Beiträge von Nikita

    Hallo ihr Lieben!
    Ein riesengroßes Danke geht an donnibärchen, laurent, smeagol, hesaki, blubbabläschen und miri. Heute geht es wieder weiter:



    Im Park ist es angenehm kühl und schattig und in den Bäumen singen die Vögel.
    Die beiden Mädchen laufen langsam eine der breiten Alleen entlang.
    „Schade, dass wir zu Hause nicht so einen tollen Park haben. Kommst du oft mit deinen Freunden her?“ fragt Chrissy.
    „Nicht mehr so oft.“ Caroline will ihrer Cousine nicht ins Gesicht sagen, was ihre Freundinnen von dem Park halten – nämlich, dass es hier von kleinen Kindern nur so wimmelt und man hier nichts anständiges machen kann. „Hast du eigentlich Ben angerufen?“
    Chrissy strahlt. „Ja – eine Stunde lang! Hoffentlich ruft Ben mich auch mal an. – Sag mal, wie lange gehst du eigentlich schon mit Alex?“
    „Noch nicht sehr lange.“
    „Hast du vor ihm schon mal einen Freund gehabt?“



    Caroline zögert. „Keinen richtigen. Ich hab mich ein paar Mal mit Jungen verabredet, aber da war keiner, der mir so gut gefallen hätte wie Alex dabei, und wie lange gehst du schon mit Ben?“
    „Seit der achten Klasse.“
    „Seit der achten Klasse? Immer mit demselben Jungen? Das hört sich so endgültig an – als ob ihr später mal heiraten würdet oder so.“
    „Das ist bei den meisten so, die ich kenne. Ich könnte dir eine ganze Latte von Ehepaaren aufzählen, die schon seit der Schule zusammen sind.“
    „Findest du das denn gut?“ fragt Caroline verwundert.
    „Ich weiß nicht“, meint Chrissy. „Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Jedenfalls bin ich mit Ben unheimlich glücklich. Er ist echt lustig, aber auch unwahrscheinlich vernünftig. Er hat zum Beispiel nicht mal versucht, mit dieses Jahr San Francisco auszureden, dabei weiß ich genau, dass es für ihn ziemlich schlimm sein muss.“



    „Meinst du, er verabredet sich mit anderen Mädchen, während du weg bist?“ fragt Caroline.
    „Kann ich mir nicht vorstellen, und außerdem würden die Leute dann reden.“
    Caroline schüttelt den Kopf. „Ich wüsste keinen Jungen, der einem Mädchen ein ganzes Jahr treu bleibt, wenn es weggeht. Die meisten hier bleiben höchstens ein paar Monate zusammen.“
    „Und wie lange gehst du schon genau mit Alex?“ fragt Chrissy.
    Caroline wird rot – wie immer, wenn sie an Alex denkt. „Erst seit Mai“, sagt sie zögernd. „Und seit die Ferien angefangen haben, ist er dauernd unterwegs.“
    „Ich bin so gespannt auf ihn“, meint Chrissy.
    „Nächste Woche wirst du ihn ja kennen lernen, dann kommt er nämlich wieder.“
    „Und von wo?“



    Caroline grinst. „Im Moment klettert er mit einem halben Zentner Gepäck auf dem Rücken in den Bergen rum.“
    „Heiliger Strohsack!“ ruft Chrissy.
    Caroline sieht ihre Cousine belustigt an. „Du hast manchmal schon ziemlich komische Sprüche drauf.“
    „Du aber auch!“
    „Ich?“
    „Und ob. Du sagst zum Beispiel dauernd ’mon dieu’ und so...“
    „Hm, stimmt. Darüber hab ich noch nie nachgedacht. Das muss wohl auch in der Familie liegen!“
    „Ist doch super, oder?“ meint Chrissy lachend. „Das gibt einem so ein richtig tolles Familien-Gefühl.“
    „Du – wenn wir meine Eltern treffen wollen, müssen wir uns ziemlich beeilen, der Teegarten ist nämlich auf der anderen Seite des Parks.“



    Der Weg führt an einem kleinen Teich vorbei, wo Kinder und sogar ein paar ältere Herren ihre Modellboote schwimmen lassen. Auf einer Bank sitzt ein kleiner Junge und weint.
    Chrissy bleibt stehen und meint mitleidig zu dem Jungen: „Hey, was hast du denn?“ Der Kleine schnieft und zeigt auf ein winziges Segelboot, das gekentert ist und vom Wind immer mehr in die Mitte des Teiches getrieben wird.
    „Weißt du was? Ich hole es für dich raus.“

    Hmpf, es gefällt mir gar nicht dass Luisa und Chantal jetzt bei Marco wohnen :misstrau
    Es wäre doch vieeel schöner gewesen wenn die beiden zu Luca gezogen wären.
    Auf jeden Fall eine tolle Fortsetzung und ich freu mich auf die nächste :)
    LG
    Niki

    Wow, diese Fortsetzung ist einfach nur toll! Ich bin aus dem Lachen und Grinsen überhaupt nicht mehr rausgekommen! Einfach zum Brüllen!
    Naja, ich bin jedenfalls mal gespannt, was aus Anne und Marvolo wird.
    Ihr müsst schnellstens weitermachen! Eure Geschichte ist ganz große klasse. Ich freue mich wahnsinnig auf den nächsten Teil! :)
    LG
    Niki

    So, heute geht es mit einer kurzen Fs wieder weiter! Ein riesengroßes Dankeschön geht an hesaki, smeagol, laurent, miri, thiara und donnibärchen!



    „Wann gehen wir denn morgen zur Kirche?“ erkundigt sich Chrissy am Samstagabend.
    Caroline wirft ihrer Mutter einen verlegenen Blick zu.
    „Oh“, gesteht Frau Kirby, „wir gehen eigentlich nie, Chrissy. Aber es gibt hier natürlich genügend Kirchen, wo du praktisch zu jeder Tageszeit an einer Messe teilnehmen kannst.“



    „Dann gehe ich um neun, genau wie zu Hause“, beschließt Chrissy. „Zeigt ihr mir, wie ich hinkomme?“
    Caroline denkt gar nicht daran, an einem Sonntag so früh aufzustehen und ihre Cousine zur Kirche zu bringen, und ihr Blick bringt das auch ganz klar zum Ausdruck.
    „Ich bringe dich hin, Chrissy“, sagt Herr Kirby, der Carolines Blick sofort richtig interpretiert hat.



    Chrissy steht am Sonntagmorgen so leise wie möglich auf und zieht sich im Bad an, um Caroline nicht zu stören. Dabei ist ihre Cousine, die keinen sehr festen Schlaf hat und noch nicht daran gewöhnt ist, mit jemandem das Zimmer zu teilen, schon längst wach. Wenn sie sich schlafend stellt, liegt es bloß daran, dass sie keine Lust hat, mit Chrissy zu reden.



    Einerseits ärgert sie sich über ihre Cousine, andererseits über sich selbst, weil sie sich von Chrissy ärgern lässt.
    Ob das jetzt jeden Sonntag so geht? fragt sie sich. Diese Chrissy bringt mein ganzes Leben durcheinander. Wenn sie nachher aus der Kirche kommt, schleppt sie uns todsicher alle wieder in die Stadt, noch bevor wir die Witzseite in der Sonntagszeitung ausgelesen haben.



    Carolines Mutter setzt gerade Kaffee auf, als Chrissy aus der Kirche kommt. „Lasst euch beim Frühstück nicht stören“, meint Chrissy. „Ich will Ben auf meinem Handy anrufen. Jetzt bin ich schon fünf Tage bei euch und hab noch kein Wort mit ihm gewechselt. Ben fragt sich sicher schon, ob mir was passiert ist.“
    „Du kannst ihn aber auch gern auf unserem Telefon anrufen, wenn du möchtest, dann kostet es dich kein Geld“, schlägt Carolines Vater vor.
    „Nein, nein, ich ruf lieber auf meinem Handy an“
    „Wie du willst“, sagt Carolines Vater freundlich. „Aber wenn du mal hier anrufen willst – das Telefon ist da drüben.“



    „Danke, Onkel Richard!“ Chrissy schlingt ihm die Arme um den Hals. „Ihr seid alle so lieb zu mir.“
    Herr Kirby macht sich lächelnd aus Chrissys Umarmung los. „Wie ist es, sollen wir heute Nachmittag nicht mal alle zusammen was unternehmen? Es ist so ein herrlicher Tag. Wir könnten im Golden-Gate-Park spazieren gehen.“



    Chrissy sieht ihren Onkel fragend an.
    „Das ist ein sehr großer, schöner Park“, erklärt er. „Sonntags sind die Durchgangsstraßen dort für den Verkehr gesperrt, und die Leute gehen dort spazieren oder fahren Rad.“
    Caroline will gerade verkünden, dass sie längst über das Alter hinaus ist, wo man mit den Eltern im Park spazieren geht, als Chrissy aufgeregt ruft: „Oh, wow, das wär schön!“
    „Na gut“, meint Carolines Vater. „Dann gehen wir heute also alle zusammen spazieren. Das wird bestimmt ein netter Nachmittag, hm?“
    „Jede Wette“, sagt Caroline, aber als gerade niemand hinsieht, verdreht sie die Augen.


    Würde mich freuen, wenn ihr wieder viele Meinungen zu dieser Fs abgebt!

    Hi Hesaki!
    Jetzt bin ich gerade auf deine Fotostory gestoßen und ich muss sagen, dass sie wirklich toll ist! Du hast einen sehr schönen Schreibstil und man kann mit den Personen in der Geschichte mitfühlen.
    Nun ja, ich bin auf jeden Fall schon mal sehr gespannt, was Lisa noch den Tag vermiesen soll.
    Mach so schnell wie möglich weiter!
    LG
    Niki

    Hi Thiara!
    War wieder mal eine klasse Fortsetzung und ich bin schon mal sehr gespannt, wie es weiter geht!
    Was Marco betrifft: Vielleicht hat er sich ja tatsächlich wieder in Chantal verliebt. Ich hoffe aber nur, dass Chantal bei ihrem Luca bleibt!
    Mach auf jeden Fall ganz schnell weiter!
    LG
    Niki


    „Danke Kleine“, sagt die alte Frau. Sie lächelt Chrissy an und entblößt dabei zwei ungepflegte Zahnreihen voller Lücken.
    Caroline steht da wie eine Gipsfigur und ballt verzweifelt die Fäuste. Am liebsten würde sie Chrissy einfach von der alten Frau wegziehen und ihr sagen, sie soll sich nicht mit solchen Leuten abgeben, aber andererseits bewundert sie ihre Cousine ein bisschen. Für Chrissy scheint es die selbstverständlichste Sache der Welt zu sein, fremden Leuten zu helfen, und Caroline spürt, dass das Mädchen vom Land sich richtig verhält, während sie selbst, wie fast alle in der Stadt, hundertmal am Tag das Falsche tut.



    „Haben Sie aber eine Menge Sachen!“ wundert sich Chrissy. „Die Taschen müssen doch unheimlich schwer sein. Haben Sie es noch weit bis nach Hause?“
    Die alte Frau kichert. „Ich hab kein Zuhause, und ich will auch nirgendwo hin. Meistens sitze ich hier rum, und manchmal geben mir die Leute etwas Geld.“
    „Sie meinen, Sie haben kein Bett und nichts?“ fragt Chrissy verblüfft.
    Die Alte nickt. „Alles, was ich habe, ist in den Taschen. Manchmal lassen sie mich im Asyl schlafen, manchmal nicht. Aber man findet immer irgendwo ein Plätzchen.“



    „Das ist ja schrecklich!“ ruft Chrissy. „Wir müssen was für Sie tun!“ Sie blickt sich hilfesuchend nach Caroline um. „Können wir sie nicht mit nach Hause nehmen und ihr was zu essen machen oder so?“
    Caroline wird vor lauter Verlegenheit feuerrot. „Chrissy!“ ruft sie beschwörend.



    „Aber das können wir doch, oder?“ beharrt ihre Cousine und sieht die alte Frau mitleidig an. „Ich wette, Sie können was Ordentliches zu essen vertragen. Stimmt’s?“
    „Chrissy!“ fleht Caroline, diesmal noch inständiger als vorher. „Kann ich mal eine Minute mit dir reden?“



    Chrissy hebt das vergilbte Foto eines Hundes vom Boden auf und reicht es der alten Frau, die es in ihrer Tasche verschwinden lässt.
    „Ist schon gut, Kleine“, murmelt sie. „Ich kann das verstehen.“



    Sie rafft ihre Sachen zusammen und schlurft davon, ohne sich noch einmal umzusehen.



    „Caroline, ich komme mir richtig mies vor“, sagt Chrissy vorwurfsvoll und blickt der alten Frau betrübt nach. „Wir hätten sie nicht einfach weggehen lassen dürfen.“
    Caroline hat selbst ein schlechtes Gewissen, aber das will sie nicht zugeben. „Sieh mal, Chrissy“, meint sie mit zittriger Stimme, „hier kann man nicht einfach fremde Leute zu sich nach Hause einladen.“
    „Meine Mutter gibt den Landstreichern auch immer was“, beharrt Chrissy mit vorwurfsvollem Blick.
    „Aber hier in der Stadt ist das was anderes. Hier gibt es Hunderte von Obdachlosen – viel zu viele, als dass wir ihnen helfen könnten.“



    „Aber wenn wir vielleicht einem von ihnen geholfen hätten...“
    „Chrissy, du verstehst das nicht“, versucht es Caroline noch einmal. „Manche von denen sind Verrückte oder sie sind Fixer oder Alkoholiker. Die Kirchen und die wohltätigen Organisationen kümmern sich schon um sie. Du musst es denen überlassen, glaub mir. Und überhaupt musst du lernen, dich in der Stadt nicht um fremde Leute zu kümmern, wenn du keinen Ärger bekommen willst.“
    Chrissy sieht Caroline nachdenklich an. „Wenn das heißt, dass die Leute in der Stadt anderen Leuten nicht helfen, dann will ich es gar nicht lernen.“


    So, und jetz könnt ihr fleißig schreiben und eure Meinung über diese Fs loswerden

    Und es geht jetzt auch schon weiter:



    Das erste, was Chrissy beim Rauskommen sieht, ist ein alter Mann, der auf einer Bank sitzt und Bleistifte verkauft. Neben sich hat er eine Blechdose, und zu seinen Füßen sitzt ein Hund. Chrissy starrt den Mann voller Mitleid an.
    „Der Arme“, flüstert sie Caroline zu. „Sollen wir ihm was geben?“
    „Du darfst Bettlern kein Geld geben, das ermutigt sie nur. Wir haben sowieso schon zu viele Bettler in der Stadt.“



    Sie zieht Chrissy weiter, kommt sich dabei aber doch ein bisschen hartherzig vor.
    „Manche von denen sind wahnsinnig reich“, fährt sie fort. „Die betteln nur, weil man dabei ohne Arbeit an das Geld anderer Leute kommt.“ Chrissy dreht sich trotzdem noch ein paar Mal zu dem alten Mann um.



    Die Läden machen gerade auf, und Caroline bugsiert ihre Cousine eilig durch die Glastür einer der ganz teuren Boutiquen, obwohl sie selbst noch nie etwas dort gekauft hat. „Jetzt kannst du mal sehen, wo die reichen Leute sich einkleiden“, erklärt sie. Dann bleibt sie vor einem Ständer stehen, zieht das Preisschild eines schlichten schwarzen Kleides heraus und zeigt es Chrissy.
    „850 Dollar!“ quietscht Chrissy. “Ich werd nicht mehr! Dafür kann man bei uns einen Jungbullen kaufen!“



    Sie wandert an den Ständen entlang, schaut auf alle Preisschilder und verkündet dann triumphierend: „Hier! Das könnte ich mir leisten, wenn ich wollte. Es kostet nur 65 Dollar.“
    „Das ist der Preis des Gürtels“, sagt die diskrete Stimme einer Verkäuferin. „Das Kleid kostet 425 Dollar.“
    Chrissy kichert, und Caroline wird feuerrot, als sie die indignierten Blicke von zwei elegant gekleideten Kundinnen bemerkt.
    „Komm raus hier“, raunt sie ihrer Cousine zu. „Das reicht.“



    „Gibt es denn hier keine billigeren Läden?“ meint Chrissy, als sie draußen sind. „Gucken macht ja Spaß, aber hier könnte ich mir nicht mal ein paar Frotteesöckchen leisten. – Caroline!“ Chrissy bleibt stehen und packt Carolines Arm. „Guck mal da drüben, die alte Frau! Komm, wir helfen ihr!“



    „Nein, warte!“ Aber es ist zu spät. Chrissy stürzt schon auf die schlampige alte Frau zu, die sich nach ein paar heruntergefallenen Sachen bückt und sie in eine Tasche steckt. Zwei prall gefüllte Taschen stehen schon da.



    „Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Chrissy ist schon dabei, Fläschchen und Zigaretten und Schmuck und Fotos und anderen Krimskrams vom Boden aufzuheben.



    Caroline versteckt sich im Eingang eines Kaufhauses, lugt um die Ecke und weiß nicht, was sie machen soll. Frauen wie die dort drüben sieht man hier jeden Tag. Sie schlurfen durch die Straßen, und kein Mensch beachtet sie – ausgenommen vielleicht ab und zu ein Polizist, der sie weiterscheucht, wenn sie sich irgendwo häuslich niederlassen. Die meisten sind obdachlos und Bettler und Alkoholiker, die man nur dann zur Kenntnis nimmt, wenn sie herumschreien oder sich sonst wie verrückt benehmen.


    Fortsetzung folgt gleich...

    Ich bedanke mich bei smeagol, micha, laurent, oli, miri und donnibärchen vielmals!! Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich immer über eure lieben Kommentare freue!



    Caroline, die schon im Flur gewesen ist, kommt zurückgerannt. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“
    „Die ganze Stadt ist verschwunden!“ jammert Chrissy. „Da draußen ist überhaupt nichts mehr.“
    Caroline kichert. „Ja, ja, der gute alte Nebel von San Francisco! Keine Angst, bis heute Mittag ist er weg.“
    „Wir haben ja auch Nebel zu Hause“, meint Chrissy, die immer noch fassungslos auf das weiße Wattemeer hinuntersieht, „aber so was habe ich noch nie gesehen. Man kommt sich vor wie im Flugzeug, wenn man über die Wolken fliegt.“
    „Hör auf, dich zu wundern, und iss lieber deine Eier“, rät ihr Caroline. „Die werden sonst nämlich kalt.“



    Sie geht gähnend ins Badezimmer und duscht. Dann nimmt sie eine kurze Hose und das Safaritop aus dem Schrank – ihr Lieblingsoutfit in diesem Sommer. Nein, denkt sie einen Moment später. Chrissy hat sich für den Stadtbummel extra herausgeputzt, und sie soll nicht das Gefühl haben, sie hätte etwas falsch gemacht.



    Caroline überlegt kurz, dann zieht sie ihr neuestes Outfit heraus – eine superenge schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil.
    Caroline ist unheimlich stolz auf das Oberteil. Es hat ein Vermögen gekostet, und sie hat tagelang mit sich gekämpft, bevor sie in die Boutique gegangen ist und es gekauft hat. Aber es hat sich gelohnt. Alle ihre Freundinnen sind vor Begeisterung fast ausgeflippt. Nur Chrissy scheint kein bisschen beeindruckt zu sein, das merkt Caroline gleich, als sie in die Küche kommt.



    Chrissy betrachtet Carolines Aufmachung einen Moment lang, dann meint sie ein bisschen verlegen: „Oje, ich hab mich wohl zu sehr aufgemotzt. Soll ich lieber auch was Altes anziehen?“
    Caroline verzichtet darauf Chrissy zu erklären, dass das Oberteil von einem Top-Designer entworfen worden ist, der sonst Mode für die großen Rockstars macht. Wie hätte sie einem Mädchen, das aus der finstersten Provinz kommt, auch klarmachen sollen, dass so etwas jetzt „in“ ist? Sie braucht nur ein bisschen Zeit, um das alles zu lernen, tröstet sich Caroline.



    „Ist ganz in Ordnung so“, meint sie lächelnd. „Bei uns in der Stadt kann man so ziemlich alles tragen.“
    „Okay, dann lass uns losmarschieren!“ ruft Chrissy so laut, dass Caroline fürchtet, sämtliche Nachbarn würden aus ihren Betten fallen. „Das ist der aufregendste Tag in meinem Leben! Noch aufregender als damals, als unsere Stute Zwillinge gekriegt hat.“
    Caroline muss grinsen. Chrissy kommt ihr manchmal vor wie eine Fünfjährige, die sich auf eine Geburtstagsparty freut. Eigentlich ist sie ja wirklich nett, denkt Caroline. Bestimmt macht es Spaß, jemandem, der sich so begeistern kann, seine Heimatstadt zu zeigen.



    Als die beiden Mädchen um die Straßenecke biegen, stürmt Chrissy mit einem Jubelschrei auf ein paar Straßenstände los, wo Spielzeug und billiger Modeschmuck verkauft werden.
    „Caroline, guck mal! Ist das nicht süß? Ich muss unbedingt so einen kleinen Affen zum Aufziehen kaufen und den niedlichen Hund, der bellen kann. Guck mal – ein Soldat mit einer Trommel? Ist der nicht schön?“



    Caroline sieht im Geist schon ihr Zimmer vor sich – bis oben hin vollgestopft mit bellenden Hündchen, zappelnden Affen und flatternden Plastik******. „Ich hab einen anderen Vorschlag“, meint sie hastig. „Wir holen uns in der französischen Bäckerei ein Croissant.“
    „Siehst du, du hättest doch was Ordentliches frühstücken sollen! Jetzt hast du Hunger und musst Geld ausgeben.“
    „Aber wenn ich in der Stadt bin, gehe ich meistens ein Croissant essen.“
    „Komisch, warum esst ihr woanders, wenn ihr das auch zu Hause könnt?“ wundert sich Chrissy. „Bei uns backen die Mütter jeden Tag.“



    Caroline überlegt, ob das wohl eine Kritik an ihrer Mutter gewesen ist, aber sie verkneift sich eine Bemerkung und schiebt Chrissy in die Bäckerei. Dann sieht sie staunend zu, mit wie viel Appetit ihre Cousine über das riesige Croissant mit Gelee und die Tasse Cappuccino herfällt. Dabei hat sie doch eben noch so üppig gefrühstückt.

    Huiuiui, Marvolo ist ja ganz schön von sich eingenommen :D Hätte ich wirklich nicht gedacht. War wieder mal ne klasse Fortsetzung!
    Bin auf jeden Fall schon mal gespannt wie es weiter geht :)
    LG
    Niki

    Woah ihr seid einfach die Allerbesten! Ein riesengroßes DANKE an donnibärchen, smeagol, oli, sweetbutterfly, micha, laurent und thiara!! So viele Kommentare! Da macht es einfach nur Spaß weiterzumachen.
    Laurent: abwarten *fg* aber eins kann ich dir sagen: der titel heißt eigentlich nur so, weil hier zwei sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander prallen.



    Caroline schlägt die Augen auf. In ihrem Zimmer ist es stockfinster. Sie liegt einen Moment lang ganz still da und fragt sich, wovon sie aufgewacht ist. Wuselt da eine Mäuseschar um ihr Bett herum, oder hat sie das bloß geträumt? Sie blickt auf den Boden – da kriecht wirklich etwas über den Teppich!



    Mit einem erstickten Schrei fährt Caroline hoch.
    Das krabbelnde Ding bewegt sich wieder. Du lieber Himmel, ist das vielleicht eine Schlange? Caroline kneift die Augen zusammen, um besser sehen zu können, dann stößt sie einen ungeduldigen Seufzer aus. Wenn das eine Schlange ist, dann hat sie vorne fünf Finger und trägt ein flattriges Nachthemd. Aber warum krabbelt Chrissy mitten in der Nacht auf dem Boden herum?



    Chrissy, die zwischen den beiden Betten auf den Knien liegt, richtet sich langsam auf und blickt Caroline zerknirscht an.
    „Was in aller Welt machst du denn da?“ fragt Caroline.
    „Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe. Meine Zahnbürste ist runtergefallen.“
    „Wozu brauchst du mitten in der Nacht deine Zahnbürste?“
    „Es ist doch gar nicht mitten in der Nacht. Es ist schon Morgen. Ich wollte schon mal duschen gehen, bevor ihr aufsteht.“
    „Aber es ist doch noch dunkel!“
    „Bei uns zu Hause ist es jetzt acht. Ich hab im Leben noch nicht so lange geschlafen.“
    „Und wie spät ist es hier?“
    „Fast sechs. Ist wohl ein bisschen früh für euch, oder?“
    „Das kannst du laut sagen.“
    „Tut mir leid. Ich gehe ganz leise ins Bad, und du kannst weiterschlafen.“
    Caroline lässt sich zurückfallen und schließt die Augen. Sechs Uhr an einem Ferienmorgen! So was hält doch kein zivilisierter Mensch aus! Sie zieht sich die Decke über die Ohren.



    Caroline ist gerade wieder eingeschlafen, als sie von einem mörderischen Schrei wach wird. Sie springt aus dem Bett und stürzt ins Badezimmer.
    „Chrissy! Ist was passiert?“
    „Ich bin patschnass und vor Angst halbtot“, antwortet Chrissy. „Ich wollte die Wanne vollaufen lassen und hab mich vorgebeugt, um den Wasserhahn aufzudrehen, und – zisch! – kam das Wasser aus der Dusche auf mich runtergebraust.“
    „Oh, tut mir leid“, meint Caroline, die sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. „Normalerweise duschen wir nur, deswegen ist der kleine Hebel immer umgelegt. Ich hätte dich wohl besser vorwarnen sollen.“
    „Na, egal. Jetzt bin ich schon halb nass, da kann ich auch gleich richtig duschen. – Brr, hier ist es aber kalt. Ich dachte, in Kalifornien wäre es immer wahnsinnig heiß.“
    „In San Francisco aber nicht“, erklärt Caroline. „Wenn wir im Sommer Nebel haben, kann es ganz schön kalt werden.“
    „Sag mal, fahren wir heute in die Stadt? Ich würde mir gern mal all die Läden ansehen, und dann möchte ich noch runter ans Meer...“



    „Hoffentlich nicht alles an einem Tag“, meint Caroline lachend.
    „Vielleicht nicht alles, aber soviel wie möglich. Gehen wir gleich nach dem Frühstück los?“
    „Ja, von mir aus“, meint Caroline und denkt sehnsüchtig an ihr warmes Bett.
    „Aber du kannst dich ruhig noch mal aufs Ohr legen. Ich dusche jetzt und föhne meine Haare, und du kannst noch eine Stunde schlafen. Wann gibt’s Frühstück?“
    „Irgendwann“, sagt Caroline. „Wer Hunger hat, macht sich selber was. Was isst du denn immer zum Frühstück?“
    „Ach, irgendwas. Nichts Besonderes“, meint Chrissy. „Spiegeleier mit Speck und Brot. Das reicht schon.“
    Caroline reißt die Augen auf. „Du liebe Güte, auf einer Farm scheint man ja ganz schön Appetit zu kriegen. Ich esse zum Frühstück meistens nur ein paar Cornflakes oder Obst.“
    „Dabei würde ich glatt verhungern“, behauptet Chrissy. „Wenn man zwei Meilen bis zur Schule laufen muss, braucht man ein ordentliches Frühstück. Da reicht Obst einfach nicht.“
    „Gut, mach dich in Ruhe fertig. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um dein Frühstück“, sagt Caroline mit einem ergebenen Seufzer.



    Sie stolpert schlaftrunken in die Küche. Es ist zehn nach sechs.
    Caroline gähnt herzhaft und wirft ein paar Scheiben Speck in die Pfanne. Sie wartet, bis er knusprig ist, dann schlägt sie zwei Eier darüber.



    Chrissy kommt, als die Eier gerade gar sind. Sie ist hellwach und komplett angezogen, und Caroline findet, dass sie sehr nett aussieht. Ihre Haut sieht so frisch aus wie bei jemandem, der viel an der frischen Luft ist und lauter gesunde Sachen isst.
    „Für dich“, sagt Caroline und stellt den Teller auf den Tisch.
    „Und was ist mit dir?“ fragt Chrissy. „Willst du gar nichts essen?“
    „Ich gehe erst mal duschen, damit ich überhaupt wach werde. Nachher esse ich vielleicht einen Pfirsich.“
    „Iss lieber was Vernünftiges“, meint Chrissy. „Das wird heute ein anstrengender Tag für dich.“



    Sie geht zum Fenster hinüber. „Bin mal gespannt, wie es hier im Hellen aussieht. Gestern abend war es ja schon fast dunkel.“ Sie zieht die Vorhänge mit einem Ruck zur Seite und stößt einen entsetzten Schrei aus.


    Ich weiss, es ist gemein, jetzt aufzuhören! Aber es erhöht doch unglaublich die Spannung

    Ich danke euch allen für eure Kommentare *verneig*



    „Ist ja irre!“ ruft Chrissy, als sie sich in den dichten Verkehr einreihen. „So viel Autos! Wie kommt man in dem Gewühl überhaupt klar?“
    „Das ist noch gar nichts“, meint Carolines Vater schmunzelnd. „Du müsstest hier mal den Feierabendverkehr erleben.“
    Chrissy sieht Caroline an. „Traust du dich, in dem Gewühl zu fahren?“
    „Ich habe noch keinen Führerschein“, sagt Caroline.
    „Man braucht in der Stadt nicht unbedingt einen Wagen“, erklärt Carolines Mutter. „Bei uns gibt es sehr gute Busverbindungen. Außerdem findet man sowieso keinen Parkplatz. – Kannst du schon fahren, Chrissy?“
    „Nur Traktoren und so. Ben lässt mich manchmal ans Steuer, wenn keiner zuguckt, aber ich hab auch noch keinen Führerschein.“
    „So ein Glück“, meint Carolines Vater trocken. „Dann ist mein Wagen wenigstens vor euch sicher.“
    „Warte nur, Papa, bald lerne ich auch fahren.“
    „Na, hoffentlich muss ich dir nicht beibringen, wie man am Berg anfährt“, meint Herr Kirby. „Dann liegst du schon in der Bucht, bevor du auch nur den ersten Gang drin hast.“



    „Wir wohnen oben auf einem Hügel“, erklärt Caroline ihrer Cousine. „Man muss die Räder nach rechts einschlagen, wenn man parkt, sonst rollt der Wagen davon. Die Polizisten verteilen ständige Verwarnungen, weil die Leute immer vergessen, die Räder richtig zu stellen.“
    „Komisch, dass es bei euch in der Stadt überall rauf und runter geht.“, meint Chrissy. „Bei uns zu Hause sind die Städte ganz platt.“ Sie kichert. „Na ja, dafür stehen da auch höchstens 50 Häuser, und das kann man ja wohl nicht als Stadt bezeichnen, oder?“
    Sie haben die Kuppe eines Hügels erreicht und haben plötzlich freie Sicht auf das Meer unter ihnen.
    „Oh, wow!“ ist alles, was Chrissy herausbringt, und das wiederholt sie noch unzählige Male, bevor sie die Innenstadt erreicht haben.



    Chrissy scheint gar nicht zu wissen, wohin sie zuerst schauen soll. „Habt ihr hier tolle Läden!“ ruft sie begeistert. „Die Sachen, die sie da verkaufen, kann sich bestimmt kein Mensch leisten.“
    „Die würden dir auch gar nicht gefallen“, meint Caroline. „Das ist nur was für ältere Frauen. Aber ich kann dir echt flippige Boutiquen zeigen, wo du bestimmt was für dich findest.“
    „Ja, Chrissy, so ist es“, bestätigt Herr Kirby. „Caroline findet auch immer was. Sie gibt ein Vermögen für Sachen aus, die so aussehen, als hätte jemand sie schon zehn Jahre getragen.“
    „Stimmt ja gar nicht, Paps. Und außerdem ist das jetzt modern. Keiner trägt Jeans, die neu aussehen“ Sie beißt sich auf die Zunge, als ihr einfällt, dass Chrissys Jeans wirklich brandneu aussehen. „Ach, übrigens“, redet sie hastig weiter, „leihst du mir für das Konzert am Samstag deinen schwarzen Blazer?“
    „Wie bitte? Meinen Blazer?“ fragt ihr Vater verblüfft. „Warum willst du mitten im Sommer ein Herrenjackett anziehen? Haben sie einen plötzlichen Kälteeinbruch vorhergesagt?“



    „Nein, Papa, superweite Sachen sind nur gerade in“, klärt Caroline ihn auf. „Tragt ihr so was in Iowa auch, Chrissy?“
    „Hm, ich weiß nicht. Wenn ich eine Jacke von Papa anziehen würde, dann würden alle denken, meine Eltern wären zu arm, um mir was Vernünftiges zu kaufen.“
    Sie haben die Innenstadt inzwischen verlassen und fahren eine lange, steile Anhöhe hinauf.
    „Ich wecke euch bestimmt schon im Morgengrauen auf, damit es ein richtig schöner langer Tag wird.“ meint Chrissy.
    „Wie bitte? Stehst du wirklich so früh auf?“ fragt Caroline alarmiert.
    „Nein, natürlich nicht“, sagt Chrissy lachend. „Ich bin eine fürchterliche Schlafmütze. Man muss mich immer um halb sieben aus dem Bett werfen. Mein Papa steht schon um fünf auf.“
    „Wir haben schon Glück, wenn Caroline in den Ferien mal vor zehn zum Frühstück erscheint“, bemerkt Herr Kirby lächelnd.
    „Ich bleibe aber auch länger auf als die Leute auf einer Farm“, verteidigt sich Caroline. Warum müssen ihre Eltern sie dauernd vor Chrissy schlecht machen?



    Sie haben jetzt die Anhöhe erreicht und fahren auf der anderen Seite wieder hinunter. „Da ist ja die Golden-Gate-Brücke!“ jubelt Chrissy. „Und Alcatraz! Es ist alles genauso wie auf den Postkarten und im Film.“
    „Und da unten ist Fisherman’s Wharf“, erklärt Caroline. „Da gehen wir morgen hin, wenn du willst.“
    „Oh, wow!“ sagt Chrissy wieder. „Ist das alles aufregend! Ich bin so froh, dass ich hier bin!“
    „Wir freuen uns auch, Liebes“, versichert Frau Kirby ihr herzlich. „Richard, ich habe eine Idee: Warum fahren wir nicht heute Abend zur Fisherman’s Wharf und gehen chinesisch essen?“
    „Soll das heißen, wir haben mal wieder nichts zu essen im Haus?“ fragt Herr Kirby schmunzelnd.



    „Oh, ihr braucht wirklich nicht mit mir essen zu gehen“, protestiert Chrissy hastig. „Das wäre mir wahrscheinlich nur peinlich. Ich meine, ich bin an tolle Restaurants und so nicht gewöhnt, und außerdem habe ich schon im Flugzeug gegessen – dreimal!“
    „Chrissy, wir gehen mindestens zweimal in der Woche zum Essen aus“, erklärt Caroline, die sich ein Lachen verkneifen muss. „Für uns ist das nichts Besonderes. Papa kocht nicht gern, und Mama hat oft einfach keine Zeit.“
    „Es stimmt gar nicht, dass ich nicht gern koche“, wehrt sich ihr Vater.
    „Aber wir sind nicht besonders wild auf dein Essen“, schießt Caroline zurück. „Und da wir Chrissy nicht gleich am ersten Abend vergiften wollen, gehen wir am besten aus.“



    „Ich glaube, ich träume“, meint Chrissy, als sie später vor einem dreistöckigen Haus halten. „Das ist zu schön, um wahr zu sein!“
    Sie legt den Kopf in den Nacken und schaut bewundernd zu dem romantischen Türmchen und den schön geschnitzten Dachbalken hinauf.
    „Das ist ja riesig! Wohnt ihr da ganz allein?“
    Carolines Mutter lächelt. „Nein, außer uns noch zwei andere Familien.“
    „Ist ja traumhaft!“ haucht Chrissy. „Und diese Aussicht!“ Sie blickt über die Bucht nach Sausalito hinüber, wo schon die ersten Lichter funkeln. „Alles ist so schön hier! Ich glaube wirklich, ich träume!“



    Caroline hat ihre Cousine die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen, und jetzt merkt sie auf einmal, dass sie von Chrissys Freude richtig gerührt ist. Sie selbst ist schon als kleines Kind mit ihren Eltern durch die halbe Welt gereist und hat das alles als ganz selbstverständlich betrachtet. Sie war nicht mal beim Anblick des Eiffelturms so aufgeregt gewesen wie Chrissy jetzt. Caroline beginnt allmählich, ihre Heimatstadt mit Chrissys Augen zu sehen; sie freut sich richtig darauf, mit ihrer Cousine über die Golden-Gate-Brücke zu gehen und durch den Park und durch Chinatown zu bummeln. Bestimmt wird es sogar Spaß machen, mit ihr zum Essen auszugehen.
    Chrissys Augen leuchten, und ihr blondes Haar fliegt im Wind.
    Sie ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe, denkt Caroline. Sie sieht bestimmt nicht wie ein Dorftrampel aus, und sie ist überhaupt nicht so schüchtern und ängstlich, wie Mama geglaubt hat. Mit uns wird es ganz super klappen, und wir werden ein phantastisches Jahr miteinander verbringen. Hoffentlich...


    So, jetzt würde ich mich wie immer über viele Meinungen und Kommentaren von euch freuen. Also haut in die Tasten

    Hi rizi!
    Was soll ich jetzt noch groß schreiben? Es wurde alles gesagt! Bleibt nur noch zu hoffen, dass du uns nicht zu lange auf Sturmzeit warten lässt! Ich jedenfalls freue mich schon riesig darauf, zu erfahren, wie es weiter geht!
    Deine Story war einfach himmlisch! An manchen Stellen sind mir wirklich die Augen nass geworden so traurig war es :heule Ich liebe einfach solche Storys mit Dramatik :D
    Und jetzt setz dich auf deinen Hosenboden und schreib weiter :)
    LG
    Niki

    Hi Thiara!
    Ich kann mich rizi und donnibärchen nur anschließen! Es ist doch eine riesengroße Gemeinheit immer an der spannendsten Stelle aufzuhören! ;)
    Ich kann Luca sehr gut verstehen, dass er Angst hat Chantal zu verlieren. Und was hat es nur mit diesem komischen Telefonanruf auf sich?
    Ich freu mich auf jeden Fall auf den nächsten Teil.
    LG
    Niki

    Hi ihr zwei!
    Wieder einmal eine sehr schöne Fortsetzung :applaus Dein Schreibstil ist einfach ganz große klasse! Der Pedro kann einem ja jetzt echt leid tun :D
    Mach auf jeden Fall schnellstens weiter!
    LG
    Niki

    Erstmal wieder ein riesengroßes DANKE an alle meine treuen und lieben Kommentarschreiber :) Und jetzt geht es weiter:



    Zwei Stewards kommen. Sie lachen und unterhalten sich lebhaft mit einem großen, auffallend hübschen Mädchen, das sie in die Mitte genommen haben.
    „Ich hätte nie gedacht, dass Fliegen so viel Spaß macht“, hört Caroline die Fremde ziemlich laut sagen. „Ich fand es super!“



    Das Mädchen bleibt stehen und blickt sich suchend um, dann stürzt sie mit einem Freudenschrei auf Carolines Mutter zu. „Tante Edith! Tante Edith!” Ein paar Passagiere weichen erschrocken zur Seite. „Bin ich froh, dich zu sehen, Tante Edith! Ich muss dir so viel erzählen! Der Flug war riesig, und ich hab irre viel Spaß gehabt. Alle waren so nett zu mir, und ich durfte sogar in die Pilotenkanzel...“



    Ein eleganter grauhaariger Mann tippt Chrissy leicht auf die Schulter. „Ich wünsche dir eine schöne Zeit in San Francisco, Chrissy“, sagt er schmunzelnd. „Hat Spaß gemacht, sich mit dir zu unterhalten.“
    „Danke!“ Chrissy lächelt den Mann an, dann dreht sie sich zu ihrer Tante um. „Dieser Herr hat neben mir gesessen und hat mir gezeigt, wie ich mich anschnallen muss, und als wir über die Stadt flogen, hat er mir alles erklärt“, schnattert sie aufgeregt.
    „Tschüss, Chrissy!“ ruft einer der Stewards im Vorbeigehen. „Viel Spaß in San Francisco!“
    “Ganz bestimmt!” ruft Chrissy zurück. „Vielleicht sehen wir uns wieder, wenn ich nächstes Jahr nach Hause fliege.“
    Wieder wendet sie ihre Aufmerksamkeit ihrer Tante zu.
    „Die Leute waren alle so unheimlich nett“, schwärmt sie begeistert. „Fliegen macht Spaß.“



    Erst jetzt wandert ihr Blick zu Caroline hinüber, und Caroline sieht, wie Chrissys Augen aufleuchten. „Und du bist bestimmt Caroline!“ ruft sie. „Mensch, hab ich mich auf dich gefreut! Wenn man drei Brüder hat, wünscht man sich nichts sehnlicher als ein Mädchen, mit dem man reden kann.“ Sie schlingt Caroline die Arme um den Hals und drückt sie so fest, dass ihre Cousine fast die Luft wegbleibt.
    Caroline ist die ganze Szene ein bisschen peinlich. „Schön, dass dir dein erster Flug so gut gefallen hat“, sagt sie ein bisschen steif. „Mama dachte, du würdest vielleicht Angst haben.“ Sie wirft ihrer Mutter über Chrissys Schulter hinweg einen vielsagenden Blick zu. Das war also das total verängstigte Mädchen vom Lande!



    Chrissy lässt Caroline los und grinst. „Na ja, anfangs hatte ich ja ein bisschen Angst“, gibt sie zu. „Wahrscheinlich habe ich immer noch Angst, sonst würde ich nicht so laut reden. Wenn ich aufgeregt bin, werde ich immer furchtbar laut.“
    Caroline kann sich ein Gefühl der Bewunderung nicht verkneifen. Sie hätte einem Fremden gegenüber nie zugegeben, dass sie Angst hatte. Wenn sie ängstlich ist, benimmt sie sich immer unheimlich schüchtern, was manche Leute mit Hochnäsigkeit verwechseln.



    „Na ja, jetzt brauchst du keine Angst mehr haben“, meint Caroline. „Dir wird es hier bestimmt gefallen. In der Stadt kann man so viel unternehmen, und die Maxwell High...“
    „Auf die freue ich mich schon riesig“, fällt Chrissy ihr ins Wort. „Mama hat gesagt, ich könnte mir die Kurse selber aussuchen. An meiner Schule gibt es nur zwei Extrakurse – Werken für die Jungen und Kochen für die Mädchen.“
    „Mon Dieu“, ruft Caroline lachend. « Gegen so eine vorsintflutliche Aufteilung würden die Schüler an unserer Schule Sturm laufen. Wir haben nämlich Schülermitverwaltung.“
    „Bei uns an der Schule beklagt sich nie einer“, erzählt Chrissy. „Da geht es noch zu wie im Mittelalter. Die Lehrer sagen, wo’s langgeht, und die Schüler gehorchen.“



    Caroline lacht. „Na, dann wirst du auf der Maxwell noch dein blaues Wunder erleben! Bei uns sind die Schüler hellwach. Sie protestieren gegen Atomwaffen, Umweltverschmutzung, Stadtplanung. Letztes Jahr habe ich ein Komitee gegründet, das gegen den Abriss von ein paar Knusperhäuschen protestiert hat.“
    Chrissy sieht Caroline ungläubig an. „Ach, du ziehst mich auf“, meint sie dann.
    „Nein, ehrlich. Ich meine natürlich keine echten Knusperhäuschen. Wir haben in der Stadt ein paar unheimlich süße alte Holzhäuser, mit Schnitzereien und Türmchen und Schnörkeln und so. Sie wollten eine ganze Häuserzeile abreißen und einen riesigen Betonklotz dahinsetzen, aber dann hab ich in der Schule einen Protest organisiert, und wir haben gewonnen.“
    „Hey, klingt ja super!“ Chrissy strahlt ihre Cousine an. „Dann bist du also genau so ein Kämpfertyp wie ich. Das muss in der Familie liegen.“



    „Normalerweise bin ich das gar nicht“, gesteht Caroline. „Ich dränge mich nicht gern in den Vordergrund, aber ich bin froh, dass wir was für die alten Häuser tun konnten. Ich hab bei der Gelegenheit eine Menge netter Leute kennen gelernt, unter anderem auch meinen Freund.“
    „Oh, du hast einen Freund? Ist er nett?“ will Chrissy wissen.
    Caroline wird rot. “Ich glaube schon”, meint sie vage.
    „Groß, dunkelhaarig, und sieht sehr gut aus?“
    Caroline nickt zögernd.
    „Das dachte ich mir doch!“ freut sich Chrissy. „Erzähl mir was von ihm!“
    Carolines Miene verschließt sich. Sie hat dieses Mädchen doch eben erst kennen gelernt, und schon stellt es neugierige und unheimlich persönliche Fragen! „Du wirst ihn bestimmt bald kennen lernen“, sagt sie ausweichend.



    „Hoffentlich ist er nicht so super-toll, dass ich mich in ihn verknalle“, meint Chrissy; und Caroline braucht eine Weile, um zu merken, dass Chrissy nur flachst.
    „Hey, war doch nur Spaß“, sagt sie. „Von mir hast du überhaupt nichts zu befürchten, ich hab zu Hause selber einen Freund. Hat deine Mutter die schon von ihm erzählt? Er heißt Ben. Also, zuerst fallen die mal diese blonden Strähnen auf, die ihm dauernd ins Gesicht hängen. Dann stellst du fest, dass er sich praktisch nie von dem alten, roten Traktor trennt, den sein Vater ihm geschenkt hat. Ben ist echt klasse, und ich wollte gar nicht von ihm weg, aber sie haben mich breitgeschlagen.“
    Chrissy lächelt noch immer, aber das fröhliche Funkeln ist aus ihren Augen verschwunden.
    Caroline erinnert sich an das, was ihre Mutter ihr erzählt hat – dass die Sache mit Chrissy und ihrem Freund zu ernst geworden ist.



    Inzwischen ist Herr Kirby zu der kleinen Gruppe gestoßen und hat Chrissy begrüßt. Beim Reden gehen sie langsam zur Gepäckausgabe hinüber, und beim Anblick des breiten Transportbandes, das unaufhörlich im Kreis läuft, lässt Chrissy einen Schrei los, bei dem Caroline sich am liebsten die Ohren zuhalten möchte. „Ist ja irre! Komm, wir fahren mit dem Ding rum, bis das Gepäck kommt!“
    „Chrissy!“ flüstert Caroline entsetzt. Sie hält ihre Cousine am Arm zurück, bevor sie sich auf das Transportband schwingen kann. „Was sollen denn die Leute denken?“
    „Sorry“, entschuldigt sich Chrissy sofort. „War doch nur Spaß. Ich wollte dich ganz bestimmt nicht erschrecken, aber nach dem langen Stillsitzen platze ich fast vor Energie.“



    Caroline verkriecht sich hinter einer Säule, während ihre Eltern und Chrissy auf das Gepäck warten. Ihre Wangen brennen wie Feuer, und sie ist ganz sicher, dass alle Leute sie anstarren. Wie soll ich ein ganzes Jahr mit diesem Mädchen überleben, wenn wir es nicht mal schaffen, unauffällig aus einem Flughafengebäude rauszukommen? denkt sie verzweifelt. Wenn das mit Chrissy so weitergeht, stolpern wir von einer Peinlichkeit in die nächste.



    Endlich erscheint Chrissys Gepäck, und Chrissy begrüßt es mit einem Freudenschrei. „Jippie! Da ist er ja! Das ist meiner!“ Zwischen all den schicken Gepäckstücken zieht sie einen uralten, gammeligen Koffer heraus, der mit einer Kordel zugebunden ist. „Den Koffer hat Papa schon bei seiner Hochzeitsreise benutzt“, verkündet sie stolz.
    Caroline läuft hin, um ihr zu helfen und den Koffer so schnell wie möglich auf einem Gepäckkarren zu verstauen.
    Endlich hat Chrissy all ihre Habseligkeiten zusammen. Caroline ist heilfroh, als sie endlich im Wagen sitzen und ihr Vater in Richtung Innenstadt losfährt.

    Hey: Danke für eure lieben Kommentare. Ich freue mich wirklich immer sehr darüber :) Heute geht es endlich weiter:



    „So, Caroline“, erklärt Frau Kirby feierlich. „Bevor Chrissy kommt, möchte ich gern noch ein paar Dinge mit dir besprechen.“
    Sie warten im Flughafengebäude von San Francisco auf die Ankunft von Chrissys Maschine. Carolines Vater vertreibt sich die Wartezeit in einem Buchladen.
    „Ja, ich weiß“, meint Caroline seufzend. „Ich soll nett zu Chrissy sein. Mach dir keine Sorgen, Mama. Ich gebe mir Mühe.“
    „Da bin ich sicher, Liebes. Aber ich wollte dir ein paar Tipps geben, damit Chrissy sich schneller bei uns einlebt. Sieh mal, sie war noch nie von zu Hause weg, und sie wird sich hier am Anfang sehr fremd vorkommen. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man von einer Farm in die Großstadt kommt. Du wirst dich also um sie kümmern müssen. Wahrscheinlich hat sie in den ersten Tagen sogar Angst, allein aus dem Haus zu gehen.“
    Caroline versucht sich vorzustellen, wie es sein mag, zum ersten Mal in eine Großstadt zu kommen. Sie hat nie irgendwo anders gelebt.
    „Chrissy wird es bestimmt angst und bange bei dem vielen Verkehr. Vielleicht verläuft sie sich sogar.“



    „Nicht nur die Stadt wird ihr Angst einjagen“, fährt Carolines Mutter fort. „Sie wird sicher auch Heimweh haben, denn sie war noch nie von ihrer Familie getrennt. Wir werden uns alle sehr viel Mühe geben müssen, damit sie sich bei uns zu Hause fühlt.“
    Zum ersten Mal wird Caroline so richtig klar, dass die Reise nach San Francisco für Chrissy bedeutet, ihre Familie und ihre Freunde und ihre vertraute Umgebung zu verlassen. Wahrscheinlich ist ihre Cousine traurig und muss abgelenkt werden. Caroline weiß, dass da eine ganz schöne Verantwortung auf sie zukommt. Sicher, sie wird sich Mühe geben. Das hat sie sich schon vorgenommen, als sie in ihrem Zimmer Platz für Chrissy gemacht hat. Aber wenn sie und Chrissy sich vom ersten Moment an hassen würden? Worüber würden sie morgens und abends reden – ein ganzes Jahr lang? Was ist, wenn Chrissy schnarcht oder schlafwandelt?
    Klar, wir sind verwandt, denkt Caroline, aber das muss ja nicht automatisch bedeuten, dass wir uns verstehen. Wenn Chrissy nur endlich da wäre und diese schreckliche Ungewissheit ein Ende hätte!
    „Ach, Mama, weißt du, was ich gern tun würde? Selber irgendwohin fliegen, statt jemanden hier abzuholen.“



    „Na, für ein Mädchen in deinem Alter bist du doch schon viel herumgekommen.“
    „Mal abgesehen von diesem Sommer“, murmelt Caroline.
    „Bitte, fang nicht schon wieder davon an“, sagt ihre Mutter streng. „Wir sind keine Millionäre. Du kannst nicht einfach so mir nichts, dir nichts ins Ausland fliegen, wenn du Lust dazu hast.“
    „Aber alle meine Freundinnen sind weggefahren“, beklagt sich Caroline. „Ich bin die einzige, die den ganzen Sommer über zu Hause hocken muss.“
    „Nächsten Sommer bist du alt genug, da kannst du dir dein Reisegeld schon selbst verdienen.“
    Caroline zieht die Nase kraus, was sie immer tut, wenn sie angestrengt über etwas nachdenkt. „Bei meinem Glück muss ich nächsten Sommer bestimmt Extrakurse in Ballett machen.“
    „Das klingt ja so, als wäre Ballettunterricht eine Strafe!“
    „Manchmal kommt es mir auch so vor. Ich fühle mich manchmal wie eine Außenseiterin, weil ich dauernd zur Ballettschule muss und überhaupt keine Zeit für meine Freundinnen hab!“
    „Und was ist mit der Vorführgruppe, in die sie dich aufgenommen haben? Du hast dich doch so gefreut, dass es geklappt hat.“



    Caroline nickt. „Ich weiß, und ich freue mich ja immer noch. Ich hätte nie geglaubt, dass ich es überhaupt schaffe. Alle waren so viel besser als ich, und ich habe beim Vortanzen so viele Fehler gemacht. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mich genommen haben.“
    „Ich war gar nicht überrascht“, meint ihre Mutter. „Ich wusste schon, dass du mal ein Star werden würdest, als du fünf Jahre alt warst und deine ersten Ballettschritte gemacht hast.“
    Caroline lacht. „Mütter sind immer voreingenommen“, behauptet sie. „Die glauben alle, dass ihre Kinder mal Stars werden.“
    „Wärst du denn nicht gern einer?“
    „Ich weiß nicht“, meint Caroline zögernd. „Ich weiß überhaupt nicht, was ich will, das ist ja mein Problem. Die anderen Mädchen in der Ballettschule wissen genau, was sie wollen, aber ich bin nicht sicher, ob ich fürs Ballett alles andere aufgeben soll. Ich möchte meine Freunde nicht verlieren und ab und zu auch ein bisschen Spaß haben.“
    Ihre Mutter lächelt verständnisvoll: „Sicher, das ist ganz natürlich, aber wenn du später mal in eine der großen Ballettkompanien aufgenommen wirst, wirst du merken, dass es sich gelohnt hat. Du wirst...“



    Sie unterbricht sich, als die Landung eines Flugzeuges angekündigt wird. „Das ist Chrissys Maschine! Und bitte, bitte, vergiss nicht, Caroline – du bist ans Reisen gewöhnt, aber ich bezweifle, dass Chrissy jemals aus Iowa weg war. Sie hat todsicher noch nie ein Flugzeug von nahem gesehen. Das arme kleine Ding ist bestimmt total verängstigt.“
    Ein großes weißes Flugzeug rollt zum Terminal. Caroline stellt sich vor, was gleich passieren könnte: Ein Mädchen in einem braven Faltenrock und mit Zöpfen würde auf sie zustürzen und sich zitternd vor Angst an sie klammern.



    Die ersten Passagiere kommen – Geschäftsleute, Mütter mit kleinen Kindern, modisch gekleidete junge Frauen auf Stöckelschuhen, aber kein Mädchen mit Zöpfen und Faltenrock.
    „Bist du sicher, dass sie mit dieser Maschine gekommen ist?“ fragt Caroline. „Vielleicht hat sie im letzten Moment noch das große Flattern gekriegt und ist zu Hause geblieben.“
    „Aber nein. Wahrscheinlich kommt sie als letzte raus, weil sie nicht weiß, was sie tun soll. Wenn wir nur da rein dürften, um sie zu suchen!“


    Wie wird das erste Treffen zwischen Caroline und Chrissy verlaufen? Was denkt ihr? :)