Ich glaube, ich habe schon seit langem sagen wollen, dass ich Nanas Kleid einfach liebe, aber es immer wieder der spektakulären Handlung wegen vergessen. Das Kleid ist wunderschön und sie sieht aus wie eine Prinzessin, die darauf wartet, dass ihr Traumprinz (Ryan) sie vor dem bösen Drachen (Jason) rettet. Es kommt zwar ab und zu dazu, dass ihre Hand IM Kleid ist, aber ich finde, das kann man getrost übersehen, es ist bei Kleidern, die so einen Rock haben sowieso unmöglich, dass es nicht passiert.
Diese ersten Sätze, in denen du die Umgebung beschreibst, lassen eine angenehme Melancholie aufkommen, doch Jasons Austauchen ruiniert mal wieder alles.
Es regt mich unheimlich auf, dass Jason Nanas Kleid als einen guten Grund sieht, sein Spiel nicht ganz gespielt zu haben. Nana ist eine wunderbare Frau, er soll sich gefälligst über jede Sekunde freuen, in der sie sich mit ihm abgibt, denn er ist mit ihr verglichen nichts als Abschaum und undankbar noch dazu. Ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass ihm sein blödes Footballspiel wichtiger als eine Veranstaltung der Familie seiner Freundin ist. Was macht es schon aus, ob seine Mannschaft gewinnt oder nicht, es ist doch nur ein Sport und wie ich in den USA bei einem Spiel festgestellt habe, hat er nicht einmal Klasse, er ist einfach nur brutal und einfallslos, obwohl, einfallslos, das passt ja auch zu Jason.
Nanas Großmutter hat eine andere Meinung über Jason und Ryan, aber sie kennt die beiden Männer überhaupt nicht, sie weiß nur, was andere Leute von ihren Familien halten und was man sich so erzählt, aber das sagt nichts über die Persönlichkeiten der beiden aus. Jason ist die Art von Mann, die Nanas Großmutter sich für ihre Enkelin wünscht, er hat den Platz, der vor vier (?) Jahren Ryans hätte sein sollen, eingenommen, das bestreite ich nicht, sehr wohl aber bestreite ich, dass er Jason auch den Platz in Nanas Herzen, der einmal Ryan zugestanden hat, füllen kann.
Letitia füllt die Mutterrolle sehr gut aus, es ist ein großer Kontrast zwischen ihr und Ryans Mutter da, der wohl Absicht ist. Nanas Mutter sieht ihrer Tochter an, dass irgendwas nicht so ist, wie es sein sollte. Mit ihr stellst du die unsichtbare und untrennbare Verbindung zwischen Mutter und Kind, vor allem aber Tochter, dar und du tust es sehr gut, lässt Letitia etwas bemerken, das sonst keinem, nicht einmal Nana, aufzufallen scheint.
Jason spricht mit Nanas Großmutter, Nana aber beteiligt sich nicht am Gespräch. Zeigt das nicht auf einer tieferen Ebene, dass Elenore mehr Interesse an Nanas Beziehung zu Jason hat, als sie selbst? Wäre Nana unglaublich verliebt in Jason, so würde sie sicherlich keine Chance auslassen, um mit ihm zu reden, ob nun andere am Gespräch beteiligt sind oder nicht. Das ist schon das zweite Mal an einem Abend, das sie wenig Interesse für das zeigt, was ihr Freund zu sagen hat, sie scheint sich ihm verpflichtet zu fühlen, aber auch nicht viel mehr.
Es ist gut möglich, dass ich mich bei der Suche nach versteckten Hinweisen selbst unwissentlich beeinflusse, weil ich Jason nicht mag, aber ich habe nie gesagt, dass ich unparteiisch wäre.
Weil Ryans Begleitung als eine Unbekannte beschrieben wird, bezweifle ich, dass sie zuvor schon einen Auftritt hatte. Dass es Lia ist, schließe ich sowieso aus, weil es Ryan nicht ähnlich sieht, sie auf so eine Veranstaltung mitzunehmen.
Nanas Wut auf Ryan lässt sich ja wohl nicht verbergen, auch wenn sie sich in Gedanken eine gute Ausrede sucht, dass Nana und Ryan ihre Gefühle für einander leugnen, ist ja allseits bekannt. Wenn es aber Parallelen zwischen Lucas/Zoe und Ryan/Nana geben sollte, was ich für gut möglich halte, (obwohl es ein Zufall sein kann, dass sie sich beide auf diesem Ball näher gekommen sind und dass Zoe Lucas bzw. Ryan Nana verlassen hat und natürlich das Abstreiten der Gefühle), dann wäre dieser Ball eine gute Gelegenheit für Nana und Ryan, zusammenzufinden, so, wie Lucas und Zoe es bei Kikis Hochzeit getan haben. Und weil Ryan Nana ja schon einmal zurückgelassen hat, würde bestimmt keiner von beiden am nächsten Tag in ein anderes Land reisen müssen.
Nanas “Nicht-Gefühle” für Ryan schiebt sie nicht gleich beiseite, nein, sie will mehr Informationen darüber, wer Interesse an Ryan zeigt, wahrscheinlich, um ihre mögliche Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Das wäre allerdings um einiges einfacher, wenn sie Ryan sagen würde, was sie empfindet, statt es nicht mal sich selbst einzugestehen.
Dieser plötzliche Sprung von einer Szene zur anderen, durch die du uns die Identität der Unbekannten mit dem glockenhellen Lachen verheimlichst, hat mich ein bisschen verwirrt, bis mir aufgefallen ist, was du damit bezweckst. Ich muss sagen, dass die Methode, die du angewendet hat, genial ist. Statt aufzuhören und uns bis zum nächsten Teil die Identität der Dame vorzubehalten, lässt du den wichtigen Teil des Gesprächs zwischen Nana und ihrer Großmutter einfach weg, wie man es normalerweise bei unwichtigen und langweiligen Unterhaltungen tut, du versuchst, die Unbekannte als nebensächlich erscheinen zu lassen, wirklich genial.
Dieser Satz, “All die Jahre hatte er nur auf sie gewartet” ... ich weiß nicht, ob du es absichtlich geschrieben hast oder nicht, aber die Zweideutigkeit dieses Satzes ist fantastisch, ich habe als erstes gedacht, die Aussage bezieht sich alleinig auf Ryan, nicht auf den Garten.
Dass sie sich nicht mehr frei fühlt, ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass sie denkt, sie habe ihrer Familie und Jason gegenüber Verpflichtungen, was in meinen Augen der einzige Grund dafür ist, dass sie sich noch nicht von Jason getrennt hat. Als sie zum letzten Mal auf der Schaukel saß, an einem kühlen Spätsommertag, wenn ich mich richtig erinnere, war sie ungebunden, hat sich nicht gezwungen, mit jemandem zusammen zu sein, für den sie nichts empfindet. Auch hat sie sich zu dem Zeitpunkt endlich eingestanden, dass sie Ryan liebt. Da ist es kein Wunder, dass sie sich jetzt gefangen fühlt. Und zieht lässt sie wie vor einigen Jahren auch die Maske ab, lügt sich nicht sosehr an wie sonst.
Nanas damalige Fähigkeit, Ryans Anwesenheit zu spüren, deutet auf ein Band zwischen ihnen hin, etwas, das für alle Außenstehenden unbegreiflich ist, sich für die beiden aber wie das einzig Richtige anfühlt. Dadurch, dass sie ihn heute, nach der langen Zeit der Trennung nicht mehr spüren kann, ist ein Zeichen dafür gesetzt, dass sie sich nicht mehr so nahe stehen, wie sie es einmal taten. Es ist möglich, hier auf zwei Weisen zu argumentieren: Sie stehen sich nicht mehr so nahe, weil sie so lange ihr eigenes Leben gelebt haben. Andererseits ist das in vielen Fällen egal, weil die Verbindung nicht reißt, immer da ist. Ich bin eher der zweiten Ansicht, weswegen es für mich unangenehm war zu lesen, dass Ryans Gegenwart sich für Nana nicht mehr so anfühlt wie früher, dass sie ihn nicht einmal bemerkt, bis er spricht.
Indem du den Teil mit eine Frage Ryans, die die Vergangenheit anbelangt, enden lässt, hast du den besten Abschluss für diesen Teil gewählt, der in meinen Augen möglich ist. Diese letzte Frage spiegelt auf eine ironische Weise die Hoffnungen eines jungen Mädchens wieder. Sie ist jetzt eine Frau geworden, keine ihrer großartigen Träume ist Realität geworden, doch nun hat sie die Möglichkeit, wenigstens einen Wirklichkeit werden zu lassen, den, den jedes Mädchen hat: Die große Liebe zu finden. Nana hat sie schon gefunden, sie muss nur zugreifen, bevor es wieder zu spät ist. Was mich am meisten interessiert ist, ob die Frau von heute den Fehler des Mädchens von damals wiederholen wird oder ob sie aus ihm gelernt hat.
Dieser Teil ist so voller Nostalgie und du hast es geschafft, diese von Anfang bis zum Ende durchzuhalten, weswegen es mich persönlich nicht stört, dass das Ende erreicht ist, ganz im Gegenteil, ich wäre enttäuscht, hättest du hier nicht Schluss gemacht.
Alles in Allem war dieser Teil ein kleines Meisterwerk, vor allem die letzten beiden Bilder. Durch diese hast du mich beinahe vergessen lassen, dass ich die Identität der unbekannten Dame noch immer nicht kenne. Ich weiß nicht, ob ich jemals einen so perfekten Cliffhanger wie diesen gesehen habe (in welchen Medien auch immer).
Dieser Teil war nicht sonderlich lang, er hat nicht einmal viel Inhalt gehabt, aber trotzdem war er so beeindruckend, in meinen Augen hättest du ihn nicht schöner gestalten können. Er hat Details, aber er sich nicht zu ausgeschmückt, was wohl einer der Gründe dafür ist, dass ich so fasziniert von ihm bin.