Kapitel 15
Erik

Als ich aufwachte hatte ich erst einige Mühe mich zu orientieren. Doch als ich realisierte wo ich war, und in welcher Situation ich mich befand wünschte ich mir, gar nicht erst aufgewacht zu sein. Dann fiel mein Blick auf das immer noch schlafende Mädchen. Ihre Wangen hatten ein wenig Farbe bekommen und sie atmete ruhig.

Was sollte ich jetzt machen? Ich überlegte fieberhaft, während ich im Haus nach Hinweisen auf den Verbleib der anderen Menschen suchte. Ich fand noch nicht einmal eine alte Zeitung. Die Wohnung war nicht nur aufgeräumt, sondern auch klinisch sauber. Hier musste ein Familie bestehend aus Kontrollfreaks gelebt haben.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie das Mädchen sich regte. Sie blinzelte benommen und ihre Blick fiel auf mich. Ihre Augen weiteten sich und sie schrie aus vollem Hals. „Hey, hey! Ganz ruhig!” Ich hob beschwichtigend die Arme. „Keiner tut dir was, ok?“ Die Stimme des Mädchens erstarb und ging in ein keuchendes Husten über.

Schnell eilte ich in die Küche und holte ein Glas Mineralwasser. Als ich es dem Mädchen reichte schaute sie mich verwirrt an. „Wer zum Geier sind Sie?“ fragte sie nachdem sie das Glas in einem Zug geleert hatte. Sie liess mich nicht aus den Augen als ich das leere Glas wegstellte. „Ich bin Erik.“ „Was haben Sie in unserer Wohnung zu suchen? Wo sind meine Eltern?“

Eher ich antworten konnte setzte sie sich auf und ihr wurde offenbar bewusst, dass sie lediglich im Nachthemd auf dem Sofa sass. Sie starrte mich entsetzt an. „Sind Sie irgend so ein perverser...?“ Ich winkte ab. „Nein, nein... es ist nur...“. Wie sollte ich es ihr erklären? „Ich habe dich schreien gehört und... Die anderen sind weg“. Ich schilderte kurz die letzten Tage.

Das Mädchen starrte mich lange schweigend an. „Das ist jetzt ein Scherz, oder?“ fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. „Erinnerst du dich an irgendwas?“ fragte ich sie in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise darauf zu erhalten, was geschehen war. Das Mädchen runzelte die Stirn. „Ich war krank. Ich schlief viel. Manchmal brachte mir meine Mutter Tee... Mehr weiss ich nicht.“

„Wo sind meine Eltern?“ fragte sie mich und stand auf. Sie schob den Vorhang des Wohnzimmerfensters zur Seite und starrte auf die Strasse hinunter. Ich las ihr den Zettel vor. „Sagt dir das irgendwas?“ fragte ich sie. Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie schniefte. „Was, wenn sie nicht wiederkommen? Was, wenn sie einfach weggegangen sind?“ flüsterte sie.

Ich biss mir auf die Lippen. „Pass auf: Ich habe die anderen auch schon gesucht. In der Stadt ist keiner mehr, da bin ich mir sicher. Habt ihr noch Vorräte im Haus?“ Das Mädchen nickte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. „Dann lass uns packen! Wir verlassen die Stadt. Irgendwo müssen die anderen ja abgeblieben sein!“