Beiträge von Innad

    Es war schließlich nicht unwichtig, dass ihre beiden Hauptdarsteller gut und harmonisch miteinander spielten - damit stand und fiel letztlich doch das ganze Stück!



    Also nahm sie sich direkt Tom zur Seite.


    "Hey Tom, alles klar. Du, mir ist aufgefallen, dass du und Lille irgendwie anders seid. Ist alles ok?" fragte sie direkt.
    "Ja, ja", wich Tom aus. "Natürlich, wieso fragst du?"
    "Naja, ich meine ja nur... nicht, dass sich irgendetwas auf euer Spiel auswirkt. Ihr müsst alles geben, ihr seid das Herz des Stücks. Es steckt soviel Arbeit und Mühe darin, es wäre katastrophal, wenn es scheitern würde."



    "Das wird es schon nicht", sagte Tom.
    "Ich will eben sichergehen", ließ Bettina nicht locker. "Wenn du magst, können wir drei uns ja auch mal zusammensetzen und über die Probleme zwischen euch sprechen."
    Tom riss der Geduldsfaden. Am liebsten hätte er das Theater direkt nach dem Streit verlassen, aber dafür war er zu kollegial. Aber dass Bettina nun noch stetig Salz in die Wunde streuen musste, war ihm zuviel.

    "Nun lass es gut sein, Bettina! Wir kriegen das schon hin!" sagte er und machte eine so entschlossen abweisende Geste, dass Bettina ihre weiteren Worte hinunterschluckte.



    Tom drehte sich sofort um und ging ans andere Ende des Raumes, wo er sofort ein Gespräch mit einem anderen Theaterspieler anfing. Bettina seufzte, hier kam sie nicht weiter. Also ging sie zu Lille.

    "Lille, ist alles in Ordnung?" fragte sie. "Du bist ein wenig blaß."
    "Ja, mir geht es gut", log Lille. "Was gibt`s?"
    "Naja, ich hab eben schon mit Tom gesprochen, aber der wollte nicht so viel sagen. Ich nehme an, ihr habt Streit gehabt?"
    Lille schluckte und versuchte, gelassen zu bleiben. Bettina konnte ja nichts für das ganze Schlamassel.
    "Ein bißchen vielleicht, aber es ist schon ok", sagte sie schnell.
    "Aber ihr werdet doch beide weiterspielen, oder?" fragte Bettina.



    "Ja, natürlich", sagte Lille.
    "Dann bin ich ja erleichtert. Weißt du, das wird schon wieder. In deinem Alter hatte ich auch oft Liebeskummer", begann Bettina.
    Lille schnappte nach Luft, langsam wurde ihr Bettina zuviel, so gut sie es auch meinte.

    "Weißt Du, Bettina", sagte sie schnell. "Ich... ich muss mal auf Toilette, bitte entschuldige mich."



    Und schnell huschte sie davon. Sie merkte nicht, dass Jazzy ihr nachsah, die Zeitschrift, in der sie geblättert hatte, zur Seite legte und sich erhob, um ihr auf die Damentoilette zu folgen...



    Ende Kapitel 14.

    FS Folgt.

    "Also gut, dann hör zu", rief Lille aufgebracht. "Du erwartest einfach zu viel von mir, Tom. Ich meine - ja, wir haben uns geküsst, na toll. Aber deswegen habe ich dich doch noch nicht geheiratet. Hast du etwa gedacht, nur weil wir rumschmusen, sind wir ein festes Paar? Um ehrlich zu sein, es hat mir einfach mit dir gereicht, so einfach ist das!"

    Tom sah sie wütend an. "Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?"

    "Oh doch!" rief Lille, die langsam in Fahrt kam. "Das meine ich ernst. Und ich bin dafür, dass wir uns nicht mehr sehen und nur noch hier im Theater Kontakt haben!"



    Tom zuckte zusammen, als habe ihn der Schlag getroffen.
    "Aber Lille", stammelte er. "Ist dir klar, was du da sagst? Du willst doch nicht etwa Schluss machen... bevor... es richtig angefangen hat?"



    "Nun bild dir mal nicht zuviel auf dich ein", sagte Lille hochmütig. "Andere Mütter haben auch schöne Söhne, und du bist nicht der einzige, der mich je interessiert hat. Also würde ich sagen, wir beide gehen einfach unserer Wege und vergessen diese kleine Episode von letzter Woche."



    Tom sah Lille einen Moment entgeistert an. Schmerz und Fassungslosigkeit zeichneten sein Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf, drehte sich um und ging wortlos davon.

    Lille schluckte und musste heftig atmen. Sie zitterte am ganzen Körper. Es tat ihr so weh, ihn fortgehen zu sehen. Am liebsten hätte sie nach ihm gerufen, gerufen: "Halt mich fest!" Doch es war zu spät- Ihr Plan war aufgegangen. Doch sie war nicht glücklich darüber. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht.



    Da hörte sie eine vertraute Stimme auf sich zukommen. "Lille?"

    Schnell richtete sie sich auf und setzt eine unbekümmerte Miene auf. "Geht es dir besser?" Jazzy sah sie an.
    "Besser?" fragte Lille verwirrt.
    "Du warst nicht in der Schule..."
    "Achso... ja... ich... musste heute mit meiner Mutter nochmal zum Arzt, aber war nichts schlimmes. Und gestern gings mir nicht so gut, deswegen... morgen komme ich wieder", log sie schnell
    "Sag mal, wieso hast du mich nicht angerufen?" fragte Jazzy. "Ich habe nur deine Mutter erwischt..."
    "Ja... ich... habs versucht...", stotterte Lille. "Aber du warst nicht da..."



    "Wie war dein Date? Und... habt ihr euch eben gestritten?" fragte Jazzy weiter.
    "Das Date... oh... also...", setzte Lille an...

    Eine fröhliche Stimme brachte ihren Satz aprubt zu Ende. "Leute, kommt mal alle her!"

    Lille sah auf und seufzte erleichtert. Bettina war ihre Rettung! Die Theatergruppe sammelte sich in der Mitte des Raumes und sah Bettina aufmerksam an. Diese klatschte fröhlich in die Hände.



    "Ich hoffe, es geht euch allen gut", lachte sie. "Also, ich habe gute Nachrichten: Der Premieretermin ist offiziell bestätigt, nur noch vier Wochen. Das heißt, wir müssen jetzt richtig Gas geben und eventuell einmal mehr pro Wochen proben! Aber das kriegen wir bestimmt hin!"

    Die Jugendlichen saßen oder standen im Kreis um sie herum. Tom stand neben Lille und sah sie an. Lille versuchte, betont lässig in die andere Richtung zu schauen. Was Bettina vorne plapperte, ging völlig an ihr vorbei.



    Sie bemerkte, wie Jazzy ihr und Tom einen irritierten Blick zuwarf, versuchte sich aber nicht davon stören zu lassen. Irgendeine vernünfte Version würde ihr für Jazzy schon noch einfallen. Sie musste nur versuchen, nach der Probe so schnell als möglich aus dem Theater zu kommen, damit Jazzy sie nicht abfangen konnte.

    Morgen würde sie mit ihr sprechen... und bis dahin würde ihr vielleicht etwas eingefallen sein...



    Nicht nur Jazzy musterte Lille und Tom irritiert, sondern auch Bettinas Blick ruhte auf den beiden Jugendlichen. Sie spürte, dass irgendetwas nicht mehr stimmte zwischen den beiden und nahm sich vor, noch vor der Probe mit ihnen zu sprechen.

    @ineshnsch: Vielen vielen lieben Dank für Dein Lob. Das bestärkt mich, das hier weiterzuführen. Der Stoff ist nicht einfach, ja, aber das ist eben auch eine Seite des Lebens. Was Du zum dem "Anmerken" schreibst - ich glaube, da hast Du nicht unrecht. Was Lille sich da in den Kopf gesetzt hat, ist schon heftig...
    @Tearformheaven: Weißt Du, genau diese Hoffnung mit den Laborergebnissen ist ja so trügerisch... Jedenfalls danke auch für Dein Lob. Das mit dem justierten Justin finde ich ja auch witzig *lach* Schön, dass so in dem doch recht schweren Kapitel doch ein verstecktes Fünkchen HUmor ist, wenn auch eher unbeabsichtigt.
    Kiara: Was die Bilder betrifft, von denen Du sprichst, ich gebe für nichts eine Garantie, möchte aber auch noch nicht zuviel verraten. Ja - ich würde das auch alles erleben wollen. Aber auf der adneren Seite glaube ich auch, dass man in solch einer Extremstsituation manchmal scheinbar rational und allgemeingesehen eher irrational handelt... weil man die anderen schützen möchte.
    Dabei geht das gar nicht, denke ich mir.
    chrissy: Vielen lieben Danmk und einen dicken Knutscher. Ja - Du hast recht. Das bewusste Verabschieden, das nimmt Lille allen damit. Aber weißt Du, was ich glaube? Stell Dir mal vor, Du musst es immer und immer wieder aussprechen, was mit Dir los ist. Es doch schon so entsetzlich... vielleicht will sie es einfach auch nicht zu sehr in ihren Alltag lassen. Wenn nur sie es weiß, ist es auch weniger "realer". Ob das funktioniert... naja, werdet ihr ja bald sehen. Jedenfalls denke ich, im nächsten Teil sieht man, dass Lille durchaus einen Sturkopf hat und ihre Linie ganz schön bitter durchziehen kann.


    Deswegen hier Kapitel 14

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    Kapitel 14


    Zerwürfnis



    Es war wieder Dienstag. Seit Wochen waren Lille die Dienstage und Donnerstage die liebsten der Woche gewesen. Denn dann war wieder Theaterprobe und das bedeutete so viele Dinge, die wundervoll waren: Den Duft der Holzdielen riechen, der schweren, leicht muffigen dunkelroten Vorhänge, Bettinas lustiges Gequieke und ihre Panikanfälle zu belächeln, das abgewetzte Manuskript wühlen, all die lieben Freunde aus der Gruppe wiedersehen, lachen, Spaß haben und sich fallenlassen... und Tom wiedersehen, natürlich und vor allem...

    Aber heute... genau heute war dieser Dienstag ein schrecklicher Tag und Lille wäre am liebsten zu Hause geblieben, doch das Theater war ihr zu wichtig. Wenn sie schon alles andere entbehren würde müssen, so doch nicht den Geruch des Theaterhauses.

    Sie betrat eben jenes und sog den Duft tief ein, aber heute konnte selbst er ihr nicht den schweren Knoten im Bauch lösen, den sie seit Samstagabend mit sich trug. Sie war absichtlich einen Tick zu spät gekommen, um Tom und Jazzy so lange wie möglich aus dem Weg gehen zu können. Aber zu ihrem Leidwesen stellte sie fest, dass Bettina ebenfalls noch nicht angekommen war und die Gruppenmitglieder sich hinter der Bühne verteilt hatten, lachten, redeten und das übliche Chaos veranstalteten.

    Kaum hatte sie einige Schritte durch den Raum gemacht, hörte sie auch schon Toms Stimme. Sie drehte sich um und schluckte. Er kam auf sie zugestürmt und sah sie an. Sein Blick war eisig und doch schimmerten Enttäuschung und Schmerz aus seinen Augen.



    "Hast du mir nichts zu sagen?" sagte er mit verschränkten Armen.

    Lille schluckte nocheinmal, der Schmerz durchwaberte sie in Wellen. Aber es gab kein Zurück mehr, deswegen fasste sie sich und sagte dann mit rauer Stimme. "Ja... sorry, Tom, wegen Samstag... ich... mir ist halt was dazwischen gekommen."

    "Was dazwischen gekommen?" wiederholte Tom ungläubig. "Und bitte was?"

    Lille seufzte und schaute zu Boden. Wieso musste das alles nur so verdammt schwierig sein?



    "Hast du eigentlich schonmal was von Telefonen gehört?" sagte Tom zornig. "Abgesehen davon habe ich ebenfalls versucht, dich zu erreichen, mehrmals sogar. Am Samstag Abend habe ich bei dir angerufen und am Sonntag und gestern, aber deine Mutter sagte immer, du seist nicht da, habest keine Zeit, liegst schon im Bett... sie hat dich verleugnet, und ich wette, das hat sie nicht aus eigenen Stücken getan. Ehrlich, Lille - ich komme mir vor, als habest Du mich zum Narren gehalten!"

    Lille stand da und schwieg ihn an.



    "Weißt Du", sagte sie dann. "Ich... wollte ja anrufen, aber ... ich hab es einfach vergessen, ich hatte Stress. Und deswegen war ich auch nicht zu erreichen, weißt du, ich... hab einfach vergessen, dich anzurufen."

    Tom schnaufte tief durch und rief dann so laut, dass die Köpfe der anderen herumflogen. "VERGESSEN?! Das war unser erstes Date, so etwas vergisst man doch nicht einfach so! Und jemanden anzurufen ist ja wohl nicht mehr höflich, oder?"



    "Du kannst mir nicht ernsthaft weismachen wollen, dass Du das vergessen hast!"

    Lille schwieg weiterhin und zuckte nur mit den Schultern.

    Die Wut wich mit einemmal aus Toms Gesicht, er sah sie traurig und hilflos an. "Mensch, Lille... ich kenne dich doch... ich kann mich doch nicht so in dir getäuscht haben... du hast doch nicht alles vergessen, was wir in den letzten Tagen erlebt und gesprochen haben... da stimmt doch was nicht... bitte, Lille, sag mir doch was los ist."

    Und resigniert ließ er die Schultern hängen.



    Mit seiner Wut hatte sie besser umgehen können als mit diesem Schmerz. Lille kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Sie hatte es so entschieden und es war richtig so!

    Ihr Körper straffte sich und sie setzte eine kalte und gleichgültige Miene auf. "Ach komm schon, Tom", sagte sie herablassend. "Nun komm mal wieder runter. Du bist ja schließlich nicht der einzige Mensch, mit dem ich zu tun habe. Ich hatte einfach Stress und andere Dinge zu tun, die wichtiger waren. Und das war´s auch schon. Also hör doch bitte auf, hier so rumzunerven."



    Das saß.

    Einen Moment starrte Tom sie entgeistert an, dann wurde er wieder wütend. "Wie redest du denn? Was ist denn nur mit dir los? Ich bin doch hier nicht dein Pausenclown! Also sag mir endlich, was für ein seltsames Spiel du hier spielst!"



    "Nun komm doch bitte wieder runter", sagte Lille. "Mach dich nicht zum Affen."
    "Zum Affen machst höchstens du mich!" rief Tom aufgebracht. "Ich will jetzt endlich wissen, was los ist!"
    "Willst du das wirklich wissen?" rief Lille, deren Schmerz sich in Wut verwandelte. "Willst du es wirklich wissen, ja?!"

    "Ja, das will ich!"



    Lille sah ihn scharf an. "Gut, dann hör zu, ich sage dir die Wahrheit - aber sie wird dir nicht gefallen..."

    Lille schluckte. Sie dachte keine Sekunde mehr an ihr eigenes Leid oder das was kommen würde, sondern nur an Tom und wie sie es ihm sagen sollte.
    ... Sollte sie es ihm denn überhaupt sagen? War das denn fair?

    Ihr Liebe war doch noch so jung, völlig unberührt, gerade erst am zarten Erblühen... hätte sie denn die Kraft für eine solche Belastung?

    Wie furchtbar musste es sein, zu wissen, dass der geliebte Mensch einen verlassen wird und man nichts dagegen tun konnte? Sie hörte ihre Eltern draußen leise weinen und es schnitt ihr ins Herz. Ihr eigener Schmerz schien plötzlich viel kleiner geworden, viel weher tat ihr der Gedanke an die Menschen, die ihr nahestanden... vor allem Tom...

    Was sollte sie nur tun?



    "Er soll nicht leiden", dachte sie. "Er soll nicht traurig sein, das hat er nicht verdient..."

    Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.
    Sie konnte es Tom nicht sagen - das war zuviel, sie würde das nicht schaffen... und Tom sollte nicht leiden wegen ihr. Nein.

    Vor ihren Augen tauchte das Bild ihrer Eltern auf, die so furchtbar gebrochen waren. Niemand sollte wegen ihr leiden. Und je weniger Menschen, desto besser würde es sein.

    Sie sah auf und fällte mit einemmal eine Entscheidung.
    "Nein, ich werde es ihm nicht sagen!" rief sie und schüttelte heftig den Kopf, als wolle sie sich bestätigen. "Ich werde es NIEMANDEM sagen!"
    "Keiner soll es wissen", flüsterte sie. "Keiner. Auch nicht Jazzy! Ich will nicht bedauert werden, ich will nicht angesehen werden und ich will nicht, dass die anderen wegen mir traurig sind. Ich will mein Leben so lange es geht ganz normal weiterleben..."

    "Und Tom...", flüsterte sie leise, wie zu sich selbst. "Es gibt nur einen Weg, um zu erreichen, dass er nicht leiden wird. Er darf mich nicht mehr lieben. Am besten wäre es, er würde mich hassen... ich muss mich von ihm fern halten... muss ihn abweisen, damit er von mir abkommt, so schnell es geht..."
    Es war das beste so. So furchtbar es auch sein würde, Tom jetzt weh zu tun. "Ich muss stark sein!" rief sie aufgebracht





    "Oh Tom...", flüsterte sie. "Es sollte doch so ein schöner Abend werden... und jetzt..."

    Es tat ihr fast körperlich weh, sich vorzustellen, wie er dort stand und auf sie warten würde... vergeblich...
    Und sie würde ihn versetzen... und nicht nur das, sie würde ihn verletzen, tief verletzen. Aber es war besser so, denn dieser Schmerz würde leichter für ihn zu ertragen sein als der andere... es war besser so. Sie sagte es sich immer und immer wieder.

    Oh, wie sie ihn vermissen würde... es würde so schwer werden...



    Vor ihren Augen stiegen die Erinnerungen auf... waren nur 48 Stunden vergangen seit diesem wunderschönen Abend nach der Theaterprobe, als er sie in seine Arme gezogen und sie so sachte geküsst hatte?

    Sie schien seine Geruch in der Nase zu haben, seine weiche Stimme zu hören... in ihr schrie alles vor Leid und Trauer und doch hämmerte ihre Stimme ihr ein: "Es ist besser so".



    Lille versuchte das Bild von Tom krampfhaft zu verdrängen, um sich nicht noch mehr zu quälen. Gab es denn gar keinen Lichtblick mehr in ihrem Leben? War nun alles vorbei? Sollten ihre letzten Wochen gar so freudlose und schmerzhaft werden? War das etwa ihr Schicksal?

    Doch - eine Sache gab es noch! Es schien wie eine zaghafte Flamme in der Dunkelheit aufzuschimmern und brachte eine sanfte Wärme in ihr schmerzendes Herz.
    Das Theater! Das Theater würde ihr bleiben. So lange Wochen hatte sie so viele Stunden auf der Bühne verbracht. Es war ihr großer Traum gewesen, eines Tages auf diesen Brettern vor Publikum zu spielen... und noch dazu mit Tom an ihrer Seite.

    Das Theater würde ihr bleiben - und somit auch ein Stück von Tom. Auch wenn es schwierig werden würde, sehr schwierig, mit ihm zu spielen, so wie Dinge nun lagen. Aber sie würde ihn so nicht ganz verlieren.



    .

    Und ihren Traum auch nicht. Lille dachte nach. Die Premiere war in vier Wochen. Die Ärzte hatten gesagt, noch einen Monat oder zwei. Sie MUSSTE es bis dahin einfach schaffen, egal wie. Das war alles, was sie sich noch wünschte.

    chrissy: Danke danke, meine Liebe :-) Ja, es ist wahnsinnig traurig. Mich hat es beim Schreiben auch richtig bedrückt... und eigentlich mag ich mir sowas ja gar nicht allzu intensiv vorstellen. Aber ich glaube, jeder von uns kennt das doch, wenn einen so ein furchtbares ungutes Gefühl beschleicht... irgendwie habe ich miich daran erinnert, auch wenn ich sowas gottseidank nie erlebt habe und hoffentlich nie werde.
    Kiara: *rotwerd* Danke für das Lob... ich sage ja, gottseidank hab ich sowas nie erlebt und bete vollen Herzens, dass ich das auch nie werde... aber ich versuche eben, mir vorzustellen, wie das wäre.... es muss der absolute Horror sein. Und Lille tut mir auch wahnsinnig leid, wirklich. Es muss furchtbar sein, all so etwas zu erfahren....... das Date... mh, ob man in solch einer Verfassung noch an so etwas denken kann? Ich kann mir vorstellen, dass mit einem Schlag alles vollkommen unwichtig und sinnlos werden kann...
    Keksy: Danke für Dein Lob! Ja, ich hätte mir auch überlegt als Mama, es ihr nochv or dem Date zu sagen. Auf der anderen Seite glaube ich auch, dass Lille ein Recht hat es zu erfahren.... und zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Aber mehr dazu erfahrt ihr ja jetzt :-)
    @Tearfromheaven: Ja, ich würde auch verrückt werden, wenn mein Gegenüber so herumdrucksen würde... aus gutem Grund, wie man hier sieht...


    Ich mache heute direkt mal weiter... eigentlich gehören Kapitel 12 und 13 ohnehin zusammen



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    Kapitel 13


    Entscheidung aus Liebe




    Es roch so wie immer. Es sah so aus wie immer.
    Ihre Bettwäsche, farbig, knallbunt, fröhlich, jung. Wie ein Symbol für das Leben und die Freude daran. Wieso war ihr das nie vorher aufgefallen? Fast wie ein Affont wirkte sie, diese bunte, fröhliche Bettwäsche. Sie schien sie auszulachen, sie zu verhöhnen ob der Freude, die sich im Leben versteckte und die mit einemmal erloschen war.

    Ihr Lieblingssänger schaute ihr genauso verführerisch in die Augen wie immer, wie seit jenem Tag, als sie das riesige Poster quietschend vor Freude im Laden gefunden und gerahmt hatte. Stundenlang hatte sie ihrem Vater in den Ohren gelegen, bis er es endlich an der Wand justiert hatte.
    Er sah sie an, als sei nichts geschehen.

    Die Zeitschrift lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch, ein Artikel sprang ihr ins Auge "Teste Deine Romantik in 10 Schritten".
    Der Stuhl war einige Zentimeter nach hinten geschoben.

    Wieviel Zeit war vergangen, seit sie dieses Zimmer verlassen hatte? Jahre? Jahrzehnte? Oder eine ganze Ewigkeit? Sie konnte es nicht sagen.



    Als sie hinausgegangen war, lag ihr Leben noch vor ihr, gleich einem unergründlichen, bunten Band aus Freude und Lebendigkeit. Sie hatte Träume gehabt und Sehnsüchte, Wünsche und Pläne... und nun...

    Lille schluckte gegen den schmerzhaften Kloß an, der sich in ihrem Hals breit machte. Sie wollte nicht noch einmal weinen. Es war so nutzlos, jede Träne so sinnlos, denn sie würde nichts ändern, nichts mehr helfen.

    Lille stand wie angewurzelt vor ihrem Bett. Sie konnte nichts denken, nichts fühlen, nur drei Worte schwebten in ihrem Kopf ohne Ablass. "Ich werde sterben."
    ... hatte sie sich jemals mit dem Tod beschäftigt? Sterben - das war etwas für alte Leute.

    Klar, ihr Hamster war mal gestorben und immer mal wieder einige Fische im Aquarium. Und Oma vor einigen Jahren... aber sterben... das war so surreal, es gehörte nicht zum Leben, nicht zu ihrem Leben.

    Und mit einemmal war ihr der Tod näher als das Leben selbst.



    Sie sah an sich hinunter. Das neue T-Shirt, die engen Jeans. Sie war jung, hübsch, sexy... Es konnte doch nicht sein, dass da etwas in ihr lauerte, dass ihr nach dem Leben trachtete, das war vollkommen undenkbar... und doch die Wahrheit.

    Ihr Blick fiel auf die bunten Armbänder, die sich um ihre Handgelenke schmiegten und sie musste an Jazzy denken und wie sie vorhin begeistert in die Hände geklatscht hatte. Wieviel Zeit schien seitdem vergangen - Lichtjahre...



    Sie schlug erneut die Hände vors Gesicht. Wieso ich, wieso muss mir so etwas passieren? dachte sie.

    Sie wünschte sich zurück zu diesem Augenblick, zurück zu den Stunden am Nachmittag, als sie mit Jazzy auf der Terrasse in der Sonne gelegen und gelacht und gescherzt hatte.
    Es war so warm gewesen und hell. Nun war die Nacht hereingebrochen und Lille fröstelte.



    Sie wollte wieder zurück zu diesem Moment, sich frei und glücklich fühlen und nur über das große Date mit Tom nachdenken....

    TOM!

    Lille erschrak. Sie hatte ihn völlig vergessen, das Date völlig vergessen. Mit einemmal war alles so unwichtig geworden, so irreal, völlig der Wahrheit und Wirklichkeit enthoben. Alles um sie herum betäubt, in Watte gepackt.

    Aber nun schien sich der Nebel zu lichten und Toms Bild tauchte ihr vor Augen auf. Es war bereits weit nach acht Uhr und gerade in diesem Augenblick würde er wohl vorm "Times" stehen und sehnsüchtig auf Lille warten.

    "Oh Tom", flüsterte Lille leise. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie war völlig außerstande, zu diesem Date zu gehen... obwohl sie sich genau jetzt mehr denn je nach Tom sehnte....



    Vor ihrem inneren Auge tauchte Toms Bild auf, sein Lächeln und seine sanften Augen, in denen sie zu versinken schien.

    "Oh Tom, ich hab dich so lieb", flüsterte sie. Nie hatte sie so klar empfunden wie in diesem Moment, ihr ganzer Körper schien wie von diesem warmen Gefühl der Liebe, das gleichzeitig so seltsam schmerzte, erfüllt und durchflutet, als sie mit geschlossenen Augen Toms lächelndes Gesicht vor sich sah...



    Wie sollte sie es ihm nur beibringen? Was würde er sagen? Wie sollte er das verkraften... er empfand doch genauso wie sie... wie sagt man einem Menschen, dass er einen bald verlieren wird... und zwar ... für immer...?

    Lilles Mutter schluckte. "Lille... die Ergebnisse... es ist so... du... du hast einen Tumor, Lille", stieß sie hervor und redete sofort hastig weiter: "Einen Tumor im Kopf, Lille. Und - man kann nichts dagegen tun. Keine Operation, keine Medikamente, es ist aussichtlos, sagen die Ärzte. Wir... wir haben alles versucht, aber es besteht keine Chance mehr, sagt der Professor. Der Tumor wächst weiter und... und..."

    Ihr versagte die Stimme und sie schlug die Hände vors Gesicht.



    Lille durchfuhr es heiß. Sie versucht die Worte zu verstehen und stotterte: "Ein Tumor? In meinem Kopf? Was soll das bedeuten? Ich meine... ich... ich bin doch gesund, ich fühle mich doch ganz gut."

    Doch ihre Eltern sahen sie nur bekümmert an. "Ein Tumor", stotterte Lille weiter. "Aber... man... man muss doch irgendetwas machen können dagegen, oder? Mama? Papa? Man - muss doch was machen können??"

    Sie sah ihre Eltern hilflos an.



    Doch ihr Vater schüttelte nur den Kopf.

    Lille spürte, wie ihre Handinnenflächen kaltschweissig feucht wurden. Sie schluckte immer wieder, ihr Hals war so verdammt trocken und tat weh, als schnüre ihr irgendetwas die Kehle zu.

    Sie suchte in den Gesichtern ihrer Eltern nach einer Antwort, nach einem aufmunternden Blick, einem Lächeln. Sie wartete darauf, dass einer von beiden sagen würde: Mach Dir keine Sorgen, mein Mädchen, wir schaffen das, wir kriegen das schon wieder hin, das wird alles wieder werden.

    ... doch sie fand nur Verzweiflung und Angst in den Augen ihrer Eltern und fühlte sich, als habe man ihr den Boden unter den Füßen genommen.

    Die verwirrte Verzweiflung wandelte sich mit einemmal in Wut und Lille rief aufgebracht. "Wieso sitzt ihr beiden denn nur da und schweigt vor euch hin? Nun sagt mir doch endlich, was mit mir los ist!"



    "Lille", sagte ihr Vater mit einer so schwachen, gebrochenen Stimme, dass es ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagte. "Du wirst sterben, Lille."

    Lille sah ihn einen Moment entgeistert an. Was hatte er da gesagt?? Sie musste sich wirklich verhört haben. Irritiert sah sie ihre Mutter an.

    "Was?" stammelte sie. "Das... kann nicht sein."

    "Oh, Lille", flüsterte ihre Mutter mit zittriger Stimme. "Es ist wahr, Lille, es ist wahr, es ist so furchtbar, aber es ist die Wahrheit. Der Tumor - er wächst und wächst... und keiner kann ihn aufhalten, er ist zu groß, um operiert zu werden oder von Medikamenten beeinflusst werden zu können... wir können alle nichts dagegen tun... oh mein Gott, es ist so schrecklich..."

    Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.

    Lille saß da und ihre Hände krampften sich um die hölzernen Lehnen des Sessels. Langsam, wie schwer tropfender Teer, sickerten die drei Worte in ihr Bewusstsein, die so abstrakt und furchtbar waren, dass sie eine endlose Zeit brauchten, um in ihr Verständnis zu gelangen:

    "Ich werde sterben..."

    Lille sprang auf und schlug die Hände vors Gesicht. Auch ihre Eltern hatten zu weinen begonnen.



    Eine Weile war es still im Zimmer und jeder von ihnen gab sich seinem Entsetzen und seiner Trauer alleine hin.

    Nach einer unbenennbaren Zeit straffte sich Lilles Oberkörper, sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte leise. "Du sagst, ich werde sterben- aber wann? Wie... wie lange habe ich noch?"



    Ihre Mutter atmete tief durch. "Die Ärzte ... sie sagen... sie wissen es natürlich nicht genau... aber sie glauben... ein oder zwei Monate, Lille."

    Lille schluckte. Ein oder zwei Monate...

    "Einen Monat?" flüsterte sie. "Einen Monat, vielleicht auch zwei? Aber... ich bin doch nicht einmal siebzehn... ich meine... ich hatte doch noch so vieles vor... und... und nun? Was nun?"

    Sie vergrub die Hände im Gesicht. "Was soll ich jetzt nur machen?"



    Maria sprang auf und zog Lille in ihre Arme. "Oh mein Kind, mein Kind... ich wünschte, ich könnte dir helfen, ich wünschte, ich könnte es abwenden... es ist so schrecklich, Lille..."

    Lille hielt ihre Mutter eine Weile ganz fest und weinte leise vor sich hin. Es war still im Zimmer. Es schien überall ganz still geworden zu sein.

    Mit einemmal wurde die Stille durchbrochen. Die alte Standuhr an der Wand schlug achtmal, laut und metallern hallten die Schläge durch den Raum. Lille sah auf und löste sich schweigend aus der Umarmung ihrer Mutter.



    Sie senkte den Kopf, nickte und ging langsam, wie schlafwandelnd zurück in ihr Zimmer, ließ die Tür leise ins Schloss schnappen und sah sich um...



    Ende Kapitel 12.


    Fs folgt.

    Jule: Danke für Deinen lieben Kommi. Ich denke, das Geheimnis kann ich heute lüften
    emo: Vielen Dank für Deinen lieben Kommi!
    Kiara: Wem sagst Du das, ich kenne das aus eigener Erfahrung, irgendwie hat man nie das richtige im KLeiderschrank. Ob ich an Lilles Stelle aber so geduldig geblieben wäre mit Jazy, weiss ich nicht *lach* Deine Vermutungen sind alle schlüssig, aber bald wisst ihr ja auch, wie das mit dem Date ausgeht. :-)
    @ineshnsch: Ja, ich denke, als Mutter wäre es schwierig, Lille loszulassen. Vermutlich würde man sie den ganzen Abend nur noch halten wollen, aber das wäre ja auch blöd.
    chrissy: Danke für diesen lieben Kommi! Ja, ich finde Jazzy irgendwie auch lustig, so eine beste Freundin hat man gerne, oder? Wie sagt man das seinem Kind? Mein Gott, so genau will ich mi das eigentlich gar nicht vorstellen, es ist bestimmt der Horror schlechthin. Ja, das Leben ist NOCH ganz unbeschwert für Lille... ich hoffe, der krasse Gegensatz ist so ein bißchen deutlicher geworden.
    @Hannah-Rieke: Ja, genau, ich empfinde das auch wie die Ruhe vor dem Sturm. Wir wissen schon viel mehr als Lille in deisem MOment ... würde sie noch einen einzigen Gedanken an ihr Outfit verschwenden, wenn sie die Wahrheit kennen würde...?
    Keksy: Danke für Deinen KOmmi, freue mich wahnsinnig über jede neue Leser/in!


    So, heute geht es schon weiter.


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    Kapitel 12


    Leben und Tod



    Es war erst sieben Uhr und Lille wusste nicht recht, was mit sich anfangen. Der Bus ging erst um halb acht, sie hatte noch gute 20 Minuten Zeit, bis sie sich auf den Weg zur Haltestelle machen musste, die nur ein paar Meter von ihrer Haustür entfernt lag.

    Um sich abzulenken, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und blätterte gedankenversunken in einer Mädchenzeitschrift hin und her, ohne sich recht auf den Inhalt der Artikel konzentrieren zu können. Ihr Körper kribbelte von oben bis unten, unbändige Freude und Nervosität schien sie wie elektrisch aufgeladen zu haben.

    Da riss sie das Klopfen an ihrer Tür aus ihren Gedanken und auf ihr "Komm rein!" trat ihre Mutter ins Zimmer und sah sie an.



    Lille sah von ihrer Zeitschrift auf. "Hei Mama, ihr ward lange weg, du und Papa. War`s schön beim Einkaufen, habt ihr alles bekommen?"

    Lilles Mutter sah sie einen Moment zerstreut an, als verstünde sie gar nicht recht, was ihre Tochter da sagte. Dann nickte sie nur und antwortete: "Ja, ja... Lille... wir... wir müssen dich dringend sprechen."

    Lille legte die Zeitschrift beiseite und stand auf. "Ach Mama, sei mir nicht böse, aber das ist gerade ganz schlecht. Du hast es doch nicht etwa vergessen, oder, Mama? In einer knappen Stunde treffe ich mich doch mit Tom, mein Bus geht gleich."

    Sie strahlte ihre Mutter über das ganze Gesicht an. "Ich bin wahnsinnig aufgeregt, Mama."



    Maria schluckte. Dass Lille auf ihr Date gehen wollte, hatte sie völlig vergessen. Einen Moment stand sie da und zögerte und betrachtete ihre Tochter eingehend. Sie sah so glücklich aus. Maria wurde unsicher. Sollte sie ihr den Abend mit Tom nicht noch gönnen? Wäre es nicht auch früh genug, ihr die schreckliche Nachricht morgen früh zu sagen?

    Sie war ratlos und einen Moment schien der Boden unter ihren Füßen zu weichen und sie musste tief durchatmen, um nicht dem unabweichlichen Drang, sich zu setzen, nachzugehen.

    Lille sah sie immer noch lächelnd an, schien völlig in sich versunken. Maria schüttelte energisch den Kopf. Nein, sie würden es ihr jetzt sagen, so wie sie es sich vorgenommen hatten. Lille würde es ihnen vielleicht nie verzeihen, wenn sie erfahren würde, dass sie es bereits an diesem Abend gewusst hatten und ihr verschwiegen. Sie sollte selbst entscheiden, wie ihr Leben nun weiterginge, diese Abmachung hatten sie und ihr Mann direkt nach dem Gespräch mit dem Professor getroffen.

    ... und schließlich gehörte auch dieses Date zu ihrem Leben.

    "Nein, Lille, es muss jetzt sein", sagte sie darum mit fester Stimme. "Du kannst später noch zu deinem Date gehen.... wenn du das möchtest. Du brauchst auch nicht den Bus zu nehmen, ich fahre dich dann dorthin."



    Lille wollte etwas erwidern, doch Maria sagte ungewohnt scharf und knapp: "Komm bitte mit ins Wohnzimmer."

    Lille sah ihr verwundert nach. Was war denn jetzt los? Hatte sie etwa irgendetwas ausgefressen? Sie dachte scharf nach, konnte sich aber nichts vorstellen. Sie schluckte. Hoffentlich kamen ihre Eltern nicht auf die Idee, ihr das Date doch noch zu verbieten. Das wäre ja eine Katastrophe. Aber warum sollten sie das? Es bestand dazu doch keinerlei Veranlassung.

    Da all die Grübelei nichts brachte und sie ihre Eltern nicht warten lassen wollte, folgte Lille ihrer Mutter schnell ins Wohnzimmer.

    Ihr Vater saß bereits auf der Couch. Er wirkte irgendwie älter als sonst und ließ die Schultern hängen, sah sie kaum an, als sie herantrat und sich in den gemütlichen blauen Ledersessel sinken ließ. Maria setzte sich neben ihren Mann und atmete tief durch.

    "Was ist denn mit euch los, ihr seht ja aus, als ob ihr Geist gesehen hättet", bemerkte Lille und lachte leise. Doch ihre Eltern sahen nur ernst und bedrückt zu Boden. Lille schluckte und bemerkte, dass ihre Mutter zitterte.

    "Was ist denn los?" fragte Lille und wurde ernst. "Was wollt ihr mir sagen?"



    Ihr Vater sah hilflos auf, machte den Mund auf, schüttelte dann kraftlos den Kopf und schwieg weiter, während er seiner Frau einen schwachen Blick zuwarf.

    Lille beschlich ein seltsames Gefühl. Es kroch von unten die Füße herauf, durch die Waden, bis es schließlich in ihrem Bauch ankam und dort auf das warme Kribbeln der Vorfreude traf und diese wie mit einer Schlinge zu packen schien, um das Gebiet für sich einzunehmen.

    Lille schluckte und versuchte, die Kälte, die sie mit einemmal empfand, abzuschütteln. Sie sah ihre Eltern an, wie sie beide dasaßen, blaß und schweigsam.

    "Nun sagt doch schon", sagte sie langsam. "Was ist denn los? Ist etwas passiert?" Ihr fuhr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. "Es ist doch niemanden etwas zugestoßen, oder? Ist jemand von euch beiden krank?"



    Lilles Mutter schüttelte den Kopf und sagte schwach: "Hör zu, Lille. Wir waren heute nicht einkaufen, nicht nur... wir waren im Krankenhaus. Weißt Du, Deine Testergebnisse lagen vor und der Professor hat uns zum Gespräch zu sich bestellt... deswegen waren wir auch so lange unterwegs..."



    Lille merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, aber diesmal nicht aus kribbeliger Vorfreude, sondern aus einer wilden, nicht benennbaren Angst heraus.

    Sie schluckte erneut, aber ihr Mund war mit einem Schlag sehr trocken. Wieso sahen beide Eltern so ernst aus, wieso lächelten sie nicht? Und was hatte das mit dem blöden Krankenhaus auf sich?

    Ihr ging es doch schon lange wieder gut. Sie war wieder völlig gesund. Es konnte doch nichts schlimmes im Krankenhaus herausgekommen sein... oder...?



    Lille sah ihre Mutter an, doch diese senkte erneut den Blick.
    Was war hier nur los?

    Lille dachte nach. "Hm, ich habe mir neulich im ´Trends´so einen neuen Fummel mitgenommen, aber bisher noch nie angezogen."



    "Das wäre vielleicht was, der Laden hat immer ganz gute Sachen", meinte Jazzy gnädig, während Lille sich auf die Suche nach der neuen Klamotte machte.

    Lille zog das schwarze, bedruckte Shirt über den Kopf und quetschte sich in die hautenge Hüftjeans. Dann zog sie noch ein paar zum Shirt passende Armbänder an und präsentiere ihr Outfit dann der wartenden Jazzy.

    "Das ist es!" rief Jazzy vergnügt und klatschte in die Hände. "Das ist richtig sexy und ein bißchen ausgefallen, aber auch nicht abgehoben! Es steht dir richtig gut! Das und nichts anderes!"
    Lille seufzte erleichtert auf. "Ja, Gott sei Lob und Dank! Ich dachte wirklich schon, ich müsste nackt gehen!"



    "Wäre vielleicht gar nicht so übel, die Idee. Aber bleib doch besser bei diesen Sachen hier", lachte Jazzy. "Und jetzt lass uns ins Bad gehen, damit du dein MakeUp machst, es ist schon nach halb sieben, ich muss bald los!"

    Rasch gingen sie hinüber ins Badezimmer, wo Lille sich vor den Spiegel stellte und ratlos sagte: "Was soll ich nur mit meinen Haaren machen, Jazzy? Was meinst du? Sie hochstecken, flechten oder einen Pferdeschwanz? Oder ganz auflassen?"

    "Lass sie doch einfach so wie sie sind, das magst du doch so gerne und es steht dir auch am besten", meinte Jazzy schlicht.



    Lille nickte und begann sich zu schminken. Nachdem sie fertig war, warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel.
    "Und? Meinst du, das geht so?"



    "Dreh dich mal um", meinte Jazzy und während Lille grinste vor dem Spiegel hin und herposte, sagte sie : "Du siehst echt gut aus, Tom wird Augen machen."
    "Wirklich, meinst du?" fragte Lille aufgeregt.



    "Aber logisch."
    Draußen hörte man die Haustür in Schloß fallen.
    "Oh, meine Eltern sind wohl wieder da", meinte Lille. "Hab mich auch schon gewundert, wo die so lange bleiben."
    "Also, Lille, ich muss nun auch los, es ist schon fast sieben", sagte Jazzy schnell.
    "Mann, ich bin so nervös", stöhnte Lille.
    "Ach, was, das brauchst du doch gar nicht zu sein", beruhigte sie Jazzy grinsend. "Ich meine, du hast Tom doch schon so gut wie an der Angel, es KANN doch gar nichts mehr schiefgehen. Wenn dieses Date heute Abend nicht gut läuft und das mit euch zwei nicht klappt, dann fresse ich einen Besen!"



    Lille lachte.
    "Na, das will ich ja nun nicht verantworten müssen! Danke für deine Hilfe, Jazzy!"
    "Ruf mich morgen an, ja? Ich will alles haarklein wissen!" sagte Jazzy und umarmte Lille zum Abschied.
    "Mach ich auf jeden Fall!" versprach Lille und hatte Schmetterlinge im Bauch, als sie an die kommenden Stunden dachte.
    "Und du schuldest mir ja auch noch eine Antwort!" lachte sie. "So leicht kommst du mir nicht davon."



    Jazzy lachte ebenfalls und gemeinsam verließen sie das Badezimmer. "Du kannst echt hartnäckig sein. Aber jetzt konzentrier dich nur auf heute Abend - es ist DEIN großer Abend! Ich wünsch dir viel, viel Spaß! Bis morgen dann!"
    Und während Lille in ihr Zimmer ging, fiel die Haustür hinter Jazzy ins Schloß.



    Ende Kapitel 11

    FS folgt

    @Tearfromheaven: Keine Angst, ein Weilchen geht die Story schon noch. Und Deine Fragen werden auch alle beantwortet in den kommenden Fortsetzungen. Ja, Lille kann einem wirklich leid tun.
    @ineshnsch: Das hast Du wirklich schön beschrieben. Ja, Du hast da sehr recht, man denkt immer, das ist alles so weit weg, aber es kann sich alles von jetzt auf gleich ändern, wie in diesem Song "what a difference a day makes"... auch wenn es da nicht negativ gemeint ist.
    emo: Danke für das Lob! Wie Lille es aufnehmen wird, ist natürlich fraglich. Wie würde man selsbt reagieren? kann man das überhaupt voraussagen? Vermutlich (gottseidank) nicht.
    @grace-kelly: Das finde ich süß, dass Du direkt an Jazzy denkst. Das muss für so eine beste Freundin doch auch ganz furchtbar sein, oder?
    SimPlayer: Danke für Dein Kommi! Ja, ich glaube auch, der Wille kann Berge versetzen. ICh frage mich nur, ob man den noch so hat, wenn man weiß, dass es eigentlich aussichtlos scheint...
    @Hannah-Rieke: Vielen Dank auch für Deinen lieben Kommi! Es freut mich immer wieder total, neue "Mitleser" zu sehen und Lob zu kriegen, wirklich! Eine Fehldiagnose ist natürlich eine kleine, aber natürliche Hoffnung, die uns hier erstmal noch bleibt. Und das Date mit Tom... das steht ja auch noch bevor.
    chrissy: Meine süße treue Chrissy, danke dass Du Dich auch hier meldest :-) Ja, ich stelle mir das auch als den absoluten (!) Horror vor. Und ich glaube auch, jeder geht anders damit um. Wie Lille damit umgeht, ist natürlich die Frage, habe ich oben ja schon geschrieben. Danke für Dein Lob, dass dieser Stoff nicht so einfach ist. Das ist er tatsächlich nicht und die Thematik ist auch für mich ganz schön belastend irgendwie, wenn ich so schreibe. Aber ich hab sie ja so ausgesucht, also mag ich mich auch nicht beschweren ;-)
    Jule: Vielen Dank für den Lieben Kommi.
    Kiara: Ja, Du hast direkt am Anfang schon ins schwarze getippt mit deiner Vermutung! Es freut mich, dass die Story Dich so fesselt. Auf ein Wunder zu hoffen, ist ganz klar. Und ob Lilles Eltern das so auf sich beruhen lassen - mh, ich weiß nicht. Die Frage ist ja, ab welchem Punkt kostet es nur noch Energie anzukämpfen und ab welchem nicht? Das ist echt die Frage. Lille hat nur noch 4-8 Wochen und ob man die dann mit Ärzte oder Heilpraktiker-Lauferei "vergeudet"... das würde wohl jeder anders machen. VIelleicht lassen sie es auch Lille entscheiden?


    So, erstmal nochmal einen dicken Dank für alle Kommis und das viele Lob. Für mich bedeutet das wirklich sehr viel, weil ich den Stoff natürlich auch recht schwer finde.

    Letzte Woche war ich komplett krank darniedergelegen, aber heute geht es zumindest wieder gut genug, dass ich euch das etwas kürzere Kapitel 11 einstellen kann. Viel Spaß dabei!


    ---


    Kapitel 11

    Vorbereitungen


    Zu Hause lagen Jazzy und Lille nichtsahnend auf der Terrasse und ließen sich die Bäuche von der Sonne bräunen.

    Die Vögel zwitscherten, der Himmel war knallblau, es wehte ein sachtes Lüftchen ... es war ein einfach herrlicher Sommertag und beide genossen es, unbeschwert und glücklich draußen zu liegen und gemeinsam die Vorfreude auf den kommenden Abend zu teilen.

    "Sag mal, Lille, wann holt Tom dich eigentlich ab?" frage Jazzy nach einer Weile.
    "Tut er nicht. Er hat gestern Abend nochmal angerufen, dass er seinem Vater noch helfen muss, deswegen treffen wir uns direkt am ´Times´, das spart Zeit. Ich nehme den Bus um halb acht, um acht wollen wir uns treffen."



    Jazzy nickte und streckte den Kopf wieder Richtung Sonne. Nach einer Weile seufzte sie und sagte. "Echt, du hast es gut. Ich würde auch gerne so einen Traumprinzen treffen wie Du. Und der ist Tom ja ganz offensichtlich für dich. " Sie grinste und Lille grinste schulterzuckend zurück.
    "Obwohl...", sagte Jazzy langsam. "Ich könnte mir ja durchaus jemanden vorstellen, der das für mich sein könnte."
    Und sie schloß verträumt die Augen.



    Lille horchte auf.
    "Wie? Was sagst du da?"
    "Ach nichts", wich Jazzy aus.
    "Ich hab es ganz genau gehört, meine Liebe", meinte Lille und sah sie streng an. "Wer sollte dieser etwaige Traumprinz denn sein?"
    "Das war ja klar, dass du Naseweis das wissen willst."
    "Na hör mal, ich bin immerhin deine beste Freundin, ich sollte über solche Dinge als erste informiert werden, oder etwa nicht?"
    "Ja, das ist ja schon richtig, grundlegend jedenfalls. Aber erstens ist das bis jetzt nur eine meiner üblichen Spinnereien und zweitens geht es heute um dich und dein großes Date und nicht um mich. Ich erzähl es dir gerne mal wannanders, aber nicht heute, ok?"
    "Aber du kommst mir nicht davon. Ich will alles haarklein wissen", sagte Lille und sah sie an



    "Ja, natürlich", sagte Jazzy und warf einen Blick auf die Uhr. "Aber nun sollten wir dich mal ausstaffieren, es ist schon halb sechs und ich muss um sieben Uhr zu Hause sein, weil es dann Abendbrot bei uns gibt. Also lass uns lieber mal runter gehen."

    Obwohl Lille Jazzy gerne weiter über den "Traumprinzen" ausgequetscht hätte, sah sie ein, dass sie heute wohl nichts mehr aus ihrer Freundin herauslocken konnte und dazu auch nicht mehr viel Zeit geblieben wäre.

    Also gingen beide nach unten in Lilles Zimmer, wo diese einen echten Umzieh-Marathon hinlegte. Egal, was sie aus ihrem Kleiderschrank holte und anzog, an allem schien Jazzy etwas auszusetzen haben.
    Nach etlichen ausgetauschten Garderoben öffnete Lille ein weiteresmal ihren Schrank und stöhnte:
    "Langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich noch anziehen soll, Jazzy! Viel bleibt jedenfalls nicht mehr übrig!"



    "Aber das war bis jetzt alles nur Käse", meinte Jazzy unbarmherzig, während Lille einen Rock und ein gestreiftes Oberteil überzog.
    "Was ist damit? Das hab ich ganz gerne an....", begann Lille, doch Jazzy verzog das Gesicht und rief: "Um Gottes Willen, das geht ja mal gar nicht!!"



    "Jazzy, du machst mich noch irre. Ich probiere hier jetzt schon fast eine Stunde Klamotte um Klamotte an. Ich wusste gar nicht, dass du den Großteil meines Kleiderschrankes so furchtbar findest."
    "Das tu ich doch gar nicht", erwiderte Jazzy. "An und für sich ist das alles doch ganz ok, aber es soll ja schließlich mehr sein, es ist heute doch DAS große Date, wie du mir selbst gesagt hast. Was im Alltag hübsch ist, reicht da einfach nicht. Du musst was anziehen, was sexy ist, aber nicht zu heavy. Etwas natürliches, was doch Pfiff hat... das hier ist viel zu brav, es macht dich blaß und du siehst langweilig darin aus. Hast du nicht irgendetwas pfiffigeres, ausgefalleneres, was aber doch nicht abgehoben wirkt?"

    "Sie sollten nun überlegen, ob Sie es Lille sagen wollen oder nicht. Beides hat Vor- und Nachteile. Lille ist alt genug, um es zu erfahren, sicher. Auf der anderen Seite könnten Sie sie ihren letzten Monat so normal wie möglich leben lassen. Mit Medikamenten können wir sicherstellen, dass sie möglichst beschwerdefrei sein wird."



    Maria starrte einen Moment wie betäubt ins Leere, dann sagte sie entschlossen. "Nein, wir werden es ihr sagen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihr nicht die Chance gegeben hätte, in ihren letzten vier Wochen das zu tun, was sie sich wünscht. Sie soll die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie sie ihre letzten Tage verbringen soll..."

    Ihre eigenen Worte schienen sie zu zerreissen und sie schluckte schwer. Bernhard nickte nur wortlos.



    "Wird sie Schmerzen haben?" fragte Maria und sah den Professor an.

    "Nein, ich denke nicht", erwiderte der Professor. "Es wird ihr öfter schwindelig werden und die Kopfschmerzen werden auch öfters kommen als bisher. Eventuell stellen sich Taubheitsgefühle ein, auch Übelkeit kann aufkommen. Es ist schwer zu sagen, wie sich die Symptome entwickeln, aber wir haben medikamentös einige Möglichkeiten, Lille das Leben so beschwerdefrei wie möglich zu machen..."

    Er griff in eine seiner Schreibtisch-Schubladen und holte ein kleines Döschen mit Pillen hervor. "Diese Pillen sollte sie 2mal täglich nehmen. Sie verhindern vor allem, dass sie zu krampfen beginnt, werden aber auch alle anderen Symptome hoffentlich soweit als möglich im Zaum halten können. Sollten die Beschwerden zu stark werden, können Sie uns anrufen und in die Klinik kommen, wir können dann operativ versuchen, den Druck im Hirn zu mindern und ihr etwas Erleichterung zu verschaffen. Ich hoffe aber, dass ihr diese Prozedur erspart bleiben wird, denn sie ist nicht sehr angenehm und nur von kurzer Dauer hilfreich... wenn Lille nicht möchte, muss sie nicht in die Klinik kommen, auch nicht untersucht werden. Und... Sie sollten es ihr so schnell als möglich sagen, wenn Sie sich dazu entschlossen haben... denn jede Minute zählt."



    Er schluckte. "Und wenn Sie beiden Hilfe brauchen... dann scheuen Sie nicht, uns anzurufen. Wir können Ihnen die Adressen von Beratern und Betreuern und Selbsthilfegruppen geben. Wir werden versuchen, Ihnen allen in dieser schweren Situation so gut es geht zu helfen."

    Maria nickte. "Vielen Dank, Herr Professor." Sie warf Bernhard einen Blick zu. Er nickte. "Ja, Herr Professor", sagte er mit müder Stimme. "Vielen Dank für Ihr Mitgefühl."
    "Gibt es sonst noch etwas zu beachten?" fragte Maria.
    Der Professor schüttelte den Kopf.
    Maria nickte erneut und erhob sich mit zitternden Knien. Auch Bernhard stand auf. Wortlos reichten beide dem Professor die Hände zum Abschied und verließen langsam sein Zimmer.

    Als sich die Tür hinter beiden geschlossen hatte, saß der Professor noch eine Weile still hinter seinem Schreibtisch. Er fühlte sich leer und hilflos. Müde rieb er sich über die Augen.



    Draußen hörte er die dumpfe Stimme seines Kollegens, der mit der Witwe des Lkw-Fahrers sprach. Wieviel Zeit war vergangen, seit er sein Büro betreten hatte? Er wusste es nicht.
    Es war still, bis das Schluchzen der Witwe von draußen an sein Ohr drang. Und dazwischen hörte er das wilde Kreischen eines Neugeborenen aus dem Kreißsaal durch die Gänge schwirren.


    Ende Kapitel 10.

    FS folgt....

    "Aber Herr Professor", stammelte Lilles Mutter. "Man kann den Tumor doch sicher herausoperieren? Oder eine Chemotherapie machen oder was auch immer? Was würde das für Lille bedeuten? Würde sie schlechter in der Schule werden? Oder Medikamente einnehmen müssen?"

    Sie schluckte. "Oder... ist das Problem etwa, dass sich der Krebs ausbreiten könnte... wie nennt man das... Metastasen bilden?"
    Besorgt sah sie den Professor an.



    "Nein, Frau Kessler... Sie verstehen nicht. Unser Problem ist nicht der Krebs, falls es sich um solch einen handelt. Der Tumor liegt an einer denkbar ungünstigen Stelle. Er ist völlig inoperabel.

    Wir haben sofort als wir uns über das Ergebnis sicher waren Kontakt zu einem Spezialisten in New York aufgenommen - eine Korifee auf seinem Gebiet... aber selbst er lehnt es ab, diese Operation durchzuführen.

    Selbst wenn wir den Tumor entfernten, würden wir wichtige Stellen in Lilles Gehirn verletzen. Sie würde die Operation vermutlich gar nicht überleben, und selbst wenn, wäre sie schwerstbehindert. Aber diese Frage stellt sich nicht, denn kein Hirnchirurg wäre bereit, diese OP zu wagen, weil die Erfolgs - oder vielmehr Überlebenschancen ersterbend gering sind."



    Der Professor sah Lilles Eltern lange an, aber die beiden schienen nicht wirklich zu begreifen, was er da sprach.

    Er schluckte. "Bitte begreifen Sie, was ich Ihnen hier zu sagen versuche. Der Tumor in Lilles Hirn breitet sich rasant aus und bald wird er lebenswichtige Funktionen Ihres Gehirns beeinträchtigen und dann schließlich lahmlegen.... das bedeutet..."

    Er senkte den Kopf. "Das bedeutet, das Lille... sterben wird."



    Für einen Moment herrschte tödliche Stille im Raum. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Von draußen tönten wie abgedämpft Schritte und leise Stimmen durch die dunkle Holztür.

    Und ein Vogel zwitscherte irgendwo ein unbekümmertes Lied.

    "Sie wird... sterben?" flüsterte Maria schließlich. "Nein... nein... Professor, das... das kann nicht sein. Sie - sie müssen sich irren, jawohl, das ist es, Sie haben sich geirrt. Wir ... wir müssen eine Zweitmeinung einholen, einen zweiten Arzt befragen... in ein anderes Krankenhaus gehen mit Lille..."

    Nocheinmal erklärte ihr der Professor sanft und behutsam, wie es um Lille stand, dass sie die Diagnose mehrmals sorgfälig geprüft, mehrere Spezialisten hinzugezogen hatten. Er zeigte ihr sogar das Schreiben des New Yorker Hirnchirurgen, der erklärte, dass er die OP aufgrund der geringen Erfolgschancen nicht für durchführbar hielt.

    Als sie immer noch nicht glauben wollte, nahm er sogar den Hörer in die Hand und rief den New Yorker Arzt an und stellte den Lautsprecher an. Er wies auf dem CT-Bild die unscheinbare weiße Stelle, sie hörten den New Yorker Arzt Begriffe wie "Astrocytom, Grade Four, no Operation possible" in den Hörer quäken, aber sie begriffen immer noch nicht, was geschah.

    Als der Professor wieder aufgelegt hatte, sah er sie eine Weile nur mitfühlend an. Dann wiederholte er mit fester Stimme.

    "Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler. Aber Lille wird sterben. Es besteht kein Zweifel."

    Allmählich sickerten die Worte in Marias und Bernhards Bewusstsein und plötzlich sprang Maria auf und begann zu schluchzen. Bernhard warf ihr einen hilflosen Blick zu und spürte, wie es auch um seine Fassung geschehen war. Er sprang ebenfalls auf, schlug die Hände vors Gesicht und rief: "Warum Lille?"



    Der Professor saß still da und ließ beiden eine Weile Zeit, sich zu fassen. Er wusste, dass kein Wort und keine Geste mehr hilfreich gewesen wäre.

    Maria beruhigte sich als erste von beiden wieder. Während Bernhard noch schluchzte, stammelte sie hinter vors Gesicht geschlagenen Händen leise:
    "Herr Professor.. wie... wie lange hat Lille noch?"



    Der Professor schluckte erneut und wartete, bis Bernhard sich ein wenig gefasst hatte und beide sich matt auf die Stühle hatten sinken lassen.

    "Nun... ich kann es nicht mit Gewissheit sagen... es kommt auf das Wachstum des Tumors an..."

    "Wie lange?" fragte Maria erneut tonlos und stechend.

    "Nun ja... wenn wir die Ergebnisse der beiden CT-Aufnahmen vergleichen... ich nehme an... einen Monat, vielleicht zwei. Länger auf keinen Fall."



    "Einen Monat...", stammelte Maria. Dann herrschte wieder tödliches Schweigen im Zimmer.

    Nach einer kleinen Weile beugte sich der Professor nach vorne und sah Maria und Bernhard ernst an.

    @ineshnsch: Ja, zugegeben, die Stelle war zum Aufhören echt gemein, aber ein bisschen Spannung muss ja sein ;-) Aber keine Angst, heute erfahrt ihr, was mit Lille los ist... auch wenn das nicht unbedingt Grund zur Freude geben wird.
    Kiara: Mal sehen, ob Du mit Deiner Vermutung recht hast. Beide Diagnosen war ja naheliegend. Danke für den netten Kommi, es freut mich, dass ihr euch ein bisschen reinfühlen könnt.
    emo: Ganz ehrlich, ich wollte auch nicht mit dem Prof tauschen. Manchmal hab ich ja schon Respekt vor unseren "Weißkitteln" und was die immer so ertragen müssen. Kein Wunder, dass da manch einer abstumpft, aber dieser Prof hier GSD nicht.
    Jule: Vielen lieben Dank für den lieben Kommi und ich hoffe, es geht so weiter und es gefällt Dir weiterhin. Hier kommt nun auch die Fs.

    Viel Spaß dabei...

    Und killt mich nicht ;-)
    ---


    Kapitel 10

    Bittere Wahrheit


    "Wie Sie wissen, dachten wir zuerst an eine verschleppte Erkältung, denn Lilles Entzündungswerte gaben Grund zu dieser Annahme. Da wir aber sonst keine Anzeichen dafür fanden, mussten wir weitersuchen. Das EKG war völlig normal, Herz und Lunge völlig in Ordnung, auch alle anderen Organe wiesen in Ultraschalluntersuchungen keine Auffälligkeiten auf. Als Lille uns berichtete, dass sie ein leichtes Taubheitsgefühl in den Fingern verspürte, dachten wir an ein orthopädisches Problem, einen gereizten Nerv, einen Wirbel - soetwas kann im Ernstfall schon einmal eine Synkope herbeiführen." Er sah die erstaunten Blicke der Eltern. "Eine Ohmmacht, meine ich damit. Aber auch in diesem Bereich war alles in Ordnung, die Röntgenbilder völlig normal. Wir konnten uns immer noch nicht erklären, was zu der Ohnmacht geführt hatte. Die Taubheitsgefühle in den Händen waren weiterer Hinweis eines Schlaganfalls...".
    Die Augen der Kesslers weiteten sich. "In diesem Alter?" rief Herr Kessler erstaunt.

    "Oh ja, auch in diesem Alter ist das möglich, aber auch diese Prognose war nicht zu halten. Um alles abzuklären griffen wir auf das CT zurück und dabei entdeckten wir den Grund für Lilles Ohmacht..."
    Der Professor stockte. "Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler. Wir haben die Untersuchungsergebnisse mehrmals gecheckt und überprüfen lassen..."



    Er holte Luft. "Wir haben festgestellt, dass Lille einen Tumor hat, der für die Ohmacht und alle weiteren Symptome verantwortlich ist. Um genauer zu sein, einen Tumor im Hirn."

    Lilles Eltern zuckten zusammen als habe sie der Blitz getroffen.
    "Das kann nicht sein!" rief Herr Kessler.



    "Sie müssen sich irren, Herr Doktor!" rief Maria Kessler und sah den Professor hilflos an.

    "Es tut mir leid, Frau Kessler, aber wie ich Ihnen bereits sagte, jeder Irrtum ist ausgeschlossen. Das Ergebnis ist eindeutig und lässt keine Zweifel offen."



    "Das müssen Sie mir erklären!" rief Lilles Vater aufgebracht und funkelte den Professor zornig an. "Zuerst suchen sie tagelang nach einer Ursache für Lilles Ohmacht und dann finden sie lange nichts und aufeinmal entdecken sie aus heiterem Himmel einen Tumor. Das kann doch gar nicht sein, das glaube ich nicht. Es ist unmöglich, dass Lille in ihrem jungen Alter Krebs hat, das habe ich ja noch nie gehört. Und überhaupt - man hört und liest ja so viel von Ärztefehlern und Irrtümern!"

    Maria schluckte und versuchte ihren Mann zu beruhigen.
    "Bernhard, beruhige dich bitte und greife den Herrn Professor nicht an, er kann doch nichts dafür und versucht nur zu helfen."



    Sie wandte sich an den Professor.

    "Bitte, Herr Professor, erklären Sie uns doch bitte, wie es sein kann, dass Lille in diesem Alter schon Krebs hat? Ich meine, sie ist doch noch so jung und hat immer gesund gelebt. Sie war fast nie krank..."

    Der Professor seufzte. "Krebs kann in jedem Alter vorkommen, Frau Kessler. Es ist leider keine Alterskrankheit, auch wenn das landläufig angenommen wird. Und ob Lille gesund oder nicht gesund gelebt hat, das hängt in solch einem Fall nicht damit zusammen."

    Er sah sie an. "Aber der Krebs ist nicht unser Problem, Frau Kessler. Hirntumore sind oftmals auch gutartig. Wir haben noch keine Probe entnommen und wissen nicht, ob der Tumor gut- oder bösartig ist."



    Lilles Vater atmete auf. "Dann hat Lille also vielleicht gar keinen Krebs, Herr Professor? Wieso haben Sie das denn nicht gleich gesagt. Wie geht es nun weiter? Ich nehme an, Sie müssen erst herausfinden, ob der Tumor gut oder bösartig ist... es wird schwer, Lille das beizubringen, aber sie ist vernünftig, sie wird damit fertigwerden", dachte er laut vor sich hin.

    Maria warf ihrem Mann einen Seitenblick zu. Sie fühlte sich unwohl, denn der Professor antwortete nicht und sah ihn nur an.



    "Wie hoch ist das Risiko auf einen bösartigen Tumor? Und wie geht es weiter, sobald die Ergebnisse vorliegen?" fragte Bernhard weiter.

    Der Professor seufzte noch einmal leise auf. Wie sollte er diesen Leuten nur die Fakten beibringen?
    "Herr Kessler, sehen Sie", begann er langsam. "Das Problem an dem Tumor ist nicht, ob er gut- oder bösartig ist, sondern die Stelle, an der er sitzt..."



    "Verstehen Sie, der Tumor sitzt an einer denkbar ungünstigen Stelle. Und auch ohne eine Gewebeprobe kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er nicht gutartig zu sein scheint, denn er wächst laut unseren Ergebnissen rapide. Er breitet sich rasant aus..."

    Er griff sich in den Nacken, Kopfschmerzen machten sich bei ihm breit.



    "Und sind leider die Hände gebunden", schloss er seine Rede schließlich.

    Hallo Kuirin,

    schöne Forsetzungen mal wieder. Auch wenn der Text ab und an ein bißchen holprig ist, so gefällt mir die Story doch wirklich sehr, sehr gut.

    Nur der große Zeithupfer eben hat mich erstmal etwas irritiert, das ging ja doch sehr fix dann :) aber ist auch ganz gut so, denn dann wird schneller spannender so wie an dieser Stelle jetzt

    Irgendwie habe ich den schlimmen Verdach, dass die neue Leiche Natascha sein könnte... so von der Kleidung her.

    Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

    emo: Danke für das Lob! Ja, Jazzy sieht so richtig altklug aus, finde ich :-)
    Kiara: Mal sehen, ob Du recht hast. Wobei man ja annehmen sollte, dass nichts und niemand Lille von diesem Date abbringen kann, so aufgeregt wie sie deswegen ist.
    @ineshnsch: Eigentlich würde Jazzy auch jemanden verdienen, denke ich. Aber ob es da jemanden gibt? Wer weiß...



    So, nun geht es weiter mit dem Kapitel 9.



    --


    Kapitel 9

    Professor Degenbach


    Während Jazzy und Lille sich zu Hause in der Sonne aalten, hatten sich Lilles Eltern auf den Weg zum Krankenhaus gemacht.
    Da Lille sicher gefragt hätte, wieso sie nicht mitkommen dürfe, hatten sie sich entschlossen, ihr erst einmal nichts von dem Termin zu sagen und abzuwarten, was dabei herauskäme.

    Lille schien ihr kleines "Malheur" gottseidank nahezu vergessen und somit auch gut verkraftet zu haben und sie wollten sie nicht unnötig wieder darauf stoßen, deswegen hatten sie behauptet, nur einkaufen gegangen zu seien. Sie waren auch tatsächlich einige Stunden im Einkaufscenter gewesen, bis es Zeit war, ins Krankenhaus zu fahren.

    Dort hatte man sie an der Anmeldung direkt in Professor Degenbachs Büro geschickt, wo sie nun nervös vor dessen großem, dunklen Schreibtisch aus Massivholz saßen und warteten.

    Sie waren beide sichtlich nervös, denn alles gute Zureden und alle noch so logischen Erklärungen hatten ihnen die Sorge nicht nehmen können. Und auch Bernhard, der seine Frau vor wenigen Tagen noch so sehr zu beruhigen versucht hatte, musste zugeben, dass ihm etwas flau war und er sich nicht vollkommen erklären konnte, wieso ausgerechnet der Professor mit ihnen sprechen wollte.

    Aber um Maria nicht noch mehr zu beunruhigen, sagte er nichts und saß ruhig da, während seine Frau unruhig neben ihm saß und nervös mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln trommelte.



    Nach einer ewig langen Zeit, wie es ihnen schien, öffnete sich endlich die Tür und ein Herr mittleren Alters trat ein.
    "Guten Tag, ich bin Professor Degenbach", stellte er sich vor und entschuldigte sich sogleich mit schuldbewusster Miene bei Maria: "Es tut mir wirklich leid, Herr und Frau Kessler, dass sie so lange warten mussten. Aber ich war noch im OP, ein schwerer Verkehrsunfall, ich konnte nicht schneller kommen..."



    "Aber das ist doch selbstverständlich", sagte Maria schnell.

    Der Professor nahm auf der anderen Seite des schweren Schreibtisches Platz und strich sich müde durchs Haar. Dann richtete er seinen Blick auf das Ehepaar, das ihm gegenüber saß und gespannt darauf wartete, dass er ihnen mitteilte, wie es in Zukunft mit ihrer Tochter weitergehen würde. Sie wirkten beide angespannt und nervös, wer hätte ihnen das verübeln können, es ging um ihr einziges Kind.

    Ein Mädchen, nichtmal siebzehn, jung, hübsch, voller Ideen und Träume und Hoffnungen, wie viele andere in ihrem Alter.



    ... manchmal war er dieses Berufes überdrüssig.

    Gerade eben hatte er im OP um das Leben eines schwerverletzten LKW-Fahrers gekämpft. Der Mann war nicht viel älter als er selbst gewesen. Aber er hatte nichts mehr für ihn tun können, die Verletzungen waren einfach zu schwer gewesen, um sein Leben zu retten.

    Draußen auf dem Flur saß noch seine Frau - und nun Witwe - und wartete darauf, dass man ihr sagte, was mit ihrem Mann geschehen war. In wenigen Minuten würde ein Kollege zu ihr kommen und ihr die Wahrheit mitteilen...

    Der Professor seufte. Und ihn erwartete hier eine nicht minder schwere Aufgabe. Ja, manchmal war er froh, diesen massiven Schreibtisch zwischen sich und seinen Patienten oder deren Angehörigen zu haben. Wie einen Schutzwall gegen all die Trauer und das Leid, all die Emotionen, die zuviel für einen einzelnen Menschen zu sein schienen.

    ... aber heute schien selbst das nichts mehr zu helfen.



    Während er so vor sich hingrübelte, ruhten die Blicke der Kesslers angespannt auf ihm. Es dauerte eine Weile bis er aufseufzte und das Wort ergriff:
    "Also, Herr und Frau Kessler, Lilles Testergebnisse liegen uns nun vor und wir haben den Grund für ihren Zusammenbruch finden können."

    Er schwieg eine Weile, ganz als warte er darauf, dass beide etwas erwiderten.



    Um das Schweigen zu brechen, erhob Bernhard schließlich die Stimme. "Es ist doch nichts besorgniserregendes herausgekommen, Herr Professor? Wissen Sie, Lille geht es wieder sehr gut. Ich glaube, sie hat sich sogar das erste Mal so richtig verliebt, ist das nicht wunderbar?"



    Und da der Professor nicht sofort antwortete, fügte er schnell hinzu: "Wenn es um die Kosten der Untersuchungen geht, so brauchen wir darüber nicht zu streiten. Wir übernehmen natürlich die Zusatzkosten, ich nehme an, dass Sie uns deswegen zu sich bestellt haben?"

    Der Professor blickte erstaunt auf.

    "Oh nein, nein, Herr Kessler, um die Kosten brauchen Sie sich nicht zu kümmern, die trägt Ihre Krankenversicherung voll. Ich habe Sie vielmehr wegen der Testergebnisse herkommen lassen. Wir haben alles mehrmals geprüft und auch einige Spezialisten hinzugezogen, aber alle kommen zu dem selben Ergebnis."



    Die Kesslers schluckten, denn das klang so gar nicht nach dem, was sie sich erhofft oder vorgestellt haben. Die Ernsthaftigkeit in der Stimme des Professor jagte Maria kalte Schauer über den Rücken.
    War das normal, war das die typische Mediziner-Elefantenhaut?

    "Bitte, Herr Professor", sagte sie schwach. "Egal, was Sie herausgefunden haben, sagen Sie es uns."

    Und auch Lilles Vater wurde langsam ungeduldig. Wieso redete dieser seltsame Mann die ganze Zeit so um den heißen Brei herum?
    "Nun sagen Sie uns doch endlich, was mit Lille los ist", drängte er.



    Der Professor seufzte erneut und räusperte sich. Es half alles nichts, irgendwann musste er die Wahrheit sagen. Also begann er langsam und einfühlsam zu sprechen....



    Ende Kapitel 9!

    FS folgt!

    Lille sah ihm nach, bis die Scheinwerfer des Motorrades verschwanden.
    Noch rund 48 Stunden bis Samstag! Sie konnte es kaum erwarten!



    In diesem Moment hielt der Wagen ihrer Mutter am Straßenrand und Lille stieg ein.

    ----


    Der Freitag ging schneller herum als Lille gedacht hatte und schon war es Samstagmorgen.
    Da sie nicht wusste, was sie mit sich anstellen sollte, rief Lille am Morgen Jazzy an und bat sie, vorbeizukommen, damit sie gemeinsam die Zeit bis zum Abend totschlagen konnten.

    Also kam Jazzy gegen Mittag vorbei und die Mädchen beschlossen ersteinmal etwas zu essen.
    Während Lille ein paar Sandwiches vorbereitete, fragte Jazzy: "Wo sind eigentlich deine Eltern?"
    "Die sind einkaufen gefahren, sie haben gesagt, sie sind den ganzen Tag unterwegs. Wir haben also sturmfreie Bude und unsere Ruhe."



    Nachdem das geklärt war, begannen die beiden natürlich, ununterbrochen über das kommende Date am Abend zu schnattern.

    "Irgendwie beneide ich dich ja ein bißchen", sagte Jazzy irgendwann zwischen zwei Bissen Sandwich. "Ich könnte zugegebenermaßen auch mal wieder einen Freund vertragen."
    "Schau mich an, das geht manchmal schneller als man denkt", erwiderte Lille kauend. "Und wenn es dann passiert ist, weiß man gar nicht, was man denken oder fühlen soll. Es geht alles so schnell. Ich finde das total überwältigend."



    "Obwohl ich ja noch gar nicht so richtig weiß, ob ich Tom als meinen festen Freund bezeichnen darf. Ich meine, womit fängt das an? Ich dachte immer, mit dem ersten Kuss, aber so einfach ist es dann doch nicht."
    "Das ist von mal zu mal verschieden, glaube ich", erwiderte Jazzy.
    "Deswegen denke ich ja auch, dass das Date heute Abend so wichtig ist. Gut, natürlich weiß ich, dass wir etwas füreinander empfinden, wir verliebt sind. Aber Tom sagte ja, er ist da irgendwie altmodisch, und ich glaube, das bin ich auch. Und wenn wir heute Abend im Times sind, werden wir bestimmt auch einige Leute treffen, die er oder ich kennen. Und damit wird das ganze dann erst so richtig offiziell, weißt du."



    "Ich finde das auch", sagte Jazzy. "Weißt du, wie oft habe ich schon mit einem Jungen herumgeflirtet und ihn dann nie wieder gesehen. So ein Kuss oder ein bißchen Händchenhalten heißt nicht immer zwingend, dass man zusammen ist. Allerdings bist du da auch anders, ich glaube nicht, dass du jemanden küssen könntest, wenn du nicht wirklich was für ihn empfindest... sondern nur aus Spaß."
    "Da hast du absolut recht", erwiderte Lille. "Ich bin da anders. Ich könnte Tom niemals links liegen lassen. Dafür sind wir uns viel zu nahe gekommen."
    "Das liegt vielleicht daran, dass du mit ihm den richtigen gefunden hast", meinte Jazzy altklug und wirkte dabei fast wie eine alte Tante.



    "Nun red nicht so", entgegnete Lille. "Ich bin mir sicher, dass du auch noch den passenden Deckel auf deinen Topf finden wirst. Einen Jungen, der es mit dir richtig ernst meint und mit dem du es ernst meinst. Du hast bisher einfach noch niemanden gehabt, bei dem es so richtig gefunkt hat.
    Aber was Tom angeht, da hast du recht. Er bedeutet mir so wahnsinnig viel und wir verstehen uns so gut, Jazzy, das ist so wahnsinnig toll."



    "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob man das nach so kurzer Zeit überhaupt schon sagen kann", meinte Lille nachdenklich. "Aber ich glaube, ich habe ihn richtig lieb, Jazzy."
    "Das ist doch gut", sagte Jazzy. "Und ich freu mich für dich. Du hast auch mal ein bißchen Glück verdient. Bewahr dir das, Süße. Wer weiß, wie lange es andauert... obwohl ich natürlich hoffe, dass es ganz lange dauern wird."



    Lille nickte und aß den letzen Rest ihres Sandwiches auf. Dann starrte sie auf die Uhr und seufzte. "Es ist noch so lange Zeit bis heute Abend! Irgendwie bewegt sich dieser blöde Zeiger nicht nach vorne,oder?"
    Jazzy schaute die Uhr eindringlich an. "Also bei mir eigentlich schon. Aber vielleicht sollten wir uns ein bißchen ablenken und ein wenig in die Sonne legen. Du könntest ein bißchen Farbe gebrauchen."
    "Solange ich heute Abend nicht mit Sonnenbrand auftauche", lachte Lille. "Es ist eine gute Idee, lass uns schnell abräumen und dann nach oben gehen."



    Und so räumten die beiden Mädchen das schmutzige Geschirr beiseite und machten sich auf den Weg auf die Sonnenterrasse.



    --

    Ende Kapitel 8!

    FS folgt!

    @ineshnsch: Den Gesichtausdruck kriegst Du mit dem boolprop-Cheat über "Spawn" hin. Ich glaube, das geht über "Worry" oder so. Ich denke, dass Lilles Eltern sich solche Gedanken machen, ist normal. Ich glaube, so viel man sich da auch zu beruhigen versucht, irgendwie bleibt die Unsicherheit ja nicht aus...
    emo: Ja, der Professor will nur Lilles Eltern sehen, das kann ja aber auch was gutes heißen. Man weiß ja nie, wie so ein Krankenhaus funktioniert, ihr dürft also gespannt bleiben.
    Kiara: Vielleicht liegst Du mit Deiner These ja gar nicht so falsch. Es könnte ja auch noch ein Folgetermin kommen, wo Lille auch mit hin muss. Mal sehen ;-)
    Jule: Danke für Dein Lob und den Kommi! Nun geht es auch endlich weiter!



    --

    Kapitel 8

    Das erste Date


    Es war Donnerstagabend und die Theaterprobe hatte vor einigen Minuten geendet. Tom und Lille verließen das Theaterhaus zusammen und standen noch ein Weilchen auf der Straße und unterhielten sich.

    Lille ging es wieder gut. Sie ging seit Montag normal zur Schule und deswegen auch wieder zu den Proben. Sie war wirklich froh gewesen, endlich wieder herauszukommen und seit Tom sie letzte Woche besucht hatte, hatten beide öfters miteinander telefoniert.

    Was zwischen ihnen passiert war, hatte Lille jedoch nur Jazzy erzählt und auch vor den anderen im Theater hielten beide sich zurück - so war seit dem Kuss letzte Woche nichts mehr zwischen ihnen passiert außer innigen Gesprächen und dem ein oder anderen vielsagenden Blick.

    "Soll ich dich mitnehmen, Lille?" fragte Tom und machte den Reißverschluss seiner Jacke zu, denn es war heute Abend merklich kühl.
    "Nein, meine Eltern würden mir den Kopf abreißen, wenn ich auf dem Motorrad mitfahren würde", erwiderte Lille. "Im Moment sind sie wahnsinnig ängstlich."
    "Kann ich mir vorstellen", sagte Tom. "Ist ja irgendwie auch verständlich."
    "Ja, aber es nervt."
    "Wie kommst du nach Hause? Ich möchte nicht, dass du alleine durch die Straßen läufst..."




    "Hab keine Sorge, meine Mutter holt mich ab, sie müsste jeden Augenblick hier sein", erwiderte Lille.
    "Das ist gut", antwortete Tom und lächelte dann. "Sag mal, Lille, hast du dir eigentlich überlegt, wo wir am Samstag hingehen wollen? Wie wäre es mit dem ´Times`?"
    "Gute Idee", erwiderte Lille. "Das hat doch erst vor kurzem neu eröffnet, oder? Ich war noch nie da, aber ich habe gehört, es soll richtig gut dort sein."
    "Ja, ist es auch. Ich freu mich schon sehr auf unser Date, Lille." Tom strich ihr sachte über den Arm.
    "Und ich mich erst!" lächelte Lille.



    Da hörten sie, wie sich die Tür zum Theaterhaus öffnete und Tom ließ von ihr ab.
    "Hey ihr zwei!" rief Bettina, die beschwingt aus dem Theaterhaus gehuscht kam. "Alles klar mit euch?"



    Die beiden nickten.
    "Brr, ganz schön kühl ist es geworden", sagte Bettina und fröstelte in ihrem dünnen, ausgewaschenen Poloshirt, das sie so oft trug, und der Dreiviertelhose.
    Sie kam auf beide zu. "Wisst ihr, ich finde, die Probe heute war richtig, richtig gut. Ihr habt gespielt wie die jungen Götter, ich hab das richtig abgekauft. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen, dass wir zur Probe in gut vier Wochen fit sein werden."
    "Bis vor kurzem hast du noch gesagt, das schaffen wir nie und nimmer", meinte Tom ratlos.
    "Ja, aber ihr beiden habt wahnsinnige Fortschritte gemacht. Und das obwohl Lille eine Woche ausgefallen ist! Ich frage mich, wie ihr das hingekriegt habt. Und die anderen sind auch besser geworden. Vielleicht steckt ihr sie an mit eurem Eifer, wer weiß."



    "Nanu, sind wir nun aufeinmal Streber?" lachte Lille.
    "So hab ich das nicht gemeint", erwiderte Bettina ebenfalls lächelnd. "Menschenskinder, ist das kalt heute Abend, nicht wahr? ... Also jedenfalls werden wir am Dienstag die Kuss-Szene nochmal üben, da könnt ihr euch drauf gefasst machen - nachdem das letzte Mal ja nicht geklappt hat."
    Sie zwinkerte schelmisch. "Ihr könnt ja schonmal üben, ihr beiden."
    Lille und Tom schwiegen und verkniffen sich ein Grinsen.



    "So, und nun macht`s gut ihr beiden", rief Bettina. "Ich friere mir hier gerade den allerwertesten ab!"
    Und mit schnellen Schritten düste sie in Richtung Parkplatz, wo ihr Auto stand.

    Tom lächelte und beugte sich zu Lille nach vorne.
    "Diese Bettina... aber in einem hat sie recht. Wir könnten tatsächlich schonmal üben. Was meinst du?"
    Lille lächelte ebenfalls. "Na, dann komm her..."



    Die beiden küssten sich ein paarmal zärtlich, dann ließ Tom von Lille ab und sagte: "Sorry, Lille, aber ich muss jetzt los. Ich muss noch was für die Schule tun."
    "Ich begleite dich zum Parkplatz", erwiderte Lille.

    Als sie vor Toms Motorrad standen, zog er sie an sich heran und gab ihr einen kurzen Abschiedkuss.



    "Morgen werden wir uns nicht sehen, Lille, denn ich bin mit meinem Kurs auf Exkursion. Wir fahren in irgendso ein Bio-Museum, wird vielleicht gar nicht uninteressant werden. Jedenfalls bin ich den ganzen Tag unterwegs, so dass wir uns erst am Samstag wiedersehen. Ich würde vorschlagen, dass ich dich einfach am Samstag Abend abhole, so gegen sieben Uhr vielleicht? Wir können ja aber auch nochmal telefonieren. Es kann sein, dass ich meinem Vater nochmal helfen muss..."
    Lille sah ihn skeptisch an und Tom lachte.
    "Keine Angst, keine Angst, unser Date steht! Nichts auf der Welt könnte mich davon abhalten! Ich will dich ganz klassisch ausführen, Lille. Ich mag vielleicht altmodisch sein, aber ich finde, eine Beziehung wird doch eigentlich erst durch das erste Date so richtig offiziell, oder?"

    Lille nickte. "Da hast du recht. Also rufst du mich an?"
    "Ja, morgen Abend oder am Samstag früh, mal sehen", sagte Tom, während er auf die Maschin stieg und den Motor anwarf.



    "Machs gut, Lille!" er winkte ihr zu und fuhr mit knatterndem Motor davon.

    Hänge mich auch mal mit dran. Seit ich VJZ installiert habe, stürzt mit der PC immer komplett ab. :(


    Meistens wenn mehrere Handlungen zusammen eintreffen, manchmal aber auch einfach so. Habe schon alle Downloads entfernt, aber erfolglos, daran lag es also nicht.

    Meine Daten sind



    - Pentium 3.2 GHz
    - RAM Speicher 1024MB
    - Grafikkarte NVIDIA GeForce 7600 GT


    Ich hab die Addons allerdings nicht in der Reihenfolge aufgespielt, wie sie "gehören", sondern zuerst Pets gehabt, dann WCJ, NL und OFB und nun eben VJZ.

    Ich weiß nicht mehr so recht, was ich machen sollte. Jemand hat gemeint, dass es evtl an der Nachbarschaft liegt. Aber ich spiele Schönsichtingen und die hat inzwischen so 380MB, ca. 15 Häusern und 100 Sims. Ich glaube nicht, dass es daran liegt.

    Hat jemand einen Tip für mich?

    Liebe Kuririn,

    die Story fängt super an! Toller Anfang, ich bin gespannt, wie es weitergeht!


    Was mir super gefällt, ist, wie Du die trübe Stimmung des Nebelmorgens rüberbringst. Klasse!

    Nur dass die Schrift einmal so wahnsinnig klein ist, stört mich etwas. War das Absicht? Ich lese auf jeden FAll weiter!

    emo: Da könntest Du recht haben ;-) SO wäre das ganze natürlich fast ein bißchen zu einfach, gell? Aber wer weiß...
    @Tearfromheaven: Ja, das gefällt mir auch ganz gut das Poster :-D



    Das letzte Kapitel war ja nun nicht so spannend, deswegen habe ich hier noch ein absolutes Minikapitel für euch - Kapitel 7. Viel Spaß dabei.


    ---


    Kapitel 7


    Ein Anruf





    Es war ein später Mittwochnachmittag. Bernhard war gerade nach Hause gekommen und während seine Frau ein paar Brote zum Abendessen vorbereitete, wollte er es sich noch ein Weilchen auf der Couch gemütlich machen, wie fast jeden Abend.
    Lille war mit Jazzy unterwegs, seit Montag ging sie wieder zur Schule und es ging ihr sehr gut.

    Doch kaum hatte er sich mit seiner Zeitung auf der Couch niedergelassen, als auch schon das Telefon klingelte.
    "Gehst du bitte ran, Bernhard?" hörte er seine Frau rufen, die gerade im Badezimmer auf der Toilette verschwunden war.



    Brummelnd stand Bernhard auf, legte die Zeitung zur Seite und nahm den Hörer ab.
    "Kessler, hallo?... Ja, da sind Sie richtig..."
    Er hörte der Frauenstimme am anderen Ende der Leitung aufmerksam zu.
    "Die Ergebnisse sind da? Das wurde aber auch Zeit... wie? Nicht am Telefon? Am Samstagnachmittag? Ja, das passt uns, natürlich... wie bitte? Bei wem? Und wieso?"



    Er nickte. "Ja... natürlich, das verstehe ich... nein, das ist kein Problem für uns, wirklich nicht. Ja... dann also am Samstag um 17 Uhr... wiederhören."

    Kaum hatte er aufgelegt, hörte er Maria Stimme hinter sich.
    "Wer war das denn, Bernhard?"
    Er drehte sich langsam zu ihr um und sagte nachdenklich. "Das Krankenhaus. Lilles Ergebnisse sind nun da."
    Maria lächelte. "Das wurde aber auch Zeit. Ich habe mich ohnehin schon gewundert, wieso das so lange dauert."
    "Aber Schatz, man hatte uns doch gesagt, es kann bis zu zwei Wochen dauern. Nun hat es nur eine gedauert."
    "Und, was haben sie gesagt? Es ist doch hoffentlich alles in Ordnung? Hast Du mit dieser Doktor Manrath gesprochen?"



    Bernhard schüttelte den Kopf.
    "Nein, es war eine andere Frau, ich nehme mal an, eine Schwester oder jemand von der Verwaltung. Sie meinte, am Telefon könne sie uns die Ergebnisse nicht mitteilen - vermutlich haben sie ihr auch gar nicht vorgelegen. Dafür sollen wir am Samstag in die Klinik kommen, dort haben wir dann einen Termin mit einem gewissen Professor Degenbach."

    Maria runzelte die Stirn und rieb sich nervös die Hände.
    "Bei einem Professor? Was soll das nur bedeuten? Es wird doch hoffentlich alles in Ordnung sein?"



    "Ich meine... wieso müssen wir zu einem Professor, damit er uns die Ergebnisse sagt? Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte man es uns doch bestimmt am Telefon mitgeteilt. Nun mache ich mir wirklich wieder Sorgen."
    Bernhard schüttelte den Kopf und sah Maria an, die ihr Gesicht sorgenvoll verzogen hatte.



    "Schatz, nun denk doch nicht immer gleich an das allerschlimmste", beschwichtige er sie. "Lille geht es doch ausgezeichnet, was soll schon mit ihr sein? Sie hat sich in den letzten Tagen sehr gut erholt. Findest du nicht, dass sie zur Zeit aussieht wie das blühende Leben?"
    "Ja, natürlich, aber trotzdem...", gab Maria zu bedenken. "Ich finde es nicht normal, dass wir zu einem Professor müssen."
    "Aber Schatz, du weißt doch gar nicht, was der Grund dafür ist. Es gibt tausende plausible Erklärungen dafür."



    "Erstens weißt du doch gar nicht, ob der Professor nicht grundlegend die Ergebnisse mit den Eltern bespricht...", begann Bernhard. Doch Maria schüttelte den Kopf.
    "Ich denke nicht, dass er soviel Zeit hat, jedem mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist."
    "Ich sage ja gar nicht, dass alles in Ordnung ist", erwiderte Bernhard. "Wer weiß, vielleicht haben sie ja etwas gefunden. Irgendeinen Grund muss die Ohnmacht Lilles ja gehabt haben. Vielleicht ist es etwas ganz harmloses, Vitaminmangel oder sonst irgendetwas. Und er will uns nur sagen, was wir zu beachten haben. Das kann doch sein. Oder es ist wirklich das, was sie anfangs vermutet haben und Lille braucht nun noch Medikamente ... wer weiß das schon."
    "Das kann natürlich sein", erwiderte Lilles Mutter, klang aber nicht wirklich überzeugt.
    "Wirklich, Schatz", redete Bernhard weiter auf sie ein. "Ich denke nicht, dass du dich sorgen musst. Übrigens könnte ich mir auch gut vorstellen, dass es gar keinen medizinischen Grund hat, dass der Professor uns sprechen möchte."
    "Wie meinst du das?"



    "Die Dame am Telefon sagte eben, wenn wir ins Krankenhaus kommen, müssten wir auch noch etwas wegen der Krankenversicherung klären. Mir ist dabei eingefallen, dass auch eine der Ärztinnen anfangs erwähnte, dass möglicherweise nicht alle Kosten erstattet werden könnten. Die Tests, die sie gemacht haben, waren auf unseren Wunsch hin doch recht aufwändig und umfangreich. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Abrechung Probleme gibt und der Professor uns deswegen sprechen möchte. Vielleicht würde er auch noch gerne einige weitere Untersuchungen machen, um alles gründlich auszuschließen und braucht unser Einverständnis dafür."
    Maria dachte eine Weile nach.
    "Das kann natürlich sein." Sie sah ihn an und entspannte sich wieder. "Du wirst vermutlich recht haben. Ich meine... Lille geht es wieder so gut. Wenn sie etwas schlimmes hätte, dann wäre sie doch niemals so schnell genesen."



    "Ich denke, es bringt uns gar nichts, wenn wir uns nun den Kopf zerbrechen", sagte Bernhard. "Warten wir den Samstag ab."
    "Sollen wir Lille mitbringen?" fragte Maria.
    "Nein", erwiderte Bernhard. "Der Professor will nur uns sprechen. Das spricht doch auch noch einmal dafür, dass sie nichts weiter gefunden haben können, sonst wäre Lille doch mit dabei, um die weiteren Schritte zu besprechen."
    Maria nickte. "Ja, das denke ich auch. Warten wir einfach den Samstag ab. Dann werden wir ja wissen, um was es geht."
    "Und bis dahin sollten wir uns keine unnötigen Sorgen machen", fügte Bernhard hinzu.


    Ende Kapitel 7.

    FS folgt.