Reisebericht
Mittwoch
Weckerklingeln – Es ist 4:10Uhr nach deutscher Zeit. Kathy wacht, die Augen mühsam öffnend, auf und bewegt sich mehr blind als sehend ins Esszimmer. Nach einem Frühstück mit aufgebackenen Brötchen und einem anschließenden Besuch im Badezimmer steht Kathy schließlich um 5:20Uhr nach deutscher Zeit mit gepacktem Koffer und Tasche aufbruchsfertig im Flur. Es kann losgehen.
Eine halbe Stunde später hat sie den Koffer gegen das Flugticket eingetauscht und wartet nun in der 32 Schüler plus 3 Lehrer großen Gruppe. Auf Kommando wird durchgezählt – jeder hat am Tag zuvor eine Zahl zugewiesen bekommen -; die Gruppe ist vollständig und bewegt sich nun zur Sicherheitskontrolle.
Die Aufregung Kathys steigt mit zunehmender Zeit, sodass sie fast ins falsche Flugzeug gestiegen wäre, nur um einen Fensterplatz bei ihrem ersten Flug zu bekommen. Macht ja nichts, Zürich wäre auch schön gewesen. Dank zwei älteren Brüdern hat Kathy Ellenbogen, um sich an den Anfang der Schlange zu drängeln um als erste ihren Flieger nach London zu betreten.
Am Fenster wartet sie nun gespannt auf den Start, doch der Flieger muss zunächst warten. Wie parken Flugzeuge eigentlich ohne Spiegel ein, ohne das Leitfahrzeug zu überfahren? Wieso fangen die Stewardessen nicht total an zu lachen, während sie völlig übertriebene Handbewegungen bei der Sicherheitseinweisung machen?
Nun bewegt sich der Flieger und rast die Startbahn entlang. Die Aufregung beim Start wird später von Langeweile überschattet. So einen Flug habe ich mir schon aufregender vorgestellt. Schade eigentlich.
Nach der Landung betritt Kathy englischen Boden, dort ahnt sie aber noch lange nicht, wie „strange“ die Briten wirklich sind. Zunächst outen wir uns als Touristen, indem wir rechts gehen und dabei fast andere Menschen umrennen. Naja, das kann ja schon mal vorkommen. Die Fahrt auf der Autobahn im Bus ist zunächst ungewohnt, da man sich wie ein Geisterfahrer vorkommt, doch gewöhnt man sich ziemlich schnell daran und langweilt sich. Wann sind wir da? Unser erster Eindruck von London ist: Dreckig, alt und vernachlässigt. Dies gilt es, in den nächsten fünf Tagen zu widerlegen.
Am Hotel angekommen werden unsere Erwartungen übertroffen – im negativen Sinne. Natürlich haben wir nicht in einem hübschen Nobelhotel gerechnet, doch wer dachte dabei an so eine Bruchbude im Hinterhof? Das Hotel, „The Generator“, besteht aus sehr viel Metall und erdrückenden, dunklen Blautönen, dagegen aus sehr wenig Fenster. Das Gepäck abgelagert machen wir uns auf den Weg zum Covent Garden. Underground fahren ist lustig zumal man nicht lange warten muss. Auch wurde keiner von den Schranken am Eingang des Undergroud-Gebäudes erdrückt, wie es in Frankreich der Fall war. Doch nicht vergessen: Please mind the gap.
Am Covent Garden angekommen machen sich Vivienne und Kathy auf die Suche nach einem Starbucks. Zwischendurch wird beim McDonald’s und bei Tesco, dem britischen Aldi, eingekehrt.
Anschließend wandert die gesamte Gruppe, nach dem Durchzählen, versteht sich, durch das Rotlichtmilieu, durch Chinatown, was wirklich eindrucksvoll war um dann den Piccadilly
Circus, einen Platz mitten in London, zu suchen. Von da aus erkunden Vivienne, Thorsten, Alex, Chris und Kathy die Oxford Street, auf der Vivienne und Kathy von einem Model-Scout angesprochen werden. Wie schade, dass wir nicht in London wohnen.
Der Tag scheint in der Disco des „Generators“, der Bruchbude, auszuklingen. So gehen schließlich Vivienne, Kütti und Kathy auf ihr Zimmer, in der Hoffnung zu schlafen. Doch was war das? Ein Schatten? Beim Kofferauspacken erblicken wir in einem Bruchteil einer Sekunde ein Etwas, das auf dem Boden von einem Bett zum anderen huscht. Leicht panisch identifizieren wir die Maus und verklickern das mit leichtem Ekel dem Typen an der Rezeption, der nicht sonderlich überrascht erscheint. Wenig später, so gegen 23:00 Uhr englischer Zeit, und wieder zurück auf Zimmer 437 befinden sich Vivienne, Kütti, ein Security-Typ vom „Hotel“ und – wer hätte es gedacht – die Maus. Der Security-Typ scheint die Maus zu ignorieren. Hat da jemand heimliche Angst? Coward! Uns wird zwar aus Höflichkeit ein neues Zimmer angeboten, doch wird uns auch klar, dass wir mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit wieder eine Maus, wenn nicht sogar die Maus, haben werden. Also fallen wir völlig erschöpft ins Bett. Kathy sollte es ja egal sein, sie schläft immerhin oben.
Donnerstag
Von Sonnenstrahlen um 6:00 Uhr geweckt beginnt Kathy ihren Tag. Das Frühstück besteht – für sie – aus Tee, da der Fertig-Kaffee ekelig schmeckt, Toastbrot und Marmelade. Der Anfang des Tages ist nicht sonderlich aufregend. Der Besuch des Impereal & War Museum sowie ein Gang durch die erhaltenen und zum Museum umgebauten Churchill & War Rooms stehen auf dem Programm. Der Tag beginnt also nicht sonderlich aufregend, doch gehören Museenbesuche zu einer Studienfahrt.
Anschließend gehen Thorsten, Inga, Vivienne und Kathy zum House of Lords, dem britischen Parlament. Bei der Sicherheitskontrolle fragt Inga: „Shall I undress me?“, woraufhin der Wachmann versteht, bzw. verstehen will, Inga wolle sich ganz ausziehen. Nachdem dieses Missverständnis beseitigt wurde, gehen wir durch die Sicherheitskontrolle, bekommen einen netten Aufkleber und betreten das imposante Gebäude, das viel eher an eine Kirche als an ein Regierungsgebäude erinnert. Nach einer weiteren Sicherheitskontrolle steigen wir die Treppen in noch beeindruckendere Räume hinauf und sitzen schließlich auf den Besuchertribünen. Unten säumen rote Lederbänke den Raum. An einer goldenen Wand steht ein goldener Thron. In der Mitte befinden sich der einzige Tisch sowie ein riesigen Hocker, auf dem ein goldenes Zepter liegt. Wenige Männer sitzen vereinzelnd auf den roten Lederbänken sowie auf dem Hocker, während einer eine Rede über die Behindertenunfreundlichkeit der Underground redet.
Am Abend des Tages steht noch das Musical „The Lion King“ auf dem Programm. Das Stück beginnt und schon ist der ganze Saal erfüllt von afrikanischen Klängen. Die Kostüme sind einfach unbeschreiblich. Schenkt mir jemand die CD? Das Musical muss man erlebt haben. Es ist so unbeschreiblich.
To be continued.
Love,
Kathy