehoben als bei mir.
Ich bin keine gute Mutter, und weiß es...bitte verzeih, dass ich deinen
Wünschen nie richtig nachgekommen bin.
Ich fahre jetzt mit Dylan für 4 Wochen in den Urlaub.
Komme also wirklich nicht wieder zurück.
Wenn es Probleme gibt, geh zu Tanja!
Ich liebe euch, Bela und Kara!
John, es tut mir so leid, aber du hast etwas besseres verdient.
Kathlyn

Ich renne nach draußen, vielleicht ist sie ja doch noch da?
Doch nichts.
Sie ist weg.
Ich schließe die Tür wieder von innen.
Ich hatte nie ein inniges Verhältniss zu meiner Mutter,
aber plötzlich ohne sie zu sein, das ist hart.
Ich bin zwar ein Mann, naja ein Junge, aber trotzdem kann ich mir die Tränen nicht zurück halten.
Wie sollen Dad und ich das denn schaffen?
Kochen, waschen, putzen, Kara versorgen, aber wir müssen es schaffen.
Wir müssen es schaffen um eine Familie zu sein!

Ich gehe zurück zu meinem Vater:
" Ist denn etwas besonderes vorgefallen? Warum geht sie so plötzlich?
Sie hat doch dieses Doppelleben schon mindestens 3 Jahre geführt."
Er antwortet geknickt:" Ich glaube ich weiß es! Deine Mutter und ich,
haben uns gestern Nachmittag sehr doll gestritten.
Es ging um dich und Kara. Du hast endlich einmal Ferien und sie denkt nur an sich. Eigentlich nichts neues.
Ich habe mir aber doch nur für dich extra Urlaub genommen,
wollte mit euch zum Campen fahren.
Sie wollte nicht. Ihr Film ist ihr wichtiger, als ob sie mit 32 Jahren noch nach Hollywood kommt."

"Sie ist ins Schlafzimmer gerannt und hat ein paar Sachen geschnappt.
Ich dachte sie hätte mal wieder einen ihrer hysterischen Anfälle.
Aber sie ist knallhart ins Auto gestiegen und weg gefahren.
Den brief scheint sie heute Nacht ins Esszimmer gelegt zu haben,
denn gestern Abend war er noch nicht da.
Was machen wir denn jetzt Bela?"

Ich kann es nicht mit ansehen, wie traurig mein Dad ist und nehme ihn spontan in den Arm.
Eigentlich tue ich so etwas mit ihm nicht. Ich bin doch schon fast erwachsen, aber manchmal...
Wir stehen viele viele Minuten so da, ohne ein Wort zu sagen.
Doch plötzlich scheint mein Vater neuen Mut gefasst zu haben:"
"Bela? Wir schaffen das! Wir sind eine Familie! Kara, du und ich!
Wir können auch ohne garstige Furie gut überleben."
Ich nicke.
Ich wusste das der Tag kommen würde und ich weiß das wir es schaffen!
Er geht zum Telefon, ich überlege wen er jetzt anrufen könnte.
Er wählt und kurz darauf spricht er:
"Hallo? Ja, John Richter hier. Ich wollte nur sagen, dass ich heute nicht zur Arbeit kommen kann. Wissen sie, meine Frau hat mich und meine 2 Kinder verlassen, ich muss hier einiges regeln." Ganz stolz sagt er es, er scheint von uns überzeugt.
Sein Boss scheint mitfühlend zu sein, denn er gibt ihm tatsächlich frei,
vielleicht auch nur, weil er so entschlossen gesagt hat, er käme heute nicht.

Obwohl es noch so früh ist, setze ich mich an das Klavier.
Ich fasse eine Entscheidung, nie nie wieder will ich Klavier spielen.
Ich muss es jetzt nicht mehr, niemand zwingt mich mehr dazu ordentliches anständiges Klavier zu spielen, endlich kann ich spielen was ich will.
Trotzdem stimme ich noch ein mal das Lieblingslied meiner Mutter an...
Bela
(Kitty)