[Fotostory] La Saturne& le Jupiter

  • ~~~~ ~~~~ ~~~~

    ‚Dieser verdammte Mistkerl! Wie konnte er ihr nur so etwas antun! Nicht genug, dass wir uns mit ihr verkracht haben! Ich hoffe, sie weiß es nicht. Bitte. Bitte!‘
    Morgan lief durch die Straßen des modernen Stadtviertels. Das Industriegebiet mit seinen imposanten Hochhäusern hatte sie bereits hinter sich gelassen.



    Sie atmete schwer, da sie schon die ganze Zeit rannte. Sie wollte ihrer Freundin helfen, sie vor Schrecklichem bewahren. Sie durfte es einfach nicht erfahren. Oder war es etwa das beste? ‚Sherry! Bleib wo du bist! Ich bitte dich. Sherry!‘


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    Jayson fuhr sich durch die Haare.
    „Was soll das heißen, ihr wisst nicht wo sie ist?“
    Beth war ebenso fassungslos, versuchte jedoch irgendwie zu helfen und machte einen Vorschlag:
    „Könnt ihr sie denn nicht über Telefon erreichen?“
    Doch nach dem darauf folgenden Bericht der vergangenen Versuche blieb auch sie stumm. Es schien fast unmöglich jetzt noch irgendetwas auszurichten.


    ~~~~ ~~~~ ~~~~

    Inzwischen war Morgan an ihrem Ziel angekommen. Doch weder Klingeln noch Klopfen an der weißen Tür von Sherrys Haus liefen auf eine Reaktion hinaus. Morgan konnte sich nicht vorstellen, wo Sherry sich zu diesem Zeitpunkt aufhalten konnte. Als sie sich umsah, bemerkte sie, wie leer die Straße war. Nicht eine Person, nicht ein Auto war dort zu sehen. Wieder rannte sie los und durchkämmte die nächsten Straßen nach ihrer Freundin – vergeblich.


    - geht noch weiter -

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
    ich mag dich relativ sehr!
    So im Vergleich, an und für sich ...
    Ja ok, schon gut - ich liebe dich!


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  • Gerade wollte sie weiterlaufen, als sie nur wenige hundert Meter von sich entfernt den Postboten sah, der hier seit Jahren die Briefe und Pakete auslieferte. Die junge Frau schöpfte wieder Hoffnung und lief auf ihn zu.
    „Monsieur Messadi!“
    Der Gerufene drehte sich um und ein Lächeln erhellte sein Gesicht.
    „Guten Tag, Morgan. Schön sie zu sehen. Sie sehen erschöpft aus! Weshalb rennen Sie denn durch die halbe Stadt?“
    Dass sein Scherz angestrengte Wahrheit war, konnte er schließlich nicht ahnen.
    „Haben Sie heute einen Brief zu Mademoiselle Marcou gebracht?“



    „Zu der guten Sherry? Einen Moment. ... Ja, ja, doch. Es war ein Brief von ihrem Cousin aus Monaco. Direkt hinter dem Sichtfenster lag ein Bahnticket. Anscheinend wollte er ... he, warum laufen Sie denn weg?“
    Morgan war schlagartig klar geworden, warum Sherry nicht zu Hause war, warum die Tür eindeutig verschlossen gewesen war. Sie musste sich beeilen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.


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    Die vier jungen Leute waren noch keinen Schritt weitergekommen. Sie hatten nun wirklich alles in Betracht gezogen und sofort wieder verworfen. Und auch diesmal war es Jaysons Schwester, die eine Idee hatte:
    „Wie wäre es denn, wenn wir zu ihrem Haus fahren? Mein Auto steht unten auf dem Parkplatz.“



    Vanessa und Astrid wechselten einen verunsicherten Blick. Jayson hingegen stimmte Beth zu:
    „Das ist unsere einzige Möglichkeit. Ich bin mir ganz sicher, dass es irgendetwas bringt, wenn es auch erschütternd sein wird. Lasst es uns wenigstens versuchen!“


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    Ich hab dich relativ gern!
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    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
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    ‚Kann diese Nervensäge von Zedric endlich mal abnehmen? Der bändelt bestimmt wieder mit irgendeinem Mädchen an. Die Arme, sie kann einem wirklich Leid tun. Der und seine Weibergeschichten.‘
    „Ja? Hallo?“
    „Na endlich, ich dachte schon, du nimmst gar nicht mehr ab.“
    „Entschuldige, ich war beschäftigt!“
    Sherrys kleiner Bruder klang genervt, doch Morgan war das relativ egal. Sie wollte nur eins: wissen, wo Jean-Luc wohnt.


    ~~~~ ~~~~ ~~~~

    „Sind wir hier richtig?“
    „Ja, das große weiße Haus dort. Da wohnt sie.“
    Die vier stiegen aus dem Auto aus. Während Beth und Astrid nach Morgan Ausschau hielten, liefen Vanessa und Jayson zur Haustür. Aber auch sie blieben unbemerkt dort stehen. Besorgt stießen sie wieder zu den beiden Frauen, die mitten auf der Straße standen. Es brauchte keine Wort, um verständlich zu machen, dass dieser Ausflug erfolglos geblieben war.



    Mit einem Blick zur Seite, begann in Astrid ein letzter Hoffnungsschimmer zu leuchten:
    „Vielleicht auch nicht! Seht mal da!“
    Die zwei Geschwister begriffen nicht:
    „Der Postbote?“
    „Natürlich! Astrid, du bist brilliant. Monsieur Messadi! Hier drüben!“
    Da lief Vanessa bereits los, Astrid folgte ihr. Nur Beth und Jayson standen noch immer verständnislos am selben Fleck.



    Sie tauschten einen kurzen zweifelnden Blick, begaben sich dann aber ebenfalls im Laufschritt zu der kleinen Gruppe.
    „Was ist denn heute bloß los? Jeder möchte etwas von mir. Ich bin heute als ‚laufende Auskunft‘ unterwegs.“
    Ein Blick in die vier ratlosen Gesichter, ließ Monsieur Messadi erklären:


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    Ich hab dich relativ gern!
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  • „Mademoiselle Prickty, ihr kennt sie, glaube ich, hat mich heute auch schon nach ihr gefragt. Ich habe ihr natürlich von Jean-Lucs Brief an Sherry erzählt – und dem Bahnticket.“
    Astrid begriff als erste, was da vor sich ging.
    „Oh nein. Sie ist auf dem Weg nach Monaco.“



    „Nein!“
    Verdutzt sahen Vanessa und Jayson sich an. Sie hatten wie aus einem Munde gesprochen.
    „Ich kenne die Fahrzeiten der Züge auswendig. Schließlich arbeite ich dort. Der nächste Zug nach Monaco fährt genau ...“
    Beth warf einen nervösen Blick auf die Uhr. „ ... jetzt.“


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    Das laute Quietschen der Räder und das Pfeifen des Schaffners war schon von Weitem zu hören. Als Morgan auf den Bahnsteig gelaufen kam, war es jedoch zu spät. Der Zug fuhr bereits. Verzweifelt lief sie neben dem immer schneller werdenden Zug her und rief die ganze Zeit ihren Namen:



    „Sherry!“
    Während der Zug aus dem Bahnhof ausfuhr und in der Ferne stetig kleiner wurde, blieb Morgan erschöpft und hoffnungslos auf dem verlassenen Bahnsteig zurück. Sie war zu spät gekommen ...



    Vollkommen hektisch ging's diesmal zu! Ich bin echt gespannt, wie ihr das kommentiert. In der nächsten FS geht's auf jeden Fall ruhiger zu, keine Panik.
    Viel Spaß beim kommentieren ;)
    LG,
    Yoshira

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  • Hey! :D
    Vielen Dank für dein Lob. :rolleyes
    Wenn du wieder Hilfe bei den Bildern brauchst, frag mich ^^ Ich glaube, dass könnte ich glatt als neuen Beruf ausüben :-P So als Freizeitjob ^^


    Tja es hat zwar diesmal sehr lange gedauert, aber das Warten hat sich echt gelohnt! Diese Fortsetzung ist, finde ich jedenfalls, die Beste, die je reingestellt wurde! Da ist ja richtige Action drin! Aber es ist auch wirklich emotional! :(
    Vor allem die Bilder sind dir sehr gut gelungen!
    Man das mit der Menschenmasse war bestimmt nicht so einfach! ^^
    Ich hab zwar noch keine eigene Fotostory "erstellt" , aber ich finde, dass du dir sehr viele Mühe damit gibst und das merkt man ja wohl an dem Ergebnis!
    Ich freu mich schon riesig auf die nächste Fortsetzung und bin gespannt,
    wie es in Monaco weitergeht!
    Wird Sherry zu ihm zurückkommen, oder wird Jayson zu ihr fahren, um sie zurückzuholen? Ich weiß es nicht... aber um das zu erfahren, werde ich weiterlesen , weil mir 1. dein Schreibstil gut gefällt und 2. weil mir deine Fotostory insgesamt einfach gut gefällt!
    Och man ich kann es gar nicht erwarten! :rolleyes


    Auf jeden Fall kann ich dir eins sagen:
    Mach weiter so! Und auch wenn sich noch nicht so viele wegen deiner Fotostory geäußert haben! Mach weiter! Die Story ist einfach klasse!
    Und ich bin mir sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die diese Meinung hat!
    Lass dich nicht entmutigen!


    LG
    Die Sarah :applaus

  • ich weiß, ich weiß, ständig sag ich, es wird "diesmal" "nicht so lang dauern" - ist gut, ich geh mich schämen :haudrauf
    ich habe bereits die fotos für die folgende fs fertig, geknipst und bearbeitet - doch aufrgrund unglücklicher umstände, muss ich mir erstmal einen neuen ort suchen, wo ich die ganzen bilder hochladen kann :angry
    ich versuch mich ran zu halten und in der zwischenzeit mach ich schonmal fotos für die übernächste fs - vllt schaff's ich's ja "diesmal" :kopf

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  • für alle, die sich vllt gefreut haben, hier ne fs zu finden: ihr dürft mich hauen *inhintersteeckegeheundmichaufstiefsteschäme*
    ich hab es noch immer nicht geschafft nen platz zum hochladen zu finden, aber ich habe immerhin schon weitere fotos gemacht, sodass ich ganz schnell, sobald ich dann iwann mal *grummel* einen ort zum hochladen gefunden habe, neue fortsetzungen reinstellen kann - ich denke, das wird dann als entschädigung alles etwas schneller gehen :D
    vielen dank für das verständnis, das ich von seiten mancher personen bekommen habe *knuddel*

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
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  • Haaaalloo! :D
    da bin ich wieda und ich habe es endlich geschafft einen Platz für meine Bilder zu finden!! Dadurch ist eine extrem lange Pause entstanden, was mir wirklich leid tut, aba jetzt geht es ja weiter! :rollauge
    Ich habe bereits die Fotos für die nächste FS und werde mich bemühen, die Fotos immer schon für die nächste FS im Vorraus zu haben. :)


    Jetzt gehts aba erstmal mit der Story weiter ...




    Die wärmende Morgensonne schien schüchtern durchs Fenster hinein und tauchte den großen Raum in ein goldenes Licht. Die Möbel erstrahlten in ihrem hellsten Weiß. Es herrschte völlige Windstille, nur ein kleiner roter Schmetterling flog durch die geöffnete Terrassentür ins Wohnzimmer und setzte sich auf eins der großen Blätter einer Zimmerpflanze. Gläserklirren aus der Küche unterbrach die Stille.



    Cécile Tautou, eine Frau von 42 Jahren, scheuchte eine kleine Mücke vom Obst weg und stellte drei Gläser auf ein Tablett. Dann wandte sie sich ihrer Nichte zu, die neben ihr an der Theke lehnte und in den Garten schaute.
    „Ich wundere mich wirklich, dass du jetzt schon neben mir stehst! Früher hast du immer bis elf Uhr durchgeschlafen.“
    Sie begann zu lachen, als ihre Nichte ihr den Kopf zuwandte und kurz die Zunge rausstreckte.
    „Ich hätte kommen sollen, wenn Jean keinen Urlaub hat.“



    Apropos, was hat dich so überstürzt nach Monaco geführt?“
    Sherry richtete ihren Blick nach vorn und beobachtete den Schmetterling, der sich noch immer auf dem Blatt sonnte.
    „Ich hab da so meine Gründe, liebste Tante.“
    Sie betonte die letzten beiden Wörter ganz besonders.
    „Ach, Mademoiselle, hat also ihre Gründe. Na, da wollen wir doch nicht weiter nachfragen ... obwohl ...“
    Cécile zog das Wort in die Länge und handelte sich damit einen bösen Blick ein, der sich aber sofort wieder löste. Sherry konnte ihrer Tante nicht lange böse sein, das hatte sie noch nie geschafft.



    Wenn sie als kleines Kind in Monaco zu Besuch war, hatte sie jeden noch so kleinen Zweikampf mit ihr verloren. Selbst ihr Cousin Jean-Luc hatte sich als Kind kaum durchsetzen können, wurde mit der Zeit aber immer besser und gerissener. So hatte er es auch geschafft bei seiner Mutter wohnen zu bleiben, nachdem sie sich von seinem Vater getrennt hatte. Sie war strikt dagegen, doch Jean-Luc hatte Angst um seine Mutter, da sie damals leicht in mehr oder weniger heftige Depressionen verfiel.Inzwischen – knappe zwei Jahre später – war das Thema „Mann“ zwar immernoch unbeliebt bei Cécile, aber sie hatte gelernt damit umzugehen.


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  • „Aber jetzt erzähl doch mal. Du kommst doch nicht einfach mal so zu uns!“
    „Warum denn nicht? Ihr seid immerhin ein Teil meiner Familie.“
    „Du hattest Streit mit Sheena.“
    „Nein, nein, keine Angst.“
    Cécile lächelte erleichtert. Sie hatte ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu ihrer großen Schwester.
    „Mit wem dann?“
    „Wieso gehst du von einem Streit mit jemandem aus?“
    „Einfach so.“
    „Jean?! Komm frühstücken!“
    „Du lenkst ab, meine Liebe!“
    „Ich weiß.“
    „Warum?“
    Sherry griff nach dem Tablett und grinste. „Einfach so.“


    Das heitere Lachen lockte Jean-Luc unter den Bäumen hervor zur Terrasse. Er hatte das Rufen seiner Cousine nicht gehört. Den wütenden Schrei aus dem Gästezimmer vor ungefähr einer Stunde hingegen sehr deutlich. Sherry war durch das Klavier, auf dem er gespielt hatte, aufgewacht und hatte sich lautstark beschwert. Vorerst war Jean-Luc ihr aus dem Weg gegangen, denn er wusste, dass Sherry um einiges wendiger und flinker war als er. Er wäre ein leichtes Opfer gewesen.


    Jetzt, als er sie im fahlen Sonnenlicht sah, wirkte sie seltsam bleich und erschöpft. So hatte er seine Cousine nicht in Erinnerung. Sie war fast immer gut gelaunt und lebensfroh gewesen. Wenn sie mit Jean-Luc unter den Kirschbäumen hindurchgelaufen war, hatte sie einen unbeschreiblichen Glanz in den Augen, der sie zu etwas ganz besonderem gemacht. Doch heute schien das alles in Vergessenheit geraten zu sein. Jean-Luc konnte nirgends auch nur einen Hauch dieses Glücks aus Kindertagen erkennen. Als Sherry ihn dann für eine Sekunde ansah, lief es ihm kalt über den Rücken. Sie hatte sich verändert. Plötzlich gefror ihr Blick und es schepperte laut.


    Er kam auf sie zu und lächelte ihr entgegen. Er rief etwas, doch sie konnte es nicht hören, zu laut waren die Widersprüche in ihrem Kopf, die sie auch davon abhielten zu ihm zu laufen. Zu viel war in den letzten Wochen passiert, zu viel hatte sich einfach verändert. Sie fühlte sich völlig allein, obwohl er doch da war. Entsetzen breitete sich in ihr aus: sie fühlte nichts. Sie spürte seine Nähe nicht, sie nahm dieses wunderbare Gefühl nicht wahr, das sie immer bekam, wenn sie zusammen gewesen waren.



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  • Erst als sie aus seinem Mund eine fremde Stimme vernahm, wurde Sherry klar, dass dort ihr Cousin Jean-Luc vor ihr stand. Sie konnte seinen Blick nicht deuten. Sie war viel zu verwirrt. Sherry wollte einen Schritt nach vorne machen, doch Cécile hielt sie davon ab und deutete vor ihre Füße. Dort lagen bunte Scherben verteilt und eine braune Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg hindurch. Da bemerkte Sherry, dass das Gewicht in ihren Händen plötzlich nicht mehr da war und dass sie fast in ein Gemisch aus Scherben und Kaffee getreten wäre.


    Cécile schüttelte den Kopf: „Was machst du denn?“
    Sherry wurde rot.
    „Entschuldigung.“, wisperte sie zur Seite.
    „Schon gut, ist nicht schlimm. Das haben wir in null Komma nichts weg.“
    Mit diesen Worten ging sie ins Haus, um einen Lappen zu holen. Sherry sah ihr hinterher und als sie sich wieder umdrehte, sah sie ihren Cousin, der einen nachdenklichen Blick aufgesetzt hatte.
    „Sherry ... komm doch mal bitte.“
    Sie fügte sich und ging die Stufen in den Garten hinab.
    „Was denn.“ Jean-Luc bedeutete ihr mit dem Kopf, ihm zu folgen.


    Sie gingen an einigen Bäumen vorbei bis hin zu einem Tisch. Hinter sich konnte Sherry hören, wie ihre Tante begann die Scherben vom Boden aufzuheben. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie einfach davonging und nicht half aufzuräumen. Jean-Luc schien das zu merken. Er drehte sich um und bat sie eindringlich sich zu setzen. Nachdem beide sich hingesetzt hatten, platzte Jean-Luc heraus:
    „Was war da denn grad los?“
    „Was soll los gewesen sein?“


    Er konnte es nicht fassen. Da versuchte seine Cousine ihm tatsächlich weiszumachen, dass es keinen Grund für diesen Zwischenfall gab.
    „Du bist nicht gerade ungeschickt, Sherry!“
    „Mein Gott, ich bin einfach müde nach der langen Reise.“
    Jean blickte die junge Frau verständnislos an.
    „Sherry ... zwischen Cannes und Monaco liegen grad mal knappe 50 Kilometer!“
    Sherry brachte nur ein unsicheres Grinsen hervor.
    „Aber ich bin wirklich müde. Darf ich jetzt gehen oder möchtest du mich weiter verhören?“ Damit stand Sherry auf und eilte ihrer Tante zu Hilfe.

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  • Als Sherry am Nachmittag aus der Stadt zurückkam, war Cécile nicht da. Sie musste an diesem Nachmittag noch arbeiten und war bereits mittags gegangen. So weit war die Bank nicht entfernt. Sherry füllte eine Vase mit Wasser und stellte sie samt den mitgebrachten Blumen auf den Wohnzimmertisch. Sie fand es nur richtig, sich wenigstens mit Blumen zu entschuldigen. Mehr konnte sie leider nicht tun. Während sie die Blumen in der Vase ordnete, warf sie einen kurzen Blick aus dem Fenster und fand ihren Cousin genau dort wieder, wo sie ihn vorhin zurückgelassen hatte.


    Er saß an dem Tisch, an dem sie beide am Morgen kurz gesessen hatten, und ließ seine Finger über die Tischkante gleiten. Er übte. Sherry lächelte und ging nach draußen. Auf der Terrasse blieb sie stehen und rief in den Garten:
    „Wär’s mit Klavier nicht ein bisschen effektiver?“
    Das konterte Jean mit einer ausgestreckten Zunge, auf die Sherry mit einem Lachen reagierte. Sie ging zu ihm und blickte ihm über die Schulter auf die nicht vorhandenen Noten:

    Wow, das ist aber ein ziemlich schwieriges Stück.“
    „Woher willst du das wissen? Du hörst doch gar nichts.“
    „Eben deshalb ja!“
    Sie begannen zu lachen, doch Sherry unterbrach sie:
    „Und du übst natürlich nur für dich allein.“
    „Für wen sonst?“, antwortete ihr Cousin sarkastisch.



    Naja, letztens war hier doch eine junge Frau und die ...“
    Weiter kam sie nicht, denn Jean boxte sie in die Seite. Direkt darauf senkte er den Blick und lächelte verlegen. Sherry fehlte nur noch eins:
    „Wie heißt sie?“
    „Charlotte.“
    „Aha, lass mich raten ... du traust dich nicht.“
    „Sieht man das?“
    „Na hör mal! Sowas kann man nicht übersehen! Besonders nicht deine Mutter.“
    „Was? Sie weiß doch nicht ...“
    „Nein, und von mir wird sie’s auch nicht erfahren.“
    Aus dem Wohnzimmer drang das schrille Klingeln des Telefons.
    „Na dann. Üb mal schon weiter!“ Sherry klopfte ihm noch kurz auf die Schulter, ehe sie zurück ins Haus ging.

    ~~~~~~~~~~~~~~~

    Jayson umrundete die weiße Bank und setzte sich zu den drei Frauen, die mit angestrengten Gesichtern ins Wasser des kleinen Sees blickten. Sie waren noch nicht sehr lange da und doch hatten sie diesen Ort zu einem Treffpunkt gemacht. Sie trafen sich hier seit ungefähr einer Woche fast täglich und hingen ihren Gedanken nach. Sie schwiegen die meiste Zeit und schauten einzelnen Libellen hinterher, die unbeschwert über den See flogen und ihre bunten Farben prachtvoll in der Sonne zur Schau stellten. Wieso sie sich eigentlich hier trafen, wussten sie nicht genau. Irgendjemand hatte einmal vorgeschlagen zum See zu gehen und nun wurde das zu einer Art Tradition.

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  • Jayson griff nach einigen kleinen Steinen und warf sie gelangweilt ins Wasser. Als sie die Wasseroberfläche trafen und in das klare Wasser eintauchten, bildeten sie kleine Wellen, die sanft dahin glitten. Wie gern hätte er einen größeren Stein in dieses verträumte Szenario geworfen, um es zu zerstören. Zerstören - genau wie es ihn zerstört hatte. Dabei wusste er noch nicht einmal, wieso das alles geschehen war.


    „Soll das wirklich die nächste Zeit so weitergehen? Sollen wir uns jeden Tag hierhin setzen und nutzlos in die Luft starren?“, riss Morgan sie alle aus ihren Gedanken. Sie hatte recht. Seit Tagen saßen sie am Seeufer und machten nichts, absolut nichts.
    „Wir leben nicht mehr. Wir machen uns Vorwürfe, die uns auch nicht weiterhelfen. Wir müssen doch irgendwas machen können!“
    Vanessa schien weniger motiviert:
    „Und was? Sollen wir nach Monaco fahren und sie zwingen zurückzukommen? Das ist doch schwachsinnig.“


    „Wieso?“, mischte Jayson sich ein. „Hinfahren können wir doch mal.“
    Morgan schüttelte energisch den Kopf.
    „Nein, Jayson, das geht nicht. Wenn wir sie derartig überrumpeln und alle dort aufkreuzen, riskieren wir zuviel.“
    Bisher hatte Astrid noch kein Wort gesagt und stur eine blaue Libelle beobachtet. Jetzt schaute sie zu Morgan hoch und schien überzeugt:


    Warum eigentlich nicht? Natürlich sollten wir nicht alle hinfahren, klar. Aber vielleicht zwei von uns. Um einfach mit ihr zu reden. Sherry muss ja nicht sofort zurückkommen, aber ein offenes Gespräch wäre bestimmt nicht falsch.“
    Während Morgan ihre Freundin skeptisch ansah, schien Vanessa eher belustigt. Nur Jayson blickte mit trübem Blick auf den Grund des Sees. Er wollte nicht, dass sie etwas von diesen Träumen, von diesen Albträumen wussten. Sie waren zu schrecklich ...

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  • Da stand er nun: einsam, allein in diesem riesigen Einkaufscenter. Alle Lampen schienen auf ich gerichtet zu sein, doch trotzdem war alles dunkel. Dann sah er sie. Nur wenige Meter von ihm entfernt. Ihre schwarzen Haaren fielen locker auf ihre Schultern und glänzten bläulich im Schein des Vollmondes, der hoch am Himmel stand. Er wollte ihr etwas zurufen, doch sie kam ihm zuvor und drehte sich um.


    Ein strahlendes Lächeln erhellte Sherrys Gesicht. Er hörte ihr wundervolles Lachen wie aus weiter Ferne. Plötzlich begann sie zu laufen, sie kam auf ihn zu. Sie lief in seine Richtung. Er breitete die Arme aus, um sie zu umarmen, doch sie blieb nicht stehen. Sie lief einfach an ihm vorbei, als ob er nicht da wäre. Er traute seinen Augen nicht, er wollte es einfach nicht glauben. Schon wieder hatte er sie verloren, schon wieder bekam er sie nicht zu fassen. Er drehte sich um und war geblendet.


    Die Sonne ging blutrot hinter den großen Palmen unter – und sie stand genau darunter. Sherry stand zwischen den Palmen und winkte ihm zu. Ihre Augen strahlten vor Freude und er wollte zu ihr, sie umarmen, bei ihr sein. Er begann zu laufen. Aber er lief nicht zu ihr, er schien rückwärts zu laufen. Er kam keinen Schritt vorwärts. Er sah auf seine Füße hinab und bemerkte, dass sie stillstanden. Aber er lief doch, er bewegte seine Beine und lief!


    Als er wieder hoch sah, wollte er schreien. Der rote Himmel verlor seine Farbe, es war ein reines Nichts. Es tat ihm in seinen Augen weh, aber er konnte den Blick nicht davon abwenden. Da gewann der Himmel erneut Farbe. Lieber hätte er weiter den Schmerz des Nichts ertragen, als diesen grauenvollen schwarzen Himmel zu sehen. Er färbte die Palmen mit ein, die dadurch Feuer fingen. Ein markerschütternder Schrei ließ ihn zu der Silhouette unter den Palmen blicken: Sherry.

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  • Dort stand sie. Die Hände krampfhaft vor die Augen gepresst, um ihn nicht mehr zu sehen. Mit Entsetzen stellte er fest, dass sie wegen ihm schrie, vor ihm zurückwich. Er konnte nichts tun. Er wollte ihr etwas zurufen, ihr sagen, dass sie sich nicht vor ihm fürchten müsse, doch mit einem Mal tat sich ein riesiger, bodenloser Abgrund zwischen ihnen auf. Unüberwindbar ächzte die Tiefe von unten herauf. Es wurde still, gezwungen still.


    Bis alles auf einmal zurückkehrte. Die panischen Schreie, das Getöse in seinem Kopf. Und nun kam auch noch ein grauenvolles Lachen dazu, wurde immer lauter, vermischte sich mit den Schreien, bis es alles übertönte. Jetzt war nur noch das Lachen zu hören. Es zwang ihn in die Knie. Er konnte sich nicht mehr bewegen, obwohl er nichts mehr wollte, als zu Sherry zu laufen.


    Das letzte, was er sah, war sie. Aus ihren Augen schrie ihm Panik, blanke Angst und Entsetzen entgegen. Sie wandte sich zitternd von ihm ab. Das grässliche Lachen schwoll weiter an, es drohte ihn zu zerstören – endgültig!


    Schwer atmend schlug Sherry die Augen auf. Sie lag schweißgebadet im Bett, wie schon einige Nächte zuvor. Es war nicht das erste Mal, dass sie in Panik aufwachte und nur noch die schrecklichen Bilder dieses Albtraums im Kopf hatte.

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  • Jean-Lucs Hände wanderten über die weißen Tasten des alten Klaviers. Er spielte Schillers „Ode an die Freude“ immer wieder. Seine Mutter liebte dieses Lied. Sie bewunderte Schillers Umgang mit der deutschen Sprache und Beethovens Talent bewundernswerter Kompositionen. Wenn ihr Sohn das Lied auf dem Klavier spielte und sie Zeit hatte, setzte sie sich zum ihm und sang den deutschen Text dazu.


    Heute stand sie in der Küche und summte leise die Melodie mit. Jean-Luc war in den vollen Klängen des Klaviers versunken, als er Schritte auf der Treppe hörte. Das musste Sherry sein. Als sie das Wohnzimmer betrat, schaute er kurz auf und wünschte ihr einen guten Morgen. Noch ehe er sich wieder aufs Spiel konzentriert hatte, verweilten seine Hände auf den Tasten. Erstaunt sah er seine Cousine an:


    „Du siehst ja schrecklich aus!“
    Die blickte ihn erbost an: „Oh, danke ...“
    „War nicht so gemeint.“
    „Klar doch. Ich hab schlecht geschlafen.“
    In diesem Moment kam auch Cécile ins Wohnzimmer. Sie wunderte sich, warum Jean-Luc aufgehört hatte zuspielen. Da bemerkte sie ihre Nichte und wandte sich an sie: „Meine Güte, du siehst ja schrecklich aus!“


    Jean prustete los, während Sherry ihrer Tante einen ausdruckslosen Blick zuwarf und sich umdrehte, um das Zimmer wieder zu verlassen. Jean bedeutete seiner Mutter sie alleine zu lassen und sprang auf:
    „Nichts da, Cousine! Du bleibst hier!“
    „Menno ...“

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  • „Du glaubst wirklich, dass ich dir das abkaufe.“
    „Was denn?“
    „Du lässt das Tablett fallen, weil du müde bist. Heute hast du schlecht geschlafen. Dass ich nicht lache! Verdammt nochmal, was ist los mit dir? Hab ich dir je einen Grund gegeben mir nicht zu vertrauen?“

    ~~~~~~~~~~~~~~~

    Als sie sich eine Stunde später erneut unter den Kirschbäumen gegenüber standen, druckste Sherry zuerst herum, bis sie sich Jean endlich anvertraute und ihm von den Albträumen erzählte, die sie Nacht für Nacht plagten. Geduldig hörte er ihr zu und nahm sie ernst. Als sie endete, herrschte für einen Moment Stille. Dann ergriff Jean das Wort:
    „OK, schwierig ... schreib was.“


    „Ich soll was?“
    „Schreiben. Schreib ein Lied oder so. So hab ich die Trennung von Mama und Papa verarbeitet.“
    „Durch...“
    „Lieder. Ja in der Tat, das habe ich.“
    „Ich soll also ein Lied schreiben, in dem ich mich über meine Gefühle, Probleme und den ganzen Kram auslasse ...“
    Sherry schüttelte ungläubig den Kopf und lachte kurz auf.





    Nach langer Zeit ging's endlich weiter. Hoffentlich hat euch die FS gefallen und die nächste wird nicht so lange auf sich warten lassen. Die Fotos hab ich ja schließlich schon :augzu
    lg,
    die Yo

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
    ich mag dich relativ sehr!
    So im Vergleich, an und für sich ...
    Ja ok, schon gut - ich liebe dich!


    [/SIZE][/center]

  • Hey!
    Schön, dass du hier immer wieder weiterschreibst.
    Also ich bin ja immer noch dafür, dass Jayson einfach allein herkommen sollte und erstmal er die Probleme mit ihr lösen sollte. Jaja, ich bin ne Romantikerin. (;
    Hoffe, dass das ganze doch ein Happy End hat und du bald weiterschreibst. (:


    :hug

    [RIGHT][COLOR="White"][FONT="Tahoma"]Kannst du nicht einschlafen, [COLOR="White"]nussi.[/COLOR]?
    - Nein, ich komm grad saudicht heim, aber was gehts dich an?![/FONT][/COLOR][/RIGHT]

  • Hey!
    da bin ich schon wieda, das is ja fast rekordzeit xD


    nussi. : wie's weitergeht verrate ich natürlich nicht, aba du wirst ja sehn ;) un diesmal hab ich's echt geschafft die fs zeitig on zu stellen *juhuu*


    und schon gehts los:

    Sherry sah lange auf das weiße Blatt Papier, das vor ihr auf dem Tisch lag und darauf wartete vollgeschrieben zu werden. Eine halbe Stunde saß sie nun schon so da. Das einzige was bisher auf dem Blatt stand, war ein Name. Sherry warf einen Blick aus dem Fenster und suchte zwischen den vielen Kirschbäumen nach ihrem Cousin.


    Sie fand ihn an dem braunen Tisch sitzen, dessen Tischkante er mal wieder als Klaviertastatur benutzte. Nun wandte sie sich wieder dem Brief zu, den sie nach Cannes schreiben wollte. Sie ließ den Stift einmal quer über das Papier wandern, bis sie in der Zeile unter dem Namen neu ansetzte und damit begann den Brief zu schreiben.


    "Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es fällt mir schwer dir diesen Brief zu schreiben, aber es muss sein. Ich kann nicht für immer hier bleiben, wo ich jetzt bin. Ich muss zurück nach Hause, nur wann, das weiß ich noch nicht. ... Ich vermisse dich. Ich würde dir so gern erklären, wieso das alles passieren musste, aber ich kann es mir nicht einmal selbst erklären. Seit ich hier bin, denke ich viel nach – über uns, aber auch über unsere momentane Situation. Du musst wissen, dass du mir wirklich sehr viel bedeutest. Unsere Geschichte ist kompliziert und verworren, aber das ist keine Barriere, wenn wir es nur schaffen, die Seile zu entwirren, die uns den Weg versperren. ... Doch meine Abreise bereue ich keineswegs. Sie war nötig, denn ich brauchte dringend Abstand – von allem. Ich kann nur hoffen, dass ich euch nicht in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht habe und wenn es so ist, tut es mir Leid.
    Ich weiß nicht, ob du das Gefühl kennst, wenn du etwas unbedingt willst, es aber gleichzeitig nicht ertragen kannst. Bitte versteh mich. Ich muss noch eine Zeit lang alleine sein und – so schwer es mir fällt – kann ich dich nicht sehen. Sobald ich mir im Klaren darüber bin, was ich wirklich fühle und wie ich zu euch allen zurückkommen soll, werde ich von mir hören lassen.
    Grüß Vanessa, Astrid und Morgan von mir. Und bitte sag ihnen, dass ich überreagiert habe, das war nicht richtig. Und es ist wahrscheinlich auch nicht richtig, mich durch einen Brief und dann noch nicht mal persönlich bei ihnen zu entschuldigen, aber im Moment geht es leider nicht anders. Wenn du ihnen das sagst, wissen sie, worum es geht.
    Ich danke dir ... und ich lie ..."


    Sherry fuhr hoch. Sie blickte zur Tür hinaus in den Flur. Von hier konnte sie die Tür nicht sehen, aber es hatte eindeutig geklingelt.
    „Cécile!“ Keine Reaktion.
    Das hatte sie völlig vergessen: Cécile war bei der Arbeit. Und Jean schien die Klingel nicht gehört zu haben, obwohl die Terrassentür sperrangelweit offen stand. Seufzend erhob sie sich und ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer da klingeln könnte.

    - geht noch weiter -

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
    ich mag dich relativ sehr!
    So im Vergleich, an und für sich ...
    Ja ok, schon gut - ich liebe dich!


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  • Als sie schon vor der Tür stand, hielt sie in der Bewegung inne. Die unscharfen Umrisse, die sie hinter den Scheiben erkennen konnte, kamen ihr so vertraut vor. Sie konnte sie nicht zuordnen und verharrte mit der Hand auf der Türklinke. Sie zuckte zusammen, als es plötzlich nochmal klingelte. Sherry gab sich einen Ruck und öffnete die Tür. Sie gab sich Mühe entspannt zu wirken.


    Sie hatte sich geirrt. Diese Frau, die dort vor ihr stand, war ihr nicht vertraut, aber bekannt. Sie hatte sie vor einigen Tagen bereits gesehen: Charlotte. „Hallo. Sherry? Ist das richtig?“
    „Ja, wir kennen uns ja schon. Jean ist hinten im Garten. Zu dem wolltest du doch.“
    Ein verlegenes Lächeln umspielte Charlottes Lippen.


    „Na dann geh mal durch. Den Weg kennst du ja. Und wunder dich nicht, ihm fehlt einfach nur das Klavier.“
    Sherry zwinkerte der jungen Frau zu und ließ sie herein. Charlotte warf ihr einen unsicheren Blick zu, ehe sie ins Wohnzimmer verschwand und in den Garten hinausging.


    Sherry sah ihr eine Zeit lang hinterher. Dann schloss sie die Tür und begab sich wieder in die obere Etage, um den Brief fertig zu schreiben. Nun saß sie wieder da und starrte auf das Blatt Papier. Sie wollte sich den Brief nicht durchlesen, denn danach würde sie das Blatt nehmen, zerknüllen und zu den anderen drei angefangenen Briefen hinter sich auf den Boden werfen. Doch den letzten Satz betrachtete sie lange.
    ‚Ich danke dir ...und ich lie ...‘
    ‚Ich lie ...‘.

    - geht noch weiter -

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
    ich mag dich relativ sehr!
    So im Vergleich, an und für sich ...
    Ja ok, schon gut - ich liebe dich!


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  • Eben hätte sie noch den Mut gehabt, diesen Satz zu ergänzen, doch jetzt kam es ihr wie eine einfach Floskel vor. Sie stand auf und fing an, in den Schubladen eines Schrankes zu kramen. Endlich fand sie den Farbkasten, mit dem sie vor Jahren noch Bilder für ihre Tante und ihre Mutter gemalt hatte. Sie öffnete ihn und hob eine kleine weiße Tube hoch. Sie war schon ganz zerknautscht und beinahe leer. Wenn Sherry Glück hatte, befand sich noch immer etwas Deckweiß in ihr. Und ansonsten würde sie nochmal in die Stadt fahren und eine neue Tube kaufen.


    Wieder einmal wurde ihr klar, dass sie ein Stier war. Sie will ihren Willen mit allen Mitteln durchsetzen. Dafür setzt sie spitze Hörner auf und ist unglaublich stur. Mit der Tube Deckweiß in der einen und einem Pinsel in der anderen Hand, kehrte sie an den Tisch zurück. Die weiße Masse quoll aus der runden Öffnung heraus und bildete auf der Pappe eine dünne Linie.


    Sehr viel war also nicht mehr drin. Doch es reichte. Sherry steckte den Pinsel in das Deckweiß, sah sich noch ein letztes Mal den unvollständigen Satz an und schmierte die deckende Masse darüber. Jetzt war es weg. In der Zeile stand nur noch ‚Ich danke dir ...‘ Und das sollte auch so bleiben.


    Während sie zusah, wie die Schicht Deckweiß auf dem Papier langsam trocknete und fester und dichter wurde, vernahm sie Vogelgezwitscher. Sie sah aus dem Fenster und folgte dem Flug eines kleinen, flinken Spatzes. Als er durch die Baumkronen hindurch flog, wirkte er so frei. Er musste sich keine Sorgen machen, er war frei, für immer. Sherrys Blick blieb an einem weißen Fleck mitten in dem Blütengewirr der Bäume hängen. Sie musste lächeln.



    - geht noch weiter -

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    Ich hab dich relativ gern!
    Ich hab dich relativ gern!
    Vielleicht sogar ein bisschen mehr,
    ich mag dich relativ sehr!
    So im Vergleich, an und für sich ...
    Ja ok, schon gut - ich liebe dich!


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