~Wie Feuer und Wasser~ [beendet]


  • „Ach, eine Panne?“ fällt Caroline ihrer Cousine ins Wort. „Wie nett! Und wo ist das passiert, Chrissy?“
    Chrissy schluckt. „Im Golden-Gate-Park“, murmelt sie.
    „Sein Wagen hatte also eine Panne“, wiederholt Caroline. „Und wieso ist das ausgerechnet im Golden-Gate-Park passiert? Wo kamt ihr eigentlich her, oder wo wolltet ihr hin?“
    „Wir haben noch nur eine kleine Spazierfahrt gemacht, Caroline“, sagt Chrissy erschöpft. „Wir sind einfach nur so rumgefahren. Ich … ich musste mal mit jemandem reden.“
    „Und dafür hast du dir Alex ausgesucht! Darf man mal fragen, worüber du mit ihm reden musstest?“
    „Nichts Besonderes, Cara. Ich war einfach ein bisschen down, und Alex kann gut zuhören. Das ist alles.“



    „Ja, das kann er“, bestätigt Caroline bitter. „Ich sehe dich richtig vor mir, Chrissy. Du flatterst mit den Wimpern und himmelst ihn an und jammerst ihm was vor. Ich hab dich in der Schule beobachtet, Chrissy. Du lässt keine Gelegenheit zum Flirten aus.“
    „Ich? Das stimmt doch gar nicht! Ich finde Flirten total blöd!“
    „Dann muss es eine Doppelgängerin von dir sein, die dauernd mit fremden Jungen im Flur herumflachst.“
    „Aber das hat doch mit Flirten nichts zu tun! Wenn die Leute mich ansprechen, kriegen sie eine Antwort. Wir ziehen uns gegenseitig auf, das ist alles total harmlos!“
    „Nicht, wenn du die Jungen nicht kennst. Hier ruft kein Mädchen fremden Jungen was nach. So etwas ist unfein und ungebildet.“



    „Du findest mich also unfein und ungebildet!“
    „Ich kann es auch anders ausdrücken. In Iowa ist es vielleicht normal, wenn man anderen Mädchen den Freund ausspannt, aber bei uns in Kalifornien tut man so was nicht.“
    „Du irrst dich, Caroline“, beharrt Chrissy unglücklich. „Ich hab nicht versucht, dir deinen Freund zu stehlen. Es tut mir leid, wenn du so etwas von mir glaubst, aber was ich sage, stimmt.“



    „Na klar“, meint Caroline ironisch. Sie setzt sich im Bett auf und schlingt die Arme und ihre Knie. „Ich kann mir da 100.000 harmlose Sachen vorstellen, die ihr bis Mitternacht zusammen gemacht habt. Das ist einfach gemein, Chrissy! Ich drehe fast durch, weil ich morgen in einer Ballettvorstellung tanzen muss, für die ich noch gar nicht richtig fit bin, und du gehst am Abend vorher heimlich mit meinem Freund aus.“
    „Cara, du verstehst das alles total falsch!“ fleht Chrissy.



    Caroline beachtet Chrissy gar nicht. „Du machst das schon, seit du hier bist“, fährt sie fort. „Zuerst wickelst du meine Eltern ein, bis sie glauben, du wärst das Größte und ich wäre faul und nutzlos. Dann machst du bei meinen Freunden weiter. Ich hab dafür gesorgt, dass du sie kennen lernst, damit du nicht das ganze Jahr allein bist. Aber du konntest es nicht vertragen, dass es meine Freunde waren, und so hast du mich aus meiner Clique rausgedrängelt und mir meinen Platz weggenommen.“
    „Cara, wie kannst du so was sagen!“ ruft Chrissy mit zitternder Stimme. „Das ist einfach nicht wahr!“



    „Nein? Und was ist mit all den heimlichen Anrufen bei Justine und Tracy? Immer, wenn ich zufällig reinkomme, hängst du am Telefon, und dann legst du schnell auf. Dauernd gehst du mit der Clique ins Kino, wenn du weißt, dass ich zur Probe muss. Du kannst vielleicht andere reinlegen, aber mich nicht. Du bist eine gemeine Heuchlerin, Chrissy. Ich wünschte mir, du wärst nie gekommen. So, und jetzt versuche ich, ein bisschen zu schlafen. Ich muss nämlich morgen tanzen und will mich nicht vor all den Leuten lächerlich machen.“



    Sie legt sich hin und dreht Chrissy, ohne noch etwas zu sagen, den Rücken zu.
    „Gute Nacht, Caroline“, murmelt Chrissy, dann zieht sie sich leise aus und schlüpft in ihr Bett. Es dauert noch lange, bis die beiden Mädchen wirklich eingeschlafen sind.


    Freu mich über jeden Kommentar!

  • Erster :D *gg*


    Erstmal tolle Fortsetzung, man merkt förmlich wie Caroline immer wütender wird;) *lol*


    Und dann bleibe ich meiner Meinung weiterhin treu, dass Chrissy wohl die Wahrheit sagt. Auf jeden Fall hoffe ich das doch :D


    Weitermachen! :D

    [CENTER]:D AN ALLE: FÜHLET EUCH GEGRÜßT :D[/CENTER]


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    ¦ Dr. Huhn ¦ Azrael ¦ K@hi ¦ Sim17 ¦ Buggy B ¦ Nessa2 ¦ Wurstwasser ¦ little-dog ¦
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    :D fühlt euch ganz besonders gegrüßt :D



    If a dog chews shoes, whose shoes does he choose?
    [/CENTER]

  • Ohje, die arme Caroline, ich weiß genau was sie durchmacht. Ich hoffe nur, das ihre Befürchtungen sich zerschlagen und am Ende Alex mit einer schönen Überraschung auf sie wartet!
    Also musst du ganz schnell weiter machen, sonst platze ich vor Neugier.


    Lg
    Thiara

    [CENTER][COLOR="DarkOrchid"]Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    vergess den Rest der Welt
    wenn Du bei mir bist
    Du bist das Beste, was mir je passiert ist
    es tut so gut wie Du mich liebst
    ich sag's Dir viel zu selten
    es schön das es Dich gibt[/COLOR][/CENTER]

  • Also wieder einmal eine SUPER Fortsetzung!!!!
    ich versteh einerseits Carolin, aber andererseits hab ich richtig mit Chrissy mitgefühlt... Alles was sie sagt wird falsch ausgelegt. Sie hat nicht einmal die Chance sich zu wheren... ich hoffe das löst sich shcnell und die Freundschaft zwischen den zweien ist noch nicht ganz zerstört...


    Mach schnell weiter!!!


    :wink

    [SIZE=3][CENTER] [/CENTER] [/SIZE]


    [CENTER][SIZE=2]Ganz wahnsinnig doll liebe Grüße :liebe an
    Donnibärchen, Smeagol, Nikita, Thiara, Sonja.due und ganz besonders an Santine19!!! [/SIZE][/CENTER]

  • Ohoh - ich glaube ja, Cara hat sich da gerade ganz schön ins eigene Fleisch geschnitten. Aber Chrissy ist ja, glaube - hoffe - ich, gar nicht nachtragend... bleibt nur zu hoffen, dass das mit den beiden noch was wird.
    Natürlich wie gewohnt eine sehr schöne Fortsetzung, freu mich schon auf die Nächste!
    LG, Smeagol

    [center]
    Kähähä!
    [/center]

  • Oweh, oweh... hoffentlich nimmt das alles ein gutes Ende. Wenn Alex erfährt, was Caroline über ihn und Chrissy denkt, dann ist er sicher schwer enttäuscht. Ich hoffe ja sehr, dass Caroline bald zur Vernunft kommt und merkt, wie falsch sie mit ihren Vermutungen liegt, denn davon bin ich nach wie vor überzeugt. Jedenfalls eine hervorragende FS. Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.


    gruss donnibärchen

    [CENTER][SIGPIC][/SIGPIC][/CENTER]
    [CENTER]Suddenly Head Over Heels[/CENTER]
    [CENTER][SIZE="1"](macht zur Zeit Pause)[/SIZE][/CENTER]

  • [ich bin auch mal wieder da :D]


    da bin ich aber mal gespannt, was da jetzt rauskommt. ob die beiden sich wieder vertragen? hoffen wir mal. auf der anderen seite, kann ich caroline aber schon verstehen. ach, bestimmt vertragen die beiden sich am ende wieder, davon bin ich überzeugt :).

    And I'd choose you;

    in a hundred lifetimes,

    in a hundred worlds,

    in any versions of reality,

    I'd find you and

    I'd choose you

    The Chaos of Stars

  • Himmel, hab ja deine Fs völlig übersehen!! *schäm*
    Wenn Cara sich da mal nicht gewaltig irrt (wovon ich ausgehe!) Chrissy ist zwar ein wenig anders ,aber soooo eine miese Tour traue ich ihr dann doch nicht zu.
    Freu mich schon total auf deine Fs, die ich sicher nicht nochmal verpassen werde!
    Lg,
    Santine :wink

    [CENTER]"[SIZE=3]Do not go gentle into that good night - rage, rage against the dying of the light"[/SIZE] Dylan Thomas[/CENTER]

  • Hallo ihr Lieben! Jetzt stell ich doch noch eine kleine Fortsetzung rein. Aber zuerst ein dickes Bussi an Laurent, Thiara, Wildkatze, Smeagol, donnibärchen, keira, Sango und Santine!!



    Am nächsten Morgen steht Caroline auf, ohne nur einen Blick in Chrissys Richtung zu werfen.
    Wie ein Zombie wandelt sie ins Bad, duscht und geht dann in die Küche, um sich etwas zu essen machen.



    Sie will gerade das Haus verlassen, um zu ihrer letzten Probe zu gehen, als sie den angefangenen Brief auf dem Schreibtisch liegen sieht. Chrissy ist gerade im Bad; Caroline hört das Duschwasser laufen.
    Sie will den Brief eigentlich nicht lesen, aber die ersten Zeilen in Chrissys großer, kindlicher Handschrift springen ihr förmlich ins Auge.


    Lieber Ben,
    ich habe so schreckliches Heimweh, dass ich nicht mehr weiß, was ich machen soll. Ich würde nie hierher passen, und wenn ich 100.000 Jahre hier bliebe. Ich habe mich mit Caroline verkracht. Sie hasst mich…“



    Caroline dreht sich wütend um und rennt aus der Wohnung. Hat dieses Mädchen denn keine Spur von Schamgefühl? Da verbringt sie die halbe Nacht mit Alex und schreibt dann ihrem Freund, als wäre überhaupt nichts gewesen! Caroline geht der unangenehme Gedanke durch den Kopf, dass Chrissy vielleicht doch die Wahrheit über den Abend mit Alex gesagt hat, aber sie schiebt ihn sofort ärgerlich beiseite, und rennt fast den ganzen Weg bis zur Probe, als wollte sie möglichst schnell Abstand zwischen sich und Chrissy bringen.



    Bei den Aufwärmübungen sind ihre Beine so schwer wie Blei und ihre Arme so steif und ungelenk, als hätte sie sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr bewegt.
    „Entspann dich, Caroline“, redet Madame ihr zu. „Du bist ja total verkrampft. Mach dich ganz locker. Du wirst heute Abend großartig tanzen. Du hast gar keinen Grund, jetzt noch die Nerven zu verlieren.“
    Sie hat Recht, denkt Caroline. Verlier jetzt nicht auch noch die Nerven. Alles andere, was dir wichtig ist, hast du ja schon verloren.



    Nach der Probe macht Caroline sich wieder zu Fuß auf den langen Heimweg. Es ist ein windiger Tag, und ein Hauch von Herbst liegt schon in der Luft. Dunkle Wolken treiben über den Himmel, und das Wasser in der Bucht hat weiße Schaumkronen. Ein paar ganz Mutige sind mit ihren Segelbooten draußen und treiben in unglaublicher Schräglage über das Wasser.


    Fortsetzung folgt gleich...


  • In Caroline beginnt sich das schlechte Gewissen zu regen. Am Abend zuvor war sie müde und nervös gewesen. Sie hat Chrissy eine Menge schrecklicher Sachen an den Kopf geworfen, und vielleicht hat sie die Geschichte zu sehr aufgebauscht. Nur komisch, dass Chrissy so ruhig geblieben ist. Sie hat sich kaum verteidigt, ist nur still ins Bett gegangen. Das beweist doch, dass sie sich schuldig fühlt, denkt Caroline. Wenn mir einer so was in die Schuhe schieben wollte, dann würde ich glatt in die Luft gehen. Aber Chrissy ist nicht in die Luft gegangen.



    Caroline bleibt stehen und macht einen Moment lang die Augen zu, um dieses Bild von Alex und Chrissy, das sie dauernd vor sich sieht, zu verscheuchen. Natürlich findet er Chrissy nett. Alle finden sie nett. Sie ist hübsch und hat was im Köpfchen und nimmt das Leben nicht so furchtbar tragisch. Ganz anders als sie, Caroline, die sich ständig selbst beobachtet und sich Sorgen darüber macht, ob sie die Erwartungen der anderen wohl erfüllt. Vielleicht sollte sie versuchen, so wie Chrissy zu werden!



    Der Wind ist so stark, dass er ihr den Atem nimmt und auf ihrem Gesicht brennt. Sie dreht sich um und geht langsam weiter. Jetzt wo sie den ganzen Wirrwarr von Gedanken sortiert hat, wird sie Chrissy leichter ins Gesicht sehen können, wenn sie zu Hause ankommt.



    Aber Chrissy ist nicht da.
    „Sie ist vor einer halben Stunde mit Alex weggefahren“, sagt ihr Vater, ohne zu ahnen, wie sehr er Caroline damit schockiert. „Sie hat nicht gesagt, wohin sie wollten.“
    Also hab ich mich doch nicht geirrt! denkt Caroline verbittert. Sie weiß, dass ich heute Abend meinen ersten großen Auftritt habe. Sie weiß, wie wichtig mir das ist. Sie weiß, wie nervös ich bin, und trotzdem geht sie mit meinem Freund weg. Ich könnte wetten, dass sie heute Abend nicht mal ins Theater kommen. Caroline kneift die Lippen zusammen, um nicht zu weinen. Von mir aus können sie wegbleiben, denkt sie. Ich werde besser tanzen, wenn ich weiß, dass sie nicht da sind.


    So, das wars für heute.
    Liebe Grüße
    Eure Nikita :fee

  • Oh man, Caroline verrennt sich da glaub ich echt in was! Wenn sie nur mal nicht vor lauter Spekulationen ihr Tanzen verpatzt :thance *Sorgen mach*
    Ich bin ja immer noch der Meinung, das Chrissy, Alex und der Rest was ganz Tolles planen...!
    Mach schnell weiter, damit ich sehe, dass ich Recht habe :D
    Lg,
    Santine :wink

    [CENTER]"[SIZE=3]Do not go gentle into that good night - rage, rage against the dying of the light"[/SIZE] Dylan Thomas[/CENTER]

  • ich kann eigentlich nur noch Santine zustimmen. ich bin auch der Meinung, dass sie einfach falsch liegt...


    Mach schnell weiter!!! ich platze vor Neugier!!!!


    :wink


    (Fand es auch ganz toll mit dir zu quatschen :D ... Machen wir wieder :rosen)

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    [CENTER][SIZE=2]Ganz wahnsinnig doll liebe Grüße :liebe an
    Donnibärchen, Smeagol, Nikita, Thiara, Sonja.due und ganz besonders an Santine19!!! [/SIZE][/CENTER]

  • Scheint ja eine ziemlich weit verbreitete Meinung zu sein, dass Caroline sich irrt und der rest was für sie organisieren möchte:D Also stimme ich dem einfach mal zu :lachen


    Und wir warten auf eine Fortsetzung :tellengeh :roftl

    [CENTER]:D AN ALLE: FÜHLET EUCH GEGRÜßT :D[/CENTER]


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    :D fühlt euch ganz besonders gegrüßt :D



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  • So, jetzt gehts weiter. Zuerst aber ein Dankeschön an Santine, Wildkatze und Laurent!



    In zehn Minuten soll sich der Vorhang öffnen. In der kleinen Garderobe hinter der Bühne summt und schwirrt es wie in einem Bienenstock. Die meisten der Mädchen drängeln sich vor dem großen Spiegel und setzen schon mal ihre Ellbogen ein, um sich einen guten Platz zu erkämpfen.
    Caroline steht allein in einer Ecke und versucht, ihr Krönchen ohne Hilfe eines Spiegels festzustecken. Der Geruch von Schminke und das Rascheln der Tüllröckchen erinnern sie an ihre allerersten kleinen Auftritte, bei denen lauter stolze Mütter in der Garderobe gestanden und noch in letzter Minute an ihren Töchtern herumgezupft haben, um dies und das zu korrigieren.



    Jetzt sind sie Tänzerinnen in einer richtigen Ballett-Truppe. Keine von ihnen würde zulassen, dass ihre Mutter auch nur die Nase in die Garderobe steckt. Das hier ist eben keine der privaten kleinen Vorführungen für Eltern und Freunde, sondern ein richtiger Ballettabend in einem großen Theater vor großem Publikum.
    Caroline steckt noch eine Haarnadel in ihr Blumenkrönchen und wünscht sich einen Moment lang, ihre Mutter wäre da und würde ihr helfen, einen letzten Hauch von rosa Puder über Gesicht und Dekolleté zu verteilen, so wie sie es früher immer gemacht hat.



    „Soll ich dir helfen, Caroline?“ bietet Darcy, ein zierliches, rotblondes Mädchen aus der Truppe, ihr an. „Ich bin schon fertig, aber ich bin so zappelig, dass ich einfach nicht rumstehen und gar nichts tun kann.“
    „Ja, danke“, sagt Caroline. „Ich weiß nicht, ob mein Krönchen richtig sitzt. Ich habe immer das Gefühl, dass es hinten hoch steht.“
    „Ich weiß. Ich hab eine ganze Schachtel Haarnadeln verbraucht, und jetzt hab ich Angst, dass ich sie bei den Sprüngen auf der ganzen Bühne verstreue. Das hört sich bestimmt an wie Maschinengewehrfeuer.“



    Caroline grinst. „Hauptsache, das Krönchen fliegt nicht runter. Das wäre das Allerschlimmste, was passieren kann, oder?“
    „Nein“, behauptet Darcy. „Das Schlimmste wäre, wenn mir das Tutu runterfällt.“ Die beiden Mädchen kichern, und Caroline merkt, wie gut es tut, wenn man diese ganze Nervosität mit jemand teilen kann. Irgendwie ist es ein tröstliches Gefühl, dass andere genauso zappelig sind.
    „Weißt du, Caroline, manchmal beneide ich dich“, fährt Darcy fort. „Ich glaube, du hast nie Angst und regst dich nie auf. Du bist immer unwahrscheinlich ruhig, sogar wenn Madame uns anschreit. Meine Beine zittern immer so schlimm, dass ich kaum aufrecht stehen kann, aber du tanzt immer ganz ruhig weiter.“



    „Ich?“ fragt Caroline verblüfft, unterbricht sich aber, weil Madame in diesem Moment in die Garderobe kommt. „Lasst euch mal ansehen, Mädchen! Dreht euch um … ja, großartig! Ihr seht alle wunderschön aus. Ich weiß, ihr werdet heute Abend tanzen wie die Elfen. Wie Schmetterlinge werdet ihr über die Bühne schweben, und ich werde stolz auf euch sein.“ Sie sieht auf die Uhr. „In fünf Minuten seid ihr alle auf der Bühne. Und denkt dran – ihr seid jetzt richtige Tänzerinnen. Kein Gekicher, kein Flüstern, keine Albereien. Benehmt euch bitte wie Profis!“



    Madame verschwindet, und Caroline dreht sich feixend zu Darcy um. „Was hast du eben noch über Madame gesagt?“
    Darcy kichert. „Ich nehme alles zurück. Aber ich habe trotzdem noch immer Angst vor ihr. Komm, wir gehen mal auf die Bühne und spähen durch den Vorhang. Ich bin mal gespannt, ob unsere Leute schon da sind.“
    „Meinst du, das dürfen wir?“ fragt Caroline skeptisch. „Madame wird schimpfen, weil sie das bestimmt nicht profihaft findet.“
    „Ach, das bekommt sie gar nicht mit“, meint Darcy. „Ich muss unbedingt wissen, wo mein Freund sitzt. Wenn er einen Platz ganz vorn hat und ich ihn beim Tanzen sehen kann, dann vergesse ich bestimmt alles, was ich gelernt habe. Ich hab ihm gesagt, er soll sich einen Platz ganz hinten suchen.“



    Sie nimmt Caroline bei der Hand und zieht sie über den kalten Flur auf die Bühne. Durch den Vorhang hindurch kann man das gedämpfte Gemurmel des Publikums hören. Darcy lugt durch den Vorhangspalt.
    „Da ist er!“ flüstert sie aufgeregt. „Er sitzt ziemlich weit hinten. Ein Glück! Jetzt brauche ich keine Angst zu haben, dass ich sein Gesicht sehen kann, wenn die Lichter ausgehen. Meine Mutter ist auch da, und sie hat sogar Derrick mitgebracht. Das ist ihr neuester Freund. Mama hat sich todsicher den Mund fusselig geredet, damit er mitkommt.



    Sie kichert und dreht sich zu Caroline um. „Willst du auch mal rausgucken?“
    Caroline spürt, wie ihr Herz zu flattern beginnt. Wen würde sie im Zuschauerraum entdecken?
    „Ich glaube nicht“, meint sie zögernd und blickt sich nervös um, aber schließlich kann sie doch nicht widerstehen. Eigentlich wäre es ja doch schön, ein aufmunterndes Lächeln von Alex mit auf den Weg zu nehmen.


    Fortsetzung folgt gleich...


  • „Na gut“, murmelt sie und lugt angestrengt durch den Vorhangspalt.
    Der Saal ist riesig und bis zur letzten Sitzreihe gefüllt. Caroline weiß so ungefähr, wo die Plätze sind, die sie führ ihre Eltern und ihre Freunde reserviert hat. Sie zählt rasch die Reihen durch. Ja, da sitzt ihr Vater. Sie sieht, wie die Lichter an der Decke sich in seinen Brillengläsern spiegeln. Und ihre Mutter sitzt direkt neben ihm. Aber rechts von ihr ist eine ganze Reihe leerer Plätze: Keine Tracy, keine Justine, keine Maria, kein Alex, keine Chrissy – niemand!
    Wie nett, denkt Caroline bitter. Sie haben es also noch nicht mal geschafft, pünktlich zu meinem allerersten richtigen Auftritt zu erscheinen! Vielleicht kommen sie überhaupt nicht. Vielleicht gibt es da mal wieder einen Film, den sie sehen müssen. Tolle Freunde habe ich!



    Sie dreht sich um und bereut, dass sie überhaupt durch den Vorhang geschaut hat. „Meine Eltern sind auch da“, sagt sie zu Darcy. „Und jetzt gehen wir besser auf unsere Plätze.“



    Caroline nimmt ihre Position ein. Sie lässt sich auf ein Knie nieder und streckt die Arme zur Seite, währen Tanya sich leicht auf ihre Schulter stützt, auf der Spitze ihres Ballettschuhs balancierte und das andere Bein zur Waage hebt. Die Musik vom Band beginnt zu laufen. Ein Orchester wäre für diesen Anlass zu teuer gewesen, aber die perfekte Lautsprecheranlage des Theaters macht diesen Mangel wett. Caroline spürt, wie Tanyas Hand auf ihrer Schulter leicht zittert. Es ist mir egal, ob sie da sind oder nicht, denkt Caroline. Ich tanze, wie ich noch nie in meinem Leben getanzt habe, ob mir einer zusieht oder nicht.



    Der Vorhang öffnet sich, und das Publikum beklatscht das schöne Bild, das die Mädchen abgeben.
    Caroline richtet sich auf, breitet die Arme aus und trippelt zu ihrem Platz in der Reihe. Und dann beginnt sie zu tanzen. Nicht einen Augenblick lang denkt sie darüber nach, ob sie auf dem richtigen oder dem falschen Fuß steht, oder wie sie die Arme hält. Sie ist jetzt nicht mehr Caroline, die unter Madams kritischen Blicken zittert. Sie ist jetzt nur noch Tänzerin vom Kopf bis zu den Zehen und bewegt sich zu einer Musik, die sie wie auf Schwingen trägt. Sie kommt sich so leicht vor wie eine Feder und so graziös wie ein Schwan.
    Jetzt weiß ich, wozu das alles gut war, denkt sie flüchtig. Dieser Augenblick ist der Lohn für alle Mühe, die ich auf mich genommen habe. Ich bin eine richtige Ballerina in einem richtigen Ballett.



    Caroline ist überrascht, wie schnell alles vorbei ist. Ihr kommt es so vor, als hätte es nur wenige Minuten gedauert. Erst als sie sich mit den anderen Mädchen zum Schlussbild gruppiert und dann an die Rampe geht, um zu knicksen, spürt sie die Schweißtröpfchen die ihr über Gesicht und Rücken laufen. Der Applaus will gar kein Ende nehmen. Sie knickst ein zweites, ein drittes Mal, und dann fällt der Vorhang. Madame scheint überall gleichzeitig zu sein. Sie beglückwünscht alle und freut sich mit ihnen über den großen Erfolg.



    Caroline geht wie benommen in die Garderobe zurück. Um sie herum schnattern die Mädchen aufgeregt durcheinander, erzählen, was sie alles falsch gemacht haben, oder wie oft sie aus der Reihe getanzt sind, und überlegen, ob Madame es wohl bemerkt hat. Erst da geht Caroline auf, dass sie keinen einzigen groben Fehler gemacht hat. Vor lauter Freude und Erleichterung wird ihr ganz warm. Sie hat immer die richtige Position gefunden, sie hat all die schwierigen Schritte und Sprünge und Drehungen gemacht, ohne mit jemandem zusammenzustoßen, und ihr Knöchel hat noch nicht mal ei der Arabeske gezittert. Es ist alles vorbei, und sie hat es geschafft. Und dann platzt mitten in ihre Freude die Erkenntnis herein, dass keiner ihrer Freunde – oder keiner von denen, die sie für ihre Freunde gehalten hat – gekommen ist, um ihren großen Erfolg mitzuerleben.



    Angehörige und Freunde der Mädchen drängen jetzt zur Garderobentür herein, um ihre Stars zu umarmen und sie mit Blumen zu überschütten. Caroline sucht sich eine stille Ecke, schminkt sich ab und schnürt dann langsam ihre Ballettschuhe auf. Vor all den Fremden in der Garderobe will sie sich nicht umziehen, und so nimmt sie ihre Sachen, um in den Waschraum zu gehen. An der Tür herrscht immer noch Gedränge.



    Caroline zwängt sich mit Mühe durch, und dann bleibt sie plötzlich wie angewurzelt stehen: Zwei Meter vor ihr steht Alex im leeren Flur. Sein Gesicht verschwindet fast hinter dem dicken Strauß langstieliger roter Rosen.
    „Alex!“ haucht Caroline überrascht.
    Er grinst verlegen. „Mensch, Cara, bin ich froh, dass du raus gekommen bist! Ich hab versucht, mich in die Garderobe reinzuquetschen, aber da schwirren lauter halbnackte Mädchen rum, und du weißt ja, dass ich von Natur aus schüchtern bin.“


    Fortsetzung folgt gleich...


  • Er macht zwei Schritte auf Caroline zu und überreicht ihr ein bisschen unbeholfen den Rosenstrauß. „Hier, für dich“, meint er und sieht sie zärtlich an.
    „Für … für mich?“ stottert Caroline. „So viele Rosen … und alle von dir?“
    „Nicht nur von mir, von allen deinen Freunden. Cara, wir fanden dich alle super!“
    „Oh, wow!“ rutscht es Caroline heraus. Jetzt hab ich mich genau wie Chrissy angehört, denkt sie flüchtig.



    „Ich warte lieber draußen, wenn du nichts dagegen hast“, meint Alex als ein ziemlich leicht bekleidetes Mädchen an ihm vorbei huscht. „Beeil dich und zieh dich um, dann fahre ich dich nach Hause.“
    „Aber meine Eltern warten doch af mich“, meint Caroline zögernd. Sie hat sich den weiteren Verlauf des Abends ganz anders vorgestellt und ist ein bisschen verwirrt. „Ich wollte mit ihnen nach Hause fahren.“



    „Ich hab ihnen schon gesagt, dass ich dich mitnehme. Sie sind schon weg. Weißt du, Cara, ich wollte gern mal ein paar Minuten mit dir allein sein.“
    „Wirklich?“ Caroline zögert immer noch. „Und was ist mit Chrissy?“
    „Die ist mit deinen Eltern gefahren. Wir beide sind allein – nur du und ich.“
    „Hm, ist dir das denn überhaupt recht?“
    Alex sieht Caroline in die Augen und schüttelt leicht den Kopf. „Ich möchte wenigstens ab und zu mal mit meiner Freundin allein sein“, sagt er. „Oder hast du was dagegen?“
    „Nein“, murmelt Caroline. „Wenn du es wirklich so willst?“
    „Cara“, sagt Alex sanft. „Wir haben uns in letzter Zeit nicht besonders oft gesehen, und ich hatte noch gar keine Chance, dir zu sagen, wie stolz ich auf dich bin und wie sehr sich deine ganze harte Arbeit gelohnt hat.“



    Er legt ihr eine Hand auf den Arm. „Du warst phantastisch, Cara. Ich konnte kaum glauben, dass du das auf der Bühne wirklich warst. Du bist wirklich eine richtige Ballerina.“ Er lacht verlegen. „Aber ich schätze, das weißt du selber, oder?“
    „Nein“, meint Caroline mit leuchtenden Augen. „Ich weiß es erst seit heute Abend. Danke, Alex.“
    Er blickt sich um. „Komm, wir verschwinden hier“, drängt er.



    „Warum hast du es denn so eilig?“
    „Na, hier liegen sich doch praktisch alle in den Armen.“
    „Und was ist daran so schlimm?“
    „Ich hab Angst, dass mir plötzlich ein wildfremdes Mädchen um den Hals fällt“, meint er grinsend. „Ich hätte lieber, dass du das tust. Vielleicht nachher, wenn wir allein sind?“
    „Ich weiß nicht. Wir sollten besser direkt nach Hause fahren“, druckst Caroline herum. „Meine Eltern warten doch sicher auf mich.“
    „Ist mir auch recht“, stimmt Alex ungerührt zu. „Dann fahren wir eben direkt nach Hause. Und jetzt beeil dich, ja?“


    So, das wars wieder!
    :wink
    Eure
    Niki

  • Wie immer eine einfach traumhafte Fs!!!!
    Aber ein paar Sachen bleiben für mich ungelärt,... zumindest eine... Woher kommt Alex plötzlich, wenn Cara doch niemanden in den reservierten Plätzen gesehen hat??? und Chrissy??? die war doch auch nicht da?!


    Dass Alex sie überraschen wollte das hab ich mir schon gedacht ;)


    Ich freu mich schon ganz wahnsinnig doll auf die nächste Fs!!!!! Mach bitte ganz schnell weiter!!!!


    :wink Cat

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    [CENTER][SIZE=2]Ganz wahnsinnig doll liebe Grüße :liebe an
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  • Juhu es geht weiter. :thance
    Bin ja soo froh, das Cara nicht gefallen ist oder sich sonst irgendwie ihren großen Auftritt vermasselt hat!
    Das Alex da sein würde, daran habe ich nicht eine Minute gezweifelt. Aber ich zweifle ernsthaft daran, dass er wirklich sofort mit ihr nach Hause fahren will. Ich finde allerdings, Cara könnte ihrem Herzen einen Stoß geben und ihm einfach mal um den Hals fallen...schon allein für den tollen Blumenstrauß :rosen
    Lg,
    Santine :wink

    [CENTER]"[SIZE=3]Do not go gentle into that good night - rage, rage against the dying of the light"[/SIZE] Dylan Thomas[/CENTER]

  • [woah warum verpass ich deine fortsetzungen eigentlich immer??]


    also, ich möchte zu gern wissen, wo alex und die restliche sippe gesessen hat, wenn nicht da, wo sie eigentlicht sitzen hätten sollen. nun ja, ich werde darüber nachdenken.
    weiteres glaube ich, wird sich allmählich die situation zwischen caroline und chrissy wieder legen, das heißt sie werden wieder gut miteinander auskommen - und das ist auch perfekt so.


    jetzt bin ich aber mal gespannt, wie es weitergeht. [und hoffentlich verpass ich nicht wieder einige fortsetzungen :misstrau]


    liebste grüße
    keira

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