Tränen der Justitia

  • Die Mädchen im Ort sind ja ganz schön aufdringlich,ehrlich gesagt glaub ich nicht,dass die Frauen früher so emanzipiert waren und Männer so mutig angesprochen haben.Patrizio hat wohl eine arge ENttäuschung in LIebesdingen erlebt,er scheint mir sehr verbittert,aber wie er Leandro behandelt gefällt mir nicht so besonders,er unterdrückt ihn ja regelrecht und schreibt ihm vor,was er zu tun hat.Auch wenn mir Leandros Art nicht so zusagt,er ist erwachsen und kann ja tun und lassen,was er will.

  • @Dirgis:
    Ich schätze, das war nur die erste allgemeine Sensationslust. Die Versuchung des Neuartigen. Die meisten der Mädchen sind normalerweise nicht so.

    Ja, Patrizio ist das, was man heute einen Kontrollfreak nennen würde.
    Jemand, der alles im Griff haben will/muss. Auch Leandro.

    Die nächste Fortsetzung kommt wahrscheinlich noch heute.

    Bis dahin:
    Liebe Grüße
    Eure Appolonia

  • Hatte die letzten Tage viel um die Ohren, aber jetzt hatte ich wieder Zeit zum Schreiben und Fotografieren.


    Viel Vergnügen mit dem Ergebnis!

    Kapitel 3.2

    Währenddessen waren Patrizio und Leandro bei ihrem neuen Heim angekommen. Der Kutscher hatte die Wahrheit gesagt, sie waren nur in eine breite Gasse eingebogen, ein paar Meter gelaufen und hatten schon bald ihre dreistöckige Fachwerk-Villa erblickt.



    "Beeindruckend. Unser Haus ist viel größer als unsere alte Bleibe, nicht wahr?" "Du meinst wohl mein Haus. Du bist ein Untermieter, der keine Miete zahlt." "Jaja", winkte Leandro ab und bestaunte weiter das Gebäude. Rauch drang aus dem Schornstein, die Dienstmädchen wohnten wohl schon hier.



    Patrizio klopfte an die große Tür. Einen Moment später öffnete eine junge Frau, deren schwarze Krausen von einem Kopftuch zurückgehalten wurden. "Tretet ein, wir haben Euch erwartet." Sie verschwand im Haus, Patrizio und Leandro folgten ihr. "Hübsch, hübsch." "Bei dir kommt jede Hilfe zu spät", bemerkte Patrizio leise, ohne seinen Freund anzusehen. In der niederen Eingangshalle, die sogar ein kleiner Hausaltar zierte, wartete ein zweites, gleich gekleidetes Hausmädchen, neben das sich das erste stellte.




    Die Kraushaarige sprach als erstes und verneigte sich dabei: "Ich bin Salma, Eure ergebene Dienerin." In Patrizios Ohren klang ihre Stimme schrecklich gelangweilt, ihre Rede wie eine nachlässig eingeübte Phrase. "Und ich... ich bin... Emmeline...", stammelte das zweite Mädchen, blonde Zotteln fielen in ihr verängstigtes Gesicht. "Süß, die Kleine. Gänzlich schüchtern, aber das wird schon." Leandro warf Emmeline einen anzüglichen Blick zu, dem diese sofort auswich. Patrizio verdrehte die Augen und gab den Mädchen ein Zeichen, sich zu entfernen.



    Kurz bevor sie in den hinteren Räumen verschwand, drehte Salma sich noch einmal um. "Abendessen ist etwa um halb sieben fertig." Als Patrizio sie um eine Führung durchs Haus bitten wollte, hatte sie schon die Tür zur Küche zugeschlagen. Er zögerte kurz, dann stieg die breite Holztreppe hinauf, um sein neues Heim selbständig zu erkunden. Leandro hingegen blieb im Erdgeschoss.



    Im ersten Stock befanden sich eine Stube und eine kleine Bibliothek, die Patrizio sofort in ihren Bann zog. Hier musste es bestimmt eine Abschrift eines jeden Buches geben, das je niedergeschrieben wurde. Fasziniert ließ er seinen Blick über alle Regale schweifen. Ein Schreibtisch und ein gepolsterter Sessel komplettierten die Ausstattung.




    Von der Privatbücherei führte ihn eine Tür auf einen Balkon, der den im Stock darunter liegenden Garten umrundete. "He, Patrizio! Hier unten!" Er lehnte sich über das Geländer und erblickte Leandro, der ihm zuwinkte. "Klasse, was? Ein Garten mit unserem eigenen, kleinen Brunnen." Patrizio nickte und rief seinem Freund zu: "Nicht schlecht. Ich sehe mich nach den Kammern um."



    Die Schlafzimmer fand er im obersten Geschoss vor, zwei für Leandro und ihn, das dritte war für eventuelle Gäste reserviert. Sein riesiges Bett mit roten, samtenen Vorhängen und ein zweiter Schreibtisch überzeugten ihn davon, dass sich die Stadt um ihre Beamten kümmerte.

    Auf seinem Bett lag ein schwarzer Umhang mit einem roten Mittelstreifen und goldenen Borten bereit. Patrizio hob das Kleidungsstück an seinen Oberkörper. ‚Meine Robe‘, dachte er, bevor er sie anprobierte. Das bodenlange Gewand war weit geschnitten und kaschierte perfekt Patrizios eher magere Statur.



    Auf seinem Sekretär entdeckte er einen versiegelten Umschlag, der nichts weiter als einen kleinen Zettel enthielt. "Amtsübergabe morgen um ein Uhr im Rathaus", las Patrizio leise. Unterzeichnet war die Notiz von Mattehes, einem der Ratsherren der Stadt. Patrizio zog eine Augenbraue hoch und legte den Brief samt Umschlag auf den Beistelltisch neben seinem Bett.

    "Welch ein freundlicher Empfang."
    __________________________________________

    Das war's mal wieder.
    Kommentare jedweder Art sind wie immer erwünscht!

    Liebe Grüße
    ~Eure Appolonia~

  • Wunderschöne Bibliothek,das wär mein Zimmer,da würd ich Stunden zubringen.Das war echt fies,wie Patrizio da zu Leandro,"mein Haus,du bist nur Untermieter ,der keine Miete zahlt"sagt.Also ich würd gehen,wenn ich Leandro wär,so muss man sich nicht behandeln lassen.Leandro hat bestimmt auch nette Seiten,du zeichnest fast ein etwas zu unschönes Bild von ihm als Frauenheld,So schlimm wird er schon nicht sein.

  • ooohh das haus hast du wunderschön hingekriegt, wie eigentlich alle deiner Hintergründe.
    Ich frag mich, was den beiden jetzt so alles passiert. Habe ja die leise Vermutung, dass Patrizio im Gericht wieder auf die Räuberin trifft, weil sie angeklagt wird o.ä.
    Leonardo finde ich total witzig, so vom Charakter her, obwohl man ja bisher eigentlich nur über ihn weiß, dass er recht ein Casanova ist. Bin mal gespannt, welche Rolle er noch spielen wird.
    Was ich sehr schade finde, ist, dass man von der blonden Magd kein größeres Foto sieht. Du schreibst von ihren blonden Zotten, aber die erkennt man auf dem Foto fast gar nicht. Hab mich echt angestrengt, weil ich so wahnsinnig neugierig war. Aber naja, ich hoffe, man sieht sie in einer der nächsten Fortsetzungen. Muss ich eben noch warten.

  • @all:
    Danke für die Kommis! Hab mich (wie immer) sehr gefreut!
    @Dirgis:
    Jeder Mensch hat seine guten und seine miesen Seiten. Irgendwann kriegt man beide zu Gesicht ;)
    Cindy Sim:
    Danke für dein Lob.
    Dauert auch immer lange genug, um die Gemäuer zu entwerfen und zu bauen.
    Lohnt sich anscheinend aber! :)

    Leandro ist nicht umsonst da, soviel sag ich mal.

    Im nächsten Kapitel hab ich ein größeres Bild von Emmeline. Da siehst du sie dann genauer.

    Ich versuch, das nächste Kapitel heut noch reinzustellen. Kann aber nix versprechen.

    Liebe Grüße

    ~Eure Appolonia~

  • Hab endlich wieder Bilder schießen können.

    The Story goes on...


    Kapitel 4


    Als Patrizio am nächsten Morgen erwachte, nahm er die Bilder vom restlichen Teil des gestrigen Tages nur verschwommen wahr. Er hatte nur noch den Geschmack des Abendessens im Mund, doch schon bald wich dieser einem sehr bitteren Aroma.



    Patrizio strich sich den Schlaf aus den Augenwinkeln. Ihm war wieder eingefallen, was den bitteren Nachgeschmack verursacht hatte. Den Becher Wein hätte er sich verkneifen sollen. Hinzu kamen noch die allmorgendlichen Kopfschmerzen, die ihn schon sein halbes Leben verfolgten. Als er aus dem Bett stieg, schwankte er ein paar Schritte vorwärts und musste sich an seinem Schreibtisch aufstützen.



    "Herr, seid Ihr schon wach?" Jemand klopfte an seine Zimmertür. Die tiefe, eigenwillige Frauenstimme kannte er doch. Salma. Patrizio atmete tief durch. "Ja. Weck Leandro und servier das Frühstück." "Sehr wohl." Er hörte, wie sie zur Tür gegenüber wechselte und dagegen hämmerte. Er raffte sich auf und holte seine Robe aus dem Schrank. "Endlich", flüsterte er und strich über das Kleidungsstück. Der anthrazitfarbene Samt schmiegte sich an seine blasse Haut, als er die Robe anlegte.



    Dann suchte er nach seinem ledernen Haarband, um seine langen Strähnen zu bändigen, konnte aber das Kästchen mit seinen kleinen Wertsachen nirgendwo finden. Er versuchte sich zu erinnern. Wo hatte er es gestern verstaut? Hatte er es überhaupt in der Hand gehabt? ‚In diesem Haus gibt es ab sofort keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr‘, dachte er genervt. Als er sich nochmals im Zimmer umsah, entdeckte er es auf dem Beistelltisch, der neben seinem Bett stand. ‚Wäre es lebendig, hätte es mich gebissen.‘ Patrizio zwang sich zu einem müden Lächeln und band seine Haare zusammen.




    In der Stube stand das Essen schon bereit, Emmeline füllte gerade den Brotkorb. Als sie Patrizio bemerkte, erschrak sie und flüchtete schnell aus dem Zimmer. Wenig später schleppte sich auch Leandro an den Tisch. "Musstest du mich so früh wecken lassen?" Er gähnte herzhaft und schnappte sich ein Stück Brot. "Was, kein Wein?" "Der Becher gestern hat mir gereicht." "Was kann ich dafür, dass du das Zeug nicht verträgst?"



    Patrizio ignorierte die Bemerkung, nahm sich ebenfalls eine Scheibe Brot kaute und gedankenverloren darauf herum. "Übrigens, die Farben Rot und Schwarz stehen dir nicht. Das Ganze lässt dich noch blasser wirken", bemerkte Leandro nach einer Weile fachmännisch. Patrizio erwiderte mürrisch: "Wie schön, dass du alles daran setzt, mich aufzuheitern."



    Sie schwiegen sich wieder eine Weile an, bis Leandro begann: "He, Patrizio... die Amtseinführung... muss ich da auch hin? Ich hab heute anderes vor." Patrizio antwortete nicht, er starrte nur aus dem Fenster. "Hörst du mir überhaupt zu? Muss ich zur Amtsübergabe oder nicht?" "Was? Nein, du darfst auch gar nicht mit. Es ist nur eine kleine Zeremonie, nichts weiter. Das heißt, ich bin anwesend und die Ratsherren", erläuterte er. "Von mir aus." Leandro stand auf und nickte Patrizio mit einem "Viel Glück" zu, dann verließ er den Raum.



    Patrizio hatte Leandro eines vorenthalten: Die Schlichte des Zeremoniells ging auf seinen eigenen Wunsch zurück. Er hatte in einem Brief seine Bitte geäußert, keine große Aufruhr darum zu machen, welche die Ratsherren gebilligt hatten. Patrizio hasste es, wenn ihn jemand neugierig anstarrte, als wäre er ein exotisches Tier auf einem Jahrmarkt.



    Kurz nachdem er sein Mahl beendet hatte, kam auch schon Salma herein, um Ordnung in der Stube zu schaffen. "Salma?" "Ja, Herr, was kann ich für Euch tun?" Langsam störte Patrizio der gleichmütige, gelangweilte Unterton des Hausmädchens. "Das Mittagessen lasse ich ausfallen, ich bin lieber etwas früher im Gericht und bleibe dann bis zum späten Nachmittag dort. Wie ich Leandro kenne, wird er wahrscheinlich auswärtig essen. Falls er doch auftaucht, wird er sich mit leichter Kost begnügen müssen." "Sehr wohl." Sie verneigte sich, nahm das Geschirr und verschwand.

    ~geht noch weiter~

  • Patrizio folgte ihr bis in die Eingangshalle und erkundigte sich nach dem Weg zum Gerichtsgebäude. "Einfach zum Rathaus", lautete Salmas knappe Antwort, bevor sie in die hinteren Räume verschwand. Patrizio seufzte und verließ das Haus in Richtung Marktplatz. ‚Sie scheint etwas gegen mich zu haben. Oder sie muss sich nur an mich gewöhnen.‘



    Normalerweise hätte er das Rathaus leicht gefunden, doch er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Geschehnisse des gestrigen Tages steckten ihm noch tief in den Knochen und der bittere Nachklang des Weins veredelte die Sache nicht gerade. Während er sich um einen brauchbaren Gedanken bemühte, marschierte er ziellos umher. Er hätte sich gestern noch in der Stadt umsehen sollen, statt sich mit Leandro an Emmelines Kochkünsten zu laben. So zurückhaltend das Hausmädchen auch war, ein besseres Mahl hatte Patrizio nur selten verzehrt. Sie war zu Recht in seinem Hause angestellt. Als er sich gerade für seine abschweifenden Überlegungen tadeln wollte, stieß er mit jemandem zusammen.



    Als er wieder im Gleichgewicht war, schaute er auf und blickte in ein Paar haselnussbrauner Augen. "Verzeiht mir meine Unachtsamkeit, Fräulein...", raunte er und bewegte seine Hand in einer entschuldigenden Geste. "Brida", ergänzte sie höflich lächelnd, "ich bin eine der Töchter des Obermeisters der Bäckerzunft." Sie knickste und wollte sich wieder umwenden, als Patrizio sie aufhielt. "Fräulein, würdet Ihr mir die Ehre erweisen und mich zum Rathaus führen? Ich bin in Eile." Auch wenn sich ihre gestrige Neugier wohl gelegt hatte, schien sie sichtlich erfreut über seine Bitte. "Natürlich, sehr gern. Folgt mir."



    Patrizio nickte. Auf dem Weg begegnete er unzähligen Menschen, Gesichter, die ihn neugierig anstarrten, die ihn freundlich grüßten, die ihn argwöhnisch beäugten oder einfach nur ignorierten. "Wir sind da, hier ist es." Mit diesen Worten unterbrach Brida seine Gedankengänge. "Vielen Dank." Er neigte seinen Kopf vor ihr und schritt zügig in den Gebäudekomplex, der aus dem Rathaus und dem Gericht bestand. Brida schien für ihren Teil zufrieden zu sein, jedenfalls deutete ihr beschwingter Gang darauf hin.



    Nachdem er das Gebäude betreten und die schöne Holztreppe erklommen hatte, traf er auf einen älteren Mann mit schütterem, weißem Haar und kleinen, freundlich dreinblickenden Augen. "Seid herzlich willkommen, Patrizio. Ihr seid etwas früh, aber lassen wir uns davon nicht stören." Er lächelte fröhlich und gab Patrizio die Hand. "Ich bin Heynrich, einer der fünf Ratsherren. Freut mich, Euch endlich kennenzulernen." Patrizio verbeugte sich und erwiderte das Lächeln. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite."



    Heynrich lachte, dann setzte er sich in Bewegung und wies Patrizio an, ihm zu folgen. "Ich will Euch nicht beunruhigen, aber... Nun ja, einige der anderen Ratsherren halten Euch für etwas zu jung für solch ein verantwortungsvolles Amt." "Ich bin mir der großen Verantwortung, die dieses Amt mit sich bringt, durchaus bewusst und kann guten Gewissens sagen, dass ich alles Menschenmögliche tun werde, um ihr gerecht zu werden." Er lächelte zuversichtlich, und Heynrich nickte ihm aufmunternd zu. Einige Minuten später trennte Patrizio und Heynrich nur noch eine dunkle, schwere Holztür von den anderen. "Seid Ihr bereit?" Patrizio atmete tief durch. "Ja."



    Als sie den Raum betraten, warteten bereits vier neugierige Augenpaare auf sie. Die Männer erhoben sich und stellten sich in einer Reihe auf, Heynrich gesellte sich zu ihnen. Der mittlere der fünf Männer trat vor und wandte sich an Patrizio. "Ihr seid also der talentierte junge Mann, für den wir uns entschieden haben. Willkommen. Mein Name ist Mattehes."



    Während er sprach, lief es Patrizio eiskalt den Rücken herunter. Mattehes schmale Augen ruhten auf ihm, seine buschigen Brauen zog er skeptisch hoch. ‚Talentiert... Er lügt. Er ist einer von denjenigen, die mich beurteilen, ohne mich zu kennen‘, dachte Patrizio und neigte widerwillig seinen Kopf vor dem Ratsherren. Die anderen Bekanntmachungen liefen nach demselben Schema ab: Ein mehr oder weniger ernst gemeintes Kompliment, ein Name und eine Verbeugung.



    Patrizio ordnete noch einmal alle Namen den Gesichtern zu. Da gab es natürlich Heynrich und den oberflächlichen Mattehes. Ein ihm sehr sympathischer Ratsherr trug den Namen Ekarius, die anderen beiden, Wolfflin und Laurentz, zeigten ihm gegenüber hingegen mehr Kälte. ‚Irgendwie kann ich ihnen die Vorurteile nicht verübeln. Alle im Rat sind bestimmt doppelt so alt wie ich.‘

    ~geht noch weiter~

  • Mattehes erhob seine einschneidende Stimme an Patrizio: "Es ist nun an der Zeit, Euch Euer Amt zu übergeben. Schwört Ihr, ein würdiger Verfechter und Vertreter der Gesetze unserer ehrenwerten und geliebten Stadt zu sein?" Patrizio legte seine Hand dorthin, wo er sein Herz vermutete. "Ich schwöre." "Nun denn."



    Mattehes winkte Wolfflin heran, der schon eine lange, dunkle Holzschatulle in den Händen hielt. Mattehes öffnete sie und nahm eine Kette mit einer Medaille heraus. Patrizio neigte den Kopf und ließ sich das Ehrenzeichen um den Hals hängen. Er drehte das Anhängsel hin und her. Die Vorderseite zeigte eine Waage, auf der Rückseite war das Stadtwappen eingraviert.



    Gleich darauf brachte Laurentz ein zweites, kleineres Kästchen, dem Mattehes einen Siegelring entnahm. Er reichte das goldene, mit einem roten Edelstein besetzte Schmuckstück an Patrizio weiter, der ihn sich an den Zeigefinger der linken Hand steckte. "Mögt Ihr mit einer langen und erfolgreichen Amtszeit beschieden sein", fügte Heynrich hinzu.



    "Ich werde Euch nun Euer Schreibzimmer zeigen", schloss Ekarius das Zeremoniell. Er gab Patrizio ein Zeichen, ihm zu folgen und schritt zügig den langen Gang hinauf. "Ekarius? Dürfte ich Euch eine Frage stellen?" "Sicherlich. Der Rat hat nichts zu verbergen." In seinen dunklen Augen spiegelten sich Freundlichkeit und Wärme. "Soweit ich es beurteilen kann, halten mich drei von fünf Ratsherren für unfähig, für zu jung. Warum bin ich trotzdem hier?" "Sie halten Euch nicht für unfähig, sie sind nur sehr skeptisch und wollen nur das Beste für die Stadt. Ich bin sicher, Ihr werdet sie alle noch überzeugen." Patrizio blickte ihn ungläubig an, denn diese Antwort stellte ihn nicht zufrieden. Er wollte gerade etwas erwidern, als Ekarius vor einer Tür stehen blieb und Patrizio einen Schlüssel in die Hand drückte. "Hier, das ist Euer Reich. Ihr habt den ganzen restlichen Tag Zeit, Euch zurechtzufinden und Euch einzuarbeiten. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag."



    Während Ekarius sich entfernte, schloss Patrizio die Tür auf und betrat ein geräumiges Zimmer. Mittig stand ein hübsch verzierter Schreibtisch mit einem passenden Stuhl, die Wände wurden von riesigen Bücherregalen verdeckt, die Ecke zierte ein rot gepolstertes Kanapee. Die zahlreichen Schränke beinhalteten unzählige Akten und Protokolle bereits beendeter Prozesse.



    Die Aufzeichnungen der letzten Anhörungen lagen noch offen auf dem Schreibtisch herum. ‚Besonders sorgfältig war mein Vorgänger offenbar nicht’, urteilte Patrizio, überflog kurz die Texte und zog dann eines der Gesetzbücher aus einem der Regale. Er wollte sich so schnell wie möglich einlesen, um auf alles vorbereitet zu sein. ‚Ich glaube, diese Stadt hält noch einiges für mich bereit‘, dachte er, bevor er sich wieder über seine Unterlagen beugte.

    Fortsetzung folgt...
    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Puh... Endlich fertig...
    Viel Text und viele Bilder.

    Wie immer, meine AKB (allgemeine Kommentar-Bedingungen):
    Freue mich über jeden Kommentar, egal ob er Lob, Kritik oder sonstiges enthält.

    Liebe Grüße

    ~Appolonia~

  • Also Salma würde ich nicht um mich haben wollen,da würde ich eine andere einstellen,aber Brida wäre eine hübsche Braut für Patrizio,denn als Richter braucht er ja in der damaligen Zeit unbedingt eine Ehefrau.Die Ratsherren sind irgendwie alle mteinander seltsam reserviert,nur der,welcher ihn begrüsst hat,scheint ganz nett zu sein.Hoffentlich unterlaufen Patrizio keine Fehler, ich wünsche ihm,dass er gute Arbeit leistet und er sich rasch Ansehen und Respekt verschaffen kann.

  • @Dirgis:
    Ja, Brida macht sich gut auf den Fotos. Und es ist nicht so, dass Patrizio sie unattraktiv findet.

    Da ich jetzt wieder neue Bilder habe, kann ich endlich wieder weitermachen.
    Fotostorys veröffentlichen macht irgendwie süchtig.

    Auf geht's!


    Kapitel 5.1


    Zwei Wochen waren seither ins Land gegangen, das milde Klima des Julis war der schwülen Hitze des Augusts gewichen. Patrizio hatte zu seinem Entsetzen feststellen müssen, dass sein Vorgänger wohl kaum einen Finger gerührt hatte, denn schon nach ein paar Tagen hatten sich die Pergamente in seinem Arbeitszimmer nur so gestapelt. Hier und dort fehlten zwar nur einige Unterschriften, aber viele der Dokumente waren so gut wie unvollständig.

    Sogar so manches schon halb vergilbtes und nahezu unlesbares Schriftstück fand urplötzlich seinen Weg auf Patrizios Schreibtisch. Doch er beklagte sich nicht, vergrub sich oft bis spät in die Nacht hinter Akten und Büchern und erntete jeden Morgen besorgte Blicke von Leandro.



    Trotzdem schien das Schicksal Patrizio seine Arbeit nicht erleichtern zu wollen, denn zu allem Überfluss ereigneten sich auch noch einige Diebstähle, die alle miteinander verknüpft zu sein schienen. Der Rat schien ebenfalls keine Gnade zu kennen, da die hohen Herren entgegen Patrizios Anraten die ganze Sache publik gemacht hatten. Seine Aufgabe bestand nun darin, den oder die wahrscheinlich schon längst geflohenen Verantwortlichen stellen zu lassen und hinter Schloss und Riegel zu bringen.




    Nun saß er nervös in seinem Schreibzimmer im Gericht und besah sich nochmals die Aussagen der Opfer. Es waren ausschließlich Frauen aus der Ober- und der oberen Mittelschicht. Der oder die Täter, mit Paaraktionen musste man bei Taschendiebstahl immer rechnen, suchten sich große Menschenaufläufe aus. Alle Opfer hatten jemanden in ihrem Rücken gespürt, dann war ihnen ihre Geldkatzen vom Gürtel gerissen worden, aber als sie sich umdrehten, war der Dieb schon in der Menschenmenge verschwunden.



    Unruhig trommelte Patrizio mit den Fingern auf dem Tisch herum. Er wollte sich vor den Ratsherren und der ganzen Bevölkerung beweisen. Er hoffte, seine verschärften Maßnahmen beim Markt heute würden helfen, den oder die Schuldigen zu fassen. Wenn er oder sie überhaupt noch in der Stadt weilten. Hinzu kamen noch seine Kopfschmerzen und die Tatsache, dass er die letzten Wochen gar nicht oder nur sehr unruhig geschlafen hatte.



    Der ebenfalls anwesende Leandro kämpfte mit seinen eigenen Problemen. "Patrizio! Könntest du das lassen? Gott, das gestern Abend war vielleicht doch keine so gute Idee... Mein Kopf..." "Du solltest nicht so viel trinken", murmelte Patrizio geistesabwesend. Leandro brummte nur verärgert: "Das ist nicht hilfreich. Verdammt, ich glaube, ich hatte noch nie so einen Kater... Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich zerspringen..."



    Als er Patrizios angespannte Miene bemerkte, begann er: "Was hältst du von einem Spaziergang? Die dunklen Wände erdrücken mich. Dir würde es sicher auch nicht schaden." "Nein... Ich bleibe lieber hier. Falls man mich braucht." "Mein Freund, die Stadtwachen sind keine Anfänger! Jede Gasse, die vom Marktplatz abgeht, wird strengstens bewacht, alle ins Schema passende Leute sind gewarnt, was willst du denn noch veranlassen? Sorge dich nicht, alles wird glatt gehen."


    ~geht noch weiter~

  • "Na schön", gab Patrizio nach , "und wo willst du hin?" "Irgendwohin. Es kommt auf den Weg an, nicht auf das Ziel." Sie verließen Patrizios Schreibzimmer, wanderten in der Nähe des Rathauses herum und diskutierten über Gott und die Welt.




    "Sieh mal!", rief Leandro auf einmal, statt auf Patrizios letzte Frage zu antworten und deutete mit dem Kopf auf die andere Seite der breiten Gasse. Ein blondgelocktes Wesen verließ gerade ein Gebäude und kam nun auf sie zu. Als sie Patrizio sah, fing sie an zu lächeln, strich sich elegant eine Strähne aus dem Gesicht und schlug kunstvoll ihre Augen nieder. Patrizio schauderte, als sie, ihre eisblauen Augen immer noch auf ihn fixiert, an ihm vorbeischritt.



    "Wer ist das?" "Was, du weißt nicht, wer das ist? Das ist Larissa, das schönste und begehrteste Mädchen der ganzen Stadt. Sehr hübsch, nicht wahr?" Die jungen Männer starrten ihr hinterher. " Mädchen? Sie ist bestimmt schon achtzehn. Und wohl auch nicht verheiratet." Leandro grinste frech. "Nein. Bis jetzt war ihr und ihrer Familie keiner gut genug. Wieso? Willst du einmal um sie werben?"



    Ein scharfer Blick von Patrizio gab ihm Antwort. "War nicht so gemeint. Aber hör bitte auf, mich so bitterböse anzuschauen." Er lugte die Straße hinauf, Larissa war nicht mehr zu sehen. "Aber jetzt mal ganz neutral gesehen... Wie findest du sie?" "Ich weiß nicht. Sie mag ja ganz gut aussehen, aber sie hat... wie soll ich sagen... Sie hat so etwas Kaltes, Höhnisches." "Und weiter?" Leandro schien nicht groß über Larissa nachgedacht zu haben. "Sie kommt mir so unheimlich bekannt vor. Auf eine negative Weise." "Wirklich? An wen erinnert sie dich?" Leandro blinzelte ungläubig. "Wenn es mir einfällt, werde ich es dir sagen."



    Während sie die Gasse hinunter schlenderten, dachte Patrizio krampfhaft darüber nach, wem Larissa so ähnelte. ‚Diese eiskalten Schauer... Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich dieses Gefühl schon drei Mal in meinem Leben... Bei Larissa, natürlich, aber das erste Mal... Das ist schon Jahre her...‘

    "Oh nein... Ich dachte, wir würden hier niemanden kennen", stöhnte Leandro plötzlich neben ihm auf und riss Patrizio aus seinen Gedanken. "Wir sind hier völlig fremd, Leandro, wen sollten wir..." Als er seinen Blick nach vorn richtete, gab auch er einen schmähenden Laut von sich.

    Fortsetzung folgt...
    _____________________________________________

    Und jetzt gibt's als kleines Leckerli noch...

    Outtake!



    Blind vor Leidenschaft, Leandro?

    So. Jetzt aber.
    Ich mach Feierabend.

    Freue mich wie immer über jeden Kommentar.
    Ihr könnt alles schreiben, was euch zu meiner Story einfällt, sei es Lob, Kritik oder sonstiges.

    Wünsche noch einen schönen Abend

    ~Eure Appolonia~

  • Guten Abend, da bin ich wieder.

    Keine Kommentare dieses Mal? Schade.
    Anscheinend gab's nicht so viel zu sagen zu meinem letzten Kapitel.

    Naja, vielleicht fällt euch bei meinem neuen Teil jetzt mehr ein.


    Kapitel 5.2


    "Patrizio! Ich wusste doch, dass mir der Name bekannt vorkommt!" "Marek. Welch freudige Überraschung", erwiderte Patrizio ihm trocken, "was willst du?" "He, nicht so unfreundlich. Wir sind doch alte Bekannte."



    Marek warf seine blonden Strähnen, obwohl diese seit ihrer letzten Begegnung an Länge eingebüßt hatten, zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wir hatten nie ein gutes Verhältnis, also, was willst du?" "Ich verstehe. Ja, du warst immer schon ein wenig seltsam... Hast nie auch nur um ein Mädchen geworben... Wie gesagt, du warst ziemlich merkwürdig."



    "Halt dich zurück!" Leandro trat vor Marek. Dieser begann, hämisch zu lächeln. "Ach ja... Leandro. Dein persönlicher Wachhund", stichelte er an Patrizio gewandt. "Halt den Mund! Du kommst vor ein paar Jahren auf Durchreise in die Stadt, in der Patrizio studiert, entscheidest dich, etwas länger zu bleiben und machst uns das Leben schwer! Du urteilst nach deinen Maßstäben über uns und spottest den lieben langen Tag über alles und jeden, der dir nicht in den Kram passt! Du lebst auf Kosten deines angeblich so schwerreichen und einflußreichen Vaters und denkst nur an dich selbst! Patrizio hat hart für sein Studium gearbeitet und verdient sein Geld selbst. Ich bin sicher, er ist mindestens genauso einflußreich wie dein Vater! Also untersteh dich, noch einmal so mit ihm zu reden! Außerdem ist er für dich immer noch ‚Euer Ehren‘, schreib dir das hinter die Ohren!"



    Patrizio stutzte. Leandro war zwar ein recht impulsiver Mensch, aber er hatte ihn noch nie so explodieren sehen. Marek grinste nur unbeeindruckt. "Verzeiht mir, Euer Ehren", sagte er spöttelnd zu Patrizio, wandte sich dann wieder Leandro zu. "Ach ja, Leandro... Entspricht es der Wahrheit, dass du Euer Ehren auf der Tasche liegst und in seinem Haus lebst?"
    Das saß tief. Nicht bei Leandro, sondern bei Patrizio. "Erstens, verbitte ich mir diesen hochnäsigen Ton mir und Leandro gegenüber, und zweitens," er sah seinen Freund kurz an, "ist Leandro ein sehr begabter Künstler. Er malt wundervolle Bilder und ist gerade dabei, hier sein Atelier einzurichten. Also halt dich zurück und lass uns in Frieden!" Er unterstrich das Ende seiner Rede mit einem wütenden Schnauben und drängte sich an dem völlig sprachlosen Marek vorbei. "Kein Müßiggang, Leandro. Ich muss noch einmal ins Gericht."



    "Ach übrigens", hörte Patrizio seinen Freund sagen, "die schöne Larissa ist von mir sehr angetan." Mareks Wutausbruch darauf war unbeschreiblich. "Lass bloß deine schmutzigen Finger von ihr! Du bekommst sie niemals! Du lügst doch! Sie würde sich nie für dich interessieren, für so einen Tagelöhner wie dich! Wie nennst du es noch gleich? Ach ja, Künstler! Mit so einem wie dir würde sie sich nie abgeben! Lass deine Finger von ihr! Lass deine schmutzigen Finger von meiner Schwester!"



    "Deiner – was? Wie kann ein so wundervolles Geschöpf mit jemandem... jemandem wie dir verwandt sein?" "Jetzt reicht es endgültig, du... du kleine Ratte!" Marek war drauf und dran, Leandro an die Kehle zu gehen, als Patrizio sich zwischen sie stellte. "Ruhig Blut, mein Freund", flüsterte er Leandro zu und wandte sich an Marek. "Hältst du es wirklich für klug, dich in meiner Gegenwart der Verletzung eines fremden Leibs schuldig zu machen?" Er warf ihm einen warnenden Blick zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Platz.



    Als sie außerhalb seiner Sicht waren, begann Leandro von neuem. "Larissa und Marek – Geschwister? Nein... Nein, das ist nicht möglich." "Ich glaube sogar, Zwillingsgeschwister, Leandro. Sie sind schätzungsweise gleich alt. Und außerdem... Dass ich diese Ähnlichkeit nicht eher bemerkt habe. Sie haben beide diese eisblauen Augen. Ja. Bei Marek hat es mich zum ersten Mal so gefröstelt. Wer allerdings das Glied dazwischen war... Diese Stadt macht mich noch wahnsinnig."
    Leandro zuckte mit den Schultern. "Sie ist die Schwester dieses... dieses..." "Leandro!" Er stockte und führte den Fluch still zu Ende. "Fang nicht immer wieder damit an. Es ist nun mal eine Tatsache. Man sieht wirklich jeden zwei Mal im Leben." Patrizio zögerte kurz und fuhr dann fort: "Jedenfalls kommt dir Marek nicht ganz so wie früher in die Quere." "Ja... dieser miese..." Wieder beendete Leandro seinen Fluch in Gedanken.

    ~geht noch weiter~



  • In Patrizios Schreibzimmer angekommen fragte Leandro: "Was brauchst du denn noch so Wichtiges?" "Meine Ruhe. Ich habe kaum geschlafen in letzter Zeit." "Du solltest dich nicht ausnutzen lassen", unterbreitete Leandro eindringlich. "Ich kenne meine Grenzen. Und du weißt, ich bin es gewohnt, geistig jeden Tag lang zu arbeiten. Das ist es nicht." "Und was quält dich dann? Die Liebe?" Leandro lachte, während Patrizio für die Scherze nur ein müdes Schnauben übrig hatte. "Nein", entgegnete er energisch, "Alpträume. Alles war in Ordnung, bis..." "Ich dachte, du möchtest nicht darüber sprechen." "Möchte ich auch nicht."



    Leandro wechselte hastig das Thema. "Patrizio... Sag mal, hast du das vorhin eigentlich ernst gemeint?" "Was meinst du?" "Nun ja, als du sagtest, ich wäre ein guter Maler und dies alles..." Patrizio begann zu lächeln. "Natürlich. Glaubst du, ich würde ihm etwas unter die Nase reiben, das nicht der Wahrheit entspricht?" Nun erhellte sich auch Leandros Gesicht. "Ehrlich? Das alles war dein voller Ernst?" "Wenn ich es dir doch sage, ja."



    Leandro fing an zu grinsen und sprang auf. Er nickte seinem Freund zu und lief aufgeregt im Zimmer umher. "Oh je, ich hab noch so viel zu tun heute... Du bist mir doch nicht böse, wenn ich jetzt verschwinde, oder? Ich habe dringliche Dinge zu erledigen. Wir sehen uns heute Abend!" Voll Übereifer stürzte er hinaus, um kurz darauf nochmals seinen Kopf durch die Tür zu stecken. "Du hast das wirklich ernst gemeint, oder?" "Ja doch, ja doch, und jetzt hinaus mit dir, bevor ich es mir anders überlege", lachte Patrizio. Leandro zögerte einen Moment. "Danke, Patrizio."



    Als er die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, sagte Patrizio leise: "Ich danke dir. Für alles."

    š



    Patrizio stand am Fenster und ließ seine Gedanken schweifen. Über ihn und Leandro, über Marek, über Larissa, über Marek und Larissa. Er hatte seine Zweifel, dass Larissa im Charakter ein ‚wundervolles Geschöpf‘ sei, wenn sie die gleiche Erziehung genossen hatte wie ihr Bruder.



    Und Leandro... Er hatte Patrizio auf eigene Gefahr verteidigt, obwohl er in letzter Zeit aus Hochmut und auch ein wenig Unsicherheit sehr harsch mit ihm umgegangen war. Die Chance, sein Geld mit einem Handwerk zu verdienen, das ihm lag und Freude bereitete, hatte er sich mehr als nur redlich verdient. ‚Leandro ist unglaublich zäh. Er würde auch gut allein zurechtkommen. Trotzdem begleitet er mich‘, ging es ihm durch den Kopf.



    Ein lautes Klopfen riss ihn aus seinen tiefen Gedanken. "Ja, bitte?" Ein junger Bursche von höchstens vierzehn Jahren betrat den Raum. Trotz seines zarten Alters trug er die Kluft der Stadtsoldaten. "Euer Ehren." Er verneigte sich mit zitternden Knien. "Ja? So sprich doch, Junge."


    "Euer Ehren, wir haben sie."



    To be continued...
    --------------------------------------------------------

    So, das war Kapitel 5.
    Hoffe, es gefällt euch.


    Ich freue mich wie immer riesig über jeden Kommentar. Egal, was er beinhaltet. ;)



    Wünsche noch einen schönen Abend



    Eure Appolonia

  • Wen haben sie wohl,die Diebe,die seit einiger Zeit die Stadt unsicher machen? Man mag wirklich nicht glauben,dass Larissa die Schwester dieses Unsympathen ist,aber vielleicht hat sie ebenfalls keinen schönen Charakter,noch hat man sie ja nur gesehen.Und welche Alpträume plagen Patricio?

  • Uii jetzt wirds spannend!
    Also ich glaube ja, dass die Diebe die sind, die auch Leonardo und Patrizio überfallen haben und er sich dabei in die Frau verliebt, die dann später die Mutter seiner Tochter wird.
    Dass Larissa keinen guten Charakter hat, habe ich mir irgendwie gleich gedacht, so wie du es beschrieben hast. Ich würde wahnsinnig gerne wissen, was da alles passiert ist, jetzt gibt es ja reichlich Raum für Spekulationen.
    Schreib schnell weiter!

  • Ja,das ist eine gute Idee von Cindy Sim,könnten wirklich die sein,die sie auf ihrer Anfahrt in die Stadt überfallen haben.Aber ich glaube die Mutter seiner Tochter,diese Affaire hat er schon hinter sich.

  • Guten Abend!

    @Dirgis & Cindy Sim:
    Schön, dass ihr euch gegenseitig über meine Story austauscht und dass sie Anlass zu verschiedenen Theorien gibt.
    Einige der Spekulationen sind gar nicht mal so weit entfernt, andere dafür umso weiter.
    Ihr werdet sehen... ;)

    Da alles eigentlich nur vom Knipsen der Bilder abhängt (und ich glücklich bin, wenn meine Sims sich schön an die Anweisungen halten; Ok, Schauspieler sind grundsätzlich Nervensägen, ich weiß das, ich gehöre selbst zu diesen Nervensägen ;)), kann ich wahrscheinlich heute noch/schon den ersten Teil des nächsten Kapitels reinstellen.

  • Jetzt geht's weiter mit Teil 1/3 von Kapitel 6!
    Mit neuen Aufklärungen und Verwirrungen.
    Viel Vergnügen!



    Kapitel 6.1





    Es dauerte einen Moment, bis Patrizio die Nachricht begriffen hatte. Freude und ein Gefühl des Triumphes stiegen in ihm auf. Er lächelte den jungen Soldaten zufrieden an. "Vielen Dank, Junge. Richte allen meinen Dank und mein Lob aus. Wie heißt du?" "Paulin, Herr", stotterte der Junge.



    "Nun, Paulin... ‚Sie‘, sagtest du? Gleich mehrere? Wie viele denn, zwei, drei oder gar noch mehr?" Er lachte ausgelassen, während er zahlreiche Akten und Pergamentrollen aus den Schränken zusammen sammelte und auf seinem Schreibtisch auftürmte.



    Er zückte seine Schreibfeder und blickte Paulin erwartungsvoll an. "Nun?" Der Junge versuchte mehrmals, einen vernünftigen Satz zu beginnen, verhaspelte sich aber immer wieder. Patrizio fühlte sich zwar durch den großen Respekt des Jungen geehrt, aber es missfiel ihm, dass er ihn so sehr einschüchterte.
    Endlich hatte Paulin die Sprache wiedergefunden. "Euer Ehren... Nur eine Person. Nur eine. Ein Mädchen... etwa siebzehn. Aber sie ist eher störrisch. Sie sitzt bereits in ihrer Zelle und wird von Enndreß und einigen anderen Gerichtsdienern verhört."



    Patrizio nickte geistesabwesend. Diese Woche hatte er eigentlich nicht verstärkt mit weiblichen Wesen in Kontakt kommen wollen. Er notierte alles seufzend auf Pergament und gab Paulin ein Zeichen, fortzufahren.
    "Sie wurde auf frischer Tat ertappt," die Stimme des jungen Soldaten wurde mit jedem Wort sicherer, "sie wollte Fräulein Brida gerade die Geldkatze vom Gürtel reissen, da bemerkte sie es und ein Mann schrie sofort ‚Diebin‘. Sie rannte weg und versuchte, über eine Gasse zu fliehen. Da haben wir sie erwischt."



    "Vielen Dank, Paulin. Du kannst gehen. Schick Enndreß zu mir, wenn du an den Zellen vorbeikommst." "Danke, Euer Ehren. Ich werde es ihm sofort mitteilen. Vielen Dank." Er verneigte sich mehrmals tief und eilte hinaus.
    Keine zehn Minuten später erschien Enndreß auch schon. Patrizio musterte den jungen Mann eindringlich. Er hatte noch nicht viel Zeit mit dem Oberhaupt der Gerichtsdiener verbracht. Offiziell war Enndreß sein Assistent, nicht Leandro. Seine Patrizio freundlich begrüßenden, dunklen Augen hatte er vom seinem Vater, dem Ratsherren Ekarius. Beziehungen waren in dieser Stadt Gold wert.



    "Euer Ehren." "Enndreß. Was habt Ihr über das Mädchen in Erfahrung bringen können?" "Ich bedauere es zutiefst, aber es ist nicht wirklich viel. Sie ist nicht sehr gesprächig. Immerhin hat sie ohne sich zu weigern dieses Geständnis unterzeichnet, was alles weitere sehr vereinfacht." Er reichte Patrizio einen hübsch aufgesetzten Text, der von einem unleserlichen Gekrakel darunter verunstaltet wurde.

    "Sie kann nicht schreiben, nicht wahr?" Patrizio kniff angestrengt die Augen zusammen. "Nun ja, sie entstammt wohl der Unterschicht. Dort kann kaum einer lesen und schreiben, Ihr vergesst." "Ja, ich muss zugeben, es kommt mir manchmal aus dem Sinn." Er überflog den Text und wandte sich wieder der improvisierten Unterschrift zu.



    "Da dies nicht ihr Name ist... Wie heißt sie?" "Das ist schwer zu sagen. Wir haben sie dutzende Male gefragt, aber sie hat unheimlich genuschelt. Zumindest konnte jeder von uns einen anderen Buchstaben aufschnappen. Wir haben M, I, O und L." "Miol? Nun, vorübergehend wird es reichen." Langsam notierte er den unvollständigen Namen auf Pergament. "Gut. Ihr könnt gehen." Enndreß neigte den Kopf und verließ wortlos den Raum.



    Patrizio nahm wieder Platz und ließ seinen Kopf auf seinen Schreibtisch sinken. Eigentlich hatte er bei der befreienden Nachricht der Festnahme des Diebes im Freudentaumel versinken wollen, doch dessen Weiblichkeit drückte seine Laune ungemein.
    Ein stechender Schmerz im Kopf ließ ihn wieder hochfahren. Reflexartig drückte er die Finger gegen seine pochenden Schläfen. Kaum ein Tag verging, an dem sich seine Kopfschmerzen nicht bemerkbar machten. Doch plötzlich ließ der Schmerz nach, er war so schnell verschwunden, wie er gekommen war.
    Mit einem schwindligen Gefühl raffte er sich auf und trat ans Fenster. Überrascht starrte er auf den schon in ein tiefes Rot getauchten Horizont. Wie lange hatte er in seinem Schreibzimmer gesessen? Kurz bevor Paulin erschienen war, hatte er auch am Fenster gestanden, zu dieser Zeit war der Himmel noch strahlend blau gewesen.

    ~geht noch weiter~

  • Augenblicklich wandte er sich um, griff sich einige der kleineren Bücher und trat auf den dunklen Flur. "Euer Ehren!" Vor Schreck ließ Patrizio die Akten und den Schlüssel, mit dem er gerade seine Tür hatte verschließen wollen, fallen und drehte sich ruckartig um. "Habe ich Euch etwa erschreckt? So furchterregend bin ich doch nicht", rief Heynrich ihm lachend zu. "Nein, nein, natürlich nicht... Ich war nur in Gedanken...", murmelte Patrizio und sammelte seine Utensilien wieder auf.



    "Ich wollte Euch nur meine Glückwünsche und meine Hochachtung aussprechen." "Vielen Dank. Wie ich sehe, hat es sich schnell herumgesprochen." "Oh ja. Meine Ratskollegen waren ebenfalls sehr beeindruckt." Patrizio nickte benommen und war sich nicht sicher, ob Heynrich die Wahrheit sprach. "Es freut mich, das zu hören. Doch würdet Ihr mich jetzt bitte entschuldigen? Es war ein harter Tag und ich würde mich nun gerne zurückziehen." "Natürlich. Einen schönen Abend noch."



    "Vielen Dank." Patrizio wandte sich ab und lief zügig den Gang bis zur großen Treppe hinunter. Kaum hatte er die erste Stufe betreten, hörte er jemanden hinter sich. "Enndreß? Ihr seid noch nicht nach Haus?" Der junge Gerichtsdiener schien nervös zu sein und überging Patrizios Frage. "Dürfte ich Euch noch eine Frage stellen?" Er blickte ihn eindringlich aus seinen großen, dunklen Augen an. "Natürlich."



    Patrizio war in Gedanken noch ganz bei seiner Arbeit, weshalb ihn Enndreß‘ Frage völlig unvorbereitet traf. "Für Euch arbeiten doch zwei Hausmädchen, nicht wahr?" Er tänzelte verlegen auf der Stelle. Patrizio nickte zuerst nur, dann hakte er nach: "Ja, für mich arbeiten Salma und Emmeline. Warum wollt Ihr das wissen?" Enndreß‘ Wangen röteten sich. "Nun, ich...," begann er zögerlich, bis er seinen Vater, den Ratsherren Ekarius, den Flur heraufkommen sah. "Es ist nicht von großer Bedeutung... Danke."



    Er verabschiedete sich von Patrizio und begrüßte seinen Vater mit einer Verbeugung. Ekarius legte seinem Sohn den Arm um die Schultern, dann schlenderten sie zusammen die Treppe hinunter und verließen miteinander lachend das Gebäude. Patrizio starrte den beiden noch lange nach. Bitterster Neid breitete sich in ihm aus. Er versuchte, das sündhafte Gefühl zu vertreiben, doch es gelang ihm einfach nicht. Mit zitternden Händen auf dem Geländer stieg er langsam die Treppe hinab und trat hinaus auf den Rathausplatz, der oftmals als Fleischmarkt diente.



    Auf dem Platz waren kaum Menschen, die meisten hatten jetzt, bei Sonnenuntergang, Feierabend und waren schon längst zu Hause, im Wirtshaus oder in der Kirche, um zu beten. Unter den wenigen bemerkte er Marek und seine Zwillingsschwester Larissa. Die beiden standen eng beisammen und tuschelten miteinander.



    Als Patrizio an den beiden vorbeischritt, versetzte Larissa ihrem Bruder einen Stoß in den Rücken, worauf Marek mit einer missbilligenden Miene auf ihn zukam. Larissa folgte ihm in gebührendem Abstand. "Meine Glückwünsche", knurrte er gezwungen. "Vielen Dank", entgegnete Patrizio ihm monoton. Als sich Larissa neben Marek stellte, fuhr dieser in unverändertem Tonfall fort: "Meine Schwester und ich waren sehr beeindruckt von Eurer souveränen Leistung. Ihr Name ist Larissa." Sehr zu Mareks Ärgernis fügte Larissa hinzu: "Aber das dürftet Ihr bereits wissen, Ihr seid ja ein gebildeter und weltoffener junger Mann." Sie setzte ein schmeichelndes Lächeln auf, bei dem Patrizio ein Gefühl der Übelkeit überkam.



    "Sehr erfreut." Larissa gegenüber fiel es ihm weder schwer kühl zu klingen noch kühl zu bleiben. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie mit ihren Schmeicheleien bei vielen Männern gut ankam, den Rest erledigte ihr zugegeben nicht zu verachtendes Äußeres. Ihn widerten ihre Art und ihre Methoden aber einfach nur an.

    ~geht noch weiter~