[Fotostory] Kleine Geheimnisse

  • Moinmoin,
    dies wird meine erste Fotostory, also haut mich bitte nicht =)
    Bin für konstruktive Kritik jederzeit offen.



    ~~~


    Wie jeden Abend saß Familie Luchs gemeinsam in ihrem gemütlichen Wohnzimmer. Diese Unsitte hatte Victor, das Familienoberhaupt, zu verantworten, da er gegen das Fernsehprogramm im Allgemeinen und die Fernsehgewohnheiten seiner Lieben im Besonderen allergisch war. Seine Kinder, Paul, Luca und Lea waren verständlicherweise alles
    andere als begeistert, doch der Fernseher war verschwunden, aller Proteste zum Trotz.
    „Wer will heute mit dem Hund raus?“, fragte Hannah, die Mutter. Paul und Lea zeigten beide grinsend auf Luca.
    „Luca wollte den Hund haben“, erklärte ihr Zwillingsbruder ohne Gnade.
    „Es ist schon dunkel, da trau ich mich nicht mehr!“, fiel Lea, das Nesthäkchen ein.
    „Gar nicht wahr“, murmelte Luca. "Du streunst dauernd nachts draußen rum.“
    Doch Lea grinste nur breit.



    Luca stand auf und kraulte Inuki.
    „Niemand hat Mitleid mit uns, Inuki“, erklärte sie der Hündin, doch diese schien dem Schicksal recht wohlgesonnen zu sein.
    Inuki ging sogar soweit, sich vor Freude auf den Boden zu werfen und mit den Beinen zu wackeln. Luca verdrehte die Augen, jeden Abend die selbe Prozedur, zuerst wurde auf Familie gemacht, und dann wurde sie weggeschickt, als würde sie nicht dazugehören!



    Grummelnd verließen Luca und ihr Hund das Haus, und somit Vaters Familienwahn.


    Nach ihrem Spaziergang traf Luca – wie beinahe jedes Mal – niemanden mehr im Wohnzimmer an.
    „Als ob die das absichtlich machen“, grummelte sie, und schien dabei zu vergessen, dass sie beinah zwei Stunden unterwegs gewesen war.
    Sie ging nach oben und klopfte an die Tür ihres Zwillingsbruders, da Licht brannte, würde er wohl noch lesen.



    geht gleich weiter...



    PS: ich musste bei den Bildern kürzen, weil das Forum scheinbar noch schlechter zählen kann als ich, es hat 8 Grafiken für 11 gehalten *merkwürdig*

  • Ich oute mich mal als Zwischendränglerin :)
    Tut mir ehrlich Leid, aber ich wollte nicht warten bis ich dir sage, dass ich deinen Anfang wirklich schön finde.
    Ich hab eigentlich spontan auf die Story geklickt, wobei ich grade kaum Zeit habe.
    Jetzt bin ich froh, dass ich es getan hab :D
    Wie schon gesagt, ich find den Titel ansprechend, und der Inhalt ist (bis jetzt, viel ist ja noch nicht da;)) auch super.
    Vielleicht solltest du bei manchen Stellen mehr Text pro Bild schreiben, ansonsten ok ;)
    Hmm, Luca tut mir Leid, ist bestimmt nicht so schön, auf die Weise "ausgeschlossen zu werden,
    aber ich denke, die Familie meint das doch nicht so...oder?!


    Naja, ich werd auf jeden Fall dran bleiben!


    Lg
    bushidi65

  • „Herein“, kam es von Innen.
    Sie hatte natürlich Recht gehabt, Paul blätterte verzweifelt in einem Schulbuch, in der Hoffnung, alte Erinnerungen aufzufrischen.



    „Na du“, sagte sie und legte sich zu ihm aufs Bett, er ließ das Buch verschwinden und grinste sie an.
    „Aufgeregt?“, fragte er.
    „Wieso? Was soll uns dieses Jahr denn großartig passieren?“
    „Wir werden doch neu aufgeteilt“, rief Paul seiner Schwester in Erinnerung. Die schlug sich auf die Stirn.
    „Du hast Recht. Hmm, hoffentlich bleibt Sandra mit uns zusammen…“
    „Hoffentlich bleiben wir zusammen, das finde ich viel wichtiger!“
    „Natürlich, das habe ich doch vorausgesetzt“, zwinkerte sie. Und da war noch jemand, von dem sie hoffte, dass er mit ihnen zusammen bleiben würde, aber das würde sie Paul nicht verraten. Auch Zwillinge haben ihre kleinen Geheimnisse voreinander.




    „Meinst du, es stimmt, was Lukas gesagt hat, dass die Elf nur den Stoff der letzten beiden Jahre wiederholt?“, fragte Paul. Luca zuckte mit den Schultern.
    „Ich hab keine Ahnung. Aber mein Gott, wen kümmern denn die Noten? Es ist viiiiiel wichtiger, wer in unsere Klasse kommt.“
    „Joa, solange wir von Sandras Cousine verschont werden, kann es nicht so schlimm werden, oder? Wie hieß die noch gleich?“
    „Kira“, antwortete Luca. „Sandra hat mich heute angerufen und mir erzählt, dass Kira und ihre Mutter – also Sandras Tante – jetzt eine Weile bei ihnen wohnen, weil deren Haus jetzt renoviert wird. Sandra meinte, Kira hätte die halbe Küche in Brand gesteckt.“
    Paul kicherte.




    „So blöd wie die ist, glaub ich das glatt. Kennst du sonst noch wen aus den alten Parallelklassen?“
    „Vom sehen. Da ist doch dieser eine blonde Junge, Oliver glaub ich. Du weißt schon, der immer so komisch ist und mit niemandem außer so einer rothaarigen aus der Stufe über uns redet. Aber ansonsten weiß ich über niemanden was…“
    „Oh je, hoffentlich sind das nicht alles so Trantüten, die nur lernen wollen und keinen Spaß verstehen…“
    „Gibt es so was denn?“, fragte Luca und kicherte. So etwas hatte sie eigentlich noch nie gehört.




    „Wenn wir dieses Jahr wieder den Hammel in Mathe haben, dreh ich durch“, sagte Paul, anstatt zu antworten. Luca prustete los.
    „Weißt du noch? Wo Mama meinte, wir sollten unseren Lehrer nicht Hammel nennen, und wie sie geguckt hat, als sie gemerkt hat, dass der echt so heißt?“
    „Jaa, das war zu toll. Und weißt du noch, wo Lukas’ Mutter mit ihm rumgemacht hat, damit er in Mathe noch durchkommt?“
    Luca schüttelte den Kopf vor Lachen.
    „Der Mann lässt sich da auch noch drauf ein, das war der Hammer!“
    „Aber dieses Jahr sieht’s schlecht für Lukas aus, wenn er den Hammel hat.“
    „Warum?“, wollte Luca wissen. Paul grinste geheimnisvoll.
    „Weil der Hammel sie mit einem anderen Typen erwischt hat.“
    „Mit wem denn?“, wollte Luca wissen. „Ein Nachbar?“
    „Nee“, Paul grinste immer breiter. „Mit diesem neuen Fußballstar, Tony Sarini.“
    Anstatt des erwarteten Ausrufs erntete Paul nur einen verständnisvollen Blick von Seiten seiner Schwester.
    „Luca, du hast auch gar keine Ahnung! Komm, jetzt scher dich raus, ich brauche meinen Schönheitsschlaf!“
    "Der hilft nichts mehr!", grinste Luca und verließ ihren Bruder.






    da kommt noch was...

  • In ihrem Zimmer wünschte Luca ihrer Inuki eine gute Nacht.
    „Ich bin total aufgeregt“, murmelte sie. Die Hündin grollte zur Antwort.
    „Meinst du, Lukas bleibt bei uns? Ich wünsche mir das so sehr…“
    Inuki legte den Kopf schief.
    „Was soll ich machen, ich kann doch nichts dafür. Wenn er mich doch nur mehr beachten würde…“
    Der Hund winselte.
    „Ja, ich weiß, ich beachte ihn ja auch nicht und laufe jedes Mal weg, wenn er hier ist, aber trotzdem.“



    Sie seufzte.
    „Er muss es doch merken. Ich meine, kein normales Mädchen verhält sich so. Wobei, ich hätte nichts dagegen, wenn andere auch vor ihm weglaufen würden. Oh Inuki, was soll ich machen, wenn er mit einer Tusse in eine Klasse gesetzt wird und sich in sie verliebt? Das wäre schrecklich! Aber was sollte ich dagegen tun können?“
    Aus dem Hundekorb ertönte leises Schnarchen.
    „Meinst du, ich sollte mit ihm reden? Ach, Inuki! Schlaf doch nicht ein, das ist wichtig. Ich meine, schau doch mal, was ist, wenn er sich zum Beispiel in Kira verliebt? Dann hätte ich niemals mehr eine Chance, falls er nicht merken sollte, wie zickig sie ist. Aber selbst wenn er das noch merken sollte, dann will ich ihn nicht mehr. Ich bin doch kein Second – Hand Shop!
    Ich hab’s nicht nötig, Kiras abgelegte… abgelegte… ähhh… Dinge zu nehmen!
    Andererseits, Lukas ist viel zu schlau, als dass er sich in Kira verlieben sollte, aber es gibt bestimmt noch andere Mädchen. Oh Gott! Ich hab solche Angst vor morgen…“
    Inuki schlief inzwischen tief und fest, herzlos gegenüber dem Leid ihrer Besitzerin.



    „Na, wie du meinst. Ich schlafe jetzt, und morgen früh sitze ich mit ihm in einer Klasse und alles wird schön und gut. Sandra und Paul werden durch Zufall in anderen Klassen sitzen, und ich werde gezwungen sein, mich neben ihn zu setzten, weil auch alle anderen aus unserer alten Klasse nicht anwesend sind. Ja, so wird das sein. Juhu!“



    ~~~



    PS: So, jetzt hab ich extra nochmal alle Bilder für euch neu gemacht ;)

  • @Bushidi65: thx für deinen Kommi =) nein, ihre Familie meint es nicht so tragisch, Luca neigt nur zur Dramatik und übertreibt gern.


    hab mal die Quali etwas hochgeschraubt, die letzten Bilder waren ja nicht soo prickelnd...


    und weiter gehts ^^


    Am ersten Schultag nach den großen Ferien war es üblich, dass ein großer Teil der Schüler schlicht und einfach „vergaß“ sich in der Schule einzufinden. Paul vermutete, das läge daran, dass es nur für die ersten beiden Stunden aufzustehen galt, die neue Order anzuhören, dem jeweiligen Lehrer zu huldigen, den neuen Stundenplan zu notieren, und sich danach wieder zu verziehen.
    Nun ja, Stundenpläne kann man sich telefonisch besorgen, oder am nächsten Tag abschreiben, aufstehen für nur zwei Stunden lohnt sich nicht, und überhaupt! Folglich waren die meisten Schüler der Ansicht, der erste Schultag wäre unter ihrer Würde und hielten es für unnötig, an diesem teilzunehmen.




    Frau Ritter schloss die Augen, ihre schlimmste Befürchtung war nicht eingetroffen, damit gab sie sich vorerst zufrieden. Letztes Jahr noch bestand diese Befürchtung bloß daraus, dass sie ihr Klassenzimmer leer vorfinden würde, doch im Laufe des letzten Jahres hatte sich dies grundlegend geändert. Doch als sie die letzte zehnte Klasse übernommen hatte, hatte sie auch noch nichts von den Zwillingen gewusst. Diese beiden hatten keinen Respekt vor dem Alter, interessierten sich nicht für Hausaufgaben, wischten nie die Tafel, und waren trotzdem in ihrem Fach die Klassenbesten. Sie wusste – seit etwa zwanzig Minuten – dass die beiden auch diesmal ihr zugeteilt worden waren, und somit wünschte sie sich nur noch eins: dass sie nicht nebeneinander saßen! Das wäre zuviel für sie! Natürlich, es stand durchaus in der Macht eines Lehrers, Störenfriede auseinander zu setzten, aber sie hatte dies jede Stunde tun müssen. Denn auf wundersame Weise, schien die gesamte Klasse vergessen zu haben, dass die beiden erst zu Beginn der vergangenen Stunde getrennt worden waren.




    Sie öffnete die Augen und… Gott sei dank! Sie saßen nicht nebeneinander… freiwillig? Wie kam das denn? Egal, es war die Hauptsache, sie sah einem wundervollen Jahr entgegen, na ja, so wundervoll, wie es eben sein konnte. Aus ihrer alten Klasse war ebenfalls Sandra anwesend, außerdem Lukas. Die vier waren auch vollständig aufmarschiert.
    Als hätten sie es gewusst!




    Frau Ritter dachte einen Moment nach. Auf einer Seite Sandra und Luca, auf der anderen Paul und Lukas. Sie wurde… sie wurde von ihren Schülern in die Zange genommen!
    Nein, das waren nur die Nerven, sie war eben überreizt, das war alles. Niemals würden so liebe Kinder auf solch böse Ideen kommen, oder? Oder?!?



    Ihr Blick fiel auf die einzige andere Schülerin, die im Raum saß. Sie wusste, dass ihr Name Lina war, und dass sie sitzen geblieben war. Schlimme Sache.
    Die anderen Schüler glänzten durch Abwesenheit, und ihre Existenz wurde nur bestätigt, dadurch, dass ihre Namen im Klassenbuch standen.



    Paul meldete sich zu Wort.
    „Frau Ritter“, rief er. „Wo sind denn die anderen?“
    Die Lehrerin kniff wütend die Augen zusammen. Er wusste es ganz genau, er wollte… er wollte… er wollte sie reizen!



    „Das weißt genau so gut wie ich, woran das liegt!“, sagte sie streng. Normalerweise fragten die Schüler nicht, schließlich musste man nicht noch Salz in offene Wunden streuen. Jeder andere Schüler hätte es für respektlos gehalten und… aber warum regte sie sich darüber auf? Genau das wollte er doch.



    „Heute ist es aber wirklich heftig“, flüsterte Sandra ihrer Freundin Luca laut und deutlich zu, so dass es selbst in der letzten Reihe noch zu hören gewesen wäre, wenn dort jemand gesessen hätte. Im Gegensatz zu Paul wollte Sandra ihre Lehrerin nicht triezen, sie konnte bloß nicht flüstern, sie hatte es noch nie gekonnt. Sandras Stimme schallte stets weiter als die aller anderen zusammen.



    geht gleich weiter...

  • Zwar hatten alle anderen diesen Kommentar gehört, die Angesprochene jedoch hatte nicht einmal wahrgenommen, dass überhaupt jemand gesprochen hatte. Luca war in ihren eigenen Gedanken versunken. Sie hatte ihn nun zum ersten Mal seit drei Wochen wieder gesehen. Wenn sie ihrem Bruder Glauben schenken durfte – und sie war einer der wenigen Menschen, die das konnten – dann hatte er die letzte Hälfte der Ferien zusammen mit seinem kleinen Bruder in einem Sportcamp ausschließlich für Jungen verbracht. Das war in Ordnung. Ein gemischtes Sportcamp wäre schlecht gewesen, obwohl einer von Lukas’ Vorzügen zweifellos seine chronische Unsportlichkeit war. Das allerdings war gut, Luca konnte Sportskanonen, die mehr Zeit auf dem Fußballplatz als bei definitiv wichtigeren Lokalitäten – zu denen Kino, Pizzeria, Bücherei oder Lucas Zimmer zählten – verbrachten, nichts abgewinnen.



    Da war er nun, in seiner vollen Schönheit. Strahlende, blaue Augen, feuerrote Haare, stets das schüchterne Lächeln im Gesicht. Luca war sich sicher, dieser Junge war für sie bestimmt, wie sollte es auch anders sein? Man musste sich doch bloß ihre Namen ansehen: Lukas und Luca. Es war perfekt.



    Frau Ritter versuchte, sich zu sammeln. Ihre letzten Kräfte hatte sie bei dem Kampf mit ihren Enkeln am vergangenen Wochenende verbraucht, jedoch hatte sie sich geschworen, sich nicht wieder entmutigen zu lassen. Es waren doch nur Kinder. Zweifellos große, bösartige Kinder, aber letztendlich waren sie nur die Sklaven der Pädagogen. Das mussten sie nur noch begreifen!



    Die mentale Abwesenheit ihrer Lehrerin, war bei diesen „Kindern“ nicht unbemerkt geblieben. Paul drehte sich auf seinem Stuhl herum und überblickte den hinteren Teil der Klasse.
    „Wer ist das denn?“, fragte er Lukas, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen, die etwas anderes als Unkenntnis verriet. Daher war er über Lukas' Antwort mehr als erstaunt.
    „Sie heißt Lina und ist sitzen geblieben.“



    Paul betrachtete sie eingehend.
    „Ihh, die hat ja Piercings!“, sagte er erschrocken. Seiner Ansicht nach war das nur eine andere Form von selbstverstümmelndem Verhalten und keinen Deut besser als sich die Knochen seiner Feinde durch die Nase zu ziehen.
    „Sie sieht traurig aus“, bemerkte Lukas. Paul wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um.
    „Und wundert dich das? Wenn ich Metall im Mund hätte oder aussehen würde wie ein Preisbulle, ja, dann wäre ich auch traurig.“
    Lukas verdrehte die Augen und lachte leise über seinen Freund.
    „Deine Schwester trägt doch auch Ohrringe“, bemerkte er.
    „Ja, Ohrringe. Schön ist es nicht, aber stören tun sie auch nicht. Aber sich das Gesicht voll zu hängen, durch keine Flughafenkontrolle mehr zu kommen und je nach dem das Zeug im Essen baumeln zu haben, nee, das ist viel zu krass.“



    Lukas lachte wieder und wandte den Blick von der Rothaarigen ab, wobei er sich heimlich fragte, ob die Farbe echt war.
    „Was hast du denn die letzten drei Wochen getrieben?“, fragte er Paul. Der seufzte.
    „Nichts. Mein Vater hat uns den Fernseher gestrichen und einen auf Familie gemacht. Eiskalt. Keine Partys, kein weggehen außer im Familienverband. Wir durften nicht mal jemanden einladen, weil er wollte, dass wir diese drei Wochen absolut gemeinsam verbringen! In der ersten dieser Terrorwochen hat er sogar darauf bestanden, dass wir alle gemeinsam mit dem Hund spazieren gehen, drei Mal täglich! Das hat er aber auch nicht durchgehalten und sich danach fast nur noch am Strand aufgehalten, während wir anderen uns irgendwie über Wasser halten mussten. Es war die Hölle!“, erzählte Paul. „Und bei dir?“
    „Ich bin direkt am zweiten Tag beim Waldlauf umgeknickt und hab mir den Knöchel verstaucht, danach habe ich die sportlichen Großereignisse verweigert. Aber Micky war begeistert, der ist auch noch jung und hat noch Energie! Ansonsten war nur gut, dass…“, Lukas brach ab, denn von der anderen Seite her fiel ein Blick auf ihn, den er nun endlich bemerkt hatte.



    Luca starrte Lukas schon die ganze Zeit an, Sandra starrte Luca an und versuchte ihr, nicht so leise wie sie gerne gewollt hätte, jedoch trotzdem unbemerkt, zu erklären, dass es peinlich und vor allem nicht sonderlich dezent war, starr wie eine Salzsäule einen Mitschüler zu fixieren. Keiner der anwesenden Schüler schien in irgendeiner Weise wahrzunehmen, dass Frau Ritter schon seit einer ganzen Weile on den Vorzügen der Oberstufe schwärmte.
    Warum auch, es waren schließlich Teenager. Teenager brauchen nicht zuhören, sie wissen schon alles!



    Diese Tatsache war inzwischen auch bei Frau Ritter angekommen.
    „Wisst ihr was“, sagte sie wütend „ihr habt es verdient, wenn ich euch überhaupt nichts mehr über die Regelung der Oberstufe erzähle, wenn ihr etwas falsch macht, ist es nicht mein Problem. Wenn ihr der Meinung seid, ihr würdet schon alles Wichtige wissen, bitte. Dann schaut, wie ihr euch durchschlagt!“

  • „Aber Frau Ritter“, säuselte Paul mit Streberstimme „sie haben ja vollkommen Recht, bitte, jetzt sind wir auch ganz artig und hören zu, versprochen“, dazu lächelte er sie gewinnend an, wohl wissend, dass es kein weibliches Wesen innerhalb dieser Stadtmauern gebe, dass diesem Lächeln widerstehen könnte. Woher er dieses Wissen nahm, war bisher ungeklärt, aber er selbst war davon überzeugt. Von der anderen Seite des Klassenraumes erhob sich zweistimmiges Gemurmel.
    „Du bist so blöd“, schimpfte Sandra, die in ihre Deutschlehrerin vernarrt war.
    „Das war zu genial“, kicherte Luca.



    Paul grinste seine Schwester fröhlich an.
    „Ich weiß, dass ich genial bin. Die Alte frisst mir aus der Hand, wartet’s nur ab!“, verkündete er leise.



    Und tatsächlich, in diesem einen Fall schien sich Pauls Lächeln zu bewehren.
    Frau Ritter strahlte und setzte wieder von neuem an. Es war ihr erster Sieg, eins der Kinder war vor ihr zu Kreuze gekrochen, die Schulhierarchie, die in den letzten Jahren verwildert war, würde nun wieder homogen in die richtige Richtung wachsen, oder so ähnlich!
    „Also, ihr müsst wissen…“, begann sie, und redete eine ganze Weile, ohne dass irgendjemand Notiz von ihr nahm.



    Paul, nach außen hin hochgradig interessiert, war innerlich vollkommen ausgelastet. In seinem Kopf spielten sich Szenarien ab, eins wundervoller als das andere, denn im Geiste sah er seinen verhassten Mathelehrer, der einen Brief erhalten würde. Der Brief würde sanft nach einem ihm bekannten Parfüm duften, er würde längst vergessene Sehnsüchte wecken, er würde verloren geglaubte Hoffnung aus der Wüste der Einsamkeit wachsen lassen, Wünsche an milde Nächte und einen gewaltigen, silbernen Vollmond, gespannt auf einem satinblauen Nachthimmel der von glitzernden Diamanten übersäht war.
    Und dann würde er diese Hoffnung zerstören, den Mann am Boden sehen, zerbrochen, wie ein Traum nach dem Erwachen.
    Und das Beste an diesem Szenario war, dass er es umsetzten konnte!



    Frau Ritter holte tief Luft und beendete ihren Monolog. Sie sah stolz in die Klasse und badete sich in dem Gefühl, endlich Herrin der Lage zu sein.
    „Ich denke, wenn ihr alles befolgt, sollte euer Schuljahr kein Problem darstellen. Ihr wisst, welche Bücher ihr zu besorgen habt. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“
    Und mit diesen Worten war der erste Schultag beendet.

  • Hey


    Super fortsetzung. und vor allem so lang *sabba*
    Haha, die Lehrerin ist echt zum wegschmeißen :D Vielleicht sollte sie mal 'nen Psychiater aufsuchen xD
    Und die Tatsache, dass sich Lukas in seiner freizeit nicht in Lucas Zimmer befindet, naja, vielleicht kommts ja noch xD Aber bei einem muss ich Luca wirklich recht geben: Paul ist zuuu genial xDDD


    Wie immer super Bilder + Text, und dass sie größer sind, gefällt mir fast noch besser ;)
    Mach so schnell wie möglich weiter...bitte :D


    Lg
    bushidi65

  • Hi :)

    Ich hab deine geschichte gelesen und bisher gefällt sie mir sehr gut :up

    du schreibst sehr schön und mir gefällt auch gut, dass die personen nicht "zu schön" sind, sondern normal aussehen. Das ist mal etwas realistischer, normalerweise erstellen FS-Schreiber immer unheimlich aufgetakelte Beautyqueens ;)
    Die Bilder passen immer zum Text, das ist auch sehr positiv. Manchmal sind sie allerdings etwas kahl, bsp. jetzt die letzten im Klassenzimmer, eine Tafel und ein paar Plakate würden nicht schaden ;)
    Sonst wie gesagt sehr schön und ich lese weiter :D

  • Moinmoin,
    nachdem ich alles nochmal neu machen musste, gehts jetzt weiter :jeah



    Wenn jemand einen schönen Tag nötig hatte, so was das Sandra. Ihr Cousine Kira und deren Mutter wohnten nun schon zwei Tage bei ihnen, und es war die Hölle! Nicht nur, das Sandras Möbel aus dem Zimmer geräumt werden mussten, auch ihr Vogel Hawk wurde ins Exil verbannt weil Kira „sooo schreckliche Angst vor diesem Federviech!“ hatte. Dieses Federviech war handzahm, wohlerzogen und um einiges sympathischer als Kira, fand Sandra.
    Insbesondere war Hawk um einiges zahmer als Kiras Hund – dieses Mädchen hatte sich tatsächlich einen von diesen kleinen Zierhunden, Sandra wusste den Namen der Rasse nicht mehr, irgendwas mit Chi oder so, angeschafft – es war. Daphne, so hieß das hysterische Fellbündel, kläffte, knurrte und schnappte nach Sandras Hacken. Außerdem hatte Kira einen rosafarbenen Schminktisch, auf den sie natürlich nicht hatte verzichten können. Warum hatte sie den nicht in Brand gesteckt, dachte Sandra böse.
    Aber das alles hätte sie verkraften können, doch nicht das, was sie sah, als sie ihr Zimmer betrat.




    „Was tust du da?“, rief Sandra entsetzt. Da saß ihre Cousine dreist wie sonst was an ihrem Computer und… chattete! Das war schlecht. Wenn sie sich unter Sandras Namen eingeloggt haben sollte, dann könnte es sein, dass sie soeben Sandras großes Geheimnis aufgedeckt hatte.
    „Warum sitzt du an meinem PC? Lass das!“
    Kira ignorierte ihre aufgebrachte Cousine einfach und tippte eiskalt weiter. Dieser Umstand machte Sandra nur noch wütender.




    „Was soll das? Wer hat dir das erlaubt? Was denkst du dir eigentlich?“, schrie Sandra. Das durfte doch einfach nicht wahr sein.
    „Bleib doch mal locker“, antwortete Kira gelangweilt. „Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst, ich chatte doch nur ein bisschen.“
    „Unter meinem Account?“, fragte Sandra und betete, ein Nein zu hören.
    „Natürlich.“
    „Was???“
    Kira lachte. „Ich wollte mal sehen, mit was für Leuten du so schreibst, ob die genauso langweilig sind wie du. Der eine Typ sieht ja ganz nett aus, aber der andere… dem hab ich direkt gesagt, dass er sich nicht mehr zu melden braucht. Sei mir dankbar.“




    Sandra war so entsetzt, dass sie darauf nichts antworten konnte. Wenn Kira das ernst meinte, dann…
    Kira hingegen tippte munter weiter. „Danach hab ich auf meinen Account gewechselt, ich kenn wenigstens Leute. Du hast ja keine zwanzig Freunde in der Liste. Mit dir ist ja wirklich nichts los. Gehst du eigentlich manchmal weg?“
    Die Worte waren zwar nicht wirklich schlimm, aber sie verletzten Sandra doch.
    „Es ist halt die traurige Wahrheit, Sandra, du bist eben nicht so beliebt und cool. Du siehst nicht einmal besonders aus. Schau dich doch mal an. Immer dieser langweilige Pferdeschwanz, du bist einfach… ach, was weiß ich, du bist ein Nichts. Ganz einfach.“




    Inzwischen wurde Sandra wütend.
    „Du hältst dich ja für sehr toll. Dann erklär mir mal, was du mit deinen tollen Freunden machen kannst, außer weggehen und tanzen? Ich wette, wenn du mal Probleme hast, scheißen die einfach auf dich.“
    Kira lachte nur.
    „Und überhaupt, was meinst du eigentlich, wer du bist? Du kommst hier ungebeten hin, stellst deine komischen Möbel auf, verjagst meinen Vogel und gehst an meinen PC. Mach was du willst, aber hau ab aus meinem Leben!“




    Kira lachte nur weiter, während Sandra wütend durchs Zimmer stapfte und neben dem Bett stehen blieb. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, nicht weiter zu schreien.
    „Du widerst mich so an“, knirschte sie.
    Jetzt konnte Kira sich vor lachen kaum noch halten.
    „Du hast kein Leben! Du bist so erbärmlich, wie kann es sein, das wir verwandt sein sollen? Lass mich raten, du bist voll in diesen Martin verknallt und jetzt bist du sauer, weil er dir jetzt nicht mehr schreiben wird. Sei einfach froh, mit so einem würdest du doch nichts machen, oder? Obwohl, es ist ja nicht weit unter deinem Niveau. Übrigens, Rabea kommt gleich rüber, dann kannst du mal sehen, wie richtige Mädchen aussehen.“




    Sandra klappte die Kinnlade herunter.
    „Du hast nicht das Recht, irgendwen hierhin einzuladen“, stammelte sie.
    „Natürlich hab ich das“, lachte Kira. „Deine Mutter hat mir ausdrücklich gesagt, ich kann alles machen, damit ich mich wohl fühle. Dafür müsstest du eigentlich verschwinden, wenn du also weiter nervst, erzähl ich deiner Mutter, dass du schnarchst und mich das stört, dann kannst du auf dem Sofa schlafen.“





    geht gleich weiter...

  • Kira schaltete den PC aus und stand auf.
    „So, und wenn du mich entschuldigen würdest, ich möchte mich jetzt wieder mit richtigen Menschen umgeben, am Ende werd ich noch wie du“, sagte sie in freundlichem Ton, lächelte und verließ das Zimmer.




    Das hatte gesessen.
    Was bin ich denn, fragte sich Sandra. Ich bin kein Mädchen, kein richtiger Mensch…
    Eigentlich würde sie sich nicht um die Meinung ihrer Cousine scheren, aber leider musste sie zugeben, dass Kira durchaus Recht hatte. Irgendetwas musste sie doch falsch machen, oder was war der Grund dafür, dass Kira überall beliebt war, viele Freunde hatte und… und anerkannt wurde. Sandra wusste, dass ihre Freunde nichts von Kira hielten, aber irgendwie waren ihre Freunde doch nicht anders als sie selbst. Andererseits wusste Sandra auch, was Kira von ihren Freunden hielt, Luca war in ihren Augen ein Mannsweib, Paul ein absolut unausstehlicher Looser. Aber warum? Wer machte denn etwas falsch, Sandra oder Kira?
    Sie unterdrückte die Tränen. Ich werde gleich mal raus gehen und hören, wie Kira und Rabea reden, dann werd ich schon wissen, wer die besseren Freunde hat, beschloss sie.




    Unterdessen steuerte Kira zielstrebig zur Haustür, vor der ihre beste Freundin Rabea stand. Die beiden waren die vergangenen drei Jahre in eine Klasse gegangen, nachdem Kira sitzen geblieben war. Rabea war der Grund, warum Kira sich vom lieben Kind zur Diva gewandelt hatte. Rabea verkörperte nach Kiras Ansicht alles, was ein Mädchen haben muss: Stil, Geschmack, Selbstbewusstsein, Partystimmung und Aussehen. Kira bewunderte sie, lernte, und konnte schon bald von sich sagen, dass sie ihrer neuen Freundin in nichts mehr nachstand.




    Die beiden Mädchen umarmten sich zur Begrüßung.
    „Hey Süße, wie geht’s?“, flötete Rabea.
    Kira seufzte, „Du glaubst nicht, wie schäbig meine Cousine ist. Hier zu wohnen ist schrecklich!“
    „Das ist doch die mit den langen braunen Haaren, die immer mit diesen Zwillingen rumhängt, oder?“
    „Genau die. Ich hab eben auf der Schulhomepage die neue Klassenverteilung gelesen, wir sind mit denen zusammen“, erzählte Kira und verzog das Gesicht.
    „Ihh, schon wieder mit so was? Und die anderen?“
    „In den anderen Klassen. Wir haben Pech.“
    „Oh Gott, wie soll das denn gehen? Müssen wir das Pack jetzt jeden Tag sehen?“
    „Ja, und weißt du, was das Schlimmste ist? Die Negerin ist auch bei uns.“
    „Waaas?“, rief Rabea entsetzt. Kira nickte.




    „Aber ich muss dir unbedingt von meiner Cousine erzählen. Die ist so arm. Weißt du, erstmal ist die heute zur Schule gegangen…“
    „Was? Wie ist die denn drauf?“, kicherte Rabea.
    „Ja, voll krank. Jedenfalls, während die weg war, hab ich mit ihrem Account gechattet. Du glaubst nicht, was die für Typen kennt. Einer sah ja ganz gut aus auf dem Bild, aber der andere… bah! Ich hab dem dann erstmal erklärt, dass der sich bloß nicht mehr melden soll. Weißt du, da sag ich der das, da fängt die fast an zu heulen. Rastet voll aus und meint zu mir ich widere sie an“, Kira lachte laut los.
    „Was bildet die sich denn ein?“




    Was Kira und Rabea nicht wussten, Sandra stand in der Tür und hatte jedes Wort gehört.
    „Und dann, das war das Genialste, meint die echt, ich hätte nicht das Recht, jemanden einzuladen. Ich hab die so ausgelacht, weißt du, ihre Mutter, die fette Kuh, meint noch zu mir, ich soll mir ruhig alles so angenehm wie möglich gestalten, so als wär ich zuhause. Die sind so dumm alle. Und Sandra ist so übelst hässlich, ich kann gar nicht glauben, dass die zur selben Familie gehört wie ich, und ich muss auch noch mit der in einem Zimmer schlafen.“
    „Bah, du Arme, da wär ich lieber in eurem Haus geblieben und hätte die Renovierung ertragen.“




    Sandra, eigentlich eine große Freundin davon, eine ehrliche Meinung zu hören, war nicht begeistert, als sie diese Worte hörte. Sie konnte es vielleicht noch nachvollziehen, dass Kira über sie lästerte, von Tussen kann man ja nichts anderes erwarten, aber dass sie so über Sandras Mutter sprach, das konnte sie wirklich nicht verstehen, man sollte doch erwarten, dass Kira ein bisschen Dankbarkeit dafür zeigte, dass sie nicht in einem von Handwerkern überfülltem Haus wohnen musste. Wie konnte jemand nur so falsch und hinterhältig sein?




    Als Sandra wieder ins Haus ging, verfolgten sie die Worte der beiden anderen Mädchen, mit denen sie ab jetzt in einer Klasse war, und jedes dieser Worte versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie wischte sich die stillen Tränen aus dem Gesicht und verschwand.




    das wars fürs erste ^^

  • Ohje, die arme Sandra. Kira ist echt so ein kleines Mi*tstück.
    Sie hält sich also für was besseres, marschiert in Sandras Zimmer, setzt sich an den Pc und macht Sandra einfach mal aus Lust und Laune schlecht?
    Nun, Sandra scheint ja ziemlich an Selbsvertrauen zu verlieren. Ich an ihrer Stelle hätte mein Cousinchen vor die Tür gesetzt, ob nun Verwandte oder nicht.
    Naja, ich freu mich dann mal auf weitere Fortsetzungen.
    Übrigens schöne Bilder ;) Im Text gab es ein paar Rechtschreibfehler, aber die sind ja
    noch lange kein Weltuntergang!


    Lg
    bushidi65

  • Schöne FS!!! Ich find die Stor echt sehr gut, bei den letzten Kapitel war auch die Grafik gut. Und ich bin auch erleichtert, dass außer mir noch jemand hier ohne Downloads spielt (ich musste meine löschen, weil dass Spiel nur noch geruckelt hat :rolleyes). Hab bisher gedacht, alle in diesem forum würden mit Downloads spielen.
    Ich find auch die Sims sehr schön, gerade weil die nicht so "aufgetakelt" wirken.

    [CENTER][SIZE=3]"Ich hab ein Glas voll Dreck, [/SIZE][/CENTER]
    [CENTER][SIZE=3] ich hab ein Glas voll Dreck!"[/SIZE][/CENTER]
    [CENTER]Fluch der Karibik forever![/CENTER]
    [CENTER] [/CENTER]

  • Moinmoin =)


    @Bushidi65: danke fürs fleißige lesen ;)
    mir tut Sandra auch leid, bei jemandem, der so mit einem redet wie Kira das tut, ist es ja kein Wunder, dass die gutmütige Sandra irgendwann einen Wutanfall bekommt. Ich glaube, ich hätte Kira mit ihrem pinken Top erwürgt *wuhaha* :keule


    Saphira94: mich hat es auch ganz nervös gemacht, dass alle so viele Downloads haben, aber mir gefallen grade die Maxis Sachen so gut. Ein paar Downloads hab ich auch, aber die fallen kaum auf, außerdem erstell ich mir meine Sachen am liebsten selbst (das ist jetzt nicht so arrogant gemeint, wie es klingt, die meisten Sachen die man downloaden kann, sind einfach zu schön und passen dann nicht so recht ins Spiel, finde ich).



    *hust* die Rechtschreibfehler sind blöd, und ich hab Deutsch LK *in Boden versink* :deppen

  • Und es geht weiter ^^


    ~~~


    Es war still im Haus, aber das war nichts Neues. In letzter Zeit war es immer still in dem großen Haus, und es wirkte so leer. Es war nicht leer, das wusste Lina. Sie wusste auch, dass es nicht fremd war, aber es kam ihr so vor. Es war, irgendwie, wie eine Patina, die einen überzog.
    Sie kam von der Schule, sie ging durch die Tür, sie fühlte sich schmutzig.
    Sie zog sich um, aber sie fühlte sich immer noch schmutzig.




    Früher waren sie eine Familie gewesen, das Haus war von Menschen erfüllt gewesen, überall hatte man Stimmen gehört, Ausdrücke des Chaos und des Glücks. Doch dann hatte sich ihr Leben komplett verändert.
    Früher waren die Plätze auf dem Sofa besetzt gewesen, ihre Eltern hatten ihr Leben mit etwas erfüllt, was sie nun verlassen hatte. Etwas, von dem sie nicht gewusst hatte, dass es existierte, bis sie es verloren hatte.




    Heute konnte sie es nicht mehr verstehen, wie sie so oft mit Freunden ausgehen, und ihre Mutter dafür vernachlässigen konnte. Im Nachhinein kam ihr diese Zeit so sinnlos verschwendet vor. Sie hatte Spaß gehabt, keine Frage, aber dafür hatte sie etwas viel wertvolleres verpasst. Sie hatte es nicht wissen können, sagte sie sich, aber gleichzeitig gab sie sich die Schuld daran, so etwas nicht geahnt zu haben.




    Irgendwie gab sie jedoch auch ihrem Vater die Schuld. Er musste doch gewusst haben, dass er nicht immer an ihrer Seite hätte bleiben können, warum hatte er dann soviel Zeit mit seinen Büchern verschwendet, und nicht mit seiner Familie verbracht?
    Sie schwor sich, es anders zu machen.
    Wenn sie jemals dazu in der Lage sein sollte.



    ~~~


    Als Sandras Mutter Marion nach Hause kam, merkte sie, dass ihre Tochter irgendwie traurig war.
    „Was hast du denn?“, fragte sie und setzte sich neben Sandra auf die Couch. Diese seufzte.
    „Nichts, mir geht’s gut“, erklärte die, jedoch nicht sonderlich überzeugend. Nein, wenn man den halben Nachmittag heulend im Bett gelegen hatte, dann wirkte man nicht sonderlich überzeugend.
    „Sandra, du kannst mir doch alles sagen, was bedrückt dich denn?“
    Da hatte ihre Mutter wohl Recht, denn Sandra vertraute ihr fast alles an. Naja, aber eben nur fast alles. Es gab Dinge, und das wusste Sandra, die würden ihre Mutter nicht sonderlich begeistern, im Gegenteil.




    Und ihr zu sagen, dass Kira sie – Sandra – beleidigte, sie auslachte, und sogar schlecht über ihre Mutter sprach, das wäre so eine Sache. Erstens würde ihre Mutter ihr das kaum glauben, nicht, weil sie Sandra nicht vertraute, sondern weil sie einfach nicht würde glauben können, dass ihre Nichte solche Dinge machen würde. Kira war eben der Goldschatz der Familie.
    Daher beschloss Sandra, erstmal zu schweigen.
    „Komm Schatz, sag es mir doch. Du siehst so traurig aus.“




    „Mama, findest du, dass ich hässlich bin?“, fragte Sandra unvermittelt. Das war vermutlich ein unauffälliger Weg, das zu erklären, was sie bedrückte.
    Ihre Mutter sah sie verständnislos an.
    „Wie kommst du darauf?“, fragte sie.
    „Hmm, weil Kira meinte, ich würde nicht wie ein Mädchen wirken“, sagte Sandra vorsichtig. Nur nicht das Goldkind in Verruf bringen.
    „Schatz, wieso sollte Kira so etwas denn sagen?“
    Da war es wieder. Kira würde doch niemals etwas Unrechtes tun.
    „Ich weiß es nicht, Mama, aber irgendeinen Grund wird sie schon haben.“
    „Vielleicht will sie nur, dass du mehr aus dir machst. Du könntest so hübsch sein, wenn du dich ein bisschen mehr zurechtmachen würdest.“
    Bitte was?




    Sandra starrte ihre Mutter entsetzt an. Hatte sie den Verstand verloren? Sie k ö n n t e so hübsch sein? Das war eigentlich nichts, was man von seiner Mutter hören wollte.
    Gut, sie sah nicht aus wie Kira, aber Kira war nicht mehr als eine dauergewellte, aufgetakelte, zickige Tusse. Und hinterhältig und verlogen war sie auch noch! Wie konnte ihre Mutter nur auf die Idee kommen, sie sollte mehr wie Kira sein? Was hatte sie denn davon, sich ein Kilo Schminke ins Gesicht zu schmieren und jeden Morgen eine Stunde zu brauchen, um ihre Haare zu stylen? Das konnte ihre Mutter doch nicht wollen? Welche halbwegs vernünftige Mutter konnte den wollen, dass ihre Tochter sich anzog wie… wie… wie eine Frau, die Geld dafür bekam!



    geht noch weiter

  • Trotzdem beschloss Sandra, sich zusammen zu reißen und ihrer Mutter nicht mit dem Topf einer Zimmerpflanze die Dummheit aus dem Kopf zu schlagen.
    „Ich soll mich schminken?“, fragte sie aufgebracht.
    „Na, schaden würde es dir nicht. Du bist ein bisschen blass um die Nase. Du hast leider das Pech, das dein Haar und deine Augen die gleiche Farbe haben, deshalb wirkst du noch zusätzlich so farblos.“
    Farblos?
    „Soll ich lieber aussehen wie in den Farbtopf gefallen?“, fragte sie fassungslos.




    „Aber nein“, lachte ihre Mutter. „Kira hilft dir bestimmt gerne, die richtigen Farben auszuwählen, so dass es geschmackvoll, aber eben gepflegt aussieht.“
    Gepflegt?
    „Wa-was meinst du mit gepflegt?“
    „Es ist ja nur natürlich, dass du keine Ahnung hast, wie du dich richtig schminken kannst. Aber weißt du, das wichtige dabei ist, dass man sieht, dass du auf dein Äußeres Wert legst, aber gleichzeitig darf es natürlich nicht zu auffällig sein oder gar willkürlich wirken.“




    Sandra war verstummt, der Monolog ihrer Mutter zog nur noch an ihr vorbei, doch gelegentlich fing sie Fetzen auf, die sie beunruhigten. Da ging es um vernachlässigtes Auftreten, schlechten Umgang, kein Selbstbewusstsein und – das beunruhigte Sandra definitiv am meisten! – keinen Sinn zur Familienrepräsentation.
    Was sollte sie denn repräsentieren? Dass sie so dumm wie ihre Cousine war? Dass ihr Aussehen ihr wichtiger war als ihr Charakter? Dass sie ihre Freunde eher nach deren gesellschaftlichem Status als nach deren Musikgeschmack aussuchen sollte?
    Wo waren ihre Freunde eigentlich ein gesellschaftlicher Missgriff? Der Vater der Zwillinge war ein bekannter Anwalt, dessen Kanzlei schon seit Generationen im Familienbesitz war. Besser konnte man doch kaum landen, oder?
    „Jedenfalls bin ich der Meinung, Sandra, dass du mehr Zeit mit Kira verbringen solltest. Geh doch mal mit ihr weg. Ich meine, wenn du mit Luca weggehst, was macht ihr denn dann? Ihr setzt euch in irgendeine Bar und trinkt etwas, aber das kann es doch nicht sein. Kira und ihre Freundinnen gehen in eine sehr renommierte Tanzschule, wo sie auch nette, junge Männer kennen lernen. Man kann nie früh genug anfangen, Beziehungen zu sammeln.“




    Hilfe, ihren Mutter hatte den Verstand verloren!
    „Sandra, jetzt antworte doch, ich will doch nur dein Bestes.“
    In genau diesem Moment betrat Sandras Tante Nicole das Zimmer. Wie immer war sie perfekt geschminkt, ihre Haare saßen knallhart wie Beton und ihr Outfit war bis aufs Kleinste abgestimmt.
    Hilfe, noch mehr Irre!
    „Hi, ihr Süßen“, rief Nicole.
    „Wie war dein Tag?“, fragte Marion. Seit dem Tod von Sandras Vater war sie nicht mehr arbeiten gegangen, und war begierig auf jedes kleinste Detail, das etwas mit ihrem alten Beruf zu tun hatte.
    „Furchtbar“, lachte Nicole. „Die alte Richter macht mich noch wahnsinnig mit ihren Klamotten. Die hält sich wohl für die Queen Mum. Möchtest du nicht doch wieder anfangen? Wir könnten ein wenig Unterstützung gebrauchen.“
    „Ich würde gerne, aber wer kocht denn dann, wenn Sandra nach Hause kommt?“
    „Heute warst du nicht hier“, bemerkte Sandra, deren Magen sich plötzlich des Ausbleibens einer Mahlzeit bewusst wurde. Marion wurde rot, antwortete jedoch nicht.
    „Möchtest du oder nicht?“, zwinkerte Nicole.
    „Wenn ich die Vormittagschicht übernehmen würde, wäre das eigentlich kein Problem. Aber bin ich überhaupt noch repräsentabel genug?“
    Schon wieder dieses Wort! Sandra glaubte, gleich platzen zu müssen.




    „Du weißt ja, wie gern wir dich wieder dabei hätten, du kannst gleich morgen anfangen. Du musst dir nur etwas anderes anziehen.“
    Sandra schloss die Augen und zählte die Sekunden, sie spürte förmlich, wie der Blick aus den leuchtend blauen Augen ihrer Tante sich auf sie richteten und durchbohrten. Schließlich war sie nur Sandra, das hässliche Entchen der Familie.
    „Sandra, du kannst auch gern vorbeikommen, wir haben ganz neue hippe Klamotten für Teens, du würdest entzückend aussehen.“
    Hip? Das Wort war doch schon seit zweitausend Jahren out, oder?
    Sandra hielt die Luft an, sie spürte, noch ein Stich, und sie würde hochgehen wie ein Muffin im Ofen.
    „Und deine Haare, an denen müssen wir etwas ändern, vielleicht eine kleine Blondierung…?“




    „Seid ihr denn alle wahnsinnig?“, sagte Sandra, scheinbar ruhig, aber ihre Augen waren weit aufgerissen, was ihr selbst einen leicht wahnsinnigen Ausdruck verlieh.
    „Mama, du solltest froh sein, das ich nicht so rumlaufe wie Kira. Das kann doch nicht wahr sein“, setzte sie verzweifelt hinzu, je weiter sie redete, desto weinerlicher klang ihre Stimme.
    „Ach Sandra, was hast du denn? Du kannst doch nichts dafür, dass dir eben ein gewisser Stil fehlt, es ist eher sogar meine Schuld, ich hätte mehr auf dich achten müssen, dass du nicht so verwilderst“, versuchte ihre Mutter sie zu trösten.




    „Eben, aber Sandra, selbst, was einem von der Natur nicht gegeben ist, das kann man sich doch anders beschaffen. Schau mal, Kiras Haare wären langweilig und unvoluminös, wenn sie keine Dauerwelle hätte, und sieh nur, was so ein kleiner Eingriff vollbringen kann. Es ist eine moderne Art der Erleuchtung. Lach nicht, es ist wahr. Sobald du deinen Weg gefunden hast, führt er dich zur Vollkommenheit. Nur wenige Menschen besitzen die Gabe, die es ihnen ermöglicht, anderen dieses unendliche Glück zu offenbaren. Wir wollten dem Laden bald einen kleinen Kosmetiksalon hinzufügen, das wäre doch perfekt für dich. Wir könnten aus dir einen komplett neuen Menschen machen, wie wäre das?“




    Sandra stampfte wütend mit dem Fuß auf. Sie setzte an, zu schreien, doch aus ihrem Mund drang kein Laut, sie war viel zu aufgebracht, um ihre Wut auf einen einzelnen Punkt zu konzentrieren, den sie als Erstes hinausbrüllen könnte.
    Jedoch hatte sie, bevor sie die richtigen Worte fand, das Pech, das Kira das Zimmer betrat.
    „Hey, was ist denn hier los? Mum? Stör ich?“, fragte sie vorsichtig.
    „Nein Schatz, im Gegenteil, gut, dass du da bist. Vielleicht kannst du uns helfen.“
    „Ich brauch keine Hilfe von der“, grollte Sandra.
    „Sandra“, sagte ihre Mutter vorwursvoll. Wäre ihre Tochter doch nur so höflich wie ihre Nichte!




    geht noch weiter

  • „Was gibt’s denn, Mum?“, fragte Kira. Es nervte Sandra, dass Kira ihre Mutter so ansprach, alles nur, um cooler zu sein.
    „Wie überlegen grade, wie wir Sandra helfen können. Sie scheint ein Problem zu haben, aber sie möchte mit uns nicht reden, vielleicht verstehst du sie ja besser.“
    „Ja, das ist keine schlechte Idee. Ihr Jugendlichen habt doch einen viel besseren Draht zueinander, als wenn wir Erwachsenen das versuchen“, fiel auch Sandras Mutter ein.
    Sandra selbst fühlte sich wie im falschen Film. Ihre Familie redete über sie, als wäre sie schwachsinnig oder zumindest nicht anwesend. Das konnte doch alles nicht wahr sein!




    „Sandra, du hättest doch mit mir reden können“, sagte Kira in vertraulichem Ton.
    „Du kannst doch jederzeit zu mir kommen. Ehrlich gesagt, ich bin ein bisschen enttäuscht, dass du das nicht versucht hast. Vertraust du mir denn nicht?“
    Damit hatte Kira gewonnen, das wusste Sandra, denn das war die absolute Strategie, mit dem sie sich die Hochachtung von den beiden Müttern erschleichen konnte.
    Und dieses Biest wusste das genau!
    Jetzt stand Sandra so da, als würde Kira gerne mit ihr befreundet sein, aber sie würde das abblocken und die arme, kleine Kira verletzten.




    Nicole lächelte zufrieden. Wer konnte schon damit trumpfen, so eine Tochter zu haben? Schön, klug, liebenswert, hilfsbereit. So gern sie ihre Schwester mochte, so wenig beneidete sie sie um ihre Tochter. Sandra war zwar nett, aber so schrecklich launisch und impulsiv. Außerdem so unglaublich stillos.




    Langsam war es zuviel. Niemand konnte das aushalten. Diese Mischung aus Intrige, stumpfen Irrglaubens und absoluter Dummheit musste sie irgendwann wahnsinnig machen. Sie wollte schreien, aber immer noch fand sie keine Worte. Sie hatte Kira nie für so intelligent gehalten, im Gegenteil, aber nun wurde ihr schmerzhaft klar, dass sie falsch gelegen hatte. Kira war intelligent und skrupellos. Nur eins verstand sie nicht, wie konnte Kira sie nur so sehr hassen?
    Das war wohl Kiras Geheimnis.
    „Du fieses Miststück“, murmelte Sandra.




    „Was hast du gesagt?“, fragte Marion lächelnd. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, Sandra hätte eine Entschuldigung gemurmelt, aber sie hatte ja auch nicht das vor Wut verzerrte Gesicht ihrer Tochter gesehen.
    „Du verdammtes Miststück“, schrie Sandra plötzlich. „Du bist doch an allem Schuld!“
    „Sandra“, rief Marion entsetzt und schlug sich die Hände vor den Mund.
    „Also wirklich“, sagte Nicole leise und schüttelte traurig den Kopf. „Wie enttäuschend!“




    Nur Kira blieb ruhig und sah Sandra an.
    „Ich bin Schuld? Woran denn? Ich kann doch nichts dafür, dass du dich benachteiligst fühlst. Ich möchte dir ja helfen, aber du lässt mich ja nicht. Was soll ich denn tun, damit du mir glaubst?“
    „Du weißt ganz genau, was ich meine, also stell dich nicht so dumm“, knurrte Sandra.
    „Was meinst du?“, fragte Marion ihre Tochter, und für einen kurzen Moment schöpfte diese die Hoffnung, ihre Mutter stände auf ihrer Seite.





    „Ach, so ist das also“, flüsterte Kira, und für den Bruchteil einer Sekunde verzog sich ihr Gesicht und Sandra hatte das Gefühl, etwas abgrundtief Böses zu erblicken.
    „Wenn ich das gewusst hätte, es geht um diesen Jungen“, flüsterte Kira weiter.
    „Was sagst du? Was für ein Junge?“, fragte Marion alarmiert. Den näheren Kontakt mit Jungen hielt sie aus guten Gründen nicht so angebracht für ihre Tochter, zumindest nicht mit solchen, über die man nichts wusste, und sie wusste nichts von irgendwelchen Jungen.
    „Sandra, hast du dich mit Jungen abgegeben, ohne mir das zu sagen?“, fragte sie entsetzt.




    ~~~


    so, ich brech jetzt mal ab, sonst fall ich um ;)
    der Rest vom Kapitel kommt Mor... ähhh.. später heute ^^

  • Tolle Fs!


    Gut geschrieben.


    lg kevinsmama

    :D Ich Liebe Die Sims 2
    meine Addons: Wilde Campus Jahre, Nightlife, Open for Buisness, Haustiere, 4 Jahreszeiten, Gute Reise
    Family Fun, Glamour Accessoires, Party A. , H&M & Teen Style Accessoires

  • Hier der Rest vom Kapitel ;)


    ~~~


    „Was fällt dir eigentlich ein?“, zischte Sandra böse. „Ich hab mich mit keinem Jungen getroffen.“
    „Aber du hättest, wenn ich nicht eingegriffen hätte!“, behauptete Kira, wohl wissend, dass Tante und Mutter ihr glauben würden.
    „Das stimmt nicht“, rief Sandra, ihre Wut schlug langsam wieder in Verzweiflung um, was sollte sie denn tun, um dieses gemeine Spiel von sich abzuwenden?




    „Sandra“, sagte Marion mit eisiger Stimme. „Sandra, du enttäuschst mich sehr. Ich dachte, wir könnten über alles reden, wie kannst du mir so etwas verheimlichen?“
    „Das kannst du dir doch denken, Tante Marion“, kam Kira Sandra zuvor. „Sie weiß doch, dass du niemals erlauben würdest, dass sie sich mit einem unbekannten Jungen trifft. Wir wissen ja alle, wohin so etwas führt.“
    „Warum bist du so unvernünftig, Sandra?“, fragte jetzt auch Nicole.
    Na wunderbar, dachte Sandra. Alle sind gegen mich.




    „Mama, das stimmt nicht. Ich wollte mich mit keinem Jungen treffen“, beteuerte Sandra, jedoch stieß sie damit auf taube Ohren.
    „Wie kannst du denn so ein Risiko eingehen? Du solltest doch wissen, was passieren kann. Wir alle wissen das, aber du meinst, für dich würde das nicht gelten? Sei doch nicht so dumm. Wenn du nur ein bisschen wie Kira wärst!“, sagte Marion kühl.
    „Marion, sei nicht so streng, es ist ja nichts passiert. Aber in Zukunft sollten wir besser auf Sandra aufpassen und ihr gewisse Einschränkungen geben. Andererseits… Kira, sei so lieb und erzähl mir doch, woher Sandra diesen Jungen kennt und wer er ist. Vielleicht reagieren wir nur zu heftig, und er ist ganz ordentlich“, meinte Nicole.
    Kira holte tief Luft.
    „Sie kennt ihn aus dem Chat“ – entsetztes Lufteinsaugen – „Er ist schon zwanzig“ – schockiertes Aufkeuchen – „Er wohnt in Knüppelsheim und wollte sie übers Wochenende dorthin einladen“ – empörtes Gemurmel – „Und sie hat zugesagt!“ – ein Aufschrei.
    „Du hast w a s?“, entfuhr es Marion gekränkt.
    „Und wenn ich nicht hereingeplatzt wäre und ihm die Meinung gesagt hätte, dann wäre sie hingefahren, aber so schreibt er ihr nicht mehr. Deshalb ist sie so sauer auf mich“, fügte Kira noch traurig hinzu.
    „Sandra, ich bin wirklich zutiefst enttäuscht von dir. Deine Tante hat Recht, ab sofort gibt es Einschränkungen für dich. Du wirst den Computer nicht mehr für etwas anderes als Hausaufgaben benutzen, den Rest überlege ich mir noch. Geh auf dein Zimmer!“
    Sandra, die vor Entsetzten nichts mehr hatte sagen können, stand auf und verließ das Wohnzimmer.





    Sie schlich betrübt in ihr Zimmer. Das durfte doch nicht wahr sein. Bis vor zwei Tagen war ihr Leben noch vollkommen in Ordnung gewesen… was hatte sie getan, um das zu verdienen? Hatte sie Kira in früheren Jahren mal ein Kuscheltier geklaut? Einen Lutscher? Ein Stickeralbum? Wuaaah! Irgendetwas musste doch passiert sein, dass Kira Sandra so hasste, oder?





    Sandra verzog das Gesicht. Sie konnte sich an nichts erinnern, was das alles ausgelöst haben könnte. Zugegeben, die beiden Cousinen hatten sich nie sonderlich nahe gestanden, und in den letzten Jahren war ihr Verhältnis noch weiter abgekühlt, aber das war doch wirkliche Bosheit, die Kira antrieb.
    Dieses gemeine Biest. Sandra fühlte in sich selbst tiefen Hass aufkeimen. Dafür würde sie sich rächen, an Kira, an ihrer arroganten Tante und ihrer dummen Mutter, die ihr in den Rücken gefallen war. Und die redete von einer guten Beziehung! Das würde sich in Zukunft gründlich ändern… Da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen aus den Haaren, sie musste, solange sie noch mit Verachtung gestraft wurde, an den PC und ihm schreiben.





    Sie beeilte sich, den PC einzuschalten und sich zum schreiben bereitzumachen. Martin, Kira war zwar nicht dumm, aber das hatte sie nicht gerafft. Martin… Als ob sie vor gehabt hätte, sich mit Martin zu treffen! Martin war zwar lieb und nett, wohnte aber viel zu weit weg, und er war auch nicht ihr Typ. Es tat ihr Leid, was Kira ihm geschrieben hatte, da sie sich relativ sicher war, das er in sie verliebt war, aber es gab wichtigeres. Martin war ein Kollateralschaden.





    Sie öffnete ihr Chatprogramm – hätte sie bloß ihr Passwort nicht vorgespeichert! – doch der, den sie suchte, der war nicht on. „So ein Mist!“, murmelte sie und schrieb ihm trotzdem eine Nachricht, die er dann eben später lesen würde, wo sie ihre Lage erklärte und versprach, sich bald aus einem Internetcafé zu melden, vorsichtshalber schickte sie ihm auch ihre Handynummer, man konnte ja nie wissen…