Niels wartete schon auf uns. „Dad, was ist los?“ „Ich will alte Zeiten aufleben lassen“ sagte ich zu meinem Sohn.
In Niels Augen blitzte geradezu kindliche Freude auf. „Ach so“ meinte Rick grinsend. „Du willst die Nachbarschaft aufmischen.“
„Genau“ antwortete ich und grinste ebenfalls. „Mal sehen ob ich es noch kann.“

Ich setzte mich an mein Set und ließ andächtig die Hände über die Drums gleiten. Lutz hatte sie gut gepflegt,
er war auch ein begeisterter Drummer gewesen. Und da Friedbert Lärm hasste, hatte ich ihm mein heißgeliebtes Set überlassen.
Ich nahm die Sticks aus ihrer Hülle und fing zu spielen an. Ich war vielleicht etwas aus der Übung und es würde einen
gewaltigen Muskelkater morgen geben, doch was war das gegen das Gefühl des Rhythmus, der Klang der Becken,
dass tiefe, kräftige Klopfen der Basstrommel. Immer mehr kam ich in den Fluss der Musik und ließ mich tragen.

Niels hatte sich seine E-Gitarre umgehängt und wir spielten zusammen, wie früher, Vater und Sohn.
Er war sehr glücklich darüber, ich konnte es sehen, ich hörte es an seinem Spiel. Er ließ die Gitarre singen,
entlockte ihr Töne jenseits der Realität, dass es mir einen Schauer nach dem Anderen über den Rücken jagte.
Ich war verdammt stolz auf meinen Sohn.
Rick schüttelte grinsend den Kopf. „Ihr seid verrückt.“

„Dann sei Du es auch“ meinte ich nur und nickte in Richtung Piano. Rick schüttelte noch mal den Kopf,
dann setzte er sich auf den Hocker und fiel in unser Spiel ein. Und nicht nur das, er sang dazu und das sogar sehr gut.
Ich weiß nicht wie lange es gedauert hatte, doch unsere Musik hatte bald die Nachbarn angelockt. Doch niemand beschwerte sich,
es war Sylvester und endlich war mal was los in diesem verdammten, trostlosen Kaff. Sollten sie doch alle kommen und
sehen wie ich mir den Kummer von der Seele spielte!

Und dann kam Lara. Sie wunderte sich über den Krach und staunte Bauklötze, als sie uns hier sah. Kein Laut kam über ihre Lippen,
sie sah uns einfach nur zu, sie sah mir zu. Sie hatte mich oft beobachtet und ich hatte ihr ihre Lieblingsstücke vorgespielt
und sie musste nur anhand des Rhythmus erraten, welches Lied es war. Ich fühlte ihre Augen auf mir ruhen,
während ich die Sticks wirbeln ließ und gütige Sim-Göttin, ich fühlte mich plötzlich so gut.

Rick sah mich, nachdem wir den Titel beendet hatten, kurz an, dann begann er einfach wieder zu spielen.
Niels und ich erkannten das Lied und als Rick zu singen anfing, kamen wir mit unseren Instrumenten dazu…
From underneath the trees
We watch the sky
Confusing stars for satellites
I never dreamed that you\'d be mine
But here we are, we\'re here tonight
Singin\' amen, I, I\'m alive
Singin\' amen, I, I\'m alive
If everyone cared and nobody cried
If everyone loved and nobody lied
If everyone shared and swallowed their pride
Then we\'d see the day when nobody died
And I\'m singin\' a-
Amen, I, amen, I, I\'m alive
Amen, I, amen, I, amen, I, I\'m alive
And in the air the fireflies
Our only light in paradise
We\'ll show the world they were wrong
And teach them all to sing along… *
Ich liebte dieses Lied. Ricks raue Stimme drang zu mir herüber, die Akkorde von Niels Gitarre schienen ihn zu tragen.
Und ich… Ich spielte wie ich noch nie gespielt hatte. Mein Herz klopfte im Rhythmus meiner Drums,
es klopfte, weil sie vor mir stand… Ich lächelte ihr zu und sang leise mit Rick mit.
And as we lie beneath the stars
We realize how small we are
If they could love like you and me
Imagine what the world could be…

Wir spielten bis weit nach Mitternacht, über den Jahreswechsel hinaus.
Ich hatte für das neue Jahr nur einen Wunsch:
Das diese Nacht, mit den Sims, die ich am meisten liebte auf dieser Welt, niemals enden würde…
Fortsetzung folgt...
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*If Everyone Cared von Nickelback
Wer mehr über den Titel wissen will, oder nicht weiss wie er klingt, PM genügt.