Sternenstaub

  • Hallo ihr Lieben,


    so, nun traue ich mich auch einmal, eine FS online zu stellen. Bitte seid nicht allzu streng mit mir, denn es ist meine erste, und das Spiel hab ich auch noch nicht so lange, dass ich schon der absolute Crack wäre ;)

    Die Story hat denk ich für jeden was zu bieten und ich hoffe, ab und an wird auch etwas Spannung für euch aufkommen ;) Ich hab die komplette Story schon abgeschlossen, deswegen denke ich, dass es fortsetzungstechnisch eher weniger Probleme geben wird.

    Für Kritik und vor allem Tips bin ich trotzdem dankbar. Wegen der Fotoqualität hoffe ich, dass es ganz ok ist. Leider kann ich wirklich nicht noch mehr aus meinem Rechner rausholen, aber ich denke, die Qualität ist nicht so übel.

    Also, dann wünsche ich euch mal viel Spaß beim Lesen!


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    Sternenstaub












    Kapitel 1


    Theaterprobe



    Die Tür des Theaterhauses fiel krachend in die Angeln.

    Lille und Jazzy durchquerten den Proberaum, der wie immer recht chaotisch aussah und gingen direkt durch die Glastür auf die Bühne.
    Beide waren sie sechzehn Jahre alt, schlank und hübsch. Lille war die ruhigere von beiden, Jazzy war ein echter Wirbelwind und recht speziell. Lille hatte ihre Haare wie so oft mit einem Haarband aus dem Gesicht gebunden und Jazzys Strubbelkopf sah mal wieder aus, als ob sie gerade aus dem Bett gefallen wäre.



    Es war früher Abend, sie waren heute Nachmittag spät von der Schule gekommen, hatten gegessen, Hausaufgaben gemacht und danach sofort ins Theaterhaus gefahren.

    Man hätte sich wohl durchaus "bessere" Freizeitbeschäftigungen für zwei Mädchen in ihrem Alter vorstellen können als ein Theaterstück einzuüben und dafür mindestens zwei Abende in der Woche zu opfern, aber die beiden waren Feuer und Flamme fürs Theaterspielen und liebten es, der Theatergruppe anzugehören. Jeden Dienstag und Donnerstag war Probe, und schon in der Schule freuten sie sich auf den Abend.

    Sie konnten sich nichts aufregenderes vorstellen, als in wenigen Wochen hier oben, auf diesen Brettern, die - wie man so schön sagt - die "Welt bedeuteten" zu stehen und vor echtem Publikum zu spielen.

    Doch heute schienen sie weitaus weniger erhebende Gedanken zu beschäftigen. Vielmehr schlugen sie sich mit für ihr Alter ganz alltäglichen Problemen herum, nämlich - wie könnte es anders sein - mit Herzensangelegenheiten.

    So sagte Lille gerade bekümmert zu Jazzy: "Du hast es doch selbst erlebt, Jazzy, er hat mir fürs Wochenende abgesagt. Es hat mich so eine Überwindung gekostet, ihn zu fragen, ob er mir mir ins Kino gehen will. Und dann weist er mich ab! Er mag mich nicht! Ich hab es schon immer gewusst!"



    Die beiden setzten sich auf zwei mitten im Bühnenchaos herumstehende Stühle und Jazzy meinte: "Ach was, das bildest du dir nur ein. Er hat doch klipp und klar gesagt, dass er gerne würde, aber nicht kann, weil er mit seinem Vater das Wohnzimmer renovieren muss. Was kann man da schon machen? Bezieh das doch nicht immer direkt auf dich persönlich!"



    Doch Lille ließ sich nicht überzeugen. Für sie zählte nur der Korb, den er ihr gegeben hatte - nicht die Gründe.

    Sie seufzte schwer. "Ich bedeute ihm nichts, da bin ich mir ganz sicher. Ach Jazzy, was ist mein Leben schon noch wert, wenn ich ihm nichts bedeute?"

    Jazzy sprang auf und rief entrüstet: "Also nun hör mal, Lille, schließlich ist Tom ja nicht dein LEBEN!"

  • Lille sah beschämt zu Boden.

    "Es tut mir leid, Jazzy", sagte sie dann. "Du hast natürlich recht. Du kennst mich ja. Ich hab mal wieder nur meine Donnerstagsdepressionen, fürchte ich." Und während sie schief grinste, stand sie auf.

    Die beiden Mädchen umarmten sich.

    "Ist schon gut", sagte Jazzy lächelnd.




    Da hörte man die Tür zum Proberaum erneut ins Schloss fallen.
    Das nächste, was zu hören war, war ein furchtbares Gepolter und danach eine Frauenstimme, die irgendetwas fluchte.

    Die beiden Mädchen sahen sich lächelnd an. Das konnte nur eine sein:
    Bettina!



    Bettina arbeitete bei der Stadtjugendpflege und hatte die Theatergruppe vor einigen Wochen gegründet. Sie hatte gemeint, das wäre doch mal etwas anderes als immer wieder dieselben langweiligen Aktionen oder Diskoabende mit mittelmäßigen Schülerbands.

    Bettina war in Ordnung. Sie war zwischen 25 und 30 Jahren alt - so genau wusste das keiner - und eine absolute Chaotin, was sie nicht minder sympathisch machte.

    Das einzige, was manchmal etwas störend an ihr war, war ihre recht geringe Stressresistenz.

    "Hey Bettina!" riefen die Mädchen und winkten der Regisseurin zu, als diese die Bühne betrat. "Wie geht`s?"



    "Ah! Gut, dass ihr beiden schon da seid!" stellte Bettina fest. "Mir geht`s gut, danke, danke. Aber habt ihr euren Text inzwischen gelernt? Himmel, nur noch etwa sieben Wochen bis zur Premiere und noch soviel zu tun! Manchmal weiß ich echt nicht, wie wir das alles schaffen sollen."

    Sie ging auf Lille zu. "Lille, auf dich muss ich mich ganz besonders verlassen können. Immerhin bist du unsere weibliche Hauptrolle. Du weißt ja, heute proben wir verstärkt deine Szenen. Also schlage ich vor, ihr beiden übt schonmal, bis der Rest da ist."



    Die beiden Mädchen warfen sich einen vielsagenden Blick zu und während Bettina im Proberaum zu kruschen begann, begannen sie zu üben.

    Jazzy übernahm dabei den Part der männlichen Rolle. So gingen die beiden die bevorstehende Szene durch, bis Lille aufeinmal aufsah und rief:

    "Oh weh, Jazzy, sieh dir das nur an. Da steht, ich muss ihm an dieser Stelle einen Kuss geben!"
    "Ja und?" meinte Jazzy unbekümmert.
    "Was fragst du da denn noch. Wie soll das denn gehen? Ich kann ihn doch nicht wirklich küssen... ich würde mich vermutlich in Grund und Boden schämen."



    Jazzy runzelte die Stirn und während Lille sich auf den Stuhl plumpsen ließ, sagte sie : "Naja, Lille, du hast nunmal die Hauptrolle und wenn das so da drin steht, wirst du wohl kaum drumherum kommen. Und außerdem - sooo unrecht dürfte dir das doch gar nicht sein, oder?"



    Bevor Lille noch etwas sagen konnte, kam Bettina wieder auf die Bühne gestürmt.

    "Es wird Zeit, wir fangen an!" rief sie und sah sich dann um. "Moment mal! Wo steckt denn unsere männliche Hauptrolle? Dass nicht EINMAL alle pünktlich sein können!"



    Kaum hatte sie das ausgesprochen, hörte man die Tür zufallen und Tom kam mit schuldbewusstem Gesicht herein.

    "Sorry, tausendmal sorry, Bettina!" sagte er sofort, bevor diese mit einer Standpauke beginnen konnte. "Meine Maschine ist nicht angesprungen, ich konnte nichts dafür! Wird nicht wieder vorkommen! Großes Indianerehrenwort!"





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    FS folgt!

  • Hi Innad!
    Ich finde deine FS schön
    Jazzy und Lille sind sehr shymphatisch und hübsch
    Und ich finde es gut dass du die FS schon fertig hast
    Wir müssen nicht lange warten :D
    aber manche Bilder passen nicht zu den Texten .z.B:
    So sagte Lille gerade bekümmert zu Jazzy: "Du hast es doch selbst erlebt, Jazzy, er hat mir fürs Wochenende abgesagt. Es hat mich so eine Überwindung gekostet, ihn zu fragen, ob er mir mir ins Kino gehen will. Und dann weist er mich ab! Er mag mich nicht! Ich hab es schon immer gewusst!"



    sie sieht nicht so bekümmert aus :D
    Sonst finde ich deine Fs echt gut gelungen
    werd auf jeden fall weiterlesen
    lg
    ~PrinCeSs~

    [CENTER][center][SIZE=1]Streite nie mit den Dummen. Erst ziehen sie dich auf ihr Niveau und dann schlagen sie dich mit ihren eigenen [/SIZE][SIZE=1]Waffen<-[/SIZE][/center][/CENTER]

  • princess: Das mit dem Bild ist mir auch aufgefallen. Ich muss noch ein bißchen üben, den Text besser auf die Bilder abzustimmen. :-)
    Doxxy: Nein, die riesigen Leerzeilen sind keine Absicht, da muss ich mehr aufpassen, vielen Dank für den Tip. :-)
    @Lapislazuli: Vielen Dank für Deinen lieben Kommi, das macht einem doch direkt Mut! :-)

    Wurde vorhin leider unterbrochen, deswegen stelle ich jetzt noch fix den Rest von Kapitel 1 online.


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    Lille schluckte. Das war jetzt nicht ganz einfach für sie. Vorhin in der Schule hatte er ihr noch diesen "Korb" gegeben und nun begegnete sie ihm schon wieder... Doch Tom war unbefangen wie immer, kam auf sie zu und sagte: "Hei Lille. Alles klar?"



    Während Tom mit Bettina die bevorstehenden Szenen durchsprach, sah Lille ihn an. Tom.



    Noch nie hatte sie sich so sehr in einen Jungen verknallt wie in Tom. Er war einfach anders als die meisten anderen Jungens aus der Clique. Er war so nett und sensibel, er sah gut aus... er war einfach einsame Spitze!
    Doch ob er selbst auch etwas für sie empfand, war Lille nach wie vollkommen schleierhaft.

    Bettina riss Lille unsanft aus ihren Träumen. "Lille, was stehst du rum wie eine Salzsäule? Wir wollen anfangen. 3. Akt, 4. Szene. Anthony kommt in der Nacht in Rebeccas Zimmer geschlichen!"



    Bettina sprach weiter. "Bitte vergesst nicht, dass das Stück zwar modern ist, aber nicht in der heutigen Zeit spielt. Es erzählt eine tragische Liebe zwischen einem armen Arbeiter und der Tochter eines reichen Industriellen. Es ist wichtig, dass ihr deutlich und hochdeutsch sprecht und die Emotionen eurer Figuren authentisch rüberbringt, ja?"

    Lille nickte und Tom stemmte die Hände in die Hüfte. Manchmal konnte Bettina ja schon ein bißchen nerven... sie erzählte genau das doch schließlich vor jeder Probe.



    Die beiden nahmen ihre Position ein. Während Tom ins "Zimmer" kam, sollte Lille auf dem Bett liegen. Und während sie so dalag und auf Bettinas "Go!" wartete, dachte sie natürlich an nichts anderes als die bevorstehende Kuss-Szene. Wie sollte sie das nur über sich bringen?

    "Sei professionell, Lille!" dachte sie bei sich und versuchte, ein entspanntes Gesicht aufzusetzen.



    Als Tom schließlich auf sie zukam, sprang sie ganz drehbuchgetreu auf und versuchte, so emotional wie möglich ihren Text aufzusagen: "Oh Anthony, was machst du hier? Was, wenn Vater dich erwischt? Ich will nicht, dass dir etwas zustößt Anthony..."



    "HATSCHI!!!" tönte es laut aus der Ecke, in der Jazzy - welche die Haushälterin spielte - auf ihren Einsatz wartete.

    Eine Weile sahen sich Lille und Tom verdattert an, dann begann Tom lauthals loszulachen.



    "Stop! Stop!" rief Bettina. "Bitte nochmal von vorne!"

    Also begannen beide nochmal. Und während Lille noch den restlichen Text vor sich hinstammelte, kam Tom immer näher...



    Würde es jetzt wirklich passieren? Würde er sie nun wahrhaftig küssen??

    Ende Kapitel 1

    -FS folgt!-

  • So, da ich heute relativ gut Zeit habe, möchte ich euch direkt Kapitel 2 reinstellen :)

    Erstmal danke für eure Kommis und an alle, die mitlesen!

    Kiara: Ich glaube, das Geheimnis kann ich gleich lüften :)
    @Tearfromheaven: Vielen Dank für das Kompliment und klaro, aufhören an den spannensten Stellen muss sein :)
    Sera: Die Geschichte beinhaltet recht viel Dialoge und deswegen ist der Text wohl manchmal etwas wenig. Ich werde mal versuchen, das ganze in diesen Fällen noch ein bißchen runder zu machen, danke für den Tip!
    @ineshnsch: Vielen Dank auf für Deinen Kommi! Und du hast recht, so sind Regisseure wirklich, ich hab da auch so meine Erfahrungen und das ist wohl in Bettinas Chara ziemlich eingeflossen ;)



    So, nun geht es weiter.




    Kapitel 2


    Schmerzen



    "Stop! Stop!!!" schrie Bettina von hinten. "Das hat mir noch nicht gefallen! Tom, komm mal her, ich hab da gerade eine tolle Idee gehabt!"
    Während Lille eine Grimasse schnitt, trottete Tom gemächlich zu Bettina, die ihm wild gestikulierend ihren neusten Geistesblitz näherbrachte:

    "Wie wäre es, wenn du nicht einfach ins Zimmer hineingehst, sondern durch ein Fenster hineinkletterst, ich meine, so richtig springst! Das wäre doch was! Das wäre viel actionreicher und glaubwürdiger! Ja! Genau, wir bauen dir einfach noch eine Art Fensterrahmen als Bühnenbild. Du nimmst dann einfach Anlauf und springst hinein. Was meinst du? Denkst du, das ist machbar?"

    Tom zuckte mit den Achseln und sagte dann: "Naja, ich denke schon."



    "Na gut, dann nochmal von vorne. Du kannst das ja einfach mal so antäuschen!" ordnete Bettina an und während Tom sich in seine neue Startposition begab, kratzte Lille sich seufzend am Kopf.

    Ob das heute nochmal etwas geben würde ?

    Wenn sie so darüber nachdachte, konnte sie wahrhaftig nicht sagen, was ihr lieber wäre... ja oder nein.



    Schnell waren sie erneut an der Stelle angekommen, an der dieser besagte Kuss geschehen sollte. Beide stockten einen Moment und sahen sich an, dann lächelte Lille schüchtern und dachte sich : "Jetzt oder nie, Lille! Nutz deine Chance!" Sie lächelte Tom vielsagend an und beugte sich nach vorne...

    "Nun los! Jetzt kommt der Kuss! Nur nicht so schüchtern, ihr Turteltäubchen!" hörte sie Bettina rufen.



    Jetzt würde es passieren! Kein Zweifel mehr!
    Lille schloss die Augen und spürte, wie Tom langsam auf sie zukam.

    Da durchzuckte sie mit einemmal ein heißer Schmerz und stöhnend wich sie zurück und griff sich an die Stirn.
    "Lille?" fragte Tom erstaunt. "Alles in Ordnung?"

  • Lille atmete tief durch und öffnete wieder die Augen. Der seltsame Schmerz war so schnell wieder verflogen wie er gekommen war. Sie sah Tom beschämt an und sagte schnell: "Entschuldige bitte, mir war nur ganz kurz ein bißchen schwindelig. Es ... es ist schon wieder vorbei."

    "Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?" fragte Tom und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. "Du bist etwas blaß..."
    "Nein, nein, es geht mir gut, ich weiß auch nicht, was los war", erwiderte Lille.



    "Dann nochmal von vorne", sagte Bettina und musterte Lille eindringlich. "Geht es dir gut, Lille?"

    Lille nickte und wollte gerade wieder zum Bett zurückgehen, als sie merkte, dass sich mit einemmal alles um sie wie in einem Wirbel zu drehen begann.



    Da war er wieder, dieser Schmerz! Wie ein heiß-kalter Blitz schoss er ihr durch den Kopf und schien ihr alle Eingeweide mit einem Schlag zusammenzuziehen.
    Lille krümmte sich unter der Wucht des Schmerzes zusammen und hielt sich den Kopf.

    "Lille?" hörte sie Tom rufen. "Was ist los?"

    "So... schreckliche.. Kopfschmerzen", stieß sie mühsam hervor.



    Bettina war herbeigeeilt und stand nun ebenfalls vor ihr.
    "Lille? Lille, was ist mit dir? Willst du dich kurz hinlegen?"
    Lille sah auf. Was war los? Wie durch einen dichten Nebel und völlig verzerrt sah sie Tom und Bettina vor sich stehen, die sie beide besorgt anschauten.

    Ihre Stimmen klangen meilenweit entfernt, wie blechern und seltsam widerhallend.



    Lille versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Hinsetzen, hinlegen! fuhr ihr durch den Kopf. Ihre Beine waren wie Wackelpudding geworden und alles drehte sich um sie, der Schmerz hämmerte und pochte in ihren Schläfen und ihre Augen schienen wie geblendet.

    Bevor sie noch etwas weiteres denken, sagen oder fühlen konnte, wurde es dunkel um sie und sie fiel leblos auf den harten Bretterboden.



    "Lille!" rief Tom entsetzt. Bettina eilte sofort an Lilles Seite und prüfte, ob sie noch atmete. "Sie atmet und der Puls ist normal", verkündete sie, sprang auf und drehte sich zu Jazzy.
    "Schnell, Jazzy, ruf den Notarzt! Tom, du bleibst bei Lille! Ich hole eine warme Decke!" Sie funkelte Jazzy an, die wie erstarrt vor ihr stand und auf die am Boden liegende Lille starrte. "Jazzy, reiß dich zusammen! Du musst sofort den Notarzt rufen!"

  • Jazzy erwachte aus ihrer Starre und nickte. Hastig zog sie ihr Handy aus der Tasche. "Verdammt, kein Empfang!" fluchte sie und rannte ein paar Meter weiter in den Proberaum, in dem der Empfang erfahrungsgemäß weitaus besser war.

    Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sich dreimal verwählte, bevor sie die Ziffern "112" richtig eingegeben hatte.



    "Notdienstzentrale, wie kann ich Ihnen helfen?" meldete sich eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
    "Es... es geht um meine Freundin. Sie ist bewusstlos!" stammelte Jazzy hastig ins Telefon.
    "Ganz langsam und ruhig", sagte die Frau von der Notdienstzentrale sachlich. "Bitte nennen Sie mir zuerst Ihren Namen und wo Sie sich befinden."
    "Mein Name ist Jessica Marten", antwortete Jazzy hastig und dachte sich aufgebracht, was um alles in der Welt das genau jetzt zur Sache täte? "Wir sind im Theaterhaus. Theaterhaus in der Oberstraße."
    "Gut, Frau Marten, wir schicken sofort einen Krankenwagen los. Bitte sagen Sie mir noch, ob es sich um einen Unfall handelt oder was genau passiert ist."
    "Kein Unfall, nein", erwiderte Jazzy. "Sie- sie ist einfach so... umgefallen." Sie schluckte. Eigentlich konnte sie es selbst kaum glauben.
    "Ist jemand bei ihrer Freundin?" wollte die Frau wissen.
    "Ja", sagte Jazzy hastig. "Ja, es ist jemand bei ihr."
    "Bitte bewahren Sie Ruhe und bringen Sie die verunglückte Person sofort in stabile Seitenlage und kontrollieren Sie immer wieder ihre Vitalzeichen, bis der Notarzt bei Ihnen eintrifft."



    "In Ordnung", sagte Jazzy, beendete das Gespräch und rannte zurück auf die Bühne.
    Tom kniete neben Lille und hatte sie bereits in die stabile Seitenlage gebracht.
    "Hatte doch neulich erst einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein", stammelte er hilflos, als er Jazzys Blick sah.

    Da kam auch Bettina wieder hereingestürmt und deckte Lille vorsichtig mit einer Rettungsdecke zu, die sie anscheinend aus dem Verbandskasten ihres Autos geholt hatte. "Ist der Notarzt unterwegs?" fragte sie. Jazzy nickte.
    Bettina überprüfte erneut, ob Lille normal atmete und fühlte ihren Puls.
    Dann sah sie auf.
    "Soweit alles in Ordnung. Sie ist einfach nur bewusstlos."

    Sie stand auf und wandte sich wieder Jazzy zu. "Jazzy, geh bitte nach draußen und warte auf den Krankenwagen, damit er sofort weiß, wo er hin muss."



    Wenige Minuten später war der Krankenwagen angekommen.
    Der Notarzt untersuchte Lille nur kurz und legte ihr eine Infussion. Dann hoben die Sanitäter sie auf eine Trage, legten sie in den Krankenwagen und fuhren mit ihr davon.



    Fassungslos standen Bettina, Jazzy und Tom auf der Straße und sahen dem Krankenwagen hinterher. Nach einer Weile des Schweigens sagte Bettina tonlos: "Ich werde Lilles Eltern anrufen. Ihr beiden geht besser nach Hause."



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    Ende Kapitel 2

    -FS folgt-

  • @Tearfromheaven: Bingo! Genau so hab ichs gemacht. Wie kriegt man sie denn sonst zum liegen außerhalb ihrer Betten (und da liegen sie bei mir zumindest immer verdreht drin)? Gemeinichbin, aber ich hab sie ja gleich wieder von den Toten auferstehen lassen *lach*
    @ineshnsch / Kiara: Ich fürchte, sooo schnell werde ich das Geheimnis erstmal nicht lüften, was dahinter steckt. Es könnte die Aufregung um den Kuss sein, vielleicht aber auch eine echte Krankheit? Wir werden`s erfahren ;)
    @Lapislazuli: Ja, der Ausdruck hat schon was, den sie da im Gesicht stehen hat :)


    Danke für eure Kommis und das Mitlesen. Das nächste Kapitel enthält viele Dialoge, ich hoffe, es wird dadurch nicht zu statisch.



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    Kapitel 3


    Im Krankenhaus



    Als Maria Kessler an diesem Abend das Telefon abnahm, hätte sie sich nicht träumen lassen, welche schlechten Nachrichten sie erwarten würden. Ihr Mann saß gerade wie jeden Abend mit seiner Zeitung auf der Couch, als ihn das aufgeregte Rufen seiner Frau aus der Ruhe schreckte: "Bernhard, schnell, komm! Wir müssen sofort ins Krankenhaus fahren! Es ist etwas mit Lille!"

    Wenige Minuten später fuhren die beiden auf den Parkplatz der Stadtklinik. Zum bestimmt zehntenmal während dieser faktisch zwar kurzen, aber für die Kesslers unendlich langen Autofahrt fragte Bernhard seine Frau:
    "Und hat Bettina denn nichts genaueres gesagt? Es kann doch nicht sein, dass Lille einfach so ohnmächtig geworden ist. Hast du heute Mittag schon etwas an ihr bemerkt?"

    Maria Kessler schüttelte den Kopf. "Nein, Bernhard, es war alles wie immer. Es ging ihr gut. Und Bettina hat nur gesagt, dass Lille kurz vor ihrem Zusammenbruch über Schwindel und starke Kopfschmerzen geklagt hat."



    "Ich kann es immer noch nicht fassen", erwiderte Bernhard Kessler und öffnete langsam die Autotür. Auch seine Frau stieg aus dem Wagen und sah zu ihm herüber.
    "Ich hoffe, wir können sie sofort sehen."



    Mit beklommenem Gefühl gingen beide langsam auf die Eingangstür der Klinik zu. Was würde sie dort erwarten? Wo war ihre Tochter jetzt, was machte man gerade mit ihr? Wie ging es ihr und was hatte sie?
    ... Fragen über Fragen und bisher keine Antwort.

    Maria warf ihrem Mann einen beklommenen Blick zu. Er nickte langsam und ging ein paar Schritte voraus. "Lass mich das machen, Schatz", sagte er, während sie die Eingangshalle betraten.



    An der Anmeldung saß eine Ärztin, die gerade am Computer gearbeitet hatte. Als Herr Kessler auf die Theke zukam, sah sie kurz auf und nickte ihm dann zu. "Kann ich Ihnen helfen?"

    "Guten Abend, Doktor. Mein Name ist Bernhard Kessler. Meine Tochter Lille müsste vor kurzem hier eingeliefert worden sein. Können Sie mir hier vielleicht irgendwie weiterhelfen?"



    Die Ärztin blickte kurz auf. "Das junge Mädchen, das vor etwa einer halben Stunde eingeliefert worden ist?" Sie blickte in ihre Unterlagen und legte sie dann wieder beiseite. "Es tut mir leid, Herr Kessler, aber ich kann Ihnen nicht viel sagen, außer, dass Ihre Tochter zur Zeit noch untersucht wird."

  • Bernhard Kessler schluckte und blieb einen Moment unschlüssig stehen.
    Dann sprach er die Ärztin erneut an. "Entschuldigen Sie, Frau Doktor"... er warf einen Blick auf ihr Namensschild. "Frau Doktor Manrath... aber... können Sie mir denn nicht irgendetwas genaueres sagen?"

    Die Ärztin blickte abermals auf. Bernhard sah sie verzweifelt an. "Verstehen Sie denn nicht, meine Frau und ich, wir sind außer uns vor Sorge. Außer, dass unsere Tochter im Theater bewusstlos wurde, wissen wir bisher gar nichts. Können Sie mir denn überhaupt nicht sagen, was mit ihr los ist, wie es ihr geht, wo sie ist?"



    Doktor Manrath stand auf und lächelte Herrn Kessler freundlich an.
    "Nun beruhigen Sie sich doch, Herr Kessler. Ich kann Ihre Sorge natürlich verstehen, aber ich weiß wirklich nichts genaueres. Lille ist zur Zeit noch in den Untersuchungsräumen."

    Bernhard starrte auf seine Finger. "Es... es ist doch aber nichts schlimmes, Frau Doktor. Oder?"



    Doktor Manrath schüttelte den Kopf und sagte: "Ich kann Sie zumindest insofern beruhigen, dass Lilles Allgemeinzustand bei Ihrer Einlieferung nicht besorgniserregend war." Sie sah Herrn Kessler einen Moment an, der wie ein Häufchen Elend vor ihr stand.

    "Bitte setzen Sie sich doch einen Moment in die Wartezone", sagte sie dann. "Ich werde mal sehen, ob ich noch mehr herausfinden kann."
    Bernhard Kessler sah auf und sagte dankbar: "Vielen Dank, Frau Doktor."



    Bernhard ging zu seiner Frau zurück, die in der Nähe der Eingansgtür gewartet hatte. "Komm, setzen wir uns, wir müssen einen Moment hier warten", erklärte er ihr.

    Und während die Kesslers sich setzten, verschwand Dr. Manrath in einem der angrenzenden Untersuchungsräume.



    "Was hat die Ärztin gesagt?" wollte Maria Kessler sofort wissen. "Wo ist Lille und wie geht es ihr?"

    Ihr Mann sah sie an. "Ich weiß nicht. Sie konnte mir nichts genaueres sagen. Auf jeden Fall wird Lille momentan noch untersucht. Und Dr. Manrath versucht jetzt gerade etwas genaueres herauszufinden. Sie sagte aber, Lilles Zustand sei bei der Einlieferung... wie sagte sie doch gleich... nicht besorgniserregend gewesen. Was genau das heißt, weiß ich allerdings auch nicht so recht. Aber ich denke, wir werden gleich genaueres wissen."



    Maria Kessler seuftze tief auf. Eine Weile saßen beide Eltern schweigend da und musterten die ab und an vorbeigehenden Leute.
    Es war ruhig im Krankenhaus, inzwischen war es schon später Abend, die meisten Patienten waren wohl auf ihren Zimmern und schliefen bereits. Und auch Besucher sah man keine mehr.

    Irgendwann seufzte Maria erneut auf und sagte leise:
    "Oh Bernhard, ich mache mir solche Sorgen. Mein armes kleines Mädchen, sie ist jetzt ganz alleine in irgendeinem dieser Untersuchungsräume. Sie muss sich schrecklich fühlen. Ich wäre jetzt so gerne bei ihr."



    Sie sah auf, als sei ihr bei ihren eigenen Worten ein Gedanke durch den Kopf gegangen.

    "Wir wissen ja noch nicht einmal, ob sie schon wieder wach ist", stellte sie ängstlich fest. "Hat die Ärztin denn irgendetwas dazu gesagt?"
    "Nein", erwiderte ihr Mann. "Die Ärztin sagte nur, dass ihr Allgemeinzustand nicht schlecht war, als sie hier ankam."
    "Das heißt also, sie könnte jetzt immer noch bewusstlos sein?" fragte Maria ängstlich.
    "Wenn es ihr schlecht gegangen wäre, hätte die Ärztin das doch sicher ganz anders formuliert, Schatz", versuchte ihr Mann sie zu beruhigen.



    Die beiden verfielen wieder in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen, besorgten Gedanken nach. Die Zeiger der Uhr schienen sich nicht nach vorne zu bewegen, aber Maria und Bernhard kam es vor, als säßen sie schon seit Stunden hier.

    Nach einer kleinen Ewigkeit, wie Ihnen schien, kam Dr. Manrath wieder auf sie zu und blieb vor Frau Kessler stehen.
    "Frau Kessler? Herr Kessler? Ich weiß nun genaueres."



    "Was ist mit Lille?" sagte Maria schnell. "Wie geht es ihr?"

  • "Ihrer Tochter geht es soweit gut", sagte Dr. Manrath. "Wir haben den Grund für die Ohnmacht jedoch noch nicht gefunden. Deswegen brauche ich nun einige Angaben von Ihnen. Hat Lille irgendeine Vorerkrankung? Diabetes? Allergien? Immunschwächen? Ist mit den Organen alles in Ordnung gewesen bisher? Bitte überlegen Sie gut, es ist wichtig für uns."



    Maria Kessler überlegte einen kleinen Moment. "Nein, Frau Doktor, mir fällt da nichts ein. Lille war bisher immer ein ganz gesundes Mädchen. Sie hatte einige Kinderkrankheiten. Die Windpocken und den Keuchhusten. Und ab und an natürlich harmlose Infekte, wie sie jedes Kind hat. Aber ansonsten war sie immer quietschfidel."

    "Hm", sagte die Ärztin und schien nachzudenken. "Das hilft uns nicht wirklich weiter."



    "Nimmt sie irgendwelche Medikamente?" fragte sie dann. "Die Pille beispielsweise? Oder ... ", sie zögerte einen Moment. "Ist Ihnen bekannt, ob sie vielleicht ab und an Drogen nimmt oder bereits genommen hat?"

    Frau Kessler zog die Brauen hoch, blieb aber gefasst. "Nein, sie nimmt weder die Pille, noch irgendwelche Drogen, das weiß ich sicher. Und selbst wenn, könnten Sie das dann nicht labortechnisch feststellen?
    Dr. Manrath nickte. "Bitte entschuldigen Sie diese Frage, ich will Ihrer Tochter nichts unterstellen, ich versuche nur, nach Gründen für Ihren Zusammenbruch zu forschen. Ein Labortest dauert natürlich eine Weile, wir haben schon einige Proben ins Labor gegeben."




    Frau Kessler nickte und sagte dann: "Frau Doktor, wie geht es Lille jetzt und wo ist sie? Wir möchten zu ihr."
    "Sie dürfen zu ihr, Frau Kessler. Lille ist während der Untersuchungen wieder zu Bewusstsein gekommen, aber sie ist sehr erschöpft und schläft jetzt. Damit wir einen erneuten Anfall ausschließen können und um den Ursachen für die Bewusstlosigkeit näher zu kommen, haben wir uns entschieden, sie eine Nacht intensiv zu überwachen."



    Die Ärztin beugte sich vor und sah die Eltern mitfühlend an. "Verstehen Sie, Herr und Frau Kessler, ich möchte Sie nur auf den Anblick vorbereiten, der Sie erwartet. Es sieht weitaus schlimmer aus als es ist. Bitte bedenken Sie, dass es nur eine Vorsichtsmaßnahme ist."

  • Die Eltern nickten und folgten der Ärztin in den ersten Stock zu den Intensivräumen.

    Obwohl Dr. Manrath sie vorzubereiten versucht hatte, war der Anblick und die Atmosphäre ein Schock für beide. Hinter einer Glasscheibe lag Lille im Intensivzimmer und war an vielerlei Geräte angeschlossen. Sie schien dennoch friedlich zu schlafen. Im Vorraum saß eine Schwester und überwachte zahlreiche Monitore.

    "Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht", betonte Dr. Manrath nocheinmal.



    "Können wir zu ihr?" fragte Herr Kessler mit dünner Stimme. Er konnte den Blick einfach nicht von seiner Tochter abwenden, die da so furchterregend verkabelt in diesem Zimmer lag.



    Dr. Manrath schüttelte den Kopf. "Mir wäre es lieber, wenn Sie beiden ebenfalls nach Hause fahren würden und sich etwas hinlegen. Lille war sehr erschöpft und schläft jetzt, das ist das allerbeste für ihren Körper. Es wäre nicht gut, sie jetzt aufzuwecken. Ich will es Ihnen natürlich nicht verbieten, aber es wäre nicht vernünftig."



    Maria sah die Ärztin an. "Wie lange wird Lille auf der Intensivstadion bleiben müssen?"
    "Nur eine Nacht", antwortete die Ärztin rasch. "Vorausgesetzt natürlich, dass die Nacht ohne besondere Vorkommnisse verläuft. Wenn alles in Ordnung ist, werden wir Sie bereits morgen auf die normale Station verlegen. Dort können Sie sie dann natürlich jederzeit besuchen. Ich würde Ihnen wirklich raten, nach Hause zu fahren. Wenn irgendetwas vorkommt, werden wir Sie sofort anrufen."

    Maria warf einen kurzen Blick auf Bernhard, der immer noch ermattet und fassungslos vor der Scheibe stand und ins Zimmer starrte.
    Sie nickte. "Ich denke auch, dass es so besser ist, Bernhard."



    Ihr Mann drehte sich langsam zu ihr um. "Aber was, wenn Lille wach wird und nach uns sucht? Und uns sehen will?"
    Maria sah Dr. Manrath fragend an. "Dann rufen wir Sie natürlich auch an. Aber es wird ja immer jemand bei Lille sein, und sie ist ja immerhin schon fast siebzehn, sie ist ein tapferes Mädchen, das hat sie uns vorhin bei den Untersuchungen schon bewiesen. Aber wenn Sie sie sehen will, werden wir Sie sofort benachrichtigen."



    Maria nickte. "Ich habe eine Tasche mit Schlafanzügen für Lille gepackt", sagte sie langsam. Es wunderte sie beim Aussprechen dieser Worte selbst, dass sie vorhin in aller Eile noch Gedanken für solchen Kleinkram gehabt hatte.
    "Das ist sehr gut", sagte die Ärztin. "Lille wird sich freuen, wenn sie morgen in etwas vertrautes schlüpfen darf. Die Krankenhaushemdchen sind nicht gerade nach dem Modegeschmack der jungen Mädchen."

    Maria lächelte leicht. Und nachdem sie der Ärztin die Tasche gegeben hatte, stiegen die Kesslers schweigend wieder ins Auto und fuhren nach Hause.

  • @SuessesGirl: Vielen Dank für Dein Lob! :) Es freut mich, dass ich euch mit dieser Wendung ein bißchen überraschen konnte.
    @GraceKelly: 112 ist europaweit Feuerwehr UND Notruf. Dachte früher auch immer, das wäre nur die Feuerwehr, aber es ist beides. In Deutschland gibt es länderabhängig zwar noch ne andere Nummer (19222), aber "offiziell" ist es die 112. :-)
    Doxxy, Kiara, Tearfromheaven, Princess: Ich denke, heute erfährt man schon ein bißchen mehr davon, was mit Lille losgewesen sein könnte. Ich will euch ja nicht zu lange mit Ungewissheit quälen *gg* Lilles Eltern finde ich persönlich auch recht nett. War auch das erste Mal, dass ich einem Sim-Mann freiwillig so ne Frisur verpasst hab *lach*



    So, ihr Lieben, nun kommt Kapitel 4. Das ist recht kurz, aber ich hab heute auch nicht so viel Zeit, von daher passt das :-)




    Kapitel 4

    Gute Nachrichten


    Die Kesslers fuhren schweigend nach Hause, wo sie sich auf die Couch setzten und eine Weile nur festhielten. Die Nacht schien sich ewig hinzuziehen, sie waren viel zu nervös, um ins Bett zu gehen und hielten sich mit Gesprächen und Fernsehen über Wasser, um sich abzulenken. Als es acht Uhr war, stand Bernhard auf. Sie hatten weder geschlafen noch gegessen, geschweige denn die Kleidung gewechselt. "Lass uns in die Klinik fahren", sagte er.

    In der Klinik machte sich große Erleichterung bei beiden breit, als ihnen die Schwester am Empfang mitteilte, dass Lille bereits auf die normale Station verlegt worden war.

    Und als sie das Zimmer betraten, lag Lille entspannt im Schlafanzug auf dem Bett, während eine Ärztin neben ihr stand und die Infusion, an die sie immer noch angeschlossen war, prüfte.



    Die Kesslers atmeten auf. Die Ärztin kam auf Bernhard zu. Sie wirkte wesentlich weniger freundlich als Dr. Manrath und sah ihn mürrisch an.
    "Sind Sie Angehörige?" fragte sie unfreundlich.
    "Aber natürlich, wir sind Lilles Eltern", erwiderte Bernhard, aber die Ärztin sah ihn immer noch genauso mürrisch an wie vorher.
    Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie Lille auf ihrem Bett ein Grinsen unterdrückte.



    "Na dann", murrte die Ärztin schließlich. "Ich bin Doktor Hauenstein. Guten Morgen."
    "Guten Morgen", erwiderte Bernhard höflich und während Maria zu ihrer Tochter ging und leise mit ihr sprach, fragte er: "Wie geht es Lille?"
    "Die Nacht war ohne besonderen Vorkommnisse", antworte die Ärztin fachlich. "Wir konnten Lille problemlos vor einer Stunde auf die normale Station verlegen. Den Grund für ihre Ohnmacht kennen wir jedoch immer noch nicht. Deswegen werden wir noch einige weitere Tests vornehmen müssen. Wenn Sie damit einverstanden sind."

    Bernhard nickte. "Aber ja, ja, natürlich, wenn es denn weiterhilft. Aber... haben Sie denn gar keinen Verdacht, was es gewesen sein könnte?"
    "Lilles Entzündungswerte sind leicht erhöht", erwiderte die Ärztin. "Vielleicht war es nur eine verschleppte Erkältung oder einfach Kreislaufprobleme. Das ist bei jungen Mädchen gar nicht ungewöhnlich. Allerdings zugegebenermaßen selten in diesem Ausmaß. Wir werden nach den Tests wohl mehr wissen."

    "Wann darf Lille nach Hause?" fragte Bernhard.
    "Oh, ich denke, sie kann bereits morgen entlassen werden. Die Tests werden wir heute Nachmittag durchführen und falls nötig, können wir weitere Tests auch ambulant vornehmen. Die Ergebnisse werden sie dann telefonisch oder in einem Gespräch mitgeteilt bekommen. Ich denke, Sie können Ihre Tochter morgen früh mitnehmen, falls bei den Tests nichts herauskommt, was dagegen spricht". Und sie ließ sich sogar zu einem Lächeln hinreißen.



    Bernhard seufzte auf. "Das sind wirklich gute Nachrichten." Und während die Ärztin sich verabschiedete, ging er zu Lille und Maria und teilte ihnen mit, was er mit Dr. Hauenstein besprochen hatte.

    Nach einem leichten Frühstück nahm man Lille die Infusion ab und sie durfte schon wieder aufstehen. Etwas blaß um die Nase war sie noch, und die Knie wackelten ein wenig, zugegeben, aber es ging ihr doch schon wieder recht gut.

    "Wie fühlst du dich, mein Schatz?" fragte Maria sanft, als Lille aufgestanden war.
    "Ganz gut, Mama", sagte Lille. "Aber ich bin doch noch sehr müde."
    "Dann leg dich wieder hin und ruh dich aus", erwiderte Maria.



    "Ach, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht", sagte sie dann und sah Lille an. "Ich bin wirklich unendlich froh, dass es dir gut geht, mein Schatz. Würde es dir etwas ausmachen, wenn dein Vater und ich nun auch nach Hause fahren, eine Runde schlafen und uns umziehen? Wir würden heute Nachmittag wiederkommen, sobald deine Untersuchungen vorbei sind."
    "Aber nein, Mama, das macht mir nichts aus", erwiderte Lille. "Ich werde selbst noch ein paar Stunden schlafen."
    Maria nahm ihre Tochter fest in den Arm.
    Lille kuschelte sich an ihre Mutter. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie fühlte sich wirklich noch sehr schwach und was passiert war, hatte sie ordentlich erschreckt und sie konnte es selbst immer noch nicht so wirklich fassen.



    Nachdem ihre Eltern sich verabschiedet hatte, legte Lille sich aufs Bett und fragte sich, was nur mit ihr passiert war? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass ihr Kopf weh getan hatte und ihr so komisch geworden war. Und dann hatte sie einen Blackout. Das nächte, was sie wusste, war erst wieder, dass sie in einem Untersuchungsraum aufgewacht war. Sie hatte sich sehr erschreckt, all diese Ärzte um sich zu sehen, das Piepsen der Maschinen zu hören.

    Aber eine nette Frauenstimme hatte beruhigend auf sie eingeredet und ihr alles erklärt. Sie war dann so erschöpft gewesen, dass sie schnell wieder eingeschlafen war und erst am Morgen aufwachte, als man sie von der Intensivstation auf dieses Zimmer brachte. Was war nur los gewesen?

    Lille konnte nicht lange nachdenken, der Schlaf übermannte sie schnell wieder. Nach dem Mittagessen wurden noch einige Untersuchungen gemacht, dann lag sie wieder auf ihrem Zimmer. Und aufeinmal öffnete sich die Tür und ein brauner Strubbelkopf spickte ins Zimmer.

    "Jazzy!" rief Lille erfreut. "Komm doch rein!"
    "Du siehst ja schon wieder ganz gut aus, Süße!" sagte Jazzy und betrachtete Lille, die auf dem Bett lag. "Nur ein bißchen blaß um die Nase bist du noch, aber vermutlich darf man sich in dem Laden nicht schminken, was?"



    Lille lächelte schwach und wurde dann wieder ernst. "Entschuldige, dass ich euch allen so einen riesigen Schrecken eingejagt hab, Jazzy."

  • "Ist schon gut, du konntest doch nichts dafür", sagte Jazzy und zog sich einen Stuhl an Lilles Bett heran. "Aber wie geht es dir denn jetzt? Ich hab vorhin mit deiner Mutter telefoniert, sie sagte nur, dass du schon Besuch kriegen darfst. Was war denn der Grund für... das alles?"
    Lille zuckte mit den Achseln. "Weiß man noch nicht so wirklich. Ich habe eben noch einige Untersuchungen gehabt, aber die Ergebnisse haben wir noch nicht. Naja, aber die Ärzte vermuten eine verschleppte Erkältung. Nichts dramatisches also".

    Sie sah beschämt auf ihre Finger. Während Jazzy erleichtert lächelte und von der Schule zu erzählen begann, dachte Lille daran, wie peinlich es ihr war, dass sie vor ihren Freunden zusammengeklappt war. Und vor allem vor Tom!



    Als habe Jazzy ihre Gedanken erraten, sagte sie plötzlich. "Naja, jedenfalls hast du es ja hervorragend geschafft, dich vor der besagten Szene zu drücken."
    "Wieso? Was meinst du?" fragte Lille verwirrt.
    "Na, die Kuss-Szene!" rief Jazzy.
    Lille dachte nach, konnte sich aber nicht erklären, was Jazzy meinte.
    "Ja, weißt du das denn nicht mehr? Gerade in dem Moment, wo ihr euch küssen solltet, hast du dich entschieden, die Szene auf zugegebenermaßen ungewöhnliche Art und Weise abzubrechen", sagte Jazzy zwinkernd. "Der arme Tom, wie soll er das nur verstehen." Sie grinste.
    Lille lächelte schwach. Sie konnte sich beim besten Willen nicht an das, was Jazzy da sagte, erinnern. Das lag bestimmt daran, dass sie in diesem Moment solche Schmerzen gehabt hatte.

    "A propos Tom. Da muss ich dir ja noch was erzählen", sagte Jazzy geheimnisvoll.
    Ausruhen hin, Ausruhen her, kaum hatte Jazzy es ausgesprochen, hüpfte Lille mit beiden Beinen aus dem Bett und sagte: "Na, was? Sag schon!"
    Auch Jazzy sprang nun auf und sah nach rechts und links, als habe sie Angst, dass ihnen jemand zuhöre - obwohl das Zimmer vollkommen leer war.
    "Also gut", Jazzy beugte sich zu Lille. "Ich sag dir, der war heute Morgen völlig fertig wegen dir. Er hat mich sofort bestürmt, ob ich etwas weiß, wie es dir geht und all sowas. Wenn der dich nicht mag, Lille, dann bin ein kleines rosa Schweinchen."



    Lille holte tief Luft und war mit einemmal mehr als froh, nicht mehr auf der Intensivstation zu liegen, denn ihr Herz machte plötzlich ganz seltsame Sprünge in ihrem Brustkorb.

    "Bist... du dir sicher?" fragte sie.
    "Dass ich kein kleines rosa Schweinchen bin?" meinte Jazzy. "Aber klar doch!"
    "Nein, ich meine doch das andere!"
    "Da bin ich mir ganz genauso sicher! Er mag dich - und wie!"
    Lille lachte glücklich auf. Das waren wahrhaft gute Nachrichten!



    Jazzy sah Lille skeptisch an. "Nun reg dich mal nicht zu sehr dadrüber auf und leg dich lieber wieder in dein Bett, bevor du mir vor lauter Begeisterung nochmal umfällst und ich einen Mecker von den Schwestern kassiere!"
    Lille lachte laut auf. "Das wird nicht passieren, keine Angst! Oh, Jazzy, ich danke dir!" Und sie drückte die Freundin an sich.



    Jazzy lachte und versuchte mit einem flotten Spruch zu überspielen, dass sie in diesem Moment selbst recht bewegt war - denn natürlich hatte auch sie Lilles Zusammenbruch mitgenommen.
    "Nun aber husch-husch ins Bett, Fräulein."
    Sie sah sie an. "Ich muss nun auch gehen, Lille. Deine Eltern kommen dich bestimmt bald besuchen und du solltest dich noch nicht so sehr anstrengen."

    --

    Am nächsten Morgen durfte Lille wie versprochen nach Hause gehen. Ihre Eltern waren sehr froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war... auch wenn die Ärzte nach wie vor nicht mit Gewissheit sagen konnten, was die Ursache für Lilles Ohnmacht gewesen war.

    Wie Dr. Hauenstein vorausgesagt hatte, musste Lille nächste Woche nocheinmal zu einigen ambulanten Untersuchungen gehen. Die Ergebnisse würden dann innerhalb der nächsten zwei Wochen vorliegen, hatte man ihnen gesagt.

    "Und, mein Schatz, was willst du nun zu Hause als erstes machen?" fragte Lilles Vater, als er ins Auto stieg und die Tür zuschlug.



    "Du weißt, dass du dich noch schonen musst", sagte Lilles Mutter sofort vom Rücksitz aus. "Die Ärzte haben gesagt, du musst noch eine Woche zu Hause bleiben und dich ausruhen. Denn wenn es eine verschleppte Erkältung war, muss sich dein Körper erst noch richtig erholen."
    "Ja, ich weiß", sagte Lille.
    "Das heißt aber auch, kein Theater und kein Ausgehen für die nächste Woche", sagte Maria streng.
    "Ja, das weiß ich auch", sagte Lille leicht genervt.
    Eine Woche kein Theater, keine Schule, kein Ausgehen! Das hieß, es würde noch eine Woche dauern, bis sie Tom wiedersähe - mindestens.
    Aber... nachdem, was Jazzy gesagt hatte, war das ja eigentlich gar nicht so schlimm.
    Tom mochte sie. Das war die Hauptsache.

    Und wenn Lille ehrlich war, so war sie doch ganz froh, noch eine Woche zu Hause bleiben zu können. Sie fühlte sich immer noch nicht richtig wohl, müde und schlaff. Und ab und an tat der Kopf weh und die Hände kribbelten ihr. Aber die Ärzte meinten, das käme von der Erkältung.
    "Also, ich bin für Pizza", sagte Lilles Vater. "Was haltet ihr davon?"
    Lille lächelte. "Das ist super! Zwei Tage Krankenhausfrass waren zwei Tage zu lang!"




    Die Eltern lachten und gemeinsam fuhren die drei nach Hause.


    Ende Kapitel 4

    FS folgt!

  • @Teafromheaven: Ich fürchte, da werden Lilles Eltern doch recht streng sein und sie nicht aus dem Haus lassen. Kann mir gut vorstellen, dass ich an ihrer Stelle nach diesem Ereignis absolut übervorsichtig geworden wäre ;-)
    Kiara: Sei ruhig misstrauisch :-D Aber vielleicht hat Lille sich mit der Ohnmacht ja - dramaturgisch gesehen ;-) - wirklich nur vor dem Kuss drücken sollen? Wer weiß...
    @Lapislazuli: Danke für Deinen Lob und was die Erkältung angeht, siehe oben ;-)



    Hier kommt Kapitel 5. Auch wieder mal recht kurz und ein bißchen was zum Übergang, aber das muss halt auch mal sein ;-)

    Ich hoffe, ihr mögt es trotzdem ganz gerne.



    ---


    Kapitel 5

    Gespräche


    Am Montagmorgen fing Tom Jazzy nach Schulschluss auf dem Schulhof ab.

    "Jazzy, warte!" rief er und als Jazzy sich zu ihm umgedreht und ihn begrüßt hatte, fragte er atemlos - denn er war ihr hinterhergerannt:
    "Jazzy, sorry, dass ich dich aufhalte... aber weißt du schon etwas neues von Lille? Ich hab das ganze Wochenende daran denken müssen, wie es ihr wohl geht."
    "Es geht ihr soweit ganz gut, Tom. Ich habe gestern mit ihr telefoniert", sagte Jazzy.



    "Heißt das etwa, sie ist schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden?" fragte Tom schnell.
    Jazzy nickte. "Ja, schom am Samstag."
    Tom seufzte erleichtert auf. "Da bin ich aber froh. Weißt du denn, was sie hatte?"
    Jazzy zuckte die Schultern. "Man vermutet wohl eine verschleppte Erkältung, aber irgendwie muss sie diese Woche nochmal ins Krankenhaus und noch was testen lassen. Keine Ahnung."
    "Es ist also nichts schlimmes?" fragte Tom nach.
    Jazzy nickte. "Ich denke nicht."



    Tom nickte und stand eine Weile schweigend vor Jazzy. Dann begann er herumzudrucksen: "Du Jazzy... mh... naja, also... ich... ich weiß ja nicht, ob das okay wäre, aber... ich habe mir überlegt, ich könnte Lille ja mal anrufen. Was meinst du?"
    Jazzy sah ihn einen Moment verständnislos an und legte dann breit grinsend den Kopf schief.
    "Diese Frage meinst du jetzt aber nicht wirklich ernst, oder?"
    Tom zuckte mit den Schultern und sagte hilflos: "Doch... wieso?"



    Jazzy lachte glucksend auf.
    "Sag mal, wie blind musst du eigentlich sein, wenn du immer noch nicht registriert hast, dass Lille dich mag? Euch beiden muss man wirklich mehr Starthilfe geben als einem alten Dieselmotor!"
    Tom sah erfreut auf. "Wirklich? Du meinst also, Lille würde sich freuen, wenn ich sie anrufe?"



    Jazzy gluckste immer noch und schüttelte lachend den Kopf.
    "Sie würde sich mehr als nur freuen. Aber du könntest sie doch auch gleich besuchen gehen, das freut sie bestimmt noch mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr da noch eine gewisse Theaterszene nachzuholen habt."


    Diese Jazzy! Sie war nicht auf den Mund gefallen! Verlegen und grinsend sah Tom sie an. "Wo denkst du hin. Aber ich würde sie wirklich gerne besuchen."

    "Was meinst du, wann es ihr recht wäre?"
    "Heute Mittag gehe ich zu ihr, die Hausaufgaben vorbeibringen. Morgen ist sie soweit ich weiß nochmal im Krankenhaus. Dann also vielleicht am Mittwoch?"
    "Mittwoch passt wunderbar!" lachte Tom. "Aber verrat ihr nichts! Ich will sie überraschen!"




    Jazzy nickte. "Versprochen!"


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    Es war Mittwochnachmittag und wie so oft hatte die Clique beschlossen, sich gegen fünf Uhr am Brunnen zu treffen, um den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen.
    Als Anna am Treffpunkt ankam, war außer Mirko noch niemand da.
    "Hei Mirko!" sagte sie. "Wie geht es dir? Sind die anderen noch nicht da?"
    Mirko schüttelte den Kopf.
    "Ich hab das von Lille gehört, gestern, auf der Theaterprobe", begann Anna zu erzählen. "Sag mal, weißt du, ob es ihr schon wieder besser geht?"
    "Woher sollte ich", brummte Mirko, der nie mehr Worte machte als unbedingt nötig.
    Während Anna, die an Worten in etwa die Menge zuviel hatte wie er sie zuwenig besaß, ihm innerhalb der kommenden fünf Minuten zwei Gartenhäuschen an beide Ohren plapperte, brummelte er nur ab und an ein "Ja" oder "Nein". Aber Anna schien das nicht zu stören.

  • "Hol mal Luft, Anna", unterbrach plötzlich eine Jungenstimme ihren Redefluss. Anna dreht sich um.
    "Ah, hei Nico!" sagte sie und winkte dem Neuankömmling zu.



    Nico war der schrägste Vogel in der Clique. Anna fragte sich oft, was seine Eltern wohl gesagt hatten, als er eines Abends mit dieser knallrot gefärbten Tolle nach Hause gekommen war.
    Aber selbst wenn er Ärger bekommen hatte, das würde er nie zugeben. Nico hielt sich für den coolsten und angesagtesten Typen der Welt.
    Die Jungs kamen ganz gut klar damit, aber die Mädchen nervte er meistens. Und seltsamerweise hatte er trotzdem irgendwelche Liebeleien.
    Anna konnte nicht begreifen, wie ein Mädchen so blöde sein konnte, sich auf Nico einzulassen... obwohl er zur Zeit ja tatsächlich "fest liiert" war.
    Vielleicht hatte er sich ja doch geändert?
    So unschön er sich in Mädchensachen auch benahm, an und für sich war Nico ein guter Kumpel. Vor allem konnte man Spaß mit ihm haben.

    "Worüber habt ihr gesprochen?" fragte Nico.
    Mirko brummelte. "Über vieles. Das willst du nicht alles wissen."
    "Wir haben vor allem über Lille gesprochen", sagte Anna altklug. "Und ihren Zusammenbruch. Stell dir das mal vor, einfach so ohnmächtig geworden."
    "Müsste dich doch freuen, Anna", grinste Nico. "Wenn sie nicht bald wieder auf die Beine kommt, darfst du die Hauptrolle spielen. Gibs zu, das wolltest du doch die ganze Zeit."
    Anna sah ihn empört an. "Das ist eine unverschämte Lüge! Ich mag Lille, und ich hoffe, dass sie schnell wieder gesund ist. Und außerdem habe ich die Zweitbesetzung nur übernommen, weil sonst niemand bereit dazu war. Schließlich habe ich meine eigene Rolle, die ich spielen muss!"



    Und wütend fügte sie hinzu. "Es ist nicht jeder so egoistisch wie du, aber das verstehst du wahrscheinlich nicht."

    "Nehme ich auch an!" rief eine Mädchenstimme und Patricia betrat den Platz. "Was gibt es zu streiten?"
    Anna ging sofort zu Patrizia und tuschelte ihr zu, was sich eben ereignet hatte.
    Mirko warf derweil Nico einen vielsagenden Blick zu : Mädchen!



    "Wundert mich nicht, dass unser Mister Niveaulos nichts von dem versteht, was du gesagt hast!" sagte Patrizia herablassen und kam auf Nico zu.
    "Was geht denn mit dir?" fragte der. "Schlechten Sex gehabt heut Nacht, oder was? Ach nee, hast ja gar keinen dafür."
    Patrizia wurde wütend. "Spar dir deine Beleidigungen, Nico! Ich komme gerade von Diana, die ärmste heult sich die Augen aus dem Kopf und dreimal darfst du raten, warum!"
    "Hast du Schluss gemacht?" fragte Mirko.
    "Natürlich hab ich das", sagte Nico gelassen und grinste ihn an. "Ich hab ja bekommen, was ich wollte, verstehst du!"

    Patrizia wurde noch wütender. "Du bist sowas von daneben!"



    Nico zuckte gelangweilt mit den Schultern.
    "Ich wüsste nicht, was dich das angeht."
    "Oh, es geht mich eine Menge an, denn du gehst mit jedem Mädchen so um und es wird Zeit, dass das mal ein Ende hat."
    "Willst du die Welt retten, oder was?" meinte Nico. "Blas dich nicht so auf!"
    ... und es kam, wie es immer kam, wenn Nico mal wieder ein Mädchen abserviert hatte. Patrizia wurde fuchtsteufelswild und begann herumzukeifen und Nico keifte zurück.



    Die beiden verband wirklich eine Art Hass-Liebe, dachte Mirko sich, sagte aber - wie gewohnt - kein Wort dazu.
    So war er ganz froh, als Anna ihn beiseite nahm und fragte: "Wo ist eigentlich Tom? Sollen wir noch auf ihn warten? Wenn nicht würde ich nämlich vorschlagen, dass wir in den Jugendclub gehen. Sonst hören die beiden nicht mehr auf, bevor es dunkel wird."
    Mirko grinste vielsagend. "Tom kommt heute nicht mit. Er ist Lille besuchen gegangen. Da ist was im Busche, darauf verwette ich meinen Bart."
    Anna lachte. "Ich dachte schon, das wird nie mehr was mit den beiden! Da bin ich ja mal gespannt auf die nächste Theaterprobe, an der Lille wieder teilnehmen wird! Gönnen würde ich es den beiden auf jeden Fall!"



    "Welch wahres Wort!" brummte Mirko. Und nachdem sie die beiden Streithähne voneinander getrennt hatten, machten sich die vier auf den Weg zum Jugendclub.

  • princess: Ja, ich finde auch, Lille sah richtig krank aus. Aber wohl auch wirklich, weil sie keinerlei MakeUp trägt. Ich seh da auch immer irgendwie krank aus ohne :rollauge
    emo: Danke für Dein Lob! Ja, Nico ist schon ein komischer Typ, der wäre mir auch unsympathisch.


    ---

    Dann mal weiter mit Kapitel 6


    Kapitel 6

    Besuch




    Lille lag an diesem Abend wie so oft in den letzten Tagen in ihrem Sessel und ruhte sich aus.
    Sie hatte eine Weile gedöst, denn sie fühlte sich immer noch recht oft müde, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass sie so lange und oft untätig zu Hause herumsaß.



    Wie so oft in den letzten Tagen schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem ab, was am Donnerstag geschehen war und dass sie sich nach wie vor nicht erklären konnte, was mit ihr los gewesen war.
    Was sie aber noch viel öfter beschäftigte, waren natürlich die Gedanken an Tom und an das, was Jazzy erzählt hatte. Ein paarmal hatte sie überlegt, ihn anzurufen - aber aus welchem Grund? Und außerdem war ihr der Vorfall vom Donnerstag ihm gegenüber wahnsinnig peinlich... auch wenn er ja eigentlich eine schöne "Nebenwirkung" gehabt hatte - nun war sie sich doch recht sicher, dass sie Tom nicht egal war.

    Lille war so in ihre Gedanken versunken, dass sie kaum registrierte, dass es an der Tür klopfte und ihre Mutter ins Zimmer kam.



    "Na mein Mädchen, wovon träumst du?" fragte sie lächelnd.
    Lille setzte sich auf. "Von nichts weiter", sagte sie schnell und sah ihre Mutter fragend an. "Was gibt es?"
    "Ich wollte dir nur sagen, dass draußen Besuch für dich ist."
    "Aber Mama, wieso schickst du Jazzy nicht einfach rein wie sonst immer?" fragte Lille.
    "Es ist doch gar nicht Jazzy."
    Lille sprang auf. Besuch? Wer konnte das sein? Doch nicht etwa...
    "Es ist ein junger Mann, der dich sehen möchte."



    "Mama, es ist doch nicht etwa Tom?"
    "Genau so heißt er", lachte Maria. "Soll ich ihn nun reinschicken oder nicht?"
    "Oh Mama, was fragst du da noch!!"
    "Na gut, ich schicke ihn gleich rein."

    Lille holte tief Luft. Tom! Hier? Jetzt? Um sie zu besuchen?
    Das hätte sie sich niemals träumen lassen!
    Nervös spielte sie mit ihren Fingern. Was sollte sie nur sagen, was tun?



    "Oh mein Gott!" rief sie. "Ich muss furchtbar aussehen!"
    Sie war noch nicht einmal geschminkt und der leichte Trainingsanzug, den sie zu Hause trug, war mit Sicherheit auch nicht das angesagteste Teil aus ihrem Kleiderschrank.
    Aber fürs Umziehen oder Schminken war nun keine Zeit mehr. Draußen hörte sie ihre Mutter schon mit Tom sprechen. Schnell zog sie ihren kleinen Handspiegel aus der Schublade ihres Schreibtisches.

    "Naja, umwerfend ist es nicht gerade, aber es wird gehen", sagte sie aufmunternd zu ihrem Spiegelbild.



    "Himmel, er soll nicht denken, dass ich hier wie ein aufgescheuchtes Huhn auf ihn warte!" dachte sie sich, steckte den Spiegel weg, setzte sich an den Schreibtisch und versuchte, möglichst gelassen in einem Magazin zu blättern.

    Da klopfte es auch schon und auf ihre "Herein!" trat Tom ins Zimmer.



    Schnell sprang Lille auf und warf das Magazin achtlos auf den Schreibtisch.
    "Tom!" stammelte sie. "Das ist aber eine Überraschung!"

    Tom kam sie auf zu. "Ich hoffe, ich störe dich nicht, Lille? Ich hätte vielleicht besser vorher angerufen, aber Jazzy sagte, du würdest dich freuen."
    Jazzy! Diese alte Hexe hatte davon gewusst und ihr nichts gesagt!
    ... aber eigentlich war das jetzt auch egal, dachte Lille sich. Tom stand hier, in ihrem Zimmer und mehr war erstmal nicht wichtig.




    "Nein, nein, ich freu mich, dich zu sehen", antwortete Lille rasch.
    "Wie geht es dir?" fragte Tom und lächelte sie sanft an.

  • "Mir geht es wieder ganz gut, danke", sagte Lille schnell.
    "Ich hab mir ganz schöne Sorgen um dich gemacht letzte Woche. Ich war total erleichtert, als Jazzy mir am Montag sagte, dass du schon wieder zu Hause bist."
    Lille nickte. "Ja, ich bin auch froh darum. Aber reden wir doch nicht immer nur von mir", versuchte sie, das unangenehme Thema zu umgehen. "Wie läuft es auf den Proben? Ich kann gar nicht erwarten, bald wieder dabei zu sein."

    "Ach ja, ganz gut", erwiderte Tom. "Bettina hat natürlich wieder Stress gemacht, weil sie den ganzen Probeplan umwerfen musste, aber sie hat es wie immer gut hingekriegt."
    Lille lächelte. "Bettina macht immer Stress, obwohl sie es im Handumdrehen hinkriegt."

    Einen Moment lang standen beide voreinander und es breitete sich ein peinliches Schweigen aus.



    Dann sagte Tom: "Du hör mal, Lille. Du hattest mich letzte Woche doch wegen des Kinobesuches gefragt... du hast mir doch geglaubt, dass ich wirklich nicht konnte, oder?"
    Lille schluckte. "Naja... schon..."

    "Wirklich, Lille, ich hab dir die Wahrheit gesagt. Ich würde dich doch nicht anlügen", sagte Tom und machte ein ernstes Gesicht.
    Lille lächelte. "Das ist lieb, Tom."



    "Naja, also... weil das doch nicht geklappt hat.. dachte ich.. ich komme mal vorbei und frage dich... also, wenn Du Lust hast, würde ich vorschlagen, dass wir das ganze vielleicht nachholen? Am übernächsten Wochenende vielleicht? Natürlich nur, wenn du dann schon wieder darfst... und Lust hast, mit mir auszugehen."
    Lille strahlte ihn an.



    "Natürlich habe ich dazu Lust! Und ich darf ab Montag ja auch wieder in die Schule, ich kann am Wochenende also auch weggehen."

    Tom lächelte erleichtert. Einen kleinen Moment standen sie wieder schweigend voreinander, dann fasste er sich mit einemmal ein Herz und nahm Lilles Hände.

    "Ich freu mich schon wahnsinnig darauf, Lille. Wo wir hingehen, können wir dann ja auch noch überlegen, ob Kino oder etwas anderes... erstmal musst du sowieso erst wieder ganz gesund werden."
    Lille nickte.



    "Ich freu mich auch schon darauf."

    Es entstand wieder ein seltsamer Augenblick des Schweigens. Dann ließ Tom ihre Hände los und sagte: "Ich glaube, ich sollte dann auch mal nach Hause gehen. Es ist schon spät."
    Lille hätte am liebsten den Kopf geschüttelt, nickte aber nur und sah ihn mit großen Augen an.

    Tom war schon auf dem Weg zur Tür, als sie sagte. "Tom? Es war super lieb, dass du mich besucht hast..."
    Tom drehte sich nocheinmal um und ging wieder auf Lille zu und aufeinmal hatte er die Arme um sie gelegt.



    "Du hast mir gefehlt", sagte er.
    Lille lächelte. "Du mir auch..."

    Und ehe sie sich versah, hatte er sie sachte geküsst.



    "Nun muss ich aber wirklich los", sagte Tom lächelnd. "Ich ruf dich an, Lille. Bis dann!"

    Als die Tür hinter ihm ins Schlos gefallen war, holte Lille tief Luft und versuchte, sich klarzumachen, was da eben gerade passiert war.
    Er hatte sie wahrhaftig geküsst!
    Sie lächelte still vor sich hin und konnte ihr Glück kaum fassen.



    Tom hatte sie geküsst! Ihr Leben war perfekt!

    Und an diesem Abend schien es Lille, als könnte es auf der ganzen Welt für sie kein Unglück oder Leid mehr geben. Denn nun strahlte die Sonne in aller Pracht auf ihr Leben... und Schatten schien es keine mehr zu geben.



    Ende Kapitel 6!

    FS folgt!

  • emo: Da könntest Du recht haben ;-) SO wäre das ganze natürlich fast ein bißchen zu einfach, gell? Aber wer weiß...
    @Tearfromheaven: Ja, das gefällt mir auch ganz gut das Poster :-D



    Das letzte Kapitel war ja nun nicht so spannend, deswegen habe ich hier noch ein absolutes Minikapitel für euch - Kapitel 7. Viel Spaß dabei.


    ---


    Kapitel 7


    Ein Anruf





    Es war ein später Mittwochnachmittag. Bernhard war gerade nach Hause gekommen und während seine Frau ein paar Brote zum Abendessen vorbereitete, wollte er es sich noch ein Weilchen auf der Couch gemütlich machen, wie fast jeden Abend.
    Lille war mit Jazzy unterwegs, seit Montag ging sie wieder zur Schule und es ging ihr sehr gut.

    Doch kaum hatte er sich mit seiner Zeitung auf der Couch niedergelassen, als auch schon das Telefon klingelte.
    "Gehst du bitte ran, Bernhard?" hörte er seine Frau rufen, die gerade im Badezimmer auf der Toilette verschwunden war.



    Brummelnd stand Bernhard auf, legte die Zeitung zur Seite und nahm den Hörer ab.
    "Kessler, hallo?... Ja, da sind Sie richtig..."
    Er hörte der Frauenstimme am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu.
    "Die Ergebnisse sind da? Das wurde aber auch Zeit... wie? Nicht am Telefon? Am Samstagnachmittag? Ja, das passt uns, natürlich... wie bitte? Bei wem? Und wieso?"



    Er nickte. "Ja... natürlich, das verstehe ich... nein, das ist kein Problem für uns, wirklich nicht. Ja... dann also am Samstag um 17 Uhr... wiederhören."

    Kaum hatte er aufgelegt, hörte er Maria Stimme hinter sich.
    "Wer war das denn, Bernhard?"
    Er drehte sich langsam zu ihr um und sagte nachdenklich. "Das Krankenhaus. Lilles Ergebnisse sind nun da."
    Maria lächelte. "Das wurde aber auch Zeit. Ich habe mich ohnehin schon gewundert, wieso das so lange dauert."
    "Aber Schatz, man hatte uns doch gesagt, es kann bis zu zwei Wochen dauern. Nun hat es nur eine gedauert."
    "Und, was haben sie gesagt? Es ist doch hoffentlich alles in Ordnung? Hast Du mit dieser Doktor Manrath gesprochen?"



    Bernhard schüttelte den Kopf.
    "Nein, es war eine andere Frau, ich nehme mal an, eine Schwester oder jemand von der Verwaltung. Sie meinte, am Telefon könne sie uns die Ergebnisse nicht mitteilen - vermutlich haben sie ihr auch gar nicht vorgelegen. Dafür sollen wir am Samstag in die Klinik kommen, dort haben wir dann einen Termin mit einem gewissen Professor Degenbach."

    Maria runzelte die Stirn und rieb sich nervös die Hände.
    "Bei einem Professor? Was soll das nur bedeuten? Es wird doch hoffentlich alles in Ordnung sein?"



    "Ich meine... wieso müssen wir zu einem Professor, damit er uns die Ergebnisse sagt? Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte man es uns doch bestimmt am Telefon mitgeteilt. Nun mache ich mir wirklich wieder Sorgen."
    Bernhard schüttelte den Kopf und sah Maria an, die ihr Gesicht sorgenvoll verzogen hatte.



    "Schatz, nun denk doch nicht immer gleich an das allerschlimmste", beschwichtige er sie. "Lille geht es doch ausgezeichnet, was soll schon mit ihr sein? Sie hat sich in den letzten Tagen sehr gut erholt. Findest du nicht, dass sie zur Zeit aussieht wie das blühende Leben?"
    "Ja, natürlich, aber trotzdem...", gab Maria zu bedenken. "Ich finde es nicht normal, dass wir zu einem Professor müssen."
    "Aber Schatz, du weißt doch gar nicht, was der Grund dafür ist. Es gibt tausende plausible Erklärungen dafür."



    "Erstens weißt du doch gar nicht, ob der Professor nicht grundlegend die Ergebnisse mit den Eltern bespricht...", begann Bernhard. Doch Maria schüttelte den Kopf.
    "Ich denke nicht, dass er soviel Zeit hat, jedem mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist."
    "Ich sage ja gar nicht, dass alles in Ordnung ist", erwiderte Bernhard. "Wer weiß, vielleicht haben sie ja etwas gefunden. Irgendeinen Grund muss die Ohnmacht Lilles ja gehabt haben. Vielleicht ist es etwas ganz harmloses, Vitaminmangel oder sonst irgendetwas. Und er will uns nur sagen, was wir zu beachten haben. Das kann doch sein. Oder es ist wirklich das, was sie anfangs vermutet haben und Lille braucht nun noch Medikamente ... wer weiß das schon."
    "Das kann natürlich sein", erwiderte Lilles Mutter, klang aber nicht wirklich überzeugt.
    "Wirklich, Schatz", redete Bernhard weiter auf sie ein. "Ich denke nicht, dass du dich sorgen musst. Übrigens könnte ich mir auch gut vorstellen, dass es gar keinen medizinischen Grund hat, dass der Professor uns sprechen möchte."
    "Wie meinst du das?"



    "Die Dame am Telefon sagte eben, wenn wir ins Krankenhaus kommen, müssten wir auch noch etwas wegen der Krankenversicherung klären. Mir ist dabei eingefallen, dass auch eine der Ärztinnen anfangs erwähnte, dass möglicherweise nicht alle Kosten erstattet werden könnten. Die Tests, die sie gemacht haben, waren auf unseren Wunsch hin doch recht aufwändig und umfangreich. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Abrechung Probleme gibt und der Professor uns deswegen sprechen möchte. Vielleicht würde er auch noch gerne einige weitere Untersuchungen machen, um alles gründlich auszuschließen und braucht unser Einverständnis dafür."
    Maria dachte eine Weile nach.
    "Das kann natürlich sein." Sie sah ihn an und entspannte sich wieder. "Du wirst vermutlich recht haben. Ich meine... Lille geht es wieder so gut. Wenn sie etwas schlimmes hätte, dann wäre sie doch niemals so schnell genesen."



    "Ich denke, es bringt uns gar nichts, wenn wir uns nun den Kopf zerbrechen", sagte Bernhard. "Warten wir den Samstag ab."
    "Sollen wir Lille mitbringen?" fragte Maria.
    "Nein", erwiderte Bernhard. "Der Professor will nur uns sprechen. Das spricht doch auch noch einmal dafür, dass sie nichts weiter gefunden haben können, sonst wäre Lille doch mit dabei, um die weiteren Schritte zu besprechen."
    Maria nickte. "Ja, das denke ich auch. Warten wir einfach den Samstag ab. Dann werden wir ja wissen, um was es geht."
    "Und bis dahin sollten wir uns keine unnötigen Sorgen machen", fügte Bernhard hinzu.


    Ende Kapitel 7.

    FS folgt.

  • @ineshnsch: Den Gesichtausdruck kriegst Du mit dem boolprop-Cheat über "Spawn" hin. Ich glaube, das geht über "Worry" oder so. Ich denke, dass Lilles Eltern sich solche Gedanken machen, ist normal. Ich glaube, so viel man sich da auch zu beruhigen versucht, irgendwie bleibt die Unsicherheit ja nicht aus...
    emo: Ja, der Professor will nur Lilles Eltern sehen, das kann ja aber auch was gutes heißen. Man weiß ja nie, wie so ein Krankenhaus funktioniert, ihr dürft also gespannt bleiben.
    Kiara: Vielleicht liegst Du mit Deiner These ja gar nicht so falsch. Es könnte ja auch noch ein Folgetermin kommen, wo Lille auch mit hin muss. Mal sehen ;-)
    Jule: Danke für Dein Lob und den Kommi! Nun geht es auch endlich weiter!



    --

    Kapitel 8

    Das erste Date


    Es war Donnerstagabend und die Theaterprobe hatte vor einigen Minuten geendet. Tom und Lille verließen das Theaterhaus zusammen und standen noch ein Weilchen auf der Straße und unterhielten sich.

    Lille ging es wieder gut. Sie ging seit Montag normal zur Schule und deswegen auch wieder zu den Proben. Sie war wirklich froh gewesen, endlich wieder herauszukommen und seit Tom sie letzte Woche besucht hatte, hatten beide öfters miteinander telefoniert.

    Was zwischen ihnen passiert war, hatte Lille jedoch nur Jazzy erzählt und auch vor den anderen im Theater hielten beide sich zurück - so war seit dem Kuss letzte Woche nichts mehr zwischen ihnen passiert außer innigen Gesprächen und dem ein oder anderen vielsagenden Blick.

    "Soll ich dich mitnehmen, Lille?" fragte Tom und machte den Reißverschluss seiner Jacke zu, denn es war heute Abend merklich kühl.
    "Nein, meine Eltern würden mir den Kopf abreißen, wenn ich auf dem Motorrad mitfahren würde", erwiderte Lille. "Im Moment sind sie wahnsinnig ängstlich."
    "Kann ich mir vorstellen", sagte Tom. "Ist ja irgendwie auch verständlich."
    "Ja, aber es nervt."
    "Wie kommst du nach Hause? Ich möchte nicht, dass du alleine durch die Straßen läufst..."




    "Hab keine Sorge, meine Mutter holt mich ab, sie müsste jeden Augenblick hier sein", erwiderte Lille.
    "Das ist gut", antwortete Tom und lächelte dann. "Sag mal, Lille, hast du dir eigentlich überlegt, wo wir am Samstag hingehen wollen? Wie wäre es mit dem ´Times`?"
    "Gute Idee", erwiderte Lille. "Das hat doch erst vor kurzem neu eröffnet, oder? Ich war noch nie da, aber ich habe gehört, es soll richtig gut dort sein."
    "Ja, ist es auch. Ich freu mich schon sehr auf unser Date, Lille." Tom strich ihr sachte über den Arm.
    "Und ich mich erst!" lächelte Lille.



    Da hörten sie, wie sich die Tür zum Theaterhaus öffnete und Tom ließ von ihr ab.
    "Hey ihr zwei!" rief Bettina, die beschwingt aus dem Theaterhaus gehuscht kam. "Alles klar mit euch?"



    Die beiden nickten.
    "Brr, ganz schön kühl ist es geworden", sagte Bettina und fröstelte in ihrem dünnen, ausgewaschenen Poloshirt, das sie so oft trug, und der Dreiviertelhose.
    Sie kam auf beide zu. "Wisst ihr, ich finde, die Probe heute war richtig, richtig gut. Ihr habt gespielt wie die jungen Götter, ich hab das richtig abgekauft. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen, dass wir zur Probe in gut vier Wochen fit sein werden."
    "Bis vor kurzem hast du noch gesagt, das schaffen wir nie und nimmer", meinte Tom ratlos.
    "Ja, aber ihr beiden habt wahnsinnige Fortschritte gemacht. Und das obwohl Lille eine Woche ausgefallen ist! Ich frage mich, wie ihr das hingekriegt habt. Und die anderen sind auch besser geworden. Vielleicht steckt ihr sie an mit eurem Eifer, wer weiß."



    "Nanu, sind wir nun aufeinmal Streber?" lachte Lille.
    "So hab ich das nicht gemeint", erwiderte Bettina ebenfalls lächelnd. "Menschenskinder, ist das kalt heute Abend, nicht wahr? ... Also jedenfalls werden wir am Dienstag die Kuss-Szene nochmal üben, da könnt ihr euch drauf gefasst machen - nachdem das letzte Mal ja nicht geklappt hat."
    Sie zwinkerte schelmisch. "Ihr könnt ja schonmal üben, ihr beiden."
    Lille und Tom schwiegen und verkniffen sich ein Grinsen.



    "So, und nun macht`s gut ihr beiden", rief Bettina. "Ich friere mir hier gerade den allerwertesten ab!"
    Und mit schnellen Schritten düste sie in Richtung Parkplatz, wo ihr Auto stand.

    Tom lächelte und beugte sich zu Lille nach vorne.
    "Diese Bettina... aber in einem hat sie recht. Wir könnten tatsächlich schonmal üben. Was meinst du?"
    Lille lächelte ebenfalls. "Na, dann komm her..."



    Die beiden küssten sich ein paarmal zärtlich, dann ließ Tom von Lille ab und sagte: "Sorry, Lille, aber ich muss jetzt los. Ich muss noch was für die Schule tun."
    "Ich begleite dich zum Parkplatz", erwiderte Lille.

    Als sie vor Toms Motorrad standen, zog er sie an sich heran und gab ihr einen kurzen Abschiedkuss.



    "Morgen werden wir uns nicht sehen, Lille, denn ich bin mit meinem Kurs auf Exkursion. Wir fahren in irgendso ein Bio-Museum, wird vielleicht gar nicht uninteressant werden. Jedenfalls bin ich den ganzen Tag unterwegs, so dass wir uns erst am Samstag wiedersehen. Ich würde vorschlagen, dass ich dich einfach am Samstag Abend abhole, so gegen sieben Uhr vielleicht? Wir können ja aber auch nochmal telefonieren. Es kann sein, dass ich meinem Vater nochmal helfen muss..."
    Lille sah ihn skeptisch an und Tom lachte.
    "Keine Angst, keine Angst, unser Date steht! Nichts auf der Welt könnte mich davon abhalten! Ich will dich ganz klassisch ausführen, Lille. Ich mag vielleicht altmodisch sein, aber ich finde, eine Beziehung wird doch eigentlich erst durch das erste Date so richtig offiziell, oder?"

    Lille nickte. "Da hast du recht. Also rufst du mich an?"
    "Ja, morgen Abend oder am Samstag früh, mal sehen", sagte Tom, während er auf die Maschin stieg und den Motor anwarf.



    "Machs gut, Lille!" er winkte ihr zu und fuhr mit knatterndem Motor davon.

  • Lille sah ihm nach, bis die Scheinwerfer des Motorrades verschwanden.
    Noch rund 48 Stunden bis Samstag! Sie konnte es kaum erwarten!



    In diesem Moment hielt der Wagen ihrer Mutter am Straßenrand und Lille stieg ein.

    ----


    Der Freitag ging schneller herum als Lille gedacht hatte und schon war es Samstagmorgen.
    Da sie nicht wusste, was sie mit sich anstellen sollte, rief Lille am Morgen Jazzy an und bat sie, vorbeizukommen, damit sie gemeinsam die Zeit bis zum Abend totschlagen konnten.

    Also kam Jazzy gegen Mittag vorbei und die Mädchen beschlossen ersteinmal etwas zu essen.
    Während Lille ein paar Sandwiches vorbereitete, fragte Jazzy: "Wo sind eigentlich deine Eltern?"
    "Die sind einkaufen gefahren, sie haben gesagt, sie sind den ganzen Tag unterwegs. Wir haben also sturmfreie Bude und unsere Ruhe."



    Nachdem das geklärt war, begannen die beiden natürlich, ununterbrochen über das kommende Date am Abend zu schnattern.

    "Irgendwie beneide ich dich ja ein bißchen", sagte Jazzy irgendwann zwischen zwei Bissen Sandwich. "Ich könnte zugegebenermaßen auch mal wieder einen Freund vertragen."
    "Schau mich an, das geht manchmal schneller als man denkt", erwiderte Lille kauend. "Und wenn es dann passiert ist, weiß man gar nicht, was man denken oder fühlen soll. Es geht alles so schnell. Ich finde das total überwältigend."



    "Obwohl ich ja noch gar nicht so richtig weiß, ob ich Tom als meinen festen Freund bezeichnen darf. Ich meine, womit fängt das an? Ich dachte immer, mit dem ersten Kuss, aber so einfach ist es dann doch nicht."
    "Das ist von mal zu mal verschieden, glaube ich", erwiderte Jazzy.
    "Deswegen denke ich ja auch, dass das Date heute Abend so wichtig ist. Gut, natürlich weiß ich, dass wir etwas füreinander empfinden, wir verliebt sind. Aber Tom sagte ja, er ist da irgendwie altmodisch, und ich glaube, das bin ich auch. Und wenn wir heute Abend im Times sind, werden wir bestimmt auch einige Leute treffen, die er oder ich kennen. Und damit wird das ganze dann erst so richtig offiziell, weißt du."



    "Ich finde das auch", sagte Jazzy. "Weißt du, wie oft habe ich schon mit einem Jungen herumgeflirtet und ihn dann nie wieder gesehen. So ein Kuss oder ein bißchen Händchenhalten heißt nicht immer zwingend, dass man zusammen ist. Allerdings bist du da auch anders, ich glaube nicht, dass du jemanden küssen könntest, wenn du nicht wirklich was für ihn empfindest... sondern nur aus Spaß."
    "Da hast du absolut recht", erwiderte Lille. "Ich bin da anders. Ich könnte Tom niemals links liegen lassen. Dafür sind wir uns viel zu nahe gekommen."
    "Das liegt vielleicht daran, dass du mit ihm den richtigen gefunden hast", meinte Jazzy altklug und wirkte dabei fast wie eine alte Tante.



    "Nun red nicht so", entgegnete Lille. "Ich bin mir sicher, dass du auch noch den passenden Deckel auf deinen Topf finden wirst. Einen Jungen, der es mit dir richtig ernst meint und mit dem du es ernst meinst. Du hast bisher einfach noch niemanden gehabt, bei dem es so richtig gefunkt hat.
    Aber was Tom angeht, da hast du recht. Er bedeutet mir so wahnsinnig viel und wir verstehen uns so gut, Jazzy, das ist so wahnsinnig toll."



    "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob man das nach so kurzer Zeit überhaupt schon sagen kann", meinte Lille nachdenklich. "Aber ich glaube, ich habe ihn richtig lieb, Jazzy."
    "Das ist doch gut", sagte Jazzy. "Und ich freu mich für dich. Du hast auch mal ein bißchen Glück verdient. Bewahr dir das, Süße. Wer weiß, wie lange es andauert... obwohl ich natürlich hoffe, dass es ganz lange dauern wird."



    Lille nickte und aß den letzen Rest ihres Sandwiches auf. Dann starrte sie auf die Uhr und seufzte. "Es ist noch so lange Zeit bis heute Abend! Irgendwie bewegt sich dieser blöde Zeiger nicht nach vorne,oder?"
    Jazzy schaute die Uhr eindringlich an. "Also bei mir eigentlich schon. Aber vielleicht sollten wir uns ein bißchen ablenken und ein wenig in die Sonne legen. Du könntest ein bißchen Farbe gebrauchen."
    "Solange ich heute Abend nicht mit Sonnenbrand auftauche", lachte Lille. "Es ist eine gute Idee, lass uns schnell abräumen und dann nach oben gehen."



    Und so räumten die beiden Mädchen das schmutzige Geschirr beiseite und machten sich auf den Weg auf die Sonnenterrasse.



    --

    Ende Kapitel 8!

    FS folgt!