"Park Universität"

  • Kapitel 7: Ein Tanzkurs mit Hindernissen



    Der nächste Morgen war ein Sonntag und so schliefen Hannah und Lukas lange und kuschelten sich im Schlaf aneinander. Als Lukas um 10 langsam wach wurde bleib ihm nicht viel Zeit die schlafende Hannah zu beobachten, denn er musste unbedingt seine Arbeit bei McLeod abgegeben. „McLeod ist auch der einzige Professor, der seine Sprechstunde um 9 Uhr morgens an einem Sonntag abhält!“ schimpfte Lukas innerlich, aber ändern konnte er daran ehe nichts. Der Physikstudent zog sich also hastig an, lief zu seiner Wohnung und holte seine Arbeit vom Schreibtisch. Als er vor McLeods Büro ankam holte er erst tief Luft und ging dann rein.







    Professor McLeod saß an seinem Schreibtisch, lass in einem Buch und wartete bis jeder seiner Studenten seine Arbeit abgegeben hatte. „Van Ahlen, wie immer der Letzte“ begrüßter er Lukas als er eintrat. „Ich dachte ihre Sprechstunde geht bis 11.“ erwiderte dieser, nicht beeindruck vom Missmut seines Professors. „Die meisten meiner Studenten geben ihre Arbeit um 9 Uhr ab, damit ich hier nicht ganze zwei Stunden sitzen und auf sie warten muss.“ Lukas beachtete den Kommentar gar nicht. Ihm war bei ihrem letzten Gespräch klar geworden, dass McLeod ihn nicht leiden konnte und seine Arbeit ihn nie zufrieden stellen würde. Deshalb übergab er ihm einfach seine Mappe ohne ein Wort hinzuzufügen.




    McLeod lass seine Arbeit natürlich sofort und Lukas nahm in der Zwischenzeit auf einem Stuhl Platz. „Ihre Grundgedanken sind nicht schlecht. Im Detail waren sie aber wieder zu ungenau. Was genau bedeutet diese Formel für das Phänomen. Welche Theorien könnten hier besser angewandt werden? Das alles fehlt hier! Leider nur eine 3. Ich habe sie ja gewarnt sich nicht auf diesen Lorbeeren auszuruhen.“ Ohne weiteren Kommentar legte der Professor die Mappe weg und widmete sich wieder seinem Buch. Lukas verstand aber nichts mehr.






    „Das kann ich nicht verstehen. Ich habe drei Wochen alleine an dieser Arbeit gegessen. Sie ist gut, sonst hätte ich es nicht gewagt sie abzugeben. Vergleichen sie sie mit den anderen. Sie werden merken, dass nur wenige so detailliert das Thema behandelt haben wie ich!“ Lukas schien vor Wut zu platzen, doch riss er sich zusammen. Noch ein einziger Fehler und McLeod ließ ihn von der Universität fliegen, egal wie viel er von Lukas wissenschaftlichem Können hielt. „Meine Benotung steht fest und wagen sie es nicht noch einmal meine Bewertung anzuzweifeln. Ich denke nicht, dass sie ihr ganzes Können und ihre ganze Zeit in diese Arbeit rein gesteckt haben. Deshalb ist sie nur eine 3 wert. Und jetzt gehen sie.“ Lukas ging kopfschüttelnd raus.



    Am Abend fand der von Paul geplante Tanzkurs statt. Und wenn er junge Sportstudent etwas konnte, dann Aktionen zu organisieren. Paul hatte die größere Sporthalle der Fakultät für diesen Abend reserviert und 15 Leute dazu überredet an diesem Tanzkurs teilzunehmen. Hannah und Lukas waren gekommen, selbst Samuel war am Sonntagabend nicht arbeiten und half seinem Freund. Zu Hannahs Verwunderung erblickte sie auch Nelly unter den Teilnehmenden. Erst dann fiel ihr ein, dass sie selber Nelly davon erzählt hatte. Professorin Farendes war von der ganzen Sache sehr beeindruckt und lobte Paul für sein organisatorisches Talent.



    „Ich bin schwer beeindruckt von der ganzen Aktion, Paul. Das scheint eine viel größere Sache zu werden als sie mir anfangs erzählt haben.“ bemerkte sie und Paul war in diesem Moment sehr zufrieden mit sich. Vielleicht waren seine Chancen doch nicht so schlecht. Isabelle von sich zu beeindrucken. Dann teilte Farendes die Studenten in Paare auf und zeigte die ersten Schritte. Dabei machte sie den Fehler ausgerechnet Lukas Nelly als Tanzpartnerin zuzuordnen und Hannah bekam Samuel ab. Die Kombination war perfekt.




    Während Hannah mit Samuel rumalberte, sich prima amüsierte und alles mit Humor nahm, versuchte der verzweifelte Lukas möglichst genau die gezeigten Schritte zu kopieren und ja nicht auf seine Partnerin zu achten. Da er sich in Sachen Tanzen als richtiger Tollpatsch rausstellte und nicht mal wusste wohin mit den Armen, wurde die Situation immer verhängnisvoller uns die kalte Schulter von Nelly machte es nicht gerade einfacher.







  • Die Situation wurde auf nicht besser, obwohl er langsam die Schritte drauf hatte. Neidisch blickter Lukas zu Hannah und Samuel rüber. Die beiden tanzten fröhlich vor sich hin und schienen sich prima zu amüsieren. Er hingegen quälte sich im Moment richtig und die Tanzerei erinnerte ihn an frühere Tanzkurse an seiner vornehmen Schule. Die hatte er auch gehasst. Glücklicherweise unterbrach Professor Farendes den Tanz für eine Pause und Lukas ließ sofort Nelly los. Dann aber kam ihm eine Idee und er entschied sich sie umzusetzen.



    „Hannah würde sicher nicht wollen, dass ich jetzt mit dir darüber rede, aber ich finde es einfach sehr wichtig. Du weißt ja gar nicht wie sehr euer Streit ihr zu schaffen macht, Nelly. Und vor allem ist der Grund dafür lächerlich! Ich würde mich doch nie zwischen dich und deiner Freundin stellen. Wenn du wüsstest wie oft Hannah in letzter Zeit über dich und eure Freundschaft sprich, da könnte ich sogar eifersüchtig werden. Es ist auch egal, wer Recht hat und wer nicht, ihr beiden solltet wieder miteinander reden. Glaub mir, der Rest wird sich dann automatisch wieder einkriegen. Hannah vermisst dich sehr und ich bin sicher dir geht es genauso.“ redete Lukas auf Nelly ein und versuche zu vermitteln. „Das ganze ist doch ein totales Missverständnis und weil ihr beide Trotzköpfe seid, leidet eure Freundschaft darunter!“ Nelly hatte ihm aufmerksam zugehört und ließ ihn ausreden.





    „Ich denke der Streit zwischen mir und Hannah geht auch nur uns beide an. Es ist nichts gegen dich persönlich, dass ich so sauer auf sie bin. Du brauchst also nicht den Vermittler zu spielen. Hannah und ich kriegen dass auch ohne dich geregelt. Und wenn meine beste Freundin sich schlecht fühlt und mit mir reden will, sie weiß wo ich wohne.“ erklärte Nelly Lukas. „Und wenn du mich noch einmal einen Trotzkopf nennst, ohne mich wirklich zu kennen oder dich in meine Sachen einmischt, werde ich sauer.“ fügte sie hinzu und ging raus aus der Halle. Als die Pause zu Ende war, stand Nelly wieder neben Lukas und meinte seelenruhig „Wir sollten weiter tanzen.“



    Paul hatte die erste Hälfte des Kurses neben Professorin Farendes an der Musikanlage gestanden, ihren Erklärungen zugehört und die Anlage bedient. Schließlich waren nach der Pause die Tanzpaare mit den neuen Schritten beschäftigt, so dass die Lehrerin sich zu Paul umdrehte und ihn aufforderte: „Paul, wollen sie es nicht auch mal versuchen?“. „Es hat aber schon jeder einen Partner, wir sind eine ungerade Zahl heute.“ erklärter er ihr, denn Paul hatte nichts dagegen neben der Professor stehen zu bleiben, er war ein grauenhafter Tänzer. Professorin Farendes musste lachen. „Ich bin ja da. Wollen wir es mal probieren?“ Das war besser, als Paul es sich gedacht hatte und er willigte ein.



    Paul war sich unsicher und die langsame Musik beruhigte ihn wenig, doch Isabelle schien sich köstlich zu amüsieren, lachte über einen verpatzen Schritt und korrigierte die Haltung seiner Arme. Paul war der Professorin noch nie so nach gewesen und sein Herz klopfte ununterbrochen, doch sie schien gar nichts davon mit zu bekommen. Nach Pauls Meinung ging das Lied fiel zu schnell vorbei. Auch Professorin Farendes erschrak sich als sie realisierte, wie nah sie einem Schüler gekommen war und beendete die Stunde, ohne Paul zu beachten.





  • Nachdem der Tanzkurs vorbei war, standen Lukas und Hannah noch vorm Eingang, unterhielten sich und knutschen miteinander. Lukas hätte nie gedacht, wie schnell ihm Hannahs freundliche und warmherzige Art fehlen würde, aber dies war der Fall. Die letzten zwei Stunden mit Nelly, die ihm gegenüber so abweisend war, zu tanzen hatten ihn richtig angestrengt und so freute er sich mehr seine Hannah wieder in den Armen halten zu können. „Nächstes Mal bestehe ich darauf mit dir zu tanzen. Oder auch mit jemand anderen. Hauptsache nicht mit Nelly. Sie scheint schon die zweite Person an dieser Universität zu sein, die mich nicht leiden kann.“



    „So schlimm?“ tröstete Hannah ihn. „Sie ist nicht immer so abweisend, glaub mir. Nelly ist der netteste und freundlichste Mensch den ich kenne. Die ganze Situation im Moment ist einfach ziemlich schwierig. Aber das werde ich schon wieder hinkriegen. Und dann wirst du meine beste Freundin kennen lernen, wie sie wirklich ist.“ Hannah schlang die Hände und seinen Hals und küsste ihren Freund lange und zärtlich. Lukas schien damit wieder besänftigt und genoss es sie zu küssen.



    Beide so miteinander beschäftigt, bemerkten Nelly nicht, die gerade aus der Tür kam. Diese hatte sich die Worte der Hausmutter zu Herzen genommen und bereute schon die schroffe Art, mit der sie Lukas behandelt hatte. Claudia hatte recht, Hannah würde komme was wolle immer ihre beste Freundin bleiben. Und wenn sie sich in einen Jungen verliebt hatte und mit ihm glücklich war, sollte sie, Nelly, ihr eigentlich nur das beste Wünschen. Das alles wollte sie Hannah jetzt sagen, denn später hätte sie vielleicht nicht mehr den Mut dazu.




    Doch als Nelly da unter dem Baum Hannah und Lukas glücklich und zufrieden am rumknutschen sah, waren alle guten Vorsätze vergessen und der alte Trotzkopf meldete sich wieder. Wenn Hannah sich so schnell von ihrem Streit erholt hatte und öffentlich mit Lukas knutsche, dann hatte sie Nellys Freundschaft nicht verdient. Wie konnte sie nur glücklich sein, während Nelly so unter dem Streit litt und seit Wochen keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Enttäuscht und wütend ging sie leise weg ohne die beiden zu stören.


    so, das war Kapitel 7. Ich hoffe es hat euch gefallen und warte auf Kommentare :)

  • Also ich finde deine Stiry ziemlich lustig. Vor allem, da ich schöne Parallele ziehen kann, da ich selber an der Uni bin. :D Ok, was das mit dem dort Wohnen angeht kann ich nicht mitreden, aber alles andere finde ich sehr gelungen.
    Warum ich mich auch mal zu Wort melde? Nun ja,war Lukas nicht Informatikstudent und nicht Physik? :confused: Ganz am Anfang des Kapitels steht so was.
    Ich werd auf jeden Fall weiter lesen, :applaus wenn auch meistens nur still. Uni heißt nun mal Arbeit ...Pech für mich, aber wieder zur Story. Wieso gibt der Lukas eigentlich arbeiten im Wochentakt ab, an denen er jeweils alleine schon drei Wochen gesessen hat. Da haut doch was nicht hin, oder hab ich was verpasst? :misstrau


    Leicht irritierte Grüße Cat

    Du musst in der Hölle gewesen sein um das Paradies zu erkennen ...

  • mhm ich liebe deine story=) ich finde es nur so traurig das sich nelly und Hannah einfach nicht vertragen.. aber Hannah könnte sich ruhig etwas mehr drum bemühen .. naja und dieser MC Leod ist echt eind dummkopf :angry

    Finde es total lustig wie Paul sich an die Lehrerin ranmacht.. einfach nur geil :D

    mach schnell weiter!

    liebe grüße

  • Ach, wir wisst ja gar nicht wie sehr ich mich über Kommentare freue :)

    @ Catlyn: Lukas ist Physik- und Informatikstudent (2-Fach-Bachlor). Beide Fächer stehen auch so in der Vorstellung. Die Termine mit den Hausarbeiten bitte nicht so genau nehmen ;) Ich versuche in jedem Kapitel mehrere Handlungsstränge weiter zu führen. Und da kann es mal passieren, dass es zeitlich nicht so ganz realistisch ist.

    Stress im Studium kenne ich. Habe gerade meine erste Woche als Ersti an der RUB in Bochum hinter mir *aufatmen*

    @ *Princess*: Freut mich sehr, dass dir die Story so gut gefällt :) Und du scheinst genauso zu denken wie ich. Hannah und Nelly werden sich bald schon wieder vertragen, aber ich denke der Grund für ihren Streit liegt nicht wirklich nur an Lukas sondern hat seine Wurzel viel tiefer. Aber abwarten ;) Paul ist schon ein Chaot, das stimmt ...

  • So, Kapitel 8. Viel Spaß. Und wie immer erst warten bis das ganze Kapitel online ist

    Kapitel 8: Einmischen verboten





    Es war schon spät abends, der Tanzkurs war längst vorbei und die meisten Studenten hielten sich in ihren Zimmern auf. Nelly saß aber alleine auf der Schaukel vor ihrer und Hannahs Wohnung und dachte nach. Es gab vieles, was ihr im Moment Kopfzerbrechen bereitete und so war sie ganz versunken in ihren Gedanken. Samuel, der auf dem Weg zu seiner Nachtschicht als Taxifahrer war, bemerkte das Mädchen auf der Schaukel und sie wirkte auf ihn so verletzt und traurig, dass er sich entschloss sie anzusprechen und zu fragen was los sei.



    „Hi. Ich will dir ja nicht zu nah treten, wenn ich dich nerve verschwinde ich auch gleich. Aber du siehst ziemlich traurig aus. Was ist denn los? Kann ich helfen?“ fragte er vorsichtig, denn sich aufzudrängen war nicht Samuels Art. „Danke, aber es ist nichts. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Vielleicht fühle ich mich einfach alleine. Ja, das ist es.“ antwortete Nelly nachdem sie ihn paar Sekunden gemustert hatte. Diese Offenheit war untypisch für sie, aber im Augenblick wusste sie nicht, was sie machen sollte und reden half ja bekanntlich.



    „Du könntest mit mir reden, wenn du willst.“ schlug Samuel vor. „Ich weiß, wir kennen uns kaum und du braucht mir ja nicht deine Probleme zu erzählen, aber für eine Unterhaltung bin ich immer zu haben. Wie heißt du eigentlich?“ Die freundliche und witzige Art Samuels verbesserte Nellys Stimmung ein bisschen und sie lächelte. „Mein Name ist Nelly Richter. Ich studiere hier Medizin. Und du?“. Man sollte nie die Wirkung eines Lächelns unterschätzen, diese Weisheit lernte Samuel gerade kennen. „ Samuel Martens, Jurastudent. Freut mich dich kennen zu lernen, Nelly“ stellte er sich vor und war froh dieses Mädchen angesprochen zu haben.



    Nelly und Samuel unterhielten sich noch lange. Nicht über Lukas oder Hannah, auch nicht über den vergessenen Geburtstag oder Claudias Rat. Man erzählte einander vom Studium, von den Hobbys und den Wünschen und Vorstellungen für die Zukunft. Es hat Nelly sogar richtig gut mal auf andere Gedanken zu kommen und je länger sie miteinander redeten, umso klarer wurde ihr, dass sie sich in den letzten Monaten viel zu sehr auf Hannah und ihre Freundschaft mit ihr fixiert hatte. Die Hausmutter hatte Recht, Nelly war der Schatten von Hannah und sie beschloss, dass sie das ändern sollte. Schon fast am frühen Morgen verabschiedete sie sich dann von Samuel.



    Nur paar Stunden später saßen Lukas und Hannah in der Küche und frühstückten gemeinsam bevor die Vorlesung um 8 Uhr losging. Hannah hatte leckere Pfannkuchen gemacht und sie redeten darüber, welche Seminare heute auf dem Stundenplan standen, was sie heute noch vorhatten und auch über den gestrigen Abend. „Ich fand den Tanzkurs richtig gut. Es hat Spaß gemacht und es ist schade, dass es für dich so schlimm war. Aber nächstes Mal tanzen wir zusammen und dann wirst du auch deine Freude daran finden.“



    „Ja, stimmt schon. Aber immerhin habe ich so die Chance gehabt mal in Ruhe mit Nelly zu reden.“ versuchte Lukas so schonend wie möglich Hannah von seinem Gespräch mit Nelly zu erzählen. „Du hast mit Nelly geredet? Warum das denn? Worüber habt ihr euch unterhalten?“ fragte sie verwirrt und versuchte den Ärger runter zu schlucken. „Eigentlich habe mehr ich geredet und sie nur zugehört. Ich wollte ihr mal sagen wie sehr du unter eurem Streit leidest und dass es lächerlich ist auf mich eifersüchtig zu sein. Ich dachte vielleicht versteht sie es dann und ihr beiden redet endlich wieder miteinander. Der Streit mit Nelly belastet dich sehr.“ Lukas hatte ruhig und verständnisvoll gesprochen, denn er hoffte dass Hannah seine Beweggründe dann verstehen würde.



    „Klar, der heilige Lukas redet auf Nelly mit Engelszunge ein und dann wird alles wieder gut! Glaubst du wenn es so einfach wäre, hätte ich es nicht schon selber versucht?“ Hannah war wirklich wütend auf ihn und bekam Magenschmerzen davon. „Ich habe dir gesagt, dass ich das alleine schaffe. Du hättest dich da nicht einzumischen brauchen! Wenn ich deine Hilfe brauche, werde ich dich darum bitten. Ansonsten bin ich sehr wohl in der Lage meine Sachen alleine regeln zu können. Verdammt, ich habe dir doch gesagt, dass du dich da raushalten sollst!“ schrie Hannah fast. Der Appetit war ich war ihr gehörig vergangen und sie blickte nur sauer auch Lukas.



    „Hannah, beruhig dich mal wieder. Ich weiß du wolltest das nicht. So schlimm ist es jetzt aber auch nicht. Es tut mir leid, wenn ich dich damit so verärgert habe. Du weißt genau, dass ich nie etwas absichtlich tun würde was dich verletzen könnte. Ich habe nur gehofft dass es für dich einfacher wird wenn ich mal alleine mit ihr rede. Und wenn du wieder ruhig und vernünftig bist, wirst du auch einsehen dass ich dir nur helfen wollte.“ Lukas Stimme hatte genau denselben festen und bestimmenden Ton angenommen wie bei seinem Vater, wenn dieser ein Machtwort sprach. „Danke für das Frühstück. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns später.“ Er stand auf, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging. Hannah saß regungslos da und konnte nicht glauben was passiert war.



  • Samuel hingegen war gerade von seiner Schicht als Taxifahrer zurückgekommen und war schon in der Mensa bei seinem zweiten Job. Die Frühstücksschicht war nicht sonderlich beliebt, weil sehr viele Studenten morgens in der Mensa aßen, aber da sie noch vor der Uni lag, hatte Samuel sie übernommen. Er war gerade dabei das benütze Geschirr einzusammeln und in die Küche zu bringen als Claudia, seine Chefin, in die Mensa eintrat. Die Hausmutter warf nur einen kurzen Blick auf ihren Mitarbeiter und war sofort besorgt.



    „Morgen Samuel. Alles in Ordnung mit dir? Du siehst ziemlich blass und fertig aus. Verzeih mir die Offenheit, aber ich mache mir Sorgen um dich.“ sprach Claudia ihn direkt darauf an. „Mit mir ist wirklich alles in Ordnung, Hausmutter, ich bin nur ein bisschen müde. Der Tanzkurs gestern Abend lief doch länger als gedacht.“ erklärte ihr Samuel. „Es ist ja nicht nur heute so, du bist in den letzten Wochen dauernd überarbeitet. Und wenn ich darüber nachdenke wie viel Schichten du hier übernimmst und dann noch das Studium. Kein Wunder, dass du müde bist!“ bemerkte Claudia und Samuel musste darüber lachen. Wenn die Hausmutter wüsste.



    „Tja, einige können sich den Luxus nicht leisten sondern müssen neben der Uni noch jobben. Aber das schaffe ich schon ohne Probleme. Da brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. So viel ist es nicht, ich bin nicht überlastet.“ versuchte er mehr sich selber als die Hausmutter zu überzeugen. Es war eine Lüge, Samuel war mehr als überlastet. Er bekam in der letzten Zeit kaum Schlaf, hetzt von einem Job zum nächsten und ließ sich bei seinen Freunden kaum noch blicken. Selbst die Uni litt darunter, seine letzte Klausur war ein totaler Reinfall.



    „Du bist ein guter Junge und wirst schon wissen was das Richtige ist. Aber ich warne dich, wenn du weiterhin so müde und überarbeitet hier ankommst, muss ich dich feuern. Es ist einfach nicht gut für dich und deine Gesundheit und außerdem kann ich keine ausgepowerte Mitarbeiter hier gebrauchten.“ ermahnte ihn Claudia. „Ich tue es zu deinem eigenen Besten“ fügte sie hinzu als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah und ging. Samuel aber wusste nicht was er machen sollte. Er brauche jeden einzelnen seiner Jobs um die Uni zu bezahlen.



    Paul hingegen schwänzte das Seminar „Muskelaufbau bi Menschen“ und lag auf seinem Bett, tief in Gedanken versunken. Der Tanzkurs gestern war seiner Meinung nach ein richtiger Erfolg. Er war Isabelle näher gekommen als er es sich erhofft hatte. Es war keine Lehrer-Schüler-Beziehung in diesem Augenblick mehr gewesen, das wusste Paul sicher. Doch ihn beunruhigte viel mehr die Tatsache, dass die Professor am Ende so abweisend zu ihm gewesen war. Das war nicht das was Paul sich erhofft hatte und er brauchte einen neuen Plan.



    Der Tanzkurs war perfekt gewesen um Farendes anzusprechen und um überhaupt eine gemeinsame Basis zu schaffen. Wenn er aber nichts unternahm würde es auch nur bei diesem Tanzkurs bleiben und der war spätestens im nächsten Semester wieder vorbei. Er müsste es also schaffen Isabelle auch so mal privat zu treffen und sich alleine mit ihr zu unterhalten. Und da ihm keine andere Idee als der direkte Weg einfiel. Paul griff zum Telefon, wählte die Nummer, die er seit drei Wochen auswendig kannte und sprach dann auf den Anrufbeantworter von Professor Farendes: „Guten Tag, Isabelle. Hier ist Paul. Ich wollte nur fragen, ob sie …“



    Hannah hatte vier Stunden Vorlesung hinter sich, „Islamisch Christliche Beziehungen“ und „English Grammar II“, und war in der der Mittagspause bis zum nächsten Seminar in den Park gegangen. Normalerweise aß sie um diese Zeit mit Nelly in der Mensa zusammen oder in letzter Zeit auch mit Lukas. Doch heute hatte keine Lust mit den beiden zu reden und so war sie in den Park gegangen um ihre Gedanken zu ordnen. Erst der Streit mit ihrer besten Freundin und nun auch der Ärger mit Lukas. Das war für Hannah zu viel auf einmal.



    Während sie darüber nachdachte wurde ihr klar, dass sie sich die Probleme selber machte. Der Streit mit Lukas heute Morgen war sinnlos gewesen. Lukas hatte einfach gegen ihren Willen gehandelt und das war nicht in Ordnung, aber er hatte es nur gut gemeint und sich schließlich auch bei ihr entschuldigt. Sie hätte nicht so überreagieren zu brauchen und alles wäre in Ordnung. Selbst ihre und Nellys Beziehung würde bald wieder wie immer sein, wenn sie ihrer besten Freundin mehr Zeit ließ und Nelly würde selber einsehen wie lächerlich ihre Eifersucht ist. Gut gelaunt und erleichtert ging Hannah wieder zur Universität zurück.


  • Am späten Nachmittag nachdem sie noch in der Bibliothek zum lernen war und sich vor der Unterhaltung gedrückt hatte, ging Hannah schließlich zu Lukas Wohnung. Paul ließ sie rein und erklärte, dass Lukas in seinem Zimmer am lernen war. Vorsichtig öffnete Hannah die Tür und ging schlich sich rein. Lukas hatte sich nicht bemerkt und saß weiterhin am Schreibtisch in einem Buch vertieft. Sie hatte sich zwar schon überlegt was sie ihrem Freund sagen wollte, aber jetzt so kurz davor verließ Hannah der Mut und sie holte noch mal tief Luft.



    „Honey? Kann ich dich für einen Augenblick sprechen?“ Lukas drehte sich um als er die Stimme erkannte und stand auf als er seine Freundin neben ihm stehen sah. „Es tut mir furchtbar Leid wie ich mich heute Morgen erhalten habe!“ Es hatte Hannah zwar viel Überwindung gekostet die Worte auszusprechen, aber als sie nun in Lukas erleichtertes und lächelndes Gesicht sah, war sie sich ihrer Sache mehr als sicher. „Ich war einfach zu aufgebracht, der Streit mit Nelly belastete mich sehr stark und ich habe dir nicht richtig zugehört.“



    Lukas nahm sie nach der Entschuldigung sofort in den Arm und küsste sie zärtlich. „Mein kleiner Trotzkopf. Natürlich verzeihe ich dir! Ich wollte mich nicht in deine Sachen einmischen, tut mir leid. Man bin ich froh, dass wir uns wieder vertragen haben.“ sagte er nach dem Kuss, sie immer noch fest in seinem Armen haltend. „Dein Bett sieht ziemlich gemütlich aus.“ bemerkte Hannah mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht und fuhr mit der rechten Hand durch sein Haar. „Wir können es ja ausprobieren.“. Und sie schloss langsam die Zimmertür ab.