Beiträge von Nerychan

    Also so viel mehr Text isses ja nun auch nicht (aber diesmal waren's ja schon mal weniger Fehler - jetzt bitte noch auf die Lücken zwischen den Wörtern achten <gg>)


    Aber ein paar mehr Bilder hätt ich trotzdem gern - mit gut Text versteht sich - Das war ja sooooooo kurz!!!
    Gerade jetzt, wo's so spannend ist. Du wirst uns doch jetzt die nächsten Kapitel nicht ständig in diesen kleinen Häppchen servieren, oder?
    Nein, das tust du nicht. Du bist doch nett? Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa????


    Deine Interpretation der griechischen Götterwelt finde ich immer noch ganz klasse. Die kleinen Änderungen (wie die Titanin Gaia zur Göttin zu machen) sind absolut passend. Und Dahac fand ich schon immer seeehr interessant.


    Heh, und die Animation war absolute Sahne. Davon darfs ruhig immer wieder mehr sein.


    Allerdings hast du mich mit deinem kleinen Spoiler noch mal richtig neugierig gemacht.
    Zwei Menschlein mit einer großen Rolle im Götterdrama? Jaja, die Menschen! Was wären die Götter nur ohne sie.


    Ach und darf ich noch eine kleine Info anfügen: Hindin ist auch ein spezieller, (vor allem in literarischer Kunst) gebrauchter Ausdruck für eine Hirschkuh.

    Hallelujah, du warst aber wieder fleißig. Ich krieg schon ein richtig schlechtes Gewissen!
    Aber das war schön und entspannend.


    Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist? Deine Geschwisterbeziehungen sind klasse! Greifst du da auf eigene Erfahrungen zurück??? <sehr neugierig bin>
    Ich glaube, ich bin zu früh aus dem Haus, um mit meinem kleinen Bruder solche Unterhaltungen zu führen, aber wenn ich das so lese, wünsche ich es mir regelrecht.


    Mach bloß nie eine Umfrage, welche deiner Figuren man besonders liebt und welche nicht. Ich hätte echt Entscheidungsschwierigkeiten. Jedesmal, wenn ich glaube, jetzt weiß ich's ganz genau, kommst du mit der nächsten Fortsetzung, in denen du wieder gaaaanz woanders bist (habe erstaunt festgestellt, dass seit Annies "Unfall" gerade mal ein(!!!!) Tag vergangen ist - die Zeit, die Zeit, die liebe Zeit) und dann richtet sich meine ganze Sympathie schon wieder auf die aktuell Handelnden. Das ist echt unfair von dir. Ich will jetzt endlich mal jemanden, den ich einfach nur hassen kann. Genau wie meine Caroline, oder nur lieben. Ja,ja, ich weiß, nicht einseitig.


    Ach gib nichts drauf. Ich rede, wie mir gerade zumute ist.


    Ich mag das Lied im übrigen auch (und mein Englisch reicht vollkommen aus, um es lauthals im Auto mitzuschmettern - wenn ich alleine fahre). Ich versuche mir vorzustellen, was dieser Morris (vielleicht ein Hasskandidat <hoffnungsvoll guck>) damit anstellt. So wie du es beschreibst - oder nach Tahiris Laune zu urteilen, sollte sich mir vermutlich der Magen umdrehen.
    Schmeiß ihn raus! Heh, kann Zach eigentlich singen?


    Bei dem Kerl weiß ich auch immer noch nicht so richtig, was ich von dem halten soll. So wie er Jack im letzten Teil angemacht hat, naja, da hätt' ich ihm schon am liebsten eins übergezogen. Aber heute war er mal wieder richtig nett. Ein bisschen tut er mir leid, wenn er kein anderes Lebensziel hat, als diese Band. Und sich so in Janna zu verrennen, tut ihm vermutlich genauso wenig gut. Ups, was wohl passiert, wenn er rauskriegt, was da zwischen seiner Angebeteten und Kev wirklich läuft?


    Hach ja, das wird noch eine monatelange Schnitzeljagd mit vielen Haken (und Ösen). Aber mir soll's recht sein. Immer schön weiterschreiben!


    Oh und ich liebe deine gestochen scharfen Bilder. <gleich neidisch werd> Vor allem die Sonne, die du da immer wieder einbaust, ist einfach genial. Sorry, aber ich musste das, schon wieder mal, einfach loswerden.


    Und Ende (vorerst!!!)

    Oh ich finde es schön, mehr Text zum Lesen zu haben. Noch dazu wenn jemand in der Lage ist, spannend zu schreiben. Und das kannst du.


    Der Wechsel der Perspektive ist zwar anfangs schon etwas verwirrend (wenn man eigentlich aus dem Ich-Blickwinkel schreibt), aber ich denke, das ist in dieser Story nötig, um an dem Verschwinden der Kinder teil zu haben. Der Leser weiß in dem Moment mehr als der Erzähler.
    Ich seh mich schon da sitzen und darauf warten, dass Jim all das herausfindet, was ich schon weiß und es bringt einen fast zur Verzweiflung, wenn er die (für uns doch sooooo offensichtlichen Dinge) nicht mitbekommt.
    Aber ich mag das. Ist gut für die Spannung.
    Naths Tipp mit dem Word kann ich nur beipflichten. Hilft kollossal! Und es wäre das Tüpfelchen auf dem "i".


    Nö, ich glaube, das wären größere Bilder. Aber ich weiß schon, wegen dem anderen Forum. Deswegen steht meine Geschichte nur hier, weil ich die größeren lieber habe.


    Aber deiner tut das keinen Abbruch. Ich würde sie auch komplett ohne Fotos lesen. Mein Interesse ist geweckt. Ich werde dich mal abbonieren gehen.

    Keine Angst, deine Leser sind bestimmt alle noch da. Ist doch auch kein bisschen langweilig.
    Deine Bilder sind wie immer ausgesprochen gut. Spitze bearbeitet. Das muss man dir wirklich lassen. Das kannst du richtig gut. Schafft genau die passende Stimmung.
    Nimmst du noch Schüler an? <gg>


    Aber: Könntest du trotzdem noch ein bisschen an deiner Rechtschreibung arbeiten? Es ist wieder schlimmer geworden. Ich habe die gleiche Vermutung wie Simsie. Du scheinst zu schnell zu schreiben.


    „Sagst du mir jetzt, was dich daran stört?“ Keyla war aufgestanden und unhörbar hinter sie getreten.
    „Das kommt so plötzlich.“ presste Ranyia heraus, ohne sich umzudrehen, aber Keyla ließ es nicht gelten.
    „Das ist es nicht! Du vergisst, ich kenne dich zu gut. Ranyia, bitte! Was hast du gegen ihn?“ Sie zog Ranyia zu sich herum und wiederholte ihre Frage energischer. „Was?“
    „Er ist der Herr der Finsternis. Sein Reich ist geprägt von Düsternis, von Unheil und Tod. Und du? Du bist das Licht, die Liebe, das Leben. Genau das Gegenteil von alledem, was er verkörpert. Wie kann das zusammengehen? Nur weil Melynne es so bestimmt hat, heißt es doch nicht, dass du glücklich werden wirst.“
    Einen Moment lang wirkte sie tatsächlich verstört, doch dann kehrte das Lächeln auf Keylas Lippen zurück.
    „Du Dummerchen!“ belehrte sie Ranyia, als wäre sie die Ältere von ihnen. „Das ist doch nur ein Amt, nichts weiter. Du weißt doch, ohne das Böse kann das Gute nicht existieren, die Welt braucht beides im Gleichgewicht, um zu funktionieren und sich zu entwickeln. Warum es dann nicht in verantwortungsvolle Hände legen?“
    [FONT=&amp]Das waren Melynnes Worte, das wusste Ranyia, doch sie vermochte dem nichts entgegenzusetzen.[/FONT][FONT=&amp]
    [/FONT][FONT=&amp]

    [/FONT]
    In diesem Moment verschwand die Sonne endgültig hinter den Felsen und hüllte alles schlagartig in Dunkelheit ein, die nur durch die Kerzen des Tempels noch durchdrungen wurde. Heute hielt sie es für ein weiteres Vorzeichen.
    Keyla ergriff Ranyias Hände und hielt sie fest.
    „Verzeih, ich muss gehen.“
    „Aber....“
    „Bitte, sei unbesorgt, noch nie habe ich Melynne einen Wunsch so gern erfüllt wie diesen. Ich liebe ihn und er liebt mich. Das ist die Wahrheit. Und ich werde wohl kaum je sein Reich betreten. Dafür wird mir einfach die Zeit fehlen.“ Sie schmunzelte. „Ist das nicht merkwürdig, dass Wesen wie wir, die wir die Geschicke einer ganzen Welt leiten, Schwierigkeiten mit der Zeit haben können?“
    „Ja, das ist wohl merkwürdig.“ stimmte Ranyia ihr zu, während sich ihr erneut die Kehle zuschnürte.
    „Nichts wird uns jemals trennen.“ versprach Keyla ihr, als sie sich verabschiedete. „Ich werde immer bei dir sein, wo immer wir uns auch befinden mögen, Schwester!“

    [FONT=&amp]Sie hatte ihr Versprechen nicht halten können.[/FONT][FONT=&amp]



    [/FONT]
    „Du wolltest mich sehen?“ Ranyia schrak zusammen und drehte sich um. Zaide lächelte sie freundlich an. „Deine Nachricht klang dringend. Was ist denn geschehen?“
    Voller Sorge ließ Ranyia den Blick über sie gleiten. Ihre alabasterne Haut wirkte noch blasser als gewöhnlich, es gelang ihr kaum, die schwarzen Ringe der Erschöpfung unter ihren Augen zu verbergen, deren Glanz merklich nachgelassen hatte. Die Herrin der Seelen war beinahe am Ende ihrer Kräfte angekommen.
    Wie sollte sie ihr jetzt, in diesem Zustand nur sagen, was gesagt werden musste. Wie konnte sie ihr die Hoffnung nehmen, ausgerechnet sie?
    Zaide blieb abwartend vor ihr stehen.
    Ranyia rang sichtlich mit sich, bevor sie tief Luft holte und sagte: “Zardon war eben hier.”
    Zaide ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. „Und was wollte er?“
    [FONT=&amp]„Kannst du dir das nicht denken?“



    [/FONT] „Allerdings kann ich das! Aber dass er jetzt schon den Boten meiner Schwester spielt, hätte ich nicht für möglich gehalten.“
    Ranyia schüttelte den Kopf. „Er kam nicht im Auftrag von Reshanne. Er hat mir verboten, dir weiterhin Zugang zu Celia zu verschaffen.“
    „Er hat was?“ Zaides Ausruf wurde fast zum Schrei, bevor sie sich wenigstens etwas wieder fasste. „Wie kann er das nur tun? Ich verstehe ihn einfach nicht.“ Dann sah sie forschend in Ranyias bedrücktes Gesicht. „Wirst du ihm gehorchen?“ Die nackte Angst leuchtete Ranyia entgegen und sie fürchtete sich regelrecht, es auszusprechen.
    „Es geht nicht um das Gehorchen, Zaide....“ begann sie dennoch, nur um sofort unterbrochen zu werden.
    „Oh doch, genau darum geht es. Und du wirst es tun, nicht wahr. Du wirst tun, was der Rat von dir verlangt. Oh, ich verfluche sie, ich verfluche sie alle in ihrer Selbstgerechtigkeit!“
    „Du missverstehst mich!“ versuchte Ranyia aufs neue zu erklären. „Es geht nicht um den Willen des Rates, ich, ...., ich glaube, Zardon hat recht. Es ist zu spät. Du musst sie loslassen. Celia ist verloren!“
    Zaide prallte zurück. „Wie ... kannst .... du ... so etwas .... nur.... sagen?“ flüsterte sie stockend. „Sie ist mein Kind!“
    [FONT=&amp]



    [/FONT] „Ich weiß, doch ich denke, du verkennst die Lage, genauso wie ich es lange Zeit getan habe. Schon Melynne konnte Varik nicht mehr kontrollieren, sie konnte ihre Fehler nicht mehr korrigieren und hat sich einfach in die Ewigkeit des Universums zurückgezogen und alles deiner völlig unvorbereiteten Schwester überlassen. Doch auch sie kann ihn nur noch mit Hilfe von Marhala im Zaume halten, aber vernichten können sie ihn beide nicht, nicht mehr.“ Zaide wandte den Kopf ab und betrachtete intensiv den Boden. Ringsumher schien die ganze Welt den Atem angehalten zu haben. Nicht ein Vogel wagte es, die unheilkündende Stille zu durchbrechen. „Du kennst sein Ziel, Zaide,...“ fuhr Ranyia fort. „...er will sie, er will Celia. Du weißt um die Macht deines Kindes. Wenn sie ihm in die Hände fällt, kann nichts und niemand ihn mehr stoppen. Nur solange sie noch nicht wieder völlig über ihre Kräfte verfügt, ist Marhala in der Lage, sie aufzuhalten. Und das wird nicht mehr lange dauern. Sie brechen hervor, mit aller Macht. Du hast es gesehen, genau wie ich. Zaide, auch wenn es dir schwer fällt, auch wenn es dir das Herz bricht, du musst aufhören, deine Schwester mit deinem Hass zu verfolgen, du musst Reshanne die Erlaubnis geben zu handeln.“
    „Als ob sie meine Erlaubnis bräuchte!“ murmelte Zaide bitter.
    [FONT=&amp]„Doch, natürlich! Was glaubst du, warum sie so lange gewartet hat? Deinetwegen! Sie will dich nicht verlieren. Genauso wenig wie Celia. Sie liebt deine Tochter. Aber sie hat keine Zeit mehr, wir alle ... haben keine Zeit mehr, Zaide.“



    [/FONT] „Ich verstehe nicht, warum es nicht funktioniert?“ Als habe sie Ranyias Worte nicht gehört, wandte Zaide sich ab und ging zurück zur Treppe. Ranyia folgte ihr und zuckte mit den Schultern.
    „Es war nur ein Versuch, eine Möglichkeit.“
    „Ja, nur liegen ihre Erinnerungen nicht so tief verschüttet. Das fühle ich. Und dann sind da noch ihre Träume. Sie sind zu intensiv und gehen zu sehr eigene Wege. Sie träumt Dinge, die ich ihr nicht eingegeben habe. Zu viele negative Dinge. Von ihrem Vater zum Beispiel.“
    „Du kannst nun mal nicht alles steuern, das sagte ich dir doch.“
    „Aber jemand tut es, Ranyia, jemand tut es!“
    Zaide musste seinen Namen gar nicht aussprechen, sie wussten auch so beide, dass nur Varik dafür in Frage kam. Offensichtlich war er es, der Celias Erinnerung blockierte.
    „Aber wieso? Was hat er davon, wenn sie sich nicht erinnert, wer sie ist und wozu sie fähig ist? Was nützt sie ihm in diesem Zustand?“



    +++


    Mit einem Satz war er wieder bei ihr und packte sie an den Schultern. Doch sie ließ sich nicht mehr aufhalten. Furchtlos sah sie ihm direkt in die Augen.
    „Dein Blut!“ Sie flüsterte es nur, doch in seinem Kopf hallten ihre Worte, als würden sie von den Felsen tausendfach zurückgeworfen. Der Griff seiner Finger lockerte sich, er strich ihr sanft über die Haut, sein Blick wurde weich, wenn er auch nichts von seiner Ernsthaftigkeit verlor.
    „Ich weiß, du verstehst es nicht, du willst es auch gar nicht. Das ist dein Recht. Doch was immer du auch glaubst,..., ich versuche nur, dich zu beschützen. Genauso wie sie.“
    „Dann hast du versagt!“ Ranyia flüsterte noch immer, doch diesmal wegen der Tränen, die sie nur mühsam unterdrückte. „Denn sie ist tot.“
    „Ich weiß. Und ich leide genauso darunter wie du.“
    „Wie kannst du dann zulassen, dass es wieder geschieht?“
    [FONT=&quot]„Weil sein Rachedurst zu groß ist, um sich mit Macht allein zufrieden zu geben. Er will die Welt zerstören, unsere ebenso wie die der Menschen. Und Celia wird es für ihn tun, wenn wir sie nicht aufhalten.“



    [/FONT]Er redete lange und eindringlich auf sie ein und mit jedem Wort wuchs ihre Verzweiflung ebenso wie die seine.
    „Es tut mir leid, glaub mir, ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit, doch wir haben den Kampf um sie wohl verloren.“
    Da Ranyia nicht antwortete, sich sonst auch nicht rührte, gab er ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn, bevor er ging.
    Doch er spürte ihren stummen Blick in seinem Rücken, der ihn verfolgte, als er langsam und von Gram gebeugt, die Stufen hinunter schritt und schließlich verschwand, genauso plötzlich wie er erschienen war.
    Und Ranyia blieb noch lange dort oben stehen und starrte tränenblind ins Nichts, nachdem sie ihren Diener mit der Einladung für ihren zweiten Besucher losgeschickt hatte.
    Sie hatte nicht gelogen, sie erinnerte sich tatsächlich noch immer ganz genau an das, was geschehen war.
    Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu diesem Tag zurück, an dem das Verhängnis seinen Lauf nahm.
    [FONT=&quot]Noch immer hörte sie ihre Stimme in ihrem Kopf.



    [/FONT] „Und ich dachte immer, du solltest anderen Träume schenken und nicht dir selbst!“
    Ein glockenhelles Lachen und die mit gutmütigem Spott vorgetragenen Worte hatten sie aufgeschreckt, gerade als sie die zarten Blüten der neuen Seerosen bewundert hatte.
    „Keyla!“ rief sie überrascht. Und sie war in der Tat mehr als überrascht gewesen. „Was machst du denn hier?“ Sie hatte ihr entgegeneilen, sie in die Arme reißen wollen, stattdessen stand sie einfach nur am Rand des kleinen Teiches und sah ihr entgegen.
    Oh wie hatte sie ihr warmes Lächeln vermisst!
    „Hat dich der alte Drachen endlich mal aus ihren Klauen gelassen?“
    [FONT=&quot]Keyla gab sich Mühe, geschockt auszusehen, wie es der Anstand gebot angesichts dieser beleidigenden Bezeichnung, aber ihre Mundwinkel zuckten derart heftig, dass sie schließlich doch gemeinsam in hemmungsloses Gelächter ausbrachen, ganz so wie sie es früher getan hatten.



    [/FONT] Früher! Eine Ewigkeit schien das jetzt her zu sein. Ihre Wege hatten sich getrennt, als Ranyias Mutter sie zur Vorbereitung auf den Tag, da sie deren Pflichten als Herrin der Träume übernehmen musste, zu sich in den Tempel geholt hatte. Und nur kurze Zeit später wurde auch Keyla ihrer Bestimmung zugeführt. Seitdem hatten sie nur noch selten Gelegenheit, einander zu sehen.
    Sie lehnte sich zurück an den sonnenwarmen rauen Stamm der Birke, stemmte die Hände in die Hüften und sah Keyla forschend an.
    „Ich sehe es dir an, du hast Neuigkeiten! Was ist es?“
    Es konnte zumindest nichts Schlimmes sein, denn Keyla ging es augenscheinlich sehr sehr gut und sie genoss die Situation regelrecht. Wie das feinste Gespinst aus hauchdünnen goldenen Fäden leuchtete ihr Haar in der langsam untergehenden Sonne. Wie oft hatte Ranyia sie um diese Pracht beneidet. Ihre Wangen waren von einer zarten Röte überzogen, die nicht nur von der Aufregung zu stammen, sondern einen viel tiefer liegenden Grund zu haben schien. Und das machte Ranyia erst wirklich neugierig.
    [FONT=&quot]Keyla ließ sie auch nicht mehr lange im Ungewissen und strahlte sie an. „Ich werde heiraten!“



    [/FONT]„Nein!“
    „Doch!“ Keyla klatschte entzückt in die Hände. „Doch, doch, doch! Es ist beschlossene Sache. Ist das nicht wunderbar?“
    „Ob das wunderbar ist? Du stellst Fragen!“ Ranyia verleierte die Augen, riss in einer theatralischen Geste die Arme nach oben, drehte sich mehrmals um die eigene Achse, als wäre ihr schwindlig und ließ sich dann einfach ins weiche Gras fallen. Keyla tat es ihr gleich und so saßen sie sich Minuten später beide gegenüber und lachten, bis ihnen die Tränen in den Augen standen. Wie unbeschwert und unglaublich albern sie beide damals noch gewesen waren!
    Als sie endlich wieder Luft holen konnte, stellte Ranyia ihr die alles entscheidende Frage, auf die Keyla längst wartete. „Wer ist es?“
    „Varik!“
    Wäre Ranyia ein Mensch gewesen, wäre ihr jetzt vermutlich das Herz stehen geblieben, stattdessen verschwand ihr Lächeln und sie musterte Keyla mit weitaufgerissenen Augen an, als zweifle sie an deren Worten.
    [FONT=&quot]„Varik?“ wiederholte Ranyia leise, während sie versuchte, sich nicht allzu entsetzt anzuhören. Keyla schien das nicht zu stören, denn sie stupste sie an und grinste.[/FONT][FONT=&quot]




    [/FONT]
    Aber Ranyia konnte einfach nicht zurücklächeln. Sie sprang auf, lief ein paar mal hin und her und würgte schließlich heraus: „Du heiratest Melynnes Neffen?“
    Keyla lächelte noch immer, als sie es erneut bestätigte. Doch langsam verschwand das Leuchten auch aus ihren Augen. Irritiert sah sie zu Ranyia hoch.
    „Was hast du denn? Freust du dich nicht für mich?“
    Freuen? Bei jedem andern sicherlich, aber bei Varik? Ranyia schauderte. Dabei wusste sie selbst nicht einmal genau, wieso sie diese dunkle Vorahnung überkam. Denn im Grunde gab es gar keine Einwände gegen ihn. Wie auch! Besserer Abstammung konnte man gar nicht sein. Die elitären Elo-i heirateten stets untereinander, um somit zu gewährleisten, dass ihre Kräfte an die Kinder, ihre Nachfolger weitergegeben werden konnten. Dabei erhielt nicht jedes Kind immer die gleichen Kräfte von den eigenen Eltern vererbt. Es kam sogar vor, dass keines aus der direkten Linie geeignet war. Und dann wurde jemand aus der Verwandtschaft gesucht. So wie ihre Herrscherin Melynne es getan hatte. Zwar wäre ihr Neffe Varik der nächste geeignete Kandidat gewesen, doch als Mann konnte er unmöglich der Nachfolger der Großen Mutter werden. So blieb nur noch ....



    +

    ***



    Da stand sie nun an der Brüstung der Terrasse und starrte hinunter auf den kleinen Teich im Birkenhain. Gerade hatte sie einen Besucher verabschiedet und erwartete jeden Moment schon den zweiten. Das eine war so ungewöhnlich wie das andere. Denn Ranyia, die Herrin der Träume, pflegte normalerweise nur Menschen in ihrem Reich zu empfangen, höchst selten aber die Mitglieder ihres eigenen Volkes. Auch ihren Tempel verließ sie nur noch, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Niemand wusste so genau, warum sie sich derart zurückgezogen hatte, daher hielten die meisten sie schlicht für etwas exzentrisch, was gar nicht so verwunderlich wäre in ihrer Funktion.
    Doch Ranyia hatte tatsächlich gewichtige Gründe für ihre selbst gewählte Einsamkeit, Gründe, die keiner besser kannte, als der Besucher, der sie soeben verlassen hatte.
    [FONT=&amp]Dabei schien der Tag sich zu Anfang in nichts von anderen zu unterscheiden, sie war ihren Pflichten nachgekommen, wie sie es seit ihrer Berufung immer getan hatte und wollte sich gerade in ihre Gemächer begeben, als sie den Blick noch einmal nach oben wandte und....


    [/FONT].... da stand er. Einfach so! Ruhig und – wie sie leicht verwirrt feststellte – mit einem unerwarteten Wohlwollen sah er auf sie hinunter, während sie versuchte, seinem Blick trotz ihrer Überraschung so gefasst wie möglich standzuhalten. Seit einer Ewigkeit hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Seine Einladungen, seine Bitten, seine Befehle hatte sie ignoriert und sich ebenso geweigert, ihn in ihrem eigenen Heim willkommen zu heißen. Das ungeschriebene Gesetz, dass der Tempel eines Elo-i niemals ohne dessen Erlaubnis betreten werden durfte, schützte sie vor ihm, obwohl er sich in seinem Rang durchaus darüber hinwegsetzen durfte. Im Laufe der Zeit wurden seine Versuche, sie wiederzusehen, weniger und weniger und weniger. Bis sie eines Tages ganz aufhörten. Doch nun war er da, ungerufen, einfach so!
    [FONT=&amp]Erst nach einigen Minuten erinnerte sie sich daran, dass sie ihm, obwohl er sich unerlaubt in ihrem Tempel aufhielt, als Mitglied des Rates zumindest einen gewissen Respekt schuldete. Sie senkte den Kopf und deutete damit eine leichte Verneigung an. Zu mehr war sie nicht bereit. Nein, mehr durfte er nun wirklich nicht erwarten. Tausend Gründe schossen ihr durch den Kopf, warum er gekommen war, doch allein der Zeitpunkt ließ auf einen ganz bestimmten schließen.


    [/FONT]„Ich bedaure, dich derart überfallen zu müssen.“ Sein Tonfall hörte sich genauso förmlich an wie seine Worte und verstärkten ihren Verdacht. Dies war weit mehr als ein Höflichkeitsbesuch.
    Doch gerade das ließ sie auf jede weitere Förmlichkeit verzichten. Sie stieg die letzten Stufen zu ihm nach oben, baute sich direkt vor ihm auf und verschränkte die Arme.
    „Nun? Warum bist du hergekommen?“
    Seltsamerweise schien ihm weder ihr herausfordernder Ton noch ihre abweisende Haltung irgendetwas auszumachen. Statt Unmut bemerkte sie tiefe Schatten der Sorge um seine Augen liegen. Er wirkte erschöpft und müde.
    „Ich denke, wir können uns jedes Versteckspiel ersparen, meine Liebe. Wir wissen doch beide, weshalb ich hier bin.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    „Es wäre mir lieber, du würdest es mir sagen.“
    [FONT=&amp]„Wenn du darauf bestehst!“



    [/FONT]„Du bewegst dich auf gefährlichem Boden, Ranyia. Ich weiß, du meinst es gut, aber ..., zu glauben, DU wüsstest, was in dieser Situation das Beste wäre, ist mehr als nur vermessen. Vertrau mir, du weißt es nicht.“
    „Aber du!“ spottete sie. „Du weißt es, du und Reshanne und die anderen. Ihr alle glaubt, ihr wüsstet es. Das war schon immer so. Und es hat sich nicht geändert, genauso wenig wie meine Einstellung dazu.“ Sie wollte sich schon abwenden, doch er griff nach ihrem Arm, um sie zurückzuhalten, ließ aber sofort die Hand sinken, als sie ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.
    „Ranyia, ich werde jetzt nicht die alten Geschichten aufrühren. Dafür haben wir keine Zeit. Die Lage ist ernst, viel ernster, als du denkst.“ Sie lachte kurz auf.
    [FONT=&amp]„Oh, ich kenne die Lage sehr gut. Und ich denke, es ist genau die richtige Zeit für die alten Geschichten. Immerhin sind sie doch der Grund für diese ernste Lage!“



    [/FONT]„Ja, das stimmt, wenn auch nicht ganz so, wie du es dir ausgemalt hast.“
    „Ausgemalt?“ begehrte Ranyia auf. „Ausgemalt? Ich musste mir nichts ausmalen, ich hab es durchlebt. Sollte dir das entfallen sein?“ Sie trat noch einen Schritt näher und funkelte ihn böse an. „Ich habe nichts vergessen! Gar nichts! Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit, an Melynnes Grausamkeit, an deine Gnadenlosigkeit, an ihre Verzweiflung! Ihr habt sie bestraft für euren eigenen Fehler! Und ihr habt es vertuscht, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Und jetzt erwartest du ernsthaft, ich solle zusehen, wie ihr den gleichen Fehler noch einmal begeht?“
    „Es mag vielleicht ein Fehler sein, aber wir haben keine Wahl!“ hielt er ihrem wütenden Ansturm noch immer um Fassung bemüht entgegen. „Und ich erwarte nicht, dass du es billigst, nur, dass du dich an meine Anweisungen hältst. Du wirst aufhören, Zaide zu helfen. Sofort! Ich habe es geduldet, solange die Hoffnung bestand, ihr könntet Erfolg haben. Aber diese Hoffnung ist vergangen. Ihr werdet euch weder Reshanne noch Marhala in den Weg stellen. Die Folgen für uns alle und damit auch für dich wären zu schrecklich. Du bist gewarnt! Füge dich!“



    Er hatte sie nicht angesehen bei seinen harschen Worten. Er konnte es nicht. Zu deutlich stand noch immer die Trauer und die Anklage in ihren Augen. Wenn er gehofft hatte, sie würde ihm nach all den Jahren endlich verzeihen, so sah er sich getäuscht. Er straffte die Schultern und ging an ihr vorbei, die ersten Stufen hinunter. Aber da wirbelte sie auch schon herum, nicht bereit, ihn jetzt so einfach gehen zu lassen.
    „Ich habe geschwiegen, nie ein Wort darüber verloren, wie du es wolltest, obwohl Zaide jedes Recht auf die Wahrheit hatte!“ rief sie aufgebracht hinterher. Doch er lief weiter.
    „Arme Reshanne!“ fuhr sie spöttisch fort. „Da wird sie von Zaides unerbittlichem Zorn verfolgt, dabei trägst doch DU die Schuld an ihrem Unglück. Was meinst du? Hätte sie Marhala damals geschickt, um diesen Mann zu töten, wenn sie die ganze Wahrheit gewusst hätte? Wenn du sie nicht verheimlicht hättest?“
    Diesmal stockte sein Schritt mitten im Lauf. „Schweig!“ befahl er in gepresstem Ton, doch sie lachte nur, laut, hart, freudlos.
    „Du hast es ihr nicht gesagt, nicht wahr? Nicht einmal jetzt! Dabei hätte sie Celia bestimmt die Aufnahme nicht verweigert, wenn sie auch nur geahnt hätte, wessen Blut in ihren Adern fließt.“


    +

    Hallo alle zusammen, heute ist der große Tag, heute geht es endlich weiter. Ich war wirklich fleißig in den letzten Tagen, habe neu gebaut, eingerichtet, die Beziehungen aller untereinander wieder hergestellt (Oh, ich danke allen lieben Bastlern, welche die tollen Hackobjekte hergestellt haben, ohne die wär ich gestorben!!! :rosen).


    Naja, lange Rede kurzer Sinn, wenn mein lieber Lappi nicht noch ein paar Überraschungen auf Lager hat, und ihr, wie gesagt, über ein paar kleinere Änderungen hinwegseht, ist alles wieder in Ordnung, und es kann weitergehen.


    Aber vorher noch schnell die Kommi-Antwort, während ich die Bilder hochlade.


    Ich fange wieder von hinten an.


    Nath: Schön dass du das mit dem Stil gemerkt hast. Ich wollte Justin damit wirklich etwas abheben, nicht dass er gewöhnlich (im negativen Sinne) wäre, sondern ein ganz normaler Typ wie du und ich. Und nur bei ihm kann sich Nick wirklich entspannen und ganz er selbst sein. Im Grunde ist er nämlich selber nicht so hochgestochen, wie Mama ihn gern hätte.
    Oh und bitte, wenn die Zeit es dir ermöglicht, und es dir doch Spass macht, schreib ruhig weiter deine schönen Kommis. :schreibsBin ganz stolz darauf.


    Cyber: Bella hat Liebeskummer. Aber das mit dem Piercing, Branding usw. ist eine gute Idee. Das würde Catherine vermutlich den Rest geben! ;)


    @gotti: kann es sein, dass du Catherine doch ein wenig magst? <gg>
    Und wenn du die Geheimnisse der Elo-i ergründen willst, solltest du heute ganz besonders sorgfältig lesen.


    Lenya: Celias "Waffe", du wirst sie noch mal zu sehen bekommen, das kann ich dir versprechen. Es war ein unkontrollierter Ausbruch, der nicht ganz so unkontrolliert war, wie man vielleicht auf den ersten Blick glaubt. Ob sie auf diese Party geht oder wie Nick sich verhält, das verrate ich aber noch nicht. Ist immer noch alles offen. Eines vielleicht: Ob Nick sich gegen seine Mutter durchsetzt, ist keine Frage des Mumms für ihn, sondern ein Kampf zwischen seinen ungewohnten Gefühlen und seiner Verantwortung für seine Familie. Das nimmt er leider (zu)sehr genau.:angry


    Lucy: das Augenöffnen funktioniert schon, man muss es aber eben nicht nur sehen, sondern auch glauben wollen. Caroline ist nicht dumm, sie würde Nick niemals ihre wahre Seite zeigen (selbst wenn er inzwischen schon recht genervt von ihr sein kann - hat sie wohl noch nicht gemerkt). Aber Justin steht ihrer Meinung nach viel zu weit unter ihr, als dass sie an ihn irgendwelche Mühe verschwenden würde. Ein gravierender Fehler, oder was meinst du?


    cassio: danke für das nette Kompliment. Und keine Sorge, wir sind noch lange nicht am Ende.:rollauge


    @mein einsames kätzchen: auch dir ein danke. hoffe, der stress wird bald weniger, damit du alles nachholen kannst.


    @all: Ich freue mich, dass Justin offensichtlich euer aller Gefallen gefunden hat. Wir werden ihm also noch ein paar Auftritte gönnen. Aber heute begeben wir uns erstmal wieder, wie versprochen, ins andere Reich. Das Kapitel war etwas schwerer zu schreiben, weil es sich in drei verschiedenen Zeitebenen abspielt, aber ich hoffe, ich habe es deutlich genug gemacht.
    Ich komme heute auf eines der größten Geheimnisse zu sprechen, ohne es direkt beim Namen zu nennen. Verzeiht mir, dass ich eurer Fantasie zunächst noch keinen Riegel vorschieben möchte. :megafroi


    Die FS umfasst drei Teile, die ich hier im Anschluss sofort einstelle werde. Also bis gleich!

    Damit ihr nicht denkt, ich wäre in der Zwischenzeit verschütt gegangen, wieder eine kurze Meldung.
    Mein Laptop ist wieder da (nach geschlagenen vier Wochen - herzlichsten Dank Fu.Sie. wirklich eine Spitzenleistung! Mir war bisher gar nicht bewusst, wie schwer es ist, Auftragsnummern zu vergeben, oder ein Ersatzteil von einem Werk zum andern - im selben Ort - zu transportieren!!!)


    Meine zuletzt für Celia benutzte Nachbarschaft scheint endgültig hin zu sein. Hängt sich jedesmal auf, sobald ich die Maus bewege. Keine Ahnung wieso.
    Aber:
    Ich habe es nach einer teilweise durchgemachten Nacht geschafft, die Häuser aus meiner Nightlife-Sicherungskopie zu packen und erfolgreich (nach ca. 10 Versuchen) in die einzige selbst erstellte Nachbarschaft, die funktioniert, zu integrieren. Musste dafür einen Massenmord begehen (alle bereits dort wohnenden Sims wurden determiniert), aber die Geschichte war's wert.


    Also, ich sitze und arbeite an den Häusern, muss ein paar der OFB-Einrichtungen nachholen. Wem Veränderungen z.B. im Hintergrund auffallen (Nachbarschaftsdeko) oder auch bei der Aufstellung von Möbeln, verzeiht mir das sicher. Ganz genau wie vorher geht es einfach nicht wieder. Aber besser, als abbrechen, oder?


    Hoffe, der Computer hat nicht noch mehr Überraschungen parat und ich schaffe, die nächste FS zum Wochenende. Glücklicherweise haben wir ja morgen frei.


    Danke an alle für die Kommis. Ich beantworte sie dann mit der FS.
    Liebe Grüße an euch alle!
    Nery

    Hmh, ich habe jetzt ein paar Tage über die FS nachgedacht. Das ist ein interessantes Bild, dass du da von Tendra Inell zeichnest, ein unerwartetes. Also ganz ehrlich, ich möchte weder in der Haut ihres Mannes noch in der von Jason stecken.
    Diese Funktion als Königin Mutter scheint beiden Frauen, Mutter wie Tochter nicht so wirklich zu bekommen. Unabhängigkeit um jeden Preis ist für mich eine vollkommen falsche Einstellung. Man sollte sich nicht von anderen abhängig machen, aber kann man das noch Leben nennen, wenn man immer kompromisslos sein, immer die Oberhand, die Kontrolle behalten muss?


    Ich stimme Lenya zu. Kyla ist noch viel zu jung dafür. Sie sollte erst einmal lernen, wirklich zu leben, Gefühle kennen zu lernen und zu akzeptieren. Und es wäre eigentlich die Aufgabe ihrer Mutter dafür zu sorgen, dass sie das auch tut.
    Von selbst tut sie es bestimmt nicht.


    Übrigens, was ist das für ein Anhänger, den sie da trägt? Der sieht interessant aus. Hat der was zu bedeuten?

    Macht das die Luft in Rom? Dass da endlich mal jemand nachgedacht hat?
    Das war ein wunderschönes Kapitel mit traumhaft schönen Bildern. Da kommt man schon beim Lesen ins Träumen. Hat mir gefallen, wie du Ryan in die Originalbilder eingefügt hast. Hach, wie schade, dass die Ferien vorbei sind! <seufz>


    Na ja, bei Ryan scheint die ewige Stadt ihre Wirkung jedenfalls nicht verfehlt zu haben. Allerdings muss ich den andern recht geben. Was passiert, wenn Jason den Brief in die Hände bekommt? Wäre ja nicht der erste, der verschwindet. Und wann sehen sie sich dann wieder, als Rentner im Altersheim? <gg> Immerhin haben die beiden schon seit Jahren ein schwerwiegendes Kommunikationsproblem. (Mal abgesehen von der Tatsache, dass er den alten Brief mit keinem Wort erwähnt hat)
    Also ich würde den Brief nicht direkt an Nana schicken, sondern ihn jemandem geben, dem ich absolut vertraue.


    Aber warten wir mal deine schlauen Ideen ab. Du liebst die beiden doch sicher genauso wie wir, also werde ich dir einfach vertrauen, dass du Ryan einmal (in Bezug auf Nana) das Richtige tun lässt. Und auch für Nana wird's langsam Zeit, erwachsen zu werden.


    Ich wünsche ihr zwar nichts Böses, aber im Grunde wäre es für sie vielleicht das Beste, wenn sie Jason direkt "in flagranti" erwischt. Allerdings stellt sich dann gleich wieder die Frage, ob sie sich dann nicht wieder vollkommen in ihr Schneckenhaus zurückzieht, dass keiner mehr an sie heran kommt. Wäre auch nicht das erste Mal.
    Jetzt wird's jedenfalls zum Ende hin noch richtig interessant. Mal sehen, wie du das Dilemma löst.


    Jasons Affäre selbst überrascht mich nicht wirklich, er braucht sie. Nana ist nur ein Prestigeobjekt, mit dem man sich zeigt, mit einer Spur von Besitzerstolz, weil man weiß, dass man darum beneidet wird. Sie ist passend als Ehegattin, vor allem gesellschaftlich, aber als Frau (mit allem, was so dazugehört), sieht er sie mit Sicherheit nicht. Dafür braucht er die andere. Ich glaube, dass er vielleicht sogar etwas für diese andere empfindet, nur würde er dem wohl niemals nachgeben. Sie taugt wohl nur zur Geliebten und nicht zur Ehefrau. Obwohl sie spitze zu ihm passt (siehe Zeitungsartikel.)


    Noch eine kurze Bemerkung zum Neuankömmling. Die kleine Emma wird es bestimmt sehr gut in ihrem Leben haben, so wie sie geliebt wird. Und man gönnt Kiki und Connor ihr Glück von ganzem Herzen. Sie sind das Paar zum Auf- und Durchatmen in deiner Geschichte. Wie der berühmte Fels in der Brandung.

    Das Thema hört sich doch schon gut an. Eine Geschichte, die mal in der Vergangenheit spielt, ist tatsächlich mal was anderes. Gibt's ja nicht allzu häufig.
    Die Bilder wirken sehr schön. Ein paar Kleinigkeiten kann man schon mal übersehen. Trotzdem würde ich versuchen, darauf zu achten, damit es authentisch aussieht.
    Vor allem allerdings bei der Sprache. Eine Magd in dieser Zeit würde absolut niemals so mit ihrer Herrschaft sprechen, schon gar nicht eine Herzogin mit Madam ansprechen. Korrekt wäre Durchlaucht, oder falls sie Mitglieder der königlichen Familie von Preußen sind, Königliche Hoheit.
    Und da Beatrice (der Name ist gar nicht so ungewöhnlich, wäre nicht die erste italienische Adelige, die nach Preußen einheiratete) ja wohl nicht aus dem Plebs stammt, sollte sie schon etwas gewählter sprechen.
    Das aber nur so am Rande.

    Die Geschichte interessiert mich sehr. Also mach bitte schön weiter!

    Auf die Füße steigen? Also den Brauch kannte ich bis jetzt auch nicht.
    Aber ich bin zutiefst dankbar, dass du einen anderen außen vor gelassen hast. Solche Sachen wie: Anwesenheit der Gäste beim Vollzug der Ehe (im Raum!), oder das Überprüfen körperlicher Unversehrtheit, auch vor den Gästen.
    Da kann sich Fabergè doch recht glücklich schätzen. Er hat eine schöne Frau bekommen, steht in hohem Ansehen. Warum will er eigentlich noch zurück?
    Ich frage mich ernsthaft, wie Gloria mit der Wahrheit umgehen wird, ob sie sich in unserer Welt überhaupt zurecht findet.
    Vielleicht suchen sich die zwei ja doch lieber ein lauschiges Plötzchen in der Vergangenheit!


    Nick riss den Kopf nach oben.
    „Was? Rumgekriegt? Und wer bitte redet denn hier von Caroline?“
    „Na du!“ Justin brauchte einen Moment, um Nicks Kopfschütteln zu begreifen.
    „Nicht?“ rief er, zunächst noch zweifelnd, aber dann sprang er auf. „Mann, Alter, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!“
    „Ernsthaft JD, was hast du nur immer mit Caroline? Wieso kannst du sie nicht leiden? Im Grunde kann sie doch ganz nett sein.“
    „Oh ja, sofern du nicht gerade auf ihrem Speiseplan stehst. Nimms mir nicht übel, Nick, aber Miss Vandermere ist ungefähr genauso nett wie eine hungrige Klapperschlange. Und sie hat eine ebensolche gespaltene Zunge!“
    Schon seit Jahren versuchte er, glücklicherweise ohne Catherines Wissen, ihn vor dieser Intrigantin zu warnen. Nick war einfach zu gutgläubig. Alles, was ihn bisher vor Caroline gerettet hatte, war seine ungeheure Arbeitswut, die ihm einfach keine Zeit für eine Eheschließung ließ.




    „OK, du hast mich neugierig gemacht. Wer ist sie, woher kennst du sie? Und vor allem, weiß es deine Mutter schon?“
    „Nein, sie nicht, noch nicht. Dafür Caroline. Und sie wird es ihr garantiert erzählen. Hätte sie nicht gestern den kleinen Unfall gehabt, hätte ich Mum heute garantiert schon einen detaillierten Lebenslauf vorlegen dürfen.“
    Justin horchte auf. Caroline hatte einen Unfall? Er hoffte zwar im Stillen, dass sie sich möglichst jeden Knochen im Leib gebrochen hatte, aber das wäre wohl zuviel verlangt gewesen. Außerdem schien Nick nicht gewillt, ihm mehr darüber zu erzählen, also beschloss er, sich zunächst auf das Wichtigste zu konzentrieren, auf jene Unbekannte, der es gelungen war, seinen Freund für sich zu interessieren. Und je länger er ihm zuhörte, desto erstaunlicher wurde die Sache.
    Nun, da der Damm einmal gebrochen war, sprudelten die Einzelheiten nur so aus Nick heraus. Er ließ nichts aus, all die kleinen Merkwürdigkeiten, ihre Freundin, das ungewöhnliche Bild. Justin aber hörte vor allem eines heraus: Nicolas war bis über beide Ohren verliebt, zum allerersten Mal in seinem Leben.
    „Entschuldige!“ platzte er raus, als Nick endlich aufhörte zu erzählen. „Jetzt brauch ich erstmal ein Bier!“



    [B]
    [/B]„Du kannst froh sein, dass ich überhaupt welches da habe.“ Sagte Nick unten in der Küche, als er seinem Freund eine Büchse zu warf. “Meine Mutter hat den ganzen Kühlschrank mit irgendwelchen Delikatessen vollgestopft. Und im Keller stapeln sich die Weinflaschen für die verdammte Party. Bier steht allerdings nicht auf ihrem Menü. Zu gewöhnlich!“ Nick lachte zwar, aber so gezwungen, dass sich Justin genötigt sah, ihn zu fragen, wie lange er das durchzuhalten gedachte, mit seiner Mutter wieder unter einem Dach zu leben.
    „So lange es nötig ist. Ja,ja. Ich weiß. Ich muss nicht ganz bei Trost gewesen sein, aber mal ehrlich, was hätte ich denn machen sollen. Bella brauchte eine Veränderung, du kennst doch den alten Kasten, ist ja nun nicht wirklich das geeignete Heim für einen Teenie! Und bis jetzt scheint es ihr ja auch zu bekommen. Gestern hat sie zum erstenmal Freundinnen aus der Schule mitgebracht. Einen ganzen Schwarm, um genau zu sein. In den Pool hätte mit Sicherheit keiner mehr reingepasst. Bloß gut, dass Mutter den ganzen Tag einkaufen war!“
    Obwohl er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, holte Nick sich nun doch selbst auch eine Büchse heraus, bevor er die Kühlschranktür mit dem Ellbogen schloss und sich zu seinem Freund umdrehte.
    [B]



    [B]
    [/B]
    [/B]„Kommen wir noch mal auf deine ... auf das Mädchen zurück.“ Justin hatte es sich auf dem Hocker bequem gemacht und winkte ihn zu sich.“Was du da erzählt hast, klang zumindest alles ziemlich ungewöhnlich.“ Das war eine glatte Untertreibung! „Bist du sicher, dass sie nicht vielleicht doch...., irgendwie..., durch den Unfall?“
    „Ich bin mir, zumindest was sie betrifft, über gar nichts mehr sicher.“ stöhnte Nick. „Manchmal glaube ich, ich werde selber verrückt. Ich mache mir Gedanken über sie, wundere mich und im nächsten Moment fühle ich mich, als gäbe es auf der ganzen Welt keinerlei Probleme mehr. Ist DAS nicht verrückt?“
    „Wie man’s nimmt. Man könnte es auch Liebe nennen!“
    „Sie ist meine Patientin, JD. Und ich kenne sie erst kaum zwei Wochen. Und dann all diese Zufälle, Unfälle, diese offensichtlichen Verbindungen zu uns. Was hat sie mit meiner Familie zu tun? Du lieber Gott. Mutter würde sie glatt für eine Terroristin oder so was Ähnliches halten.“
    „Mir scheint, du steckst ganz schön in der Klemme, mein Alter.“schmunzelte Justin, wurde aber gleich wieder ernst. „Deine Mutter im Haus zu haben, ist schon kompliziert genug, aber wenn sie das mit diesem Mädchen erfährt, das haut sie glatt vom Stuhl, fürchte ich.“
    „Ich auch!“ brummte Nick und zog sich nun doch einen zweiten Hocker heran.
    [B][B]



    [B]
    [/B]
    [/B]
    [/B]„Was willst du denn nun machen? Willst du sie wirklich herbringen?“
    Nick schüttelte energisch den Kopf. „Ich denke ja gar nicht dran! Wäre ja so schon schlimm genug, aber in ihrem Zustand! Ausgeschlossen, das hieße, sie den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.“
    „Und wie denkt sie darüber?“
    „Wer?“
    „Celia, natürlich. Ihr habt doch darüber geredet?“
    „Nein, wieso?“
    „Oh Mann, du bist echt ein hoffnungsloser Fall, Nick!“ Justin zuckte mit den Schultern und nahm erneut einen großen Schluck aus der Büchse. Catherine Blandfort würde auf der Stelle in Ohnmacht fallen, wenn sie jetzt hereinkäme und die beiden so sitzen sähe. „Das hat die liebe Caroline doch glänzend eingefädelt, meinst du nicht?“ Er sah es ihm an, Nick verstand noch immer nicht. „Sie hat die Party doch wohl laut genug erwähnt, sodass Celia es mitbekommen musste, oder? Was glaubst du, was das Mädchen denkt, wenn du sie nicht einlädst? Hmmm? Sie hat sich zwar den Kopf gestoßen an deinem Auto, aber denken kann sie anscheinend immer noch!“
    Ok, diesmal war der Groschen gefallen. Nicolas stöhnte. „Du hast recht! Ich bin ein Idiot. Nur eins begreif ich nicht, warum sollte Caroline wollen, dass ich Celia mitbringe? Das ergibt doch keinen Sinn!“


    [B][B][B]
    [/B][/B][/B]Justin holte tief Luft, und ließ es bleiben, seinem Freund einen Vortrag über Carolines Charakter zu halten. Nicks Blauäugigkeit und sein Hang, in allen Menschen nur das Gute zu sehen, hatten ihn schon früher fast zur Verzweiflung getrieben. Es wurde wirklich Zeit, dass er die liebe Miss Vandermere mal voll in Aktion erlebte!
    „Vielleicht solltest du Caroline den Gefallen tun.“ meinte er und Nick verschluckte sich beinahe.
    „Was?“ prustete er los.
    „Ja, sprich mit Celia! Und wenn sie einverstanden ist, lade sie ein. Das ist deine Party!“
    „Meine Mutter kriegt einen Anfall!“
    „Verdammt noch mal Nick. Das ist dein Leben, nicht das deiner Mutter! Du kannst doch nicht immer und ewig auf ihre Wünsche Rücksicht nehmen. Du hast ihr lange genug deinen Vater ersetzt. Mensch, du bist verliebt! Und da willst du doch bestimmt nicht Caroline heiraten, nur um deiner Mutter einen Gefallen zu tun, oder doch?“
    Nick, der eben noch die Büchse an den Mund hatte führen wollen, hielt inne.
    „Nein! Das mit Sicherheit nicht!“
    „Na also!“ Justin nickte erleichtert. „Mal abgesehen davon, dass es für Bella auch nicht gerade das Beste wäre.“
    „Apropos Bella! Mir scheint, ich bin nicht der einzige in meiner Familie, der zurzeit nicht ganz Herr seiner Sinne ist.“
    [B][B][B]



    +++
    [/B][/B][/B]

    ***



    Es war ruhig in Nicks eigenem kleinen Fitnessstudio, zu ruhig. Alles was man hören konnte, war das Schnaufen und Ächzen der beiden Männer an den Geräten. Seit sie vor knapp anderthalb Stunden mit dem Training begonnen hatten, war kein Wort zwischen ihnen gewechselt worden. Sogar die Musik, die sonst immer aus der Anlage dröhnte, hatte Nick abgestellt. Hin und wieder riskierte Justin Donald Sanderson, von allen kurz JD genannt, von der Seite einen kurzen Blick auf seinen Freund, dessen verbissene Miene ihm genauso wenig gefiel wie die unnatürliche Stille.
    Zwar war Nick noch nie der Typ gewesen, der ständig Witze riss oder pausenlos redete, aber diese Art von Schweigsamkeit passte überhaupt nicht zu ihm, zumal sich Justin sicher war, dass Nick ihn nicht umsonst gestern Abend angerufen hatte. Dafür kannte er ihn zu gut, auch wenn er keiner seiner Sandkastenfreunde war, falls er überhaupt jemals einen solchen hatte.
    Die beiden hatten sich erst auf der Uni kennengelernt. Justin besaß keine besonders hohe Meinung von all den geschniegelten College-Boys, deren angebliches Studium durch die reichen Eltern finanziert wurde, während es ihm, als dem Sohn eines Busfahrers nur über ein Begabtenstipendium möglich wurde, Architektur zu studieren.



    Er staunte daher nicht schlecht über die Ernsthaftigkeit, mit der Nicolas sein Medizinstudium betrieben hatte. Nachdem sie ein paar Vorurteile und Missverständnisse ausgeräumt hatten, waren sie nicht nur prächtig miteinander ausgekommen, sondern auch über das Studium hinaus die besten Freunde geworden. Auf Nick konnte man sich immer verlassen, seine Ruhe und sein unerschütterlicher Optimismus hatten Justin über vieles hinweg geholfen, v.a. als sein Vater überraschend gestorben war. Er selbst rechnete es sich im Gegenzug zum Verdienst an, dass sein Freund nicht gänzlich zwischen Reagenzgläsern und Mikroskop versauerte.
    Sogar Nicks Mutter hatte sich allmählich mit ihm arrangiert, trotz seines eher legeren Kleidungsstils. Als sie ihn das erste Mal in seinem alten Armee-Jogginganzug gesehen hatte, war sie auf dem Absatz umgekehrt und erst bereit, mit ihm zu sprechen, nachdem er sich umgezogen hatte. Doch mittlerweile akzeptierte sie ihn wie er war, vermutlich weil er sich inzwischen durch etliche prestigeträchtige Projekte einen gewissen Ruf in seiner Branche erworben hatte. Zur Zeit konnte er sich vor Aufträgen ihrer Freunde der sogenannten guten Gesellschaft kaum retten. Nick und er hatten Stunden damit zugebracht, sich über die ebenso ausgefallenen wie idiotischen Wünsche seiner Kunden kaputtzulachen.



    Irgendwann ließ er den Bügel mit einem lauten Krachen in die Ausgangsposition zurückfallen, holte tief Luft und fragte:
    „Und? Wann hast du vor, mit der Sprache rauszurücken?“
    Nick zuckte zwar zusammen, trainierte aber unverdrossen weiter. Dennoch konnte Justin sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    „Nun komm schon! Was ist los, mein Alter?!“ Er blieb abwartend auf der Bank sitzen und atmete schwer. Mann, er hatte das in den letzten Wochen wirklich zu sehr vernachlässigt.
    „Du sollst mich doch nicht immer so nennen.“ keuchte Nick, während er erneut mit den Beinen die Gewichte nach oben stemmte.
    „Wieso denn nicht? Schließlich bist du doch auch älter als ich.“ Justin grinste ihn vollkommen unschuldig an, aber Nick stöhnte und quälte sich schließlich ein Lächeln ab.
    „Ganze vier Tage.“
    „Vier Tage sind vier Tage. Das heißt, du bist älter.“ Justin schielte vorsichtig zu seinem Freund hinüber, der jetzt eigentlich lautsatrk protestieren sollte, wie er es sonst auch tat. Hmm! Es war schon höchst ungewöhnlich, dass er auf ihren üblichen kleinen Scherz nicht ansprang.



    Justin stand auf.
    „Hast du etwa schon genug?“ wurde er prompt von Nick aufgezogen und freute sich, ihn endlich dazu gebracht zu haben, das Training zu unterbrechen. Allerdings dachte er diesmal nicht daran, auf Nicks offensichtliches Ablenkunsgmanöver einzugehen.
    „Meinst du nicht auch, dass du jetzt lange genug Zeit hattest, über das nachzudenken, was du auf dem Herzen hast? Ich bin doch nicht wirklich wegen des Trainings hier, selbst wenn ich es tatsächlich mal wieder nötig hatte. Du übrigens auch, wenn du mir die Bemerkung gestattest. Du schnaufst wie ein Walross! Was hast du in den vergangenen Wochen getrieben, während ich in Europa war?“
    Nicolas gab auf. Justin hatte ja recht, er hatte immer recht. Zumindest was ihn betraf. Doch über sein Innerstes oder gar seine Gefühle zu sprechen, war ihm noch nie leicht gefallen, selbst bei seinem besten Freund nicht.


    „Ich glaube, ich habe mich verliebt.“ gestand er leise.
    „Was?“ Vor Überraschung wäre Justin beinahe über die Trainingsbank gestolpert. Stattdessen ließ er sich einfach wieder darauf fallen und sah seinen Freund völlig perplex und zu dessen nicht geringem Erstaunen regelrecht entsetzt an.
    „Oh bitte sag, dass das nicht wahr ist.“ flehte der sonst so wortgewandte Stararchitekt stammelnd.
    „Was zur Hölle ist denn mit dir los?“ Nick war verärgert. „Ich dachte, du würdest vor Freude an die Decke springen. Schließlich versuchst du mich schon seit der Uni zu verkuppeln.“
    „Ja! Sicher! Aber dass sie dich doch noch rumgekriegt haben!“ Justin machte ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. „Ausgerechnet Caroline Vandermere!!!“




    +

    Mann, das war aber viel zum lesen! Du ziehst das Tempo wieder an, nicht wahr? Na, ich glaube, hier nimmt dir das niemand übel.
    Und du machst es wirklich spannend, kurz vorm Ende, damit auch ja keiner ahnt, wie es aussehen wird.

    Also ich weigere mich, trotz der depressiven Stimmung, die sich angesichts des allseits aufkommenden Mitleids für Ryan hier breitgemacht hat, daran zu glauben, dass du tatsächlich so herzlos sein kannst, dein anfangs gegebenes Versprechen jetzt zu brechen. Du versprachst uns eine Geschichte, die romantisch und auch etwas kitschig sein sollte (deine Worte), dazu gehört ein Happy End.
    Und ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dazu gehört die Konstellation Ryan und Nana. Nicht Mr Oberignorant und Miss Märtyrer!

    Dass Ryan es auf diese Weise erfahren musste, ist natürlich schlimm. Aber mein Gott, er war doch auch auf dieser Party, er muss doch gemerkt haben, dass nicht nur seine Gefühle kurz vorm Überkochen gewesen sind.
    Die beiden haben mit ihrem verdammten Stolz schon so viele Jahre verschwenden (siehe Brief! man hätte ja miteinander reden können, statt sich einfach zu verdrücken, aber dann gäbs ja keine Geschichte), also wenn er sich jetzt echt zurückziehen sollte, statt endlich mal den Rücken grade zu machen und für das zu kämpfen, was ihm am Herzen liegt, dann wird er mal ein verbitterter alter Mann. Und das wäre sehr schade!

    Aber vermutlich erklärt sich sein Verhalten durch das Trauma mit Zack. Seine Eltern sind nicht gerade die besten Vorbilder, was das Kämpfen betrifft. Sein Vater verkriecht sich in seine Arbeit, um sich nicht mit der Trauer seiner Frau auseinandersetzen zu müssen, die jedes vernünftige Maß überschritten hat. Aber Ryan tut - aus Hilflosigkeit - genau das Gleiche. Hätte er sie doch nur einmal angeschrien, ein einziges Mal nur, um ihr zu zeigen, dass er noch da ist, dass sie noch ein Kind hat, das sie braucht. Vielleicht hätte es nichts gebracht, vielleicht aber doch. Vielleicht hätte er seiner Mutter und damit auch sich selbst geholfen.

    Dass er mit Zack redet, finde ich gar nicht so verwunderlich. Es ist so schon schwer genug, einen Bruder oder eine Schwester loszulassen, und es auf diese Art tun zu müssen, macht es nicht leichter. Ich glaube, tief in seinem Innern ist er bestimmt mächtig wütend auf Zack, selbst wenn er die Gründe, die ihn dazu getrieben haben (und die du uns ja noch nicht offenbart hast) vielleicht versteht. Aber er ist der, der zurückbleiben, der weiter leiden musste. Das ist schon ziemlich unfair.

    Ok, das muss jetzt erstmal reichen.
    Bitte, ich kann mich nur wiederholen, sei eine gnädige Autorin mit einem Herz für uns arme hoffnungslose Romantiker und gönne uns und deinen liebenswerten Figuren in dieser ach so tristen Welt ein wenig Sonnenschein und Liebe!

    Ich machs heute auch etwas kürzer. Sobald das mit meinem normalen Internet wieder geht, hole ich den Rest nach.
    Aber zu dem, was du da geschrieben hast, muss ich einfach meinen Senf dazu geben.

    Das ist nämlich schon ziemlich starker Tobak, mit dem Attentat.
    Also dass die Großmutter selber dahinter stecken würde, wäre ihr zwar zuzutrauen (ich kann sie nicht leiden), aber ich es wäre trotzdem ein Fehler. Und ich denke, diese Dame macht nur sehr selten Fehler.
    Kyla in die Position ihrer Mutter zu katapultieren dürfte das Letzte sein, was sie beabsichtigt. Es würde sie, glaube ich, aus ihrem Einflussbereich herauslösen.
    Dass Mrs O'Donnell für einen Verwandten arbeitet, klingt da tatsächlich viel plausibler. Bin jedenfalls sehr gespannt, wer sich da für den Posten interessiert.
    Wieso eigentlich Königin Mutter? Wenn Tendra Inell die Königin Mutter ist, würde das heißen, ihre Tochter Kyla wäre die Königin. Gerade etwas verwirrt bin! Königin von was und wo? Nath, jetzt hast du's echt geschafft. Hilf mir!
    Aber von mir aus kannst du ruhig erst mal eine Weile in Irland bleiben. Ich finde diesen Teil der Geschichte nämlich irre spannend. Und genauso interessant wie Kev und Janna und der ganze verrückte Haufen. (Ich sag jetzt nicht ´"ich habs doch gewusst" - doch, ätsch, ich habs gewusst!!!! Liebe kann doch so schön sein! Mal sehen, ob du's ihnen auch gönnst!!!)

    Alfred mag ich! Er hat schon etwas Ähnlichkeit mit Batmans Alfred. Aber was mir besonders gefällt, ist, WIE du ihn dargestellt. Er wirkt genauso wie ein Butler sein sollte, etwas distanziert und auf die Formen bedacht, immer genau wissend, wo sein Platz ist, niemals aufdringlich, aber absolut loyal und aufmerksam. Dass er obendrein eine Art väterlicher Freund für Kyla zu sein scheint, nun das verwundert mich in dieser Familie nicht. Und schon gar nicht im Hinblick auf Kyla selber.

    Ihren Vater dagegen versteh ich überhaupt nicht! Was ist denn in den gefahren? Da wird seine Frau angeschossen, und der wünscht ihr gute Besserung! Ich weiß nicht mehr genau, ob du schon mal was über die Ehe der beiden erzählt hast, aber allzu gut kanns damit nicht bestellt sein, oder?

    Ok, dann mach mal schön schnell weiter, dann hab ich wenigstens etwas, worüber ich mich im Augenblick freuen kann.


    Stattdessen war es Caroline, die vor ihr im weichen Gras lag, regunslos und vollkommen normal, der Kopf unmittelbar vor dem Eckstein der Grabeinfassung.
    „Du meine Güte!“ flüsterte Celia und hielt sich den Mund zu. Sie wollte sich gerade zu ihr niederknien, als sie eine andere entsetzte Stimme in ihrem Rücken vernahm.
    „Was ist denn hier passiert?“
    Nicolas war gerade mit den Servietten angekommen, aber als er Caroline dort auf dem Boden liegen sah, ließ er sie fallen und lief auf den Friedhof.
    „Celia? Was ist los?“ fragte er sie besorgt, aber die junge Frau starrte einfach nur weiter händeringend auf die Bewusstlose hinunter und sagte kein Wort.
    “Komm!“ meinte er schließlich sanft und schob sie ein Stück zur Seite. „Laß mich mal sehen!“
    Er beugte sich nach unten und suchte nach Carolines Puls. Glücklicherweise fand er ihn schnell. Ihr Herz schlug zwar etwas langsamer als normal aber kräftig. Als er ihren Kopf abtastete, berührten seine Finger eine kleine feuchte Stelle. Er zog die Hand zurück und entdeckte Blut an den Fingerspitzen.
    Celia schrie erschrocken auf, drehte sich auf dem Absatz um und stürzte in heller Panik hinaus.


    „Celia, jetzt warte doch!“ rief er und lief ihr, ohne zunächst einen weiteren Gedanken an Caroline zu verschwenden, nach.
    Er bekam sie schnell zu fassen und brachte sie auch zum Stehen, doch als er sie zu sich herumziehen wollte, riss sie sich los und entfernte sich wieder ein paar Schritte von ihm, als wolle sie sich in Sicherheit bringen. Betroffen blieb er stehen und sah zu, wie sie erneut die Hände vors Gesicht schlug und leise zu schluchzen begann.
    „Celia!” sprach er sie schließlich so sanft er nur konnte an. „Was ist passiert? Was hat sie gesagt? Hat sie dir irgendwie wehgetan?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Hör doch. Egal, was es ist, du kannst es mir sagen. Vertrau mir, ich bitte dich!“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Aber irgendetwas muss doch passiert sein, sonst würdest du jetzt nicht weinen.“ Und Caroline nicht mit blutendem Kopf auf dem Rasen liegen, fügte er im Stillen hinzu. Hergottnochmal, er musste nach ihr sehen.



    „Ich weiß nicht, was passiert ist.“ rief sie, gerade als er schon aufgeben wollte, und drehte sich nun doch wieder zu ihm um. „Wir haben uns unterhalten und im nächsten Moment lag sie plötzlich vor mir. Ich weiß es wirklich nicht.“ Von der seltsamen Erscheinung, die sie kurz vor Carolines Sturz hatte, wagte sie ihm nichts zu erzählen. Vermutlich hatte ihre Fantasie ihr nur einen Streich gespielt, weil sie sofort eine eigenartige Abneigung gegen die Frau verspürt hatte. Dennoch fühlte sie sich schuldig, als würde sie ihn nicht nur belügen, sondern wäre obendrein auch noch schuld an dem, was Caroline zugestoßen war.
    Nicolas dachte einen Moment nach. Irgendetwas ging hier vor, das er nicht verstand. Diese Ansammlung von Merkwürdigkeiten in Celias Leben sollte ihm eigentlich zu denken geben, dennoch war er ohne weiteres bereit, ihre Erklärung, die im Grunde keine war, nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch noch zu beruhigen.
    „Lass gut sein!“ winkte er ab. „Ich habe ihr schon ein paar Mal gesagt, sie soll nicht mit ihren Stöckelschuhen im Garten herumlaufen. Kein Wunder, wenn sie fällt.“
    Celia riss die Augen auf und er folgte verduzt ihrem Blick nach unten. „Meinst du solche Schuhe?“ fragte sie und wies auf ihre eigenen, während sich ein schwaches Lächeln durch den Tränenschleier kämpfte.
    „Genau!“ bestätigte er. „Und deshalb bleibst du jetzt schön hier stehen und wartest auf mich. Ich fürchte, ich werde Caroline ins Krankenhaus bringen müssen. Aber keine Sorge, sie ist bald wieder vollkommen in Ordnung.“


    Nachdem er Celia sein Handy in die Hand gedrückt und sie gebeten hatte, die Ambulanz zu rufen, ging er zurück auf den Friedhof, wo Caroline gerade wieder zu sich gekommen war. Sie öffnete die Augen, und sah verwirrt zu ihm auf.
    „Was ist passiert?“ fragte sie erstaunt. Er zuckte mit den Achseln und beugte sich zu ihr hinunter.
    „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir das sagen könntest.“
    „Ich habe keine Ahnung.“ erwiderte sie, setzte sich auf und schüttelte wie zur Bestätigung den Kopf.
    „Au!“ schrie sie sofort und griff erst nach ihrer Stirn und dann nach ihrem Hinterkopf. „Himmel tut das weh.“
    „Ach ja? Dann lebst du noch!“ brummte Nicolas sarkastisch, ohne sich deshalb auch nur im geringsten schlecht zu fühlen.
    „Ich verstehe nicht!“ Caroline versuchte aufzustehen, fiel aber sofort wieder nach hinten und fasste sich mit schmerzverzerrter Miene erneut an ihren Kopf.




    „Halt still, Caroline!“ ermahnte er sie streng, während er ihr leise fluchend aufhalf. „Du bist gestolpert und beim Fallen gegen die Einfassung geschlagen. Du könntest eine Gehirnerschütterung haben. Bei solchen Wunden ist das durchaus möglich.“
    „Wunde? Welche Wunde?“
    „Die da!“ Er nahm ihre Hand und hielt sie ihr vor die Augen.
    „Das ist Blut!“ kreischte sie und verlor für einen Moment restlos die Fassung. Wenn sie eines absolut nicht sehen konnte, dann war das Blut, schon gar nicht ihr eigenes.
    „Kein Grund, hysterisch zu werden, Caroline. Es ist nur eine kleine Platzwunde, aber sie muss dennoch genäht werden, fürchte ich.“
    Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss, war der, dass man ihr die Haare an der Stelle abrasieren würde, welch eine Katastrophe, ausgerechnet jetzt, doch dann sah sie ihre Chance und setzte eine Leidensmiene auf. Es fiel ihr nicht einmal schwer, so wie sie sich fühlte.
    [B]



    [B]
    [/B]
    [/B]„Oh Nicolas, mir wird so schwindlig.“ Hilfesuchend griff sie nach ihm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    „Schon gut, Caroline. Ich bring dich jetzt ins Krankenhaus.“ Sacht, aber doch bestimmt schob er sie wieder ein Stück von sich und drehte sich suchend nach Celia um. Sie war genau hinter ihnen an der Hecke stehen geblieben.
    „Die Ambulanz kommt gleich.“ sagte sie mit belegter Stimme und er lächelte ihr entschuldigend zu.
    Caroline, die sie erst jetzt zu bemerken schien, hauchte ein kaum hörbares „Danke!“ in ihre Richtung, bevor sie sich erneut kraftlos an Nicks Schulter fallen ließ.
    „Sie ist ja so entzückend, Nick!“ flüsterte sie in sein Ohr. Er glaubte schon, sich verhört zu haben, doch als er ihr den Arm um die Schulter legte, um sie zu stützen, überraschte sie ihn aufs neue.
    „Du bringst sie doch am Samstag mit, nicht wahr?“ sagte sie diesmal lauter und warf ihm, ohne dass er es sah, unter den halbgeschlossenen Augen einen lauernden Blick zu.
    „Samstag? Wohin soll ich sie mitbringen?“
    „Zu deiner Dinnerparty! Du kannst doch nicht ohne Begleitung bei deiner eigenen Party erscheinen.“
    [B][B]



    [/B][/B]Später am Abend kam Nicolas vollkommen geschafft nach Hause. Er blieb vor dem Spiegel stehen und sah nachdenklich hinein. Dieser Tag war nicht ganz so abgelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Carolines Auftauchen und vor allem ihre letzte unbedachte Frage hatte ihn zunächst ganz schön in Bedrängnis gebracht. Er hatte nicht die geringste Lust verspürt, ihr die besondere Art seiner Verbindung mit Celia zu erklären, noch, dass er eigentlich beabsichtigt hatte, sich am Samstag kurz zur Begrüßung der Gäste einzufinden und danach so schnell es der Anstand nur erlaubte, zu verschwinden.
    Glücklicherweise hatte es in dem Moment zu regnen begonnen, und Celia, seine unglaubliche Celia, hatte die Situation gerettet, indem sie ihn an die Servietten erinnerte, die immer noch achtlos im Gras herumlagen und nun nass wurden.
    Nachdem sie sie aufgehoben und Caroline auf der anderen Seite untergehakt hatte, brachten sie die Frau gemeinsam zum Haupteingang des Hauses, wo nur kurze Zeit später der Krankenwagen und ein Taxi vorfuhren. Celia hatte ihm einen Kuss auf die Wange gegeben, ihn gebeten, bei Caroline zu bleiben und sie anzurufen und war dann in das Taxi eingestiegen, ohne ihm Vorwürfe zu machen oder eine Erklärung zu verlangen.
    Allerdings verstand er Carolines Verhalten am wenigsten.
    Er betrachtete noch einen Moment sein Spiegelbild, bevor er entschlossen nach dem Telefonhörer griff. Er brauchte jetzt unbedingt einen Rat.
    „Hi, hast du morgen Zeit zum trainieren? Ja? Nein, wieso? Ich möchte mich nur mal wieder richtig auspowern und allein macht das einfach keinen Spaß. Ok, dann bis morgen!“
    [B][B][B]



    +++
    [/B]
    [/B]
    [/B]

    ***




    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er den Kuss schließlich beendete. Doch noch immer konnte er sich nicht vollständig von ihr lösen. Noch immer hielten seine Augen die ihren gefangen, während er ihr zärtlich über die Wange strich.
    „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was genau da mit uns passiert, oder wo das mit uns beiden hinführen soll, es ist mit Sicherheit nicht richtig. Aber ich kann einfach nichts dagegen tun.“ stieß er, noch immer heiser vor innerer Erregung hervor.
    „Wer bestimmt, was richtig ist und was nicht?“ flüsterte sie zurück.
    „Aber es geht alles so schnell.“
    „Ja, und? Ist das von Bedeutung? Warum sollten wir etwas so Kostbares wie Zeit verschwenden? Wichtig ist doch nur, was wir für einander fühlen, du und ich. Und ich, ... ich....“ Ein heftiger Windstoß warf das Tor zu, sie brach ab, wandte den Blick von ihm ab und hielt inne. Verwundert ließ er den Arm sinken.
    „Was hast du?“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Hauses und als er ihrem Blick folgte, stockte ihm der Atem. Hinter der Hecke war die Gestalt einer Frau aufgetaucht.



    „Nicolas, Darling! Na so ein Zufall!“ begrüßte sie ihn strahlend, wobei sie seinen betretenen Gesichtsausdruck geflissentlich ignorierte.
    „Caroline, was machst du denn hier?“ Es hörte sich eher vorwurfsvoll als freundlich an, doch das war ihm in diesem Moment völlig egal, denn er meinte schon zu spüren, wie sich Celias interessierter Blick in seinen Rücken zu brennen begann. Carolines Begrüßung klang selbst für wenig sensible Ohren einfach zu vertraulich.
    „Oh, ich bin nur kurz vorbeigekommen, um etwas für Catherine abzuholen.“ Ganz unbekümmert sprach sie weiter und hätte sich vermutlich gleich bei ihm eingehängt, wenn sich nicht immer noch das Tor zum Friedhof zwischen ihnen befunden hätte. „Wir treffen gerade die letzten Vorbereitungen für die Dinnerparty am Samstag. Und deine Mutter meinte, wir bräuchten unbedingt ihre eigenen Damastservietten. Du weißt ja, sie ist eine Perfektionistin.“ Vollkommen überrumpelt und damit beschäftigt, die Neuigkeit zu verdauen, dass Caroline seine Party organisierte, konnte Nick nur noch nicken.
    „Aber sag mal, Nicolas, wo bleiben denn nur deine Manieren?“ Sie deutete mit dem Kopf auf die junge Frau hinter ihm. „Willst du mir denn gar nicht deine Begleitung vorstellen?“
    Nicolas verzog keine Miene, obwohl er innerlich mehr als nur stöhnte. „Natürlich!“ sagte er stattdessen höflich und machte die beiden Damen miteinander bekannt.


    Caroline schob das Tor auf und reichte Celia die Hand.
    „Ich freue mich doch immer, Nicks Bekannte kennenzulernen.“ Noch bevor Celia etwas zu entgegnen vermochte, wandte sich Caroline bereits wieder Nick zu.
    „Vielleicht bist du so nett und holst mir die Servietten aus dem Wäschezimmer, ja Nicolas?“ fragte sie ihn mit honigsüßer Stimme und unschuldiger Miene. „Ich habe schon geklopft, aber Lucy scheint nicht da zu sein. Und du hast doch sicher einen Schlüssel, nicht wahr? Oh und keine Sorge!“ sie schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln, als sie sein Zögern bemerkte. „Ich werde Miss Moreau inzwischen Gesellschaft leisten.“
    Nicolas wusste, er hatte keine Wahl, wenn er jetzt keine Szene heraufbeschwören wollte. Er beugte sich kurz zu Celia hinüber und versicherte ihr, sofort wieder zurück zu sein.
    „Nun, ich nehme nicht an, dass Nick Ihnen sehr viel über mich erzählt hat, Miss Moreau, nicht wahr?“ begann Caroline ihr Gespräch, kaum dass er verschwunden war und strahlte ihr Gegenüber so freundlich und entzückt wie nur irgend möglich an. „Tja, das ist typisch für ihn. Er ist immer so zurückhaltend. Aber gerade das mag ich so an ihm. Das geht Ihnen sicher genauso!“


    Das war keineswegs als Frage gemeint, dennoch nickte Celia mechanisch. Sie konnte sich nicht helfen, doch wann immer sie diese Frau ansah, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Trotz ihrer heiter gelassenen Miene machte sie eher den Eindruck einer Schlange, die versuchte, das Kaninchen, welches sie zu verspeisen gedachte, zu hypnotisieren, damit es nicht mehr davonlaufen konnte. Was wollte diese Frau von ihr?
    „Sehen Sie, wir sind praktisch zusammen aufgewachsen, Nicolas und ich!“ fuhr Caroline ungerührt fort, ohne sich an der scheinbar fassungslosen Schweigsamkeit ihrer Gesprächspartnerin zu stören. „Unsere Mütter waren schon immer gute Freundinnen, deshalb habe ich zwangsläufig schon als Kind viel Zeit mit ihm verbracht. Unsere Familien haben gewisse Hoffnungen in Bezug auf uns beide, aber das Leben spielt nicht immer so, wie man es sich vorstellt.“ Sie seufzte tief und innig. Und noch immer strahlte sie Celia an. „Ich habe ihn wirklich sehr gern, auch wenn es manchmal recht schwer ist, ihn aus seinem Schneckenhaus herauszuholen. Er lebt ja nur für seine Arbeit, ist immer und zuallererst Mediziner.“


    „Verzeihen Sie mir, Miss....?“ unterbrach Celia schließlich ihren Redefluss.
    „Vandermere. Caroline Vandermere.“ Nur für einen Moment schien die Stimme der Frau einen verächtlichen Klang anzunehmen, aber so kurz nur, dass man sich auch leicht hätte täuschen können.
    „Miss Vandermere. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen. Ich meine, versuchen Sie mir zu sagen, dass Sie und Nicolas .... ein, ... ein Paar sind?“
    Caroline hob in scheinbarem Entsetzen die Hände und schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr glänzender roter Zopf nur knapp Celias Wange verfehlte.
    „Aber nein, nein. Wie kommen Sie denn darauf? Ich gebe zu, ginge es nach unseren Müttern, wären wir sicher längst verheiratet, aber nein, wir sind nur Freunde, sehr gute und sehr alte Freunde zwar, aber nur Freunde.“ Celia war nicht überzeugt, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, denn diesmal gelang es der Frau nicht, den bedauernden Unterton in ihrer Stimme vollends zu verbergen. Was bezweckte sie nur mit dieser Vorstellung?
    „Sie müssen sich nicht beunruhigen, meine Liebe!“ versicherte ihr Caroline gerade mit einem weiteren nachsichtigen Lächeln auf den Lippen. „ICH stehe Nicks Glück ganz bestimmt nicht im Wege. Und Sie werden ihn doch glücklich machen, nicht wahr?“


    Sie wollte ihr gerade antworten, als ihr die Worte regelrecht im Halse stecken blieben. Vor ihren Augen verwandelte sich Carolines hübsches Gesicht in eine fuircherregende Fratze. Rotglühende Augen starrten ihr aus tief liegenden, dunkel rumrandeten Höhlen entgegen, ihr Mund war zu einem höhnischen Grinsen verzerrt, das übergroße spitze Zähne entblößte. Auf ihrem Haupt schlängelten sich, der Medusa gleich, statt der sorgfältig frisierten roten Haare zischende Schlangen, das Maul weitaufgerissen und drohend gegen sie gerichtet.
    „Er gehört mir, ... mir, ... mir!“ schrie sie in solch schrillem Ton, dass Celia meinte, ihr Trommelfell würde jeden Moment platzen.
    Die Frau kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu, als wolle sie nach ihr greifen. Zutiefst erschrocken wich Celia einen Schritt zurück und schob ihre Hände abwehrend nach vorn und rief laut: „Nein! Lass ab von mir! Zurück! Zurück mit dir!“


    Jedes Geräusch verstummte, außer dem hysterischen Gekicher der Frau und Celias eigenem ängstlich hektischen Atmen. Eine wohlbekannte Kälte durchzog aufs neue ihre Glieder, vermischte sich mit ihrem grenzenlosen Entsetzen und überschäumender Wut, als sie ihre Ohnmacht spürte, etwas zu unternehmen. Sie wollte fort, dieser gespenstischen Szenerie entkommen, aber ihre Beine schienen in der Erde festgewachsen, ihre Augen unverwandt auf die Kreatur ihr gegenüber gerichtet.
    Und dann ging alles so schnell, dass niemand mehr genau hätte sagen können, was eigentlich geschehen war.
    In Celias Handflächen bildeten sich zwei kleine Kugeln aus strahlend hellem Licht, die immer größer und größer wurden, sich vereinten und eine Art Schild zwischen ihr und der monströsen Frau bildeten. Ohne dass sie auch nur einen weiteren Muskel gerührt hätte, löste sich aus diesem Schild plötzlich eine Energiewelle, raste auf die Kreatur zu und traf sie mit voller Wucht an der Brust. Celia hörte nur noch einen markerschütternden Schrei, als das Wesen nach hinten geschleudert wurde und direkt vor Adrians Grab liegenblieb.
    Und dann war der Spuk auch schon vorbei. Noch immer zitterte sie vor Kälte, obwohl die Nachmittagssonne längst wieder wärmend auf sie hernieder schien.
    Verwirrt sah sie sich um. Das Monster war verschwunden.



    +


    Nur zögernd war sie dann aus seinem Auto gestiegen, nachdem sie eine lange, baumgesäumte Auffahrt hinaufgefahren waren und vor einer dunklen alten Villa mit beeindruckend vielen Fenstern gehalten hatten. Noch überraschter war sie, dass er sie statt ins Haus durch eine seitlich gelegene Tür in den Garten führte, in den an einem Seitenflügel gelegenen Teil.
    „Wo sind wir?“ wagte sie ihn schließlich zu fragen, als er an einer Buchsbaumhecke stehen blieb. Sie konnte nur einen kurzen Blick auf das erhaschen, was sich dahinter befand, während sie versuchte, über seine Schulter zu sehen. „Warum hast du mich hierher gebracht?“
    Seine merkwürdig verschlossene Miene beunruhigte sie etwas, seine Augen sahen sie so voller Ernst, aber auch, und das irritierte sie am meisten, so voller Neugier und gespannter Erwartung an, dass sie sich beinahe unbehaglich zu fühlen begann.
    Er musste das bemerkt haben, denn plötzlich lächelte er ihr aufmunternd zu, deutete auf ein kleines Tor hinter sich und bedeutete ihr, hindurch zu gehen. „Keine Sorge, ich erkläre dir alles.“ Fügte er hinzu, als sie zögerte. „Aber zunächst möchte, dass du dir etwas ansiehst.“



    Er blieb zurück, als sie das Tor öffnete und den dahinter liegenden kleinen Friedhof betrat. Es gab dort nur vier Gräber, zwei an jeder Seite, und nach der Farbe der Steine zu urteilen, mussten sie schon älter sein. Sie konnte nicht sagen, warum, aber ihre Schritten lenkten sie fast automatisch zu dem letzten, in der hintersten Ecke hin. Eine Zeitlang starrte sie darauf hinunter, mit einem beklemmenden Gefühl im Magen und fragte sich, wieso Nicolas Blandfort sie hierher gebracht hatte. Dann fiel ihr Blick auf den Stein und sie erstarrte.

    AB



    stand dort in verschlungenen Buchstaben, genau dieselben Buchstaben, die sie auf ihr Bild gemalt hatte. Und es waren nicht nur die gleichen Buchstaben, der ganze Stein, das Grab, die Blumen, alles stimmte haargenau mit ihrem Bild überein. Das konnte doch gar nicht sein.



    „Verstehst du es jetzt?“ fragte seine Stimme leise, nachdem er hinter sie getreten war. „Gleich als ich dein Bild gesehen hatte, musste ich daran denken. Ich war mir nicht sicher, denn im Grunde ist es gar nicht möglich, dass du dieses Grab kennst. Es gäbe nur eine logische Erklärung dafür, nur ist die genauso unlogisch wie merkwürdig, nämlich: Du musst schon einmal hier gewesen sein.“
    Er schien irgendwie erleichtert, es ausgesprochen zu haben, aber sie hörte auch die Frage in seinen Worten, eine Frage, die Celia dennoch beim besten Willen nicht beantworten konnte.
    „Ich weiß ja nicht einmal, wo HIER ist, Nicolas.“ flüsterte sie hilflos.



    Auch das schien er erwartet zu haben, denn er nickte, griff nach ihrer Hand, strich ihr mehrmals gedankenverloren mit dem Daumen über die Handfläche und meinte schließlich:
    „Jetzt kommen wir zum seltsamsten Teil überhaupt. Das hier“, er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, „... ist der alte Stammsitz meiner Familie, Blandfort Manor, und das Grab hinter uns gehört einem meiner Vorfahren, Adrian Blandfort. Er war der letzte Viscount Landsdown. Nachdem er ohne Kinder gestorben war, ging der Titel an Verwandte aus England über. Aber, ...“ er machte erneut eine Pause, „.... das war vor über zweihundert Jahren.“ Sie schluckte und wollte ihm verlegen ihre Hand entziehen. Doch er ließ das nicht zu und hielt sie nur noch fester.
    „Celia, ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber es sieht ganz so aus, als hättest du schon vor dem Unfall irgendeine Art von Beziehung zu meiner Familie. Anders kann ich mir das Bild nicht erklären, denn ich halte das für Teile deiner Erinnerung. Und ich denke, nicht nur angesichts der verrückten Tatsache, dass du ausgerechnet mir vors Auto gelaufen bist, sollten wir herausfinden, wieso, sondern auch, weil ... weil....“


    [B]

    [/B]Ein kleines teils verlegenes, teils spitzbübisches Lächeln stahl sich bei den letzten Worten auf seine Lippen und es stand ihm so ausgesprochen gut, dass es des liebevollen Blicks gar nicht bedurft hätte, um die Bedeutung seines abgebrochenen Satzes zu verstehen und ihr die Glut in die Wangen zu treiben. Schön spürte sie wieder diese kribbelnde Spannung zwischen ihnen, fühlte sie sich gebannt von seinen Augen, von dem Feuer, das so plötzlich darin aufflammte. Längst hielt er ihre Hand nicht mehr einfach nur, er zog sie immer näher zu sich heran. Als er sie nur wenige Augenblicke später küsste, versanken ihre Sorgen und Befürchtungen ebenso in einem Meer der Gefühle wie sie in seinen Armen. Was immer ihn in den letzten Tagen teilweise so reserviert hatte erscheinen lassen, jetzt und hier, in diesem Moment konnte er unmöglich leugnen, wie stark er sich zu ihr hingezogen fühlte. Sie spürte tief in seinem Innern die Unsicherheit, wie weit er gehen durfte, ohne sie zu verletzen. Das gefiel ihr und als wolle sie ihn ermutigen, schmiegte sie sich noch enger an seinen Körper.In ihrer Selbstvergessenheit bemerkte allerdings keiner von ihnen, dass sie schon seit geraumer Zeit beobachtet worden waren.
    [B]

    [/B]„Na sieh mal einer an!“ dachte Caroline, als sie die beiden da engumschlungen in einem innigen Kuss auf dem alten Friedhof stehen sah. „Also deshalb hatte er keine Zeit mehr für mich. Ich wüsste zu gern, wer dieses kleine Flittchen ist.“
    Es brauchte nicht viel Fantasie, um die Gefühle zu erraten, die Nicolas diesem Mädchen entgegen zu bringen schien, sie lagen offen auf der Hand, sie musste nur hinsehen. SIE selbst war von ihm noch niemals so geküsst worden. Ob Catherine davon wusste? Caroline bezweifelte es.
    Jetzt galt es Ruhe zu bewahren und vor allem keinen Fehler zu machen. Sonst würde ihr Nicolas entgleiten und damit all ihre Hoffnungen. Diese kleine Möchte-gern-Braut konnte ihr doch nicht das Wasser reichen.
    „Na warte! Dir wird’ ich’s zeigen!“ dachte sie und trat hinter die Hecke zurück.
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    +++
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