
Abführen? Mike schoss es kalt dem Rücken runter als er das hörte. Was passiert denn hier noch alles? Die Wache hielt Johanna schnell fest und führte sie ab. „Wo ist ihr Mann?“ Johanna antwortete nicht. Sie war zu geschockt. Der Steuereintreiber ging mit Mike ins Haus. Da fand er ihn nicht, er war immer noch im Garten beschäftigt.

„Ich muss Sie mitnehmen.“ Karl war völlig verblüfft und sah Mike verdutzt an. Ohne einen Ton zu sagen ging er freiwillig mit. Mike konnte es nicht glauben. Wie kam er hier nur wieder weg. Würde er jemals wieder nach Hause kommen?

Mike erinnerte sich an Johannas Worte: „Die nächste Stadt ist ein ganzer Tagesmarsch von hier entfernt.“ Aber irgendwie waren es grade mal 37 Minuten gewesen, als sie alle in Brendenberg ankamen. Es schien als ob grade Markt wäre. Aber ziemlich belebt war er nicht gerade. Eine Weinhändlerin und eine Bäckerin verkauften ihre Waren. Mike konnte nur schwer die Preise entziffern. Alles war in altdeutscher Schrift geschrieben.

Mike durchschoss wie ein Blitz. „Sarah, Sarah da bist du ja, Sarah!“ Bei der Weinhändlerin stand Sarah. Mike rannte auf sie zu. Die Wache wollte ihn festhalten, doch er war zu schnell.

„Endlich Sarah, da bist du ja. Wo...“, Mike stockte. Die blonde Frau drehte sich um. „Oh es eh...es handelt sich um eine Verwechslung, tut mir Leid.“ Mike hatte sich getäuscht. Die blonde Frau war nicht seine Schwester. „Was soll das, kein Kontakt mit irgendjemand“, brüllte die Wache ihn an, „Vorwärts, weiter!“ Mike hielt seine Tränen zurück. Seine Hoffnung endlich Sarah getroffen zu haben, zerplatzte wie eine Seifenblase.

Sie kamen an ein burgähnliches Gebäude an. Es sah ziemlich heruntergekommen aus. Wo war er nur hingekommen?

Als sie endlich ins Gebäude kamen, stiegen sie eine lange Treppe hinab, die in den Keller führte. Es war sehr kalt, feucht und ein fauler Geruch stieg Mike in die Nase. In der Nähe tropfte es von der Decke. Aus einem Gullydeckel in der Mitte des Ganges kroch blitzschnell eine Ratte heraus. Johanna schrie auf. Die Wache sperrte die drei in einzelne Zellen.

„Los rein mit dir!“ Die Wache schubste Mike in eine der Zellen. Mike fiel auf den Boden und schürfte sich das Knie auf. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Eine kleine Fackel, die höchstens nur noch 5 Minuten brennen würde, spendete ein wenig Licht. Mike schaute sich um: Es war kalt und dreckig in der Zelle. In einer Ecke lag Mäusedreck. Das alles ist zu viel für Mike. Die Ungewissheit um seine Schwester und die armselige Situation in der er sich befindet machte ihn fertig. Wie soll er hier nur wieder rauskommen?
Gruß
The Garditsch