Forumspiel "Liebesgeschichte" Aufgaben Musical-Katjes (abgeschlossen)

  • Liebes Tagebuch,


    wieder ein neues Engagement und wieder eine andere Stadt. „Clarissa, Pianisten werden nicht wie Sand am Meer gesucht.“ sagte mein Vater immer. Ich habe hart gearbeitet um es bis hierher zu schaffen.






    Ich kann es immer noch nicht fassen das sie mich für dieses berühmte Orchester eingestellt haben. Meine Hände haben so gezittert beim Vorspielen, das ich dachte ich habe alles vergeigt. Aber ich hab es geschafft und Annabelle auch.



    Ich freu mich so das wir zusammen weiterarbeiten können. Wäre sie nicht gewesen hätte ich es nicht soweit gebracht. Sie hat mich vor dem Vorspielen wieder auf den Teppich gebracht. Ich hatte so einen Bammel davor, aber Annabelle kennt mich genau und weiß wie sie mich wieder ruhig bekommt. Meine beste Freundin und ich im gleichen Orchester. Kann mich mal einer kneifen ich glaube ich träume noch.



    Viele Freunde sind mir nicht geblieben denn es geht viel Zeit für den Job drauf. Und jetzt wo ich auch noch die Stadt wechseln musste sehe ich Jan und Mira auch kaum noch. Ein Glück gibt es Telefon, Internet und die Fotos vom gemeinsamen letzten Sommer. So bleibt man wenigstens in Kontakt. Und selbst hier nur das Hauptquartier denn das Orchester reist quer durchs Land. Das macht kaum jemand mit. Eine harte Probe für Freundschaften und die Familie. Ach was jaule ich, ich wollte es doch so. Ich wollte einmal die Gelegenheit haben in einem riesigen Orchester zu spielen. Tadaaa, geschafft, deine Träume werden wahr...



    Morgen die erste Probe, sollte ich gleich noch mal an den Flügel? Nein, mache dich nicht wieder verrückt. Ich schreibe Jan und Mira gleich noch eine E- Mail sie platzen bestimmt vor Neugierde wie es mir hier gefällt.



    Danach ein schönes heißes Bad mit Orangenöl. Ich liebe diesen Duft. Und dann mit einem Buch ins Bett. Guter Schlachtplan...




    ...und doch ziemlich einsam in dem riesigen Bett. Es fehlt doch jemand an den man sich anlehnen kann. Kochen sollte er auch ganz gut können, ich bin miserabel darin. Ich glaube ich lerne es auch nicht mehr. Hach ja, ... Clarissa, auf zum PC die Süßen warten auf Neuigkeiten aus Roseville. [FONT=&quot]
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  • Aufgabe 2



    Liebes Tagebuch,


    kann man den gestrigen Tag nicht einfach aus dem Kalender streichen? Ich nehme mir nie wieder vor selber etwas im Garten zu machen. War doch ne Schnapsidee den Garten alleine umzugestalten. Na bis zum neuen Blumenbeet bin ich ja gekommen. Hatte heute Morgen geregnet und ich dachte ich spar mir so das übermäßige Gießen.



    Hätte ich’s bloß ganz gelassen ... aber nein, Loch gebuddelt, Pflanze rein und Erde wieder drauf. Das ganze sechs mal nur, dass ich dann gegen die Gießkanne gestoßen bin und die weiche Erde unter meinen Füßen zu einer Rutschbahn wurde. Und eh ich mich versehe, rutsche ich mit den Füßen weg. Ich hätte auf meinem Hintern landen sollen... verdammt, warum gibt’s die doofen Reflexe. Wär ich doch auf dem Hintern gelandet und gut. Stattdessen der doofe Reflex und der Versuch sich mit den Händen zu fangen. Tja, nach dem Schmerz kam die Erleuchtung, ich hatte mir den Mittelfinger mit meinem Körpergewicht einmal mit Schwung nach hinten gedrückt. Also schnell Eis drauf. Hatte ich mir jedenfalls so gedacht. Ich konnte zusehen wie mein Finger anschwoll. Also schnell andere Klamotten an und ab ins Krankenhaus. Ich hatte so eine Panik, dass etwas Schlimmes mit dem Finger ist. Ich kann mir das jetzt nicht leisten, bald fangen die ersten Konzerte an. Mitten in den Proben...


    [FONT=&quot]Ich glaube die arme Krankenschwester musste ganz schön unter mir leiden an der Anmeldung, wenn ich zurückdenke hab ich da Wind gemacht, als ob der Finger jeden Moment abfallen würde. Aber das Schlimmste war das Warten, bis ich endlich zum Röntgen kam. Habe nicht gewagt meine Hand auch nur einen Millimeter zu bewegen.


    [/FONT] Also fängst du zwangläufig an dir die Leute anzugucken, die über den Flur schleichen. Mir fiel dieser Typ sofort auf. Lederjacke, Sonnenbrille und quatschte mit jedem, der ihm über den Weg lief. Zielsicher ging er auf ein Krankenzimmer zu und verschwand darin. Mich wunderte es nicht, dass der nach 5 Minuten mit lautem Geschrei aus dem Zimmer flog.



    Eine Krankenschwester meinte zu ihm, dass es ja wohl doch nicht so einfach sei, wie er vorher gedacht hätte. Das nahm der dann auch noch ganz lässig und meinte, der würde sich auch wieder einkriegen. Er würde einfach ein bisschen warten und es noch mal probieren. Und eh ich mich versah, saß der auf einmal neben mir.


    Er begrüßte mich und wollte wissen, warum ich denn hier sei. „Na gut“, dachte ich mir, „warum nicht“, wie bescheuert ich war ließ ich aber lieber weg und beließ es bei einem Sturz und dem verdrehten Finger. „Geht ja noch“, meinte der Knilch, sollte froh sein, dass nicht mehr passiert ist. Hat der eine Ahnung. Da kam Clarissa die Zicke raus. Ich hab den angezickt, wie der sich das vorstelle, eine Pianistin braucht schließlich alle 10 Finger. Sagt der doch frech: „Echt? Geht das nicht auch mit neun Fingern?“ Ich hätte den fressen können. Er wünschte mir noch viel Glück und ging wieder ins Zimmer, vorher rief er der Krankenschwester noch zu, er läute nun Runde zwei ein. Ich konnte nun endlich zum Röntgen und war mir sicher, dass der schon längst wieder aus dem Zimmer geflogen ist. Und nahm wieder auf dem Flur Platz. Wieder Warten und Leute beobachten. Wieder Geschrei aus dem Zimmer und siehe da, Mr. „geht das nicht auch mit neun Fingern“ flog wieder raus.




    Nur zu dumm, dass der sich wieder neben mir nieder ließ. Er fragte, ob ich immer noch warten würde oder schon wieder. Ich antwortete, schon wieder und konnte es mir nicht verkneifen ihn zu fragen welche Runde er denn gerade beendet hätte. Er sei jetzt mit der zweiten fertig und würde es nicht noch ein drittes Mal heute versuchen. Der Patient würde Zeit zum Nachdenken brauchen. Er wollte sich nur noch mal nach meinem Finger erkundigen und wenn ich Lust hätte auf ein Schwätzchen, er wäre öfter hier auf der Station. Na danke, ich wär froh, wenn ich das Krankenhaus wieder verlassen könnte. Er hieße Adrian und er wäre froh, wenn er meine liebe Stimme bald mal wieder hören könnte.



    [FONT=&quot]Dann endlich die Diagnose abholen. Eine Zerrung und Bänderüberdehnung. Salbenverband und Ruhe. Na toll, voll aus dem Verkehr gezogen. Ich schlurfte den Flur lang und kam an der Schwester vorbei, mit der Adrian oft gesprochen hatte. Ich fragte sie einfach, ob es stimmte, dass er oft hier sei. Sie lachte und meinte, dass es immer viel zu tun gäbe für ihn. Keine Ahnung warum und ich muss total bescheuert sein, aber ich beschloss ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Ich war neugierig. Vielleicht war er ja doch ganz nett. Umso verdutzter war ich als mir die Schwester statt einem Block und Stift ein Diktiergerät hinhielt. „Mit einem Zettel kann der nix anfangen.“ versuchte sie mir zu erklären, „er kann seit Jahren schon nichts mehr sehen.“ Er würde morgen wieder hier hinkommen und versuchen an den jungen Patienten ranzukommen, der vor Tagen sein Augenlicht verlor und versuchen ihm wieder Mut zu machen. Ich sprach ihm eine Nachricht auf Band, ob er Lust hätte einen Kaffee mit mir zu trinken.




    [/FONT] Tja und nun hock ich hier zu Hause mit meinem Verband und starre aufs Telefon. Vielleicht hat er ja auch keine Lust...

  • Aufgabe 3


    Liebes Tagebuch,


    es hat tatsächlich geklingelt und Adrian war am andern Ende und lud mich auf einen Kaffee ein. Was war nur mit mir los? Einem wildfremden Kerl meine Nummer geben. So etwas hab ich echt noch nicht gemacht. „Clarissa es ist nur ein Kaffee ... was soll schon groß passieren? Kann nach dem Kaffee dann ja wieder gehen, falls er sich als megafurchtbar entpuppt.“ Hab ich mir gedacht und mich in Schale geschmissen...




    Wir trafen uns im Schlosscafé und schwatzten über Gott und die Welt. Ich genoss es und fühlte mich immer wohler bei ihm. Er sah süß aus, wenn er lachte und riss einen sofort mit. Ich schwärmte vom Café und merkte auf einmal, dass er ganz still wurde. Na klar Clarissa, wieder voll ins Fettnäpfchen gerasselt. Ich sprach von Farben, Formen und Baustil, Staturen und Möbelstücken. Er aber konnte sie ja nicht sehen. Ich hörte abrupt auf zu erzählen. Adrian fragte mich, warum ich aufhören würde, er könne es zwar nicht sehen, aber versuchen durch meine Beschreibung es sich vorzustellen. Nur sollte ich versuchen es etwas genauer zu betrachten und zu beschreiben. Und das versuchte ich dann bei unserer zweiten Tasse Kaffee...



    Wir bekamen schlagartig Hunger, aber hier gab es nur Kuchen, also spontaner Entschluss Lokal wechseln. Doch leider waren alle zu, die in der Nähe lagen. „Hab nix Gescheites im Haus, sonst würde ich was kochen.“ Das war sehr verlockend und ich meinte darauf, dass er ja bei mir kochen könnte. Da war es wieder dieses wunderschöne Lachen. „Na gut, koche ich bei dir. Aber ich muss erst Pirat erlösen.“ Beim Nachhaken kam raus, dass Pirat sein Blindenhund war. Oder wie Adrian es ausdrückte „sein sehender Kumpel“. Er konnte ihn ja schlecht mit ins Café nehmen und hatte sich von einem Freund zum Café bringen lassen. Wir holten Pirat aus Adrians Wohnung. Adrian schloss die Tür ab, aber fragte mich im Auto noch mindestens zweimal, ob er abgeschlossen hatte.



    Wir enterten die Küche und ich erzählte Adrian den Inhalt meines Kühlschranks. Adrian sagte hier und da „klingt nicht schlecht, raus damit“, und die Küchentheke füllte sich nach und nach. Adrian suchte etwas, ich fragte ihn ob ich helfen könne. Er meinte dann, er suche eine Schüssel. Als ich losstürmen wollte um sie ihm zu holen, wurde ich aber schnell gebremst. „So hilfst du mir nicht. Beschreibe es mir lieber, kannst für Richtungen auch Uhrzeiten benutzen.“ Ich war verduzt, aber es war sein vollster Ernst. Also, dann mal los Clarissa... ich kam mir etwas albern vor „Messer auf 3 Uhr in der Schublade ganz links“, oder „7 Uhr unten im Schrank, Vorsicht Tür klemmt, dann untere Lade Mitte“, aber es funktionierte! Es war der leckerste und verrückteste Auflauf meines Lebens.




    Wir saßen noch lange auf der Couch und plauderten. Ich fragte ihn, ob er Meisterkoch sei, dass er so gut kochen konnte und bekam so raus, dass er eigentlich technischer Zeichner war. Vor 4 Jahren aber, durch einen Unfall sein Augenlicht verlor. Erst habe er den Kopf in den Sand gesteckt. Er wollte erst nix mehr von seiner Umwelt wissen und dachte sein Leben wäre zu nix mehr zu gebrauchen. Aber dann hatte er sich wieder gefangen und wollte es noch mal wissen. Adrian hatte sich neue Ziele gesetzt und eine Umschulung gemacht. Seit 2 Jahren sei er nun die Supernase der Firma Wellnessa und gibt den Cremes und Duschbädern seinen Duft. Er war hart mit sich selbst und seiner Umwelt. Trotzig ja fast beleidigt, wenn man ihm Hilfe anbot. Alles aus eigener Kraft schaffen wollen und von niemandem abhängig sein, war wohl sein größtes Ziel. Ein furchtbarer Perfektionist und dabei ein hartnäckiger Dickkopf. Aber so süß dabei, dass ich gerne noch viel mehr über ihn wissen möchte. Bei ihm bewege ich mich wie in einem fremden Musikstück. Taste ich mich von Note zu Note, bis sich die ersten Takte einer Melodie bilden. Am liebsten hätte ich mehr von ihm erfahren, um die Noten weiter zusammenfügen zu können.




    Es war spät geworden und Stockdunkel draußen, als Adrian aufbrechen wollte. Ich hätte am liebsten die ganze Nacht mit ihm durchgequatscht. Er spannte Pirat das Gestell um und ich fragte, ob ich ihn nicht nach Hause fahren dürfte. Ich durfte natürlich nicht (selbst ist der Mann), er erklärte mir, dass er mit Pirat sicher zu Hause ankommen würde. Er fragte aber, ob er mich noch mal anrufen dürfte. Na klar durfte er das, er war einmalig am liebsten hätte ich ihn hier behalten. Ich ging noch ein Stück mit vor die Tür. „Komm heile nach Hause“, flüsterte ich ihm zu.




    Da war es wieder dieses herrliche Lachen. Er zog mich zu sich: „Mein Navigator macht das schon keine Bange.“ Trotz seiner Sonnenbrille hatte ich das Gefühl, dass er mir tief in die Augen sah bevor er mich zum Abschied küsste. WOW ... nur fliegen war schöner. Warum waren diese Augenblicke nur immer so kurz. Ich sah ihm noch lange nach. So lange bis Pirat mit ihm um die Ecke bog. Ich kann es kaum erwarten ihn wieder zu sehen. Hoffentlich klingelt das Telefon bald ... sehr bald.

  • Aufgabe 4



    Liebes Tagebuch,


    viereckig, schwarz und ich schleppe das olle Ding die ganze Zeit mit mir herum. Warum erlöst er mich nicht? Er hat gefragt , ob er mich noch mal anrufen dürfte... warum verdammt noch mal meldet er sich dann nicht? Das Telefon mein ständiger Begleiter. Ich trag es mit mir rum, damit ich so schnell wie möglich abheben kann. Ich hab sogar versucht den Auflauf nachzukochen.



    War ja klar, dass das schief ging. Ich dachte, ich bin ihm dann ein bisschen näher. Die letzten Tage waren die Hölle für mich. Dieses Warten macht mich fertig. Was denkt er sich dabei?


    Mein Finger ist wieder voll in Ordnung. Heute in der Probe habe ich sogar das einfachste Klaviersolo vergeigt. Nicht genug, dass mich der Dirigent vor allen anderen zusammengefaltet hat, nein noch schlimmer, ich durfte nach der Probe auch noch in seinem Büro antanzen.



    War ja klar, dass ich da den Rest kriegte. „Frau Riefenstein, was glauben Sie, vor was für einem Publikum Sie spielen werden? Das ist kein Kaffeekränzchen oder Kindergeburtstag. Gestern hab ich ja ein Auge zugedrückt, aber heute war das echt der Gipfel. Disziplin gleich null und die Konzentration reichte grad mal für den Ascheimer. Ich erwarte, dass Sie schnellstens zur Bestform auflaufen, sonst sind Sie schneller wieder an einem kleinen Theater, als Sie Piep sagen können. Ich hoffe, wir haben uns verstanden!“


    Und ob ich das verstanden habe. Anabelle hat mich im Flur in Empfang genommen und gut zugeredet. Ich sah in ihrem Gesicht, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie mich wieder auf die Füße bekommen könnte.
    Ahhhh, was macht der Kerl aus mir... ein nervliches nicht mehr Klavier spielen könnendes Wrack. Ich starre jetzt schon wieder auf das olle Telefon. Der meldet sich doch nicht mehr und ich ende als Kneipenpianistin. Mein großer Traum, ich bin kurz davor ihn platzen zu lassen. Aus vorbei ... ich MUSS wieder einen klaren Kopf bekommen ...der will Bestform morgen ... ab ans Klavier...



    ... Mozart dreht immer noch Achterbahn in seinem Grab. Wie soll ich die Probe morgen überleben mit IHM im Kopf? Da ist kein Winkel mehr für etwas anderes. Dieses Lachen ... ich bekomme es nicht aus meinem Kopf. Ich muss es loswerden aber wie? Scheibenkleister, ich will es nicht loswerden ... ich will das er anruft!



    War ich ihm zu langweilig? Hab ich was Falsches gesagt? Hab ich mich zu dumm angestellt?



    Was, wenn ihm auf dem Heimweg doch etwas passiert ist? Ich hätte ihn doch fahren sollen. Mein Gott, vielleicht liegt er seit Tagen im Krankenhaus und ich sitze hier doof rum. Vielleicht sogar im Koma. Oder er hat beide Arme in Gips und überhaupt keine Chance an ein Telefon zu kommen. Und ich sitze hier jaulend zu Hause...


    Clarissa reiß dich zusammen, es bringt dir nichts und es bringt ihm nichts, wenn du einen Nervenzusammenbruch bekommst. Krankenhäuser anrufen...



    ... jetzt hab ich mit meinem Handy alle Krankenhäuser angerufen. Er ist in keinem. Mein Festnetztelefon rührt sich immer noch nicht. Was wenn er tot ist? STOP, jetzt gehe ich zu weit, daran will ich nicht denken. Was macht er aus mir? Genug! Bis hierher und nicht weiter. Ich verliere mich noch ganz.



    Wenn ich doch nur einmal seine Stimme hören könnte, nur ganz kurz, würde mir reichen. Nur ein kleines Lebenszeichen. Oder war das für ihn etwa nur Spaß? Ein netter Tag mit der durchgedrehten Pianistin ... habe ich mich denn wirklich so in ihm getäuscht ...


    Klingel doch bitte, bitte, bitte...

  • Liebes Tagebuch,


    ich bin dir untreu geworden. Es ist seit meinem letzten Eintrag so unendlich viel passiert. Adrian hatte mich fünf Tage vor meinem Telefon sitzen lassen. Als ich am sechsten Tag nach meiner Probe nach Hause kam, war der Weg zu meiner Haustür mit einem Meer von Rosen bestückt. Als ich mich endlich zur Tür durchgeschlängelt hatte, lag vor meiner Tür ein großer Umschlag. Der Inhalt war hart und als ich ihn öffnete, sprang mir gleich ein Diktiergerät entgegen. Konnte ja nur von Adrian sein. Ich hatte mich vor die Tür gesetzt und ernsthaft überlegt, ob ich es überhaupt abspielen sollte. Er hatte mich tagelang wie eine Verrückte vor dem Telefon hocken lassen. Mein Job war auf Messerschneide, noch mal wollte ich die Nerven meines Dirigenten nicht reizen. Der Duft der Rosen stieg mir in die Nase und ich stellte mir vor, wie er sie hier aufgestellt hatte. Warum er sich nicht gemeldet hatte ... die Antwort war aufs Diktiergerät gebannt. Schrecklich, wenn man so neugierig ist, klar hab ich das abgehört...



    „Liebe Clarissa, du bist sicher unheimlich wütend und enttäuscht, dass ich mich nicht gemeldet habe. Zu Recht, wäre ich an deiner Stelle auch ...“


    Ach nee ernsthaft, wärst du das? Nee mein Lieber, ich war halb krank vor Sorge.


    „... Ich habe meinem Bruder versprochen mit ihm zu seiner Hütte in den Bergen zu fahren. Sollten nur 2 Tage sein doch leider fing es da oben heftig an zu schneien. Mein Handy hatte eh keinen Empfang und die Leitung der Hütte hielt dem Schnee nicht stand. Die Straße runter ins Tal war unbefahrbar...“


    Na bravo, so macht ein Kurztrip Spaß. Und jetzt soll ich dir einfach verzeihen?


    „ ... wir saßen 5 Tage da oben fest. Ich hatte dich jede Sekunde in meinem Herzen. Und meine Gedanken waren ständig bei dir. Ich hab dich vermisst, so sehr, wie ich noch keinen Menschen vermisst habe...“


    Süüüüß! Mehr bitte!


    „ ... Ich hoffe, du nimmst meine kleine Entschuldigung in Form von Rosen an. Ich möchte dich sehr bald wiedersehen und zähle die Sekunden bis zu deinem Anruf. Ich hoffe du verzeihst mir, dein Adrian ... ähm meine Nummer...“


    Ja, die wurde auch gleich im Handy abgespeichert und in drei Adressbüchern verewigt.
    War ja klar, dass ich ihn noch am selben Tag angerufen hatte. Wir hatten uns auch gleich für den Abend verabredet. Diesmal hab ich ihn aber nicht einfach so gehen lassen. Sicher war sicher!


    Wir sind ab heute 4 Monate zusammen und es kommt mir vor, als wäre es eine Ewigkeit. Wenn ich ein Konzert habe weiter außerhalb, telefonieren wir mindestens 2 mal am Tag. Wenn wir zusammen sind und unsere Arbeitszeiten sich überschneiden, sprechen wir uns kleine Nachrichten aufs Diktiergerät. Eigentlich haben wir vereinbart, dass wir die Bänder überspielen, wenn sie voll sind. Aber ich tausche die Bänder in meiner Wohnung regelmäßig (und das in seiner, wenn ich dran komme) heimlich aus. Wenn er wüsste, dass ich extra eine Kiste dafür angelegt habe, aber sie sind mir zum Löschen zu schade.


    Tagebüchlein, kannst du dir vorstellen, dass man sich nach 4 Monaten sicher ist? Dass man den Mann fürs Leben getroffen hat, mein ich. Ich denke, ich bin mir sicher. Er ist der Richtige! Und gestern habe ich mich endlich getraut. Ich hab ihn eingepackt und bin mit ihm in die Berge. Zur Hütte seines Bruders, wollte ich immer schon mal hin, um zu gucken, wo er eingeschneit war. Den Schlüssel hatte ich vom Bruder vorgestern schon geholt. Und den Kofferraum mit Überraschungen bestückt. War gar nicht so einfach Adrian ins Auto zu bekommen. Aber ich hab es geschafft Mr. Perfect zu überraschen, ist nicht einfach, er will ja immer alles bis ins kleinste Detail geplant haben. „Diesmal nicht, mein Lieber“, habe ich mir gedacht „diesmal erwischt es dich unvorbereitet“.








    Es war herrliches Wetter und kein Schnee in Sicht. Wir machten einen herrlichen Spaziergang und genossen die Abendsonne. Abends zauberte ich Adrians Lieblingsgericht und entführte ihn mit Sekt vor den Kamin.







    Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich ihn fragte, ob er sich den Rest seines Lebens mit mir vorstellen könnte und drückte ihm den Verlobungsring in die Hand. Er sollte wissen, dass es mir ernst war und sehen konnte er ihn ja nicht. Er saß einem Moment still da. Die Stille machte mir Angst, war es für ihn vielleicht doch zu früh? Er begann zu schmunzeln und ich fing innerlich an zu beten. „Bist du sicher, dass du es so lange mit mir aushältst?“ Und ob ich sicher war!







    „Und wo ist der andere?“ und hielt mir seine andere Hand entgegen. Ich legte ihm den anderen Ring in die Hand. Er lächelte mich an und steckte erst mir den Ring auf den Finger und dann sich seinen. „Du bist das Beste, was mir je passieren konnte.“ Dann küsste er mich... gewagt und den Hauptpreis gewonnen.







    Wir tanzten fast die Nacht durch, ich schwebte vor Glück und wir machten Pläne für unsere gemeinsame Zukunft. Ich wäre gerne noch länger mit ihm auf der Hütte geblieben. Leider aber kein Schnee und das nächste Konzert rückte auch immer näher. Aber unser nächstes gemeinsames Ziel fest im Auge: Zusammenziehen! Wird es leichter für mich die Bänder auszutauschen, wovon er nichts ahnt. Ich freu mich drauf!!!

  • Aufgabe 6


    Liebes Tagebuch,

    ich hab dich endlich wieder!!! Es hat mir gefehlt, dich mit meinen Erinnerungen zu füttern. Mal sehen, ob ich sie alle behalten habe...

    Adrian wollte nicht mehr lange warten mit dem Heiraten. Also machten wir einen Termin fest. Ich war soooo aufgeregt. Ich nervte Anabelle fast zu Tode glaube ich. Allein das Aussuchen des Brautkleides, da hat sie bestimmt die meisten verloren. Aber finde mal das PERFEKTE Kleid! Ich weiß nicht, in wie vielen Geschäften wir waren, bis wir ES endlich hatten. Ich wollte unbedingt in einer bestimmten kleinen Kapelle heiraten. Ich hab mich sofort in sie verliebt, als ich meine ersten Streifzüge durch Roseville gemacht hatte. Den Saal mieten, die Deko bestimmen und die Einladungen aussuchen und verschicken. Anabelle war immer dabei. Sie ist so lieb, ich glaube ohne sie hätte es noch viel länger gedauert.

    Dann war es soweit, der große Tag war da. Aufregung pur! Anabelles Wagen wollte erst nicht anspringen. Ich dachte ich muss sterben. Das Brautkleid auf dem Rücksitz, der wartende Bräutigam vor dem Altar... ein Segen, nur eine Horrorvorstellung, denn dann sprang der Wagen doch an. Dann saß die Frisur nicht! Die Haare rutschten ständig wieder aus dem Knoten. Dann der Anruf meiner Eltern, dass der Flug Verspätung hatte und sie hoffen noch rechtzeitig anzukommen. Je mehr schief ging, desto nervöser wurde ich. Hätte ich Anabelle nicht gehabt, ich wäre gestorben. Dann im letzten Moment auch noch DAS, mein Absatz brach ab. Das war das Ende! Ich konnte doch nicht barfuss zum Altar.







    In dem Moment kam Mira rein, sie hatte mit Jan den weiten Weg von Ravensea extra für meine Hochzeit auf sich genommen. Wir hatten uns ewig nicht gesehen. Sie wollte wissen, wann wir fertig sind, der Pastor würde mich vermissen. „Gar nicht, wenn das SO weitergeht!“, habe ich geantwortet und hielt ihr den abgebrochenen Absatz entgegen. „Ich geh nicht barfuss auf meine Hochzeit!“ hab ich ziemlich hysterisch geschrieen. „Nee, du nicht! Das wäre ja auch was! Gib mir mal den Zweiten...“ Mira widersprechen? Unmöglich, also hielt ich ihr den Zweiten hin und zack war der Absatz auch ab. Mein Gesicht muss einmalig gewesen sein. „So meine Süße, die nehme ich jetzt und du nimmst meine weißen mit Absatz. Ist doch praktisch, wenn die Freundin die gleiche Schuhgröße hat, oder?“





    Ab da ging es wieder aufwärts: Meine Eltern trafen im letzten Moment ein. Anabelle hatte meine Frisur mit 88 Haarnadeln in den Griff bekommen, wenn es Gewitter gegeben hätte... der Blitz wäre bei mir gelandet. Nein, die Sonne schien und wir machten uns auf in die Kapelle. Mein Vater führte mich zum Altar. Da stand mein süßer Adrian schon und wartete brav, denn durch die Frisur- und Schuhaktion ging es erst 20 Minuten später los. Was er wohl gedacht hatte? Hätte ja auch sein können, dass ich unterwegs Reißaus nehme...





    In dem Moment, als ich neben ihm stand, waren alle Pannen vergessen und meine Nervosität wie weggeblasen. Mein Vater übergab mich an Adrian mit den Worten: „Jeder sieht ein Stückchen Welt, gemeinsam seht Ihr die Ganze. Möget Ihr die hellen Fußstapfen des Glücks finden und ihnen auf dem ganzen Weg folgen.“ Das sind die kleinen, einzigartigen, unplanbaren Highlights des Tages, die man nie vergisst.






    Die Party danach war einmalig schön. Jan und Mira hatten mir gefehlt und wir versprachen uns, nicht wieder so lange zu warten mit dem Wiedersehen. Sie waren begeistert von Adrian und unterhielten sich lange mit ihm.







    Der DJ hatte super Musik und wir tanzten bis zum Morgen durch. Miras Schuhe waren super bequem. Es war ein toller Abend, an den ich gerne zurück denke.






    Auf dem Hochzeitsfoto sieht man mir die Anspannung vor der Trauung nicht mehr an. Ich schaue mir gerne die Fotos an. Adrian hat sich seine eigene Erinnerungskiste zusammengestellt. Darin sind z. B. der kaputte Absatz, einige meiner Haarnadeln, der Korken der ersten Sektflasche des Abends, das Brautpaar vom Hochzeitskuchen und ein Tonband von seinem Bruder, mit Mitschnitten der Trauung und der Party.







    Wir sitzen ab und an zusammen und holen alle Erinnerungen aus den Schränken und tauschen uns aus. Ich beschreibe ihm die Fotos und lass meine Erinnerungen dazu schweifen und er anhand der gesammelten Dinge, seine.

    Umgezogen sind wir auch, das Haus wurde für unsere Pläne zu klein. Und dabei gingst du leider verschütt. Aber jetzt hab ich dich ja wieder. War ja klar, dass du in einer der letzten Kisten versteckt warst...

    [FONT=&quot]... für unsere Pläne zu klein, ja da war ich stehen geblieben. Ich spiele noch mit Anabelle im Orchester, einziger Unterschied, dass ich nur noch die Zweitbesetzung bin. So bin ich mehr in der Stadt und nicht mehr so viel unterwegs. Adrian wollte nicht, dass ich mit dem Spielen aufhöre. Aber Ende des Jahres läuft der Vertrag aus und ich bin nicht sicher, ob ich ihn verlängere. Anabelle, Pascal unser Cellist und ich haben da eine verrückte Idee. Ein eigenes Musikzentrum! Ob das etwas wird, steht noch in den Sternen. Adrian ist weiter bei Wellnessa.



    Aber unser größtes Glück ist Claire. Sie hat Adrians Augen und meine dunkle Haarfarbe. Ich fände es nicht schlecht, wenn sie bald ein Geschwisterchen bekäme... [/FONT]