Noch immer etwas zögerlich folgte Miranda der Katzendämonin in die Gemächer. Durch die Tür konnte sie einen Kamin erkennen und daneben ein Bett. Das war eine recht ungünstige Stelle ein solches aufzustellen, sobald jemand den Raum betrat würde man doch sofort den Schlafenden sehen.
Miranda hoffte, dass das nicht ihre Schlafstätte werden würde, dieser Gedanke gefiel ihr gar nicht. Es wäre eher etwas für Asura, die Katze hatte doch sicherlich empfindlichere Sinne und wachte dadurch wohl schneller auf, weshalb aus sicherheitstechnischen Gründen für sie der Schlafplatz nahe der Tür doch eher passend war.
Ja, das war eine viel bessere Begründung, als 'Ich will nicht.'
Die Frage war nur, ob Asura das ebenfalls so sah. Und außerdem auch, ob es überhaupt ein zweites Bett gab und wie dieses beschaffen war.
Gegenüber des Bettes mit dem roten Bezug, also rechts von der Tür, ging der Raum weiter. Dort stand ein blaues Sofa und gegenber davon ein zweites Bett, versteckt hinter einer Wand. Das war doch gleich ein viel angenehmerer Schlafplatz.
"Ähm... Asura, könnte ich hier hinten schlafen?" fragte Miranda vorsichtig.
"Nein, hier schlafe ich."
"Aber ich würde wirklich lieber..." setzte Miranda erneut an, durfte jedoch nicht einmal ihren Satz beenden.
"Rede ich so undeutlich? Ich hab doch schon gesagt, dass ich hier hinten schlafe." Asura war sehr dickköpfig, aber da kam Mirandas logische Begründung ins Spiel.
"Ja, aber wenn hier nachts jemand reinkommt, dann kriegst du den dort vorne viel besser mit, als ich da vorne oder du hier hinten. Also wäre es doch viel sicherer, wenn du da vorne gegenüber von der Tür schläfst."
Die Katzendämonin drehte den kopf und funkelte Miranda wütend aus den silbernen Augen mit der schlitzförmigen Pupille an.
"Erstens, ich bin hier nicht der Wachhund." fauchte sie. Anscheinend hatte sie Mirandas Vorschlag wohl irgendwie als Beleidigung aufgefasst.
"Und zweitens, wenn du Angst im Dunkeln hast, dann geh zum Grafen und bitte darum Wachen vor unserer Tür zu postieren. Ich schlafe hier hinten."
"Aber..." setzte Miranda erneut an, ohne wirklich zu wissen was sie überhaupt sagen wollte, da wurde sie erneut unterbrochen. Aber nicht von Asura.
"Ähm... Entschuldigung?" sprach sie jemand schüchtern von der Seite an.
Es war eine Dienerin. Das war deutlich an dem Gewand zu erkennen, welches auch Greta getragen hatte und auch viele andere Diener, welche Miranda während der 'großen Runde' gesehen hatte.
"Ja, was ist denn?!" fuhr die aufgebrachte Asura das Mädchen an. Diese zuckte zwar etwas zurück, aber nicht mit einem verängstigten Ausdruck in den Augen, sondern sie wirkte eher... verärgert?
Jedoch war diese Verärgerung, welcher sicherlich nicht so offen von Dienstpersonal gezeigt werden durfte, schnell wieder verschwunden.
"Der Graf schickt mich mit einer Bitte an die Dämonin. Die Zauberin Hatit-say wird dem Abendessen beiwohnen, zu dem auch Sie eingeladen sind. Um sie nicht zu provozieren, bitten wir Sie darum in dieser Zeit menschliche Gestalt anzunehmen."
Asura verzog das Gesicht, nickte dann jedoch.
"Ja, wenn es sein muss meinetwegen. Der will ich lieber nicht als Dämon unter die Augen kommen, sonst hab ich gleich Brandflecke im Fell."
Die Dienerin nickte.
"Ich bin erfreut das zu hören und soll Ihnen nun helfen sich für das Essen bereit zu machen. Soll ich das Bad bereiten für zwei... nein, eher für eine Person, oder?" Die Mundwinkel der Dienerin zuckten kurz, als sie sich leicht verneigte, und Miranda musste sich das Lachen verkneifen. Das war eben ein bewusster Seitenhieb auf Asuras tierische Gestalt gewesen.
Bevor die Dämonin ihrer Wut freien Lauf lassen konnte, griff Miranda schnell ein.
"Ja, ein Bad wäre mir recht angenehm."
Die Dienerin hob den Kopf und lächelte.
"Gut, dann komm."
Ein Nebenraum, links von der Eingangstür, war das Bad. Krüge mit warmen Wasser standen bereit, anscheinend hatte die Dienerin diese dort abgestellt bevor sie zu Miranda und Asura gekommen war.
Das warme Wasser kam in eine große, hölzerne Wanne. Die Dienerin blieb noch im Raum, bis Miranda ihre Kleider abgelegt und in das Wasser gestiegen war, dann nahm sie sämtliche Kleidungsstücke und die Tasche auf.
"Dort bei den Handtüchern liegt Kleidung für Sie bereit." bemerkte die Dienerin und verschwand dann aus dem Raum.
Miranda löste ihren Zopf und erkundete dann den Inhalt mehrerer kleiner Fläschchen, welche neben der Holzwanne standen, traute sich jedoch nicht einen der Badezusätze zu nutzen.
Nach nicht allzu langer Zeit verließ sie das Bad wieder und stellte fest, dass ihr neues Kleidungsstück ein weißes Kleid mit dünnen Trägern aus einem dünnen Stoff war. Sie schlüpfte hinein und verließ das Bad wieder.
In dem Zimmer fachte die Dienerin gerade das Feuer an, während ein unbekanntes Mädchen sich im Spiegel betrachtete. War das etwa...
"Asura, bist du das?" fragte Miranda unsicher.
"Natürlich, wer soll ich sonst sein. Ich kann nicht verstehen, wie ihr Menschen ohne Schwanz zurechtkommt, das ist doch total blöd."
"Aber... wieso sehe ich dich auch als Menschen? Ich hab gedacht ich kann diesen Schein durchschauen, so wie bei deiner Mutter." bemerkte Miranda verwirrt. Asura seufzte.
"Ja du Torfkopf, meine Mutter ist ja auch eine volle Katzendämonin und somit ist ihre menschliche Gestalt nur ein Schein. Aber da ich nur Halbdämonin bin, habe ich eine echte Menschengestalt, dafür aber nicht die einer echten Katze."
Sie verrenkte sich weiter vor dem Spiegel.
"Aber ich kann diese Gestalt nicht leiden, mir fehlt mein Schwanz."
"Hey, sieh es positiv, so müssen wir hinten kein Loch in das schöne Kleid schneiden."
Ja, dieser kleine Scherz brachte Miranda wieder einen bösen Blick von Asura ein. Aber die Dienerin hatte sich auf die Unterlippe gebissen, um nicht laut zu lachen. Dieses Mädchen war Miranda absolut sympathisch. Und dieses Mädchen richtete sich jetzt auch an Miranda.
"Komm, wir suchen nun noch etwas Schönes für Euch aus. Der Schrank ist gut gefüllt mit den besten Kleidern."
Kleider... eigentlich mochte Miranda keine Kleider, aber hier war das irgendwie etwas anderes. Eine Prinzessin in einer mittelalterlichen Burg wollte doch sicherlich jedes Mädchen irgendwie mal sein.
Recht zielsicher holte die Dienerin ein rotes Kleid mit goldenen Stickerein hervor, hielt es Miranda an und befand es für gut. Da Miranda dem auch nichts entgegenzusetzen hatte, war somit gleich entschieden.
~geht noch weiter~