Miranda wusste nicht so recht, was sie jetzt tun sollte. So wie der Dämon sie festhielt war ihr klar, dass sie ihn alleine auf dem Gebiet der Körperkraft auf keinen Fall besiegen konnte. Ihre so hochgeschätze Waffe lag am Boden, nicht weit entfernt von ihrem Fuß. Wenn sie es irgendwie schaffen würde...
Was plante sie hier eigentlich? Er küsste sie! Einfach so, aus heiterem Himmel. Was sollte sie denken? Was sollte sie tun? Und was dachte der sich überhaupt dabei?!
Wenn sie versuchte sich loszureißen, dann könnte er sie letztendlich doch noch verletzen, immerhin war das ein grausamer, bösartiger Dämon. Also, vielleicht nicht in diesem Moment... aber generell... womöglich...
Der Dämon löste seine Lippen wieder von ihren, wich aber nicht großartig zurück und ließ sie auch nicht los.
"War das dein erster Kuss?" wollte er wissen. Miranda stutzte einen Moment, schüttelte dann jedoch leicht den Kopf.
"Nein." antwortete sie leise.
"Gut. Wirkt der Trank... auf dich?" Er atmete schwer, als müsste er sich gerade stark anstrengen.
"Ich... ich weiß nicht." erwiderte Miranda unsicher.
"Egal, die Wirkung ist nicht lang, es hört schon wieder auf." murmelte er. Noch immer war er so wahnsinnig nah bei ihr. Miranda spürte seinen Atem auf ihren Lippen und schloss die Augen.
"Ich..."
"A'asurn, bist du da?" kam es plötzlich gedämpft aus der Richtung der Tür. Sofort zuckte der Dämon zusammen, ließ Miranda los und stieß sie sogar leicht zur Seite.
"Wird Zeit, dass du endlich mal auftauchst!"

Wer war das? Eindeutig jemand, den der Dämon kannte und der Stimme nach weiblich. Und A'asurn... war das sein Name?
"Na du bist witzig, was hängst du so ewig da drin rum? Die suchen hier überall nach dir, wir hätten schon dreimal abhauen können!" kam es wütend von der Tür zurück.
"Die haben die Sicherung aktiviert, da komm ich nicht durch. Der Magiewiderstand ist hier drin verdammt hoch, ich komm nicht weit genug drüber, um das Teil zu zerstören." erklärte der Dämon, vielleicht mit dem Namen A'asurn. Es klang zumindest wie eine Erklärung, Miranda verstand jedoch kein Wort.
"Wieso rennst du auch in so eine Falle, du Mondkalb?"
"Woher hätte ich wissen sollen, dass die sichern? Hier hätten sie mich als letztes gefunden und ich hab erwartet, dass du mich hier als erstes suchst!"
Von draußen ertönte ein ungeduldiger Seufzer.
"Na egal, von außen krieg ich das erst gar nicht auf, da kassier ich nur einen Schlag. Das ist doch ein Alchemielabor, es muss doch irgendwas geben, was deine Kräfte verstärkt!"
Auf den Rat seiner Partnerin drehte der Dämon sich und schaute sich um.

"Kannst du mir auch sagen, wie irgendwas aussieht, was meine Kräfte verstärkt? Ich kenn mich mit diesem Alchemiekram nämlich überhaupt nicht aus." bemerkte der kurzzeitige Schlossdiener eher für sich, aber die weibliche Person vor der Tür antwortete ihm trotzdem.
"Irgendwas wirst du schon finden! Muss ja kein Kraut oder Trank sein, saug einem magischen Hilfsmittel was ab oder was weiß ich, was es da so gibt, ich seh ja nix."

Der Blick des Dämons fiel auf eine gewaltige Glaskugel, welche mit seltsamen, violetten Nebel angefüllt war, welcher sich in ständiger Bewegung befand.
"Ich hab was, ein bewegtes Weltmodell. Da müsste eigentlich genug Energie drin stecken."
"Red nicht, sondern mach! Wir stehen etwas unter Zeitdruck!"
"Das wird heftig..." murmelte... A'asurn noch, als er ausholte, um die Glaskugel zu zertrümmern.

Die Faust traf auf die zerbrechliche Hülle, welche sogleich unter lautem Krachen zersprang. Der violette Nebel trat innerhalb eines Herzschlages aus und machte sich schon daran sich im Raum zu verteilen, da wurde er wieder zurück gezogen und legte sich um den Körper des Dämons. Dessen Muskeln verkrampften sich, als ihn die Magie umhüllt und in die Luft hob. Es sah recht schmerzhaft und aus anstrengend aus und Miranda hielt erschrocken die Luft an, ohne es zu merken.

Innerhalb von Sekunden hatte er die gesamte Energie aufgenommen, kam wieder auf dem Boden auf und ging sofort in die Hocke, um durchzuatmen.
"Bravo, das haben sie jetzt nicht nur gespürt, sondern auch gehört! Beeil dich jetzt gefälligst!" kam es wieder ungeduldig aus der Richtung der Tür.
"Kleinen Moment noch..." keuchte der Dämon, so leise dass nur Miranda es gerade noch hören konnte.

Dann erhob er sich, richtete einen Finger auf das Bodenzeichen vor der Tür und die kleine Vase darin zerbarst und ihr Inhalt verteilte sich in der Luft über dem Zeichen. Der Dämon machte eine weitere, kleine Handbewegung. das Pulver wurde wie von einem Wind erfasst und aus dem Bereich des Zeichens herausgetragen.
Damit schien der Zauber aufgehoben, denn sogleich lief der Dämon los, über das Zeichen hinweg und aus der Tür hinaus.
"Komm, da gleich geht es nach draußen!" rief ihm das Mädchen draußen zu. Es trug das blaue Kleid der Dienerschaft, das konnte Miranda noch genau erkennen. Sie dachte auch das Gesicht zuordnen zu können, aber um sich da wirklich sicher zu sein ging es zu schnell.
"Was hast du da überhaupt an, A'asurn?" fragte die Dienerin den Dämon mit einem Grinsen, während sie zusammen nach draußen liefen.

"Hör auf mich so zu nennen!"
"Es passt aber. Dass du mit deiner Dieneruniform eine falsche Spur für die Katze gelegt hast, ist mir auch aufgefallen, aber woher hast du diese Hose?"
"Blöde Frage, aus dem Zimmer des Prinzchens natürlich, der ist doch hier der Einzige mit annähernd meiner Größe."
Mädchenlachen hallte durch die Nacht.
"Und was ist das in deinem Gesicht?" fragte die Dienerin weiter nach, als die zwei Flüchtenden sich gerade hinter einer Kletterpflanze an der Palastmauer vor einer Wache versteckten.
"Ein Trank der schief gelaufen ist, zeigte in meinen Augen zumindest keine Wirkung."
"Hmm... schmeckt süß."
Die Wache war außer Sicht, der letzte Sprint über die kleine Brücke vor dem Schloss wurde gestartet.

"Der Dämon ist entkommen!" hörte man es aus dem Schloss rufen, während die Schritte von Dämon und Dienerin allmählich langsamer wurden.
"Gehen wir ins Dorf, A'asurn?"
"Wieso?"
"Von dem süßen Zeug habe ich jetzt Lust auf paar kandierte Früchte bekommen."
Hmm... irgendwie weniger als gedacht, aber mehr Bilder hab ich nich, deshalb trotzdem Schluss für heut 