
„Ich bin Gidera und freue mich dich kennen zu lernen!“ ein Glöckchen klingen war im Raum zu vernehmen, als Gidera sich vom Tisch erhob und auf der Tischplatte Kenora ein wenig entgegen ging. Am Rand angekommen verharrte sie und blickte Kenora neugierig an. „Warum bist du hier?“ Ihre Stimme klang zart und leise, dennoch halte sie in normaler Lautstärke in Kenoras Kopf wieder.

„Ich weiss es nicht, ich weiss nicht einmal wo ich bin!“ „Du bist im Chateau des Zauberers Siterius, genauso wie ich!“ Gidera fing an zu glucksen, als sie diese Worte sprach. „Und warum bist du hier?“ fragend sah Kenora das kleine Wesen an. Sie hatte schon von diesen Wesen gehört, wusste, dass sie existieren sollten, dennoch hatte sie es immer als eine Sage abgestempelt. Als eine Sage von vielen, doch diese schien nun Wirklichkeit oder träumte sie noch immer im Schlosspark. Lag sie noch immer im Gras, wo sie noch vor Stunden die Wolken beobachtet hatte?

„Er hat mich gefangen und mir meine Flügel gestutzt und nun komm ich hier nicht mehr weg.“ Ihre Stimme klang wehleidig bei den Worten, doch verlor sie nicht an Sanftheit. „Welch Grausamkeit ist dir widerfahren! Das mag ich mir gar nicht vorstellen Gidera!“ antwortete Kenora hierauf, bedacht nichts falsches zu sagen und doch meinte sie ihre Wort ernst. „Dem ist so!“ stimmte ihr Gidera zu.

„Aber sag Gidera, bist du wirklich eine Fee?“ „Ja, das bin ich. Ursprünglich nannte ich den Weladersee mein zu Hause, ihn und den Wald um ihn, doch das ist lange her...“ wehleidig lies sie sich wieder auf ihren Po fallen. „.. und ich weiss nicht, wie ich hier je wieder wegkommen soll.“ „Aber warum hat dich mein Onkel gefangen?“ „Ach er ist dein Onkel? Nette Verwandtschaft hast du da! Er wollte sich meine Zauberkraft zu eigen machen, denke ich jedenfalls“ „Oh so ein Scheusal! Naja, ich habe ihn erst heute kennen gelernt. Mein Vater hat ihn wohl mit Absicht von unserem Schloss fern gehalten. Wenn ich nur wüsste, warum er mich entführt hat! Meine Eltern werden Krank vor Sorge sein!“

„Genauso wie mein Volk, aber dich wird man noch suchen, mich sucht man schon lange nicht mehr...“ „Wie lange bist du schon hier?“ „In diesem Raum? Erst seit ein paar Monaten, in diesem Chateau seit über 3 Jahren!“ Geschockt blickte Kenora die Fee an. Um keinen Preis der Welt wollte sie hier für die nächsten 3 Jahre eingesperrt sein.

Er hatte den Schrank erreicht, in dem die Königin ihre kostbaren Zauberutensilien aufbewahrte. Neben der Zauberkugel, auf dessen Suche er gewesen war, fanden sich im Schrank allerhand Kräuter und Gefäße wieder. Von den meisten hatte er weder gehört oder sie jemals gesehen.
Behutsam hob er die Kugel aus dem Schrank und lies sie auf einem nahe gelegenen Tisch nieder, bevor er das Tuch von ihr entfernte.

„Wie war das nochmal..“ stellte er sich selbst zögerlich die Frage. Es war Jahre her, seitdem ihn die Königin eingewiesen hatte und bei diesem einen mal war es bisher auch geblieben. Er konzentrierte sich, erinnerte sich zurück an den Tag der Einweisung und da war es: Der Spruch, die Gestik, alles war wieder in seinen Erinnerungen. Freudig wandte er sich der Kugel zu und begab sich an das Ritual, hoffte, dass er nichts falsch machen würde. Doch dann wurde ihm klar, wie sehr sein Elfisch eingerostet war. Er hoffte inständig, dass die Königin seine Botschaft verstehen würde.
„Brennil lasta nîn siniath.“ sprach er mit fester Stimme und seine Hände streiften über die Kugel, erst im, dann gegen den Uhrzeigersinn und dann verharrte er. Er starrte die Kugel an, mit der Hoffnung, dass sich irgendetwas in ihr regte, doch dieses Warten schien endlos. „Brennil lasta nîn siniath!“ sprach er erneut und energischer, bewegte erneut seine Hände erst im, dann gegen den Uhrzeigersinn über die Kugel und sie begann zu leuchten. Der erste Schritt war geschafft.

Erfreut und angespannt schaute er in das Licht, konnte seine Königin sehen. Er wollte ihr zurufen, dass Gefahr drohte und Kenora verschwunden war, doch dann besann er sich. Wie hatte sie ihm damals gesagt? „Die Kugel versteht nicht unsere Worte, mein treuer Diener! Nehmt dieses Buch und lerne!“ Schweiß rannte ihm die Stirn herunter. Woher sollte er jetzt die richtigen, elfischen Worte nehmen? Es war Jahre, wenn nicht Jahrzehnte her, als es das Buch der Sprachen gelesen hatte. Doch Zeit zum besinnen blieb ihm nicht. Die Zeit rannte davon, so wie Sand in einem Stundenglas. Er wusste, dass es nicht perfekt werden würde, doch er hoffte inständig, dass sie ihn verstehen würde. „Men boe tulu! Im boe na le ped. I faeg, i delu! Siterius si anglenna. Lîn sell, Siterius a lîn sell gwanna. Tulu brennil, tulu!“ Es war zum verzweifeln. Seine Grammatik war nicht da, die Worte stimmten nicht, doch es musste klappen.
geht noch weiter...