Beiträge von Julsfels

    Hallo ihr Lieben,


    die Kommi-Beantwortung gibt´s nächstes Jahr ;), ich muss nämlich gleich weg.
    Vorher wollte ich aber nicht versäumen, zum Abschluss des Jahres noch das 14. Kapitel zu posten. Viel Spass damit!



    14kapitel.png



    Die Tage, die dann folgten und in der wir auf Antwort von Leodric warteten, waren eine Qual.


    01.jpg lupe.png1


    Tagsüber beobachtete ich, wie Artair mehr und mehr Zeit mit Ariadna verbrachte.
    Und jede Nacht sah ich ihn blutüberströmt und tot zu meinen Füßen liegen.
    Ich war gereizt und unleidlich und konnte mich selber nicht ausstehen.


    Immerhin hatte Torgar Wort gehalten; die Übergriffe der Cul´Dawr hörten auf und sie schienen sich zurück zu ziehen, so dass die restlichen Kämpfer nach Caer Mornas zurückkehren konnten und eine unsichere Ruhe einkehrte.


    Mártainn und Shainara hatten sich in Mártainns Turmzimmer zurückgezogen und versuchten einen Weg zu finden, die Seelen der Kinder der Cul´Dawr zu befreien.


    02.jpg lupe.png2


    Wenn sie ihre Versuche unterbrachen, schlossen sie sich mit Artair, Rhiannon, Bran, Gwern und Dian Stunde um Stunde in Artairs Beratungskammer ein, und wenn sie wieder heraus kamen, waren ihre Gesichter ernst.


    Von Brayan war nur wenig zu sehen, er machte sich rar und tauchte selbst zu den Mahlzeiten nicht auf.




    Als ich an diesem Morgen die Hohe Halle betrat, sah ich Ariadna mit ihrer Amme am Feuer sitzen und ihrer bevorzugten Tätigkeit nachgehen: sie stickte.


    03.jpg lupe.png3


    Rasch drehte ich mich auf dem Absatz um und wollte die Flucht ergreifen, aber es war zu spät; sie hatte mich schon entdeckt.


    „Neiyra", rief sie freudestrahlend und winkte mir zu.

    Götter, warum war sie immer so nett?
    Widerwillig trat ich zum Kamin.


    „Base, wollt Ihr uns nicht Gesellschaft leisten?", fragte Ariadna, und ich lachte laut auf.


    04.jpg

    Ich zog mein Schwert, richtete die Spitze auf den großen Stickrahmen, der vor ihr stand und erwiderte: „Wo soll ich Hand anlegen?"


    Erschrocken sah sie mich an, und ich steckte das Schwert wieder weg.


    „Mögt Ihr denn keine Handarbeit?", wollte sie wissen.


    „Nein, ganz bestimmt nicht", gab ich entschieden zurück.


    05.jpg


    Unsicher sah Ariadna zu mir auf, aber dann schien sie sich ein Herz zu fassen.
    „Ihr tragt immer Hosen und ein Schwert", sagte sie leise, „und Ihr messt Euch mit den Männern auf dem Übungsplatz. Findet Ihr das nicht... unangemessen?"


    Ich sah sie verständnislos an. „Warum sollte ich das unangemessen finden?"


    Ariadnas Stimme zitterte leicht.
    „Weil Ihr doch eine Frau seid, und königlicher Abstammung, und das Eurer naturgegebenen Bestimmung widerspricht."


    Ich lachte. „Wer hat Euch meine Bestimmung verraten?"


    In ihren Augen glitzerte es verdächtig, und ich stöhnte innerlich auf. Schon wieder Tränen. Ein sprudelnder Quell war nichts gegen diese Kleine.


    „Warum seid Ihr so zu mir?" fragte Ariadna und senkte den Blick.
    „Warum mögt Ihr mich nicht?"


    Betroffen starrte ich sie an, aber ich wurde einer Antwort enthoben, denn Artair kam mit schnellen Schritten auf uns zu.


    06.jpg lupe.png6


    Er strahlte uns gut gelaunt an, und in der Hand hielt er eine Blume.
    Ich konnte es nicht fassen. Artair trug eine Blume spazieren.
    Vorsichtig legte er sie in Ariadnas Schoss.


    07.jpg lupe.png7


    Sie ergriff sie und roch an ihr.
    „Danke", sagte sie leise, aber sie sah nicht auf.


    Artair kniete sich vor sie und hob ihr Kinn an.


    08.jpg lupe.png8


    „Was habt Ihr?", fragte er erschrocken, als er die Tränen in ihren Augen sah.
    Ariadna schüttelte den Kopf und schwieg.


    „Es war meine Schuld", sagte ich.
    „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung."


    Überrascht sah Artair zu mir auf, und der ungläubige Blick, den er mir zuwarf, und der Anflug von Enttäuschung darin taten mir weh.
    „Warum? Was war der Grund?", wollte er wissen.


    „Ariadna bat mich, ihr beim Sticken Gesellschaft zu leisten, und ich..."


    09.jpg lupe.png9


    Weiter kam ich nicht, denn Artair brach in lautes Lachen aus.


    „Hör auf, zu lachen!", sagte ich beleidigt.
    „Ich könnte sehr wohl sticken, wenn ich wollte."


    „Ja, natürlich", gab Artair mit bemüht ernster Stimme zurück, die aber immer noch vibrierte vor unterdrücktem Lachen.
    „Davon bin ich überzeugt. Aber Du willst natürlich nicht."


    10.jpg lupe.png10


    Er wandte sich wieder Ariadna zu und strich ihr sanft über die Hand.
    „Das muss Euch sehr befremdlich vorkommen, nicht wahr? An Brans Hof gibt es keine kämpfenden Frauen. Aber in den Königreichen ist das nicht unüblich, und Neiyra ist die Beste unter ihnen."
    Er wurde sehr ernst.
    „Tatsächlich hat sie mir mehr als einmal in der Schlacht das Leben gerettet."


    Ariadna sah zu mir auf und bemühte sich, zu lächeln.


    11.jpg lupe.png11


    „Dann schulde ich Euch großen Dank", sagte sie, und ich schloss die Augen.
    Ein plötzlicher Anflug von Verzweiflung krampfte meinen Magen zusammen und hinterließ ein flaues Gefühl der Hoffnungslosigkeit. So weit war es schon?


    Ich riss die Augen wieder auf, als Ariadna einen kleinen Schrei ausstieß. Was war denn jetzt schon wieder? Eine Spinne? Oder gar noch eine Frau in Hosen?


    Sie starrte auf Artairs Wams, das sich merkwürdigerweise bewegte.
    Artair lächelte und öffnete die oberen Knöpfe, und ein winziges, weißes Kätzchen streckte seinen Kopf hervor und maunzte kläglich.


    12.jpg


    „Oh! Wie entzückend!", rief Ariadna und klatschte in die Hände. Ihre Augen strahlten.


    Artair zog das Kätzchen vorsichtig heraus und setzte es auf ihrem Schoß ab.
    „Sie ist für Euch", sagte er, immer noch lächelnd.
    „Sie kann Euch Gesellschaft leisten. Ihr seid zu viel allein, nur in Begleitung Eurer Amme. Eure Damen sind nicht hier, und an meinem Hof gibt es nur wenige Frauen. Und unter ihnen ist keine, die als Begleitung für Euch in Frage käme. Es gibt hier keine Königin, die einen solchen Hofstaat bräuchte."


    Er sah sie versonnen an.
    Noch nicht", fügte er hinzu.


    13.jpg lupe.png13


    Ariadnas Gesicht überzog eine zarte Röte, aber sie wandte den Blick nicht von Artairs Augen ab.
    Und ihr Lächeln war bezaubernd.


    Abrupt wandte ich mich ab. Ich wollte nur noch fort, ins Freie.
    Auf den Stufen vor der Halle blieb ich stehen und sog tief die frische, kühle Luft ein.


    14.jpg lupe.png14


    Es war Markttag, und auf dem Hof herrschte geschäftiges Treiben.


    Tiefe Traurigkeit erfüllte mich.
    Er würde sie heiraten. Artair war einer jener Männer, die ihr Herz nur einmal verschenkten, und er würde nicht anders als ehrenvoll handeln.
    Er würde sie zur Frau nehmen.


    15.jpg lupe.png15


    Langsam stieg ich die Stufen hinab und überquerte den Hof.
    Doch plötzlich blieb ich beunruhigt stehen und runzelte die Stirn. Ich wandte mich um und ließ meine Augen aufmerksam über die Menge gleiten.
    Was war es, was ich angesehen hatte, ohne es eigentlich zu sehen, und das meinen inneren Sinn für Gefahr geweckt hatte?
    Diese Stimme, die mich warnte und mich schon so oft gerettet hatte?


    16.jpg lupe.png16


    Und dann sah ich es, und eisige Kälte durchströmte mich.
    Connell, einer der Schneider, stand beim Tuchhändler und prüfte einen Ballen Stoff.
    Das Tuch war von einem tiefen, seltenen Blau.


    Rasch trat ich an den Stand heran und strich mit der Hand über das Gewebe.
    Nein, es gab keinen Zweifel.


    17.jpg lupe.png17


    „Wofür willst Du das verwenden?", fragte ich Connell heftig, und er sah mich überrascht an.


    „Dian hat einen neuen Waffenrock für den König in Auftrag gegeben", antwortete er.


    „Nein!", sagte ich, nahm ihm den Stoff aus der Hand und wandte mich an den Händler.


    18.jpg


    „Wie viele Ballen hast Du von diesem Stoff?"


    „Zwei, Herrin."


    „Nicht mehr?"


    „Nein, gewiss nicht, Herrin. Diese Farbe ist sehr selten."


    „Ich will sie haben", sagte ich entschieden.
    „Connell, sorg dafür, dass beide Ballen in meine Räume gebracht werden."


    19.jpg lupe.png19


    Ich sah ihn eindringlich an.
    „Und wenn ich beide sage, meine ich beide, hast Du mich verstanden? Sollte ich erfahren, dass Du auch nur eine Elle abgezweigt hast, wirst Du es bereuen."


    Connell sah mich eingeschüchtert an.
    „Nein, Herrin. Ich meine, ja, Herrin", stammelte er.


    Müde strich ich mir über die Stirn.
    „Verzeih, Connell", sagte ich sanfter zu ihm.
    „Ich wollte Dich nicht so anfahren. Ich bin... einfach müde. Müde und gereizt."


    Connell machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand.
    „Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Herrin. Ich kann mir denken, dass ihr einen wichtigen Grund habt. Und manchmal verstehen wir anderen vielleicht nicht, warum etwas so wichtig ist, weil wir nicht wissen können, was Ihr wisst. An Eurer Stelle wäre ich vermutlich viel öfter gereizt und verärgert."


    Ich lächelte ihn dankbar an, nickte dem Tuchhändler zu und entfernte mich. Meine Knie zitterten.




    Als ich am Abend in mein Zimmer kam, fand ich dort zwei Ballen Stoff vor. Von einem tiefen, seltenen Blau.


    20.jpg


    Langsam wickelte ich das Tuch ab, zog meinen Dolch und zerteilte es in Stücke.


    Ich konnte etwas für Artair tun, das Ariadna nicht konnte.
    Ich konnte sein Leben schützen.
    Entschlossen warf ich den Stoff ins Feuer und sah zu, wie er verbrannte.



    In dieser Nacht wandelte sich der Traum.
    Meduria erschien, aber dann hob sie überrascht den Kopf, sah sich um und verschwand wieder.
    Und ich konnte noch etwas anderes spüren.
    Eine Präsenz. Zum ersten Mal war noch jemand da, in diesem Traum, aber ich konnte ihn nicht sehen.
    Doch merkwürdigerweise beunruhigte mich das nicht.


    21.jpg


    Langsam verblasste der Traum und entließ mich zum ersten Mal seit Tagen in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
    Aber kurz bevor alle Bilder verschwanden, streifte etwas mein Bewusstsein.
    Ein schwacher, kaum wahrnehmbarer Duft nach Blumen.



    Personenverzeichnis ~ Stammbaum


    Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und ein wunderbares neues Jahr!



    So, dann will ich mal die längst überfällige Kommi-Beantwortung nachholen. :fiu



    Llynya:

    tja Neiyra man kann nicht fliehen vor der Familie, obwohl ich ihre Gründe schon nachvollziehen kann. Für sie hat es ja ihr Leben lang so ausgesehen, als hätten ihre Eltern sie mit Freuden weggegeben. Das man da bitter wird ist schon völlig normal, auch wenn sie in Caer Mornas ein liebevolles Zuhause und Brüder gefunden hatte.


    Ja, sie hätte es wirklich schlimmer treffen können. Die Verletzung wird von diesem Gedanken aber natürlich auch nicht abgemildert.


    Aber nichtsdestotrotz kann sie sich nicht voll und ganz vor dem verschließen, was ihr Vater ihr über damals zu sagen hatte. Ich schätze mal, dass es für ihre Eltern auch nicht leicht ist, jetzt mit Nicht-Beachtung bestraft zu werden, auch wenn Rhiannon (übrigens liebe ich diesen Namen) das akzeptiert und nicht versucht sich Neiyra aufzudrängen. Aber dafür übernimmt Gwern ja die Rolle des Erklärbärs, auch wenn Rhiannon vielleicht mehr über die Gründe zu sagen hätte. Was bist du doch gemein, dass du uns immer noch die Gründe vorenthältst. :D
    Aber ich schätze mal, dass wir irgendwann schon mehr wissen werden und nicht nur wir sondern auch Neiyra selbst. Auf jeden Fall, weiß sie jetzt ja schon mal, dass es ihren Eltern nicht egal war, sie wegzugeben, dass ist ja auch schon was.


    Ich denke auch, Gwern hat das ganz gut gemacht. Zumindest ist bei Neiyra etwas in Bewegung geraten, sie hat ja selbst gemerkt, dass sie über seine Worte nachdenken musste, obwohl sie eigentlich nicht wollte. Es ist vielleicht wenigstens ein erster Schritt zur Verständigung, wer weiss.



    Tja, und Freundinnen werden Ariadna und Neiyra sicher nicht. Auch wenn sich Gegensätze doch manchmal gut verstehen, in dem Fall seh ich schwarz, nicht nur weil Artair zwischen ihnen steht. Sie scheinen (bis auf die Schwäche für den König) wirklich nichts gemein zu haben. Ariadna scheint die typische Prinzessin zu sein und Neiyra ist eher Kriegerin als das. Das kann nicht gut gehen. :rolleyes


    Ja, ich halte es auch eher für unwahrscheinlich, dass die beiden Busenfreundinnen werden. :roftl
    Selbst, wenn es da nicht das Problem "Artair" gäbe, worüber sollten die beiden sich wohl unterhalten?



    Das Ritual der Wache find ich toll (wenn auch ziemlich unbequem), aber das war im Mittelalter ja üblicher, einen Knappen nochmal gründlich über die Verpflichtungen als vollwertiger Krieger nachdenken zu lassen. Und wie schon über Karma gesagt, ist Gowan wirklich ein Schnuckel. Und Neiyra als Schutzherrin ist wirklich gut gewählt, so erfahren wir alle, was es mit der Wache auf sich hat. :D


    Das war ursprünglich Sinn der Übung. ;) Eigentlich wurde Neiyra nur ausgewählt, damit man das Ritual miterleben kann, das wäre ja sonst der Ich-Erzähler Perspektive wegen kaum möglich gewesen. Aber dann wurde das auch so ein Selbstläufer, und es hat sich weiterentwickelt - ich dachte auf einmal: warum sollen die beiden sich eigentlich nicht mögen?



    Naja, und das die Eltern nicht so begeistert sind, dass ihr Sohn nun Knappe ist.. Nunja, das Land ist im Krieg und so wird ihr Junge wohl auch mitziehen müssen, wenn Artair in die Schlacht zieht. Ist als neuer Knappe ja seine Aufgabe, sich um seinen Herrn zu kümmern. Und Eltern sehen das ja immer besorgt, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass sie trotzdem stolz auf ihren Sohn sind.


    Zumindest bei Ceilith ist das so, Braghan sieht das schon lockerer. Und in diesen Zeiten IST es gefährlich für den Knappen, keine Frage; auch, wenn er selbst noch nicht an Kampfhandlungen teilnehmen darf.



    Hm, am Ende des Festmahls... vielleicht ist Brayan ja doch in Neiyra verliebt und es quält ihn, dass sie sich so wegen Artair quält. Oder doch eher wegen Ariadna? Ich kann mich nicht entscheiden, welche Version mir besser gefällt. :kopfkratz


    Ach, das ist ja merkwürdig. :D Und so gar nicht beabsichtigt. ;) Ich hülle mich in Schweigen.



    Und ein böses Ende mit dem König da so liegend. Aber ich schätze mal, dass Meduria einfach Neiyras Ängste ausnutzt und sie damit so viel effektiver quält, als wenn sie ihr einfach "nur" offenbart hat, dass Artair sterben muss. :misstrau


    Wer weiss. Wer weiss. :D



    Ps. Ich hab gerade deine Website geplündert. :fiu ^^


    Ach! Du warst das! Deshalb ist da nix mehr drauf! :roftl


    Ganz liebe Grüße zurück!




    Appolonia:

    Hm. Ich kann nicht sagen, dass ich Ariadna nach diesem Kapitel besser leiden kann.
    Artairs neues "Hobby" gefällt mir nicht.


    :roftl Das hast Du aber schön gesagt. ;)


    Ich glaube auch nicht, dass Ariadna und Neiyra ja Freundinnen sein können. Auch wenn sie verwandt sind. (Nebenbei - war "Base" nicht das Wort für Tante oder gilt das auch für Cousine?)
    Die beiden sind zu verschieden. Von der Sache mit Artair will ich gar nicht anfangen.


    Ja, dazu hab ich oben bei Llynya schon was geschrieben. Was die Base angeht: laut Synonym-Wörterbuch kann das Cousine oder Tante sein.



    Ariadna scheint mir ziemlich unaufmerksam zu sein... Hat sie nicht bemerkt, dass auch andere Frauen Hosen tragen?


    Ist ihr vermutlich noch nicht aufgefallen, sie hatte ja nur Augen für Artair. :D
    In Brans Königreich ist es nicht üblich, dass Frauen kämpfen, deshalb kennt sie das einfach nicht.



    Nicht, dass ich jetzt alte Vorurteile aufkommen lassen möchte, aber zu ihren Hobbys zählt wohl eher Sticken, Ball spielen und Tanzen.
    Damenzeugs eben.
    Neiyra ist eher der sportliche Typ, sie wird auch viel trainieren.
    Hehe... Schicken wir Ariadna mal ins Kriegertraining. Sie will sich ja unbedingt mit Neiyra anfreunden. Dass geht am besten über gemeinsame Hobbys... ^^


    Ja, so schätze ich sie auch ein. ;) Ins Kriegertraining wird sie mit Sicherheit nicht gehen. Da verzichtet sie vermutlich lieber auf Neiyras Freundschaft. *lach*



    Trotzdem rate ich Neiyra, vorsichtig mit ihren Äußerungen zu sein...
    Auch wenn sie Ariadna nicht leiden kann, Artair muss das ja nicht mitbekommen.
    Es wäre übel, wenn deswegen die Freundschaft kaputtgeht.


    Ja, das wäre schlimm. Nicht nur für Neiyra, auch für Artair.



    Irgendwie traue ich Ariadna nicht ganz.
    Sie scheint dieses kleine, niedliche Dekoobjekt zu sein, das süße Prinzesschen, das durch die Umstände ihrer Zeugung so hoch gestellt ist.
    Aber wie sieht es hinter dem Vorhang aus?
    Ich weiß nicht... Ist sie so naiv, wie sie sich benimmt?


    Ja, definitiv. ;)



    Aber ich glaube nicht, dass das, was sie Neiyra da zeigt, so wörtlich und bildlich zu nehmen ist.


    Man wird sehen. ;)



    Ob sie sich Neiyra wohl bewusst rausgepickt hat? Wahrscheinlich schon.


    Ja, das halte ich auch für sehr wahrscheinlich.



    Neiyra sollte sich jemandem anvertrauen.
    Artair vielleicht?


    Ich fürchte, das wird sie keinesfalls tun. Sie wird ihn unter keinen Umständen in Verlegenheit bringen wollen, wenn sie das Gefühl hat, dass sie für ihn nur eine Schwester ist.



    Brayan?


    Schon eher. :D
    Am wahrscheinlichsten aber ist, dass sie das alles mit sich selbst ausmachen wird.



    Ihre Mutter?
    Ein Gespräch mit ihr wäre irgendwie vernünftig.


    Aber hochgradig unwahrscheinlich, so, wie Neiyra zu ihr steht.
    Dann schon eher Dian.



    Sie sollte auch die Tante dazuholen.
    Wäre doch hilfreich, zu wissen, warum Neiyra weggeholt wurde. Aber ich glaube, das wird noch länger ein Geheimnis bleiben, auch für sie selbst.


    Zumindest in der Frage der Bedeutsamkeit ihrer Visionen sollte sie Shainara zu Rate ziehen, auf jeden Fall. Allerdings ist Vernunft nicht gerade Neiyras Stärke. *seufz*



    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie sich jemandem anvertraut.
    Sie will mit allem immer allein fertig werden, obwohl sie Leute hat, mit den sie reden kann.


    Ich fürchte auch, dass das die wahrscheinlichste Variante ist. *doppelseufz*



    Tu es nicht, Neiyra!


    Nee, ich glaube, das läge ihr wirklich fern, egal wie verzweifelt sie ist. ;)




    Innad:

    Besonders hat es mir übrigens das Bild von Neirya in ihrem Schlafgemacht nach der Feier angetan.


    Ja, das gehört auch zu meinen Lieblingsbildern.


    Hallo Julsfels,
    Während mich das letzte Bild jetzt noch schaudern lässt *brr* :( Ich hoffe, dass meine Vorschreiberinnen Recht mit dem haben, was sie vermuten - das Meduria Neiyra nur einschüchtern möchte. Ich bin mir daber offen gestanden nicht so sicher.


    Ich auch nicht. :(


    Ariadna - nee, nee, dies ist mir nun auch nicht gerade sympathischer geworden durch ihr Verhalten. Sie ist eben das klassische Klischee einer adligen Dame. Das schlimme ist, dass sie damit in einem so extremen Kontrast zu Neiyra steht. Sie hat all das, was Neiyra nicht hat - von den Röcken und der (amüsanten Empörung ihrerseits, dass nicht jede Frau automatisch eben jene trägt ;) ) Haube bis hin zu den Beschäftigungen. Es gibt kaum einen größeren Graben als der zwischen Neiyra und ihr.
    Das interessante dabei ist, dass Neiyra sich von der masse abehbt und das "Besondere" hat, nicht Ariadna. Da Artair aber mit Neiyra aufgewachsen ist, hebt sich Ariadna als typisches Jungfer in Nöten deutlich von der doch recht maskulin auftretenden Neiyra ab.


    Ja, das hast Du wirklich super beschrieben. Für Artair ist Ariadna anders. In jeder Beziehung. Neiyra... sieht er einfach nicht, nicht so, wie sie es sich wünscht.



    Brayan - Brayan, der meiner Meinung nach dieselben Gefühle für Neirya hegt wie sie für Artair und derer gegenüber sie genauso blind ist wie Artair den ihren gegenüber. was für eine vertrackte Situation, die aus der Vertrautheit aller Personen miteinander unterstrichen wird. Wo jeder eigentlich denkt, dass man nur brüderlich/schwesterliche Gefühle füreinander hat, es dem aber nicht so ist. Nur leider immer einseitig in verschiedene Richtungen.
    Auch Brayan tut mir leid. Neiyra wird sich nur klar darüber, dass Brayan ahnt, was sie für Artair empfindet, aber mehr vermutet sie wohl nicht dahinter. Vielleicht denkt sie sogar, dass Brayan auch auf Artair mit eifersüchtig ist, wegen seiner Liebeleien mit Ariadna. Aber dem ist nicht so. Ich denke, Brayan ist eifersüchtig auf Artair wegen Neyira und wird sich nichts sehnlicher wünschen als dass diese ihm die Gefühle entgegen bringt, die sie für Artair hegt.
    Herrjeh, ist das alles kompliziert.


    Also, dazu sag ich nix. Rein gar nix. :D



    Die Szene mit der Wache und der Berufung fand ich sehr stimmungsvoll und schön dargestellt, ich frage mich, ob die Berufung von Gowan noch eine tiefere Bedeutung haben wird oder nicht.


    Vorgesehen ist das eigentlich nicht, aber man weiss ja nie. ;)
    Gelegentlich kommt es vor, dass ich plötzlich Szenen mit Nebenpersonen vor Augen habe und sie sich so auf einmal weiter in den Vordergrund "spielen". Mit Bran ist mir das so gegangen, er war eigentlich nur ein ganz unwichtiger Randcharakter, aber hat sich dann durch seinen Präsenz einige weitere Szenen erschlichen. :roftl



    Medurias Worte "Ich weiß jetzt, wer du bist..."


    Ah! Das waren aber Neiyras Worte. Neiyra sagt zu Meduria "Ich weiß jetzt, wer Du bist", weil sie gerade durch die Sache mit Torgar von ihr erfahren hat.



    ich denke, dass Neiyra nicht "nur" die waffentragende Frau / Ziehschwester an der Seite von einem starken, begabten König ist, sondern eine tiefere und weitaus komplizierte Rolle im Kraftnetz zwischen allen Beteiligten einnimmt als wir oder sie bisher wirklich erahnen können.
    Warum sonst hätte man sie damals wegholen sollen von ihren Eltern?


    Auch der Ausspruch ihres Vaters "niemand durfte wissen, wieso, der seinen Geist nicht vor anderen verschließen konnte" lässt mich darauf schließen. Gut, wir wissen jetzt schon ein Weilchen, dass sie die Gabe des Sehens hat, was ja aber grundlegend erstmal nicht SO besonders ist. Ich denke, da sind noch viel mehr Verstrickungen und Energien am Wirken, die bisher Du alleine kennst ;)


    Ja, solche Vermutungen liegen wohl sehr nahe. ;)




    Sarah Chagal: Danke Dir! :)




    Und jetzt noch ein paar


    Outtakes


    und ein paar Bilder für alle Befürworter des Pärchens Artair/Neiyra, weil im letzten Kapitel ja schon wieder Brayan ziemlich viel Körperkontakt mit Neiyra hatte. =)


    Die neuen Posen habe ich Artair und Neiyra testen lassen, und die beiden waren echt mit Begeisterung bei der Sache.


    13-01.jpg


    Ich war dann total neugierig und hab mal den freien Willen angestellt und sie machen lassen.
    Die beiden sind echt süß zusammen, finde ich.


    13-02.jpg


    13-03.jpg


    Irgendwann war Artair aber dann doch genervt von der Posentesterei und fand andere Bedürfnisse wichtiger.


    13-04.jpg


    Hier hat Neiyra sich selbst in Form der Kinder-Neiyra getroffen und gleich mal geschaukelt. Hat aber zu keiner Identitätskrise geführt, bei keiner der beiden.


    13-06.jpg



    Und hier musste ich richtig lachen:


    13-05.jpg


    Der arme Kerl, er tut mir wirklich leid. Er fragt sich bestimmt, womit er diesen Zickenkrieg verdient hat.

    Ich poste grad erst mal das neue Kapitel, die Kommis beantworte ich dann später, sorry.


    Credits vorab: der Schwur, den Gowan ablegt, ist nicht auf meinem Mist gewachsen. ;)
    Er ist ein Zitat aus "Dragonheart", es ist der Alte Schwur, den Bone vor Artus erneuert.
    Mein Sohn hatte sich gewünscht, dass ich ihn verwende, und da er Artairs Schwert diesen wunderbaren Namen gegeben hat und seit Wochen mit Begeisterung Rüstungen malt, Schwerter entwirft und sich Zeichen und Embleme ausdenkt, hab ich ihm diesen Wunsch gern erfüllt, obwohl ich das Wort "Ritter" in dieser Geschichte eigentlich gerne vermeiden wollte, weil es den Kern nicht richtig trifft.


    Bei den Lupenbildern mag ich diesmal besonders die 5 bis 7 und die 17 und 19.
    Und im übrigen bitte ich um Verzeihung, dass Gowan auf den Bildern keinen Kragen hat. ;)
    Und jetzt wünsche ich euch viel Spass!




    13kapitel.png



    Als ich am nächsten Morgen erwachte, gab es diesen einen, gnädigen Augenblick.
    Jener Moment, bevor sich die Erinnerung wie Blei auf Körper und Seele legt, und in dem noch alles gut ist. Aber er war nur kurz, und dann war er vorbei.
    Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich zusammen. Das Atmen fiel mir schwer.


    01.jpg lupe.png1


    Artair und Ariadna.
    Meduria.
    Niemals. Niemals würde ich Artair verraten, dessen war ich mir sicher. Eher würde ich mir selber die rechte Hand abhacken.


    Aber ich konnte das Bild, das mir nun wieder lebhaft vor Augen stand, nicht aus meinem Kopf vertreiben.


    02.jpg lupe.png2


    Sein versehrter, blutüberströmter Körper auf diesem Felsen, die Augen gebrochen ins Nichts starrend. Der Waffenrock, den er trug, war mir gänzlich unbekannt, er war von einem tiefen, seltenen Blau; mit fremden Mustern, die einmal weiß gewesen sein mochten, aber nun beinahe unkenntlich waren durch Schmutz und Blut. Das Schwert seiner Väter war seiner schlaffen Hand entglitten und lag nutzlos neben ihm auf dem Boden.


    Es war nur ein Traum, versuchte ich mir einzureden.
    Aber ich wusste, dass es nicht nur ein Traum war. Ich kannte den Unterschied zwischen einem Traum und dem, was ich sah, wenn die Gabe wirkte.


    Es klopfte kurz an der Tür, und Ceilith kam herein.


    03.jpg


    „Ihr seid noch nicht auf?", sagte sie erschrocken.
    „Und ihr seid bekleidet zu Bett gegangen?"


    „Ich war so müde", flüsterte ich.


    „Warum habt ihr mich denn nicht gerufen? Ich hätte Euch doch geholfen", sagte Ceilith, und sie klang besorgt.


    „Nein, schon gut. Ich wollte gerne allein sein, und Du hattest etwas mit Deiner Familie zu feiern."


    „Ja", sagte Ceilith, und ihre Stimme klang unsicher.
    „Darüber wollte ich mit Euch reden. Ich wollte Euch um etwas bitten."
    Sie sah mich an, und fügte dann hastig hinzu: „Aber Euch geht es nicht gut, und es ist auch nicht so wichtig."


    04.jpg lupe.png4


    „Unsinn", erwiderte ich und setzte mich auf.
    „Mir geht es gut. Was hast Du auf dem Herzen?"


    Ceilith knetete nervös ihre Hände.
    „Meint ihr… könntet ihr…", stotterte sie.


    Ich wartete geduldig. Dann hob sie den Kopf und sah mich an.
    „Ich würde gerne mit dem König sprechen", sagte sie leise.



    Nachdem Ceilith mir geholfen hatte mich umzuziehen, ging ich mit ihr zu Artairs Beratungskammer; wenn wir in Caer Mornas waren, war er jeden Morgen dort zu finden.


    05.jpg lupe.png5


    Aber als ich die Tür öffnete, fand ich nur Dian vor, der am Schreibtisch saß und stirnrunzelnd ein paar Schriftstücke durchsah.
    Als er aufblickte und mich erkannte, lächelte er mir zu.


    „Neiyra", sagte er warm, „ich hatte noch keine Gelegenheit, Dir zu sagen, wie froh ich bin, dass Du unversehrt zurück bist."


    Ich trat zu ihm, setzte mich auf die Lehne, legte einen Arm um seine Schulter und hauchte einen winzigen Kuss auf seine Wange.


    06.jpg lupe.png6


    „Das weiß ich doch, Vater", sagte ich und gab sein Lächeln zurück.


    Er strich mir über den Arm. „Wolltest Du zu mir?", fragte er dann.
    „Kann ich etwas für Dich tun?"


    Ich schüttelte den Kopf.
    „Eigentlich suche ich Artair. Wisst Ihr, wo er ist?"


    „Er wollte im Garten spazieren gehen."


    Ich zwinkerte kurz und sah ihn ungläubig an.
    „Was wollte er?", fragte ich nach, um sicher zu gehen, dass ich ihn richtig verstanden hatte.


    Dian grinste mich an.
    „Spazieren gehen. Im Garten", wiederholte er.


    Ich konnte es nicht fassen. Artair ging spazieren, obwohl sich auf seinem Schreibtisch die Arbeit häufte? Das war in all den Jahren, in denen ich ihn nun schon kannte, noch nie vorgekommen.
    Immer hatten Brayan und ich ihn mit Tricks und Kniffen von seinen Pflichten weglocken müssen, wenn wir der Meinung waren, dass er etwas Ruhe und Entspannung brauchte. Oder Spass.


    07.jpg lupe.png7


    „Er war schon sehr früh auf", sagte Dian.
    „Hat einen Boten zu Leodric geschickt, sich um ein paar drängende Probleme gekümmert und dann nach Mártainn geschickt, um mit ihm über die Cul´Dawr zu sprechen."
    Dian schmunzelte.
    „Mártainn war wenig begeistert, er hat fast die ganze Nacht mit Shainara über diesem Zauber gebrütet, der den Kindern der Cul´Dawr helfen soll. Und jetzt..."


    „Geht er im Garten spazieren", ergänzte ich, aber ich konnte es immer noch nicht so recht glauben.


    Als Ceilith und ich den Garten erreicht hatten, sah ich mich suchend um. Und tatsächlich, dort war er.


    08.jpg lupe.png8


    Und er war nicht allein. Ariadna war an seiner Seite, und sie sah zu ihm auf und lauschte aufmerksam seinen Worten.
    Ein scharfer Schmerz fuhr durch mein Herz.


    Ceilith blieb stehen. „Wir wollen ihn lieber nicht stören", sagte sie unsicher.


    09.jpg lupe.png9


    „Humbug", knurrte ich, und zog Ceilith am Arm hinter mir her, auf Artair zu.


    „Neiyra", sagte er überrascht, als ich mich vor ihm aufbaute. "Ceilith", fügte er hinzu und nickte ihr zu.
    Ceilith knickste und senkte den Blick.


    „Guten Morgen, Base", sagte Ariadna und strahlte mich an.


    10.jpg


    „Morgen", schnappte ich, und es klang selbst in meinen Ohren unfreundlich. Ich hatte das Gefühl, als ob dieses winzige Wort mir beinahe im Hals stecken blieb.


    Artair zog ob meines Tones überrascht eine Augenbraue nach oben und sah mich erstaunt an.
    „Ist etwas passiert?", wollte er dann wissen.


    „Nein", sagte ich, und bemühte mich, meiner Stimme einen normalen Klang zu verleihen.
    „Ceilith wollte gerne mit Dir sprechen."


    Artair sah mich immer noch verwundert an, aber dann wandte er sich Ceilith zu.
    „Was hast Du auf dem Herzen, Ceilith?", fragte er sie freundlich.


    11.jpg


    Ceilith wurde bleich und nestelte nervös an ihrem Kleid.
    „Herr...", flüsterte sie.
    „Bitte, haltet mich nicht für anmaßend...", sie sah zu ihm auf, und ihre Stimme erstarb.


    Artair trat einen Schritt auf sie zu und ergriff ihre Hand.
    „Das tue ich bestimmt nicht", sagte er sanft.
    „Es geht um Braigh, nicht wahr?"


    12.jpg


    Ceilith nickte. „Bitte, versteht mich nicht falsch, Herr", sagte sie, ermutigt durch Artairs Worte.
    „Ich bin mir sehr wohl der großen Ehre bewusst, die Ihr ihm und uns erweist, indem Ihr ihn zu Eurem Knappen erwählt habt. Aber..."
    Ceilith senkte den Blick.


    „Er ist Dein einziger Sohn, nicht wahr?"


    Ceiliths Kopf fuhr wieder nach oben, und sie sah Artair an; überrascht, dass er das wusste.
    „Ja, Herr", flüsterte sie.
    „Die Götter haben Braghan und mir keine weiteren Kinder geschenkt."


    Artair nickte. „Ich verstehe Deine Sorge", sagte er ernst, und sah Ceilith direkt in die Augen.
    „Aber Braigh ist kein Kind mehr, und er ist bereits jetzt der beste Kämpfer unter den Knaben seines Alters. Ich kann Dir nicht versprechen, dass er in meinem Dienst niemals Gefahren ausgesetzt sein wird. Aber ich gebe Dir mein Wort, dass ich über ihn wachen werde."


    13.jpg


    Lange sah Ceilith in Artairs Gesicht, und ich konnte sehen, wie ein Ausdruck der Erleichterung in ihre Augen trat.
    „Ich danke Euch, Herr", sagte sie leise.




    Am Abend ging ich über den Hof durch die samtene Dunkelheit zur heiligen Stätte am Fluss, um Gowan abzuholen.


    14.jpg


    Ich nickte Brayan zu, der zusammen mit Neacall am Fuß der Treppe Posten bezogen hatte, damit Gowan nichts zustieß und er seine Wache ungestört verbringen konnte.


    Gowan war wach, und er lag noch genauso da, wie ich ihn verlassen hatte.


    15.jpg


    „Gowan", sagte ich leise.
    „Alles in Ordnung?"


    „Ja", sagte er, aber seine Stimme klang brüchig.


    Ich beugte mich zu ihm hinab und half ihm hoch. Ich wusste noch zu gut, wie taub und gefühllos die Beine nach der Wache waren.


    16.jpg


    Ich zupfte seinen Kragen zurecht und tat so, als würde ich ein Stäubchen von seinem Wams wischen, während ich versuchte, ihn möglichst unauffällig zu stützen.
    Seine Beine zitterten, und seinem hochroten Kopf nach zu schließen war ihm das überaus peinlich.



    17.jpg lupe.png17


    „Ich wäre nach meiner Wache überhaupt nicht in der Lage gewesen, zu stehen", erzählte ich beiläufig.
    „Brayan war mein Schlachtenherr, und er hat das auf den ersten Blick gesehen. Er hat mich kurzerhand auf die Arme genommen, sich auf die Mauer fallen lassen und mich auf seinen Schoß gesetzt. Soll ich das auch mit Dir machen?"
    Ich grinste ihn an, und Gowan lachte befreit auf.


    „Das letzte Mal, dass ich auf dem Schoß einer Frau saß, hat meine Mutter mich mit Brei gefüttert. Dabei wollen wir es belassen."


    Inzwischen ging es ihm besser, und ich deutete mit einer Kopfbewegung auf die Mauer.
    „Wollen wir uns einen Moment setzen?"


    Gowan nickte, und wir ließen uns wieder auf der Mauer nieder; so, wie wir es auch am vergangenen Abend getan hatten.
    Nur, dass wir heute Abend beide nicht mehr dieselben Menschen waren.


    18.jpg


    Wir schwiegen eine Zeitlang, und dann fragte ich vorsichtig: „Willst Du darüber sprechen? Wie es Dir ergangen ist?"


    Ich sah die Unsicherheit in Gowans Augen.
    „Ich weiß es nicht", sagte er dann und sah mich offen an.
    „Ich bin verwirrt, und viele Gedanken sind in meinem Kopf. Ich kann sie noch nicht ordnen."


    Ich nickte. „Ja, das kann ich verstehen."


    „War es bei Dir auch so?", fragte Gowan leise.


    19.jpg lupe.png19


    „Ja", sagte ich.
    „Ich habe auf Brayans Schoss gesessen und eine Ewigkeit geweint. Davor hatte ich das letzte Mal Tränen vergossen, als ich noch ein Kind war. Ich habe Wochen gebraucht, bis ich wieder im Gleichgewicht war."


    Gowan sah mich dankbar an.


    „Du musst mir etwas versprechen", sagte ich ernst zu ihm.
    „Wenn Du das Bedürfnis verspürst, über Deine Gedanken zu reden - egal wann, egal wo, und egal, wie lächerlich sie Dir vorkommen mögen - dann kommst Du sofort zu mir. Auch dafür ist der Schlachtenherr da, nicht nur, um Dir zu zeigen, wo in einem Feldlager die Latrinen sind."


    20.jpg


    Gowan lächelte und senkte den Kopf.
    „Das will ich gerne tun", sagte er dann leise. „Danke."


    „Und jetzt sollten wir uns auf den Weg machen", sagte ich munter und schlug ihm auf den Rücken.
    „In der Hohen Halle warten Artair, Rhiannon und Bran und der halbe Hof darauf, dass Du Deinen Eid ablegst."


    Gowan sah mich mit einem jammervollen Blick an.


    „Du musst nicht nervös sein", sagte ich.


    „Machst Du Witze?" stöhnte er.
    „Ich wäre schon nervös, wenn nur Artair da wäre, aber heute Abend kriege ich es gleich mit drei Königen zu tun."


    „Und das ist eine Ehre, die nicht jedem zuteil wird, und Du hast sie Dir verdient", erwiderte ich ernst.
    „Du warst immer einer der Besten, und ich bin froh, dich ab jetzt im Kampf an meiner Seite zu wissen."


    In seine Augen trat ein Leuchten, und er nickte entschlossen.


    21.jpg


    Wir machten uns auf den Weg, und als wir den Fuß der Treppe erreicht hatten, legten Brayan und Neacall die Faust auf ihr Herz und schlossen sich uns an.
    Der Weg vom Heiligen Platz zum Palast war lang, aber er war gesäumt von den Männern und Frauen, die den Eid bereits abgelegt hatten und Gowan das Geleit geben wollten.


    22.jpg lupe.png22


    Ein jeder von ihnen legte die geballte Faust auf sein Herz, als wir an ihm vorbei gingen, und reihte sich dann am Ende des Zuges ein.
    Als wir das große Tor des Palastes erreicht hatten, hatte sich eine beeindruckende Prozession gebildet.


    23.jpg lupe.png23


    Ich schlug laut mit der Faust gegen das Holz, und die Torwächter öffneten uns.
    Langsam gab das sich öffnende Tor den Blick in die Halle frei, die erfüllt vom Licht unzähliger Kerzen und voller Menschen war.
    Am Ende der Halle konnte ich auf dem Podest Artair, Rhiannon und Bran im vollen zeremoniellen Gewand sehen.


    Langsam gingen wir durch die Halle auf die drei Könige zu.


    24.jpg lupe.png24


    Als wir das Podest erreicht hatten, blieben wir stehen, unsere Begleiter hinter uns.
    Klar und deutlich durchdrang Artairs Stimme die Hohe Halle.
    „Wer bringt diesen Knappen?"


    „Ich bringe ihn", erwiderte ich.


    „Hat er sich als würdig erwiesen?"


    „Über alle Maßen."


    Artair zog Silbersturm, das kostbare Schwert seiner Väter, und stellte es senkrecht vor sich auf den Boden. Rhiannon und Bran traten hinzu und legten ihre Hände auf den Knauf, Artairs Hand umschloss die Angel.
    „So komm."


    Gowan stieg die Stufen des Podestes hinauf und kniete sich vor das Schwert.


    25.jpg


    Ohne zu zögern griff er mit der rechten Hand um die Schneide und senkte den Kopf. In der Hohen Halle herrschte absolute Stille.


    Und dann sprachen Artair, Rhiannon und Bran gemeinsam mit lauter, feierlicher Stimme den Alten Schwur, und nach jeder Zeile wiederholte Gowan ihre Worte.


    26.jpg lupe.png26


    „Ein Ritter gelobt die ewige Tapferkeit
    Sein Herz kennt nur die Tugend
    Sein Schwert verteidigt die Hilflosen
    Seine Macht unterstützt die Schwachen
    Sein Mund spricht nur die Wahrheit
    Sein Zorn zerschlägt die Bösen."


    Als die letzten Worte verklungen waren, löste Gowan den Griff um das Schwert, und Artair beugte sich herab und erhob ihn auf Augenhöhe.
    Denn im Kampf sind wir alle gleich.


    27.jpg


    „Willkommen, Bruder", sagte Artair warm und umarmte Gowan.



    Die Feierlichkeiten, die dann folgten, waren laut und ausgelassen und dauerten sehr lange.
    Nur zögernd verließ ich an diesem Abend als eine der Letzten die Hohe Halle. Ich fürchtete mich vor dem Schlaf.
    Und ich hatte Recht. Kaum war ich eingeschlafen, hörte ich Medurias Lachen.


    28.jpg



    Personenverzeichnis ~ Stammbaum

    Oh, das weiss ich leider nicht - ich habe Avira nicht. Wenn ich mal tippen würde, würde ich sagen, dass Neuinstallation nix nützt - weil sich Avira dann ja auch wieder den letzten Stand runterladen würde. Vermutlich muss man warten, bis die Hersteller von Avira dieses Problem erkennen und beheben. Die, die das Problem auch hatten, haben alle einen anderen Virenscanner installiert, glaube ich.

    Hast Du Avira als Virenscanner? Seit dem letzten Update von Avira lässt sich Sims nicht mehr starten. Im gelben Forum und im Simtropolis-Forum gab es einige User mit demselben Problem, dort lag es an Avira. Nachdem sie den runtergeschmissen hatten, ging es wieder.

    Hast Du Avira als Virenscanner? Seit dem letzten Update von Avira lässt sich Sims nicht mehr starten. Im gelben Forum und im Simtropolis-Forum gab es einige User mit demselben Problem, dort lag es an Avira. Nachdem sie den runtergeschmissen hatten, ging es wieder.

    *Grmpf* Na super, was für ein Cliffhanger. :D
    Eileens Bedenken wegen einer Betreuung, während sie arbeiten geht, kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte damals ähnliche Gedanken. Und zusätzlich zu dem Wunsch, dass man eigentlich lieber selber bei dem Kleinen bleiben möchte, kommt auch noch der Anflug von schlechtem Gewissen. Bei mir hat das aber zum Glück nicht lange angehalten, meine beiden Jüngsten, die nur 15 Monate auseinander sind, waren beide ab dem 10. Monat in der Uni-Kita. Als der Kleine reinkam (in die gleiche Gruppe), war die "Große" schon eine ganze Weile dort. Und ich habe sehr schnell bemerkt, dass meine Kinder dort nicht nur gut aufgehoben waren, sondern dass sie dort ausgesprochen glücklich waren und obendrein noch von dem Zusammensein mit älteren und jüngeren Kindern profitiert haben.
    Da Kinder schon Persönlichkeiten und sehr verschieden sind, kann auch die am besten geeignete Art der Betreuung unterschiedlich sein; nicht alle fühlen sich in einer KiTa wohl, manche sind bei einer Tagesmutter besser aufgehoben. Oder der Oma. ;)
    Aber wenn man die bestmögliche Betreuung gefunden hat, braucht man zumindest kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. Ich hoffe, dass es Eileen ähnlich ergehen wird. Aber vielleicht passiert ja auch noch was, dass es ihr dann doch ermöglicht, bei ihrem Kind zu Hause zu bleiben, wer weiss? :D


    Bei dem Outtake von Marcels und Eileens Kind habe ich erst mal gequiekt. Die Augen gehen ja noch, finde ich, aber diese Augenbrauen sind ja echt der Burner. :hua
    Aber die könnte man ja auch zupfen, oder so. :D
    Oh man, mach schnell weiter. Ich bin sooo gespannt, wie es weiter geht!

    Ja, ich muss der Anwältin da recht geben.
    Marcel sollte erfahren, dass er Vater wird. Nicht nur wegen der Verpflichtungen, die dadurch auf ihn warten.
    Aber sowohl für das ungeborene Kind als auch für Marcel sollte es die Chance geben, dass sie eine (mehr oder weniger) intakte Vater-Kind-Beziehung aufbauen können, auch wenn das bei einem getrennten Elternpaar nicht ganz leicht ist.
    Ob Marcel das annimmt, liegt in seiner Entscheidung, aber ich persönlich bin der Meinung, dass man einem Vater den Umgang mit seinem Kind nicht verwehren darf, egal, wie man selber dazu steht (Ausnahme dazu ist natürlich, wenn er das Kind mißhandelt oder mißbraucht).
    Und wer weiss, vielleicht wächst Marcel ja wirklich an dieser Aufgabe. Wir haben ja bislang nur Eileens Gefühle kennengelernt und nicht Marcels. Ich bin zwar nicht überzeugt davon, aber wer weiss?


    Diese Wellen der Trauer und des Verlassenseins sind schwer zu ertragen und werden Eileen bestimmt auch noch eine ganze Weile begleiten. Aber irgendwann wird auch das besser werden - hoffe ich jedenfalls für sie - und ein Lichtblick ist die Änderung ihres "Traumes" am Ende, denn dass der nette Doktor sie dort in den Armen hält, zeigt meiner Meinung nach, dass sie doch beginnt, sich von Marcel zu lösen und offen zu werden für neue Möglichkeiten.


    Vielen Dank für das schöne Kapitel! :applaus

    Oh, wie schön. Hab mir grad mein Mittagessen gemacht (um halb vier :rolleyes) und mich super gefreut, dass ich was Schönes zu lesen hatte. :applaus


    Ja, nun, ich hatte mir ja schon gedacht, dass die neue Situation nicht nur begeisterte Zustimmung bei den Personen in Eileens Umfeld hervorrufen wird. Von Marlene hätte ich das jetzt aber nicht unbedingt gedacht.
    Andererseits passt es aber schon zu ihr - sie ist doch sehr temperamentvoll und impulsiv, da kann es schon mal passieren, dass man schneller redet als denkt; und das Ganze kam ja auch sehr überraschend. Und wenn Eileen selbst es schon schwerfällt, das alles einzuordnen, dann kann man sicher nicht von Lene erwarten, dass sie die Situation sofort überblickt und auf die richtige Weise reagiert. Sie weiss ja auch noch gar nicht, wie Eileen dazu steht, und die wusste es ja bis zu dem Anruf bei Lene selbst auch noch nicht.
    Gut, ein übergroßes Takt- und Einfühlungsvermögen kann man Lene jetzt sicher nicht bescheinigen :D, aber immerhin hat das Gespräch für eine klare Polarisation gesorgt. Indem Lene einen extremen Standpunkt eingenommen hat, konnte Eileen fühlen, dass ihr Lenes Haltung heftig gegen den Strich geht - und das hat zur Klärung ihrer Gedanken und Gefühle beigetragen.
    Und jetzt ist sie glücklich.
    Wie schön.
    Das gönne ich ihr so sehr!


    Und im nächsten Kapitel möchte ich Marcels dummes Gesicht sehen, wenn er von seinen zukünftigen Vaterfreuden erfährt. In GANZ GROSS. Büdde, büdde! :D


    Vielen Dank für die schöne Fortsetzung!

    Ich hab noch ein paar Outtakes für Euch.


    12-01.jpg


    *Seufz* Was hat sie nur an sich, dass alle Kerle völlig durchdrehen?



    12-02.jpg


    Irgendeiner musste halt für das Festmahl kochen. Aber ich kann schon verstehen, dass der Passant irritiert guckt.



    12-03.jpg


    Und dann dauert das... und dauert... ;) Echt üble Umgebungswerte.



    12-04.jpg


    Hm. Ich bin mir nicht sicher, ob Du sie auf diese Art wirklich beeindrucken kannst.



    12-05.jpg


    Ich glaube, sie will sich vor Verzweiflung in diesem Weinkelch ertränken. :D

    Ja! Mir hat die Geschichte gefallen! :applaus
    Und jetzt ist sie vorbei. :( *schnief*
    Ach, ich bin immer ganz traurig, wenn Fotostories zu Ende gehen, sie begleiten einen immer doch ein stückweit.
    Aber ich bin seeeehr zufrieden mit dem Ende. Ein schönes Happy-End. Ich glaube auch, dass Richard und Lina als Fürstenehepaar vermutlich nicht besonders glücklich geworden wären, und jetzt findet auch der Fürst noch ein spätes Glück, wie schön.


    Das Henry ins Kloster gegangen ist, fand ich wirklich amüsant. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut, schau mal an.


    So - und jetzt bin ich schon hochgradig gespannt auf das, was Du da in Planung hast!


    Ganz liebe Grüße!

    So, jetzt mal ein Kommi von mir. Wird ja auch Zeit. *Schäm*


    Da hast Du uns ja ganz schön hinters Licht geführt. Verbreitest Angst und Schrecken, und nährst die Befürchtung, dass Philine zwar vielleicht nicht gerade umgebracht wird (schließlich ist sie eine oder die Hauptperson), aber ihr doch mindestens Schreckliches widerfahren wird, und dann ist das ein besoffener Teenager. :D
    Wobei, andererseits - die können auch gefährlich sein. Und wenn Philine denkt, dass er der Letzte ist, dem sie begegnen mochte - wer weiss, was da zwischen den beiden schon vorgefallen ist. Vielleicht ist Vallentin ja in Philine verschossen, und sie hat ihn abgewiesen. Und wenn er jetzt gemerkt haben sollte, dass sie sich mit einem "anderen Mann" getroffen hat, und er womöglich seinen Kummer in Alkohol ertränkt hat - dann könnte es für Philine ungemütlich werden.
    Vielleicht ist er aber auch nur besorgt um sie und will sie auf dem Heimweg beschützen. Na, das würde ihr wohl kaum gefallen. "Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn". :D


    Ja, da kann man jetzt lange spekulieren. Erfahren werden wir es ja wohl hoffentlich bald. ;)


    Was Ilya angeht: ich fass es nicht. Mein Sohn spielt soooo oft Zelda auf der Wii, und die steht im Wohnzimmer, wo auch mein PC steht. Aber Ilya ist mir noch nie bewusst aufgefallen. Ich guck immer nur hoch, wenn dieses schwarze Ding quietscht (Midna? *Rätsel*), das finde ich niedlich.

    Hallo Innad,


    na, ich muss sagen, dass ich echt froh bin, dass Du Dich mal barmherzig zeigst mit Deiner Hauptdarstellerin. ;)
    Indem Du die Schwangerschaft schon zu weit fortgeschritten sein lässt für einen Abbruch, ersparst Du ihr doch einen Menge Kummer.
    Ich bin zwar auch der Meinung, dass sie wahrscheinlich nicht abtreiben würde - schließlich wünscht sie sich ein Kind - aber sie hätte zumindest darüber nachdenken müssen; es hätte Leute gegeben, die ihr zum Abbruch raten, weil es in ihrer Situation das "Vernünftigste" wäre (dabei ist das Vernünftigste durchaus nicht immer das Beste), und vor allem Marcel - ich könnte mir denken, dass er sie stark unter Druck setzen könnte, wenn ein Abbruch noch möglich wäre und er das Kind keinesfalls will. (WENN er es nicht will. Wer weiss, vielleicht zeigt er ja auch mal überraschenderweise eine positive Charaktereigenschaft und freut sich über die Schwangerschaft. Ach, ich glaub´s nicht so recht. :angry)
    Und das wäre wieder schrecklich für Eileen und sie würde sich damit herumquälen.
    All das bleibt ihr jetzt erspart. Hast Du gut gemacht. :applaus


    Und der nette Doktor heisst Fabian (schöner Name) und ist sogar rein biologisch der Vater des Babys. Na, da muss er es doch mögen, oder? :roftl


    Ich habe auch das Gefühl, dass Eileen rein aus medizinischer Sicht bei ihm und der Gynäkologin in guten Händen ist. Sie scheint mir mitfühlend und verständnisvoll, aber dennoch kompetent zu sein, bei ihr sollte Eileen bleiben, wenn sich das einrichten lässt.


    Noch ein Wort zum "Herbeirufen" von Sims: ich hole die immer mit Inges Teleporter-Katze auf das Grundstück. (Simlogical) Das funktioniert bestens und ohne Probleme, man kann sie dann sogar einziehen lassen, wenn man will. Vielleicht wäre das ja auch was für Dich.
    Bist Du denn mit der Posenbox jetzt klar gekommen, nachdem Du den OMSP benutzt hast?


    LG!


    „Dann lasst Euch jetzt von Eurer Schutzherrin zur Wache führen", forderte Artair uns auf.


    31.jpg lupe.png31


    Wir wandten uns um, und alle Kämpfer verließen ihre Plätze und bildeten ein dichtes Spalier rechts und links des Mittelganges.
    Als Gowan und ich uns in Bewegung setzten, ballten sie die rechte Hand zur Faust und legten sie auf ihr Herz.


    32.jpg lupe.png32


    „Wir bezeugen es", hallte es im Einklang aus vielen Kehlen in der Halle wider.


    Gowans Gesicht strahlte wie von einem inneren Licht erleuchtet, und ich ließ ihm den Vortritt, als wir die Ehrenlinie durchschritten.
    Ich wusste genau, wie er sich fühlte, und dass dies vermutlich der schönste Moment seines bisherigen Lebens war.



    Stumm gingen wir durch die Nacht zum heiligen Platz am Fluss.


    33.jpg lupe.png33


    Gowan fehlten die Worte, zu viel ging in ihm vor, das ihn schier zu überwältigen drohte, und ich ließ ihn in Ruhe.


    34.jpg lupe.png34


    Als wir den heiligen Platz erreicht hatten, sah Gowan mich unsicher an.
    „Was geschieht jetzt?", wollte er wissen.


    „Komm, wir setzen uns", sagte ich und wies mit dem Kopf auf eine niedrige Mauer.
    Wir nahmen Platz und ich wartete einen Moment.


    35.jpg


    „Ich werde Dich vorbereiten und Dir die richtige Haltung für die Wache zeigen. Und dann musst Du diese Position einnehmen, und darfst sie nicht mehr verlassen, bis ich Dich morgen Abend holen komme."


    Gowan nickte.
    „Und was soll ich tun, während ich wache?", fragte er.
    „Soll ich zu den Göttern beten?"


    „Das bleibt Dir überlassen, Gowan", sagte ich ernst.
    „Die Wache dient der Vorbereitung auf Dein Leben als Krieger.
    Du sollst Dir darüber klar werden, dass ein hartes, entbehrungsreiches Leben auf Dich warten könnte. Und Du sollst Deine Seele und Deinen Geist mit dem Gedanken vertraut machen, dass Du Leben nehmen wirst.
    Denn auch, wenn Dir dies im Moment nur als ein geringer Preis für das erscheint, was Du Dir wünschst - wenn Du zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld stehst und in die Augen eines Mannes blickst, der von Deiner Hand stirbt, wirst Du zweifeln und Dich fragen, ob Du das Richtige getan hast.
    Die Wache soll Dich Demut lehren und Respekt; vor dem Leben, den Göttern, Deinem König und Deinen Gefährten, die an Deiner Seite kämpfen und auch fallen werden. Selbst vor Deinen Feinden."


    Gowan schwieg einen Moment, dann nickte er, und ich konnte in seinen Augen sehen, dass meine Worte ihn erreicht hatten.


    36.jpg lupe.png36


    Ich nahm ihm sein Schwert und sein Messer ab und wies ihn an, sich bäuchlings auf den Boden zu legen, die Arme zur Seite gestreckt, das Kinn auf der Erde.
    Ich legte Schwert und Messer an seine Seite und berührte seine Stirn.


    „Bis morgen Abend", sagte ich leise und ging.



    37.jpg lupe.png37


    Als ich in die Hohe Halle zurückkehrte, schlug mir der Lärm bereits auf der Schwelle entgegen.
    Die Feierlichkeiten hatten offenbar einen neuen Höhepunkt erreicht.


    38.jpg


    Ich ließ mich neben Brayan auf die Bank sinken, der still dasaß und in seinen Becher starrte.
    Offenbar war er inzwischen zu Wein übergegangen.


    39.jpg


    Als ich einen Blick auf die Hohe Tafel warf, sah ich, dass Artair nicht mehr auf seinem Stuhl zwischen Rhiannon und Bran saß, sondern neben Ariadna Platz genommen hatte.
    Die beiden konnten die Blicke kaum voneinander abwenden und waren vertieft in ein Gespräch.


    40.jpg


    Ich fühlte mich elend.
    Und ich war so erschöpft, dass ich nicht mehr verhindern konnte, dass sich das, was ich fühlte, in meinen Augen und auf meinem Gesicht wiederspiegelte.


    41.jpg


    Brayan sah mich ausdruckslos an und legte seine Hand an meine Wange.


    Ich erschrak bis ins Mark. Brayan weiß es, dachte ich. Er kennt meine Gefühle für Artair.
    Ich wandte den Blick ab, flammende Röte überzog meine Wangen.


    Brayan trank seinen Becher in einem Zug leer und setzte ihn heftig auf den Tisch zurück.
    „Ich gehe schlafen", sagte er barsch.
    „Dieser Tag hat mich alle Kräfte gekostet. Mehr, als jeder Tag, der mit Kämpfen von früh bis spät angefüllt ist."


    Ich sah ihm nach, als er die Halle verließ, und hatte plötzlich das Gefühl, dass das eine sehr gute Idee war.


    42.jpg lupe.png42


    Ich machte mich auf den Weg zu meinen Räumen, und dort fühlte ich mich sogar zu müde, um mich meiner Kleidung zu entledigen; so legte ich mich kurzerhand angezogen auf mein Bett.


    Zu viel war heute passiert.
    Als ich am Morgen aufgestanden war, hatte ich noch nicht gewusst, dass meine Kopfschmerzen mein geringstes Problem sein würden.
    Was heute über mich hereingebrochen war, hätte gut und gerne für viele Monde gereicht: der Grund für die Angriffe der Cul´Dawr, und was ihnen und ihren Kindern widerfahren war.
    Meduria und Runcal; ihre Taten in der Vergangenheit und ihre Absicht, Artair zu töten.
    Meine Eltern und Shainara.
    Ich war Schutzherrin.
    Und Ariadna. Ariadna mit ihren schimmernden, hilflosen Rehaugen, die offenbar dabei war, Artairs Herz zu erobern. Und dabei wünschte ich mir nichts mehr, als dass er es mir schenken würde.


    Während ich noch darüber nachdachte, sank ich auch schon in den Schlaf.
    Und dann kam der Traum, mit aller Macht.


    Die farblosen Augen starrten mich an, aber ich zeigte keine Furcht.
    „Ich weiß jetzt, wer Du bist", sagte ich zu ihnen, „Du bist Meduria."


    43.jpg


    Die Augen wichen zurück, und das Gesicht einer Frau unbestimmbaren Alters mit langen, schwarzen Haaren erschien.
    Nicht einmal die kalten, farblosen Augen nahmen diesem Gesicht die makellose Schönheit.


    Sie lachte spöttisch.
    „Du weißt nichts über mich, nur weil Du meinen Namen kennst."


    Ihr Blick schien mich zu durchbohren, wieder in mein Innerstes eindringen zu wollen. Ich versuchte erfolglos, mich dagegen zu wehren.

    „Deine Kräfte sind jämmerlich", raunte sie mir zu.
    „Du bist ein offenes Buch für mich. Glaubst Du, ich kenne Deine Gefühle nicht? Sie machen Dich schwach und angreifbar. Und wie verzweifelt Du Dich bemühst, sie zu verstecken und zu verdrängen. Glaubst Du, ich weiß nicht, wen Du liebst?"


    Sie lachte hämisch und schwieg einen Moment.
    Ich hatte das Gefühl, als ob ihre Augen mich fixierten wie eine Schlange ihr Opfer, und ich wusste, dass sie noch etwas für mich bereit hielt.
    Furcht vor dem, was jetzt kommen würde, breitete sich in mir aus; ich wusste, dass es mir Schmerz zufügen würde.


    Und das Bild, das dann langsam vor meinen geschlossenen Augen entstand, zuerst nur unscharf, aber dann mit grausamer Klarheit, war so entsetzlich, dass ich mit aller Gewalt versuchte, mich aus den Fesseln des Schlafs zu befreien.


    Aber es wollte mir nicht gelingen, und Medurias Stimme hallte triumphierend in meinen Ohren:
    „Er wird langsam und qualvoll sterben, und Du wirst in dem Wissen dabei zusehen, dass sein Tod auf Dich zurückfällt. Dass Du es warst, die ihn verraten hat."


    44.jpg lupe.png44



    Personenverzeichnis ~ Stammbaum


    So, los geht´s.
    Ich muss das Kapitel in zwei Postings aufteilen wegen der vielen Grafiken.


    Noch eine Anmerkung vorab: Nonnenfürze sind nicht das, was der geneigte Leser gemeinhin zu denken pflegt. =) Der Nunnenfurcz ist ein köstliches Gebäck aus Mandeln, Eiern und Honig, der in Fett ausgebacken und mit einer Weinsosse übergossen wird. Oder, wenn man Kinder hat, aus rotem Traubensaft. ;) Das Rezept kann man dem wunderbaren Kochbuch "Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält" entnehmen (oder bei mir erfragen), das voll ist mit wunderbaren Rezepten aus dem Mittelalter. Der Rotkohl ist göttlich, allerdings braucht man zur Zubereitung Stunden.


    Einige Lupenbilder, vor allem beim Festmahl, zeigen wieder eine andere Perspektive bzw. einen größeren Ausschnitt. Besonders ans Herz legen möchte ich euch die Nummern 32, 34, 36, 42 und natürlich das letzte, die 44. Ich schreib die Nummern mal ganz klein neben die Lupe, damit ihr nicht zählen müsst. ;)


    Und jetzt hoffe ich, dass ihr viel Spass habt!




    12kapitel.png



    Gegen Abend stand ich in meinem Zimmer und legte meinen Waffenrock an.


    01.jpg


    Vor einer knappen Stunde war ein Bote von Artair gekommen, der mir ausrichtete, dass Artair an diesem Abend Gowan, seinen Knappen, zur Wache berufen wollte, die der Ernennung zum Krieger voraus ging. Deshalb sollten alle Kämpfer gerüstet erscheinen, um ihm Ehre zu erweisen.


    Ich war froh über diese Nachricht, denn niemand hatte es mehr verdient als Gowan, in unsere Reihen aufgenommen zu werden.
    Und ganz nebenbei bedeutete es auch, dass ich während des Festmahls am Abend bei meinen Freunden sitzen konnte und nicht an der Hohen Tafel Platz nehmen musste - das hätte heute meine Kräfte bei weitem überstiegen.
    Ich fühlte mich zermürbt, denn mir kam es so vor, als hätte ich den halben Tag damit zugebracht, meinen Eltern aus dem Weg zu gehen.


    02a.jpg lupe.png2


    Irgendwann hatte ich fluchtartig die Halle verlassen und Zuflucht im Garten gesucht.
    Und dort hatte mich Gwern schließlich doch überrascht.


    03.jpg


    Er setzte sich neben mich, und ich ergab mich mit einem Seufzer in mein Schicksal. Jetzt aufzustehen und wegzulaufen wäre sogar mir kindisch erschienen.
    Er schwieg eine lange Zeit, aber ich tat ihm nicht den Gefallen, als erste etwas zu sagen.
    Schließlich räusperte er sich und richtete das Wort an mich.


    „Artair hat uns auf seine diplomatische Art angedeutet, dass unsere Anwesenheit Dir nicht willkommen sein könnte", sagte er.


    „Das dürfte Euch doch wohl kaum erstaunen", erwiderte ich.


    „Freust Du Dich überhaupt nicht, uns zu sehen?", wollte mein Vater wissen.


    Ich würdigte diese lächerliche Frage mit keiner Antwort.


    Er seufzte. „Rhiannon respektiert Deine Ablehnung, deshalb wird sie sich Dir nicht nähern, wenn Du es nicht wünschst. Ich kann das nicht, denn es fällt mir schwer, mit anzusehen, wie sie darunter leidet. Deine Mutter ist traurig", sagte er leise.


    „Ach, ist sie das", erwiderte ich bitter.
    „Warum sollte mich das kümmern? Ich war so lange traurig, ohne dass es einen von euch interessiert hätte."


    04.jpg lupe.png4


    „Ja, so muss es wohl für Dich aussehen", sagte Gwern, und er klang bedrückt.


    „Warum?", fragte ich, und ich hasste mich dafür, dass meine Stimme auf einmal klang wie die des verletzten, kleinen Mädchens.
    „Warum habt ihr mich fort gegeben?"


    „Ich weiß es nicht."


    Ich sah ihn ungläubig an.


    „Es gibt nur drei Menschen auf der Welt, die wissen, warum Shainara Dich damals mitgenommen hat: Deine Mutter, Shainara selbst und Mártainn", sagte er ruhig.


    05.jpg lupe.png5


    „Zwei Monate nach Deiner Geburt tauchten Shainara und Mártainn überraschend in Caer Cassay auf, und Deine Mutter schloss sich mit ihnen ein.
    Ich hatte vorher schon gemerkt, dass etwas nicht stimmte, denn sie war besorgt und bedrückt und stand oft lange neben Deiner Wiege und hat Dir beim Schlafen zugesehen. Ich fragte sie, was sie bekümmerte, aber sie wollte es mir nicht sagen.
    Das war das erste und einzige Mal, dass sie sich mir nicht anvertraut hat."


    06.jpg lupe.png6


    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    „Endlich, nach Stunden, riefen sie mich zu sich.
    Sie eröffneten mir, dass Shainara Dich mitnehmen müsse, wenn die Zeit gekommen sei, aber dass sie mir nicht sagen könnten, warum.
    Es sei von allerhöchster Wichtigkeit, dass niemand den Grund dafür erfahren dürfe, der seinen Geist nicht vor Eindringlingen verschließen könne.
    Und sie baten mich darum, meine Zustimmung zu geben. Es fiel mir schwer, aber ich vertraue Shainara und Mártainn. Und Deiner Mutter vertraue ich mehr als jedem anderen Menschen.
    Und wenn ich etwas weiß, dann, dass sie es niemals ohne gewichtige Gründe getan hätte. Sie nicht, und auch Shainara nicht."


    Er schwieg einen Moment. „Was glaubst Du, was für Rhiannon das Wichtigste im Leben ist?"


    07.jpg lupe.png7


    „Lass mich raten", sagte ich, und meine Stimme hatte einen sarkastischen Unterton. „Der Dienst an ihrem Land?"


    Gwern sah mir in die Augen, und es lag kein Tadel in seinem Blick.
    „Unsere Töchter", sagte er dann langsam und deutlich. „Ich weiß, dass es schwer war für Dich. Aber woher nimmst Du die Gewissheit, dass es das nicht auch für Rhiannon war?"


    Ich schwieg und sah auf meine Stiefelspitzen.


    „Denk darüber nach", forderte mich mein Vater auf.


    08.jpg lupe.png8


    Nein. Das würde ich nicht. Es gab keine Entschuldigung für das, was sie und Shainara getan hatten.
    Ohne ein Wort der Erklärung.


    Gwern konnte mir offenbar meine Ablehnung vom Gesicht ablesen, denn er beugte sich zu mir und sagte eindringlich: „Dich fortzugeben, was das Schwerste, was Rhiannon jemals tun musste. Und weißt Du, warum ich das so genau weiß?"
    Er blickte mich ernst an.


    09.jpg lupe.png9


    „Ich weiß das, weil ich es war, der sie in der Nacht, nachdem Shainara Dich mitgenommen hat, in den Armen gehalten und ihre Tränen getrocknet hat. Alles hat zwei Seiten, Neiyra. Man muss nur beide Seiten sehen wollen."
    Er war aufgestanden und gegangen.


    Und ich hatte natürlich doch darüber nachgedacht. Den ganzen restlichen Nachmittag konnte ich an nichts anderes denken.


    Es klopfte, und Ceilith steckte den Kopf durch die Tür.
    „Ihr solltet langsam nach unten gehen, Herrin", sagte sie.


    10.jpg


    Ich nickte und lächelte ihr zu.
    „Ceilith." Ich zögerte einen Moment. Was sollte ich ihr sagen? Ich wusste nicht, wie Artair sich entschieden hatte - wen er nun als Gowans Nachfolger zu seinem Knappen berufen wollte - aber wenn es Braigh war, sollte seine Mutter an diesem großen Moment teilhaben.
    „Du und Braghan, ihr solltet heute Abend in der Hohen Halle sein."


    Ein besorgter Ausdruck huschte über Ceiliths Gesicht.
    „Geht es um Braigh?", wollte sie wissen.


    Ich hob beschwichtigend die Hand.
    „Ich bin mir nicht sicher. Aber möglicherweise könntet ihr drei heute Abend noch etwas zu feiern haben."


    Die Besorgnis wich nicht von Ceiliths Gesicht, aber sie nickte dankbar.
    „Ich werde Braghan Bescheid geben", sagte sie und ging wieder.


    Ich gürtete mein Schwert und machte mich auf den Weg.


    In der Halle waren die Stühle für den Hohen Rat bereits wieder entfernt und die Tafeln für das Festmahl aufgestellt worden.
    Ich ging langsam durch den Mittelgang, meine Augen auf die Szene gerichtet, die sich vor meinen Augen abspielte.


    11.jpg lupe.png11


    Ariadna hatte sich ebenfalls frisch gemacht und stand, in ein erlesenes Kleid gehüllt, dicht neben Artair. Selbst, als Artair auf einen Zuruf Brans hin zu ihm ging, wich sie nicht von seiner Seite; die ganze Zeit sah sie ihn bewundernd an. Und Artair warf ihr Blicke zu, als könne er nicht glauben, dass sie da sei und dass es sowas wie sie tatsächlich gab.
    Mir wurde übel.


    Als Artair mich entdeckte, winkte er mir zu und bedeutete mir, zu ihm zu kommen.
    Widerstrebend ging ich das letzte Stück zur Empore und stieg die Stufen hinauf.


    12.jpg


    „Neiyra", sagte Artair und berührte einen kurzen Moment Ariadnas Hand.
    „Das ist Ariadna, Brans und Shainaras Tochter." Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht.


    „Aha", hörte ich mich sagen, und ich kam mir plump und unbeholfen vor.


    13.jpg


    „Ihr tragt Hosen", sagte Ariadna überrascht.

    Ich starrte sie an und hatte keine Ahnung, was ich auf etwas so Offensichtliches erwidern sollte.


    „Neiyra kämpft. Deshalb wird sie heute Abend bei Gowans Berufung mit in der Ehrenlinie stehen", erklärte Artair, und Ariadnas Augen wurden groß und rund vor Erstaunen.
    Und sie schimmerten immer noch. Grundgütiger, wie machte sie das?


    „Neiyra ist die Tochter von Rhiannon und Gwern", ergänzte Artair.


    14.jpg


    „Dann seid ihr meine Base!", rief Ariadna und klatschte lachend in die Hände.


    15.jpg


    „Ich vermisse meine Schwestern und meine Damen. Nur meine Amme ist mitgekommen, und ich bin es gar nicht gewohnt, so viel allein zu sein", ließ sie mich wissen.
    „Wir wollen Freundinnen werden, nicht wahr?"


    „Da würde ich nicht drauf wetten", murmelte ich, aber zum Glück hörte mich keiner der beiden, weil sie schon wieder damit beschäftigt waren, sich in die Augen zu sehen.


    Ich wandte mich ab und wollte wieder gehen, aber Artair hielt mich zurück.


    16.jpg


    „Neiyra", wandte er sich an mich, „könntest Du Gowan heute Abend etwas beschäftigen? Du weißt, dass es eigentlich seine Aufgabe als mein Knappe ist, uns bei Tisch zu bedienen, aber ich möchte nicht, dass er das heute tut. Dies ist sein Tag, und wenn ich ihn rufe, sollte er nicht mit einem Krug hinter mir stehen, sondern bei seinen Freunden sitzen. Kannst Du Dich darum kümmern?"


    Ich nickte und wartete einen Moment, ob Artair noch etwas hinzufügen wollte, aber seine ganze Aufmerksamkeit war schon wieder auf Ariadna gerichtet, und so drehte ich mich um und ging die Stufen hinab in die Halle.


    17.jpg


    Ich sah Brayan an einem Tisch in der Nähe eines der Kamine sitzen, und er sah mich mit gerunzelter Stirn an.
    Offenbar hatte er meine erste Begegnung mit Ariadna beobachtet. Seine Hände lagen um einen Krug Ale, und aus der Anzahl der leeren Krüge vor ihm ließ sich schließen, dass es nicht sein erstes war.
    Ich setzte mich zu ihm.


    „Was war das?", fragte er mit einer Kopfbewegung in Artairs Richtung.


    Ich berichtete ihm von Artairs Bitte, und er nickte nur knapp.


    Die Halle füllte sich rasch, und nach und nach setzten sich einige unserer Gefährten an unseren und die benachbarten Tische.


    18.jpg lupe.png18


    Alle freuten sich auf das Festmahl und Gowans Berufung, und es herrschte eine lockere, gelöste Stimmung; derbe Scherze flogen hin und her und viele Krüge Ale wurden geleert.
    Brayan dagegen war auffallend still, sein Blick wanderte häufig zur Hohen Tafel, und ebenso häufig fühlte ich ihn auf mir ruhen.


    Schließlich sah ich Gowan durch den Mittelgang Richtung Empore hasten, und ich stand auf und zog ihn am Ärmel.


    19.jpg


    „Setz Dich zu uns, Gowan", sagte ich.


    „Ich kann nicht", erwiderte er hastig. „Ich bin schon spät dran, und ich muss Artair vorlegen, wenn das Mahl beginnt."


    „Heute nicht", antwortete ich.
    „Artair hat mir gesagt, dass er Deine Dienste nicht benötigt, die Knappen von König Bran werden bei Tisch bedienen. Setz Dich zu uns."


    Gowan runzelte die Stirn und warf einen skeptischen Blick zur Hohen Tafel, als hätte er Zweifel, dass Brans Knappen Artair anständig versorgen würden; gab aber dann nach und setzte sich neben mich.
    Er schenkte sich einen Krug Ale ein.


    Gowan war ein netter, unkomplizierter Bursche, und ich hatte ihn sehr gern.
    Er hatte seinen Dienst immer mit Begeisterung und Sorgfalt erfüllt, egal zu welcher Stunde; und er hatte sich zu einem hervorragenden Kämpfer entwickelt.


    20.jpg lupe.png20


    Der erste Gang des Festmahls wurde aufgetragen, und er machte dem Anlass alle Ehre.
    Es gab Hechtklösschen in gelber Sauce, Mangoldtorten, Eier in Safransauce und Fleischpasteten.


    Ich warf einen skeptischen Blick darauf; während der letzten Wochen war unsere Verpflegung mehr als dürftig gewesen, und ich befürchtete, dass der Großteil der Männer eine problematische Nacht verbringen würde.
    Meine Vermutung wurde sogleich noch verstärkt, als Alasdair die dampfenden Schüsseln mit leuchtenden Augen musterte und rief: „Ich hoffe, dass es Nonnenfürze gibt."
    Alle lachten; Alasdairs Vorliebe für Naschereien war weithin bekannt.


    Gowan sprach den Speisen tüchtig zu, und ich war froh darüber.
    Aller Ablenkung zum Trotz schien Artair dennoch nach wie vor auch an Kleinigkeiten zu denken, denn er hatte nicht nur dafür gesorgt, dass Gowan bei seinen Freunden und Gefährten saß, wenn er ihn rief, sondern auch darauf geachtet, dass er zumindest etwas im Magen hatte, bevor er ihn zur Wache schickte.
    Die Wache war die letzte Prüfung, um sich der Aufnahme in die Reihen der Kämpfer als würdig zu erweisen.
    Während der Wache durfte man weder essen noch trinken, nicht schlafen, sich nicht einmal bewegen.
    Und sie würde bis zum morgigen Abend dauern.


    Als der erste Gang beendet war, erhob sich Artair und trat nach vorne.
    Das Gelächter und die Gespräche erstarben, und eine gespannte Stille breitete sich aus.


    „Ich rufe meine Brüder und Schwestern im Kampf", sagte er laut.


    21.jpg lupe.png21


    Wir standen auf, wie ein Mann, und wandten ihm unsere Gesichter zu.


    „Ich benenne euch zu Zeugen. Ich rufe meinen Knappen Gowan, Sohn von Kincaid und Lainie, zur Wache."

    Gowan ließ seinen Kelch fallen und sah bleich und erschrocken aus.


    22.jpg


    Ich zwinkerte ihm zu und beugte mich zu ihm herab. „Weißt Du, was Du sagen musst?", raunte ich ihm zu, und er nickte.


    Er stand auf, ging unsicheren Schrittes durch den Mittelgang nach vorne und kniete vor Artair nieder.


    23.jpg lupe.png23


    „Ich kann diese Ehre nicht annehmen, mein König", gab er die vorgeschriebene Antwort.


    „Nennt mir den Grund."


    „Ich bin Euer Knappe und werde Euch nicht unversorgt zurücklassen."


    „Ihr seid ein Mann von Ehre", erwiderte Artair, „aber für Euren König wird gesorgt sein."


    Er ließ seine Augen über die Halle schweifen, bis sie den Tisch erreicht hatten, an dem die jungen Burschen saßen, die sich für das Leben an der Waffe entschieden hatten. Sie alle sahen ihn erwartungsvoll und gespannt an.


    „Ich rufe Braigh, Sohn von Braghan und Ceilith, um Gowan als mein Knappe nachzufolgen."


    24.jpg lupe.png24


    Johlender Beifall brach an dem Tisch aus; die Knaben und Mädchen schüttelten Braigh, der benommen auf seinem Platz saß und noch gar nicht recht zu verstehen schien, was ihm gerade widerfahren war, die Hände und schlugen ihm auf die Schultern.


    Schließlich stand Braigh auf und ging nach vorne zu Artair und Gowan, und auf dem Weg dorthin begann sein Gesicht zu leuchten.


    Ich wandte mich um und suchte nach Braghan und Ceilith, und ich entdeckte sie an einem Tisch nahe der Tür.


    25.jpg


    Braghan strahlte, aber Ceilith sah unglücklich aus, obwohl sie sich sichtlich bemühte, sich für Braigh zu freuen.


    26.jpg


    Als Braigh Gowan erreicht hatte, umarmten sie sich, und man konnte unmöglich ausmachen, welcher der beiden im Moment wohl glücklicher war.


    „Braigh", sagte Artair, „bist Du bereit, als mein Knappe in meinen Dienst zu treten?"


    „Das bin ich, mein König", sagte Braigh strahlend.


    „Dann soll es so sein", erwiderte Artair.


    Braigh drehte sich zu Gowan, und der fischte aus seinem Wams einen winzigen, goldenen Schlüssel.
    „Ich übergebe Dir den Schlüssel zur Kammer des Königs", sagte er und hielt Braigh den Schlüssel hin, der ihn ehrfürchtig betrachtete und an sich nahm, als sei er ein kostbarer Schatz.
    „Diene unserem Herrn gut", sagte Gowan ernst, und Braigh erwiderte voller Inbrunst: „Das will ich tun."


    „So nimm Deinen Platz ein, Braigh", sagte Artair, und Braigh erklomm die Stufen und stellte sich hinter Artairs Stuhl.
    „Und nun wählt Euren Schutzherrn, Gowan."


    27.jpg


    Jeder Knappe, der in die Reihen der Kämpfer aufgenommen wurde, musste einen Schutzherrn wählen, der ihm in seinem ersten Jahr zur Seite stand, ihm half und mit allem vertraut machte.
    Normalerweise war dies der Mann, dem der Knappe gedient hatte, aber in Gowans Fall war das nicht möglich, denn Artair war der König, dem er seinen Eid schwören musste, und der unser aller Befehlshaber und Schutzherr war.
    Stille breitete sich aus.


    28.jpg lupe.png28


    „Ich wähle Neiyra", sagte Gowan.
    Artair sah zu mir herüber, und unsere Blicke begegneten sich.


    29.jpg


    Ich wusste, wir dachten beide an den Moment, an dem er mich zur Wache gerufen hatte.


    Ich trat nach vorne, legte Gowan leicht die Hand auf den Arm und lächelte ihm zu.


    „Mit Freuden will ich Deine Schutzherrin sein, Gowan", sagte ich, und Gowan erwiderte mein Lächeln.


    Artair sah Gowan ernst ins Gesicht.
    „Morgen will ich Euch in die Reihe der Krieger aufnehmen, Gowan, und ich bitte Königin Rhiannon und König Bran, Euren Eid ebenso anzunehmen wie ich", sagte er.


    30.jpg


    „Aber gerne, aber gerne!", rief Bran vergnügt, und Rhiannon nickte lächelnd.




    So, noch grad die Kommis, und dann kommt das 12. Kapitel.


    Kiara: bloß keinen Stress wegen Kommis. ;)
    Die Lupe finde ich auch total toll, weil ich dadurch auch die Möglichkeit hab, Bilder einmal ganz nah zu zeigen und dann nochmal von weiter weg, aus einer anderen Perspektive oder so, ohne dass es Suchbilder werden.
    Das die Kinder des Frühlingsfeuers nicht bei den Priesterinnen bleiben dürfen, ist wirklich hart - aber sie sind halt ein Geschenk der Götter, etwas ganz Besonderes, und gehören zu dem Land, zu dessen Segnung sie geboren wurden. Manchmal wächst ein solches Kind übrigens doch bei der Mutter auf, wenn der Vater nichts dagegen hat. Es ist also nicht verboten.
    Ich glaube, dass Artair sich in Araidna zu vergucken scheint, gefällt wohl den wenigsten Lesern. ;)
    Und Du hast ihn gut beschrieben - er ist fürsorglich und verantwortungsvoll.
    Neiyra ist tatsächlich eine Prinzessin, und sie wäre ganz sicher auch eine "würdige" Braut für Artair. Es geht da auch eher darum, dass Ariadna eine Spur zu hoch gestellt wäre für Brayan. Und dadurch, dass sie ein Kind der Frühlingsfeuer ist, ist ihre Abstammung auch noch edler als die von Neiyra, auch als die von Artair.
    Das mit den vielen Sims ist tatsächlich... anstrengend. :D Der Rechner verkraftet das gut, aber ich manchmal nicht. *ggg*



    Llynya: ach, auch bei Dir sag ich: keinen Stress wegen Kommis, bitte. ;)
    Ja, es war wirklich mal Zeit für ein paar Antworten, oder? Man kann ja nicht immer nur rätselhaft herumorakeln. :D
    Das mit den Cul´Dawr sehe ich auch so. Manchmal sind die Dinge ganz anders, als man immer gedacht hat, und plötzlich werden aus Feinden Verbündete und vielleicht auch mal irgendwann Freunde, wer weiss?
    Warum Neiyra von ihren Eltern weggeholt wurde - tja, diese Frage bleibt tatsächlich noch offen. Und auf die wird es auch noch sehr lange keine wirkliche Antwort geben. *Grins* Aber ihre Gabe ist auf jeden Fall ein interessanter Punkt, oder?
    Und auch Du kannst Dich nicht mit Ariadna anfreunden. Da hab ich wirklich gut vorgearbeitet und klare Fronten geschaffen, oder? :roftl
    Dabei ist sie doch so niedlich, und so jung. Ob sie wirklich verwöhnt ist, wird man noch sehen. Sie bleibt uns erhalten. ;)
    Und der Tag war sicher nicht schön für Neiyra. Lang, und anstrengend. Er hat sich über sieben Kapitel erstreckt und wird erst mit dem nächsten ein Ende finden.
    Liebe Grüße zurück!

    Pft. Bestimmt ist diese Bettina-Schnepfe jetzt auch schwanger. :angry
    Innad hat doch die Tendenz, ihre Protagonisten zu quälen. :D

    Ja! Ja! Ja! Ich wusste es! *FreudentänzchenMach* :applaus
    Oh, das freut mich so für Eileen!
    Auch wenn es sicher nicht einfach wird und sie der Gedanke an ein Dasein als alleinerziehende Mutter vielleicht erst mal ängstigt und erschreckt, ist es doch auch etwas, was ihr Kraft geben kann und einen positiven Blick in die Zukunft ermöglichen kann.
    Und ich freu mich schon so auf die Szene, wenn Marcel das erfährt. *HämischGacker*
    Ha, das ändert die Sachlage - auch die rechtliche - ja grundlegend. Da wird es nicht mehr so leicht sein, Eileen aus dem Haus zu befördern.
    Aber vermutlich wird Marcel, so wie ich ihn einschätze, erst mal seine Vaterschaft bezweifeln *grmpf* und Eileen damit zusätzlichen Kummer bereiten. :angry Aber sowas lässt sich ja zum Glück eindeutig klären.
    Ach, und Mr. Blue Eyes - das ist doch ein Netter (er gefällt mir übrigens auch optisch super gut :D). Und, im Gegensatz zu Marcel, auch empathisch - erwähnt den Karaoke-Auftritt erst mal von sich aus nicht, könnte ja sein, dass Eileen sich nicht daran erinnert oder erinnern möchte, und dass es ihr peinlich wäre, wenn er sie drauf anspricht.
    Der gute Doktor hat doch bestimmt nichts gegen eine Frau mit Kind einzuwenden, wenn die Dame die richtige für ihn ist.


    Wieder eine schöne Fortsetzung, und ich war am Anfang so gespannt, was nun eigentlich los ist, dass ich richtig hibbelig war. :roftl