
Er saß direkt vor ihr und sah sie sichtlich amüsiert über den Rand des Buches, das er gelesen hatte, als sie reingekommen war, an. Janna wünschte sich, im Erdboden zu versinken, um seinen grünen Augen zu entkommen, was aber unmöglich war, weil sie im zweiten Stock war. Heute hatte sich die ganze Welt gegen sie verschworen! Wie viel Pech musste man haben, um am allerersten Schultag nachsitzen zu müssen und dann auch noch bei Kev?
Das einzig Positive an der Sache war, dass eine der Regeln beim Nachsitzen war, keinen Kontakt zu anderen aufzunehmen, weswegen sie eine gute Ausrede hatte, nicht mit Kev reden zu müssen.
Sie spürte seinen Blick und sah auf. Er grinste sie schief, wissend an und sie konnte in seinen grünen Augen eine gewisse Schadenfreude erkennen. Janna gab ein genervtes Seufzen von sich.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und als Janna sah, wer reinkam, konnte sie sich das Lachen gerade noch verkneifen. “Ahmik?”
Kev gab automatisch den verneinten Imperativ von sich, den man beim Nachsitzen am häufigsten hörte, “Nicht reden!”, dann aber wurde ihm bewusst, was Janna gerade gesagt hatte. “Was? Ahmik?”
Kev war genau so überrascht wie Janna. Es war allgemein bekannt, dass der Jüngste der Solens in seinem Leben keine fünf Mal nachsitzen hatte müssen, etwas, das für andere durchaus normal scheinen mochte, nicht aber, wenn man zum Solen-Clan gehörte.
Janna warf einen Blick zur Tür, die noch offen stand, und sah Tahiri, die Ahmik die Zunge rausstreckte. Auch Kev bemerkte das Mädchen und zwang sich, einen strengen Gesichtsausdruck aufzusetzen, woraufhin Tahiri verschwand.

Lachend setzte Kev sich zu Ahmik an den Tisch, Janna folgte seinem Beispiel und ließ sich neben ihrem Bruder nieder.
“Es ist Tahiris Schuld”, sagte der jüngste Solen, als würde das alles erklären. Als die anderen beiden ihn weiterhin fragend ansahen, fügte er hinzu: “Sie hat in Bio Musik gehört --auf meinem iPod-- und wurde natürlich nicht erwischt. Als ich ihr den iPod weggenommen habe, hat Mr. Carter sich natürlich zu mir umgedreht und es gesehen und mich nicht nur damit bestraft, dass ich dreiundachtzig kostbare Minuten beim Nachsitzen vergeude, sie hat mir auch noch meinen iPod weggenommen!”
“Also nur ihr beiden?”, fragte Kev.
“Sieht so aus”, bestätigte Janna grummelnd. Es war alles wunderbar. Alles, was fehlte, war, war Jason und die Solens hätten für das ganze Jahr einen Ruf.
Kev schien ihre Gedanken zu lesen. “Ich rechne damit, dass Jason jetzt reinkommt und die Schuld auf Kyla Tenna schiebt.”
Ahmik hörte auf, vor sich hinzumurmeln und sah Kev unschuldig an. “Du könntest uns früher gehen lassen.”
Kev schien darüber nachzudenken. “Nein”, entschied er grinsend. “Dazu bin ich zu gemein. Ich schaue euch lieber zu. Während ihr Hausaufgaben erledigt.”
--------
Wieso die Schulstunden dreiundachtzig Minuten lang sind, konnte auch mir keiner sagen ... Ich hoffe aber, ihr könnt mir sagen, was ihr von dieser kurzen Fortsetzung gehalten habt.