12.
Er behielt mich fest an der Hand als ob er Angst hatte ich würde ihm davonlaufen. Ich genoss es aber. Wohin er mich wohl entführen würde? Wir verließen die Innenstadt mit ihren großen Geschäften. Ließen die hektischen Menschen mit Einkaufstüten zurück. Enyama schlug immer stillere Gassen ein bis wir schließlich vor einer großen Holztür standen. Als er sie öffnete war leise Musik zu hören. Enyama lächelte mich an und zog mich hinein. Es war ein Jugendtreff, eine Band spielte gerade und das gar nicht mal übel. Der Jugendtreff war hell und freundlich gestrichen. Eine kleine Bühne und eine kleine Tanzfläche bildeten den Mittelpunkt. Um diesen Mittelpunkt waren Sitzgrüppchen angelegt und hinten in der Ecke eine kleine Theke. Ich mochte es sofort - klein und gemütlich. Wir waren kaum drin stürmte ein Mädel genau auf uns zu.
Sie hatte braune halblange Haare und strahlte als sie Enyama sah und fiel ihm gleich strahlend um den Hals. Mir gefror das Blut in den Adern, wer war sie! Und warum fiel sie ihm um den Hals? Hatte er schon eine Freundin? Mir wurde Augenblicklich schlecht und mir schnürte es den Hals zu. Mein Entsetzen schlug in Verzweiflung um, alles verloren? „Schön das du hier bist! Hattest recht es hat doch noch alles geklappt! Nur du hast jetzt noch gefehlt zum Glück!“ strudelte sie drauflos. „Wo hast du bloß solange gesteckt?“ Es kroch eine Schlange in mir hoch dessen stechenden Augen direkt durch meine blickten. Und was machte der Kerl? Er fing an zu lachen als er meinen eifersüchtigen Blick entdeckte. Nahm er mich nicht erst?
„Darf ich vorstellen! Bevor es noch ein Unglück gibt!“ Er lachte immer noch was mich nur noch wütender machte. „Kunami das ist Faye! Sie ist mit mir zusammen im Team der Veranstaltung im Jugendzentrum. Zufrieden?“ Da letztere war wie ein Stich: hintenrum durchs Auge in die Brust. Er hatte mich voll erwischt. Es war einfach nur peinlich. Faye grinste „Das ist also Kunami. Sehr erfreut dich kennen zu lernen. Viel von dir gehört!“ Faye kassierte von Enyama einen scharfen Blick. „Hab mich wohl gerade in einen Fettnapf gesetzt. Was hast du denn von mir gehört?“ Ich war ja gar nicht neugierig. Faye wollte gerade beginnen los zubrabbeln da hob Enyama mahnend den Finger und sie ließ es doch sein. Dafür grinste sie mich nur breit an und zwinkerte mir zu.
Plötzlich schnappte Enyama nach meiner Hand und zog mich auf die Tanzfläche. „Ist mein Lieblingssong!“ strahlte er mich an. Wie konnte ich da dann noch wiederstehen. Es kribbelte wieder mächtig im Magen als er seine Arme um mich legte, denn es war eine Ballade. Ich fühlte mich so sicher in seinen Armen. Und es schien als ob es nur noch uns beide geben würde. Ich genoss jede Sekunde und sah tief in seine hübschen braunen Augen. Doch leider wie alles im Leben endete dieser Song. Enyama hielt mich noch ein bisschen länger im Arm. „Möchtest du etwas trinken?“ und noch bevor ich antworten konnte schnappte er auch schon nach meiner Hand und es ging in Richtung Theke. Und eh ich mich versah auch schon ein Glas in der Hand mit meiner Lieblingslimonade. Woher wusste er das nun schon wieder? „Sorry war wieder zu schnell, magst du die überhaupt?“ stutzte er einen Moment und guckte mich mit großen Augen an. „Ist meine Lieblingssorte.“ grinste ich ihn an. „Sagst du aber jetzt nicht nur mir zu liebe?!“ er guckte leicht skeptisch, lächelte dann aber doch wieder. „Nein, schwindeln bringt nichts, schon vergessen?“ „Nein, du liebst die Wahrheit. Da hab ich aber Glück. Bremse mich einfach wenn ich über die Stränge schlage. Versprochen?“ lächelte er mich an. Wie kann man nur so unwiderstehlich Lächeln? Es haute mich immer wieder von den Füßen. „Versprochen!“
Der Jugendtreff wurde langsam immer voller und voller. Enyama erzählte das heute noch ein großes Konzert stattfinden würde. Die eigentliche Band hatte kurzfristig abgesagt aber Enyama hatte doch noch eine bekanntere Gruppe der Stadt gefunden die einspringen konnte. Die Musik war laut und richtig fetzig und das Jugendzentrum stand Kopf. Aberdas beste an dem Abend war das Enyama immer dicht bei mir war. Kunststück war auch kaum Platz, aber ich genoss es so richtig. Und ich hatte das Gefühl das Faye mit einem Dauergrinsen durchs Jugendzentrum schlich das sich nur noch verschlimmerte wenn sie in unsere Richtung guckte. Ich grübelte immer noch was sie wohl vorher eigentlich noch sagen wollte. Leider bekam ich sie nicht allein zu packen. Enyama brachte mich nach dem Konzert zum Bus. Hand in Hand gingen wir durch die Gassen und ich genoss es. „Wann seh ich dich wieder?“ fragte ich ihn als wir das Ziel erreicht hatten. „Wann du willst!“ lächelte er. „ Hast du ein Handy?“ fragte ich ihn, in der Hoffnung das er mir seine Nummer gibt.
„Nein. Sag es mir einfach und ich bin da. Versprochen!“ er zwinkerte mir zu. „Morgen?“ fragte ich vorsichtig. „Findest du den Weg zum Jugendzentrum wieder?“ Ich nickte. „Gut dann um 17 Uhr da, habe vorher eine Sitzung des Veranstaltungsteams.“ Er zwinkerte mir erneut zu „Danke für den schönen Tag mit dir.“ Er umarmte mich leicht und gab mir einen vorsichtigen Kuß. Die Welt stand still.
Quietschende Reifen holten mich in die Wirklichkeit zurück. „Dein Bus ist da!“ sagte Enyama ruhig. „Ja leider!“ und ließ den Kopf hängen. „Wir sehen uns doch bald wieder.“ flüsterte mir Enyama zu und lächelte mich an.
Ich stieg in den Bus und winkte Enyama zum Abschied. Als ich den Schlüssel umdrehte hörte ich meine Mutter und meinen Vater heftig streiten. Wollte ich es heute überhaupt wissen? Mich vom siebten Himmel wieder geradewegs in die Familienhölle stürzen?