„Tschüss Dad“, verabschiedete ich mich von meinem Vater, nahm meine Tasche und wollte schon gehen.
„He warte mal“, rief mein Vater, während er mich zurück zog und mich fest drückte. Jetzt standen mir schon die Tränen in den Augen, eigentlich wollte ich das verhindern. Denn er sollte nicht merken wie schwer es mir fällt ihn alleine zu lassen. Doch ich sollte mich jetzt mehr um meine Zukunft kümmern, schließlich wollte ich in meinem Leben auch mal etwas erreichen.
Nachdem mich Dad ausreichend gedrückt hatte, wand ich mich um, um in mein Abschlussgeschenk zu steigen.
Jetzt war ich schon so weit gekommen. Hatte die Schule hinter mir gelassen, naja nicht ganz, aber zumindest den routinierten Unterricht. Aber jetzt ging es weiter. Ich hatte das eine Level abgeschlossen und begann ein neues – sozusagen.
Ruhig fuhr ich los und stellte mich schon mal auf eine lange Fahrzeit ein, da ich schon auf der Autobahn in einen Stau geriet.
Jaja, seufzte ich. Langsam begann der Ernst des Lebens, ich war froh dass Dad mir bei der Wohnungssuche geholfen hatte. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass ich jetzt auszog. Jetzt war er ganz allein Zuhause.
Die Wohnungssuche war auch nicht ohne. Stunden- und Nächtelang saßen wir am Tisch oder am Computer und haben alles abgesucht.

Aber letzen endlich hatten wir Glück und eine Wohnung gefunden. Aber alles der Reihe nach.
In der Schule war ich am Anfang ziemlich abgesunken. Aber ich hatte mich wieder gefasst – zum Glück würde ich mal sagen.
Mom hatte mit mir nur noch E-mail-Kontakt gepflegt und schrieb mir, dass es so besser war. Zu gerne wäre ich zu ihr gefahren und hätte sie richtig umarmt und ihr alle meine Teenager-Sorgen erzählt, doch ich traute mich nicht, diese niederzuschreiben und ihr per Mail zu schicken. Ich dachte schon, dass alles wieder besser wurde, doch mit der nächsten Mail schickte Mom mir ein Foto mit sich und ihrem Freund (dem Chef aus dem Büro) im Urlaub. Heulend brach ich zusammen.

Doch ich wollte ihr nicht erzählen wie sehr mich das traf, ich wollte ihr neues kleines perfektes Leben nicht kaputt machen. Aber dennoch hatte ich schon gehofft, dass sie diesen Kerl in die Wüste geschickt hatte. Leider hatte ich falsch gedacht. Danach setzte ich alles drauf und dran, damit mein Vater nicht das Bild sah.
Doch dass ich mit Mom E-Mail-Kontakt pflegte, konnte ich ihm nicht verheimlichen, aber er nahm es mir nicht übel. Immerhin war sie immer noch meine Mutter.
Mit einer Mail kam, völlig unerwartet, eine Einladung zu sich in ihre neue Wohnung. Selig lächelte ich vor mich hin, während ich sie las.

Der Besuch war der absolute Albtraum. Ein totaler Horror-Trip.
Mom holte mich vom Bahnhof ab, brachte mich zu ihrer neuen Wohnung und stellte mich ihren Freund und deren kleine Prinzessin (sprich seine blonde, rosa angezogene 6 jährige Tochter) vor. Die Kleine war total frech und Daddys kleiner Liebling. Der Vater behandelte mich von oben herab und verlangte von mir, während meines Aufenthaltes, die Babysitterin dieses rosa Monstrums zu spielen. Da er und seine „Frau“ (tze, sie waren noch nicht mal verlobt aber anscheinend ist er sich zu fein um ‚Freundin’ zu sagen) morgens mit nachmittags arbeiten müssten.
Also spielte ich jeden Morgen mit Jade (ja die Prinzessin hatte einen Namen) in ihrem Puppenhaus.

„Jetzt will ich auf den Spielplatz“, plärrte Jade eines Morgens nachdem wir ausschweifend mit ihren kleinen Freunden gespielt hatten. „Sollen wir aber nicht“, gab ich kalt zurück. „Du bleibst jetzt schön hier während ich meine Mails nachgucke“
Genervt ging ich aus dem Raum und schaltete auf dem Küchentisch meinen Laptop ein. Während der Wartezeit wippte ich ungeduldig mit meinem Fuß, als ich auf einmal die Haustür unten zuknallen hörte. Hastig rannte ich in das Kinderzimmer und stellte entsetzt fest, dass Jade nicht mehr da war. Schnell rauschte ich die Treppe runter und rannte fast gegen die Haustür. Als ich draußen angekommen war, rief ich verzweifelt nach Jade.

Ich drehte mich im Kreis und lief Richtung Spielplatz, welcher sich in der Nähe befand. Mir fiel ein großer Stein vom Herzen als ich sie dort sah. Sie merkte gar nicht was mich dieses weglaufen gekostet hat. Diesen Schock werd ich bestimmt nie verdauen. Ich bläute ihr ein es ihrem Vater nicht zu erzählen und brachte sie zurück nach Hause.
Aber es kam, was kommen musste.
Jade erzählte ihrem Vater von ihrer super Aktion und ich wurde standesgemäß vor die Tür gesetzt. Verletzen der Aufsichtspflicht. Ach ihr könnt mich alle mal, dachte ich mir als ich mich auf dem Weg zum Bahnhof machte. Dort musste ich mir wohl oder übel eine Bank zum schlafen suchen.

Tags drauf merkte ich, dass ich gar kein Geld für ein Ticket hatte und rief Dad an. Dieser holte mich zum Glück ab und regte sich über Jade auf und versicherte dass ich nie so war, auch der Vater von ihr wurde bei der Meckerei nicht ausgelassen.
Auch wenn ich jetzt noch dran dachte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Aber Tage danach kam eine Entschuldigung von meiner Mutter, aber das Babysitten hatte sich für mich auch erst einmal erledigt.
Langsam glitt ich in einen Parkplatz in der Straße vor meiner Wohnung. Jetzt begann mein Leben. Und das wollte ich so leben wie ICH wollte und dennoch hoffte ich dass ich so etwas nie wieder erleben muss.
Ja, die Trennung von Eltern ist kein leichtes Unterfangen. Aber was nicht tötet macht hart.

Dies war meine Geschichte, wann kommt deine 
Julia