Als alle Platz genommen hatten, gesellte sie sich dazu und erhob das Wort. „Wir haben Eindringlinge in Merlaron!“ Irritiert wurde sie von ihren Kindern gemustert, doch keiner wagte es die Fürstin zu unterbrechen. „Wessen Fehler ist dies? Wer hat sie zugewiesen? Ich finde nichts in den Aufzeichnungen von ihrer Ankunft. Das ist ein Skandal!“ leichte Wut stieg in ihr auf und sie drehte sich um und ging ein paar Schritte durch den Raum, um wieder einen kühlen Kopf zu erhalten. Immer noch irritiert schauten sich die Geschwister an.
Die Fürstin blieb mit dem Rücken zu ihnen stehen und sprach weiter. „Ich weiß, dass ihr alle für Merlaron verantwortlich seid. Wäre es Nectarian oder die Sümpfe von Infernorum, so wüsste ich, wo ich den Schlamper finden würde, aber in Sachen Merlaron seid ihr es alle, die hierfür verantwortlich sein könnten!“ Sie sprach immer noch in einem harten Tonfall, jedoch auf eine beängstigende ruhige Art.
Noch immer traute sich keiner ihrer Kinder das Wort zu erheben. Mit einem Ruck drehte sie sich um und schaute jedem einzelnen ins Gesicht. „Ich weiß, dass auf euch eigentlich immer Verlass ist und daher denke ich, dass keinen von euch eine Schuld trifft.“ ihre Stimme wurde wieder etwas sanfter, blieb aber dennoch von Tonfall so, dass man ihr nur Respekt zollen konnte.
Malum, der Älteste ihrer Kinder, schaute ihr unvermindert in die Augen und sie nickte ihm zu, was soviel bedeutete wie, dass er sprechen durfte. „Aber wie denkt ihr, dass es jemanden gelungen ist nach Merlaron ein zu reisen, ohne in Fenestras anzukommen? Gab es schon einmal so einen Fall?“
„Das ist genau die Frage, mein Sohn, die ich hören wollte! Und ja, es gab schon einmal diesen Fall, doch liegt er Jahrzehnte zurück, noch lange vor eurer Geburt!“ Sie schenkte ihrem Sohn ein kurzes lächeln, fuhr dann aber fort, als ob nichts gewesen wäre.
„Ihr alle wisst, was Merlaron für ein Ort ist, welchen Zweck er im Gegensatz zu Nectarian und den Sümpfen von Infernorum, erfüllt. Ihr wisst auch, dass wir das Buch, welches den Frieden zwischen Merlaron und Nectarian hin- und herreichen lassen. Doch wisst ihr auch, dass dies ein Wagnis ist!“ Sie lies sich wieder bei ihren Kindern nieder, bevor sie weiter sprach. „Bevor der Krieg zwischen Nectarian und Merlaron ausbrach, kurz davor um genau zu sein, reisten ein Mann und eine Frau ungesehen in Merlaron ein. Keiner wusste, woher sie kamen, doch diese behaupteten von der Erde zu sein, noch vor kurzem in einem Hubschrauber gesessen zu haben.“ Verwundert wurde sie von allen angeschaut. „Eine Maschine aus dieser Welt für die Fortbewegung durch die Luft.“ warf die Fürstin kurz in den Raum. „Woher wisst ihr das Mutter?“ Cordis schaute ihre Mutter mehr als überrascht an. „Das tut jetzt nichts zur Sache mein Kind, lass mich fortfahren!“ „Ja Mutter, verzeiht!“
Die Fürstin ging erneut ein paar Schritte durch den Raum, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Wie viel konnte sie ihren Kindern sagen? „Sie wurden auf einem Feld gefunden und zum Königsschloss gebracht. Man dachte, dass sie dort die nötige Hilfe finden würden, um wieder nach Hause zu kommen. Doch dem war nicht so, aber dazu später.“ Die Fürstin räusperte sich erneut „Man fand heraus, dass der Mann dem Sohn des Königspaares wie aus dem Gesicht geschnitten war und die Frau der Frau ähnelte, die sie auf dem Feld gefunden hatte. Nach etlichen Nachforschungen gelang es uns herauszufinden, dass diese beiden genau aus diesem Grund ungesehen in Merlaron einreisen konnten!“
„Mutter! Ihr wollt damit doch nicht sagen, dass es möglich ist, dass einer von ihnen sie her holen konnte, oder wie?“ „Doch, genau das will ich sagen. Merlaron ist gefährlich! Das wussten wir, als wir es erschaffen haben, das immer ein Wagnis bestehen könnte, doch mussten wir es schaffen, ohne Merlaron würde das Gleichgewicht nicht stimmen! Die Gelehrten Merlarons erschufen ein Buch, das Buch! Und unbewusst wurden mit diesem Buch die beiden her geholt, als sie in großer Gefahr schwebten. Die Bewohner Nectarians fanden dies heraus und so brach der Krieg aus. Die Nectarianer wollten auch die Macht des Buches nutzen können, auch wenn ihnen unterbewusst nicht wirklich klar war, was sie damit hervorrufen konnten, wie den Merlaroianern. Es dauerte Jahre, bis wir es schafften eine Einigung zwischen Merlaron und Nectarian zu erzielen.“
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geht noch weiter...