
Nick riss den Kopf nach oben.
„Was? Rumgekriegt? Und wer bitte redet denn hier von Caroline?“
„Na du!“ Justin brauchte einen Moment, um Nicks Kopfschütteln zu begreifen.
„Nicht?“ rief er, zunächst noch zweifelnd, aber dann sprang er auf. „Mann, Alter, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!“
„Ernsthaft JD, was hast du nur immer mit Caroline? Wieso kannst du sie nicht leiden? Im Grunde kann sie doch ganz nett sein.“
„Oh ja, sofern du nicht gerade auf ihrem Speiseplan stehst. Nimms mir nicht übel, Nick, aber Miss Vandermere ist ungefähr genauso nett wie eine hungrige Klapperschlange. Und sie hat eine ebensolche gespaltene Zunge!“
Schon seit Jahren versuchte er, glücklicherweise ohne Catherines Wissen, ihn vor dieser Intrigantin zu warnen. Nick war einfach zu gutgläubig. Alles, was ihn bisher vor Caroline gerettet hatte, war seine ungeheure Arbeitswut, die ihm einfach keine Zeit für eine Eheschließung ließ.

„OK, du hast mich neugierig gemacht. Wer ist sie, woher kennst du sie? Und vor allem, weiß es deine Mutter schon?“
„Nein, sie nicht, noch nicht. Dafür Caroline. Und sie wird es ihr garantiert erzählen. Hätte sie nicht gestern den kleinen Unfall gehabt, hätte ich Mum heute garantiert schon einen detaillierten Lebenslauf vorlegen dürfen.“
Justin horchte auf. Caroline hatte einen Unfall? Er hoffte zwar im Stillen, dass sie sich möglichst jeden Knochen im Leib gebrochen hatte, aber das wäre wohl zuviel verlangt gewesen. Außerdem schien Nick nicht gewillt, ihm mehr darüber zu erzählen, also beschloss er, sich zunächst auf das Wichtigste zu konzentrieren, auf jene Unbekannte, der es gelungen war, seinen Freund für sich zu interessieren. Und je länger er ihm zuhörte, desto erstaunlicher wurde die Sache.
Nun, da der Damm einmal gebrochen war, sprudelten die Einzelheiten nur so aus Nick heraus. Er ließ nichts aus, all die kleinen Merkwürdigkeiten, ihre Freundin, das ungewöhnliche Bild. Justin aber hörte vor allem eines heraus: Nicolas war bis über beide Ohren verliebt, zum allerersten Mal in seinem Leben.
„Entschuldige!“ platzte er raus, als Nick endlich aufhörte zu erzählen. „Jetzt brauch ich erstmal ein Bier!“
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[/B]„Du kannst froh sein, dass ich überhaupt welches da habe.“ Sagte Nick unten in der Küche, als er seinem Freund eine Büchse zu warf. “Meine Mutter hat den ganzen Kühlschrank mit irgendwelchen Delikatessen vollgestopft. Und im Keller stapeln sich die Weinflaschen für die verdammte Party. Bier steht allerdings nicht auf ihrem Menü. Zu gewöhnlich!“ Nick lachte zwar, aber so gezwungen, dass sich Justin genötigt sah, ihn zu fragen, wie lange er das durchzuhalten gedachte, mit seiner Mutter wieder unter einem Dach zu leben.
„So lange es nötig ist. Ja,ja. Ich weiß. Ich muss nicht ganz bei Trost gewesen sein, aber mal ehrlich, was hätte ich denn machen sollen. Bella brauchte eine Veränderung, du kennst doch den alten Kasten, ist ja nun nicht wirklich das geeignete Heim für einen Teenie! Und bis jetzt scheint es ihr ja auch zu bekommen. Gestern hat sie zum erstenmal Freundinnen aus der Schule mitgebracht. Einen ganzen Schwarm, um genau zu sein. In den Pool hätte mit Sicherheit keiner mehr reingepasst. Bloß gut, dass Mutter den ganzen Tag einkaufen war!“
Obwohl er es eigentlich nicht vorgehabt hatte, holte Nick sich nun doch selbst auch eine Büchse heraus, bevor er die Kühlschranktür mit dem Ellbogen schloss und sich zu seinem Freund umdrehte.[B]
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[/B][/B]„Kommen wir noch mal auf deine ... auf das Mädchen zurück.“ Justin hatte es sich auf dem Hocker bequem gemacht und winkte ihn zu sich.“Was du da erzählt hast, klang zumindest alles ziemlich ungewöhnlich.“ Das war eine glatte Untertreibung! „Bist du sicher, dass sie nicht vielleicht doch...., irgendwie..., durch den Unfall?“
„Ich bin mir, zumindest was sie betrifft, über gar nichts mehr sicher.“ stöhnte Nick. „Manchmal glaube ich, ich werde selber verrückt. Ich mache mir Gedanken über sie, wundere mich und im nächsten Moment fühle ich mich, als gäbe es auf der ganzen Welt keinerlei Probleme mehr. Ist DAS nicht verrückt?“
„Wie man’s nimmt. Man könnte es auch Liebe nennen!“
„Sie ist meine Patientin, JD. Und ich kenne sie erst kaum zwei Wochen. Und dann all diese Zufälle, Unfälle, diese offensichtlichen Verbindungen zu uns. Was hat sie mit meiner Familie zu tun? Du lieber Gott. Mutter würde sie glatt für eine Terroristin oder so was Ähnliches halten.“
„Mir scheint, du steckst ganz schön in der Klemme, mein Alter.“schmunzelte Justin, wurde aber gleich wieder ernst. „Deine Mutter im Haus zu haben, ist schon kompliziert genug, aber wenn sie das mit diesem Mädchen erfährt, das haut sie glatt vom Stuhl, fürchte ich.“
„Ich auch!“ brummte Nick und zog sich nun doch einen zweiten Hocker heran.[B][B]
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[/B][/B][/B]„Was willst du denn nun machen? Willst du sie wirklich herbringen?“
Nick schüttelte energisch den Kopf. „Ich denke ja gar nicht dran! Wäre ja so schon schlimm genug, aber in ihrem Zustand! Ausgeschlossen, das hieße, sie den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.“
„Und wie denkt sie darüber?“
„Wer?“
„Celia, natürlich. Ihr habt doch darüber geredet?“
„Nein, wieso?“
„Oh Mann, du bist echt ein hoffnungsloser Fall, Nick!“ Justin zuckte mit den Schultern und nahm erneut einen großen Schluck aus der Büchse. Catherine Blandfort würde auf der Stelle in Ohnmacht fallen, wenn sie jetzt hereinkäme und die beiden so sitzen sähe. „Das hat die liebe Caroline doch glänzend eingefädelt, meinst du nicht?“ Er sah es ihm an, Nick verstand noch immer nicht. „Sie hat die Party doch wohl laut genug erwähnt, sodass Celia es mitbekommen musste, oder? Was glaubst du, was das Mädchen denkt, wenn du sie nicht einlädst? Hmmm? Sie hat sich zwar den Kopf gestoßen an deinem Auto, aber denken kann sie anscheinend immer noch!“
Ok, diesmal war der Groschen gefallen. Nicolas stöhnte. „Du hast recht! Ich bin ein Idiot. Nur eins begreif ich nicht, warum sollte Caroline wollen, dass ich Celia mitbringe? Das ergibt doch keinen Sinn!“
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[/B][/B][/B]Justin holte tief Luft, und ließ es bleiben, seinem Freund einen Vortrag über Carolines Charakter zu halten. Nicks Blauäugigkeit und sein Hang, in allen Menschen nur das Gute zu sehen, hatten ihn schon früher fast zur Verzweiflung getrieben. Es wurde wirklich Zeit, dass er die liebe Miss Vandermere mal voll in Aktion erlebte!
„Vielleicht solltest du Caroline den Gefallen tun.“ meinte er und Nick verschluckte sich beinahe.
„Was?“ prustete er los.
„Ja, sprich mit Celia! Und wenn sie einverstanden ist, lade sie ein. Das ist deine Party!“
„Meine Mutter kriegt einen Anfall!“
„Verdammt noch mal Nick. Das ist dein Leben, nicht das deiner Mutter! Du kannst doch nicht immer und ewig auf ihre Wünsche Rücksicht nehmen. Du hast ihr lange genug deinen Vater ersetzt. Mensch, du bist verliebt! Und da willst du doch bestimmt nicht Caroline heiraten, nur um deiner Mutter einen Gefallen zu tun, oder doch?“
Nick, der eben noch die Büchse an den Mund hatte führen wollen, hielt inne.
„Nein! Das mit Sicherheit nicht!“
„Na also!“ Justin nickte erleichtert. „Mal abgesehen davon, dass es für Bella auch nicht gerade das Beste wäre.“
„Apropos Bella! Mir scheint, ich bin nicht der einzige in meiner Familie, der zurzeit nicht ganz Herr seiner Sinne ist.“[B][B][B]
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