dankeeee :kuss
Es geht weiter
Ich sah mich im Wohnzimmer um. Es schien mir der sicherste Ort im ganzen Haus: Sollte wirklich jemand eibrechen, dann konnte ich immer noch versuchen, durch eines der Fenster in den Garten zu kommen. Vorausgesetzt, es ließ sich öffnen. Aber darüber wollte ich mir jetzt lieber keine Gedanken machen.
Die einzige Schwachstelle im Wohnzimmer war der Durchgang zum Esszimmer. Ich sah mich suchend um. Dann hatte ich die Idee.
Der Dielenschrank war zwar wahnsinnig schwer und ich konnte ihn nur millimeterweise vorwärts schieben, aber irgendwann hatte ich es geschafft: Der Durchgang war versperrt. Zwar hatte der Fußboden einige kratzer abgekriegt, aber dafür konnte ich nun wirklich nichts. Ich ließ mich total geschafft aufs Sofa sinken.
Regentropfe prasselten an die Scheiben, die Bäume auf dem Nachbargrundstück beugten sich im Sturm, im oberen Stockwerk bei Altmüllers schlug ein Fensterladen hin und her. Einen Moment lang glaubte ich eine verhüllte Gestallt an einem der Fenster zu sehen, aber wahrscheinlich war das nur eine Spiegelung.
Ein merkwürdiges Geräusch ließ mich erstarren. Klopfte da jemand? Aber das konnte doch nicht sein. Bei dem Wetter kam bestimmt niemand einfach so zu Besuch.
Ich merkte, wie ich nervös wurde. Verflixt noch mal, warum musste auch ausgerechnet jetzt die Alarmanlage nicht funktionieren? Ich wollte nach dem Telefon greifen, da fiel mir ein, dass ich es im Esszimmer hatte liegen lassen. Zwischen mir und dem Telefon stand lediglich der massive Dielenschrank.
Das Klopfen hatte aufgehört. Ich wollte mich schon wieder beruhigt hinsetzten, da entdeckte ich vor dem Fenster eine Gestalt im Regencape.
Albert vielleicht? Oder Anne? Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.
"Hallo", rief eine Stimme von draußen.
Es war eindeutig nicht Albert und auch nicht Anne.
Einen Moment lang dachte ich daran, mich auf dem Sofa ganz klein zu machen und einfach so zu tun, als sei ich nicht da, aber dann zerriss ein Blitz das Dunkel und erhellte sekundenlang das Wohnzimmer.
Die Gestalt draußen hatte mich gesehen.
"Hallo", rief die Stimme nochmals und schwenkte einen Gegenstand.
Mir war inzwischen alles egal- Ich bewaffnete mich mit einer schweren Teekanne aus dem Dielenschrank. Kampflos würde ich das Haus nicht aufgeben! Dann öffnete ich das Fenster.
"Du hörst ziemlich schlecht", rief Stefan und hielt mir eine Plastiktüte entgegen. "Hier! Soll ich deinem Vater bringen!"
"Komm rein", sagte ich und weil er mich ungläubig anstarrte, fügte ich hinzu "durchs Fenster. geht bei uns in moment nicht anders."
Stefan lachte bloß und kletterte ins Wohnzimmer. "Ich dachte, das sei ein ganz modernes Haus." Ich lachte ebenfalls und versuchte die Teekanne unauffällig loszuwerden. "Ist es ja auch, aber im Moment haben wir Stromausfall und da geht gar nichts mehr."
Im Esszimmer klingelte das Telefon. Ich tat einfach so, als hörte ich es nicht.
Beim siebten Klingeln wurde Stefan unruhig. "Willst du nicht ans Telefon gehen?", fragte er. Er sah sich suchend um. "Wo ist denn hier überahupt die Tür? Ich meine, ihr klettert ja wohl nicht immer durchs Fenster oder?"
"Nein", stotterte ich. "Natürlich nicht."
Es lief einfach alles wieder bescheuert. Stefan stand zwei Meter von mir entfernt, seine Haare waren klitschnass und ich fand ihn so süß, dass mir fast die Luft wegblieb. Und jetzt sollte ich ihm erzählen, dass ich Angsthase den Dielenschrank vor den Durchgang geschoben hatte als Schutz gegen Einbrecher? Das war einfach lachhaft.
Er sah mich erwartungsvoll an.
"Ich...ähm.. ich räum hier ein bisschen um", behauptete ich und tata einen Schritt zur Seite. "Weißt du, mein Vater ist Architekt und da... ja, er findet es einfach toll, wenn sich immer wieder was verändert... in der Wohnung."
Stefan nickte un meinte, er könne das verstehen.
Ich lächelte ihn an.
"Ja, dann geh ich mal wieder", sagte er langsam. "Ich sollte nur das jackett vorbeibringen. Mein Vater hat es gestern Abend versehentlich mitgenommen und das war ihm furchtbar peinlich. Er hat gesagt, ich soll es gleich zurückbringen, bevor dein vater es vermisst."
"Ja", sagte ich. Stefan hatte so tolle blaue Augen...
"Also ich geh dann mal wieder", wiederholte er.
Ich nickte. Ich wollte rufen, bleib doch bitte da, ich bin so glücklich dass du hier bist... aber ich stand bloß da und nickte.
"Also ich muss dann wieder", sagte er nochmals. "Schade, dass wir uns gestern im Sternenweg getroffen haben."
"Ja", sagte ich. "Es hat ziemlich stark geregnet." Mehr fiel mir nicht ein.
Er drehte sich zum Fenster um. Der regen hatte mittlerweile aufgehört. Aus der Ferne war nur noch ein leises Donnergrollen zu hören.
Das Telefon klingelte schon wieder.
"Also, tschüss", sagte Stefan und öffnete das Fenster.
"Warte mal!", rief ich. "Kannst du mir beim Umräumen helfen? Ich komm nicht an das Telefon, wenn der Schrank vor dem Durchgang steht."
Gemeinsam schoben wir den Schrank Zentimeter für Zentimeter zurück. Das Telefon hatte längst aufgehört zu klingeln, als wir den Durchgang endlich frei hatten.
"Ist wahrscheinlich auch sinnvoller, wenn man hier durchkann", sagte Stefan und grinste ein bisschen. "Hast du wirklich vorgehabt, das Zimmer so umzuräumen, dass man durch Fenster klettern muss?"
Ich schüttelte den Kopf. "Das ist ne längere Geschichte. Aber wenn du Zeit hast erzähle ich sie gern."
Er zögerte. "Nelli ist draußen!"
"Du meinst deinen Hund", vergewisserte ich mich.
Er schüttelte den Kopf und einen Moment lang wurde mir fast schlecht.
"Der Hund meiner Großeltern", verbesserte er. "Kann ich ihn reinholen? Dann habe ich Zeit."
Ein Hund im Haus! Garantiert würden meine Eltern einen Herzschlag kriegen, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich nickte. Stefan öffnete das Fenster und ein riesiger Bettvorleger sprang ins Zimmer.
"das ist Nelli", sagte Stefan stolz, als der Hund sich schüttelte.
"Ich weiß", sagte ich und kraulte ihn am Hals.
"Hast du schon gefrühstückt?", fragte ich. "Komm, wir machen uns Spiegeleier und Tee und dann muss ich dir einiges erzählen."
Er nickte. "Mein Opa glaubt immer noch, dass du aus Russland kommst. Er findet dich unheimlich nett. Er hat gemeint, ich soll nicht immer mit Nelli spazieren gehen, sondern lieber mit dir."
Ich merkte, wie ich rot wurde. "Und? Was hast du gesagt?"
Er lachte. "Ich hab gesagt: Gute Idee Opa. Weißt du, wenn man ihm wiederspricht, dann gibt es eine grauenhafte Diskussion... Und die idee ist ja wirklich gar nicht so schlecht oder?"
"Stimmt", sagte ich. "Wir können ja auch zu dritt spazieren gehen."
Er nickte. "Das hängt von dir ab."
"Ja", sagte ich. "Das hängt ziemlich von mir ab. Machst du uns Spiegeleier und Tee? Ich muss noch was erledigen!"
Ich schnappte mir das Telefon und rannte die Treppe hinauf. Diese Mal würde ich keinen einzigen Fehler mehr machen!
Ausnahmsweise nahm Papa gleich beim dritten oder vierten Klingeln ab. Als er meine Stimme erkannte, murmelte er, dass er in einer wichtigen Besprechung sei, bei der es um Millionen gehe.
"Und bei mir geht es um mein Lebensglück", fauchte ich, aber das schien iih nicht im Geringsten zu beeindrucken. Er legte einfach auf.
Mamas Nummer anzurufen hätte ich mir sparen können. Es meldete sich wie immer nur der Anrufbeantworter.
Einen Momentlang war ich ratlos, dann wählte ich nochmals papas Nummer.
Nach dem zehnten Klingeln nahm er ab. Seine Stimme klang ziemlich gereizt.
Bevor er wieder auflegen konnte, rief ich: "Du Paps, da war jemand in der garage und hat dein Auto-"
"Wie bitte? Was ist mit dem Auto? Irgendwas beschädigt? Ruf gleich Mama an und... Warte, ich geh mal nach draußen, dann können wir in Ruhe telefonieren.
"Mit dem Auto ist gar nichts los", beruhigte ich ihn. "Aber ich hab ne ganz wichtige Frage. Die entscheidet über mein lebensglück."
Endlich schien mein Vater zu kapieren. Er lachte leise. "also sag schon. Ich will versuchen, sie zu beantworten."
Im Hintergrund hörte ich Gemurmel. "es ist nur meine Tochter", hörte ich Papa sagen. Ich schluckte. Aber wahrscheinlich dachte er sich gar nichts dabei.
2Also, Sandra, was willst du wissen?"
"Bleiben wir hier in Friedingen oder ziehen wir wieder nach Ludwigsstadt?"
Er räusperte sich. "Also, wenn du es genau wissen willst: Dieses Jahr und das nächste Jahr bleiben wir noch. Was dann kommt: Wir werden sehen. Zufrieden?"
"Danke, paps. Und mit deinem Auto ist alles in Ordnung, ehrlich.
Ich legte auf und rannte nach unten. Dieses und das nächste Jahr bleiben wir noch hier, danach, dachte ich, was dann kommt, wird man sehen.
Stefan stand ziemlich ratlos am Herd. "Normalerweise hab ich mit Spiegeleiern keine Schwierigkeiten", sagte er, "aber ich krieg den Herd einfach nicht an."
"Klar", sagte ich. "Stromausfall. Deshalb hab ich auch dein Klingeln nicht gehört. Mit den Spiegeleiern wird das nichts, aber das ist nicht schlimm. Lass uns einfach ein Picknick machen."
"Picknick? bei dem Wetter? es regnet inzwischen schon wieder ziemlich stark, sieh mal raus!"
Aus dem Kühlschrank holte ich die Reste der grillparty: Putenschnitzel, Würstchen, Kartoffelsalat, gegrillte Tomaten und packte alles in einen Korb.
"Komm", sagte ich, "das stört uns nicht. Wir machen unser Picknick einfach im Wohnzimmer."
Der Himmel draußen war immer noch grau verhangen, der Regen prasselte schräg gegen die Fensterfront, das Telefon läutete- und wir schoben das Sofa wie eine Insel in die Mitte des Raumes.
ENDEEEEEEE
Soooooo, ich hoffe euch hat meine FS gefallen
schreibt mir doch noch ein paar komments, würde mich freuen 