Interessant.
Ich seh hier eine Mischung aus Vorurteilen, schlechten Erfahrungen und zu großen Teilen auch Unwissen. Jeder will hier die Lösung für das Problem haben oder wenigstens wissen, was falsch lüäuft, obwohl hier anscheinend nicht einer das tatsächliche Problem erkennt.
Leute: Drogen gibt es auf der Welt seit Jahrtausenden. In jeder bekannten Kultur dieser Welt haben Drogen, oder allgemeiner: Rauschmittel eine wichtige Rolle in den Gesellschaften gespielt. Es sind sogar Tiere bekannt, die sich regelmäßig Substanzen zuführen, die eine berauschende oder bewusstseinserweiternde Wirkung haben. In diesem Fräd hab ich bisher nur den Standard-Kram gelesen, von den mitleidserregenden Junkies, oder den Junkies, die selber an ihrer Sucht schuld sind, oder denen die es wohl nicht besser wissen.
Das Problem ist doch weder die Existenz der Rauschmittel, noch die Art und Weise, wie man da rankommt. Einer hier hat das richtige Beispiel genannt: Die Prohibition in den USA in den 20er Jahren. Das war bundesweit. Zu keiner Zeit hat die Mafia mehr Geld verdient als da, denn ohne den Alkohol ist die Gesellschaft zusammengebrochen.
Hier mögen sich einige für noch so stark halten, weil sie nicht trinken oder rauchen. Ich sage euch: Nicht zu trinken, nicht zu kiffen oder sonst keine Rauschmittel zu konsumieren, hat mit Stärke oder Willenskraft nicht das geringste zu tun. Es ist eine Mischung aus Veranlagung und Lebenserfahrung, die einen dazu bringt, Drogen zu konsumieren.
Der Grund, warum viele Drogen nehmen, ist der einfache: Sie wollen ihr Hirn für eine gewisse Zeit in einen anderen Modus schalten. Bedenkt, dass Drogen das Hirn nicht abschalten, sondern Prozesse darin verändern, die wiederum ein anderes Denken erzeugen, was zu einer anderen Wahrnehmung der Realität führt. Dies kann u.U. eine äußerst interessante und bereichernde Erfahrung sein. Genauso kann sich alles aber auch ins Gegenteil verkehren, sodass der gewünschte Effekt ausbleibt und Wirkungen eintreten, die so gar nicht erwünscht waren. Genannt waren hier bereits richtigerweise Paranoia, Wahnvorstellungen, Psychosen und so weiter. Das geht aber noch krasser. Beispielsweise hat einer nach dem exzessiven Konsum von Meskalin Haus und Hof verkauft und sich von seiner Frau getrennt sowie seinen Job gekündigt. Alles in zwei Tagen.
Dennoch: wer Alkohol verbieten will, vergisst die Realität dabei. Denn man darf einem ganzen Volk seine Drogen nicht wegnehmen, und das aus einem wichtigen Grund, der zwar zynisch klingt, aber leider der Wahrheit entspricht: Wenn das Volk nicht mehr breit sein darf, nutzt es die Zeit, in der es nicht breit ist, dafür, darüber nachzudenken, was hier in diesem Land so alles passiert. Der Grund, warum wir also weitersaufen dürfen, ist der, dass Staat und Wirtschaft etwas davon haben. Nämlich Ruhe. Der Arbeiter darf zum Ausgleich dafür, dass er für irgendwen irgendwas schuften soll, sich zusaufen, solange er weiter arbeitet und seine Leistung erbringt.
Die nächste Frage, die hier bisher niemand wirklich gestellt hat, ist: Warum genau nehmen die Leute eigentlich Drogen? Warum saufen sie?
Bei Erwachsenen ist das einfach: Es ist, wie eben schon gesagt, ein Ausgleich zur nackten Realität, die einen wahnsinnig machen kann, wenn man sie sich die ganze Zeit ungefiltert reinfährt. Mehdorn, Schröder, Merkel, Zumwinkel, Pofalla, Nahles, von der Leyn, Schäuble, dann der Arbeitgeber, der Vermieter, die Versicherung, der Kabelanbieter, allesamt sind Leute, die einen ständig dazu bringen könnten Amok zu laufen und Menschen zu erschießen. Nur wenn man säuft oder kifft, macht man sowas nicht. Da stellt sich die Frage: Was ist besser: Ein nüchternes Volk, das ständig nach Veränderung schreit und den status quo auslöschen will oder ein Volk, das zumindest zulässt, dass das System weiterläuft, solange es saufen darf?
Bei Jugendlichen ist der Grund für Drogenkonsum zumeist derselbe: Gruppenzwang, Interesse, Nachahmung der Erwachsenen bzw. der Vorbilder. Ach ja, dann ist da noch die Perspektivlosigkeit, die vielen Jugendlichen anhängt. Ich mein, vielen Jugendlichen wird bereits in der Schule vermittelt, dass ihr Abschluss eigentlich nicht wert ist und sie auf dem Arbeitsmarkt so ziemlich keine Chance haben. Und dann noch die Existenz des Jugendarbeitsschutzgesetzes, das aber keine wirkliche Bedeutung hat, da viele Ausbilder einen Dreck darauf geben und die Azubis gleichzeitig wissen, dass sie den Ausbildungsplatz brauchen und es nur schädlich wäre (schon allein wegen der Jahre, die man da vegeudet), den Ausbildungsbetrieb zu verklagen, da man die Ausbildung u.U. von vorn anfangen muss, und das bei einem anderen Betrieb in einer anderen Stadt und dann noch mit der Unsicherheit, ob nicht derselbe Mist wieder passiert. Also lässt man das über sich ergehen und säuft zum Ausgleich, damit man diesen ganzen Mist irgendwie ertragen kann. Und damit nicht genug: selbst wenn man eine Ausbildung schafft, garantiert einem niemand, dass man auch Arbeit findet. Und wenn, dann darf man unbezahlt Überstunden arbeiten, der Urlaub wird vom Chef festgelegt und Pausen sind gefälligst nachzuarbeiten, weil ja sonst kein Geld verdient wird.
Und jetzt argumentiert mir nochmal mit Stärke, Schwäche oder persönlichem Fehlverhalten. Für mich sind das alles gute Gründe, sich ab und zu mal richtig abzuschießen, um diesem Alltag mal entfliehen zu können.
Warum man übrigens keine Drogen nehmen sollte, erkläre ich an anderer Stelle.
Das Wunschkind