Jemand, der mich hält

  • Das ist ja eine überraschende Entwicklung.Alec scheint ja ganz schön geldgierig zu sein.Geschäfte sind wohl das einzige was ihn interessiert.Und ich hab so eine Idee wie es laufen könnte.Die Verhandlungen um Samanthas Haus werden sich lang und zäh dahinziehen und dabei entwickelt sich eine Zuneigung irgendwann zwischen den beiden.Aber wird Samantha wirklich ihr Haus aufgeben oder Alec auf das Geld verzichten und sich für die Liebe entscheiden und zu Samantha ziehen?

  • Hallo ...

    Ich finde diese Idee auch einfach super ...
    Alec hat was ... Klar, er will Kariere machen, aber wenn er sich dann mal für die Liebe entscheiden wird bzw. die Zeit dafür da ist, wird er sich sicher voll und ganz auf sie stürzen ... ;) Hach, wie aufregend. Du hast das Kapitel wirder sehr schön geschrieben. Du hast mich richtig in den Bann gezogen.

    Hmm. Wie wird wohl die erste Begegnung ausfallen? Entweder sie streiten sich und finden sich insgeheim richtig toll und anziehend oder sie ist gar nicht an ihm interessiert und schickt ihn nach dem ersten Klingeln wieder weg.

    Freue mich schon ...

    Liebe Grüße
    Manja

  • Danke für die Kommentare, ich freue mich immer total darüber :)


    Vercula: Du hast Recht, Alec ist sehr geld- und vor allem erfolgfixiert. Das ist für ihn alles, was zählt.
    Deine Vermutung ist gut (ich liiiiebe Spekulationen :D ), aber ganz so einfach will ich es auch nicht werden lassen, soll ja spannend und nicht vorhersehbar sein sein :D
    Aber dass Samantha ihm gleich das Haus verkauft oder Alec gleich aufgibt, weil sie es nicht will - nein, so wird es natürlich nicht laufen :D Leider werden während der Verhandlungen noch ziemlich dunkle Seiten von Alec ans Licht kommen :-/


    Chipsi: Danke! Du hattest mir auch eine PN oder sowas geschrieben oder? Ich finde sie leider nicht mehr, dabei wollte ich dir so gerne antworten, weil ich das so nett fand und mich so gefreut hab :)
    Also entschldige bitte meine Unhöflichkeit nicht zu antworten, aber ich bin wohl einfach zu dumm für die Komplexität dieses Forums, ich finde sie nicht wieder :D
    Du wirst noch heute erfahren, ob Samantha sich ihr Haus einfach abnehmen lässt ;)


    Manja: Dankesehr! Ich mag Alec auch, auch wenn er später noch deutlich unsympathischer wird, befürchte ich... Aber für ihn zählt einfach nur Erfolg, Erfolg, Erfolg. Und er ist sehr entschlossen, zu kriegen, was er sich vorgenommen hat.
    Aber ob er (heimlich) Interesse an Samantha haben wird? Oder sie an ihm? Abwarten :D

  • Zunächst soll es heute mit Elena und einem Einblick in ihr Leben weitergehen.
    Da dieses Kapitel aber sehr kurz ist und ich finde, dass so langsam auch mal etwas Handlung statfinden sollte, stelle ich nachher noch das nächste Kapitel - aus Alecs Sicht - online.
    Trotzdem freue ich mich auch über Kommentare zu Kapitel 5.







    Alles ist wie immer. Nur schlimmer.
    (Bernd das Brot)

    -





    In Gedanken versunken räumte sie das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Zum Glück hatte Samantha wieder angefangen, etwas mehr zu essen. Es wäre nicht auszumalen gewesen, was mit ihrem Körper geschehen wäre, wenn sie die Nahrung noch länger verweigert hätte.
    Sie tat ihr Leid.
    Seit Pauls Tod war sie ein anderer Mensch geworden, auch wenn Elena wusste, dass sie tief in ihr noch die alte Samantha von früher war. Doch im Moment konnte sie diese Samantha einfach nicht rauslassen, sperrte sie weg.




    Paul Louis war ein guter Mann gewesen, Elena hatte ihn sehr gemocht. Sein Charakter, seine Art, sein ganzes Auftreten war so bestimmt, aber doch so ruhig und freundlich gewesen. Er hatte eine ganz besondere Art zu reden gehabt, zu arbeiten, zu leben, und sicher auch zu lieben. Elena verstand gut, was Samantha an ihm gefunden hatte.
    Auch für sie war es schlimm, jetzt in der Vergangenheit von ihm zu reden. Auch sie vermisste ihn. Jedoch war er trotz allem nur ihr Arbeitgeber gewesen und das Leben ging einfach weiter. Langsam fühlte sie sich ausgebrannt. Seit seinem Tod hatte sie kaum einen freien Tag gehabt, konnte und wollte Samantha nicht zumuten, für sich selbst zu sorgen, alleine zu sein.



    Sie hatte sich um sie gekümmert wie um ein kleines Kind, sie umsorgt wo sie nur konnte und tat es auch heute noch, aber langsam fragte sie sich, wie lange das noch so weitergehen sollte. Lange hielt sie das nicht mehr aus, auch sie musste wieder ihr eigenes Leben führen. Im Moment war das einfach nicht möglich.
    Elena war eine kleine, zierliche Frau Ende zwanzig. Seit sechs Jahren lebte sie nun schon hier, hatte in ihrer Heimat Polen alles aufgegeben, es aber nie bereut. Nie hatte sie hohe Ansprüche an sich oder ihr Leben gestellt, war fleißig und gründlich und zuvorkommend. Sie wusste, dass ihre Art es Anderen leicht machte, sie auszunutzen, aber sie dachte nicht viel darüber nach. Sie mochte ihr Leben, auch wenn es nichts Besonderes war, lebte gerne mit den Louis’ in diesem Haus, gab ihr Geld für Klamotten und Theaterabende aus und schickte den Rest ihren Eltern. Sie war eine glückliche, bescheidene junge Frau, die nicht viel redete. Wenn es nur bald wieder anders werden würde.
    Seit sechs Monaten war sie nicht mehr im Theater gewesen.



    Unter Elenas Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Zu lange lag sie abends wach und dachte nach, was sie tun könnte, um Samantha unter Leute zu bringen, zu früh stand sie morgens auf, um für eben jene da zu sein, die meist nur ein paar Stunden schlief.



    Ihr hellbraunes Haar war trüb und strähnig geworden in dieser Zeit, sie wirkte in den sechs Monaten um einige Jahre gealtert.
    Es machte ihr nichts, wenn es denn besser werden würde. Wenn es bald vorbei sein würde, ein Ende in Sicht wäre.
    Sie wischte die Küchentheken mit einem feuchten Lappen ab, achtete darauf, dass diese peinlich sauber waren. Bemerken würde es niemand, das wusste sie.
    Es wurde nicht besser.


    Ein Klingeln an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken.



    Elena legte den Lappen beiseite, überprüfte schnell und grob ihr Aussehen im Spiegel und ging durch den Eingangsbereich zur großen Holztür.
    Obwohl sie kaum noch Besuch bekamen, fragte sie sich nicht, wer es sein könnte, so was war einfach nicht ihre Art. Der Postbote wohl, oder Samanthas Eltern oder irgend so ein Vertreter. Sie blieb vor der Tür kurz stehen, räusperte sich und drehte dann den Messingknopf herum.
    Sie wunderte sich.
    Der Postbote war es nicht.


  • Und jetzt auch schon das sechste Kapitel. Die Bilder finde ich zum Teil mehr als schlecht, bitte verzeiht mir das. Waren viel zu dunkel und dann durchs Aufhellen erscheint die Belichtung so daneben.... Die Posen sind gelinde gesagt auch nicht der Hammer. Aber naja, nächstes Mal dann wieder besser :D
    Viel Spaß!




    If you can dream it, you can do it.
    (Walt Disney)


    -



    Es war schwerer zu finden, als er gedacht hatte, so abgelegen und ganz alleine am Flussufer. Was brachte bloß die Leute dazu, hier zu wohnen? Ja, man hatte seine Ruhe, aber man brauchte locker eine Dreiviertelstunde bis in die Stadt, lebte abgeschieden von jeglicher Infrastruktur und zeitgemäß war das Ganze ja nun auch nicht mehr so wirklich.



    Unwillkürlich musste Alec über seine Gedanken schmunzeln. Er konnte echt nichts an solchen Gebäuden finden, und so jemand wie er hatte erfolgreicher Immobilienmakler werden wollen. War ja klar, dass das nicht klappen konnte. In der Werbebranche war er wirklich um Einiges besser aufgehoben.
    Er stellte seinen blauen Audi am Straßenrand ab und ging am gusseisernen Zaun entlang zur Auffahrt. Zum Glück war das Hoftor nicht verschlossen und es gab es keine bellenden Hunde.



    Leichter Wind umwehte ihn, als er dem Weg folgte und auf den Mittelteil des U-förmigen Gebäudes zuging. Mit einigen Blicken verschaffte er sich einen schnellen Überblick über Grundstück und Haus, um wenigstens ein wenig genauer zu wissen, weswegen er hier war.
    Der Garten war ziemlich groß und sah oberflächlich gepflegt aus, auch wenn irgendwas fehlte, was ihm besonderen Charme verleihen würde. Der linke Flügel des Hauses lag direkt an einem kleinen Fluss, von hier schien man eine besonders schöne Aussicht zu haben. Allgemein wirkte die linke Seite des Grundstückes ein bisschen verwilderter als die rechte, jedoch konnte Alec nicht erkennen, woran es genau lag, denn eigentlich war alles ziemlich symmetrisch ausgerichtet.



    Er ging an einem Beet mit gelben und orangen Stiefmütterchen vorbei und kam schließlich zur Eingangstür. Er war sich sicher, dass der Garten hinter dem Haus noch so einiges zu bieten hatte, wahrscheinlich sogar einen Grillplatz oder gar einen kleinen See, aber er beschloss, dass es sich nicht lohnen würde, das ganze Grundstück zu durchkämmen wie irgendein Neugieriger. Er würde jetzt einfach ganz offiziell an der Haustür klingeln, um diesen Leuten zu sagen, dass sie ihm ihr Haus verkaufen sollten. Und zwar noch vor Montag bitte.



    Eine zierliche Gestalt öffnete ihm die Tür und er wusste sofort, dass diese nur eine Angestellte sein konnte, oder eben die Tochter des Hauses, wenn diese sich nichts aus ihrem Aussehen machte und zu wenig schlief.
    „Guten Tag“, begrüßte er sie und klang noch professioneller, als er sich vorgenommen hatte.
    „Mein Name ist Alec Liffrey, ich würde gerne den Besitzer dieses Hauses sprechen.“
    Die Frau sah ihn erstaunt von oben bis unten an und schien verwundert über das, was sie sah. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie sprachlos zu sein, fing sich dann aber sofort.
    „Guten Tag… Herr Liffrey. Darf ich fragen, worum es geht?“



    Die kleine Frau machte keine Anstalten, ihn eintreten zu lassen.
    „Das würde ich gerne direkt mit dem Hausbesitzer besprechen.“
    Sie schien unentschlossen, bat ihn dann jedoch zu warten und rief einen Namen, den er nicht verstand. Ein paar Sekunden später öffnete sie wieder die Tür und bat ihn, einzutreten. Scheinbar hatte man ihr die Erlaubnis gegeben.
    Er hatte doch gewusst, dass sie nur eine Angestellte war.


  • Alec wurde in ein bordeauxfarben gestrichenes Zimmer mit Klavier und großem Esstisch geführt, wo er sich setzen sollte. Er bemerkte wieder, was er an so großen Häusern nicht mochte. Sie waren einfach immer so leer, so leblos.
    Er ließ seine Blicke über die dunkelbraunen Bücherregale an der Wand schweifen, als eine dünne Frau in farblosen Schlabberklamotten den Raum betrat.
    Sofort erhob er sich.



    „Guten Tag“, sagte sie leise, „Louis mein Name, Samantha Louis. Sie wollten mich sprechen?“
    Alec stellte sich vor und als sie sich wortlos auf eines der Sofas setzte, tat er es ihr gleich. Er konnte kaum fassen, dass diese Frau die Hausherrin sein sollte, sah sie doch noch mehr wie eine Angestellte aus, als die gerade eben von der Haustür. Nein, halt, irgendwas war anders. Irgendwas an ihr verriet, dass sie mehr war, viel mehr, als ihr Äußeres erwarten lassen würde.
    Trotzdem war er ein bisschen verunsichert, da er erwartet hatte, mit einem selbstbewussten älteren Mann zu reden und nicht mit diesem Häufchen Elend. Er musste seine Taktik ein wenig verändern, und das möglichst schnell. Doch erstmal musste er die Lage genau einkalkulieren; wissen, woran er war.



    „Ihr Mann ist nicht zu Hause?“
    Die graue Frau schluckte fast unmerklich und schien nach Worten zu suchen, wirkte dann aber wieder unnahbar.
    „Ich wohne alleine hier. Nur die Haushälterin und ich.“
    Nur die Haushälterin und sie? Niemals. Nicht in einem Haus mit gefühlten achthunderttausend Quadratmetern Wohnfläche.
    „Was wollen Sie, Herr Liffrey?“



    „Ich bin interessiert an diesem Haus“, brachte er schneller heraus, als er es geplant hatte. „Ich frage mich, ob es zum Verkauf steht?“
    "Nein."
    Natürlich nicht. Er hatte nichts anderes erwartet, war nicht überrascht über diese Antwort. Wäre es so gewesen, hätte Tim Hitcher selbst herkommen können.



    „Hören Sie, Frau Louis, ich habe einen Interessenten, der Ihnen ein sehr gutes Angebot macht. Sie könnten es…“
    „Sie verschwenden Ihre Zeit. Dieses Haus wird nicht verkauft. Wenn das alles war, wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“
    Sie stand auf.



    „Frau Louis“, redete Alec geduldig weiter und lehnte sich zurück, „Hören Sie sich das Angebot doch erst einmal an. Sie…“
    „Ich weiß, dass es Menschen wie Sie gewohnt sind, alles zu kriegen, alle rumzukriegen, dass sie ein nein nicht akzeptieren und ein ja eigentlich auch nicht, dass sie manipulieren und argumentieren - aber bei mir verschwenden Sie ihre Zeit. Es ist mein Haus – ich verkaufe nicht. Auf Wiedersehen, Herr Liffrey.“



    Unbeeindruckt stand Alec auf und legte seine Visitenkarte auf den Tisch.
    „1,2 Millionen, Sie können es sich ja überlegen“, entgegnete er und hörte in seiner Stimme einen Hauch überlegener Arroganz. Dann gab er ihr die Hand und ging zurück in Richtung Haustür.
    Ja, er hatte erwartet, dass es so laufen würde, auch wenn die Frau schwierig einzuschätzen war. Aber so lief es meistens und nun lag es an ihm, möglichst unbeeindruckt zu wirken und zu gehen und sie nachdenken zu lassen. 1,2 Millionen waren eine Masse Geld, ganz besonders für eine alleinstehende Frau und wahrscheinlich war sie nicht halb so abgeneigt wie sie tat. Es würde schon klappen. Einzig und allein dieses ‚Ich weiß, dass Menschen wie Sie gewohnt sind…’ störte ihn.
    Menschen wie Sie.
    Was bildete die sich eigentlich ein.

  • Wow! Die Story ist sowas von gut! Mir gefällt dein Schreibstil mit der abwechselnden Sicht der Personen auch sehr gut! Respekt! Die FS ist einfach nur unglaublich. Ich denke mal, dass Samantha Alec nochmal anruft und, dass sie sich dann näher kommen. Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.

    lg, Bienchen ♥

    Can't remind of the past.
    Can't realize the present.
    Waiting for the future with you.


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  • Also mir gefallen die bilder gut.dieser alec ist ja ein arroganter kerl..frägt gleich nach dem herrn des hauses;hat wohl noch nie von emanzipierten alleinstehenden damen gehört.super;wie samanhtha ihn abgefertigt hat.mir tut elelena so leid;sie arbeitet sich ja auf und hat gar kein eigenes leben mehr und das als junge frau.samantha ist schon sehr in ihrem leid verloren;dass sie gar nicht merkt;wie mies es elena geht.das ist auch nicht die nette art.ich hoffe elena hat bald mehr vom leben.

  • Samanthas Reaktion war klasse!!!
    Ich fand die Fortsetzungen echt gut. Schön, dass man noch was vom Vorgarten gesehen hat und so. *thums up*

    † 08/22/12

    and I know it's hard when you're falling down
    but it's a long way up once you've hit the ground
    get up now, get up

  • Juhu Gifti ...

    mal wieder zwei sehr schöne Fortsetzungen. Ich verliere mich total in Deinen Worten. Die Situation der Haushälterin kann man sehr schön nachvollziehen. Sie versucht alles ordentlich zu halten, obwohl es niemand bemerken würde, niemand sie kritisieren oder sogar dabei sehen würde .... Das mit Samantha und ihrem toten Mann geht ihr natürlich sehr nahe. Sie möchte gerne helfen, weiß aber nicht wie. Alles ist so trostlos und unmöglich, doch sie macht ihre Arbeit sehr gut.

    Alec sah mal wieder umwerfend aus, aber leider hatten die beiden Frauen einen traurigen Schleier vor den Augen, um das bemerken zu können. Alec ging voll in seinem anderen Element auf. Der Profiholic :D Trotzdem sieht er genau hin. Er sieht, dass Elena nicht die Hausherrin ist, sieht, dass es ihr nicht besonders gut geht. Bei Samantha ist es fast ähnlich, er schiebt sie auch in eine Schublade, genau wie sie. Aber ob das wirklich stimmt, werden sie sicher bald heraus finden ...

    Also ich kann überhaupt nicht über Deine Bilder meckern. Sie sind einfach toll!

    Liebe Grüße
    Manja


  • Die Zeit heilt keine Wunden, sie gewöhnt dich nur an den Schmerz.
    (Unbekannt)


    -



    Den Postboten hatte sie erwartet und dann stand dieser arrogante Anzugträger vor der Tür. Sie hätte einfach so tun sollen, als würde sie schlafen. Aber nun war es eben zu spät. Was bildete der sich eigentlich ein, so in ihr Haus zu platzen. Seit Monaten hatte sie mit keinem Menschen außer Elena und Erol, dem Gärtner mehr gesprochen und dann gleich so einer. Gut sah er ja aus, verdammt gut, er erinnerte sie an irgendeinen Schauspieler, den sie damals sehr attraktiv gefunden hatte, aber das war’s dann auch schon mit den positiven Eigenschaften.
    Das Haus kaufen.
    Pah. Wenn das Paul wüsste.
    1,2 Millionen. So eine Frechheit.
    Sie war sauer. So sauer, dass sie für einen Moment ihre Trauer vergaß. Sie hoffte inständig, ihn nicht wieder zu sehen.



    Samantha setzte sich an den großen eckigen Eichentisch, den Elena sonst immer mit einer weißen Tischdecke mit Stickereien von Pauls Mutter gedeckt hatte. Sie stützte den Kopf in ihre Hände und schloss die Augen.
    „Ist alles in Ordnung?“, hörte sie ihre Haushälterin fragen, die unhörbar leise in den Raum gekommen war.



    Samantha sah hoch und Elena hatte das Gefühl, sie würde das erste Mal seit sechs Monaten nicht an Paul denken. Jedenfalls nicht ausschließlich.
    „Ja... ja, alles klar. War nur so ein aufgeblasener neureicher Schnösel.“
    Elena wunderte sich, dass Samantha mehr sprach, als nur zwei Wörter hintereinander – und das sogar in einer verständlichen Lautstärke. Der Mann musste sie wirklich durcheinander gebracht haben.



    „Kennen Sie ihn?“
    „Kennen? Sie machen wohl Scherze. Der bildet sich doch tatsächlich ein, dieses Haus kaufen zu wollen.“
    „Das Haus kaufen?!“
    „Interessante Ideen haben manche Leute. Und eine ungehobelte Art hat er, grausig.“
    Samantha schwieg eine Weile und sah durch den Raum.



    Sie erinnerte sich daran, wie es hier einst voller Leben war, wie sie mit Paul das Kaminfeuer beobachtet hatte oder wie sie zu klassischer Musik getanzt hatten. Wie sich einmal ein Schmetterling in den Raum verirrt hatte, den sie mit viel Geduld und List gefangen und wieder freigelassen hatten, wie sie gelacht hatten und sich geliebt.
    Das war nun schon lange her. Seit Pauls Tod hatte sie nie wieder klassische Musik gehört. Und sie würde es auch nicht mehr tun.


    „Nehmen Sie sich heute frei“, sprach Samantha in die Stille hinein und Elena zuckte kurz zusammen. Sie war es wahrlich nicht gewohnt, dass ihre Arbeitgeberin mehr als eineinhalb Sätze hintereinander sprach.
    „Freinehmen? Aber nein, Sie...“




    Samantha sah ihr in die Augen und erst jetzt wurde ihr richtig klar, wie überarbeitet die junge Frau war.
    „Sie arbeiten viel zu viel. Gehen Sie aus, treffen Sie sich mit Freunden, machen Sie, wonach Ihnen der Sinn steht. Ich komme für heute alleine klar.“
    „Aber... sind Sie ganz sicher?“
    „Absolut.“
    Elena zögerte, aber als sie Samanthas entschlossenen Blick sah, bedankte sie sich freundlich und ließ Samantha allein im Zimmer zurück. Was immer sie dazu gebracht hatte, für einen Moment aus ihrem Selbstmitleid aufzublicken, sie dankte Gott für dieses Geschehnis.


  • Nachdem sie noch einige Minuten am Tisch sitzen geblieben war, schlurfte Samantha in die Küche und setzte Wasser für einen Tee auf. Vielleicht hatte Elena Recht. Vielleicht sollte sie wirklich mal wieder was unternehmen, rausgehen, irgendetwas machen. Aber was? Was gab es noch zu machen auf dieser Welt? Alles erschien ihr so sinnlos.



    Sie wollte nicht rausgehen. Wollte nicht die Vögel hören oder die Autos, wollte nicht die Sonne auf ihrer Haut spüren. Es war einfach nicht gerecht.
    Das Wasser kochte und sie goss es in eine Tasse, bevor sie sich an den Küchentisch setzte. Paul. Ob er sie wohl sehen konnte? Was er wohl dachte?



    Sie war nie religiös gewesen, dachte viel zu rational um den Versprechungen der Kirche glauben zu schenken. Und doch... was war, wenn es doch irgend so etwas gab? Natürlich keinen Stuhl neben Gott und Engeln auf einer Wolke, aber irgendeinen Platz, wo man hinkam? Wenn man den Vorgang sich überhaupt mit menschlichen Denken vorstellen konnte. Vielleicht hatten die Kirchen und Religionen ja doch irgendwo Recht. Natürlich nicht wirklich, das wusste sie, aber was war, wenn Paul sie doch sehen konnte? Was würde er denken?



    'Was wohl? Dass du eine unselbstständige blöde alte Ziege bist, die nichts auf die Reihe kriegt. Die ihr Leben nicht zu schätzen weiß und langsam vergammelt.' Stolz wäre er nicht, das wusste sie. Aber sie konnte nicht anders. Es ging einfach nicht.
    Samantha nippte an ihrem heißen Getränk und fluchte.
    Sie hatte den Teebeutel vergessen.

  • Ja,das tut ihr gut,dass sie so sauer ist,hat sie wachgerüttelt der Besuch.Sie macht wieder etwas,wenn auch bis jetzt nur Tee ohne Teebeutel,aber sie hat angefangen nachzudenken und die liebe Elena hat endlich mal frei.Ich hoffe,diese Stimmung von Samantha hält etwas an und sie geht wieder raus unter die Leute und fängt irgendwann an wieder ein normales Leben zu führen.

  • Na, wenn Shoshana hier schreibt, dann geht es wohl wieder weiter ... ;)
    Habe schon sehnsüchtig auf eine Fortsetzung gewartet.

    Shoshana hat Recht. In dieser Stimmung sollte sie noch eine Weile verweilen. Zumindest so lange, bis sie sich doch entschließt einen Fuß vor die Tür zu setzen.
    Vielleicht wäre ein Ausflug zum Friedhof mal etwas abwechslungsreicheres, als nur von einer Seite des Hauses auf die andere Seite zu gehen. Obwohl dann sicher wieder traurige Gedanken in ihren Kopf finden werden, aber wenigsten mal welche ...

    Wieder sehr schön geschrieben und die Gefühle von Samantha hast Du wieder sehr schön dar gestellt. Dickes Lob! :up

    Liebe Grüße
    Manja

  • Tolle Fortsetzung! Und das mit dem Tee ist gar nicht so unwichtig. Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie den Teebeutel vergessen hatte. Sie ist ein Stück weit aus ihr raus gekommen. Ein tolles Symbol, der Beutel! Tolle Fortsetzung!!!

    † 08/22/12

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  • Shoshona: Du hast Recht, Alec bringt sie zum Nachdenken. Auch wenn es negative Gedanken sind - es SIND Gedanken.
    So leicht wird es natürlich nicht werden... und die Story nicht so linear verlaufen, es kommt noch ein großer, sehr schlimmer Schlag für Samantha, auf den ihr gespannt sein dürft.
    Aber erstma ist es schonmal gut, dass sie Alec kennengeöernt hat, auch wenn sie ihn nicht mag, denn er reißt sie aus ihrer Routine.


    Manja: Danke dir. Sorry, dass derzeit nicht so regelmäßig Fortsetzungen kommen, wie ihr es gewohnt ward, mein Leben lief in den letzten Wochen etwas aus den Fugen. Es wird aber wieder besser werden ;)


    Ja, Samantha sollte rausgehen - aber sie fühlt sich so hilf- und nutzlos, weiß eh nichts zu machen und WILL sich nicht ablenken oder amüsieren. Gut, dass sie die Ablenkung durch Alec nicht beeinflussen kann :D


    sabeundski: Danke dir! Schön dass die die Teebeutel-Stelle gefällt :D Du hast Recht, Samsntha ist sehr in Gedanken versunken und kriegt das alles noch nicht wieder so auf die Reihe... aber immerhin TUT sie was - wenn es auch nur Wasserkochen ist.

  • Ich kann euch heute doch schon eine Fortsetzung liefern. Wollte eigtl die nächsten beiden Kapitel zusammen reinstellen, weil beide SEHR kurz sind, aber dann stelle ich das erste halt jetzt schon rein, damit ihr erstmal was habt. Das nächste hab ich leider noch nicht fertig.

    Also: Es ist kurz.
    Viel Spaß trotzdem.


    Erfolg ist die Fähigkeit, von einem Misserfolg zum anderen zu gelangen, ohne dabei seine Begeisterung zu verlieren.


    -



    Alec Liffrey stellte den Audi in der Tiefgarage ab und nahm den Fahrstuhl zu seiner Wohnung. Er wohnte mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe zu seinem Arbeitsplatz. Die Wohnung war nichts sehr groß, aber geräumig und sehr schlicht und maskulin eingerichtet. Es lagen weder Zeitschriften auf dem Tisch, noch hingen Familienfotos an der Wand. Einzig eine große schwarz-weiße Fotografie in Form eines Panoramaposters schmückte das ebenfalls schwarz-weiß gehaltene Wohnzimmer. Ein riesiges Fenster offenbarte den Blick auf die Straßen der Stadt und verlieh der Wohnung ein exklusives Flair, doch Alec sah so gut wie nie hinaus. Er fand nicht, dass er für so etwas Zeit hätte.



    Er wusste, dass seine Wohnung leblos und unbewohnt wirkte, aber das kümmerte ihn nicht. Freunde lud er eh nie hierher ein und auch er selbst war meistens nur zum Schlafen hier. Für sinnlosen Schnickschnack, wie er es nannte, hatte er einfach nichts über, es musste eben funktional sein. Keine Deko, keine Blumen, keine Fotos. Er dachte nicht darüber nach, dass er nicht mal jemanden zum Fotografieren gehabt hätte.



    Alec beschloss, direkt ins Bad zu gehen um zu duschen. Spät war es noch nicht, höchstens 17 Uhr, viel zu früh eigentlich, um zu Hause zu sein, aber er hatte ja auch noch etwas zu erledigen. Er musste unbedingt Infos über dieses dürre Weib von Hausbesitzerin sammeln, um sich einen Plan zurechtlegen zu können. Alec war geübt darin, Leute zu manipulieren; und diese Frau war so labil, dass es sicher ein Leichtes werden würde, sie zu überzeugen. Nur musste er sie dazu erstmal besser kennen.



    Als das eiskalte Wasser auf ihn herunterprasselte, schloss Alec die Augen. Er liebte das kühle Nass und drehte schon seit er denken konnte den Duschhahn auf die niedrigste Temperatur. Es war nicht nur erfrischend, es war belebend. Aufputschend, stimulierend. Eine eiskalte Dusche morgens und eine abends, dann war es ihm egal, wie lange er schlief und wie ausgelaugt er sich fühlte. Die Kälte wirkte Wunder.



    Nach kurzer Zeit fing Alec an zu frieren, drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich grob ab und schlüpfte in eine Hose, als sein Telefon klingelte. Nur mit der Hose bekleidet ging er über den gefliesten Fußboden in den Wohnbereich und nahm das Telefon ab.



    Wie er es schon erwartet hatte, war es Tim Hitcher, der ihn anrief.
    „Und, wie ist es gelaufen?“, fragte dieser neugierig, ohne seinen Namen zu nennen.
    „Besser als gedacht. Du kannst schon mal die Überweisung fertig machen.“
    „Sie verkaufen?“
    „Natürlich verkaufen sie.“
    Sie wissen es nur noch nicht, dachte er.



    Nach dem Telefonat mit Tim startete Alec sein Notebook und durchforstete das Internet nach Informationen über Familie Louis. Er fand mehr Material, als er eingeplant hatte, trotzdem rief er noch einen älteren Bekannten an, der ihm weitere Auskünfte zukommen lassen sollte. Es klappte wie am Schnürchen.
    Dreihunderttausend Euro.

  • Wie schön,dass du uns einen Einblick ins Alecs Wohnung gegeben hast,aber da musste ich doch sehr lachen,Alec ist kein typischer Mann,alles so schön aufgeräumt,da muss ich dich als Mitbewohnerin von drei Männern doch informieren,dass Männer Saustallbrüder sind und alles ,wirklich alles rumliegen lassen,schlimmer als es Frauen je könnten.:roftlAber das Tischchen im Badezimmer mit den pastellfarbenen Fläschchen hatte dann doch entgegen Alecs nüchternem Stil einen unerwartet weiblichen Touch.Wie überheblich und überzeugter doch vonsich ist,glaubt wirklich er hätte das Geschäft schon im Sack,aber da täuscht er sich denk ich gewaltig,an Samantha wird er sich wohl die Zähne ausbeissen.

  • Bei diesem Telefonat musste ich nur den Kopf schütteln. Was fällt diesem Alec eigentlich ein? Denk, er könne alles und die Leute tun alles, was er von ihnen verlangte. So ein Einfallspinsel. Das ist echt unmöglich. Für den ist es schon selbstverständlich, dass er jeden Job erfüllen kann. Aber das ist es nicht. Der wird sich wundern, wenn sein Auftrag der erste ist, bei dem es nicht geklappt hat. HAHAHAHA!!! ^^ *schadenfreud*
    Ansonsten: gute Fortsetzung, und ich finde es gut, dass man durch jedes Kapitel immer ein Stück mehr über einen Charakter der Story erfährt! Du hast einen unglaublich guten und ansprechenden Schreibstil und teilst di Geschichte gut auf! HUT AB!

    † 08/22/12

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