Ich wurde von der 5. Klasse Grundschule (in Luxemburg sind's 6 Jahre Grundschule) bis in die 10. hinein gemobbt. Ich war halt auch immer 'anders', hatte meine eigene Phantasiewelt die keiner nachvollziehen konnte (wenn ich ganz für mich alleine plaudernd über den Pausenhof lief :D), habe mich sehr lange nicht für Mode interessiert und habe meine Kindheit einfach in dem Sinne genossen, dass ich noch nicht mit 14 einen auch erwachsen machen wollte. Außerdem habe ich erst spät angefangen, weiblicher zu werden. In der 6. habe ich mich geschämt, weil ich als einzige noch gar keinen Busen hatte, in der 7. habe ich dann Push-Ups getragen, was wieder ein Grund war, mich zu mobben. Ich war auch immer sehr ruhig und introvertiert (eben auf Grund des Mobbings, ich habe mich immer weniger getraut, zu mir selbst zu stehen), dafür eine brave und gute Schülerin die von allen Lehrern gemocht wurde - wieder ein Mobbing-Grund.
Und unsportlich war/bin ich auch noch, weil ich ein totaler Tollpatsch bin. Das ging so weit dass sogar die Sportslehrer mich vor der gesamten Klasse bloßgestellt haben. Zum Beispiel gaben sie mir beim Federball immer einen Kinderschläger, weil ich das so gar nicht konnte. Es wollte nie jemand mit mir im Team sein, vor Bällen habe ich mich gefürchtet.
Und es hieß immer, ich wäre widerlich und hässlich.
In der 10. habe ich dann gottseidank gute Freunde gefunden, die mich einfach unter ihre Fittiche genommen haben und mich vor blöden Sprüchen in Schutz genommen haben. ICh wurde wieder ein bisschen extrovertierter und fand immer mehr Anklang. Auch im Sport traue ich mir nun mehr zu - ich war eben immer bei den selben im Team und uns war es schnuppe, ob wir gewinnen oder verlieren. Aber ich wurde immer besser - zwar längst nicht gut, aber auch nicht mehr so katastrophal. Basket und Volleyball mochte ich plötzlich am liebsten und fand Sport immer toller, auch wenn ich stets mit den Lehrern auf Kriegsfuß war
Ich fing an, zu meiner Individualität zu stehen, auch wenn ich im Inneren immer noch sehr verunsichert war/bin.
Trotzdem, sobald jemand in meiner Nähe von "widerlich" oder "hässlich" spricht oder getuschelt wird, wenn ich auch anwesend bin, beziehe ich es sofort auf mich, obwohl heute kaum mehr einer so zu mir ist. Naja, außer diese Idioten in der Uni, aber die sind mir eh egal. Mittlerweile habe ich ziemlich viele wirklich gute Freunde, finde mich selbst eigentlich ganz hübsch, weiß was ich kann und was nicht und werde immer überzeugter von mir selbst. Klar habe ich immer noch einen Knacks von der jahrelangen Ausgrenzung und "Spitznamen" wie Fetta*schlippe", nehme manche Sachen persönlich, die so gar nicht gemeint sind, aber ich weiß, dass ich verdammt gut so bin, wie ich bin und wem das nicht passt, der kann halt sehen, wo er bleibt.
Es tut immer noch weh, an diese Zeiten zurückzudenken. Ich habe mich selbst verletzt und konnte mit keinem darüber reden, dachte ich verdiene es nicht besser. Heute bin ich immer noch sehr sensibel, wenn jemand ausgegrenzt wird. Ich sehe das immer sofort und versuche dann, einzugreifen. Ich hasse Mobbing und habe für Mobber kein Verständnis. Aber ich weiß, dass man es überstehen kann und dann in mancher Hinsicht gestärkt herausgeht. Und ich hoffe für alle Gemobbten, dass sie auch die Freunde finden, die ihnen den Rücken stärken. Ich werde es meinen damaligen Klassenkameraden, mit denen ich heute leider viel weniger Kontakt habe, jedenfalls nie vergessen und ihnen immer dankbar sein 