Anrufer Unbekannt von Katrin Hummel
<<Wenn du in der Hochzeitsnacht feststellen würdest, dass dein Partner bereits seine dritten Zähne hat, wie würdest du reagieren? >> - <<Ich würde seine Korega Tabs durch Viagra ersetzen. >>
Nur Eltern haben ja diesen ganz speziellen Blick auf ihre Kinder. Man nehme zum Beispiel seinen Partner oder seinem Chef oder seine beste Freundin. Sie alle kennen eine erst, seit man sich wie ein normaler Mensch artikulieren kann und auch sonst in der Lage ist, reflektiert zu handeln. Nich so die Eltern. Sie haben immer noch im Kopf, wie man gesagt hat: <<Ich mach jetzt einen Stinker in die Windel und dann auch noch Pipi, damit der Stinker was zu trinken hat. >> Oder wie man die Salzkristalle auf der Salzstange als Edelsteine bezeichnet hat. Oder dem Briefträger mit der als Seepferdchen getarnten Wasserpistole einen gezielten Strahl in die Weichteile verpasst hat.
Wenn die beiden in den Augen meiner Eltern nicht als Partner für mich in Frage kamen, konnte das nur zwei Dinge bedeuten: Entweder, sie waren wirklich indiskutabel. Oder, sie waren genau das, wonach ich suchte.
Liebeskrank. Man hat ja in solchen Phasen den Eindruck, es könne einem nichts Schlimmeres passieren. Natürlich hat man im Hinterkopf irgendwo das Wissen abgelegt, dass es immer noch schlimmer kommen könnte, aber das Hirnareal, in dem diese Informationen schlummern, wird gerade nicht durchblutet, weil das ganze Blut damit beschäftigt ist, die Zone zu fluten, in der der Liebeskummer lokalisiert ist.
Ich stellte mir meine roten und weißen Blutkörperchen vor, wie sie mit Tränen in den Augen die Synapsen umspülten, die sich in den Wochen zuvor munter an meinen Telefonflirtereien mit Schumacher/Rüschhaus beteiligt hatte.
Wer drei Tragetaschen voller teurer Dessous zu Hause liegen hatte, konnte es mit einem Rinderzüchter allemal aufnehmen.
Man nehme einen besonders arroganten Mann, führe ihm vor Augen, dass seine Arroganz in fachlicher Hinsicht jeder vernünftigen Grundlage entbehrt und lasse ihn gleichzeitig wissen, dass man ihn persönlich sehr sympathisch findet. Dann wird einem dieser Mann in neunzig Prozent der Fälle aus der Hand fressen oder sich sogar in einen verlieben.
Ich möchte mal wissen, ob Männer sich auch nur einmal im Leben so viele Gedanken über ihre Kleidung machen wie wir Frauen an jedem einzelnen Tag seit unserem zwölften Geburtstag.
Natürlich überlegen sich die meisten Männer, welche Krawatte sie zu welchen Hemd tragen sollten (auch wenn sie nicht unbedingt so aussehen). Aber stehen sie auch ganze Nachmittage lang vor ihrem Kleiderschrank, weil sie am Abend eine Verabredung mit Pamela Anderson junior haben? Machen sie sich jemals Gedanken darüber, ob die Umrisse ihres Slips durch ihre Hose hindurch zu erahnen sind? Ob das Blau ihrer Augen von dem Blau ihres T-Shirts optimal hervorgehoben wird? Ob sie ihren Gürtel besser ein Loch enger oder weiter schnallen sollen?
Toller 1000. Beitrag.
