Carrie
Du hast natürlich Recht mit deiner Denkweise, wozu muss man Gewalt sehen oder simulieren, um Spaß zu haben?
Ich erkläre es dir:
Ich lege für meine Argumentation das Spiel "Unreal Tournament 2003" zugrunde.
Dieses Spiel beinhaltet folgende Spielmodi:
Deathmatch
Team Deathmatch
Capture the Flag
Double Domination
Bombing Run
Im Deathmatch geht es darum, in einer bestimmten Zeit möglichst viele Gegner abzuknallen, dabei kommt es auf Konzentration, Geschick und Reaktionsfähigkeit an, um das Spiel gewinnen zu können, außerdem braucht man Übung.
Beim Team Deathmatch ist das Ziel das gleiche, nur dass man in einer kleinen Gruppe kämpft. Hierbei ist es wichtig, sein Team zu kennen, sich zu koordinieren und abzusprechen, um eine Taktik zu haben, den Sieg zu erringen.
Double Domination hat nicht das Töten von Gegnern als Ziel, sondern das Einnehmen bestimmter Punkte über eine gewisse Zeit. Mann ist also gezwungen, den Gegner zu töten, um den begehrten Punkt einnehmen zu können, aber es ist nicht das Ziel. Am Ende zählt nur, wer die meiste Zeit die Punkte eingenommen hat.
Im beliebtesten aller Spielmodi, dem Capture the Flag (CTF), muss man eine Fahne, die im Zentrum der gegnerischen Basis ist, von dort zu seinem eigenen Zentrum bringen. Dabei ist es äußerst wichtig, genau geklärt zu haben, wer wann was tut, oder nötigenfalls schnell zu koordinieren, falls die abgesprochene Taktik nicht hilft. Auch hier ist es nicht wichtig, wer wen abknallt, sondern es muss zum einen die eigene Flagge beschützt und die gegnerische Flagge gestohlen werden. Am Ende zählen keine Kills oder Frags, wie es der Zocker sagt, sondern die Anzahl der Diebstähle. Das Töten ist nur wichtig, um sein Ziel zu erreichen, es ist nicht zentraler Bestandteil dieses Spielmodus.
Der Bombing Run ist bei Unreal Tournament 2003 der neuste und interessanteste Modus. Hier muss eine leuchtende Kugel in das gegnerische Tor geworfen werden. Wer die Kugel hat, kann nicht schießen und ist langsamer, er muss also von seinen Kameraden beschützt werden, was auch wieder unter Teamwork zählt.
Hier sieht man, dass die meisten Spielmodi nicht das Töten als Ziel haben, sondern die Durchführung bestimmter Aufgaben wie das Stehlen einer Flagge.
Es geht nicht nur um das Töten, es ist die Teamwork, die Action, die Geschwindigkeit, die süchtig macht nach diesen Spielen. Das Blut sorgt für Realismus, außerdem hilft es, sich in einem Level zu orientieren, denn da, wo Blut ist, war man meist schon und man kann nach anderen Wegen suchen, den Level zu schaffen. Es ist auch die Erforschung seiner eigenen Fähigkeiten, es ist sogar schon eine Sportart, in der nur die besten siegen können. Man kann anhand eines solchen Spieles objektiv sehen, was man kann und ab wann man aufgeben sollte. Es ist nicht das Töten, was dem Spieler die Befriedigung gibt, es ist der Sieg.
Und wenn ihr behauptet, man wäre kalt und abgestumpft, muss ich wieder Kontra geben, denn ich fühle, insbesondere bei Kinofilmen, immer mit, wenn jemand getötet wird. Ich bin schockiert, wenn ich viel Blut sehe. Mir wird ganz anders, wenn ich in einem Prügelfilm Knochen brechen höre. In einem Spiel ist das alles was ganz anderes, denn es ist nicht ansatzweise echt, was dort geschieht, es hat mit der Realität nicht das geringste gemein, man findet lustig, was man geschafft hat. Aber es ist nicht echt. Ich war mal Soldat und habe auch mit echten Waffen geschossen. Und ich muss sagen: Als ich das Gewehr mit den Patronen im Magazin in der Hand hielt, wurde mir anders. Dieses Gefühl, dass man mit dieser Waffe ohne Probleme einen Menschen töten kann, war überwältigend. Die Macht, die ich in den Händen hielt... Ich war froh, als die Schießübung vorbei war.
Und da sagt ihr, Freunde dieser Spiele seien krank, hirnlos, abgestumpft und potentielle Mörder? Ich bitte euch...