Beiträge von Nonuna

    Warum kapier ich das gerade nicht?!
    Wenn Evolution KEIN Zufall ist, dann scheint es Deiner Meinung nach ja gerade doch Intelligent-Design zu sein.
    Oder habe ich jetzt gerade einen Logikfehler?
    Würde mich jetzt interessieren. :)


    Der grösste Argumentierungsfehler von ID-Leuten ist, dass alles, was nicht zufällig von statten geht geplant sein muss. Es gibt aber noch einen anderen Weg, und das ist die natürliche Selektion. In der Evolution setzen sich längefristig Strukturen durch, die für einen Organismus von Vorteil sind. Entweder, weil er damit besser überlebt und/oder mehr Nachkommen hat, die ihrerseits wieder besser überleben. Die Bildung einer sehr unwahrscheinlichen und komplexen Struktur wird dadurch über Millionen von Jahren in kleine Teilchen zerlegt. Ein Auge entstand nicht von einem Tag auf den anderen, sondern in einer Vielzahl von kleinen Schritten.
    Die Existenz einer Struktur ist demnach nicht eine Alles-oder-Nichts-Frage. Das häufigste Argument für Gestaltung, das ich von ID-Leuten und Kreationisten höre, ist das der nichtreduzierbaren Komplexität. Entweder ein Auge sieht, oder es sieht nicht. Dabei gibt es in der Natur tausende Zwischenformen, die beweisen, dass ein perfekt sehendes Auge in mehreren kleinen Schritten entstanden ist.
    Strukturen entstehen und sie verschwinden wieder, weil sie "nichts taugen". Das geht nach der menschlichen Zeitrechnung meistens ungemein langsam von statten und erfolgt - wie schon gesagt - in vielen kleinen Schritten. Evolution ist demnach nicht zufällig, sondern verfolgt das Ziel, Strukturen zu schaffen, die an eine bestimmte Umwelt optimal angepasst sind. Und das völlih automatisch und ungeplant.


    Daher: Es gibt nicht nur die zwei Möglichkeiten von Zufall und Gestaltung, sondern noch die dritte, die natürliche Selektion. Und eben jener haben wir es zu verdanken, dass so schöne Augen wie die einer Katze, einer Kuh oder einer Kröte entstanden sind.


    Ich hoffe, das war einigermassen verständlich, ansonsten erkläre ich das gerne nochmal...


    Das ist eine Idee von GruenesGift. Danke dir! :)

    ------------------------------------------------------------------


    Sandra



    Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass ich mich mal häuslich niederlassen und ein spiessiges Leben als Hausfrau und Mutter führen würde, dann hätte ich ihn wohl ausgelacht. Doch dann habe ich diesen wunderbaren Mann getroffen. Leider habe ich viel zu früh geheiratet. Es hat dann leider auch nicht lange gehalten.



    Zum Glück sind mir meine zwei Schätze geblieben, meine Kinder, die ich über alles liebe! Sie machen mir nur selten Ärger. Es sind eben Kinder, und auch wenn ich ihnen oft Grenzen setzen muss, ich lasse ihnen auch ebenso oft ihre Freiheit.



    Sie verstehen es auch, dass Mami arbeiten muss. Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe wollte ich nie beantragen. Also habe ich mich selbständig gemacht. Abends bring ich meine Süssen immer noch ins Bett, inklusive obligatorischem Gute-Nacht-Kuss. Sie lieben dieses Ritual.



    Kathrine kommt oft vorbei und übernachtet bei uns. Dann ist jemand da, falls die Kinder etwas brauchen. Und so ein junges Mädchen ist auch froh, wenn es ihr Taschengeld etwas verbessern kann. Somit ist allen gedient und ich weiss, dass die Kinder in guten Händen sind.



    Wie jeden Abend mache ich mich fertig. Etwas Schminke muss sein, denn auch wenn ich mir meines guten Aussehens bewusst bin, die einen oder anderen Fältchen lassen sich nicht verleugnen. Doch wenigstens kann ich immer noch zufrieden sein mit mir selber.



    Stolz bin ich nicht gerade auf meinen Job. Es macht keinen Spass, seinen Körper zu verkaufen, und es ist auch gefährlich. Man hatte mir oft das Angebot gemacht, mich anderen anzuschliessen. Doch ich weiss, dass man da erstens sein Geld schnell wieder an jemanden abtreten muss und dass die Gefahr besteht, dass man auf die schiefe Bahn gerät. Darum tu' ich es alleine. Für mich. Für meine Kinder.



    Ich bin wie du


    Ich bin Sandra
    Ich bin anders
    Ich bin eine Prostituierte


    ------------------------------------------------------------------


    Infos zum Thema


    Prostitution ist in praktisch allen Kulturen und Regionen der Welt zu finden. Es ist zu unterscheiden zwischen Sex-Arbeitern (freiwillige Prostitution) und Zwangsprostitution. In Deutschland gibt es ca 400'000 berufsmässige Prostituierte, davon sind etwa 20'000 Männer. Prostitution ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, dies gilt jedoch nicht für sogenannte Sperrbezirke. Auch in Österreich und der Schweiz ist Prostitution in einem bestimmten Rahmen legal. Näheres regeln die Gesetzbücher.
    Erschreckend ist, dass in Deutschland bezahlter Sex mit 16-18 jährigen erlaubt ist. Zur Zeit erarbeitet das Bundeskabinett jedoch einen Gesetzesentwurf, der das Schutzalter von 16 auf 18 Jahre anheben soll. In Österreich und in der Schweiz ist Prostitution von unter 18 jährigen generell verboten.


    ------------------------------------------------------------------


    Links zum Thema


    Arbeitsgruppe Prostitution der Gewerkschaft ver.di
    Madonna ev.
    Hydra ev.


    ------------------------------------------------------------------

    Die Hauskatze wurde vor ca 10'000 Jahren domestiziert, der Hund vor vor ca 18'000 Jahren. Evolution ist nicht ein Prozess, der von heute auf morgen stattfindet. Man kann auch nicht einfach so an einem Genom rumbastelt und ein "Langlebigkeitsgen" einpflanzen.
    Wie schon gesagt, wilde Ratten, die man zuhause (nicht empfehlenswert) oder im Labor hält werden auch nicht älter!

    Selbst wenn man wilde Ratten mit einkreuzen würde, würde das Gen erstens nicht "verwässern" und auch nicht einfach so verschwinden. Ausserdem würde die Ratte trotzdem nach 2-3 Jahren sterben. Wie ich schon gesagt habe: Ich arbeite auch mit wilden Ratten, und die werden keine 3 Jahre alt!

    Shiori: Danke dir für die Rückmeldung und auch für die Vorschläge! :up
    Ich gehe einfach mal davon aus, dass wenn ich nichts anderes höre, alles in Ordnung ist. Aber eigentlich sollte der Thread auch dazu da sein, dass man über die im Portrait behandelten Themen offen gesprochen werden kann.


    Dann kriegt ihr hier mal ein nächstes Portrait (muss ein bisschen mit dem Gelben aufholen...)



    ------------------------------------------------------------------


    Andrea



    Liebes Tagebuch. Heute war mal wieder einer dieser Tage. Es fing schon an, als ich mich für die Uni fertig machen wollte. Irgendwie verdrehe ich immer meine Hosen. Das ist oberpeinlich! Dann muss ich nochmals von vorne anfangen und schlussendlich zum Bus hetzen.



    Zum Glück kennen die Busfahrer mich mitterweilen und wissen, dass ich manchmal eine Minute zuspät an der Haltestelle erscheine. Die meisten wissen auch, dass ich hinten einsteige und nicht vorne. Oft muss ich noch nicht mal mehr die Monatskarte zeigen. Heute hat es zum Glück auch wieder geklappt.



    Am Busbahnhof ging es weiter. Der Fahrstuhl war wie immer voll! Warum können die Leute nicht die Treppe nehmen? Ein bisschen Morgenfitness täte allen gut. Aber ich kanns verstehen, schliesslich bin ich auch ein Morgenmuffel.



    Zum Glück holte Paulo mich nach den Vorlesungen ab. Er weiss, wie er mich zum lachen bringt. Wir waren mal wieder im Park und haben für sein Baseballspiel am Wochenende geübt. Ich hoffe, dass ich Zeit habe, hinzufahren.



    Weisst du, liebes Tagebuch, eigentlich bin ich mit meinem Leben ja ganz zufrieden. Ich liege gerne unter dem Schatten der Bäume in unserem Garten und träume vor mich hin. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich schreibe gute Noten und mir steht wahrscheinlich mal ein richtig guter Job zu.



    Doch manchmal, da frage ich mich, wie es währe ohne. Wenn ich hingehen könnte, wo ich will. Wenn ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen wäre. Wenn ich einfach aufstehen, herumrennen und tanzen könnte.



    Ich bin wie du


    Ich bin Andrea
    Ich bin anders
    Ich bin querschnittgelähmt


    ------------------------------------------------------------------


    Infos zum Thema


    In Deutschland sind jedes Jahr etwa 1000 Personen von Paraplegie (Querschnittslähmung) betroffen. Ursachen sind neben angeborener Paraplegie Verletzungen des Rückenmarks, Tumore, aber auch bestimmte Krankheiten, die das Nervensystem angreifen.


    ------------------------------------------------------------------


    Links zum Thema


    Startrampe - Kommunikationsplattform für Rollstuhlfahrer und Querschnittgelähmte
    Deutsche Stiftung Querschnittlähmung
    Stand-up-Initiative
    Schweizer Stiftung für Forschung in Paraplegie


    ------------------------------------------------------------------

    Hallo Livia!


    Du hast natürlich recht, dass nicht jeder mit Asperger-Syndrom einen so geregelten Tagesablauf haben muss. Aber viele haben es. Eine Routine, die sich repetiert ist für viele Autisten sehr wichtig.


    Ich portraitiere Menschen, wie es sie geben könnte. Nicht jeder Gehörlose hat keinen Wecker (es gibt Blitzwecker), nicht jeder Homosexuelle hat Hemmungen. Und nicht jeder mit Asperger hat einen so geregelten Tagesablauf :) Ich kenne Leute mit Asperger-Syndrom, die sehr sehr unruhig werden, wenn ein Bus eine Minute Verspätung hat, oder wenn in einem Zimmer nicht alle Rolladen auf dieselben Höhe hochgezogen werden.


    Und mit den Zwängen hast du recht, dieser Tagesablauf könnte auch der eines Menschen mit sehr ausgeprägter Zwangsstörung sein.

    Ysabella: Danke dir für die Rückmeldung. Nein, Projekte dieser Art, wie du sie befürchtet hattest, starte ich nicht. Und eigentlich behandle ich in meinen FS nur ernste Themen. So auch in der andere FS Annas letzte Reise Jedoch befürchte ich aufgrund der wenigen Rückmeldungen, dass solche Themen hier nicht so gut ankommen. Aber vielleicht täusche ich mich auch! Ich lasse mich gerne eines anderen belehren.
    Im übrigen wird auch einmal eine Isabell vorkommen in diesem Projekt hier :)

    @Nichtschneehund:
    Ja, ich schreibe immer erst am Ende, warum die portraitierte Person "anders" ist. Trotzdem soll es nicht sowas wie ein Rätselraten sein, sondern einfach zum Nachdenken anregen.



    ------------------------------------------------------------------


    Ramon



    Ich kann kaum mehr schlafen. Die ganze Zeit muss ich an dich denken. Sobald ich die Augen schliesse, sehe ich dein Gesicht vor mir. Wie du lachst, deine wunderbaren Augen... Ich träume Tag und Nacht von dir.



    Könnte ich doch nur den Mut aufbringen, aufstehen, zu dir hingehen und dir sagen, wie sehr ich dich brauche. Vielleicht bin ich einfach nicht Mann genug. Das hat mein Vater mir auch schon immer gesagt. Er wäre richtig enttäuscht von mir, wenn er wüsste, was in mir vorgeht.



    Und du. Du beachtest mich gar nicht. Du scheinst mich noch nicht mal zu bemerken. Meine Existenz schrumpft auf ein Minimum. Ich gehöre einfach zum Mobiliar. Ich höre, wie du lachst. Es schmerzt, dass ich es nicht sein kann, der dich zum lachen bringt.



    Und manchmal, in jenen Momenten, in denen ich ganz eins bin mit der Welt, wünsche ich mir dich herbei, um diese Momente mit dir teilen zu können. Aber es bleibt beim Träumen, ich bringe es nicht über mich, dich anzusprechen, einfach zu fragen.



    Manchmal schaue ich in den Spiegel und frage mich, ob man es mir ansieht. Sehen die anderen, was mit mir los ist? Soll ich es ihnen sagen, meinen Freunden? Den Gerüchten und Lästereien einfach ein Ende setzen, indem ich offen bin?



    Ich schliesse die Augen und sehe wieder dich. So nahe, und doch so fern. Ich wünschte, ich könnte ehrlich zu dir sein. Doch die Sache scheint so unendlich kompliziert zu sein!



    Ich bin wie du


    Ich bin Ramon
    Ich bin anders
    Ich bin homosexuell


    ------------------------------------------------------------------


    Infos zum Thema


    Zwischen ein und zehn Prozent der Bevölkerung sind homosexuell. Die genau Zahl ist kaum zu ermitteln, da Homosexualität immer noch ein Tabuthema ist und man kaum erwarten kann, dass in Umfragen immer die Wahrheit gesagt wird. Das gängige Argument, Homosexualität sei unnatürlich sollte eigentlich mit über 1000 belegten Fällen von Homosexualität bei Tieren aus der Welt zu räumen sein. Naturwissenschaftler fanden kürzlich gar heraus, dass Homosexualität einen evolutiven Sinn macht.


    ------------------------------------------------------------------


    Links zum Thema


    Lesben- und Schwulenverband Deutschland
    MANEO - Schwules Anti-Gewalt-Projekt
    Homosexuelle Initiative Österreich
    Pinkcross - Schweiz


    ------------------------------------------------------------------

    Fortsetzung Kapitel 02




    Ich giesse ihr etwas Tee nach als eine Pflegerin an die Tür klopft. „Ihre Mutter muss nun zum Frisör“ meint sie freundlich und ich nicke. „Machs gut Mamma, viel Spass beim Frisör.“ Ich gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. Sie schaut mich wieder mit ihrem glasigen Blick an. Sie hat bereits wieder vergessen, wer ich bin. Ich nehme meine Tasche vom Stuhl und gehe zur Tür hinaus. „Lebe wohl“ murmle ich.


    -------------------------------------------------------------------------

    Kapitel 02

    Mamma, my time has come
    sends shivers down my spine, body's aching all the time
    goodbye everybody I've got to go
    gotta leave you all behind and face the truth



    Mutter, meine Zeit ist gekommen
    Sie schickt Schauer durch mein Rückgrat, der Körper schmerzt die ganze Zeit
    Auf wiedersehen ihr alle, ich muss nun gehen
    Muss euch alle zurücklassen und der Wahrheit ins Gesicht sehen


    Queen, Bohemian Rhapsody






    Die Bäume ziehen rechts und links an mir vorbei und ich konzentriere mich auf den Mittelstreifen der Bundesstrasse. Ab und zu kommt mir ein Lastwagen entgegen. Der Sog, den er erzeugt lässt meinen kleinen Wagen erzittern. Nur noch wenige Kilometer bis zu meine Mutter. Wie lange hatte ich sie schon nicht mehr gesehen?




    Einen kurzen Augenblick lang frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, sie zu besuchen. Altenheime deprimieren mich. Die Linoleumböden und der beissende Geruch von Desinfiziermitteln erinnern mich eher an einen Krankenhauskeller als an einen Ort der Ruhe und Geborgenheit. Es grenzt an eine Mischung aus Selbstironie und Praxisbezogenheit, dass sich das Gebäude direkt neben dem Friedhof befindet.




    Ich parke mein Auto nahe dem Friedhofstor und erhasche beim Aussteigen ein Blick auf eine Reihe von Kreuzen. Es sind die Gräber unbekannter Soldaten, die im zweiten Weltkrieg hier in der Nähe gefallen sind. Man hat sie alle nebeneinander beerdigt. Russen neben Amerikanern, Engländer neben Deutschen. Im Tod sind sie alle gleich.




    Bedrückt schleiche ich mich neben dem Empfang vorbei. Ich bin nicht in der Stimmung, jemandem ein geheucheltes Lächeln zu schenken. Ich nehme den Fahrstuhl in den zweiten Stock. Die Treppe als Alternative ziehe ich noch nicht mal in Erwägung. Als die Fahrstuhltür aufgeht, wird mein Blick in den Gemeinschaftsraum des Stockwerkes gezwungen. Mutter ist nicht da. Sie wird auf ihrem Zimmer sein und wie immer auf das Abendessen warten.




    Langsam gehe ich den Korridor entlang. An den Wänden hängen zusammengewürfelte Bilder. Meistens Stillleben oder Landschaftsbilder irgendwelcher unbekannter Maler. In einem erkenne ich einen billigen Druck von Van Goghs „Feld unter Sturmhimmel“. Was hat er sich nur dabei gedacht, als er diese roten Mohnblumen in das Feld gemalt hat? Sie erinnern mich entfernt an Blutspritzer, die ich aus einem T-shirt nicht habe rauswaschen können.




    Meine Mutter sitzt in ihrem Zimmer und schaut zum Fenster hinaus. „Hallo Mutter, ich bin es.“ Die Art und Weise, wie sich mich anschaut sagt mir, dass sie mich nicht erkennt. „Du weißt schon, Anna, deine Tochter“ helfe ich nach. Ihr trüber Blick klärt etwas auf und sie lächelt. „Mein liebes Kind, du kommst mich besuchen! Wie gross du geworden bist!“ Sie drückt mich an sich und mustert mich von oben bis unten.




    „Mager bist du geworden. Hast du nicht genügend zu essen?“ fragt sie mich besorgt. Ich winke ab „Nein Mamma, alles in Ordnung.“ Doch sie schüttelt den Kopf. „Du bist immer ein gutes Mädchen gewesen, hast immer alles aufgegessen. Selbst wenn wir nicht viel hatten, es hat doch immer für alle gereicht“ murmelt meine Mutter. „Wir hatten ja damals gar nichts.“ Ich schaue sie erstaunt an. Trotz ihrer Demenz erinnert sie sich manchmal an ihre eigenen Kindertage.




    „Ich weiss noch, wie all diese Leute neben unserem Hof vorbeigezogen sind. Manche haben angehalten und um etwas zu Essen gebeten. Wir hatten immer einen Topf voller Suppe auf dem Herd stehen.“ Ihr Blick schweift in die Ferne. „Und wenn die Flugzeuge kamen wussten wir, dass in den nächsten Tagen umso mehr Menschen kommen würden. Aber es hat immer gereicht. Auch wenn wir damals nichts hatten. Es hat immer gereicht.“


    Da ich so gute Laune habe kommt hier für heute gleich noch ein Portrait für euch:


    ------------------------------------------------------------------


    Hanna



    08:36 Uhr: Aufstehen.
    08:42 Uhr: Duschen.
    09:00 Uhr: Anziehen.
    09:10 Uhr: Haare machen, zwei blaue Schnallen rechts, zwei grüne Schnallen links.



    09:23 Uhr: Früstücken. 85 Gramm Haferfocken, 2 dl Milch.
    09:45 Uhr: Zeitung reinholen.
    09:49 Uhr: Zeitung lesen.
    09:58 Uhr: Zeitung zusammenfalten.
    10:10 Uhr: Blaue Jacke anziehen.



    10:12 Uhr: Spaziergang machen. Hermannstrasse, Richardstrasse, Grünallee, Albrechtweg.
    Ich achte drauf, auf keine Spalte zwischen den Steinen zu treten. Ich zähle die Wegplatten. 1, 2, 3, 4...



    12:10 Uhr: Lebensmittellieferdienst anrufen. Die Nummer kann ich auswendig wie alle Nummern der Stadt. Lebensmittel bestellen wie immer: Toastbrot, 4 Scheiben Schinken, 1 Gurke, 1L Milch, 1 Packung Margarine.
    12:15 Uhr: Lesen.



    13:30 Uhr: Trainieren. 46 Situps. 1, 2, 3, 4....
    14:12 Uhr: Ein Liter Wasser trinken.
    14:30 Uhr: Tiersendung schauen.



    15:32 Uhr: Bleistifte ordnen.
    15:33 Uhr: Brief schreiben. Anzahl Anschläge zählen. 1, 2, 3, 4...
    17:20 Uhr: Alle Fenster öffnen.
    17:30 Uhr: Alle Fenster schliessen.
    17:40 Uhr: Toastbrot bereitlegen. Schinken bereitlegen. Margarine bereitlegen.
    17:45 Uhr: Gurke in Scheiben schneiden.



    17:49 Uhr: 8 Scheiben Toastbrot mit Butter bestreichen. Schinken darauflegen. 2 Scheiben Gurken darauflegen. Zusammenklappen.
    18:00 Uhr: Abendessen. 3 dl Milch trinken.
    19:00 Uhr: Wettervorhersage schauen.
    19:12 Uhr: Lesen.
    22:02 Uhr: Tür kontrollieren.
    22:20 Uhr: Ins Bett gehen.
    Tag zuende.



    Ich bin wie du


    Ich bin Hanna
    Ich bin anders
    Ich bin autistisch
    (Asperger-Syndrom)


    ------------------------------------------------------------------


    Infos zum Thema


    Das Asperger-Syndrom ist eine spezielle Form des Autismus. Autisten haben eine angeborene Störung in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen aus der Umwelt. Die führt zu einer erschwerten Kommunikation und soziale Interaktion, sowie stereotypes Verhalten und Konzentrationsschwierigkeiten.
    Betroffene des Asperger-Syndroms sind meistens in sich gekehrt und haben kaum das Verlangen, mit anderen Menschen zu interagrieren. Routine in täglichen Abläufen ist ihnen wichtig und vermittelt Sicherheit und Stabilität. Viele Menschen mit dem Asperger-Syndorm haben Schwierigkeiten, nonverbale Signale (Gesten, Mimik) anderer Menschen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren.
    Manche Asperger-Betroffene entwickeln Inselbegabungen. Sie haben ein hevorragendes bildliches Gedächtnis, können Lexika oder Telefonbücher auswendig und Rechnen schneller als ein Taschenrechner. Man bezeichnet solche Menschen als "Savants", als "Wissende". Im Film "Rain Man" wird z.B Kim Peek dargestellt, einer der bekanntesten Savants.


    ------------------------------------------------------------------


    Links zum Thema


    Aspies e.V - Menschen mit Asperger-Syndrom
    Asperger-Online
    Informationen über Asperger bei Kindern


    ------------------------------------------------------------------

    Ich muss ehrlich sagen, wenn man die wirklich (also mit echtem Geld) kaufen müsste, dann wäre mir das äusserst suspekt!
    Ist alles schon sehr ver-amerikanisiert...


    Mist, habe bei einem "private" ausgewählt... kann man das rückgängig machen?

    Aaaaah, das ist was für mich :) Danke, dann hat sich meine Vermutung bestätigt *sich gleich mal ausrüst*


    Und was ist der Unterschied zwischen privat und nicht privat?

    Hallo ihr Lieben!


    Na, da bin ich doch ganz in meinem Element :applaus


    Ich bin Zoologe und arbeite zur Zeit mit Ratten (Rattus norvegicus).


    Entgegen allen Gerüchten ist der Schwanz einer Ratte nicht haarlos! Jede einzelne Schuppe hat ein Haar. Guckt's euch mal näher an!


    Wie Schwerelos schon betont hat: EINE Ratte zu halten ist Tierquälerei! Wenn ich Einzelhaltung von Ratten sehe, dann bekomme ich Krätze!


    Dann zum Krebs: Ich arbeite mit wilden Ratten, und trotzdem sterben sie alle irgendwann an Krebs. Warum ist das so? Schwerelos hat es schon angedeutet: Draussen in der Natur werden Ratten kaum älter als zwei Jahre. Entweder, sie werden durch Räuber gefressen, oder sind durch die Reproduktion, die dauernde Nahrungssuche, der Stress durch immer sich ändernde Umwelt ect. "geschwächt", so dass sie früher an "Altersschwäche" sterben (ich drücke das jetzt so einfach aus).
    Ratten, die Zuhause oder im Labor leben, leben in einem geschützten Umfeld. Ihr Leben wird quasi künstlich verlängert. Das hat zur Folge, dass der Körper von etwa drei Jahre alten Ratten schlicht weniger Abwehrkräfte hat und weniger effizient gegen entartete Zellen vorgehen kann. Es entsteht Krebs, an dem sie schlussendlich auch sterben.


    Dass Ratten sowas wie ein "Krebsgen" eingesetzt werden kann ist zwar wahr, aber das betrifft nicht die Haustier-Ratten oder wilde Ratten.


    Wie jede Anschaffung eines Haustieres will auch die Anschaffung von Ratten gründlich überlegt sein! Ratten sind keine Kuscheltiere, sondern eigentlich Wildtiere! Sie müssen in Gruppen gehalten werden, in gut durchlüfteten, ruhigen, nicht zu hellen Räumen (das Rattenauge ist helles Licht nicht gewöhnt! Am idealsten wäre die Haltung in einem Raum mit Rotlicht). Ratten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Wer Ratten kaufen will, der besorgt sich am besten ein Wurf Geschwister, die bereits an Menschen gewöhnt sind.

    Hallöchen ihr Lieben!


    Kann mich mal jemand rasch über die Awareness-Ribbons aufklären? Was ist deren Sinn und Zweck? (Nur, damit ich nicht das Falsche annehme...)


    Liebe Grüsse
    Nonuna

    ------------------------------------------------------------------


    Ben



    Wie jeden Morgen weckt mich meine Mutter. Sie streicht mir übers Haar und ich öffne verschlafen die Augen. Einen Wecker brauche ich nicht, er würde mir nichts nützen. Ich schaue aus dem Fenster - ein regnerischer Tag. Ich lächel meine Mutter an und strecke mich.



    Schnell ziehe ich mich an. Draussen ziehen die Wolken vorbei und Regentropfen rinnen die Fensterscheibe hinunter. Ich schalte meinen Computer ein und wähle mich ins Netz ein.



    Der Computer ist besser als ein Telefon. Wenn ich eine Nachricht erhalte, blinkt ein Licht neben der Tastatur. So sehe ich immer, wenn jemand mich erreichen will. Heute ist es meine Freundin Lara. Wir verabreden uns für später im Park.



    Nach dem Frühstück schaue ich im Cafe um die Ecke vorbei. Die Inhaberin kennt mich schon lange. Ich nehme das Gleiche wie immer - zwei Capuccino. Obwohl ich den Preis auswändig weiss, dreht die Kassiererin den Display so, dass ich den Preis ablesen kann.



    Lara wartet auf mich bei der Parkbank, wo wir uns immer treffen. Den ganzen Nachmittag über plaudern wir. Sie erzählt mir wild gestikulierend von ihrer besten Freundin. Ich versuche, bei dem Tempo mitzukommen. Frauen!



    Nach dem Abendessen beschliessen Lara und ich, in die Disco zu gehen. Unter der Woche ist es dort nicht so voll. Ich geniesse das Dröhnen der Bässe, das mich durchströmt. Ich lasse mich vom Rhythmus treiben. Die Musik selber kann ich nicht hören.



    Ich bin wie du
    Ich bin anders
    Ich bin Ben


    Ich bin gehörlos


    ------------------------------------------------------------------


    Infos zum Thema


    Taub ist jeder, der keinen Schall wahrnehmen kann. Gehörlose haben meistens noch die Fähigkeit einzelne Töne wahrzunehmen. Daher unterscheidet man zwischen taub und gehörlos. Beides kann angeboren oder erworben sein. Unter erworben versteht man Gehörlosigkeit infolge von anderen Erkrankungen wie Scharlach, Tuberkulose oder Masern, was aber nicht bedeutet, dass man zwangsläufig taub werden muss, wenn man diese Krankheiten hat. Auch sehr laute Geräusche können zu Gehörverlust führen, z.B sehr lautes Musikhören über längere Zeit, Silversterböller neben dem Ohr ect. Dies ist nicht zu unterschätzen! Der Einfluss von Heute kann sich auf die Zukunft auswirken und z.B bewirken, dass man im Alter früher schwerhörig wird.
    Gehörlose kommunizieren unter sich meistens über die Gebärdensprache, die in jedem Land verschieden ist. In Deutschland ist es die deutsche Gebärdensprache (DGS), die sich geringfügig von der in Österreich und der Deutschschweiz unterscheidet. In der Schweiz unterscheidet man sogar 5 verschiedene Dialekte. Viele Gehörlose verstehen sich auch aufs Lippenlesen, wenn sie mit Hörenden zusammen sind.


    ------------------------------------------------------------------


    Links zum Thema


    Deutscher Gehörlosenbund
    Deutsche Gesellschaft für Hörgeschädigte
    Förderverein für Lautsprachlich Kommunizierende Hörgeschädigte LKHD
    Internationale Bibliographie für Gebärdensprache


    ------------------------------------------------------------------

    Hallo ihr Lieben!


    Nachdem dieses Projekt schon in einem anderen Forum grossen Anklang gefunden hat, will ich es euch hier nicht vorenthalten. Ich hoffe, dass auch von euch Inputs kommen werden, die zu dem Projekt beitragen!


    Es wird keine Geschichte, sondern mehr eine Vorstellung verschiedener Menschen. Es sollte zum Nachdenken anregen, ich hoffe, dass ich das schaffe. Jeder Mensch ist auf seine Weise "anders" (auch du!) und doch haben wir dieselben Träume, Wünsche und Hoffnungen. Hier möchte ich einige vorstellen!


    Sämtliche vorgestellte Personen sind fiktiv! Sie geben jeweils nur einen kleinen Einblick in wie es sein könnte. Die Portraits erheben daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit!


    Ich möchte es gerne so handhaben, dass ihr mir Vorschläge per PN schicken könnt, wenn ihr eine Idee oder einen Wunsch habt, wen ich vorstellen soll. Der Input soll nicht nur von mir kommen! Also zögert nicht! All jene, deren Vorschläge ich verwirkliche werden selbstverständlich namentlich erwähnt. Falls ihr Namen findet, die ihr nicht kennt, so sind das User aus einem anderen Forum.


    Noch was: Bitte lesen!


    Dieser Thread ist auch dazu da, dass über die jeweiligen Themen diskutiert werden kann. "Da draussen" werden viele Themen tabuisiert. Das fördert die Angst vor "Andersartigkeit"! Macht jetzt Schluss damit und redet darüber! Wenn ihr unsicher seit, wenn ihr etwas wissen wollt, wenn ihr Erfahrungen gemacht habt, wenn ihr nicht derselbern Meinung seit ect. Dies ist ein öffentliches Forum. Hier verkehren viele Mensch, mit vielen Erfahrungen. Nutzt diesen Thread als Plattform, nicht als passive Konsumquelle!


    Aber bitte, ich bitte euch inständig: Keine Beleidigungen! Das ist unterstes Niveau und ich will das in meinem Thread nicht haben (ich nehme mir hier jetzt einfach mal das Recht, das zu bestimmen)!


    Ihr könnt in der nächsten Zeit ziemlich oft ein Portrait erwarten. Ich will sie nicht gleich alle auf einmal posten, sondern euch auch etwas Zeit lassen, um die jeweiligen Portraits auf euch wirken zu lassen.


    ------------------------------------------------------------------


    ANDERS
    Ein Projekt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung!



    Cover von Jonils.sims, danke dir :)


    ------------------------------------------------------------------


    Portraits:


    Ben
    Hanna
    Ramon
    Andrea
    Sandra
    Isabell
    Edik
    Caroline
    Joseph
    Alberto
    Fatina
    Eris
    Marco
    Janine
    Michelle
    Kris
    Frank
    Ulrike
    Elija
    Sebastian
    Christine
    Laura
    Samira
    Tom
    Nina
    Leonie
    Marie
    Erika


    ------------------------------------------------------------------



    Rechtlicher Hinweis


    Die Idee für das Projekt sowie das Projekt selber sind urheberrechtlich geschützt. Bitte verwendet keines der Bilder, den Text oder Auszüge davon ohne meine Erlaubnis!


    -------------------------------------------------------------------------

    Teil I


    -------------------------------------------------------------------------


    Kapitel 1



    Good friends we have, oh, good friends we’ve lost
    Along the way.



    Wir haben gute Freunde, oh, gute Freunde haben wir verloren



    Auf unserem Weg



    No Woman No Cry, Bob Marley






    Die Katze ist beim Nachbar, der Schlüssel auch, die Blumen sind versorgt. Warum sitze ich dann im Auto und schaffe es nicht, den Zündschlüssel zu drehen? Die graue, akribisch aufgeräumte Garage hinter mir zu lassen? Mich seelisch auf den Weg vorzubereiten, der vor mir liegt? Ja, mich vielleicht sogar zu freuen?




    Vorbereitet habe ich mich zwar schon einige Wochen darauf. Es ist eine Idee, die langsam gereift ist. Und doch fühle ich mich seltsam leer. Will ich das wirklich machen? Welcher Wunsch ist so gross, dass ich ihn mir wirklich erfüllen will? Ich schliesse die Augen und stelle mir mein Ziel vor. Dabei drehe ich langsam den Zündschlüssel und der Motor startet.



    Ich frage mich, ob ich meine Wohnung wiedersehen werde. Und meine Katze, meine Blumen, meine geliebte Staffelei... Und doch glaube ich fest daran! So einfach werde ich es mir nicht machen! Langsam rolle ich die Strasse hinunter und biege auf die Hauptstrasse Richtung Autobahn ab. An der roten Ampel taste ich nochmals rasch in meiner Handtasche nach dem kleinen Tagebuch. Es ist da.




    Auf der Autobahn klebe ich mich auf der rechten Spur hinter einen schmutzgrauen VW-Bus. Erst mal zur Stadt raus! Ein Auto nach dem anderen gleitet neben mir vorbei. Ich lasse mich überholen. Ich habe es nicht eilig. Ich drehe das Radio auf und lasse mich von Bob Marleys „No woman no cry“ über die Autobahn treiben.




    Bei der ersten Ausfahrt biege ich auf eine Bundesstrasse ab. Ich will nicht den ganzen Weg auf der Autobahn zurücklegen. „Nein, Frau, weine nicht...“ Wie oft habe ich geweint in den letzten Jahren? Mich selber bemitleidet, mich bemitleiden lassen, und dabei gemerkt, dass es mir dadurch kein Bisschen besser geht? Und dann kam eine Phase, in der ich förmlich vor Kraft strotzte und nichts lieber getan hätte, als die Welt zu retten.




    Dabei ist es natürlich völlig absurd, die Welt retten zu wollen. Schon nur alleine die Menschheit lässt sich nicht retten. Wovor denn? Vor Krieg? Vor Umweltkatastrophen? Vor sich selber? Ich denke an die Zeit, als ich noch regelmässig Leserbriefe für das Lokalblatt geschrieben habe. Ja, damals hatte ich noch Ideale. Irgendwann kam die Erkenntnis, dass jede Zeile als nicht genutzte Energie verpufft.




    Die Worte eines Einzelnen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wenn jemand schreit, seine Worte zweitrangig werden. Das ist ebenenübergreifend überall das selbe. Manager, Politiker, Fanatiker. Der, der am lautesten redet steht auf dem dünnsten Eis. Seine Argumente klappen zusammen wie ein Kartenhaus, sobald man ihm den Wind aus den Segeln nimmt. Sachlich diskutieren, das ist vorbei. Personenkult, das ist der neue Weg.



    Eine Sackgasse. Himmelhoch gelobte sogenannte Persönlichkeiten sterben dahin wie Eintagsfliegen, erstickt durch die Flut an Informationen, die sich täglich über das Individuum ergiesst.
    Ich rolle an einem einsamen Kreuz vorbei. Jemand hat vor langer Zeit einen Strauss weisser Feldblumen davor gelegt. Sie welken im Schatten der Allee-Bäume dahin. Ich weiss, es stand in der Zeitung. Ein junger Mann, keine 20 Jahre alt. Für 5 Minuten war er berühmt. Und jetzt?


    -------------------------------------------------------------------------