tut mir leid, tripod hatte scheinbar ein problemchen, daher ließ die story ein wenig länger auf sich warten
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Wir redeten noch lange und kamen schließlich zu dem Schluss, dass wir uns unsere Arbeit nicht von einem ollen Burggeist vermiesen lassen würden. Wir würden mit ihm schon fertig werden und so lange er uns viele Besucher bescherte, sollte es uns recht sein.
Wie leicht man so etwas nach 2 Irish Coffee und zwei Irish Whiskey ohne Coffee sagt. Wir waren so voller Tatendrang, dass wir es noch im inzwischen Stockdunkeln mit einer Horde fliegender Burggeister aufgenommen hatten. Ein Glück, dass wir den Weg zur Eingangshalle des Museums nicht mehr fanden. Ebensowenig wie Evas Auto, was sicherlich ein großer Segen war, denn der Burggraben wäre das kleinste Übel gewesen, das uns in diesem Zustand höchstwahrscheinlich ereilt hätte.
Auch so fiel sie um ein Haar hinein, allerdings ohne Auto.
Hätte ich sie nicht mit einer für meinen Zustand rekordverdächtig schnellen Bewegung zurückgezogen, wäre sie wahrscheinlich hineingeplumpst und bis zum nächsten Morgen drin liegen geblieben (kommt aber auch davon, wenn man mit solchen Schuhen durch die Gegend stöckeln muss).
Eva: „Wer hattn diesen doofen Graben da hingebaut“ ... ihre Zunge stolperte im Takt mit ihren Füßen.
Ich: „Ich glaub das war Ka---Karl-Willem der Erste.“
Eva: „Kenn ich net, will ich auch gar net kennen, sag dem mal nen Gruß, der Graben stört“ <hicks>
Ich: „du ich glaub der ist schon ein Weilchen tot.“
An den Rest des Gesprächs erinnere ich mich nicht mehr, es ist ebenso in einen Blackout eingehüllt wie der restliche Heimweg.
Am nächsten Morgen trat ich meine Arbeit reichlich ernüchtert und mit einem gewaltigen Kater an. Eva-Marie sah man an, dass es ihr nicht viel besser ging. Dafür bewirkten meine Kopfschmerzen, dass mir jeder lärmende Besucher weit schlimmer vorkam als ein still vor sich hinschwebender Geist und ich schon so sehr im Selbstmitleid ertrank, dass ich meinte, es könne gar nicht mehr schlimmer kommen. Eine gute Einstellung, wenn man einen Burggeist „an Bord“ hat. Es kann einem nämlich so gut wie nichts mehr schrecken. Zu allem Überfluss ließ sich der Geist auch nirgendwo blicken, was die Besucher verärgerte aber mich eher mit Erleichterung erfüllte. Auch beim Kontrollgang, den ich lieber hätte ausfallen lassen, aber er gehört nun mal zu meinem Beruf, ließ sich keine Menschenseele blicken, weder mit Körper noch ohne.
Doch nur zu bald sollte sich herausstellen, dass gerade in diesem Umstand das Übel lag: Der Geist ließ sich nur ab und an blicken, zu den unregelmäßigsten Zeiten, abends, morgens, sogar am Mittag, oft mehrere Tage hintereinander, dann wochenlang wieder nicht, so dass man dachte, er sei zu den Toten zurückgekehrt, bis er unversehens wieder auftauchte.
Im Übrigen verhielt er sich friedlich, aber sein Umherwandeln zeigte dennoch Spuren:
Es kamen immer weniger Besucher, die einen scheuten sich davor, einem wirklichen Geist über den Weg zu laufen, die anderen fürchteten, dass er nicht zu sehen wäre, wenn sie zur Burg kämen und an einer einfachen „geistlosen“ Führung war ihnen wenig gelegen.
Ein Montag ein paar Wochen nach der ersten Begegnung mit dem Geist wurde ich durch ein durchdringendes Rasseln geweckt.
Ich schlug zielsicher auf den Wecker und drehte mich zur Wand.... doch das Rasseln blieb. Ich drehte mich abermals grummelnd herum und schlug nochmals auf den Wecker... Es rasselte aufdringlich weiter. Nur äußerst schleichend drangen die Informationen zu meinem schlaftrunkenen Gehirn vor. Doch dann fuhr ich hoch. Das Telefon!
Mit einem Satz war ich aus dem Bett und stolperte gegen mein Nachttischchen.
Etwas desorientiert taumelte ich in Richtung Schreibtisch.
„Wer ruft um diese Nachtzeit an, himmelherrgottnochmal“, fluchte ich, nachdem mich ein Blick auf den Wecker darüber informiert hatte, dass es gerade mal halb 9 war.
Ich griff also nach dem Hörer.
„Hmpfl?“, grunzte ich hinein.
Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung
„Äh, Frau Uhrmann am Apparat?“, fragte dann zögernd eine Frauenstimme
„Hrmpf“, stimmte ich zu.
„Fein, Frau Uhrmann, der Herr von Waldegg erwartet sie um 9 Uhr in seinem Büro, Augustenstraße 7. Bitte kommen sie pünktlich, er hat sehr viel zu tun. Auf wiederhören.“
In einem wahnwitzigen Tempo und mit einer für diese Uhrzeit ekelhaft wacher und gutgelaunter Stimme zwischerte sie mir das ins Ohr und dann klickte es und die Leitung war tot. Mit einem „Hmmpf“ legte ich den Hörer zurück auf die Gabel und versuchte die Informationen zu verdauen. Wer war denn dieser komische Herr von Waldegg. Irgendwo in meinem Hinterkopf bimmelte eine Glocke bei dem Namen, aber viel mehr als eine zarte Porzellanglocke war es nicht gerade.
Müden Schrittes schlurfte ich zum Bad hinüber, auf dem Klo hat man ja angeblich immer die besten Ideen...
Die Erinnerung ließ ein wenig länger auf sich warten, nämlich bis zum Zähneputzen, dann jedoch bekam ich, als mir einfiel, woher ich den Namen kannte, vor Schreck das Zahnputzwasser in den falschen Hals und infolge dessen einen Hustenanfall.
Fortsetzung folgt...