4.Aufgabe
„Ich denke du kommst jetzt ganz gut ohne mich zurecht. Aber eines will ich dir noch sagen: Ich bewundere dich zutiefst für das was du in der letzten Zeit geleistet hast.“, sagte mir mein Coach, während er mich mit seinen blauen Augen durchdrang. „Das war nicht allein meine Leistung. Glaubst du ohne dich wäre ich so weit gekommen?“ „Ich hab dir lediglich den Rahmen gegeben- das Bild hast ganz allein du gemalt,“er holte tief Luft , „ich glaube es ist das schönste Bild geworden, das ich je in meinem Leben gesehen habe.“ Er berührte meine Hand. In meinem ganzen Körper fing es an zu Kribbeln, mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Vielleicht sehen wir uns noch mal wieder“, blickte er mich hoffnungsvoll an. Wieso war mir das nicht schon früher aufgefallen? Hatte ich dieses Gefühl etwa die ganze Zeit unterdrückt? Mein Coach war wahrlich ein Gott von Mann. Seine glänzenden schokoladenbraunen Haare, seine tiefblauen Augen, seine gebräunte Haut- Ich spürte einen Luftzug und erwachte schlagartig aus meinen Phantasien. Mein Coach ging mit langsamen Schritten in Richtung Gartentor. Konnte ich das zulassen? Ich hatte in der letzten Zeit so viel gewonnen, warum sollte ich nicht auch diesen letzten Schritt wagen? Nervös spielte ich mit meinen Händen. Wenn du jetzt nicht hinterherläufst, ist er für immer weg. „Hey, warte“, hörte ich mich plötzlich rufen. Er drehte sich um. Sein Anblick war einfach göttlich! Wie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt, lief ich auf ihn zu. „Ich, ich glaub ich hab vergessen, dir etwas zu sagen, also…“, stotterte ich. Ein weiterer Blick von ihm genügte. Er zog mich an sich und unsere Lippen wurden eins.
„Ich liebe dich“, hauchte er mir ins Ohr. Ich musste bis über beide Ohren grinsen- „genau das war es, das wollte ich dir sagen“. Er streichelte mir zärtlich über die Wange. „Weißt du eigentlich, dass ich diesen Anzug total affig finde? Und das soll seriös wirken?!“, schmunzelte er. Ich konnte nichts mehr an mir halten, meine Gedanken schienen direkt aus meinem Mund zu sprudeln. „Du siehst verdammt sexy darin aus!“ „Dann hat er vielleicht doch etwas Gutes an sich?!“, nahm er meine Hand. „Willst du dich jetzt immer noch von mir verabschieden?“, fragte ich ihn. „ Nein- wenn du damit einverstanden bist?“ „Bleib bei mir! Ich habe dank deinem Arbeitgeber ein riesiges Haus. Soll ich da etwa alleine drin versauern?“, versuchte ich ihn mit einem bezaubernden Augenaufschlag zu beeindrucken.
„Ich wäre blöd, würde ich dieses Angebot ablehnen“, sagte er und küsste mich erneut.
Etwa eine Stunde später stand Chris erneut bei mir vor der Tür, diesmal allerdings nicht um sich zu verabschieden, sondern um bei mir einzuziehen. Er hatte kein Mobiliar, da er erst vor kurzem in die Stadt gezogen war und bislang in einer Pension übernachtet hatte.
Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er genau der Mann war, auf den ich bislang gewartet hatte. Manchmal kam es mir so vor, als wären wir beide zwei Teile eines Puzzles, das nun endlich zusammengefügt werden konnte. Linda und Chris, Chris und Linda… uns gab es jetzt nur noch als Paar.
Etwa fünf Monate nach seinem Einzug passierte etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte. Klar, jede Frau träumt davon, aber welcher Mann kann diesen Vorstellungen schon gerecht werden? Chris konnte es auf jeden Fall! Es war etwa 19 Uhr als ich nach einem anstrengenden Arbeitstag aus dem Krankenhaus nach Hause kam. Chris und ich würden gemeinsam Abendessen, ein bisschen plaudern, fernsehen und bald ins Bett gehen- das dachte ich zumindest, doch als ich die Haustür öffnete, erwartete mich etwas ganz anderes! Ich kam mir vor wie in einem romantischen Liebesfilm- der ganze Weg zur Treppe war mit roten Rosenblättern bedeckt und das einzige Licht im Raum kam von den vermutlich hunderten von Kerzen. So etwas hatte noch nie jemand für mich getan. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Neben der Treppe lag etwas rot schimmerndes, es war ein Kleid. Aufgeregt zog im mir meinen Arbeitsanzug aus und schlüpfte in das wunderschöne Kleid. Es passte wie angegossen. Der Spur der Rosenblätter folgend ging ich die Treppe hoch und öffnete gespannt die Schlafzimmertür.
Chris stand strahlend in einem schwarzen Anzug vor mir. Sein Anblick war so traumhaft, dass ich beinahe über die Kerzen gestolpert wäre. „Du siehst wunderschön aus“, flüsterte er, während er irgendetwas hinter seinem Rücken versteckt hielt. „Womit hab ich das hier verdient?“, fragte ich ihn zweifelnd. „Liebe Linda“, fing er plötzlich wie in einem Kinofilm an zu reden, „vor etwa einem Jahr habe ich dich als eine verzweifelte junge Frau kennen gelernt, die mit sich und ihrem Leben alles andere als zufrieden war. Doch weißt du warum ich immer an dich geglaubt habe? Ich habe in dir sofort eine hübsche, selbstbewusste Frau gesehen, die man einfach nur hervorlocken musste. Wie erwartet, hast du alles richtig gemacht. Es gab keinen Tag, an dem ich an dir Zweifel gehabt haben müsste.“, er fing an zu stocken. Seine Stimme erfüllte sich mit Tränen. „ Du bist die Frau, auf die ich immer gewartet habe- du gibst meinem Leben einen neuen Sinn. Du bist und bleibst das schönste aller Bilder! Ich liebe dich über alles und will dich nie mehr verlieren, deshalb frage ich dich hiermit-„ er legte eine kurze theatralische Pause ein „Linda, willst du mich heiraten?“ Er holte die kleine Schachtel hinter seinem Rücken hervor und streckte mir einen funkelnden Ring entgegen. „Ja“, sagte ich leise und vollkommen verdutzt. Er steckte mir den Ring auf den Finger und ich fing an zu schreien: „Jaaaaaaaa, ich will!“ Überglücklich stürzte ich mich in seine Arme.
Die Hochzeit fand an einem strahlenden sonnigen Tag im Juni statt und sollte mindestens so romantisch wie der Heiratsantrag werden. Ganz nach unseren individuellen Wünschen fand die Zeremonie auf einer bunten Blumenwiese und im engsten Freundeskreis statt. Schon die Nacht zuvor war es mir kaum möglich gewesen einzuschlafen und am Morgen vor der Trauung bekam ich keinen Bissen mehr runter. Ständig machte ich mir Sorgen, dass irgendetwas schief gehen könnte. Doch es schien tatsächlich alles glatt zu laufen- der Frisör hatte mich nicht vergessen und zauberte mir die Hochsteckfrisur meiner Träume, das Buffett wurde rechtzeitig geliefert und sogar die Gäste kamen pünktlich. Die Zeremonie verlief genau nach meinen Vorstellungen. Ich stand in einem Traum von Weiß vor dem Mann meiner Träume und wir gaben uns das Ja-Wort. Ich war mir sicher, dass dies der schönste Tag meines Lebens werden würde.
Auch die anschließende Hochzeitsnacht ließ sich kaum mehr toppen. Unsere Freunde hatten nur für uns eine romantische Hochzeitssuite hergerichtet. Überglücklich fielen wir auf das kuschelige Bett…
Etwa zwei Monate später bekam ich von meiner Frauenärztin das Ergebnis dieser wundervollen Nacht bestätigt. Ich war schwanger. Klar wollte ich gerne eine Familie mit Chris gründen, dennoch hatte ich keine Ahnung wie er zu dieser Idee stand. Ich wollte das Kind auf jeden Fall bekommen und es sollte in einer glücklichen Familie aufwachsen. Bald würde ich es selbst dem Blindesten nicht mehr verbergen können und Chris sollte es bestimmt nicht als letzter, wohlmöglich noch durch einen dummen Zufall, erfahren. Lange Zeit grübelte ich, wie ich es ihm am Besten sagte. Ich entschloss mich schließlich, ihn direkt damit zu konfrontieren. So setzte ich mich gut sichtbar mit einer Babyzeitschrift in der Hand aufs Sofa. Um Sicherzugehen verteilte ich neben mir noch etwas Babykleidung. Mit pochendem Herzen wartete ich und überlegte, ob ich hier wirklich das Richtige tat. Eine Stunde später als geplant, kam endlich Chris nach Hause, doch anstatt mich zu bemerken, steuerte er geradezu aufs Arbeitszimmer zu. Ich räusperte mich „unauffällig“ und siehe da- er kam zu mir. Verdutzt setzte er sich neben mich aus Sofa und zog einen Strampler unter seinem Bein hervor. „Willst du mir vielleicht etwas sagen?“, grinste er mich an. „Sieht das etwa so aus?“, fragte ich ihn mindestens genauso glücklich. „Das ist ja der Wahnsinn! Wir werden tatsächlich eine richtige kleine Familie!“, rief er und fiel mir in die Arme. Ich wusste sofort, dass er der beste Vater auf der ganzen Welt werden würde!
Im darauf folgenden Jahr im April, zwei Tage nach dem errechneten Geburtstermin, erblickte unsere gemeinsame Tochter Mirja das Licht der Welt. Sie war eine weitere Bestätigung dafür, dass ich alles richtig gemacht hatte- an dem Tag, an dem ich die Nummer zum Glücklichsein gewählt hatte…
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Auch ich möchte mich nochmal bei den Organisatoren dieses Spiels bedanken! Es hat mir viel Spaß gemacht und ich fand es sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich ein und derselbe Sim entwickeln kann!