So, Ihr Lieben, hier kommt endlich die Auflösung zur geheimnisvollen Türe, ich hoffe, Ihr seid nicht allzu enttäuscht!
„Was ist denn?“, fragte ich ein wenig genervt, während ich die steile Kellertreppe hinunterstieg. „Hast Du endlich Deinen Schatz gefunden?“ „Ach was.“, sagte sie. „Sieh nur, hier ist nichts! Absolut gar nichts!“ Sie schien sehr wütend zu sein.

Ich sah das Ganze mal wieder nicht so ernst. „Immer noch besser, als eine verweste Leiche anzutreffen, oder?“ Sie stöhnte. „Halt doch den Mund, Tom. Ich finde das nicht lustig. Irgendwas muss doch hier sein. Man verschließt doch nicht einfach so einen leeren Keller, das ergibt doch keinen Sinn.“

Ich zuckte mit den Schultern, während sie mit der Taschenlampe den Raum absuchte, doch es war nichts zu finden. Der ganze Raum war wahrhaftig gähnend leer. Enttäuscht ging Lena wieder nach oben. Sie schnappte sich ein Buch und tat, als würde sie lesen. Doch sie blätterte kein einziges Mal um. Ich war verwirrt. Hatte der leere Keller sie so aus der Bahn geworfen? Warum nur? Natürlich war es komisch, dass Fischer einen leeren Keller verschlossen hatte, doch er hatte bestimmt seine Gründe gehabt. Ja, auch ich machte mir meine Gedanken.
Ich ging im Haus herum und dachte nach.

Ich war eigentlich gerade völlig abgelenkt, als mir plötzlich, als ich beim Fenster vorbei ging, etwas auffiel: Da draußen am Waldesrand lief ein kleiner Junge herum, höchstens drei Jahre alt. Wer zum Teufel lässt sein kleines Kind ganz alleine im Wald herumlaufen, dachte ich wütend. Doch dann war das Kind plötzlich verschwunden. Ich dachte, vielleicht war die Mutter ja doch irgendwo in der Nähe, und verwarf den Gedanken an eine solche Rabenmutter. Da läutete plötzlich das Telefon. Ich eilte nach unten und hob den Hörer ab.

„Ja, bei Edenstein?“, rief ich genervt in den Hörer. „Hallo, Schwiegersohn, hier ist Lenas Mama.“ Oh, das war natürlich völlig unerwartet. „Hallo, Erika! Wie geht’s Dir denn?“ Sie schien sich über die Frage zu freuen. „Oh, schön, dass Du fragst, mir geht’s gut. Ich wollte fragen, ob Du und Lena Lust habt, mit mir und meinem Mann Essen zu gehen.“ Ich dachte kurz nach. „Das ist ein bisschen blöd, wegen Elias. Wir können ihn nicht einfach allein zu Hause lassen.“ Sie lachte. „Aber natürlich nicht, drum habe ich auch schon Deine Mutter gefragt, ob sie aufpassen könnte, und sie hat Ja gesagt!“ Na prima. Ich hatte einfach keine Lust, heute noch irgendwo hin zu gehen. Ich rief nach Lena und fragte sie. Diese war sofort begeistert und stimmte dem Vorschlag zu.

Wenig später kamen dann meine Eltern, um auf Elias aufzupassen. Bessere Babysitter hätten wir nicht finden können. Immer, wenn sie Elias sahen, fingen sie an zu strahlen. "So, nun macht Euch aber auf den Weg zum Restaurant!", rief meine Mutter. "Sonst kommt Ihr noch zu spät!" Und so kam es, dass wir schon bald in einem Restaurant mit bayerischer Küche saßen.

Ich hatte irgendwie gar keinen Appetit, doch Lenas Eltern bestanden darauf, dass wir das Rahmschnitzel in Champignonsoße probieren sollten. Der Gesprächsablauf reduzierte sich auf Lena und ihre Schwangerschaft. Ihre Mutter fragte sie die verrücktesten Dinge und war voller Euphorie. Unbedingt wollte sie wissen, was es wird, wollte jedes Gefühl genau beschrieben haben. Irgendwie kam es mir so vor, als wäre sie selbst noch nie schwanger gewesen, und würde deshalb diese ganzen Dinge fragen.

Als dann das Essen serviert wurde, staunte ich nicht schlecht. Es war eine riesige Portion, und es hat wirklich gut geschmeckt. Erst gegen zwölf Uhr kamen wir wieder nach Hause. Meine Eltern saßen am Tisch und tranken Kaffee. "Wir müssen uns doch irgendwie wach halten.", lachte meine Mutter. Und dann fuhren sie nach Hause. Wir gingen zu Bett. Und als wir bereits eine Weile im Bett lagen und Lena bereits eingeschlafen war, hörte ich wieder dieses Kratzen, als würde jemand mit den Fingernägeln an einer Tür kratzen.

Vielleicht war es ein Hund oder eine Katze, die jede Nacht kam, um gefüttert zu werden. Vielleicht war es sogar Fischers Katze. Ich trottete verschlafen nach unten, um auszumachen, wo das Geräusch herkam. Doch bereits beim Betreten der Treppe verstummte es. Ich wartete eine Weile, doch es kam nicht wieder. Seltsam, dachte ich, und ging wieder ins Bett. Ich schlief sofort ein und hörte auch kein Kratzen mehr.
Im Laufe der Zeit hatte sich das Kind daran gewöhnt, dass es immer regelmäßig Essen bekam. Es konnte seinen Hunger schon sehr früh danach richten, und mehr als auf das Essen freute es sich auf die Frau. Leider konnte das Kind nicht sprechen, denn niemand hat es ihm jemals beigebracht. Die Frau sprach zwar mit ihm, und es kannte auch die Bedeutung der einzelnen Wörter, doch wirklich verstehen konnte das Kind die Frau nicht. Wenn die Frau den Finger auf die Lippen legte und „pssst“ machte, wusste das Kind, dass es zu laut war. Und „Oben“ und „Draußen“, das waren die Orte, an denen es anders roch und wo die Helligkeit es blendete. Der böse Mann war die tiefe Stimme, und das Püppchen war es selbst. Als die Frau an jenem Abend kam, hatte sie etwas dabei. Sie zündete eine mitgebrachte Kerze an und erklärte, dass heute Weihnachten war. Dieses Wort kannte das Kind noch nicht. Die Frau gab dem Kind ein Geschenk. Natürlich konnte es nichts damit anfangen, und die Frau zeigte ihm, dass man es auspacken musste. Im Innern der Schachtel befand sich eine Puppe. Das Kind roch daran und rümpfte die Nase. Die Frau lachte. „Das ist neu, Liebling. Deshalb riecht es so.“ Die Frau hatte heute so ein seltsames Leuchten in den Augen, wie noch nie zuvor. Durch den Schein der Kerze konnte das Kind die Gesichtszüge der Frau genau ausmachen und fand sie einfach nur wunderschön. Ein seltsames Empfinden, doch es konnte einfach den Blick nicht abwenden. Die Frau blieb an diesem Abend zum ersten Mal über Nacht, doch am nächsten Morgen musste sie wieder gehen. Das Kind war in ihrem Arm eingeschlafen, und es tat ihr in der Seele weh, es allein lassen zu müssen. „Es tut mir leid, Püppchen, aber ich muss zur Arbeit.“ Das Kind sah ihr wehmütig nach und hatte Tränen in den Augen. Nein, sie durfte nicht gehen. Es wollte nicht mehr allein sein. Und da fing es zum ersten Mal an, zu weinen.