Hi,
gestern Abend klingelte mein Telefon, eine liebe Stimme sagte mir, ich solle doch um 8 an der Schule mit Schlafzeug, Abi-T-Shirt, das ich leider nicht habe, Sonnenbrille und Verpflegung sein. Kurz: Morgen ist Tag-X. Für alle unwissenden Leser, die sich unter dem Begriff nichts vorstellen, folgt eine Erklärung: Tag-X ist der Abistreich meiner Schule, wobei traditionell mit Wasserpistolen und -bomben die kleineren Schüler aus den Klassenräumen gejagt und auf dem Schulhof eingesperrt (der wird mit Bauzäunen abgeriegelt) werden. Es folgt dann ein kleines aber absolut chaotisches Programm, bei dem die Lehrer etwas leiden müssen.
Zurück zum Bericht: Gestern machte ich mich also mit meinem Bruder auf den Weg zur Schule, doch was wir da sahen, war nur enttäuschend. Die wenigen Leute, die da waren, wirkten absolut gelangweilt. Verdammt. Nach einem McDonald's Besuch, einer komischen Tour durch ein Stadtviertel, bei der wir ein Geschenk abgegeben haben, und einer Weile draußen rumgammeln wurde die Stimmung dann langsam besser. In der Turnhalle wurde das riesen Trampolin rausgekramt, das zwar aus Sicherheitsgründen nur in Betreuung von Trainern mit einer speziellen Trampolinausbildung aufgebaut werden darf, doch so etwas kümmert junge Menschen, die gerade ihre Reife unter Beweis stellen musste, herzlich wenig. Es war einfach voll lustig. Irgendwann wurde aber die inzwischen heisere Kathy müde und kam zum Glück - wenn auch nach einem sinnlosen Streit mit Flo (s.o.) - in ihr eigenes Bett. Schönheitsschlaf muss sein, jedoch nicht in einer Schulturnhalle.
Am nächsten Morgen, zwischenzeitlich hatte ich noch Werbeplakate, die mein Drucker teilweise gefressen hat, für die Zeitung gedruckt, trudelte ich also wieder an der Schule ein, wo eine nun größere Gruppe junger Abiturienten im besagten Abishirt mit Sonnenbrille und Wasserspritzpistole schon fröhlich am Feiern war. Auf ein Kommando wurde dann die Schule gestürmt, um die Schüler aus den Klassen vor die Schule zu treiben. Bedauerlicherweise weisen meine Lehrer nicht genug Humor und Mut auf, um sich ebenfalls dort unten sehen zu lassen. So hatten wir zu Spitzenzeiten 6 Lehrer von einem etwa 60-köpfigen Kollegium. Ein Armutszeugnis für die pseudo-beschäftigte Lehrerschaft. Naja, kurz darauf wurde der Zuckerwattestand eröffnet, während die Schaummaschine im vierten Stockwerk die Kinder vor der Schule mit Schaum beregnete. Was für eine geile Schaumparty! Schließlich waren eigentlich alle zumindest teilweise nass, zwei Lehrer hatten sich im Karaoke (Singstar!) bewiesen und die Schüler waren glücklich. Ich hoffe, dass ich bald davon Fotos bekomme.
Leider hat alles eine Schattenseite: Hinterher mussten wir aufräumen. Wie kriegt man Schaum aus einem Gebäude, wenn man nur kläglich mit Besen o.Ä. bewaffnet ist? Gar nicht. Wie schade, dass sich der Schulleiter erstmal künstlich aufregen musste, wobei er gleichzeitig offenbarte, dass die Schulputzfirma die Schule nie wirklich putzt und daher auch keine geeigneten Gerätschaften für etwas mehr Wasser als das schmuddelige Abwaschwasser, mit dem die Schule „geputzt“ wird, haben. So wurden wir also zu billigen Arbeitskräften, die zumindest den Keller des Schulgebäudes dank des Schaums von den Schichten Schmutz, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben, befreit haben. Super.
Trotzdem war das ein sehr lustiger Tag und der beste Tag X seit Jahren. Das muss die nächste Stufe 13 erst einmal toppen!
Liebe Grüße,
eine etwas übermüdete Kathy, die noch immer das Gefühl hat, Sandkörner im Haar vom Schaum zu haben.