Kapitel 16 – Wieso?
„Also, ich weiß nicht wie ich es sagen soll aber, irgendwie... Du bist dir sicher, dass es diese Wohnung sein soll? Sie sieht so ungemütlich aus.“ platze es aus Jasmin, kaum dass sie die neue Wohnung von Stefan betreten hatte.
Vor ein paar Stunden hatte er sie überglücklich angerufen und gebeten zu ihm zu kommen, in seine neue, oder wie er es sagte, ihn ihre neue Wohnung. Denn für ihn stand fest, dass Jasmin von jetzt an bei ihm wohnen sollte und nicht mehr bei ihren Eltern, schon allein deshalb weil sie so wenigstens miteinander schlafen konnten, ohne Gefahr zu laufen von ihren Eltern erwischt zu werden. Dieser Grundgedanke war auch das einzige, was Jasmin an dieser Wohnung gefiel.
„Du hast sie dir doch nicht mal angesehen, urteile doch nicht über etwas, was du noch nicht ganz kennst.“ protestierte Stefan.
„Ich will sie aber auch nicht …“
„Na komm,“ er packte ihre Hand und zog sie hinter sich her, „Urteile erst, wenn du alles gesehen hast.“
Weiter als bis zum nächsten Raum kamen sie nicht.
„Und was soll das hier sein? Fliesen an der Wand und auf dem Boden? Das soll doch wohl eine Küche sein, aber warum sehe ich keine? Hast du dir überhaupt mal die Farbe der Fliesen angeschaut? Was ist grau denn für eine Farbe?“ zeterte Jasmin weiter vor sich hin.
„Jetzt beruhig dich doch mal, hier ist doch noch gar nichts wie es sein soll. Es reicht dafür, dass ich hier leben kann, aber dass es für dich nicht reicht, das war mir schon klar. Nur, ich wollte dir sie vorher zeigen, in der Hoffnung du würdest mir sagen, wie du es willst. Darf ich dir denn den Rest zeigen?“
Schweigend lief sie hinter Stefan her. An sich war sie mit der Wohnung zufrieden, aber dieses überwiegende Grau und Weiß machte sie so verrückt. Immerhin sollte das hier ihr neues Zuhause werden.
Im Schlafzimmer besserte sich dann etwas ihre Laune, als sie das Bett sah, in welchem sie zur Frau wurde.
„Ich dachte, du hättest alle Möbel aus der alten Wohnung abgegeben?“
„Davon konnte ich mich nicht trennen. Es kommt bei jedem Umzug immer wieder mit, wenn sonst alles verschwindet, aber das bleibt. Aber darf ich dich jetzt fragen, was du sagst?“
„Frag mich das, wenn alles fertig ist. So möchte ich mich im Moment nicht dazu äußern.“ entschuldigend sah sie Stefan an.
„Wie Sie wünschen, Madam,“ er griff nach ihrer Hand und küsste sie, „ich tue doch alles damit du zufrieden bist.“
Das war der Moment auf den Jasmin jetzt schon seit zwei Wochen wartete.
„Du tust also alles, damit ich glücklich bin? Damit ich zufrieden bin? Aber warum erzählst du mir dann nicht die Wahrheit?“
Leise seufzte Stefan auf: „Ich hatte gehofft, du hättest es vergessen.“
„VERGESSEN? WIE KANN ICH DAS VERGESSEN? DU HAST MIR EINE LÜGE VORGESPIELT! WAR ES SO SCHWER MIR REINEN WEIN EINZUSCHENKEN?“ schrie Jasmin ihn jetzt an.
„Ich … ich konnte nicht.“
„WAS BIST DU? EINE MEMME? MUTTERSÖHNCHEN? WAS IST DARAN SCHWER MIR DIE WAHRHEIT ZU SAGEN? VORALLEM NACHDEM DU WUSSTEST DASS ICH DICH LIEBE!“
„JETZT HÄLTST DU ABER MAL DIE BACKEN! WÄRST DU NICHT MIT IRGENDWELCHEN LOSERN ZUSAMMEN, DIE DU EH NICHT LIEBST, WÄRE ES JA GAR NICHT SO WEIT GEKOMMEN!“ schrie nun auch Stefan.
„JETZT BIN ICH ES WIEDER? DU HÄTTEST MIR DOCH EINFACH SAGEN KÖNNEN, DASS DU IN MICH VERKNALLT BIST! DU HATTEST DOCH AUCH KEINEN SKRUPEL, MICH VON VORNE BIS HINTEN ZU BEOBACHTEN! ALSO WARUM HAST DU MICH NICHT EINFACH ANGESPROCHEN?“
„Das konnte ich nicht.“ kam es klein laut von Stefan.
„EHRLICH, AN WAS FÜR EINEN MANN BIN ICH DA NUR GEKOMMEN? DU SAGST DU HASST DEINEN OPA, ABER WENN ES DARUM GEHT ETWAS ZU BEKOMMEN, KRIECHST DU IHM VOLLER FREUDE IN DEN AR*SCH“
Damit hatte Jasmin einen wunden Punkt bei Stefan getroffen und brachte ihn damit dazu die Beherrschung zu verlieren.
Er schrie sie an, sie solle nicht so über ihn urteilen und erst recht nicht so mit ihm reden. Nur ließ Jasmin das nicht auf sich sitzen und schmiss ihm genauso Freundlichkeiten an den Kopf wie Stefan es tat, nur das ihre Worte schmerzhafter waren als seine. Und zum ersten Mal schlug er Jasmin, er war nicht mehr der Stefan wie ihn alle kannten, sondern voll und ganz ein Goethe.
Jasmin flehte ihn an, er solle doch wieder zu Vernunft kommen, aber stattdessen schubste er sie brutal aufs Bett und nahm sie gegen ihren Willen.
Fortsetzung folgt …