Liebe Kathy, ein wirklich tolles und vor allem auch sehr wichtiges Thema!
Ich freu mich grad scho richtig darauf, hier meine Meinung dazu zu schreiben
Ich als Krankenschwester kenn ja auch die andere Seite der Medaille, nämlich die "Empfänger-Seite" und schreib später hier auch noch ein paar Beispiele mit rein.
Warst du schon mal Blutspenden oder willst du (später mal) Blutspenden gehen?
Ich gehe regelmäßig Blutspenden und übrigens, ich gehe beim Roten Kreuz, das bei uns zu Hause in regelmäßigen Abständen in der Stadthalle einen Blutspende-Tag veranstaltet. Zwar könnt ich eig. auch hier in München gehen, in einem Rot-Kreuz-Blutspende-Zentrale, aber irgendwie bin ichs halt gewohnt, daheim zu gehen.
Ach ja, Blutspenden ist üüberhaupt nicht schlimm, für diejenigen, die Angst davor haben
ich hab eigentlich total Angst vor Nadeln (typisch Krankenschwester) aber das is echt nicht schlimm, die Leute dort sind extrem geübt im Stechen.
Hast du Geld dafür bekommen? Würdest du Geld dafür annehmen?
Nein, ich habe dafür kein Geld bekommen, beim Roten Kreuz auf diesen Tagen gibts Wiener Würstl, Saft, Kaffee und Tee und beim rausgehen so ein kleines "Gimmick", d.h. irgend 'ne Kleinigkeit als Anerkennung, soweit ich weiß sind diese Sachen gestiftet, das sind z.B. Einkaufskörbe, Cola-Gläser, Stofftiere, Schneidebretter, usw usw, x verschiedene Dinge.
Ich würde dafür kein Geld annehmen.
Grund: Ich finde, in einer Wohlstandsgesellschaft wie unserer ist es gut, sich zu engagieren und Blutspenden finde ich eine gute Möglichkeit dafür. Denn, wenn ich irgendwo ein Ehrenamt übernehme, in einem Verein z.B. oder in einem Altenheim oder oder oder, dann gibts dafür ja auch kein Geld, warum sollte ich dann ausgerechnet fürs Blutspenden, wo Leben gerettet werden können, Geld verlangen? Ich seh's also eher wie ein 'Ehrenamt' oder eine Gute Tat.
Zum Thema Rotes Kreuz schreib ich weiter unten nochmal was.
Findest du es unmoralisch/verwerflich/pervers/merkwürdig, das eigene Blut zu verkaufen?
Ich persönlich will kein Geld dafür, aber ich finde es NICHT unmoralisch/verwerflich/pervers/merkwürdig, ich würde es eher als 'Schade' bezeichnen, aber letztendlich muss es jeder selbst entscheiden und ich würde keinen dafür verurteilen oder es demjenigen vorwerfen.
Was hältst du allgemein vom Blutspenden und -empfangen?
Ich persönlich finde, wie oben schon beschrieben, Blutspenden eine Gute Sache. Und ums nochmal zu sagen: Es ist wirklich nicht schlimm, nur ein kurzer Pieks, der kaum weh tut weil die dort echt extrem gut geübt sind.
Zum Thema Blut empfangen:
Ich finde es eine gute Sache, vor allem, weil ich als Krankenschwester ja auch die andere Seite dr Medaille sehe.
Ich arbeite ja in einer Frauenklinik und wir haben dort ein eigenes Blutdepot, d.h. die kaufen über die Zentralen Blut und lagern es dort um den Anforderungen aller Kliniken gerecht zu werden.
Das wir hier bei uns das Blutdepot haben ist ein Segen, denn gerade Frauen, die entbinden können z.B. bei atonischen Nachblutungen, die selten aber doch nach Geburten auftreten, oder, wenn sie sehr spät mit Schwangerschaftsvergiftung erst kommen, plötzlich extrem bluten. Oder auch Tumor-OPs haben oft starke Blutungsgefahren.
Ein Beispiel, das mir noch gut in Erinnerung ist:
Eine Frau, die nach Geburt wahnsinnig stark zu bluten angefangen hat. Die Blutung war extrem schwer zu stoppen obwohl natürlich sofort notfalloperiert wurde. Diese Frau hat um die 20 Blutkonserven bekommen innerhalb kürzester Zeit, die Dinger wurden gleich mehrfach gleichzeitig angehängt und mit ordentlich Druck durch Anästhesie und Assistenzärzten im OP regelrecht in die Patientin reingepresst, um das so schnell wie möglich hinzukriegen, weil es unten genausoschnell rauslief, wie die's oben reingepresst haben, bis die Blutung gestoppt werden konnte.
Hätte es nicht genug Blutkonserven gegeben wäre diese Patientin auf dem OP-Tisch gestorben und ein neugeborenes Baby hätte seine Mama verloren.
Eines von vielen Beispielen, warum ich Blutspenden nicht nur gut sondern extrem wichtig finde.
Gottseidank sind Risiken wie Unverträglichkeiten, Hepatitis und HIV/Aids heutzutage nur noch ein ziemlich kleines Risiko und wenn man Risiko und Nutzen gegeneinander abwägt ist in den meisten (wenn auch nicht allen) Fällen der Nutzen der Bluttransfusion höher als das mittlerweile kleine Risiko.
Ach ja, by the way
Zeugen Jehovas z.B. ist es verboten, Bluttransfusionen anzunehmen. (ich nehme mal an, es ist ihnen auch verboten, Blut zu spenden, das ist aber nur eine Vermutung).
Auch in lebensbedrohlichen Situationen ist es ihnen verboten, es gibt keine "Ausnahme- oder Extremfall-Genehmigung" und bei "Zuwiderhandlung" wird man wohl komplett aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen.
In meiner Ausbildung auf Intensiv hatten wir auch mal eine Patientin die den Zeugen Jehovas angehörte, die mehr durch Glück und Dusel knapp überlebt hat, weil sie Konserven verweigerte. Der Genesungsprozess hat sich aufgrund des extrem wenigen Blutes in ihrem Körper sehr stark verzögert, sie konnte sehr lange nicht aufstehen usw, was das Risiko auf andere Komplikationen extrem erhöhte wieder.
Die Diskussion, was in lebensbedrohlichen Situationen bzgl. Bluttransfusionen mit solchen Patienten gemacht werden soll ist sehhhr schwierig zu führen und geht von "muss akzeptiert werden" bis "Patient kann diese Entscheidung nicht treffen" und quasi Entmündigung diesbzgl.
Aber zurück zum Thema direkt:
Zitat von K@hi
Tue ich keine gute Tat, weil ich das Geld annehme?
Eine gute Tat ist es immer noch, denn Blut wird dringend benötigt, aber wenn man es wirklich "spendet" ist es vielleicht noch eine 'bessere' 
Das Deutsche Rote Kreuz verdient an eurer Blutspende, nur bekommt ihr davon nichts ab.
Blutspenden kostet das Rote Kreuz auch Geld, nicht jeder, der dort bei den Blutspende-Diensten arbeitet tut dies schließlich ehrenamtlich sondern es müssen Gehälter gezahlt werden, es fallen Materialkosten an, z.B. die Verköstigung der Spender, die Blutuntersuchungen kosten Geld, die Aufbereitung des Blutes und "Zubereitung" der verschiedenen Blutprodukte, die aus dem gespendeten Blut gewonnen werden können, Transportkosten, Verwaltungskosten, Plakatwerbung, briefliches Anschreiben der Spender (ich werde grad in Mangelzeiten immer doppelt angeschrieben, da ich mit Blutgruppe 0 Rhesus positiv quasi "Universalspender" bin, weil nur Blutgruppe 0 auch die Blutgruppen A, AB und B bekommen können, wenn sie Rhesus positiv sind, was der deutlich größere Teil der Menschheit ja ist.) und sicher noch einige andere Kosten.
Soweit ich weiß kriegt das Rote Kreuz durchaus eine Pauschale pro Konserve die die Kosten die es kostet, diese Blutspenden zu gewinnen, von den Krankenhäusern (dort werden hauptsächlich Erythrozytenkonzentrate, Fresh Frozen Plasma und Thrombozyten-Konzentrate gebraucht)
Ich finde hierzu die Stellungnahme vom Roten Kreuz nicht uninteressant:
http://www.drk.de/tops_2008/1119_blutspende/bericht.html
Hiernach wird richtig "Geld" wohl nur mit dem Plasma verdient (das geben die dort auch zu), da vom Plasma wohl nur ca. ein Viertel der Spenden in den Krankenhäusern gebraucht wird (was ich mir gut vorstellen kann, wir brauchen auf Station hauptsächlich Erythrozyten-Konzentrate) die restlichen drei Viertel werden wohl an die Industrie verkauft und das macht dann Gewinn aus.
Aber dazu fällt mir auch ein:
Das Rote Kreuz macht ja nicht nur Blutspenden sondern extrem viele andere Sachen auch. Spontan fällt mir dazu z.B. die Untergruppierung der Wasserwacht ein, die Mitglieder teuer zu Rettungstauchern oder Bootsführern ausbildet um Wasserrettung zu betreiben und sicher würden mir noch mehr Beispiele dazu einfallen, wenn ich darüber noch weiter nachdenken würd.
Ach ja, nein, ich bin KEIN Rot-Kreuz-Mitglied
und ich finde auch, was z.B. manchmal auf Orts- oder Kreisebene beim BRK so abläuft ist nicht immer ganz sauber (so ein bissl was kriegt man durch diverse Kontakte scho mit) aber prinzipiell finde ich auch, dass das Rote Kreuz viele gute Sachen macht.
Zitat von K@hi
Manche Leute sagen, dass viel zu viele Blutspenden unnötig verwendet werden. Als Alternative gibt es z.B. die Eigenbluttransfusion, wenn eine OP im Voraus geplant wird. Der Patient spendet also für sich selbst Blut, was er später bei Bedarf wieder zugeführt bekommt. Des Weiteren wird zurzeit an Blutersatzstoffen geforscht, was ich persönlich wahnsinnig interessant finde...
Es gibt sicher einige Blutspenden, die 'vermieden' werden könnten. Aber ich glaube nicht, das dieser Anteil so groß ist.
z.B. Schwangere könnten gar keine Eigenblutspende leisten, das ist verboten, wenn man schwanger ist. Genauso unsere großen Krebs-OPs: Ich kann ja einem eh schon geschwächten Patienten nicht auch noch vor OP einen Haufen Blut wegnehmen. Unfallopfer können ja auch schlecht prophylaktisch spenden. Auch Krebspatienten, bei denen aufgrund des Tumors sehr viel Blut verbraucht wird können nicht selber spenden usw usf, da gibts endlos Beispiele.
Ja und an den Blutersatzstoffen wird halt immer noch geforscht, das betrifft also noch nicht wirklich die aktuelle Situation.
Irgendwann werde vielleicht ich oder einer meiner Verwandten/Freunde dringend Bluttransfusionen brauchen. Dann werde ich sehr froh sein, wenn es genug Blut gibt. Und sollte ich nicht, wenn ich selber etwas bekommen will, das andere spenden, dieses auch spenden, soweit ich dazu geeignet bin?
So. OMG. Ist das jetzt lang geworden. Liest vermutlich keiner :roftl