Tränen der Justitia

  • So, diese Fortsetzung war längst fällig.

    Kapitel 7.2

    "Patrizio! Na los, komm zu dir! Sag doch etwas! Patrizio!", tönte Leandros Stimme weit entfernt. Patrizio blinzelte müde und ballte seine Hände zu Fäusten.



    Er spürte Leandros Hände an seinen Schultern und ein weiches Samtpolster unter sich. Er hob sein schmerzendes Haupt und betrachtete seine Umgebung. Langsam zeichneten sich die Umrisse seines Schreibzimmers aus der Dämmerung ab. "Was ist geschehen?", murmelte er benommen.



    "Gott sei Dank. Ich dachte schon, es sei aus mit dir." Leandro lächelte erlöst und gab Patrizios Schultern frei. Dieser richtete sich vorsichtig auf, schüttelte leugnend den Kopf und sprach mit schwacher Stimme: "Ach Unsinn. Berichte mir schlicht nur, was geschehen ist." "Nun ja, als du nach der Urteilsverkündung hinausgehen wolltest, bist du gestolpert und nicht mehr aufgestanden. Kurz gesagt, du hast die Besinnung verloren."



    "Sag, wie lange ist das her?", fragte Patrizio matt. "Kaum eine halbe Stunde", entgegnete Leandro, während er jede von Patrizios Bewegungen genaustens beobachtete, "der Heiler ist vor ein paar Minuten gegangen. Er meinte, rein körperlich fehle es dir an nichts. Er glaubte an einen Fluch oder Zauber." "Quacksalber", zischte Patrizio verachtend und hob seinen Oberkörper mühsam noch ein Stück an. "Hatte er Recht? Was war denn eigentlich mit dir?" Leandros Stimme klang weiterhin besorgt. "Ich weiß es nicht. Es war bizarr. Als hätte ich jegliche Beherrschung verloren. Als wäre ich willenlos. Es klingt vollkommen geisteskrank, wenn ich es ausspreche, aber... Mir war, als würde ich von Erinnerungen gelenkt werden." Leandro nickte langsam und stellte dann fest: "Nun ja, nach alledem äußerte der Heilkundige auch eher Bedenken über deinen Geisteszustand."



    Patrizio sah ihn kritisch an. "Nach alledem? Was hat dieses ‚alledem‘ zum Inhalt?" "Nun, weißt du, das mit den Erinnerungen ist vielleicht gar nicht so verrückt..." druckste Leandro herum. "Was soll das nun wieder bedeuten? Drück dich klar aus!" "Gut, ich bemühe mich... Weißt du noch, was du mir heute beim Frühstück über das Urteil erzählt hast?"
    "Leandro, was hat das damit..." begann Patrizio, verstummte dann bei seinem nächsten Gedanken. Dann fuhr er langsam und kontrolliert fort: "Bitte, sag mir, dass das nicht wahr ist."



    Leandro biss sich auf die Lippe. "Das würde ich, wenn eine Lüge keine Sünde wäre." Patrizio vergrub sein Gesicht in den Händen. "Somit habe ich mir meinen ersten Fehltritt geleistet. Und das nach knapp drei Wochen. Nun hält man mich für sicher für unzurechnungsfähig, für geisteskrank. Das Schicksal hat es auf mich abgesehen." Sein Freund schwieg betreten. "Urteil unwiderruflich?" fragte Patrizio knapp. "Urteil unwiderruflich."



    Langsam stand Patrizio, Leandros Hinweis, doch besser liegen zu bleiben ignorierend auf, ging zum Fenster und starrte hinunter auf den Rathausplatz. "Ich sollte mich am besten gleich aus dem Fenster stürzen. Dann wäre alles schnell vorbei." Leandro packte ihn augenblicklich am Arm, als hätte er Angst, dass Patrizio seine Rede gleich in die Tat umsetzen würde.



    Patrizio riss sich ärgerlich los und begann, im Zimmer auf- und ab zu gehen. Warum hatte es das Schicksal gerade auf ihn so abgesehen? Wieso mussten solche Dinge immer ihm widerfahren? Nun hatte er es sich gründlich verdorben, und seinen Fehler auszumerzen, war ein Ding der Unmöglichkeit.



    Er sah zu Boden, als vor seinem inneren Auge wieder ihr Bild erschien. Sie. Für sie durfte die ganze Angelegenheit genauso verärgernd und beklemmend sein wie für ihn. Er war sich sicher, dass sie nicht gerade erfreut war über sein Urteil.

    Aber so war sie ihm abgeneigt, so war es ihr wohl lieber, ihn nicht zu sehen, so wollte sie wahrscheinlich nicht einmal mit ihm reden.

    So war sie keine Gefahr.

    ~Fortsetzung folgt~
    ----------------------------------------

    Das war es mal wieder.

    Wie immer freue ich mich wie ein kleines Schnitzel über jeden Kommentar.

    Einen schönen Abend und liebe Grüße wünscht euch

    Eure Appolonia

  • Also wissen tun wir gar nichts nach diesem Kapitel.Welches Urteil hat er gesprochen? Ein so abwegiges,dass er vielleicht seinen Richterposten verliert,hält man ihn wirklich für geistesgestört? Er kennt das Mädchen also offensichtlich von früher,oder doch nicht.Wieso denkt er überhaupt,dass sie ihn sehen möchte oder mit ihm sprechen.Das ist doch normal nicht üblich,dass ein Verurteilter mit dem Richter spricht.Fragen ünber Fragen,hoffentlich klärst du uns bald auf.

  • Hab jetzt nachgeschaut und beide Namen zwar in der Zwischenzeit wieder vergessen, aber ich erinnere mich daran, dass sie zwar nicht dieselben waren, aber doch seehr ähnlich klangen.
    Also ich vermute, dass Patrizio tatsächlich gesagt hat, er möchte eine anständige junge Dame oder so aus ihr machen, darum gings doch im Gespräch beim Frühstück?
    Falls es tatsächlich so ist, bin ich sehr gespannt auf die Erziehungsversuche und freue mich auf deine Fortsetzung!

  • Wird das vielleicht eine Eliza Doolittle Geschichte wie in MyFair Lady,und Patricio will aus einem gefallenen Mädchen eine feine Dame der Gesellschaft machen ?

  • Zeit, Kapitel 7 zu beenden.

    Viel Spaß mit

    Kapitel 7.3

    Langsam zog sie die Nadeln aus ihrer Frisur und ließ sich ihr Haar über die Schultern fallen. Wie ein Wasserfall aus flüssigem Gold sah es aus. Sie tauchte ihre Finger in das Kräuterwasser, das neben ihr auf dem Schminktisch stand und betupfte ihr zartes, helles Gesicht. Die Flüssigkeit brannte scharf auf ihrer Haut, doch sie beachtete es nicht. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt.



    Außerdem versank sie regelrecht in ihren Gedanken. Wie schön sie aussah, ihre langen, goldenen Haare und ihre kristallklaren, blauen Augen, ging es ihr durch den Kopf.
    Ihr Name passte perfekt zu ihr. Larissa. Ein Name, der einer Königin gebührte. Wenn sie schon nicht dem Adel angehörte, wollte sie wenigstens die atemberaubend schöne Tochter aus gutbürgerlichem Hause sein.



    Sie griff nach ihrem Handspiegel und tänzelte sich darin betrachtend durch ihre Kammer. So würde sie jedem Mann gefallen, so schön, wie sie war. Mit ihr konnte ein hoher Herr sich zeigen, jeder würde beim ihrem und ihres zukünftigen Gatten Anblick vor Neid erblassen. Wie ihre Kinder wohl aussehen würde? Vornehme Blässe, ihre Haare, seine Augen? Wessen Gesicht hätten sie? Auf jeden Fall mussten sie perfekt sein, genau wie ihre Eltern.



    Dann überdachte sie ihren Gedanken. Ein Kind würde ihre perfekte Figur ruinieren, ihre schmale Taille und ihre zarten Beine. Einmal ganz abgesehen von der Gefahr, die ganze Sache nicht zu überleben. War es ihr das wert? Aber welcher Mann wollte schon eine Frau zum Weibe nehmen, deren sehnlichster Wunsch es nicht war, ihm einen Sohn zu schenken?



    "Wovon träumst du schon wieder? Von ihm, nicht wahr?" Plötzlich stand Marek im Raum und lächelte höhnisch. Vor Schreck ließ Larissa ihren Spiegel fallen "Hast du noch nie etwas vom Anklopfen gehört, oder hast du schlicht nicht die Manier dazu?", fuhr sie ihren Bruder wütend an. Für einen kurzen Moment wirkte er abwesend, ja nahezu einsam, dann lachte er jedoch nur auf seine übliche unbeeindruckte Weise. "Schlag ihn dir endgültig aus dem Kopf. Er ist nicht klar bei Verstand."



    "Weißt du, liebster Bruder," sprach Larissa in einem sanften Tonfall, "Neid und Eifersucht sind Todsünden." Wieder stieß er sein unbeeindrucktes Lachen aus. "Falls du es schon vergessen hast, die Eitelkeit ist auch eine." Er deutete auf den Spiegel am Boden, dann auf ihre zahlreichen Elixiere und Wässerchen. "Ich habe meine Gründe", rechtfertigte sich Larissa und fuhr sich durch ihr weiches Haar.



    "Ihn", murmelte Marek abfällig. Larissa kehrte ihm den Rücken und setzte sich wieder an ihren Schminktisch. "Ja. Patrizio. Er muss sich schließlich mit mir zeigen können." Sie betrachtete sich kritisch im Spiegel und riss sich dann, ohne mit der Wimper zu zucken, einige ihrer Stirnhaare aus. Nur für ihn. Schließlich war er ein Gelehrter, ein Mann des Verstandes und des Geistes, jemand, dessen Weib weder töricht sein noch so aussehen durfte.
    "Wer ist eigentlich dieser Rotfuchs, in dessen Begleitung er oftmals steht?", fragte sie, um sich vom Schmerze abzulenken. "Leandro", Marek spuckte den Namen förmlich aus, "bleibe diesem leichtfertigen, sprunghaften Taugenichts bloß fern."



    Als Larissa seine Anweisung in keiner Weise bestätigte, durchquerte er mit lauten Schritten ihre Kammer und sprach höhnisch: "Da du ja einmal wieder den ganzen Tag hier mit deiner Schönheitspflege verbracht hast, kläre ich dich nun über die neuesten Taten deines Traumprinzen auf." "Schönheit ist vergänglich... Neid dagegen bleibt", meinte Larissa geistesabwesend, aber doch bestimmt. Marek lehnte sich entspannt gegen einen Pfosten ihres Bettes. "Erinnerst du dich an die Diebstähle? Der Dieb war ein Mädchen. Und eben dieses Mädchen hat dein Liebster sich jetzt ins Haus geholt. Erziehen will er sie. In die Gesellschaft eingliedern. Nur Gott weiß, warum, aber ich sagte doch, er ist nicht normal."



    Larissa drehte ihm ihr Gesicht zu, und er glaubte, Verwirrung darin zu entdecken. ‚Endlich,‘ dachte Marek, ‚sie hat es begriffen.‘ Seine Schwester wandte sich aber schnell wieder ihrem Spiegelbild zu und stellte eine völlig andere Frage: "Nun, verehrter Bruder, sieht sie gut aus? Ach, was für ein absurder Gedanke, sicherlich nicht." Er starrte sie fassungslos an. "Was? Wieso bleibst du so ruhig? Bist du denn gar nicht schockiert? Dabei handelt es sich um einen handfesten Skandal!"

    ~geht noch weiter~




  • Mit einem selbstgefälligen Lächeln schritt Larissa an ihm vorbei und ließ sich auf ihr Bett fallen. "Du brauchst mir nicht zu erzählen, was ich schon längst weiß. Ich frage dich, wofür hältst du mich? Und zugegeben, es ist eine ungewöhnliche Methode. Aber sieh ihn als Wohltäter. Sie ist nur ein unsensibles, ungebildetes und derbes Ding. Irgendein vollkommen verdorbenes Bauernmädchen. Und der Gedanke, sie sei in irgendeiner Weise ansehnlich... Absurd. Lachhaft. Infantil."



    "So häßlich war sie nun auch nicht. Mit einem Kamm und ordentlicher Kleidung ließe sich vermutlich so einiges bewirken." Marek wich zurück und zog die Augenbrauen verhöhnend hoch. "Jede Situation zum eigenen Vorteil zu nutzen zu wissen, zeugt von wahrem Geschick. Aber ich glaube kaum, dass du dieses Geschick besitzt. Also verschwende weder Atem noch Gedanken an diese Angelegenheit."



    Sie lachte leise und zupfte ihr Kopfkissen zurecht, während Marek sich noch ein Stück entfernte. "Und jetzt raus mit dir. Ich will schlafen. Ansonsten bekomme ich unschöne Augenringe. Die könnte ich nun wirklich nicht gebrauchen."



    Marek näherte sich der Tür, drehte sich um, um noch etwas zu sagen, verstummte aber, schüttelte nur enttäuscht und fassungslos den Kopf und verließ das Zimmer.

    ~Forsetzung folgt...~
    --------------------------------------------------

    So, das war es einmal wieder.
    Aber bevor Schluss ist, hab ich noch etwas für euch.

    Bonusbilder



    Das Bild entstand bei den Fotoarbeiten zum Kapitel 7.1 und ich fand es irgendwie schade, es im Bilderordner untergehen zu lassen.



    Ich konnte einem kleinen Extra-Fotoshooting mit Marek einfach nicht widerstehen...



    Genauso wenig einem mit dieser jungen Dame, die mitten unter den Fotoarbeiten übers Grundstück marschierte. Welche Rolle die junge Besucherin spielen wird, erfahrt ihr übrigens im nächsten Kapitel.
    ---------------------------------------------------

    Über Kommentare sowohl zum Kapitel als auch zu meinen spontanen Bildern freue ich mich wie immer riesig.

    Liebe, liebe Grüße

    Eure Appolonia

  • Larissa ist ja eine ganz schön eingebildete junge Dame,aber eine echte Schönheit,das muss man ihr lassen. Aber was sie für Schmerzen auf sich nimmt für ihr Ausssehen!Haare ausreissen und brennende Gesichtswasser.Patricio hat das Mädchen also bei sich aufgenommen um sie zu erziehen,na da bin ich schon gespannt,wie er das bewerkstelligen wird,wo ihn doch alllein ihr Anblick in Ohnmacht fallen lässt.Ich hoffe auf eine feurige Romanze zwischen ihm und der jungen Diebin.

  • Ich nehm alles zurück. Ich mag Larissa. Allerdings tut sie mir auch ein wenig leid, weil sie in der falschen Zeit geboren ist. Sie wäre in der Gegenwart wahrscheinlich besser aufgehoben. In der damaligen Zeit waren die Möglichkeiten für Frauen ja doch etwas begrenzt. Larissa hätte vermutlich mehr Potential als "nur" reich zu heiraten.
    Auf die "Erziehungsversuche" (juhuu ich hatte recht, ich hatte recht xD) bin ich übrigens auch gespannt. Und wann erfahren wir endlich was zwischen Marek und Leandro passiert ist?
    Bin gespannt auf die Fortsetzung!

  • Die Fortsetzung habe ich leider noch nicht fertig und ich weiß auch nicht, wann sie fertig wird. Der Text ist postbereit, aber an den Bildern haperts noch.
    Der PC, auf dem Die Sims 2 installiert ist, ist zur Zeit entweder besetzt oder ziert sich ein wenig in seiner Leistung.

    Deshalb mache ich schon einmal die Kommentarbeantwortung und liefere die nächste Fortsetzung so bald wie möglich.

    @Siola:
    Ja, die Menschen hatten damals schon seltsame Schönheitsmittel.
    Falls es dich interessiert, hier der Link zu meiner Informationsquelle, jetzt bezogen aufs Thema Schönheitspflege.
    Larissas Methoden hier sind ja noch relativ harmlos.

    Queen Elizabeth I zum Beispiel verwendete Quecksilber gegen Sommersprossen und Tollkirschsaft - in die Augen geträufelt - für einen wachen, intelligenten Blick. Ist noch extremer als die im Artikel beschriebenen Anwendungen.

    Ich habe schon eine Grundfassung für einen Erziehungsversuch, und das Schreiben hat Spaß gemacht. Aber daran feile ich noch, das nächste Kapitel beinhaltet etwas ganz anderes.

    Cindy Sim:
    Das hatte um ehrlich zu sein nicht erwartet ^^, aber das ist auch einmal etwas Schönes, wenn man unerwartetes Feedback bekommt.
    Jetzt wüsste ich doch einmal gern, warum du sie jetzt magst.
    Eins verrate ich: Larissa hat Talent. Soviel sei gesagt.
    Alles zu seiner Zeit.

    Ich versuche, die Bilder so schnell wie möglich zu schießen.
    Wäre toll, wenn ich es dieses Jahr noch schaffe.
    Liebe Leser, auch ihr stillen, ich hoffe, ihr bleibt mir erhalten.

  • Hallo Appolonia,


    so, jetzt bin ich endlich bei Deiner Geschichte up to date. :)
    Am Anfang - bei den Kapiteln mit Philine - war ich etwas irritiert, dass Du im Präsens schreibst. Das ist doch sehr ungewohnt. Auch fand ich einige Redewendungen recht modern, aber nun ja, Philine ist ja auch ein ungewöhnliches Mädchen. :D
    Die Rückblenden-Kapitel dagegen finde ich sehr gut gelungen, da passt alles. Und die Geschichte ist super aufgebaut. Alles sehr rätselhaft - warum will sich Patrizio nicht die Haare schneiden? Warum hat er Kopfschmerzen? Warum will er nicht heiraten? Was sind das für Erinnerungen, die ihn plagen, wenn er in Mariolas Gegenwart ist? Und wieso ist er sozusagen fremdgesteuert?
    Wirklich klasse gemacht, und es liest sich auch sehr gut.
    Deine Charaktere sind auch schön gestaltet und haben Tiefe. Das Verhältnis von Leandro und Patrizio ist sehr interessant, und auch Mariola lässt noch einiges an Spekulation offen. Marek und - da tippe ich jetzt ganz einfach mal - sein Vater Mattehes, und dazu diese berechnende Larissa. Im Kontrast dazu Erkarius und Enndreß, nicht zu vergessen die geheimnisvolle Salma, deren Verhalten höchst seltsam ist und die bestimmt irgendwie mit Enndreß verbandelt ist.
    Ich liebe es, wenn auch die Nebencharaktere lebendig gezeichnet sind und einer Geschichte Substanz geben.


    Und Deine Bilder sind auch sehr schön, besonders die liebevoll gebauten Kulissen haben es mir angetan. Und da verzeihe ich es sogar, dass der niedliche Leandro meine spanischen Goldledertapeten als "erdrückend" bezeichnet. :D


    Ich bin schon seeehr gespannt, wie es weitergeht!

  • schade das hir so lange nichts reingeschrieben wurde find die storie echt klasse
    wäre schön wen du dich melden würdest :D
    villeicht geht es ja schon bald weiter *hoff*

  • Guten Abend, meine lieben, hoffentlich nicht nachtragenden Leser!


    Ich bins. Endlich mal wieder. Zurück aus dem Nirvana der kleinen und großen Zeiträuber.


    Entschuldigt, dass ich mir ein bisschen Zeit gelassen habe mit dieser Fortsetzung, aber es kam immer wieder was dazwischen und so hat sich das Bilder machen hinausgezögert bis zur absoluten Schmerzgrenze.


    Die noch ausstehenden Kommentarantworten schreibe ich gleich nach der neuen Fortsetzung. Ein paar Outtakes bekommt ihr auch zu sehen.
    So wünsche ich euch viel Vergnügen mit


    Kapitel 8.1


    „Oh“, das ist mein einziger Kommentar dazu. Leandro lehnt sich zurück und schaut mich erwartungsvoll an. „Nun bist du sprachlos, wie?“ Er lacht gedämpft. Ja, sprachlos, das ist das richtige Wort. Ich nicke schließlich nur und starre auf die Tischoberfläche. Mir ist schwindlig. Ich weiß gar nicht, wie lange Leandro und ich schon hier sitzen. So viele Gedanken, Gefühle, Stimmungen. So viel Neues. Und so wenig Raum in meinem Kopf, um es zu fassen.
    [ATTACH=CONFIG]3576[/ATTACH]


    „Oh“, wiederhole ich, hauptsächlich, um nicht die quälende Stille aufkommen zu lassen, die jedem wohlbekannt sein dürfte. Ich hole Atem und lege meine Arme auf den Tisch. Nie hätte ich gedacht, dass es so viel zu erzählen gibt. Es scheint kein Ende zu nehmen. Warum hat Leandro überhaupt aufgehört? Das kann nicht alles gewesen sein. Ich nippe kurz an dem Bier, dass er uns zwischenzeitlich bestellt hat und weiß nicht, woher ich die Kraft nehme, den Krug auch nur anzuheben.



    Ich wünschte, er würde weitererzählen. Er sitzt nur da und schaut abwechselnd zu mir, dann ins Feuer, das neben uns brennt mitten im Hochsommer, dann wieder zu mir, dann auf seinen bloßen Arm, erneut zu mir, dann streicht er sich durchs Haar, betrachtet schließlich wieder mich. Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Ich bin, sozusagen, satt. Habe mich vollgefressen an den Aufklärungen, nach denen ich gelechzt habe. Und trotzdem soll er weiterreden.


    „Ich weiß gar nicht, was ich nun sagen soll“, spreche ich die Wahrheit aus. Wieder nehme ich einen Schluck Bier. Eigentlich sollte ich das ja nicht tun, fällt mir ein, denn ich bin immer recht schnell angeheitert. Leandro lächelt immer noch. „Das hatte ich erwartet“, sagt er deutlich amüsiert. Hatte er das? Bin ich denn so durchschaubar? Der Zorn, der sich vor einiger Zeit gelegt hatte, beginnt wieder zu glühen. „Ruhig Blut, Mädchen.“ Leandro spricht es zwar aus, scheint mich aber trotzdem nicht beschwichtigen zu wollen. Es klingt eher, als wolle er mich erst recht reizen.



    Geh nicht darauf ein, spreche ich zu mir selbst. „Wenn ich so durchschaubar bin, dann sagt mir, ob ich genauso stur wie mein Vater bin.“ Trotz meiner Versuche, Leandros Aufforderung zu folgen, sei sie ernst gemeint oder nicht, fiel die Antwort wohl eher harsch aus. Und obwohl er nicht erbost zu sein scheint, füge ich leise und erklärend hinzu: „Mutter hat das behauptet.“
    Leandro lächelt, wirkt dabei recht abwesend, dann verdreht er die Augen und kichert auf eine merkwürdig spöttische Weise. „Hat sie das? Hört, hört.“ Was will er damit nun wieder sagen? Ach, was soll das. Ich bin zu müde, um darüber nachzudenken. Müdigkeit ist wie ein Nebel, wie ein dunkler Schleier über Augen und Ohren. Und ich mag Schleier, Hauben und Kopftücher nicht leiden. Ein weiterer Schluck Bier lässt mich wieder ein wenig wacher werden.


    „Nun?“, frage ich, gewillt und hoffend, durch die Antwort wieder aufmerksamer zu werden. „Ich kenne dich noch nicht lange genug, um zu wissen, zu wieviel Sturheit du imstande bist. Was Patrizio betrifft... Eine Einfall, eine Meinung, ein Gedanke nur, in den er sich verbissen hatte...“ Er lässt ein kurzes, aber tiefes Seufzen vernehmen und fährt sogleich fort. „Das war öfter der Fall, als es uns beiden lieb war.“



    Benehme ich mich auch so? Ich bin nicht starrsinnig. Und Leandro soll das auch nicht von mir denken. Um nicht stur bei einem Thema zu bleiben, sage ich: „Mein Vater war wohl ein Mensch mit wenig Kurzweil?“ Beinahe hätte ich ihn beim Vornamen genannt, so wie es Leandro immer tut. Warum fällt mir das so schwer? Ich kenne ihn ja nicht einmal persönlich. „Du bezeichnest ihn nach dem bisher Gehörten als Langweiler?“ Leandro zieht die Augenbrauen prüfend zusammen. Ich entgegne seinen Blick, versuche, mutig zu blicken.




    Was soll ich denn jetzt antworten? Leandro ist sein bester Freund. Wenn ich meinen Vater verunglimpfe, verärgere ich ihn womöglich. „Womöglich“, wiederhole ich unvorsichtig das letzte Wort meiner Gedanken. Leandro blickt mich ernst an. Fein gemacht. Doch völlig unvermittelt bricht er in heiteres Gelächter aus, so plötzlich, dass ich zusammenzucke. „Dachtest du, diese Gedanken würden mich verärgern?“ Ja, Leandro. Das dachte ich. Wie unheimlich. „Warum sollte ich dir das übel nehmen? Ich habe ihn ja höchstpersönlich so bezeichnet, weißt du noch?“




    Ich nicke bestätigend, kann mich aber nicht wirklich daran erinnern. Zum einen wurde so viel gesagt, wie soll ich da den Überblick behalten? Ich muss morgen noch einmal darüber nachdenken. Oder übermorgen. Außerdem ist Leandros Weise des Erzählens zum Teil abschweifend und hektisch, unterstrichen von stürmischen Gesten und regelmäßigen Unterbrechungen.




    Plötzlich kommt mir ein Einfall, ein Gedanke, der mir eigentlich schon vor Stunden hätte kommen können. Ob er wohl... „Herr, wollt Ihr nicht...“ „Lass das mit dem ‚Herr‘ und ‚Ihr‘ sein. Ich bin mir bewusst, dass ich mit meinen vierzig Jahren meine besten Zeiten hinter mir habe, aber wenn selbst du mich so respektvoll ansprichst, fühle ich mich, als wäre ich um nochmals zehn Jahre gealtert.“ Er verzieht das Gesicht und lächelt dann wieder. Selbst ich? Bin ich ihm denn schon so vertraut? Er hat doch vor kaum einer Minute gesagt, dass er mich noch nicht lange kennt. „Wie du wünschst. Du könntest mich doch nach Hause begleiten. Wenn du meine Mutter wirklich kennst, wäre ein Wiedersehen nach so langer Zeit doch ein guter Einfall.“




    Sofort öffnet Leandro seinen Mund, um zu antworten, schließt ihn aber gleich darauf wieder und scheint mich zu ignorieren. Diese Unterbrechungen meinte ich. Immer wenn sie in unsere Nähe kam, schwieg Leandro geschickt. Dank einer Person, deren Stimme nun seitlich hinter mir ertönt. „Mein Herr, nicht mehr allzu lang und es ist Sperrstunde. Euer Zimmer ist bereitet. Wenn Ihr es wünscht, könnte ich Euch aber auch noch die Badstube herrichten.“ Ich drehe vorsichtig den Kopf und sehe, wie erwartet, Margret, des Wirtes Frau, die schon die ganze Zeit in der Nähe unseres Tisches herum geschlichen ist, mal vorgebend, den Kamin mitten im Hochsommer anzuschüren oder die eigentlich ungenutzten Nachbartische zu scheuern, steht nun offen vor uns. Da steht sie, unerwartet höflich und demütig.



    Als ihr Blick allerdings auf mich fällt, baut sie sich auf, zieht die Brauen zusammen und schaut von oben auf mich herunter. „Und du...“ Obwohl sie den Satz vorzeitig abbricht, höre ich deutlich ihre Missbilligung und ihren schändlichen Hass heraus. Ich beisse mir auf die Lippe. Antworte bloß nichts Böses. Sinke nicht auf ihre Ebene. Bring keine Schande über dich.



    Sie wendet sich mit einem seltsamen, gefälligen Lächeln wieder von mir ab, als Leandro sie anspricht. Trotz ihres unwirschen Tones klingt seine Antwort freundlich. „Sehr gern. Nach nichts steht mir nun mehr der Sinn als nach einem Bad. Ich danke Euch für das Angebot.“ Er schenkt ihr ein gewinnendes Lächeln und zwinkert ihr zu. Margret presst die Lippen aufeinander, sie scheint sich eine ihrer bissigen Bemerkungen mir gegenüber zu verkneifen, dann knickst sie und eilt davon.


    „Du magst sie wohl nicht?“, fragt Leandro, immer noch lächelnd, aber straft mich dabei mit einem strengen Unterton. Was ist daran denn so schlimm? „Keiner kann sie leiden“, rechtfertige ich mich dennoch. Das ist die Wahrheit. Sie ist nicht beliebt hier. Keiner kann sie leiden. Der arme Wirt tut uns allen leid. Die Alten sagen, sie bringe sein Gasthaus in Verruf. Dass das Gasthaus „Zum weißen Hirsch“ nicht mehr lange das Beste im Ort sein wird. Deshalb haben Leandro und ich auch so wenig Gesellschaft. Früher wäre das Haus voller Gäste gewesen, alle Zimmer belegt, die Luft erfüllt von Lachen und heiteren Scherzen...



    Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Margret, das schwatzhafteste Geschöpf auf Gottes Erden, hat mich und Leandro zusammen gesehen. Wieso habe ich nicht protestiert, als er mich hierher geführt hat? Margret hat sowieso schon eine schlechte Meinung von mir. Wenn sie nun im ganzen Ort verbreitet, dass ich die Nähe von Reisenden, von wildfremden Männern suche, bringe ich meiner Familie Schande, und das will ich nicht. Außerdem könnte ich jedes weitere Treffen mit Leandro dann in den Wind schreiben. Leandro scheint mein Entsetzen, ja sogar den Grund dafür erkannt zu haben, denn er sagt sofort: „Sorge dich nicht. Ich werde sie davon überzeugen, dass ich keiner Rede wert bin.“ Er lächelt zuversichtlich und legt seine Hand auf den Tisch. Als er sie wieder zurückzieht, blitzen dort verführerisch drei Geldstücke.



    Ich bin zugegeben ein wenig irritiert, ja fast schon schockiert. „Du willst sie bestechen, niemandem etwas zu erzählen?“ Leandro beginnt zu lachen, aber sein Gelächter hat einen beleidigten Unterton. „Nein, das ist die Zeche. Das Geld für das Bier. Margret werde ich höchstens mit lieben Worten bestechen, aber das ist glücklicherweise kein Verbrechen.“ Er nimmt seinen Krug auf und leert ihn, ohne abzusetzen. „Du solltest jetzt nach Haus. Man sorgt sich sicherlich schon um dich.“



    Ja, vielleicht. Vielleicht ist dem so. Trotzdem bleibe ich regungslos sitzen und starre auf den Tisch. Irgend etwas hatte ich Leandro doch gefragt. „Willst du mich nun nach Hause begleiten?“, bricht es schlagartig aus mir heraus. Gott sei Dank hat das Margret nicht mitbekommen. Das wäre mein Verderben gewesen.
    Sofort schüttelt er abwehrend den Kopf. „Nein, nicht heute. Dieses Treffen hat noch Zeit, ich habe ja jetzt allen Grund, länger hier zu bleiben. Aber ich habe noch einige wichtige Dinge zu erledigen und bleibe vorerst lieber im Hintergrund.“ Ein Lächeln überkommt mich. „Du fürchtest dich doch nicht etwa vor Mutter?“
    Zu meinem eigenen Erstaunen halte ich sogar für durchaus möglich. Dabei schätze ich Leandro bis jetzt nicht gerade als furchtsamen Mann ein. Wahrscheinlich denke ich so, weil Mutter manchmal ein wenig kratzbürstig werden kann.



    „Kind, du redest Unsinn. Ich und Furcht zeigen. Du solltest nicht trinken.“ Er stößt ein höhnisches Lachen aus, entzieht mir dann mit unerwarteter Bestimmtheit und Ernsthaftigkeit meinen Bierkrug und leert auch ihn in einem Zug. „Du solltest jetzt nach Haus. Man sorgt sich sicherlich schon um dich“, wiederholt er wortwörtlich seine Aufforderung.




    Schön, er hat damit Recht. Jemand sorgt sich, ist wahrscheinlich dadurch schon halb krank. Bereitwillig stehe ich auf und nähere mich der Tür. Ich bin fast schon draußen, als mir noch etwas einfällt. „Wo und wann treffen wir uns wieder?“ Leandro erhebt sich ebenfalls. „Du kennst doch sicher die breite Gasse, die vom Brünnlein abgeht? Natürlich tust du das. Dort wollen wir uns treffen. Komm in ein paar Tagen einfach dorthin. Wir finden uns schon wieder.“ Die Art, wie er mir die Worte aus dem Mund nimmt, bereitet mir langsam Unbehagen. „Die meisten Häuser dort stehen leer“, sage ich. Und man sagt, dass dort böse Geister hausen. „Ist das nicht ideal?“ Leandro wirkt mit einem Mal jünger als zuvor, so aufgekratzt und gleichzeitig um Jahre gealtert, so matt und erschöpft. Es ist schon gar nicht mehr in Worte zu fassen.



    „Die breite Gasse“, wiederhole ich, um es mir einzuprägen, dann öffne ich die Tür. Aus unerfindlichen Gründen will ich jetzt wirklich wieder nach Hause. „Viel Glück, Leandro.“ Er lächelt und durchquert die Schankstube mit langsamen Schritten. „Dir auch.“ Ein spöttisches Kichern entflieht mir. Wofür denn? Wir brauchen beide kein Glück. „Margret zu überzeugen wird einfach sein“, sage ich, „sie ist töricht. Eben wie diese Larissa. Das war dieses hohe Fräulein doch, nicht wahr?“ Damit wäre bewiesen, dass ich aufmerksam gelauscht habe. Leandro nickt nur langsam. „Ja, wahrscheinlich war sie das.“
    Er schweigt kurz, erhebt dann jedoch noch einmal die Stimme an mich. „Philine, manche Menschen wollen mit ihrem Schweigen diejenigen schützen, die ihnen lieb und teuer sind. Denke daran.“ Meinetwegen. Ich nicke nur Notiz nehmend und trete auf die Straße.


    Fortsetzung folgt...
    ---------------------------------------------------------------------------------


    Ich hoffe, ihr findet Gefallen an meinem neuen Kapitel. Ich freue mich wie jedes Mal über jeden Kommentar.


    Grüße,


    eure Appolonia

  • Julsfels:
    Danke für das Lob.
    Ich liebe es außerdem, wenn meine Leser Theorien und Vermutungen posten.


    Zitat

    Und da verzeihe ich es sogar, dass der niedliche Leandro meine spanischen Goldledertapeten als "erdrückend" bezeichnet.

    Was soll ich dazu noch sagen? :rolleyes


    Sunny916:
    Wie du siehst, ging es tatsächlich mal weiter.
    Ich hoffe, du hast Lust, weiterzulesen.
    Ich danke dir auch für dein Lob.

  • Ich wollte sie eigentlich gestern abend noch hochladen, aber es kam mir - wieder einmal, *grrr* - etwas dazwischen.

    Aber jetzt - die

    Outtakes

    Da will man seinen Sims einmal was Gutes tun und kauft eine Kaffeemaschine, und dann das!
    Wie die kleinen Kinder...



    Patrizio und Leandro hatten nichts Besseres zu tun, als mitten auf der Straße Ball zu spielen. Der Busfahrer war sichtlich genervt.
    Und nur so nebenbei... Die beiden fangen noch mieser als ich, und dass muss schon was heißen.



    Passant Nr. 1
    begann gleich eine Wasserbombenschlacht mit Patrizio.



    Passant Nr. 2
    ging mit ihrem blau blinkenden, fliegenden Dolch Gassi.



    Passant Nr. 3
    habe ich selbst erstellt - und nein, dass ist kein umgestylter Passant Nr. 1 - und ihr Besuch gibt mir Anlass zu einem kleinen Quiz.



    Wie heißt diese junge Dame/die Figur und aus welchem Videospiel stammt sie?

    Der Gewinner erhält meine ewige Wertschätzung.

    Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und liebe Grüße

    Eure Appolonia

  • Juhuu eine Fortsetzung!
    Aargh ist ja richtig gemein, dass die Geschichte jetzt unterbricht! Erzähl weiter, Leandro!!! Wer braucht schon Schlaf? tzz.
    btw: Was ist eigentlich mit ihrem Vater passiert? Lebt der noch? Hab ich das überlesen oder hast dus uns nicht gesagt?
    Und der Satz "Philine, manche Menschen wollen mit ihrem Schweigen diejenigen schützen, die ihnen lieb und teuer sind" Was hat das schon wieder zu bedeuten? Wen meint Leandro da? Die Tochter oder den Vater? Ist die Mutter von Philine vielleicht ungewollt schwanger geworden und dann von der Stadt weggezogen, weil ein lediges Kind ja damals ein Skandal war? *Theorienspinn*
    Die Outtakes sind auch total lustig, die Figur aus dem Videospiel kenn ich allerdings nicht.


    Ich freue mich schon auf die nächste Fortsetzung (die hoffentlich nicht so lange dauert)!

  • Ja, nee, das ist jetzt aber nicht wahr. Eine Fortsetzung, und dann erfährt man gar nicht, wie es weitergeht. *Wein*
    Obwohl ja dieses Zwischenspiel auch eine Menge Raum für Vermutungen und Spekualtionen lässt, da sind so viele Zwischentöne und Andeutungen. Und Philines Reaktionen sind auch interessant.
    Besonders natürlich auch der Satz, den Cindy oben schon erwähnt hat. Und mit Margret ist eine weitere rätselhafte Figur dazu gekommen. Leandro mag ich irgendwie, übrigens.
    Die Outtakes waren sehr witzig. Besonders diese überall rumstehenden Kaffeetassen. *ggg* Aber die Videospiel-Figur kenne ich leider auch nicht.


    LG!

  • Hehe... Die letzte Fortsetzung ist jetzt auch schon wieder ein Weilchen her, was?


    Aber eins nach dem anderen. Erst mal die Kommentarantworten. Wir wollen ja nicht unhöflich sein.


    Cindy Sim:

    Zitat

    Erzähl weiter, Leandro!!! Wer braucht schon Schlaf? tzz.


    Eine Unverschämtheit, nicht wahr? :roftl

    Zitat

    Was ist eigentlich mit ihrem Vater passiert? Lebt der noch? Hab ich das überlesen oder hast dus uns nicht gesagt?


    Nein, du hast nichts überlesen.
    Das hab ich noch nicht verraten und habs auch so bald nicht vor.
    Soll ja spannend bleiben. Außerdem les ich doch so gerne Mutmaßungen...

    Zitat

    Ist die Mutter von Philine vielleicht ungewollt schwanger geworden


    Definiere ungewollt. ;)


    Julsfels:

    Zitat

    Obwohl ja dieses Zwischenspiel auch eine Menge Raum für Vermutungen und Spekualtionen lässt, da sind so viele Zwischentöne und Andeutungen. Und Philines Reaktionen sind auch interessant.


    Bingo.
    Obwohl die Story zum Großteil aus der eigentlichen Geschichte bestehen wird, ist Philines Leben genauso wichtig. Sie werden, grob geschätzt, 1/3 der Story ausmachen.
    Denn die Vergangenheit kann helfen, Dinge der Gegenwart zu erklären - aber das funktioniert auch umgekehrt.
    Ach ja, Leandro... Hatte ein aufregendes Leben, der Junge... ;) Schön, wenn du ihn magst. Irgendwie.


    So... Ich hoffe, ich krieg die Fortsetzung heute noch online...
    Die Auflösung des Rätsels kriegt ihr zusammen mit den Outtakes.

  • Ich hoffe, das klappt jetzt...
    Wär schade, wenn nicht.


    Viel Vergnügen!


    Kapitel 8.2


    Die Nacht hat den Himmel schon schwarz gefärbt, trotzdem ist es noch angenehm warm. Ich schlendere gemächlich los, und auf einmal frage ich mich, wofür Leandro mir Glück wünscht. Für den Weg nach Hause? Gut, ich gebe zu, ein wenig unbehaglich wird mir bei dem Gedanken schon.






    Ich bin noch nie bei Dunkelheit alleine herum gewandert. Aber andererseits, was soll mir in unserem kleinen Marktflecken denn schon geschehen? Der Weg ist nicht weit, ich habe im Gasthaus wie vorgeschrieben eine Laterne mitgenommen und werde auch niemandem begegnen. Kaum ein Nachbar ist zu dieser Stunde noch außer Haus und Reisende, Leandro und den Fremden ausgenommen, hat man hier in letzter Zeit nicht mehr gesehen.





    Leandro. Hoffentlich gelingt es ihm, Margret zum Schweigen zu bringen. Wie er das wohl bewerkstelligen will? Er sprach von lieben Worten. Ach, was kümmert mich das eigentlich? Warum bin ich so erschrocken? Niemand würde Margret glauben. Sie ist eine Fremde, was weiß sie schon von unserem Leben? Sie kam erst vor ein paar Monaten durch ihre Eheschließung hierher. Manche sagen, sie habe das Unheil zu uns gebracht.




    Leandro. Sein Name pocht unaufhörlich in meinem Kopf. Mich beschleichen leise Zweifel. Was, wenn er lügt, sich das nur ausdenkt? Einerseits ist auch er ein Fremder, ich kenne ihn nicht, habe ihn vorher noch nie gesehen, weiß nicht, ob man ihm trauen kann. Andererseits habe ich das Gefühl, dass er die Wahrheit sagt, er wirkt so vertraut, er hat ein freundliches Wesen und ist so ungezwungen wie kaum ein Mann hier. Aber das spricht wieder gegen ihn.





    Ist er, wie er vorgibt, hier aufgewachsen? Anscheinend sagt er aber die Wahrheit, sonst hätte er mir heute Mittag nicht so schnell folgen können. Und er wüsste nichts vom Brünnlein, einem durch zahlreiche Verwinkelungen und Gässchen verborgenen und allseits geschätzten Treffpunkt, den hier jeder Einheimische kennt. Oder jemand, dem er von einem Einheimischen gezeigt wurde.
    Ich schätze, er und meine Mutter sind einander bekannt. Entweder, weil er wirklich hier geboren ist oder er sie vor fünfzehn Jahren getroffen hat, als er angeblich hier war.




    Urplötzlich zuckt mein Leib zusammen, ich reiße sofort meine Laterne auf Augenhöhe. Da war etwas. Ein Geräusch, seitlich hinter mir. Etwas kriecht in mir hoch, eiskalt und bitter. Was bin ich nur für ein Dummkopf, Leandro nicht dazu zu zwingen, mich zu begleiten. Dann auch noch aus Übermut einen kleinen Umweg zu machen. Das war es. So werde ich also enden.
    Da. Schon wieder. Ich fahre hektisch herum, meine Lichtquelle entgleitet mir, fällt zu Boden und erlischt. Die Dunkelheit befällt mich, beginnt, mich zu erdrücken. Das war kein natürlicher Laut, auf keinen Fall. Metallisch war es. Ein höhnendes, eisernes Klappern, wie ein kaltes, böses Lachen. Ich drücke mich schnell gegen eine Wand, bevor die Angst mich vollständig lähmen kann.





    Das war nur ein Tier. Ein streunender Hund, der ein Gerät umgeworfen hat, versuche ich mir einzureden. Als ob das nicht schlimm genug wäre. Ich kralle meine Nägel in den Stein der Mauer, als ob ich mich hindurch graben könnte, einfach darin verschwinden könnte. Versuche, möglichst nicht zu atmen. Das war kein Tier. Da waren Schritte, menschliche Schritte. Leder und Nägel erzeugten die Töne. Ich glaube, einen leisen Fluch gehört zu haben.





    Es ist anders als bei Leandro heute Mittag. Das war sogar irgendwie lustig. Aber es war hell, einige andere Leute waren auf der Straße. Was hätte mir geschehen können? Jetzt bin ich vollkommen allein, es ist dunkel, das Grauen der Nacht kriecht mir in alle Glieder, überall scheinen böse Kreaturen zu lauern. Ich bin völlig unfähig, mich zu bewegen, vor Angst, vor Wut auf meinen Leichtsinn, will eigentlich nur davonlaufen, doch meine Beine rühren sich nicht.





    Ich will schreien, aber ich bringe keinen Ton heraus.
    Bitte, verschone mich, wer immer du auch bist. So will ich nicht enden. Wer bist du, Unbekannter? Ein Söldner, ein Dieb, ein Räuber? Großer Gott, nein. Ein Räuber. So wird es also enden. Ich werde überfallen werden, genau wie mein Vater und Leandro. Nur habe ich im Gegensatz zu den beiden nichts von Wert bei mir. Was soll ich sonst hergeben? Würde man mir etwas tun? Mir?
    Die Schritte werden lauter, kommen näher. Ich höre deutlich seinen Atem. Innerlich schreie ich, schreie meine Gebete gen Himmel. Das ist ein böser Traum. Das geschieht gar nicht. Gleich werde ich in meinem Bett aufwachen. Hinter mir scheppert es wieder, böse, kalt und metallisch. In einer letzten, ruckartigen Bewegung wende ich mich um.





    Meine Angst verschwindet urplötzlich, wandelt sich sofort. Eine altbekannte, mir verhasste Hitze schleicht meinen Rücken hinauf, erwärmt meinen ganzen Körper in wenigen Augenblicken. Meine Angst wird zu Zorn, zu Wut über meine Furchtsamkeit, meine Feigheit. Wütend und zornig stehe ich neben dem jungen Mann, der jetzt auch noch ein altes Fass umgeworfen hat, wie es auch nicht anders von ihm zu erwarten war.





    Als er mich ansieht, kann ich mich nicht mehr beherrschen, meine Wut bricht sofort in scharfen Worten aus mir heraus. „Vallentin Schuhmacher, wie kannst du es wagen, mich zu verfolgen?“ Er hat inzwischen mit kläglichem Scheitern versucht, das Fass wieder aufzurichten und lässt es nun einfach liegen, während er sich mit unschuldiger Miene aufrichtet und mich mit seiner Kerze blendet. „Guten Abend, Philine“, sagt er, ohne auf meine Frage zu antworten. Jedem, wirklich jedem wäre ich jetzt lieber gegenüber gestanden als Vallentin, dem ältesten Sohn des hiesigen Schuhmachers.



    Fortsetzung folgt...




    So. Geschafft... Puh.
    Kommentare werden wie immer herzlich begrüßt!



    Die Outtakes - und Auflösung des Rätsels - folgen in naher Zeit.



    Liebe Grüße,



    Eure Appolonia

  • Outtakes


    Endlich habe ich auch Zeit dafür.
    Enjoy!




    Also, so langsam breitet sich das blaue Leuchten aus...
    Neuerdings werden neben Dolchen auch Tücher befallen.
    Es ist Gott sei Dank behandelbar.




    Hm... Imaginärer Räuber im Sozialstunden-Dienst?
    Naja, irgendwer muss es ja machen...



    Philine blieb ganz gelassen, als sie ihrer Doppelgängerin begegnete...
    Das Schönste ist: Ich habe keine Ahnung, welche der beiden jetzt die Besucherin war!



    Na, Philine? So schlimm ist unsere Ferre doch gar nicht.


    Des Rätsels Lösung

    Wird auch mal Zeit.
    *Trommelwirbel*



    Das Bild gehört Nintendo.


    Die junge Dame heißt Ilya und stammt aus dem Wii-Spiel The Legend of Zelda: Twilight Princess.
    Einem meiner Lieblingsspiele.
    Wenn ich mal Zeit finde, mir eine Website zu erstellen, gibt's das gebastelte Outfit vielleicht als Download... *Werbung*


    So, das wars für heute.


    Grüße,


    Appolonia