Kapitel 237
"Weist Du noch im letzten Winter?" fragte Sean und sah einem vorbeifliegenden Kranich
nach. "Du meinst als wir uns im Wald verirrt hatten?" "Ja. Ein schreckliches Erlebniß,
einerseits. Doch andererseits, hat uns dieses erst so richtig zusammengebracht." "Das stimmt.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Sorgen sich unsere Eltern gemacht haben" meinte Venus
nachdenklich. "Ziemlich arge, würde ich mal sagen" antwortete Sean. "Wie kommst Du jetzt
gerade darauf?" wollte Venus wissen und sah Sean fragend an.
"Naja. Zum Einen, weil es ja nicht mehr so lange bis zum nächsten Winter ist und da kommen
schon Erinnerungen hoch. Ja und zum Anderen frage ich mich, wie sehr sich John und Ayleen
Sorgen machen würden, wenn sie das von Xio wüssten." Venus zog die Augenbrauen
zusammen. "Sie wissen es ja nicht. Jedenfalls nicht, solange jeder von uns die Klappe hält."
"Wäre das denn wirklich so schlimm? Ich meine, wenn sie es wüssten?" "Ja" sagte Venus
forscher, als sie eigentlich vorgehabt hatte. "Oder nein. Ich weis es nicht. Mom würde sich
tierische Sorgen machen und Paps... ich weis nicht. Ich befürchte, dass er dann noch
Forschungen betreiben würde. Und ich will nicht, dass so viele von Xio und ihrem Leben
erfahren." In diesem Moment unterbrach Venus Handy das Gespräch. Sie stand rasch auf
und holte das Gerät hervor. "Es sind meine Eltern" sagte sie nach einem Blick auf das Display
und meldete sich anschließend mit einem "Hallo".
Sean beobachtete Venus, während sie telefonierte. Zuerst lächelte sie, als sie ihren Vater
am Telefon erkannte. "Hi Paps. Wie geht es Dir?...... Mir gut, danke. Ist irgendwas? Du
klingst so ernst...... Reden? Über was denn?" Sean hätte am liebsten mitgehört und versuchte
anhand von Venus Gesichtsausdruck, der sich von fröhlich in besorgt verwandelt hatte,
etwas herauszufinden. "W-wie kommst Du darauf? Wer behauptet denn so etwas?" Sean hätte
seine Freundin am liebsten angetippt, damit sie ihm einen Hinweis geben konnte, ließ es aber.
"Ich...ich...ja, es ist wahr. Aber völlig harmlos, glaube mir......... Ja, ok. Wann?....Gut, in der Mensa
am besten. Um 4.....bis morgen." Sie klappte ihr Handy zu und blieb mit geschlossenen Augen
stehen. "Scheiße" flüsterte sie.
"Na, dass ist aber nicht gerade sehr höflich ausgedrückt" versuchte Sean die Situation zu
lockern. Irgendetwas schien ganz und gar nicht in Ordnung, doch konnte er das ganz noch
nicht richtig einschätzen. Er musste warten, bis Venus sich äußern würde, doch sie blieb
einfach nur stumm stehen und atmete tief ein und aus. So langsam machte Sean sich Sorgen.
Wenn Venus so reagierte, und das auf einen, doch normalen, Anruf ihres Vaters, dann musste
da etwas im Busch sein.
"Venus? Alles ok?" Sie stand einfach nur mit geschlossenen Augen da und ließ die Arme
herunterhängen. Sean wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. "Ist denn irgendetwas
passiert?" hakte er nach und beschloß dann einfach abzuwarten, bis Venus etwas tun
würde, was ihm nicht ganz einfach fiel, denn er sah, dass es Venus nicht besonders gut ging.
Wie schlecht konnte die Nachricht sein, die sie ihm hoffentlich gleich übermitteln würde?
Ihre Augenlieder zuckten, bevor sie diese öffnete und leise sprach. "Sie wissen es!"
"Was wissen sie?" fragte Sean und setzte sich aprubt auf. Als ob er die Antwort nicht schon
erahnen würde. "Meine Mutter hat es herausgefunden. Kim hatte alles in ihr Tagebuch
geschrieben. Irgendwie ist Mom darübergestolpert und jetzt wissen alle, dass Xio hier war."
"Au Backe. Und jetzt will Dein Vater herkommen und mit Dir reden, richtig?" Venus nickte.
"Ja. Morgen mittag will er hier sein. Wir treffen uns um 4 in der Mensa."
Sean stand auf und nahm Venus bei den Händen. "Wenn Du möchtest, dann bin ich bei
Dir." Venus kniff ihren Mund zusammen, sodass er nur noch einen schmalen Strich bildete.
"Ich weis nicht. Vielleicht sollte ich mit ihm alleine sprechen." "Wie Du möchtest. Klang er
denn böse?" "Nein, eigentlich nicht. Ernst klang er, aber nicht böse." "Dann mach Dir keine
Sorgen. Sie werden Dir nicht den Kopf abreissen. Und das sie sich Sorgen machen zeigt nur,
wie sehr sich Dich lieben." "Und Du klingst wie so ein Psyoheini" antwortete Venus und lachte
wieder etwas. "Dr. Sean Snyder, immer zu Diensten mein Fräulein. Denk dran. Es ist Dein gutes
Recht Kontakt zu Deiner Mutter zu haben. Ok, natürlich ist das bei Dir ja etwas...hmm..sagen
wir ungewöhnlicher. Du kommst aber nach dem Treffen gleich zu mir, ja?" "Mache ich. Und
jetzt lass uns bitte etwas Billard spielen gehen." Sean war nicht sonderlich begeistert, rechnete
er doch mit Pheline, aber Venus zuliebe stimmte er ein.
Fortsetzung folgt........