• Oh, was für eine schöne und (fast schon ungewohnt :D ) harmonische FS!


    Haha, stimmt. Gewöhn dich bloß nicht dran! :p



    Jane hat mit dieser Aktion ja schon alles auf eine Karte gesetzt - aber gottseidank mit Erfolg. Sie kennt Stacey eben doch sehr gut, trotz allem, was vorgefallen ist.


    Ja, da hat Jane schon alle Register gezogen. Hätte auch nach hinten losgehen können.


    Es ist sehr berührend, wie offen sie nun endlich miteinander reden. Ihre verschiedenen Ansichtsweisen darstellen. Es zeigt, wie wichtig es ist, die Dinge nicht runterzuschlucken, weil man selbst zwar denkt, dass es doch offensichtlich ist, was einen bewegt, es das aber nicht ist und der andere ganz andere und falsche Sclüsse mit fatalen Folgen ziehen kann.


    Stimmt, das kommt oft vor, dass jeder so in seiner eigenen "Welt" feststeckt, dass er andere Blickwinkel in dem Moment gar nicht mehr bedenkt. Da sind offene Gespräche wichtig.







  • Stacy und ich liegen auf ihrem neuen, schlichten Doppelbett und kuscheln uns aneinander. Die wichtigsten Möbel sind schon da und Stacy hat mir stolz ihre Einrichtung gezeigt, um mich dann mit einem aufgeregten Glanz in den Augen zu fragen „Na, wie findest du es?“. „Es ist wunderbar!“, habe ich geantwortet, und das ist es auch. Modern und doch klassisch, hell, aber ohne die sterile Kühle, die vielen Designermöbeln innewohnt. Fast ein wenig ländlich. Jetzt liegen wir also auf ihrem Bett und auch, wenn Stacy noch immer in voller Make-up-Montur vor mir liegt, hat sie zumindest einen bequemen Pyjama angezogen. Ich schätze, es dauert noch ein wenig, bis es zwischen uns wieder wie vorher ist. Die letzten Sonnenstrahlen fallen durch das großflächige Schlafzimmerfenster auf unsere Haut und wir lassen den Tag gemütlich ausklingen. „Schade, dass ich morgen arbeiten muss!“, nuschle ich ihr ins Haar, „ich könnte den ganzen Tag mit dir im Bett liegen bleiben!“







    „Vielleicht sollten wir jetzt besser schlafen gehen. Ich habe morgen eine ziemlich wichtige Modenschau“, schlägt Stacy vor und kuschelt sich in die dicke Bettwäsche. „Huh? Kein Sex?“, zückt es durch meinen Kopf, aber ich wage es nicht, das auszusprechen. Offenbar kann Stacy aber Gedankenlesen, denn sie grinst mich schelmisch an. „Ich weiß, was du denkst. Es tut mir leid, Jane. Ich kann jetzt noch nicht. Ich hoffe, du verstehst das.“ Ich streichle zärtlich über ihre Fingerkuppen und lege dann meine Hand in ihre. „Das ist überhaupt kein Problem“, lüge ich und füge dann mit sanfter Stimme hinzu „ich verstehe dich, ja. Lass dir ruhig Zeit, ich möchte, dass du dich wohlfühlst“, das zumindest ist die Wahrheit. Stacy lächelt. „Gute Nacht!“, sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Nase.







    Ich lag auf meinem Bett, in meinen Händen ein dicker, ledergebundener englischer Klassiker, und war so ins Lesen vertieft, dass ich meine Umgebung fast nicht mehr wahr nahm. Meine Gedanken schweiften ab, ich vergaß für den Moment mein tristes Leben und versank in einem Strudel aus Fantasie und Tragik. Lesen war schon immer mein Ausweg gewesen, mein Tor zu einer anderen Welt, vielleicht auch das Einzige, was mich davon abhielt, in dieser Familie verrückt zu werden. So bemerkte ich auch anfangs das leise Schluchzen unter meinem Bett nicht. Erst, als es immer lauter wurde, schreckte ich hoch. Ich musste noch nicht einmal nachsehen, wer dafür verantwortlich war. „Ruth?“, frage ich, leicht genervt, dass sie mich aus nebelverhangenen Landschaften zurück in mein karg eingerichtetes Zimmer gezogen hatte.







    Es war einer ihrer seltenen Besuche zu Hause. Vielleicht sollte ich ihr zumindest zuhören. „Jane, ich habe solche Angst! Sie wird immer größer! Und stärker! Ich kann sie nicht mehr kontrollieren! Sie hat Hunger, sie verlangt immer mehr!“, doch seltsamerweise war in ihrer Stimme kein Funken Verzweiflung zu hören, sie sprach nur mit ihrer stets gleich monotonen Stimmlage. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie nun wieder sprach, also beschloss ich, erst einmal gar nichts zu sagen und Jane in ihrem Monolog fortfahren zu lassen. „Vielleicht hilft Weihwasser. Glaubst du, dass Weihwasser uns vor dem Bösen beschützt?“, fragte sie mich nun. „Bestimmt“, antwortete ich und war mir nicht sicher, ob das die Wahrheit war. Ich folgte meiner Mutter zwar nach wie vor jeden Sonntag in die Kirche, aber meistens war ich dabei nur mehr körperlich anwesend.







    Ruth schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn ich hörte keinen Laut mehr von ihr und wendete mich wieder meinem Buch zu. „Aber was, wenn ich selber böse bin?“, fing sie plötzlich wieder an. Ich blickte kaum von meinem Buch hoch. „Wieso solltest du das denn?“, fragte ich sie. Sie schwieg. „Vielleicht habe ich all das verdient! Ich habe so viel getan…“ Wieder Schweigen. Ich setzte an, etwas zu sagen, da kam sie mit einem Satz unter meinem Bett hervor. „Ich muss noch zu ihr! Es hilft alles nichts!“, rief sie fest entschlossen aus und ließ mich verwirrt zurück. Ich legte mein Buch zur Seite und überlegte einen Moment, ob es sehr verrückt wäre, ihr jetzt zu folgen. Es war sehr verrückt. Ich folgte ihr trotzdem, auf leisen Sohlen, bedacht darauf, ihre Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen.







    Ich blieb auf der obersten Kellerstufe stehen, drückte mich so eng ich konnte an die Türe und lugte vorsichtig hinunter. Unten sah ich Ruth, wie sie grinsend auf ein kleines Mädchen zuging. Was zum Geier machte dieses Mädchen in unserem Keller? Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Hatte Ruth es entführt? Ich traute ihr alles zu. „Hallo, mein Schatz! Ich hoffe, dir geht es gut!“, hörte ich Ruths zuckersüße Stimme. Ohne auf ihre Frage einzugehen, antwortete das Kind und beim Klang ihrer Stimme durchzuckte es meinen ganzen Körper „Hast du mir Essen mitgebracht? Ich habe Hunger! Und ich will etwas zum spiiieeeeelen“, das letzte Wort zog sie unnatürlich in die Länge. Ich schluckte. Es hörte sich nicht so an, als ob sie mit „spielen“ Mensch-ärgere-dich-nicht meinte. „Ich habe dir doch letztes Mal ein Puppenhaus mitgebracht“, antwortete Ruth und ich meinte, ein Zittern in ihrer Stimme ausmachen zu können.







    „Das alte Ding! Mit soetwas spiele ich schon lange nicht mehr! Das liegt da in der Ecke!“, erwiderte das Kind und deutete auf das zerstörte Spielhaus. Ich hörte Ruth erschrocken aufatmen. „Hat es dir denn gar nicht gefallen? Ich dachte, du magst es! Was ist mit der Brille und der Kappe, die ich dir mitgebracht habe?“, Ruth hörte sich immer besorgter an. „Das hast du doch nur gemacht, um mich normal aussehen zu lassen, falls mich jemand entdecken sollte! Du weißt genau, dass ich sowas hasse! Rosa! Dieses furchtbare T-shirt erst! Am liebsten würde ich es mir vom Leib reissen!“ Ruth versuchte, sie zu beschwichtigen. „Du weißt doch, dass es nicht einfach ist. Und das hier ist doch immer noch besser, als wenn wir uns überhaupt nicht mehr sehen, oder?“ Das Kind knurrte.







    „Und wo bleibt mein Essen? Ich habe Hunger! Letztens habe ich den Nachbarshund verschlungen, diese Flohschleuder! Ich kann mich nicht länger von den Mäusen ernähren, die hier herumschleichen!“ Mein Magen drehte sich bei diesen Worten beinahe um und ich versuchte, das Erbrechen zurück zu Halten. Verzweifelt presste ich die Hände auf meinem Mund. Was ging hier vor? Was war das für ein Kind? Ich bereute mittlerweile, Ruth gefolgt zu sein. „Es tut mir leid, wirklich. Ich verspreche, ich nehme dir nächstes Mal etwas mit. Es ist nicht so einfach, ohne erwischt zu werden.“







    Das Kind verschränkte trotzig die Arme. „Was ist überhaupt los? Du besuchst mich kaum noch, seit du in diesem blöden Heim bist. Und wenn, dann bringst du mir nicht mal was mit! Du hast mich nicht mehr richtig lieb!“ „Nein, nein, das stimmt gar nicht!“, beeilte sich Ruth zu sagen. „Ehrlich, ich wünschte, ich könnte dich öfter sehen. Ich vermisse dich doch auch. Aber du weißt doch, was das letztes Mal für ein Desaster war. Wir wären fast aufgeflogen! Ich kann dich nicht wieder mit ins Heim nehmen.“ „Pah, diese blöde Streberin! Wie hieß sie? Anna? Wenn du mir erlaubt hättest, die Sache auf meine Art zu lösen…“ Ruth schluchzte. „Das geht nun mal nicht.“ Das Kind warf ein weiteres „Pah!“ vor sich hin.







    „Hör zu, ich verspreche dir, ich nehme dir nächstes Mal etwas wirklich Leckeres mit, wenn wir uns sehen. Ich…ich versuche, einen Truthahn aufzutreiben! Na, wie ist das? Oder ein paar Hühner? Dann könntest du sie hier halten und der Reihe nach verspeisen!“ „Na gut. Aber wehe, wenn nicht. Dann suche ich mir selber etwas und das wird dir nicht gefallen!“ Ruth schluckte. „Komm her, lass dich umarmen! Wir sind doch noch Freunde, nicht wahr?“ „Natürlich sind wir Freunde!“, gab das Kind vergnügt zurück und drückte Ruth fest an sich.







    Ich wache auf, hinter mir höre ich das Schnarchen von Stacy. Mein Brustkorb zittert unkontrolliert. Ich frage mich, ob ich sie aufwecken kann, entscheide mich aber dann doch dagegen. Es ist nur ein Traum. „Denk gar nicht mehr daran!“, sage ich mir selbst. Ich weiß genau, was ich da gesehen habe. „Es ist nur ein Traum. Du bist bei Stacy. Dir kann nichts passieren. Sie ist nicht da.“. Es könnte viel schlimmer sein. Ich könnte allein zu Hause sein. Ich könnte nicht allein zu Hause sein. Ich drücke mich enger an Stacy und lege ihre schlaffen Arme um mich.





    Ich spüre ihren gleichmäßigen Atem in meinem Nacken, ihren Herzschlag an meinem Rücken und beruhige mich langsam. Alles ist gut. Stacy ist da. Wärme durchströmt meinen Körper und langsam schließe ich meine Augen. „Ich liebe dich“, flüstere ich ihr zu, obwohl sie es nicht hören kann. „Ich liebe dich und ich möchte dich heiraten!“ Dann sinke ich in einen tiefen, traumlosen und endlich erholsamen Schlaf.







    Stacy schläft noch immer ruhig, als mein Wecker klingelt. Das Läuten scheint sie nicht geweckt zu haben. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Es ist verdammt schwer, das weiche, kuschlige Bett zu verlassen, vor allem, wenn Stacy darin liegt. Kurz überlege ich, einfach blau zu machen und zu Hause zu bleiben, verwerfe den Gedanken aber gleich wieder. Das habe ich ohnehin viel zu oft gemacht in letzter Zeit. Also beschließe ich, Stacy schlafen zu lassen und mich auf die Suche nach meiner Kleidung zu machen.







    In meinem Hosenanzug mache ich mich schließlich auf in die Küche, um Frühstück zubereiten. Ich suche mir die wenigen Zutaten in Stacies Schränken zusammen und überlege, was ich daraus zaubern kann. Ich entscheide mich für Frühstückswaffeln und nach einigen Arbeitsschritten schiebe ich meine Kreation in den Backofen. War doch eigentlich gar nicht so schwer. Vielleicht sollte ich auf eine neue Haushaltshilfe verzichten und von jetzt an alles selber machen, beschließe ich in meiner ersten Euphorie. Doch als ich auf die Uhr schaue, ändere ich meine Meinung abrupt. Mist, ich muss los! Ich hole das Frühstück aus dem Rohr und hoffe, dass es Stacy Hunger hat und das, was ich da fabriziert habe, halbwegs genießbar ist.







    Als ich wieder komme, sehe ich eine fremde Frau am Tisch sitzen. Vielleicht eine von Stacies Modelfreundinnen? „Ähm…“, setze ich an, unschlüssig, was ich sagen soll. „Schön, dass du wieder da bist!“, mampft die Person in ihr Essen hinein und erst jetzt kenne ich, wer da vor mir sitzt, „Ich habe mir nur kurz ein Mikrowellenessen gemacht. Es ist noch eines da, wenn du auch willst. Danke für die Waffeln heute Morgen, übrigens.“ „Stacy, was hast du mit deinen Haaren gemacht?!“, platzt es aus mir heraus. Stacy wendet sich zu mir um und verdreht die Augen. „Frag nicht. Modenschau“, ist alles, was sie dazu sagt. Dann steht sie auf und wirft das Plastikgeschirr in die Mülltonne. „Ich sollte mir vielleicht auch eine Haushälterin zulegen. Das Mikrowellenessen kann ja auf Dauer nicht gesund sein!“







    Ich betrachte ihre Frisur genauer. Die Ansätze sind platinblond, fast weiß und gehen in den Spitzen in ein kräftiges Türkis über. „Dip-Dye nennt sich das“, erklärt Stacy, als sie meinen skeptischen Blick sieht, „Ich war auf einer Fashionshow für Streetstyle Mode. Langsam frage ich mich, wie lange meine Haare das noch mitmachen.“ Sie seufzt. „Wenigstens bin ich jetzt wieder blond – und die Agentur meint, ich würde mit dem neuen Look mehr Aufträge bekommen.“ „Und was meinst du?“, frage ich vorsichtig. „Tja, was soll ich sagen? Ich bin wohl nur eine lebende Kleiderpuppe. Wenn die Designer mich so wollen, dann ist es eben so.“







    Ich schaue sie von der Seite an. „Nein, Stacy, das stimmt ganz und gar nicht! Du bist KEINE Kleiderpuppe! Was soll das überhaupt?“, ich balle meine Hände zu Fäusten. „Jane, du weißt nicht, wie das im Modebusiness läuft!“ Traurig wendet sie ihren Blick dem Boden zu. „Du bist doch viel mehr! Du bist talentiert und du hast Persönlichkeit! Lass dir von denen nicht einreden, du wärst nur eine Kleiderpuppe, hörst du! Nie!“ Sie lächelt immer noch traurig den Boden an, als hätte wäre es naiv, was ich da sage. Plötzlich fällt mir etwas ein. „Wie wäre es, wenn du einfach die Seiten wechselst? Hast du schon einmal gedacht, selbst Mode zu kreieren?“, frage ich sie und bin sofort Feuer und Flamme von der Idee, „immerhin hast du doch Ahnung von sowas!“ „Ach Jane. Ich wünschte, ich würde so sehr an mich glauben, wie du.“









    Und zum Abschluss noch ein Outtake, weil ihr so lange auf die Fortsetzung warten musstet:
    Jane auf dem Weg zur Arbeit (Mittelalterdefaultreplacements :D)



  • Hallo Cindy Sim,


    das war ja mal ein sehr beunruhigendes Kapitel, nachdem das letzte eher harmonisch war. Ich bin echt froh, dass sich zumindest diese Beziehung halbwegs einpendelt, auch wenn ich gut nachvollziehen kann dass dieser Bruch noch lange nicht ausgestanden ist. Stacys Selbstbewusstsein, dass noch nie besonders ausgeprägt war, hat einen heftigen Knacks erfahren, glaubt nicht mehr wirklich an sich. Ihre Haare sind ein Spiegel ihrer Gefühle, zuerst immer blond und sich selbst treu, dann dunkelbraun, als sie zum ersten Mal völlig geknickt ist. Etwas ganz anderes, als wolle sie sich komplett ändern. Nachdem sie sich mit Jane wieder halbwegs verträgt, färbt sie ihre Haare, zwar wieder blond, aber ein künstliches Blond. Zwar kommt sie von diesem Braun wieder weg, aber sie kann nicht zu ihrer eigentlichen Haarfarbe zurück, entweder weil sie sich immer noch verändert sehen will, oder auch weil ihre Vermarkter, nachdem sie sich einmal an ihrem Heiligtum vergriffen hat dieses immer wieder fordern, damit sie sie lukrativ vermarkten können, und ihr mächtig Druck machen.


    Und Jane träumt irgendwie kaum noch von dem Monster, dafür immer mehr von ihrer Schwester, die angeblich ein Kind im Wald gefunden hat und nun im Keller aufzieht, was ihr so langsam über den Kopf hinauswächst und von einem Tiere zerreißenden Kleinkind zu einem echten Monster wird, das bereit ist Leute zu ermorden, und sogar Ruth unheimlich wird. Ich bin mir immer noch nicht sicher was das Kind eigendlich ist. Einerseits ist es wahrscheinlich das Monster, dass Jane heimsucht, andererseits hat es eine enge Verbindung zu ihrer Schwester. Einerseits kann ich mir vorstellen, dass es Ruths Kind ist, dass sie im Wald zur Welt gebracht hat, und dass tatsächlich im Keller aufgewachsen ist, und in Janes Vorstellung zu ihrem Monster geworden ist, andererseits kann ich es mir auch gut vorstellen, dass das Kind in ihrer Erinnerung eine andere schreckliche Sache ersetzt, die passiert ist, sie bis heute verfolgt, etwas mit ihrer Schwester zu tun hat, und sie derart geschockt hat, dass sie es in ihrem Unbewusstsein so verdrängt hat, dass sie sich nicht daran erinnert und in ihren Träumen durch Kind und Monster repräsentiert wird. Vielleicht denke ich auch zu viel, bisher kann man eh nix wissen.


    Bitte mach weiter so, deine Geschichte ist echt spannend und fesselnd, und ich bin echt neugierig was in Wirklichkeit hinter all dem steckt. Ach ja, und das Pferd sieht schon recht komisch aus. Mal abgesehen davon dass die Beiden ziemlich unnatürlich auf dem Tier sitzen, Die Vorstellung wie Jane hinter einem fremden typ auf einem Pferd zur Arbeit kommt ist ziemlich witzig. Warum hast du Mittelalterreplacements in deiner FS-Umgebung?

  • Huii, ja, diese FS war schon wieder etwas gruseliger.
    Ich nehme an, dass das Wesen, das Ruth damals im Keller "hielt", dasselbe ist wie jenes, das Jane jetzt so oft in den Nächten heimsucht. Die Frage ist nur: was ist es und wieso hat Ruth es zu Hause im Keller "gehalten"?...
    Die Zusammenhänge sind immer noch sehr düster und unklar, aber vielleicht blicken wir ja bald etwas mehr hiinter die Kulissen.


    Dass zwischen Jane und Stacey vieles wieder harmonischer ist, das ist gut, wirklich gut. Und dass Jane Stacey dazu ermutigt, etwas eigenes zu machen, finde ich auch toll und wichtig. Ich traue dem Frieden nur absolut nicht :D

  • Hallo Cindy Sim,


    das war ja mal ein sehr beunruhigendes Kapitel, nachdem das letzte eher harmonisch war. Ich bin echt froh, dass sich zumindest diese Beziehung halbwegs einpendelt, auch wenn ich gut nachvollziehen kann dass dieser Bruch noch lange nicht ausgestanden ist.

    Ja, das wird wohl auch noch einige Zeit lang dauern, bis das Vertrauen wieder aufgebaut ist. Immerhin wäre es unrealistisch (und langweilig) gewesen, wenn ich sie gleich wieder Friede, Freude, Eierkuchen hätte spielen lassen. ;)


    Stacys Selbstbewusstsein, dass noch nie besonders ausgeprägt war, hat einen heftigen Knacks erfahren, glaubt nicht mehr wirklich an sich. Ihre Haare sind ein Spiegel ihrer Gefühle, zuerst immer blond und sich selbst treu, dann dunkelbraun, als sie zum ersten Mal völlig geknickt ist. Etwas ganz anderes, als wolle sie sich komplett ändern. Nachdem sie sich mit Jane wieder halbwegs verträgt, färbt sie ihre Haare, zwar wieder blond, aber ein künstliches Blond. Zwar kommt sie von diesem Braun wieder weg, aber sie kann nicht zu ihrer eigentlichen Haarfarbe zurück, entweder weil sie sich immer noch verändert sehen will, oder auch weil ihre Vermarkter, nachdem sie sich einmal an ihrem Heiligtum vergriffen hat dieses immer wieder fordern, damit sie sie lukrativ vermarkten können, und ihr mächtig Druck machen.

    Sehr gut analysiert!



    Ich bin mir immer noch nicht sicher was das Kind eigendlich ist. Einerseits ist es wahrscheinlich das Monster, dass Jane heimsucht, andererseits hat es eine enge Verbindung zu ihrer Schwester. Einerseits kann ich mir vorstellen, dass es Ruths Kind ist, dass sie im Wald zur Welt gebracht hat, und dass tatsächlich im Keller aufgewachsen ist, und in Janes Vorstellung zu ihrem Monster geworden ist, andererseits kann ich es mir auch gut vorstellen, dass das Kind in ihrer Erinnerung eine andere schreckliche Sache ersetzt, die passiert ist, sie bis heute verfolgt, etwas mit ihrer Schwester zu tun hat, und sie derart geschockt hat, dass sie es in ihrem Unbewusstsein so verdrängt hat, dass sie sich nicht daran erinnert und in ihren Träumen durch Kind und Monster repräsentiert wird. Vielleicht denke ich auch zu viel, bisher kann man eh nix wissen.

    Du denkst ganz und gar nicht zu viel. Ich liiiiiiiiiiiiiiiiiiiieebe ja eure Theorien :) Ich kann nur leider nicht allzu viel dazu sagen. Noch nicht. Wobei: Wer weiß, vielleicht lasse ich es auch überhaupt offen, wer das Monster ist/war. ;) Aber so viel kann ich glaube ich sagen: Das Monster von Ruth und Jane ist dasselbe.

    Die Vorstellung wie Jane hinter einem fremden typ auf einem Pferd zur Arbeit kommt ist ziemlich witzig. Warum hast du Mittelalterreplacements in deiner FS-Umgebung?

    :D Was da wohl ihre Kunden dazu sagen werden? Ich plane nach dem Ende meiner beiden FS mein ganzes Spiel in ein Mittelalter-Fantasy-Spiel umzuwandeln und bin jetzt sozusagen schon im "Aufbau".


    Huii, ja, diese FS war schon wieder etwas gruseliger.
    Ich nehme an, dass das Wesen, das Ruth damals im Keller "hielt", dasselbe ist wie jenes, das Jane jetzt so oft in den Nächten heimsucht. Die Frage ist nur: was ist es und wieso hat Ruth es zu Hause im Keller "gehalten"?...


    Tja, Ruth wollte eben ein Haustier. :p Oder ein jüngeres Geschwisterchen, vielleicht war ihr Jane als Schwester einfach zu ruhig und selbstständig.


    Dass zwischen Jane und Stacey vieles wieder harmonischer ist, das ist gut, wirklich gut. Und dass Jane Stacey dazu ermutigt, etwas eigenes zu machen, finde ich auch toll und wichtig. Ich traue dem Frieden nur absolut nicht :D


    :misstrau Was denkst du nur von mir? :D Vielleicht bin ich auch zum Schluss gekommen, dass die beiden nun genug gequält worden sind und gönne ihnen mal ein bisschen Glück. :)


    Danke für eure Kommentare, Fortsetzung folgt in Kürze!






  • Ich bin in meinem Haus. Allein. Ganz allein. Und mein Magen knurrt. Nicht zum ersten Mal vermisse ich Miranda. Ich überlege angestrengt, was ich kochen könnte, doch außer ein paar einfachen Nudelgerichten fällt mir nichts ein. Mist. Nudeln habe ich bereits die letzten drei Tage gegessen. Kann es wirklich sein, dass man von einer Haushaltshilfe so abhängig werden kann? Mein teurer Designherd schaut mich nur kühl wie eh und je an. In der Ecke stehen dreckige Schüsseln, die von meinem gestrigen missglückten Versuch, einen Schokokuchen zu backen, zeugen. Ich habe noch nicht einmal die Energie gefunden, sie abzuwaschen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mir ein Kochbuch zulegen und in Zukunft etwas mehr Selbstständigkeit an den Tag legen würde.





    Nach einem Seufzer entscheide ich mich schließlich, doch Spaghetti zu machen. Mit Bedacht schneide ich die Zwiebeln, doch schon nach kurzer Zeit steigen mir Tränen in die Augen. Meine Mutter hatte einen Trick dagegen, doch er fällt mir nicht mehr ein. Ginge es nach ihr, wäre ich jetzt die perfekte Hausfrau. Sie hat Stunden damit zugebracht, mir alles zu erklären und zu zeigen, mich stets zu ermahnen. Verschwendete Zeit, denn ich habe fast alles davon vergessen – oder verdrängt. „Liebe geht durch den Magen. Merke dir, wenn du einen Mann halten willst, musst du kochen können“, pflegte sie zu sagen. Es ist das erste Mal, dass ich bei einer Erinnerung an sie grinsen muss. Vielleicht sollte ich Stacy bei Gelegenheit davon erzählen.





    Endlich sind die Zwiebeln fertig geschnitten und ich beginne, sie anzurösten. Das Design des Herdes täuscht, in Wahrheit ist es ein topmoderner Induktionsherd und so habe ich keine besonders große Mühe. Nach und nach gebe ich die restlichen Zutaten hinzu, bis das Etwas in dem Topf einigermaßen appetitlich aussieht. Ich löffle mit dem Kochlöffel ein wenig Sauce heraus und probiere vorsichtig. Es schmeckt überraschend gut, auch ohne Mutters Hausfrauentricks. Stolz gebe ich die Speise auf einen Teller und setze mich an den Tisch.





    Aber als ich dann allein vor meinen Spaghetti sitze, fühle ich mich doch ein wenig einsam, ja, fast schon verloren in meiner großen, schlicht gehaltenen Küche. Stacy fehlt mir so sehr, ohne sie scheint mein Haus jeglichen Zauber verloren zu haben. Leer, ohne eine Spur von Lebendigkeit. War es das immer schon? Immerhin habe ich früher ziemlich lange alleine gewohnt und ich kann mich nicht daran erinnern, wann mir jemals so zumute war. Oder habe ich damals einfach nicht gewusst, was ich vermisse, weil ich es nie hatte?





    Da ich keine Ahnung habe, was ich mit dem Abend anfangen soll, setze ich mich ins Wohnzimmer und lese, etwas, was ich schon unglaublich lange nicht mehr gemacht habe. Leider hat auch Lesen den Zauber vergangener Tage verloren. Es ist langweilig und mühsam, ich hangle mich von Zeile zu Zeile, schaffe es kaum, das, was ich gelesen habe zu behalten oder auch nur irgendwie den Sinn des Gesamten zu verstehen. Plötzlich spüre ich etwas. Ich reisse meine Augen auf, doch wage es nicht, mich umzudrehen. Mein Herz schlägt schneller und für einen Moment versuche ich noch, es zu ignorieren und mich auf den Text vor mir zu konzentrieren.





    Doch ich muss ohnehin nicht auf sehen. Der blanke Horror packt mich. In meinem Kopf kreisen die Gedanken so schnell, dass ich sie selbst nicht mehr verfolgen kann. Ich starre mein Buch an, ohne auch nur den Versuch zu machen, noch zu lesen. Was wird passieren? Was soll ich tun? Wird sie mir wieder weh tun? Kann ich etwas tun? Wie furchtbar wird es werden? Kann ich mich noch bewegen? Soll ich weglaufen? Wie soll ich die Schmerzen aushalten? Wird sie mich foltern? Ist es wie letztes Mal, oder das Mal davor? Bitte, geh einfach wieder weg! Lass mich in Ruhe!, bete ich, doch ich glaube selbst nicht daran, dass sie das tun wird.





    Vorsichtig neige ich meinen Kopf nun doch zur Seite und blicke in ihr Gesicht. Ihr Mund ist blutüberströmt, sie ist wohl satt. Doch das beruhigt mich nur wenig. Es gibt genügend andere Arten, auf die sie mich quälen kann. Ich zittere. In ihrem Gesicht ist kein Ausdruck, sie schaut nur leer vor sich hin und doch wirkt sie so selbstgefällig wie eh und je. Ich fühle mich eingesperrt in meinem Körper, unfähig, etwas zu tun. Ich warte nur darauf, dass sie endlich anfängt, während mein Puls mit jeder Sekunde schneller und schneller wird.





    Sie zieht mich hoch zu sich und legt ihren Handrücken auf mein Gesicht. Ich zucke zusammen, als ich sie spüre. Ihre Haut fühlt sich ledrig und kalt an, ich spüre Narben und Risse in ihr. Ich versuche, meine Hand auf ihren Unterarm zu legen, um sie wegzudrücken, doch der Ekel ist zu groß. Nur wenige Millimeter über ihrem Körper halte ich inne, spüre die Kälte, die sie ausstrahlt. Ich möchte etwas sagen, doch mein Mund ist trocken und es klingt kein Laut aus meiner Kehle, nur ein seltsames Gurgeln, das mein Unbehagen verrät. Mein Herz klopft so laut, dass ich es hören kann.





    In diesem Moment nimmt sie meine Hand und zieht sie von meinem Körper weg, ihre andere Hand legt sie um meine Taille. Ich winde mich, aber nur so schwach, dass es kaum eine Wirkung hat. Sie kommt näher mit ihrem Gesicht, ich spüre ihren fauligen Atem auf meiner Haut und alle meine Muskeln spannen sich an. Stocksteif stehe ich da, in der Erwartung dessen, was kommt. Habe ich mich geirrt? Ist sie doch nicht satt? Ihr Mund nähert sich meinem Arm und ich kneife die Augen zusammen. Gleich werde ich ihre Zähne spüren, die sich in mein Fleisch bohren. Gleich. Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen fühle ich ihre Lippen. Sie drückt mir einen Kuss auf mein Handgelenk!





    Erschrocken ziehe ich meinen Arm weg und lege meine Hand auf die Stelle, als hätte ich dort eine Verletzung. Wie getroffen sehe ich sie an, doch sie streckt ihre langgliedrigen Finger bereits wieder aus, um mich erneut zu packen. Aus ihrem Mund dringt ein Hämisches Lachen. „Was hast du denn? Es stört dich doch auch nicht, wenn sie dich so berührt.“ Ich wende mich von ihr ab, ziehe die Schultern hoch, um mich zu schützen. Sie? Stacy? Mir wird gleichzeitig heiß und kalt. Beobachtet sie uns? Ich möchte nicht, dass dieses Monster sich in irgendeiner Weise Stacy nähert.





    Ich gehe in eine geduckte Haltung, meine Hände vor meinem Körper haltend, jederzeit bereit mich zu wehren – versuche ich zumindest, mir einzureden. „Was weißt du über Stacy?“, höre ich mich schließlich selbst fragen. „Dass sie dich von mir weg treibt. Sie stellt sich zwischen uns. Ich hasse sie! Ich hasse alles an ihr!“ Ich habe sie noch nie so wütend gesehen. Vielleicht ist das hier eine schlechte Idee, doch schon liegt der nächste Satz auf meinen Lippen. „Ich liebe sie.“ Blitze schießen mir aus ihren Augen entgegen. „Irgendwann werde ich sie auch aus dem Weg räumen. Dann hast du nur noch mich!“ Die Art, wie sie „mich“ betont, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Diese Widerwärtige…!“, höre ich sie fluchen.





    Mit einem Mal balle ich meine Hand zu einer Faust. Es macht mich wütend, wie sie über Stacy redet und gleichzeitig gibt es mir auf eine merkwürdige Art und Weise Kraft. „Rede nicht so über sie!“, schleudere ich ihr entgegen. Noch immer stehe ich in geduckter Pose da, unschlüssig, was ich mit meiner geballten Faust anfangen soll. „Sie ist unwürdig und widerlich! Aber sie wird sich nicht mehr lange zwischen uns stellen. Sie hat auch ihre schwachen Momente und dann…“ "Sprich...nicht...so...über...Stacy", presse ich hervor. Ich drücke meine Finger so fest zusammen, dass es schon weh tut und hebe meine Faust an. Werde ich es tun? Werde ich es wagen?





    Adrenalin schießt durch meine Adern. Ich gehe einen Schritt zurück und hole weit aus. Ich starre sie an, sehe die Überraschung in ihrem Blick, sehe, wie sie dasteht, ihre Hände ebenfalls zu Fäusten geballt. Ihr Körper ist in Verteidigungsposition, darauf gefasst, getroffen zu werden. Ihr Gesicht verzieht sich mehr und mehr zu einer Fratze. Ich verlagere mein Gewicht auf das andere Bein, der Augenblick kommt mir vor, als würde er Stunden dauern. Ich werde es tun! Das ist verrückt! Das ist super! Das ist irrsinnig! Das ist mutig!





    Wie in Zeitlupe sehe ich meine Faust vorpreschen, Millimeter für Millimeter näher an sie heran. Ich spüre den Schwung, der in ihr liegt, bereit, sich zu entladen. Mit voller Kraft treffe ich sie knapp unterhalb der Schulter, ihr Oberkörper beugt sich von der Wucht des Schlages zurück. Ich höre ein gequältes Jaulen und sehe ihren schmerzverzerrten Gesichtsausdruck. Mein Arm pendelt zurück und die Zeit beginnt wieder, in normalen Bahnen zu verlaufen. Ich habe es getan! Es ist unglaublich! Ein wahnsinniger Druck fällt von mir ab.





    Getroffen hält sie sich die Stelle an ihrem Oberarm, ihre Mimik verrät noch immer die Schmerzen und den Zorn. Ich fühle mich unglaublich stark, Glückshormone rauschen durch meinen gesamten Körper. Jetzt bin ich unschlagbar. Ich habe sie besiegt. Nichts und niemand kann mir mehr etwas anhaben. Oh Gott, ich habe es wirklich getan! Ich habe mich gewehrt! Ich habe sie geschlagen! Ein fettes Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus und meine Muskulatur entspannt sich. „Verschwinde!“, sage ich mit fester Stimme.





    Sie starrt mich wütend an und ich hebe schon erneut die Faust. Jetzt weiß ich ja, wie das geht. „Geh! Lass mich in Ruhe! Und lass Stacy in Ruhe!“ „Es ist noch nicht vorbei!“, presst sie hervor und sieht auf einmal seltsam wehrlos und verloren aus, fast schon klein. „Irgendwann werde ich mit dir allein sein, irgendwann.“ Doch die Drohung klingt leer und berührt mich nicht. Befriedigt sehe ich dabei zu, wie sie sich umdreht und langsam ins Nichts verschwindet. Dann schließe ich meine Augen und bin einfach nur glücklich.

  • Eine tolle FS, vor allem find ich es klasse, wie Du die veränderte Situation direkt mit dem Wechsel der Farben im Bild dargestellt hast. Damit wird alles realer, alltäglicher und greifbarer und somit auch weniger bedrohlich.
    Ob das nun allerdings der Durchbruch war... wage ich fast zu bezweifeln. Aber es ist auf jeden Fall gut, dass sie sich endlich einmal gegen das Monster erhebt und merkt, dass sie nicht völlig hilflos und ausgeliefert ist.


    Ich mache mir gerade nur ein wenig Sorgen um Stacy....

  • Innad:
    Dankeschön!


    Zitat

    Ob das nun allerdings der Durchbruch war... wage ich fast zu bezweifeln.


    Ach komm, jetzt sei doch mal optimistisch. ;)


    Zitat

    Aber es ist auf jeden Fall gut, dass sie sich endlich einmal gegen das Monster erhebt und merkt, dass sie nicht völlig hilflos und ausgeliefert ist.


    Stimmt, das ist ein Riesenfortschritt für Jane.


    Zitat

    Ich mache mir gerade nur ein wenig Sorgen um Stacy....


    Ich mir auch...aber wer sagt eigentlich, dass Stacy so hilflos ist? :)


    Da ich in den letzten zwei Wochen kein Internet hatte, hatte ich genügend Zeit für die neue Fortsetzung. Kommt gleich.


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    „Und wir brauchen unbedingt eine Hochzeitskutsche! Eine weiße Kutsche, gezogen von vier Schimmeln!“, jubelt Stacy. „VIER Schimmel? Bist du verrückt geworden? Du erinnerst dich schon daran, dass wir eine kleine Hochzeit feiern wollten?“. Wir sitzen auf Stacies Bett und reden über die Hochzeitsplanung – das heißt, eigentlich albern wir eher herum. „Ach komm, Jane, stell dir das mal vor, du und ich, in weißen Kleidern…“ „Mooooment, keine zehn Pferde bringen mich in ein weißes Kleid! Ich heirate im Hosenanzug, ist doch klar!“. Bei der Vorstellung von mir im Brautkleid bekomme ich einen Lachanfall. „Das ist wieder mal typisch. Aber wenigstens die Haare lässt du dir machen, okay?“ Auch sie kann sich vor Lachen kaum halten. Ich werfe ihr nur einen skeptischen Blick zu. „Ach koooomm, Jane, bitte, du würdest so hübsch aussehen!“, bettelt sie. „Findest du mich so etwa nicht hübsch?“, frage ich gespielt beleidigt. Stacy kichert und fängt an, an meinen Haaren herum zu fummeln. „Wir probieren es gleich mal aus!“, beschließt sie voller Tatendrang und ich weiß, dass jeder Widerstand zwecklos ist.









    Kurze Zeit später stehe ich vor dem Spiegel und betrachte neugierig meine neue Frisur. Ungewohnt sieht das aus, aber zugegebenermaßen gar nicht so schlecht. „Na, was sagst du?“, strahlt Stacy mich an. „Wunderschön!“, antworte ich und falle ihr in die Arme. „Jetzt fehlt nur noch etwas Schminke und dann…“ „Miss Leester, übertreiben Sie es nicht!“ Warnend hebe ich den Zeigefinger. Sie streckt mir die Zunge heraus. „Dir ist schon klar, dass du in ein paar Monaten auch so heißen wirst?“, fällt ihr plötzlich ein. „Was, du gehst davon aus, dass ich deinen Namen annehme? Wir könnten uns genauso für meinen entscheiden – oder einen Doppelnamen!“ „Uaargh, ich hasse Doppelnamen! Und Leester-Ebermeier ist wohl der furchtbarste Doppelname, den es geben kann! Nein, nein, kommt gar nicht in Frage, du wirst schön meinen Namen annehmen!“ „Ach komm Stacy, ich will dich doch nur aufziehen. Mit meinem Nachnamen verbinde ich sowieso nur negative Erinnerungen.“





    Kichernd gehen wir zurück ins Schlafzimmer, als mein Blick auf ein Stück Papier auf dem Nachtkästchen fällt. Wieso ist mir das vorher nicht aufgefallen? Neugierig beuge ich mich darüber. Selbst mit meinem Laienblick kann ich erkennen, dass es sich dabei um eine Modeskizze handelt. „Hast du das etwa gezeichnet?“, freudig drehe ich mich zu Stacy um und sehe, wie sie rot wird. „Das ist nur…ein erster Entwurf…Ich hab nur mal so drauflos gekrizzelt, nachdem du gesagt hast…“ „Ich glaube es nicht, du hast tatsächlich einmal auf mich gehört?“, necke ich sie, packe sie an der Taille und werfe sie aufs Bett.









    „Wie findest du es?“, fragt sie vorsichtig und ich lese in ihren Augen, wie wichtig ihr meine Meinung ist. Gespannt schaut sie mich an. „Großartig!“, antworte ich ehrlich. „Ich habe doch gewusst, dass du Talent hast! Du musst unbedingt noch mehr zeichnen!“ Sie wirft mir einen leicht verschämten, fast schüchternen Blick zu. „Findest du wirklich?“ „Und wie ich das finde! Hör endlich auf damit, dein Licht unter den Scheffel zu stellen!“. Stacy seufzt. „ Das sagst du so einfach. In der Modewelt Erfolg zu haben, ist nicht so leicht.“ Plötzlich wird sie ernst. „Weißt du, ich habe einfach Angst, mich lächerlich zu machen. Am Ende bleibe ich dann doch nur ein kleines Model und jeder wird hinter meinem Rücken tuscheln, dass ich mir einbilde, Modedesignerin zu sein.“







    Zärtlich streichle ich ihr über den Rücken. „Du weißt ganz genau, dass du viel mehr bist als nur ein kleines Model. Du kennst dich doch aus in der Modewelt. Du weißt wie es läuft, du kennst viele Leute. Und dein Entwurf ist einfach der Hammer! Bitte lass dich nicht einschüchtern. Du kannst wirklich Erfolg haben! Und du wärst nicht mehr Spielball irgendwelcher Agenturen oder Designer. Du könntest endlich selbst entscheiden, wie du aussiehst. Du müsstest auch nicht mehr so auf deine Figur achten.“ Ich sehe, wie ihre Augen feucht werden. „Ehrlich gesagt habe ich die Skizze gemacht, als ich vom letzten Treffe mit der Agentur gekommen bin. Sie haben gesagt, dass ich langsam alt werde und meine Aufträge nachlassen. Und dass die Designer immer dünnere Models wollen und ich mehr auf meine Ernährung achten sollte.“ Sie schluchzt. „Ich weiß, das hört sich für dich alles unsinnig an, aber so läuft es eben. Ich kann froh sein, dass sie mich noch nicht aussortiert haben.“









    „Stacy, sieh mich an“, ich ziehe ihr Gesicht in meine Hände. „Du bist mit Abstand die hübscheste Frau, die mir jemals begegnet ist“, sage ich mit ernster Stimme, „ bitte, bitte lass dich von diesen Leuten nicht fertig machen. Du hast so viel Besseres verdient!“ Sie lächelt mich unter Tränen an. „Danke, Jane!“, haucht sie und ergreift meine Hand. Dann drückt sie mir einen Kuss auf die Lippen. „Ohne dich wäre ich wohl schon längst verrückt geworden“, wieder suchen ihre Lippen meine, sie drängt ihren Körper näher an mich. „Das kann ich nur zurück geben!“, bringe ich zwischen zwei Küssen hervor.







    Mit Überraschung stelle ich fest, wie ihre Hand unter mein T-shirt fährt. Kurz darauf zieht sie es mir einfach über den Kopf. „Du bist so schön“, haucht sie und kurze Zeit später ist auch meine Hose weg. Zögernd befreie ich sie ebenfalls von ihrer Kleidung. Ich habe Angst, zu weit zu gehen, nachdem sie mich letztes Mal abgewiesen hat. Mein Herz klopft furchtbar laut. Zitternd öffne ich die Knöpfe ihrer Jeans und schiebe sie langsam nach unten. Stacy löst ihre Lippen von meinen und sieht mich an. „Jane, ich denke, ich bin jetzt so weit“, flüstert sie. Ich halte inne. „Bist du sicher?“ Mich überkommt ein schlechtes Gefühl. Was, wenn das nur wegen ihrer derzeitigen emotionalen Lage ist und ich sie eigentlich ausnütze?









    „Ganz sicher!“, antwortet sie und drückt mich aufs Bett. So stürmisch habe ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Erwartungsvoll sehe ich sie an, wie sie sich über mich beugt. Dann drückt sie ihre weichen Lippen auf meine und wischt sämtliche Zweifel weg. „Ich habe mich so nach deinem Körper gesehnt“, hache ich und drücke sie näher an mich. Ich spüre ihre warme, zarte Haut auf meiner und es fühlt sich an, als würden wir miteinander verschmelzen.









    „Ruth, warum bist du nicht in deiner Schuluniform?“ Ich saß auf dem Boden vor meiner Schwester, bei einem neuerlichen Besuch im Heim. An diesem Tag trug sie ein weiß-lila-gestreiftes Minikleid und eine dazu passende Perlenkette. Ihre Haare waren zu einem seitlichen Zopf geflochten. Irgendwie wirkte sie so normal damit, fast schon glücklich. Ruth kicherte. „Ich habe einen geheimen Ausgang gefunden. Gut, dass diese verdammte Schule schon so uralt ist. Ich kann mich jederzeit raus und rein schleichen. Ich kann Bier herein schmuggeln und Kleider! Niemand weiß davon, außer ich.“







    Ihr Blick richtete sich plötzlich in die Ferne, sie erschien mir wieder wirr wie eh und je. Ganz die alte Ruth. Aber das, was sie sagte, ergab zumindest Sinn. „Einmal habe ich Alkohol herein geschmuggelt, ich war schon fast bei meinem Zimmer, da kam gerade diese Streberin daher. Zum Glück konnte ich gerade noch weglaufen, aber die Kiste musste ich natürlich stehen lassen.“ Sie schluckte und ihre Augen wanderten noch weiter in die Ferne. „Sie dachte, Annabell wäre es gewesen, weil die Kiste vor ihrer Tür stand. Ausgerechnet Annabell. Oh, wie sehr ich sie vermisse.“ Doch ihre Stimmlage verriet nichts über ihre Gefühle, sie klang nur monoton wie so häufig.







    „Aber Ruth, das ist ja schrecklich! Haben sie sie raus geworfen? Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. Ich erinnerte mich sehr lebhaft an Annabell, wie sie mit einem blauen Auge in Ruths Zimmer stand. Doch meine Schwester blickte nur weiter in die Ferne. „Es ist einsam ohne sie. Was soll ich nur machen, allein. Man findet so selten jemanden…“ Kurz darauf durchfuhr ein leichtes Zucken ihr Gesicht, doch schon hatte sie ihre Züge wieder unter Kontrolle und ihr Gesicht erreichte wieder sein maskenhaftes Aussehen.







    „Sie haben uns verboten, einander zu sehen. Ich hasse sie. Da predigen sie groß von Nächstenliebe und dann…“ Nun war ich völlig verwirrt. „Wieso das denn, haben sie erkannt, dass du etwas damit zu tun hast?“, platzte es heraus. Sie schüttelte unwillig den Kopf. „Sie haben uns doch gesehen, als wir zusammen waren. Was denkst du, wieso ich hier bin?“



  • Hallo Cindy,


    da habe ich doch das letzte Update glatt vergessen zu kommentieren. Dabei war es doch eigentlich beeindruckend und interessant. Jane setzt sich zum ersten Mal aktiv mit ihrem inneren Dämon auseinander, anstatt wie bisher (eine relativ lange Zeit) einfach zuzulassen, dass er sie fertig macht und von innen her auffrisst. Und wie ich die Bilder gesehen habe keineswegs nur metaphorisch gemeint.


    Diesmal steht Jane auf und kämpft, zum ersten Mal. Warum eigentlich nicht vorher, auf mich macht sie eigentlich nicht den Eindruck einer schwachen Person. Heißt sie hat sich derart hilflos gefühlt dass sie sich nicht wehren konnte, was darauf hindeutet dass das ganze einen sehr schwerwiegenden und für sie bedrohlichen Eindruck macht. Da muss etwas ziemlich schlimmes passiert sein dass sie sich einfach duckt.


    Und jetzt gibt die Sorge um Stacy den Ausschlag, dass sie zum ersten Mal gegen das Monster vorgeht. Das ist ziemlich vielsagend. Einerseits bedeutet ihr Stacy sehr viel, sie will auf jeder Ebene um sie kämpfen, nicht nur um sie zu behalten, sondern auch sie vor jedem Schaden zu bewahren. Nicht nur gegen das Monster, sondern auch die übrige Welt, siehe die Modeidioten. Andererseits merkt sie nun, dass sie eigentlich auch stark sein kann, wie außerhalb der Träume auch, und die Angst um Stacy macht ihr bewusst, dass sie diese Stärke auch innerhalb der Träume einsetzen kann.


    Um Stacy mache ich mir relativ viele Sorgen. Nicht dass sie bedroht wird, sondern dass sie es so persönlich nimmt und sich fertigmachen lässt. Sie ist recht zerbrechlich. Und dann kommen so Aussagen wie "du bist zu alt", "du bist nicht dünn genug", "deine Haare sind nicht passend", die eigentlich fast jeden Menschen verletzen würden. Auch wenn sie in diesem Fall ungerechtfertigt sind. Ich weiß zwar nicht, wie alt sie genau ist, aber nach den Personen in ihrem Umfeld würde ich sie auf ein paar Jahre erwachsen schätzen (korrigier mich wenn ich hier irre, kann ich schlecht schätzen, und bei Sims erst recht nicht). Und von zu dick kann auch nicht die geringste Rede sein. Dass die Modebranche so ist, hat sie zur Genüge bewiesen, demnächst sind die Topmodels 13 und sehen aus wie Miss Welthunger. Und übermorgen schicken sie Kleinkinder übern Laufsteg... wobei, machen die Amis schon :angry. Stacy ist toll, und ich hoffe sie sieht es irgendwann ein. Ihre Besorgnis, dass man über sie lachen wird wenn sie sich als Modemacherin betätigt, ist begründet, aber versuchen sollte sie es trotzdem. Ihre Modelkarriere neigt sich ja so oder so dem Ende zu, wenn man sich diese Manager ansieht, da sollte sie es zumindest versuchen.


    Immerhin hat Jane einen Erfolg erzielt, denn es kommt zumindest fürs erste kein weiterer Monsteralptraum, dafür wieder eine Rückblende zu ihrer Jugendzeit, ein weiteres Puzzlestück, und so langsam bilden sich Zusammenhänge, auch wenn das Gesamtbild noch nicht zu sehen ist, zumindest für mich nicht. Ruth scheint noch so halbwegs in Ordnung zu sein, für ihre Verhältnisse. Sie ist klar ansprechbar, wie auch schon beim ersten Besuch im Internat. Damals ist sie schier verrückt geworden bei den vielen Regeln und den angepassten Schülerinnen-Duckmäusern, die ihr quasi ihr ganzes Leben verbieten. Jetzt hat sie einen Weg gefunden, es sich zumindest erträglich zu machen. Dummerweise hat sie damit ihre einzige Freundin in Schwierigkeiten gebracht. Ich bin mir nicht sicher was diese Anabell für sie war. Sie sagt "Man findet so selten jemand, der...". Das könnte man eigentlich beliebig fortsetzen. Jemand der mit ihr redet, jemand der sie versteht, jemand mit dem sie über alles reden kann, oder einfach jemand der nicht ganz so angepasst ist wie der Rest. Oder vielleicht war sie auch mehr.


    Und Ruth setzt ihre Maske auf und benimmt sich, als ob nichts wäre, obwohl innerlich Himmel und Hölle in Bewegung sein müssen. Das hat sie gut gelernt, hat sich ja ihr ganzes Leben verstellen müssen :(. Sie scheint neben sich zu sein, fühlt sie sich doch ganz allein auf der Welt, jeder, der ihr etwas bedeutet hat, ist ihr weggenommen worden, sie muss auf eine Art leben, die sie erdrückt und todunglücklich macht. Außerdem ist da noch die Sache von ganz am Anfang, sie ist der Meinung Gott hasst sie. Es wäre viel einfacher, wenn man wüsste, was Ruth bedrückt, doch sie wird es wohl nicht sagen. Nicht Jane. Sie hatte genug Gelegenheiten mit ihr zu reden, aber sie vertraut ihr nicht genug, ihr davon zu sagen. Oder sie hat es getan und Jane hat es verdrängt. Ruth vertraut ihr viel an, aber es fehlt so viel, dass man sie nicht verstehen kann.


    Wobei manche Szenen doch sehr auf die "Ruth ist lesbisch"-Erklärung hindeuten. Einerseits die schockierten Eltern, wobei es ziemlich einfach ist die zu schockieren, dann das gemeinsam geteilte Monster. Sie hatte eine Beziehung, bevor sie ins Internat kam, aber deren Geschlecht blieb unerwähnt, und in der letzten Rückblende sagt sie man habe sie mit Anabell zusammen gesehen und ihnen daraufhin jegliche Treffen verboten. Das würde einiges erklären, zum Beispiel warum das Monster auch mit Ruth zusammenhängt, warum es gerade in der Zeit von Janes Beziehung einen derartigen Einfluss auf sie hat und warum es sich zurückzieht, als Jane für sich mit vollem Herzen für Stacy einsteht. Was dagegen spricht ist die Tatsache, dass Ruth das Monster als Kind schon besitzt, in einem Alter in dem sexuelle Vorlieben noch nicht entwickelt sein sollten.


    Wie immer bleibt es spannend, und ich freue mich auf die nächste Fortsetzung. Ach ja, und löse das Monster bloß am Ende auf.


  • Diesmal steht Jane auf und kämpft, zum ersten Mal. Warum eigentlich nicht vorher, auf mich macht sie eigentlich nicht den Eindruck einer schwachen Person. Heißt sie hat sich derart hilflos gefühlt dass sie sich nicht wehren konnte, was darauf hindeutet dass das ganze einen sehr schwerwiegenden und für sie bedrohlichen Eindruck macht. Da muss etwas ziemlich schlimmes passiert sein dass sie sich einfach duckt.


    Naja, so ohne ist das Monster ja auch nicht. Immerhin hat es ihr ja vorher durchaus Gewalt angetan. Andererseits ist Jane natürlich im Alltagsleben eine starke Person. Meistens zumindest .


    Und jetzt gibt die Sorge um Stacy den Ausschlag, dass sie zum ersten Mal gegen das Monster vorgeht. Das ist ziemlich vielsagend. Einerseits bedeutet ihr Stacy sehr viel, sie will auf jeder Ebene um sie kämpfen, nicht nur um sie zu behalten, sondern auch sie vor jedem Schaden zu bewahren. Nicht nur gegen das Monster, sondern auch die übrige Welt, siehe die Modeidioten. Andererseits merkt sie nun, dass sie eigentlich auch stark sein kann, wie außerhalb der Träume auch, und die Angst um Stacy macht ihr bewusst, dass sie diese Stärke auch innerhalb der Träume einsetzen kann.


    Sehr schön analysiert. Stacy und Jane gegen den Rest der Welt. :D Ja, das gefällt mir.


    Um Stacy mache ich mir relativ viele Sorgen. Nicht dass sie bedroht wird, sondern dass sie es so persönlich nimmt und sich fertigmachen lässt. Sie ist recht zerbrechlich. Und dann kommen so Aussagen wie "du bist zu alt", "du bist nicht dünn genug", "deine Haare sind nicht passend", die eigentlich fast jeden Menschen verletzen würden. Auch wenn sie in diesem Fall ungerechtfertigt sind. Ich weiß zwar nicht, wie alt sie genau ist, aber nach den Personen in ihrem Umfeld würde ich sie auf ein paar Jahre erwachsen schätzen (korrigier mich wenn ich hier irre, kann ich schlecht schätzen, und bei Sims erst recht nicht).


    Hab in der Story glaub ich nie ein Alter erwähnt. Persönlich hab ich mir Stacy so ca. 25 gedacht, die meisten Models sind jünger (es sei denn, sie konnten sich wirklich einen Namen machen), aber andererseits ist sie natürlich auch noch weit davon, wirklich alt zu sein. Jane ist etwas älter, etwa Anfang 30.




    Immerhin hat Jane einen Erfolg erzielt, denn es kommt zumindest fürs erste kein weiterer Monsteralptraum, dafür wieder eine Rückblende zu ihrer Jugendzeit, ein weiteres Puzzlestück, und so langsam bilden sich Zusammenhänge, auch wenn das Gesamtbild noch nicht zu sehen ist, zumindest für mich nicht.


    Das Gesamtbild bekommt ihr erst ganz zum Schluss. :p Wobei, ein paar Puzzlestückchen werden auch ungeklärt bleiben, weil sie eher dazu gedacht sind, die Gesamtstimmung, die in Jane's Vergangenheit herrschte, zu beschreiben.



    Ruth scheint noch so halbwegs in Ordnung zu sein, für ihre Verhältnisse. Sie ist klar ansprechbar, wie auch schon beim ersten Besuch im Internat. Damals ist sie schier verrückt geworden bei den vielen Regeln und den angepassten Schülerinnen-Duckmäusern, die ihr quasi ihr ganzes Leben verbieten. Jetzt hat sie einen Weg gefunden, es sich zumindest erträglich zu machen. Dummerweise hat sie damit ihre einzige Freundin in Schwierigkeiten gebracht.


    Ja, das autoritäre Klima setzt Ruth schon zu, es ist ja fast noch schlimmer, als bei ihr zu Hause. Natürlich bekommt Jane noch relativ wenig davon mit, was im Internat tatsächlich passiert, sie ist ja nur für ihre seltenen Besuche dort.


    Es wäre viel einfacher, wenn man wüsste, was Ruth bedrückt, doch sie wird es wohl nicht sagen. Nicht Jane.


    Ein bisschen Spannung muss ich euch doch auch noch lassen, sonst wäre es doch langweilig. :p
    Aber Ruth ist natürlich schon ein schwieriger Charakter.



    Wie immer bleibt es spannend, und ich freue mich auf die nächste Fortsetzung. Ach ja, und löse das Monster bloß am Ende auf.


    Mal sehen. Bin mir ehrlich gesagt selbst noch nicht ganz sicher, was ich mit dem Monster zum Schluss mache. ;)

  • Ich bin selbst erschrocken, als ich gesehen hab, wie lange ich hier nichts mehr geschrieben hab. Die letzte FS ist über ein Jahr her! Hatte in letzter Zeit ehrlich gesagt auch wenig Interesse an Sims, hab auch kaum mehr Outfits gemacht,... Jetzt bin ich aber wieder etwas auf den Geschmack gekommen, ein halbes Kapitel hatte ich sowieso noch unfertig auf dem Laptop. Hab sogar wieder etwas gespielt und gebaut.
    Auf jeden Fall gibt es heute eine Fortsetzung (und die darauf folgende FS ist sogar auch schon fast fertig). Ich hoffe, es sind überhaupt noch Leser da, die sich dafür interessieren.








    Ich lege mich auf mein einsames Bett, das noch immer überladen ist von Mirandas Decken und Plüschkissen. Allein fühle ich mich darin, als würde ich darin untergehen. Stacy ist so beschäftigt in letzter Zeit, viel zu beschäftigt. Ich vermisse sie, mehr, als ich sie je vermisst habe. Bei der Arbeit kann ich mich kaum noch konzentrieren, ständig kreisen meine Gedanken um sie. Wenn sie jetzt nur hier wäre… Wenn wir doch nur wieder zusammen wohnen würden…Ich frage mich, ob Stacy schon so weit ist. Grübelnd wickle ich mich in die Decke ein.





    „Das ist doch nicht dein Ernst!“, höre ich plötzlich ihre mörderische Stimme. Noch immer bringt sie mein Herz zum Rasen, obwohl ich jetzt weiß, dass ich sie besiegen kann. Wie vom Blitz getroffen, springe ich aus dem Bett. Schon stehe ich vor ihr und sie faucht mich grimmig an. „Du solltest diese Puppe endlich verlassen!“ Das Blut pocht in meinen Schläfen, Adrenalin rauscht durch meine Adern. „Glaub bloß nicht, dass du so über Stacy reden kannst!“, beginne ich drohend. In ihren weißen, pupillenlosen Augen blitzt soetwas wie Zorn auf. Zorn, darüber, dass ich mich wehre? Oder darüber, dass ich Stacy liebe?







    „Früher hättest du dich nicht getraut, so mit mir zu reden!“, zischt sie mir zu, und dann wiederholt sie den Satz, brüllend, immer lauter. „Es ist alles nur wegen ihr!“ „Ja, das stimmt“, antworte ich überlegen, „und das ist auch gut so“. Immer mutiger werde ich, meine Furcht ist fast vollständig weg. Was will sie noch anrichten, mit ihren nächtlichen Besuchen? Sie kann mir nichts mehr anhaben. Ich kann mich wehren. Ich bin die Stärkere. Bestenfalls geht sie mir auf die Nerven, wie eine Mücke, die einem um den Kopf herumfliegt, bis man sie endlich erwischt und mit einem harten Schlag an der Wand zerdrückt, wo nur noch ein kleiner Blutfleck an ihr Dasein erinnert. Mehr ist sie nicht. Eine Mücke.





    „Du wirst schon noch sehen, wohin dich das bringt! Du wirst es schon noch sehen!“ Drohend hebt sie ihren Zeigefinger, doch damit entlockt sie mir nur ein müdes Lächeln. Längst blende ich das Meiste, das sie mir um die Ohren wirft, aus. Ich stehe eine Weile da und lasse ihre Schimpftirade über mich ergehen, ohne innerlich davon berührt zu sein. Schließlich hebe ich selbst den Zeigefinger. „Du wirst dich jetzt nicht mehr in mein Leben einmischen. Lass mich in Ruhe. Du machst mir keine Angst mehr. Du gehst mir nur noch auf die Nerven.“





    Wieder setzt sie an, doch ich zucke nur mit den Schultern „Du bist wie eine Mücke“, teile ich ihr meinen vorherigen Gedankengang mit, „Nervig, aber nicht bedrohlich. Und irgendwann werde ich einen Weg finden, dich ganz aus dem Weg zu schaffen“. Ihr ohnehin schon nicht gerade von weicher Freundlichkeit gezeichnetes Gesicht erstarrt zu einer Fratze aus Zorn. „Duuu, duuu!“, droht sie, ohne eine weitere Ausführung. Ich verschränke die Arme und blaffe, bereits leicht gelangweilt „Willst du nicht endlich verschwinden?“. Noch einmal bedenkt sie mich mit einem bitterbösen Blick, bevor sie weg ist.





    Ich seufze und beschließe, Stacy bei ihrer Arbeit zu stören. Eilig stopfe ich meine Schlafsachen in eine Sporttasche und mache mich auf den Weg zu ihr. Dort angekommen finde ich nicht nur eine völlig veränderte Stacy vor, sondern auch ein völlig verändertes Arbeitszimmer und eine mir unbekannte blonde Frau mit dunklen, buschigen Augenbrauen. Stacy sitzt vor ihr und beäugt den Saum des Kleides kritisch. „Dreh dich mal im Kreis, ich würde das gerne noch in Bewegung sehen“. Dann murmelt sie etwas, zieht einige Stecknadeln aus einem bauschigen roten Kissen und beginnt, einen Teil des Kleides mit zügigen Stichen abzustecken, während sie sich den Rest der Nadeln zwischen die Zähne klemmt. Noch hat sie gar nicht mitbekommen, dass ich da bin, so sehr ist sie in ihre Arbeit vertieft. Etwas unschlüssig stehe ich da und lasse mich schließlich zu einem lautem Räuspern hinreissen. „Jane?“, nuschelt sie, noch immer mit Nadeln zwischen den Zähnen und ohne sich umzudrehen. „Ja, hi, ich...“ murmle ich und mir wird klar, dass ich selbst nicht so richtig weiß, was ich hier will.





    „Ich wollte dich nur ein wenig bei der Arbeit beobachten. Mir war langweilig zu Hause“, sage ich mehr oder weniger wahrheitsgemäß. Dann setze ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer und lasse meinen Blick durch die sperrangelweit offene Türe zu Stacy schweifen. Sie wendet sich kurz zu mir um, lächelt mir zu, um sich dann wieder in ihre Tätigkeit zu versenken. Selten habe ich sie mit einer solchen Leidenschaft arbeiten sehen, es scheint, als würde sie alles um sich herum vergessen – und wie souverän sie geworden ist! Ich kann kaum glauben, dass sie noch dieselbe Frau ist, die vor ein paar Wochen weinend vor mir gesessen ist und mir von ihren Selbstzweifeln erzählt hat. Jetzt ist davon nichts mehr zu spüren, mit fester Stimme gibt sie dem Model vor ihr Anweisungen.





    Bewundernd mustere ich das Kleid, ein romantischer Traum aus Spitze, der besser zu Stacy selbst als zum Model passen würde. Ich kann mich gerade noch zusammen reissen, nicht laut zu jubeln und in die Hände zu klatschen, so stolz bin ich auf sie. Stacy würde sich davon im Moment wohl eher gestört fühlen. Immer wieder zupft sie an dem Kleid herum, steckt ein paar Nadeln um oder kritzelt etwas auf ihre Skizze. Ich beobachte sie fasziniert, obwohl das Kleid in meinen Augen längst perfekt ist und es daran nichts mehr zu ändern gibt. Nach einiger Zeit scheint schließlich auch Stacy mit ihrem Werk zufrieden zu sein. „Dankeschön, ich denke das war's für heute“, meint sie schließlich und verabschiedet sich vom Model.







    Dann lässt sie sich zu mir auf die Coach nieder. „Stacy, du bist unglaublich. Es ist eine Freude, dir zu zu sehen. Du bist so stark geworden, so selbstbewusst – und das Kleid, das ist echt der Hammer!“, sprudelt es aus mir heraus. Sie lächelt. „Ja, ich glaube, wir sind beide stärker geworden.“ Ich blicke sie etwas verdutzt an und schon spricht sie weiter. „Ich merke das, wenn du nachts bei mir schläfst. Du bist nicht mehr so unruhig. Du strampelst nicht mehr so wild im Schlaf und du klammerst dich auch nicht mehr so fest an mich.“ „Ich habe mich fest an dich geklammert?“, frage ich und mir wird etwas mulmig im Bauch, ich schäme mich fast dafür. Natürlich hat Stacy recht, ich habe mich an sie geklammert. Ich hatte ja auch Angst, panische Angst; und es stimmt, ich bin ruhiger geworden. Ich fühle mich sicherer. „Es ist ja nicht so, dass es mich gestört hätte“, meint sie verschmilzt, „ich fand es auch schön, so für dich zu sorgen, so beschützend zu sein. Ich habe mich dadurch immer stark gefühlt. Außerdem hast du dich auch immer um mich gekümmert, wenn es mir schlecht ging.“





    „Das Gefühl kenne ich“, antworte ich nachdenklich, „Irgendwie komisch, findest du nicht? Wenn man den anderen braucht, um sich stark zu fühlen. Es ist fast, als würde man...“, ich wage es nicht, den Gedanken auszusprechen. Stacy seufzt. „Als würde man es gut finden, wenn der andere traurig ist“, beendet sie meine Worte, „ich habe mich das auch gefragt. Oder noch schlimmer: Was ist, wenn wir nur deshalb zusammen waren, weil es uns beiden schlecht ging, weil wir das beide brauchten?“. Ich schlucke. Eine miserable Vorstellung. „Ich liebe dich“, krächze ich. „Ich dich doch auch. Aber ich habe so viel nachgedacht und...ich wollte mit dir darüber reden. Ich wollte das nicht einfach alles wieder verdrängen. Ich glaube, es ist auch kein Zufall, dass wir jetzt etwas weniger Zeit miteinander verbringen...früher habe ich eher ein wenig geklammert, nicht wahr?“ Ich nicke. „Ich glaube, ich mochte auch das“, gebe ich zu, „So musste ich meine eigenen Gefühle nicht immer zeigen und hatte trotzdem die Sicherheit, geliebt zu werden“.





    „Hast du auch darüber nachgedacht, ob“ - der Gedanke, der mir dabei gekommen ist, ist schrecklich, aber ich muss ihn aussprechen - „es dir besser gehen würde, wenn du mich verlässt; ob du dann noch stärker wärst?“. Stacy starrt auf ihre Fingernägel, bevor sie mich etwas nervös anschaut und zu einer Antwort ansetzt. „Ehrlich gesagt, ja. Ich habe sogar ziemlich lange darüber nachgedacht. Und mir ist dabei aufgefallen, dass ich nicht mehr so viel Angst davor habe, dich zu verlieren.“ Ich spüre einen Stich in meinem Herzen. Läuft das Gespräch nun darauf hinaus, dass sie mich verlassen will und ich merke es die ganze Zeit nicht? Verkrampft sitze ich da und blinzle die Tränen weg, die zu meinen Augen aufsteigen. „Jane“, setzt sie schließlich an, als ich lange genug schweige, „sei ehrlich, geht es dir nicht genauso? Wenn ich jetzt gehen würde, wärst du vielleicht eine Zeit lang traurig, aber irgendwann würdest du dich wieder aufrappeln und du würdest auch alleine klar kommen.“

  • Leider nur ein kurzer Kommentar, weil ich bald schlafen gehe, ich versuche aber bei Gelegenheit noch mehr Feetback dazulassen. Erst einmal freue ich mich sehr, dass du hier weiterschreibst. Es ist schon lange her, und ich habe mich schon gefragt ob du ganz aufgehört hast. Ich meine, die muss es auch Spaß machen, aber es wäre doch irgendwie schade gewesen, auch weil es so spannend ist. Ich freue mich für Stacy und Jane, dass sie solche Fortschritte gemacht haben, stärker geworden sind, mache mir aber auch Sorgen. Ich fände es bedenklich, wenn sie ihre Beziehung beenden würden, aufgrund dieses Gedankens "dir ginge es besser ohne mich". Das ist kein gesundes Selbstbild, das ist sehr zerstörerisch und bedrohlich (und passt aber deshalb zu Stacy).


    Zwar ist eine Beziehung mit wenig Vertrauen keine Lösung, und wenn das Ganze nur funktioniert, solange es den beiden schlecht geht und sie sich brauchen, haben sie sowieso keine echte gemeinsame Zukunft. Aber nur dann zu einer engen Bindung bereit sein, wenn man auf diese angewiesen ist... ich kann das nicht wirklich in Worte fassen, was ich meine, aber ich mache mir Sorgen. Zwar meine ich, dass die zwei nicht auf biegen und brechen zusammenhalten sollen, wenns nicht funktioniert, dass aber eine Trennung aus den genannten Gründen das falsche wäre, weil sie auf einem negativen Selbstbild, einem falschen Bild einer Beziehung basieren würde, und letztendlich bei beiden großen Schaden anrichten würde.


    Diese Situation ist eine Bedrohung, aber auch eine Chance. Die zwei sind für sich stärker geworden, jetzt können sie auch als Team gestärkt hervorgehen. Oder eben nicht. Und das Monster ist ja auch noch da, und wird sicher nicht kampflos aufgeben.


    LG Lunalumi


    PS: Du hast da einen Doppelpost... ;)

  • Hallo Lunalumi!


    Danke für deinen Kommentar! Ich freue mich immer, deine Analysen zu lesen. Ich werde jetzt an der Stelle gar nicht viel dazu sagen, weil die folgende FS die Sache auflöst. ;)
    Ja, ich hatte in letzter Zeit ziemlich wenig Lust auf Sims, habe auch aufgehört Kleidung zu erstellen und ja...irgendwie hat es mich dann doch wieder gepackt. Aber ich sehe, das letzte Update ist auch schon eine Zeit lang her...:( Ich werde die Story auf jeden Fall fertig schreiben, nur in ziemlich unregelmäßigen Abständen.


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    Die neue Fortsetzung enthält etwas mehr Bilder als üblich, darunter auch zwei bunt flackernde gifs.













    Ich lege mich auf die Couch und starre auf das Muster der Kissen, versucht, die Tränen zurück zu halten, was immer schwieriger wird. Stacies Worte hallen mir noch immer im Kopf nach. „Wenn ich jetzt gehen würde, wärst du vielleicht eine Zeit lang traurig, aber irgendwann würdest du dich wieder aufrappeln und du würdest auch alleine klar kommen.“ Das ist es. Sie will mich verlassen – und ich war so blöd, zu denken, dass sie nur über ihre Gefühle sprechen möchte. Dabei will sie es mir nur so einfach wie möglich machen, will, dass es mir selbst so vor kommt, als wäre es unsere gemeinsame Entscheidung gewesen. Als ginge es uns besser ohne den anderen. Jetzt schwappt die erste Träne aus meinen Augen auf die Wange. Ich möchte sie anflehen, mich nicht zu verlassen, möchte ihr zeigen, wie sehr ich sie brauche. „aber irgendwann würdest du dich wieder aufrappeln und du würdest auch alleine klar kommen“ Würde ich das?





    Meine Gedanken kreisen langsam in eine andere Richtung, die Tränen verschwinden wieder. Heute bin ich es auf jeden Fall. Ich habe das Monster vertrieben, die Bestie, die einst mein ganzes Leben umklammert hielt, mit einer beinahe schon lässigen Geste verscheucht. Ich habe Freunde, die mich aufheitern könnten. Ich wäre nicht einsam. Vermutlich würde ich irgendwann sogar wieder eine andere Frau finden. Ich wage es kaum, so weit zu denken. Stacy streichelt über meinen Rücken und ich richte mich langsam wieder auf. Ich atme tief ein. „Du hast Recht. Ich würde wieder auf die Beine kommen“, sage ich zögerlich, „findest du es schlimm, so zu denken?“. „Im Gegenteil, ich finde es wunderbar. Das ist doch ein Zeichen wahrer Liebe, dass wir beide ohne den anderen auch gut leben könnten, aber uns trotzdem entschließen, zusammen zu bleiben. Nicht, weil wir es brauchen, sondern, weil wir es wollen.“





    Ich atme erleichtert aus. „Für einen Moment dachte ich, du wolltest wirklich mit mir Schluss machen“, gebe ich zu. Stacy lächelt mich an. „Natürlich nicht. Ich bin verliebt wie am ersten Tag.“ Ich kuschle mich an sie. „Ich liebe dich, Stacy.“ „Hast du mal von Frida Kahlo gehört?“, fragt sie und als ich sie völlig verdutzt ansehe, erklärt sie „das war eine mexikanische Künstlerin. Beeindruckende Bilder, solltest du dir mal ansehen. Auf jeden Fall, Frida und ihr Mann hatten zwei Häuser, die nebeneinander standen und durch einen Übergang verbunden waren. Jeder lebte in seinem Haus und dennoch konnten sie sich jederzeit besuchen. Ist das nicht traumhaft?“.





    „Wir könnten das auch machen“, schwelge ich in der Vorstellung, „Es würde wunderbar zu uns passen.“ Stacy grinst und gibt mir einen Kuss. „Lass es uns bauen“, flüstert sie, „du planst die zwei Häuser und dann richtet jeder seines so ein, wie er möchte.“ „Hast du denn dazu auch noch Zeit? Du arbeitest doch jetzt schon so viel!“, gebe ich zu bedenken. „Die Modenschau ist doch schon bald – und bis der Rohbau steht, dürfte es auch noch ein wenig dauern.“ Damit ist der Häuserbau beschlossene Sache.





    Wir reden noch lange über unsere gemeinsame neue Bleibe, schmieden Pläne und in meinem Kopf habe ich schon eine Skizze des Grundrisses. Es ist spätabends, als wir schließlich ermüdet, aber überglücklich ins Bett fallen. Ich sehe in Stacies Augen und in ihrem Strahlen erkenne ich, dass sie genau dasselbe fühlt wie ich. Die Sterne funkeln durch das Fenster hinter uns und wir sind eins mit der Unendlichkeit. Ich hauche ihr einen Kuss auf die geschlossenen Lippen, lautlos, um den Moment nicht zu zerstören. Einen magischen Moment lang begegnen sich unsere Blicke und ich höre ihren Herzschlag in der Stille. Wir liegen so eng zusammen, dass mir ist, als würde ich ihre Aura wahrnehmen. Dann schließe ich meine Augen, atme noch einmal ihren betörenden Duft ein und spüre, wie mein Bewusstsein in den Schlaf hinübergleitet.





    Ein blondes Mädchen kauerte in der Ecke meines Zimmers. Neugierig trat ich näher, um zu erkunden, wer die Unbekannte war und was sie in meinem Zimmer zu suchen hatte. Ihrer Körperhaltung hätte es Ruth sein können, nur die Haarfarbe und ihre etwas feinere Statur verrieten, dass es sich hierbei um eine Fremde handelte. Womöglich war sie eine Freundin von Ruth und hatte sich im Zimmer verirrt? Andererseits brachte meine Schwester so gut wie nie Freunde oder Klassenkameraden mit mach Hause. Die strenge Atmosphäre hätte wohl auch die meisten von ihnen verschreckt, ganz zu schweigen von dem Verhalten, das Ruth zu Hause an den Tag legte.







    In diesem Moment blickte sie auf und sah mir direkt ins Gesicht. Eindringlich studierte ich ihre Gesichtszüge, doch ich konnte sie niemanden zuordnen. Trotzdem wirkte ihr sanftes Gesicht sofort beruhigend und anziehend auf mich. Sie begutachtete mich mit demselben Ausdruck. Ich beugte mich zu ihr hinunter. „Was machst du hier?“ Nachdenklich sah sie mich an. "Ich...ich weiß es nicht", brachte sie fast tonlos hervor. Im selben Augenblick lief ihr Gesicht rot an, als fühlte sie sich bei etwas ertappt. "Ich war...plötzlich...ich habe mich verirrt", stammelte sie und bedachte mich mit einem abwägenden Blick, wie um zu sehen, ob ich ihr die Antwort abnahm. Ich beschloss, erst einmal mehr über sie heraus zu finden. Zumindest schien sie nichts Böses im Sinn zu haben. "Wie heißt du?", fragte ich, doch ehe sie antworten konnte, ertönte ein Knarren von der Holztreppe.





    Ruth! Sofort erinnerte ich mich wieder daran, wieso ich eigentlich wach geblieben war. Unschlüssig blickte ich auf das blonde Mädchen. "Komm mit!", flüsterte ich ihr nach kurzem Überlegen zu, "aber sei bloß leise!". Langsam drückte ich die Türklinke hinunter, um jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Ich wandte mich noch einmal kurz um, um mich zu vergewissern, dass die Fremde mir folgte. Dann tapste ich auf Zehenspitzen hinaus. Über die Jahre hatte ich gelernt, die Treppe hinunter zu gehen, ohne ein Geräusch zu erzeugen. Ich wusste, welche Stufen ich überspringen musste und an welcher Ecke einer jeden Stufe ich auftreten musste, um nicht gehört zu werden. Besorgt drehte ich mich nach dem blonden Mädchen hinter mir um und deutete ihr, genau auf meine Schritte zu achten. Sie nickte. Unsicher, ob sie mich wirklich verstanden hatte, schlich ich lautlos hinunter, verdeutlichte meine Bewegungen stets mit Gesten. Doch die Fremde schien heller zu sein, als sie wirkte. Sie tänzelte fast ebenso lautlos mit beeindruckender Grazie die Treppe hinab.







    Mittlerweile war Ruth fast außer Sichtweite und ich hastete zur Haustüre, um ihre Spur nicht zu verlieren. Langsam drückte ich die Klinke hinunter und hielt Ausschau. Der Keller! Natürlich! Wo sonst sollte sie sein? Beim Gedanken daran begann mein Magen bereits, ein seltsam flaues Gefühl zu entwickeln. Ich schluckte. Ich wusste, was im Keller war. Musste ich das wirklich noch einmal sehen? Musste ich wirklich noch mehr über das Schreckliche, das hier vorging, wissen? Kurz zögerte ich, freundete mich schon mit dem Gedanken an, einfach umzukehren und zurück zu gehen. Aber irgendetwas an diesem Wesen zog mich in seinen Bann. Ich musste mehr erfahren. Also beschloss ich, Ruth einen kurzen Vorsprung zu lassen, damit sie mich nicht entdecken würde. Dann stieg ich ebenfalls die Kellertreppe hinab.





    "Jane?" Die Stimme hinter mir ließ mich erstarren. Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht des blonden Mädchens. Plötzlich begann alles um mich herum zu flackern. Mir war, als hätte ich sie schon einmal getroffen, vor langer, langer Zeit, in einem anderen Leben. Ich versuchte, mich zu erinnern, doch mein Gehirn beförderte nichts an die Oberfläche. Woher kannte die Fremde meinen Namen? Hatte ich ihn ihr vorhin gesagt? Ich war mir ziemlich sicher, es nicht getan zu haben, aber in der Aufregung um Ruth könnte ich mich auch täuschen. "Jane, wo sind wir hier?", fragte sie mit ängstlicher Stimme. Ohne zu antworten, studierte ich ihr zur Sorge verzogenes Gesicht. Nichts. Ich hatte diese Person noch nie in meinem Leben gesehen - und doch...irgendetwas an ihr war mir so vertraut, so seltsam bekannt. Ich schloss die Augen. Woher weiß sie meinen Namen? "Wer bist du?", fragte ich schließlich. Ich beobachtete, wie ihre Miene noch sorgenvoller wurde. "Ich bin Stacy."





    Stacy...Stacy...Stacy...acy...acy... Der Name hallte in meinem Kopf nach und wieder begann alles um mich herum zu flackern. Bilder tauchten um mich herum auf, Bilder, wie aus einem anderen Leben. Bilder aus einem anderen Leben. Aus meinem anderen Leben. Aus meinem wirklichen Leben. Aber wie...? Es dauerte eine Weile, bis mein Kopf all das verarbeiten konnte. Dann aber traf mich die Erkenntnis mit voller Wucht. "Das ist ein Traum“, murmelte ich und mein Herz begann zu rasen. Ich hatte einen meiner angsterregenden Träume. Aber jetzt war es ein Klartraum. Ich war mir meines Traumes bewusst und würde ihn vielleicht sogar steuern können. Nur was hatte Stacy hier zu suchen? Sie war kein Teil meiner Vergangenheit. Wieso hatte mein Verstand sie hierher projeziert? Ratlos sah ich sie an und als ich ihrem Blick begegnete, sah ich, dass sie ebenfalls ziemlich verwirrt schien. "Das ist einer meiner Träume, erinnerst du dich? Die Träume über meine Vergangenheit. Ich habe dir davon erzählt", erklärte ich ihr. Sie nickte langsam. "Warum bin ich hier?", fragte sie dann. "Das...weiß ich auch nicht", gab ich zu. Da fiel mir etwas ein. "Das Monster! Es ist auch hier. Ruth hat es aufgezogen. In meinen Träumen ist es noch ein Kind. Komm mit, ich zeige es dir!" Ich zog sie die Treppe hinunter.





    Wir versteckten uns hinter einem alten Regal, das uns kaum beide verdecken konnte. Zum Glück war es dunkel hier unten. "Sag es mir! Sag mir, wer meine richtige Mutter ist!" Das Wesen, das mittlerweile zu einem schlacksigen Kind heran gewachsen war, blickte Ruth zornig an. "Ich sagte doch schon, dass ich es nicht weiß! Ich habe dich im Wald gefunden!". Das Kind schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. Es knurrte. "Du hast mich also einfach mitgenommen? Was, wenn meine Mama noch lebt? Was, wenn sie mich sucht?" Ruth schien der Verzweiflung nah. "Da war niemand. Du warst ganz alleine. Du warst hungrig und hast geweint! Ich musste dich mitnehmen, du wärst sonst doch verhungert!" "Ich denke, ich hätte mich ganz gut alleine versorgen können", entgegnete das Kind kühl. Ruth schluckte. Nachdem ich oft genug mit eigenen Augen gesehen hatte, wozu dieses Wesen fähig war, bezweifelte ich das nicht im Geringsten. "Du warst ein Baby!", schrie Ruth, "Du warst genauso klein und hilflos wie alle anderen Babies. Du konntest dich nicht einmal aus deinem Erdloch fortbewegen. Wer weiß, wer dich dort hingelegt hatte. Vielleicht war deine Mutter auch ein normaler Mensch und hat dich ausgesetzt, weil sie Angst vor dir -"







    Mitten im Satz brach Ruth ab. Das war zu viel gewesen. Ich drückte Stacys Hand. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Ich hatte es mehr als einmal gesehen. Wie in Zeitlupe nahm ich die Szene wahr, die sich hier vor mir abspielte. "DAS! HAST! DU! NICHT! GESAGT!", brüllte das Kind. Es stürzte sich auf Ruth, krallte seine langen Finger tief in ihre Haut. Ich wandte mein Gesicht ab. Stacy beobachtete das Geschehen wie versteinert, mit leicht geöffnetem Mund. Behutsam legte ich meinen Arm um sie. Mit tränennassen Augen drehte sie sich zu mir. "Ist es das, was sie mit dir tut?", flüsterte sie. Ich nickte. Eine Welle des Mitleids überströmte ihr Gesicht. "Oh, Jane!". Sie umarmte mich. Eng aneinander gedrückt kauerten wir hinter dem Kasten, bis die Geräusche um uns herum leiser wurden.





    Ich wagte es, wieder hinzuschauen und sah Ruth, wie sie leise wimmernd am Boden lag. Doch ihr Körper war unversehrt. "Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht sagen", gab sie immer wieder von sich. "Ich...wollte das auch nicht tun", antwortete das Kind, "aber du hast mich provoziert. Es tut mir leid", brachte es schließlich über seine Lippen. Ruth wimmerte immer noch, setzte sich aber nun auf und schlang ihre Arme um ihren Körper. "Ich...ich werde dich nicht mehr besuchen. Du darfst das nicht machen." Das Kind lächelte ein kaltes, böses Lächeln. "Oh, natürlich wirst du mich besuchen. Wir zwei sind doch Freunde, weißt du nicht mehr? Und ich werde dich immer finden, egal wo du bist. Ich werde größer werden und noch stärker. Ich werde Wege finden, zu dir zu kommen." Ruth schauderte. Stacy auch.





    "Jane, denkst du, wir können den Traum verändern?", flüsterte sie mir zu. "Lass uns zu ihnen gehen!". "Bist du verrückt? Hast du nicht gesehen, was sie gerade mit Ruth gemacht hat? Willst du auch..." Ich wagte es nicht einmal, es auszusprechen. Stacy und das Monster...bei dem Gedanken zog sich alles in mir zusammen. "Es ist nur ein Traum!", antwortete sie. "Aber die Schmerzen spürst du wirklich! Bitte, Stacy, tu das nicht!" Ich sah sie eindringlich an und halte ihren Arm fest, doch sie war zu entschlossen. Sie streifte meinen Arm weg und schritt auf Ruth und das Monster zu. "Lass sie in Ruhe!"







    Im nächsten Moment liege ich wieder auf meinem Bett. Schnell drehe ich mich nach Stacy um. Erleichtert nehme ich wahr, dass sie mit geöffneten Augen neben mir liegt. Sie muss wie ich gerade erst aufgewacht sein. Ich ziehe sie in meine Arme. "Hast du es auch gesehen?", frage ich sie. Stacy nickt. "Alles", antwortet sie.

  • Hallöchen! (:
    Ich habe gestern deine FS entdeckt und sofort alles fleißig gelesen.
    Die Story finde ich einfach mega gruselig, spannend, gefühlvoll - alles! :D
    Hoffentlich schreibst du weiter, denn die Art, wie du deine Bilder bearbeitest und wie du quasi zwei verschiedene Geschichten zu einer verstrickst, ist unbeschreiblich!
    Dieses Wesen, welches Ruth gefunden hat, sieht einfach so abgrundtief gruselig aus, dass es bestimmt guten Stoff für Albträume bietet x.x Allerdings bin ich ja ein großer Fan von Stacy (: Sie ist so eine liebenswerte Person und ich hoffe wirklich sehr, dass dieses Monster sich nicht an ihr vergreift! Es ist so schön, wie viel Halt Stacy und Jane sich gegenseitig geben und so etwas darf einfach nicht zerstört werden. Und es würde mich sehr interessieren, woher dieses Monster überhaupt kommt und was es von Jane will, wo es doch eigentlich Ruths Monster ist.
    PS: Stacy gefiel mir blond besser ;D


    Liebste Grüße!

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  • Hallöchen! (:
    Ich habe gestern deine FS entdeckt und sofort alles fleißig gelesen.
    Die Story finde ich einfach mega gruselig, spannend, gefühlvoll - alles! :D
    Hoffentlich schreibst du weiter, denn die Art, wie du deine Bilder bearbeitest und wie du quasi zwei verschiedene Geschichten zu einer verstrickst, ist unbeschreiblich!


    Danke!


    Allerdings bin ich ja ein großer Fan von Stacy (: Sie ist so eine liebenswerte Person und ich hoffe wirklich sehr, dass dieses Monster sich nicht an ihr vergreift! Es ist so schön, wie viel Halt Stacy und Jane sich gegenseitig geben und so etwas darf einfach nicht zerstört werden.


    Jaaa....Mal sehen, ob das Monster sich auch daran hält. ;)


    Und es würde mich sehr interessieren, woher dieses Monster überhaupt kommt und was es von Jane will, wo es doch eigentlich Ruths Monster ist.
    PS: Stacy gefiel mir blond besser ;D


    Don't worry, Stacy's Haarfarbe ist ziemlich variabel. :D Vielleicht ist sie schon sehr bald wieder blond.





  • Als ich Paul und Stacy am Strand sitzen sehe, fühle ich mich unwillkürlich wie in die Vergangenheit zurück versetzt - als Stacy noch bei mir wohnte und ich regelmäßig von ihren Freunden, die sich großteils selbst einluden, überrascht wurde. Ein Gefühl von Entspannung und Enthusiasmus gleichzeitig breitet sich in meiner Brust aus, sodass mich nicht einmal Pauls wie gewohnt theatralische Ausführungen über ein zurückliegendes Elektronikfestival nerven. Dann bin ich wieder zurück in der Gegenwart. Das alles scheint so lange her zu sein. Stacy hat sich verändert. Ich habe mich verändert. Im Grunde ist das auch gut so, aber die Unbekümmertheit der ersten Tage fehlt mir manchmal. In zwei Tagen ist Stacies große Modenschau, die letzten Wochen waren geprägt von Stress und Hektik, ich habe sie kaum zu Gesicht bekommen. Nur zum Schlafen haben wir uns gesehen, seit unserem letzten gemeinsamen Traum hat Stacy jede Nacht bei mir übernachtet. Jetzt, wo der größte Trubel erstmal vorbei und fast alles vorbereitet ist, hätte ich gern ein wenig Zeit mit meiner Verlobten alleine und beschließe, Paul auf möglichst charmante Weise los zu werden.







    Während meine Gedanken noch darum kreisen, wie ich das am besten anstellen könnte, haben die beiden längst ein anderes Gesprächsthema gefunden. „Süße, ich habe Simone gesagt, sie muss UNBEDINGT über deine Fashionshow schreiben. Es ist ja so unglaublich schade, dass ich selbst nicht dabei sein kann. DAFÜR hab ich ein wenig Werbung unter meinen Besties gemacht. Ich WETTE deine Show wird der absolute HAMMER.“ Als hätte Stacy nicht selbst genügend Kontakte, denke ich, und verdrehe die Augen. Stacy hat das offenbar mitbekommen, auf jeden Fall schmunzelt sie wissend. „Danke Paul, du bist der beste!“. „Nicht doch. Das ist doch das MINDESTE. Leider hab ich zu der Zeit einen DRINGENDEN Termin in New York.“





    „Und, hast du schon gepackt?“, frage ich, meine Chance witternd. Paul sieht mich etwas verdattert an, er ist es wohl nicht gewohnt, dass ich zur Abwechslung auch etwas zur Unterhaltung beitrage. Es dauert ein wenig, bis er sich genug gefangen hat, um auf meine Frage zu antworten. „Du LIEBE Güte, Jane, du hast ja gar keine AHNUNG. Letztes Mal hatte ich VIER Koffer. VIER!“ „So wenige?“, zieht Stacy ihn auf. Vor ein paar Monaten hätte sie die Frage ohne Ironie ausgesprochen. Paul nimmt es anscheinend auch so auf. „Dieses Mal bleibe ich etwas länger. Ich habe JETZT SCHON drei bis zum Bersten vollgestopfte Koffer und vielleicht die HÄLFTE von dem eingepackt, das ich mitnehmen will!“. „Na, dann solltest du wohl schleunigst weiter packen“, antworte ich schnell und frage mich im selben Moment, ob ich zu deutlich war. Aber entweder Paul hat wirklich nicht gemerkt, dass ich ihn loswerden will oder er ist sensibel genug, es nicht zu zeigen. „Ach, ich fürchte, du hast Recht. Stacy, Liebes, es tut mir FURCHTBAR leid, aber ich sollte WIRKLICH langsam los.“. Nachdem wir uns von Paul verabschiedet haben, ziehe ich Stacy in meine Arme. „Und jetzt zu dir. Du hast so viel gearbeitet in letzter Zeit und hattest kaum mehr Freizeit. Deshaaaalb“, kündige ich verschmilzt an, „werde ich dich jetzt entführen.“





    Eine Autofahrt später sind wir im „Rolly’s“, eine, wie der unglaublich kreative Name bereits andeutet, Rollschuhbahn. Draußen geht die Sonne langsam unter. Stacy grinst, als sie bemerkt, wo ich sie hinverschleppt habe. „Aber Jane, ich kann doch gar nicht rollschuhfahren!“, wendet sie mit gespielter Empörung ein. „Allerhöchste Zeit, es zu lernen“, antworte ich frech, „Wie soll denn das werden, wenn wir erst mal verheiratet sind? Dann hab ich eine Frau, die nicht rollschuhfahren kann!“. Stacy zeigt mir die Zunge, dann rennt sie vor, um sich Rollschuhe auszuleihen. „Das werden wir ja sehen!“, ruft sie mir zu und steigt mit Schwung in die Bahn – hält sich aber gleich darauf taumelnd an der roten Umzäunung fest, um nicht hinzufallen. „Ich sehe schon, bis zur Hochzeit müssen wir noch üben“, kontere ich, während ich mich ebenfalls auf die Bahn schwinge und reiche ihr meine Hand.





    Stacy nimmt sie dankbar an lässt sich zu mir ziehen. Langsam drehe ich mich mit ihr im Kreis, entferne mich von ihr und lasse sie auf mich zu kommen. Wir haben die Bahn fast für uns allein. Ich steigere das Tempo ein wenig, fordere sie mehr heraus. Stacy hat den Blick auf ihre Füße gerichtet und stolpert mir hinterher, bis sie schließlich sicherer wird und vorsichtig, aber stetig dahin gleitet. "Ich glaube, ich kann's", jubelt sie. Rückwärts laufe ich ein Stück, sie kommt mir jetzt schon recht gut nach. Dann nehme ich Schwung und drehe mich mit ihr im Kreis. Stacy kreischt vor Vergnügen. "Jane, das ist wunderbar! Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß macht!".





    "Achtung, ich lasse dich los", warne ich sie und laufe dann wieder ein paar Schritte rückwärts. "Los, fang mich!" Alleine fährt sie wieder etwas holpriger, hat aber sichtlich Spaß an der Sache. Immer, wenn sie mich fast erwischt hat, weiche ich wieder zurück. "Du musst schon schneller sein!", ärgere ich sie. "Na, warte!", japst Stacy und stürzt auf mich zu, dass ich beinahe das Gleichgewicht verliere. Lachend umarme ich sie. "Komm, lass uns einen Hotdog essen", schlage ich dann vor.





    „Das sollten wir öfter machen!“, beschließt Stacy und nimmt einen herzhaften Bissen von ihrem Hotdog. Vor ein paar Monaten hätte sie sich noch über die Kalorienzufuhr beschwert. Auch etwas, das sich verändert hat. „Ich freue mich so auf übermorgen. Ich bin zwar furchtbar aufgeregt, aber eigentlich habe ich ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Alle, was ich geplant habe, hat Formen angenommen. Ich bin so stolz.“ „Ich bin auch stolz auf dich. Nicht nur wegen der Modenschau. Du bist richtig aufgeblüht in letzter Zeit, du strahlst förmlich vor Energie.“ Stacy lächelt. „Das bin ich auch. Mittlerweile ist es mir fast egal, wie die Leute darauf reagieren – naja, das heißt…es ist mir natürlich nicht egal, aber es ist nicht mehr so wichtig. Ich habe meine Ideen verwirklicht, ich erreicht, was ich wollte. Und ich selbst bin sehr zufrieden damit.“





    Plötzlich wechselt sie abrupt das Thema. „Wie steht es mit deinen Träumen?“. Beinahe hätte ich mich an meinem Hotdog verschluckt. Wir haben seit dieser Nacht nicht mehr darüber gesprochen. „Es geht“, antworte ich wahrheitsgemäß, „ich hatte ein paar Albträume, aber nichts Schlimmeres. Von meiner Vergangenheit. Im Grunde kenne ich das ja alles schon. Ich habe es alles schon erlebt. Nur das Übliche also. Sie hat mich nicht mehr besucht. Schon eine Weile nicht mehr. Aber wenn du da bist, kommt sie sowieso nicht.“ Stacy atmet auf. Ich muss nicht erklären, wer „sie“ ist und ich muss mich auch nicht mehr dafür rechtfertigen. Stacy kennt meine Realität. „Das ist gut.“ „Ich habe auch keine Angst mehr vor ihr. Ich kann sie jetzt weg schicken. Ich kann mich wehren.“ Ich erzähle ihr von meinen letzten Begegnungen mit ihr. „Es fühlt sich gut an, dass du jetzt Bescheid weißt. Ich fühle mich verstanden.“ Stacy nickt. „Wenn ich das alles viel früher gesehen hätte, ich hätte nie…“ Ich unterbreche sie. „Du musst dir keine Vorwürfe machen. Jetzt ist alles gut.“







  • Etwas unbeholfen schiebe ich mich durch die Menschenmassen, die sich in der Halle eingefunden haben. Einige der schlichten schwarzen Stühle, die in zwei Reihen auf beiden Seiten entlang des Catwalks stehen, sind bereits besetzt. Die meisten Besucher aber stehen noch in Grüppchen zusammen, um Smalltalk zu betreiben. Es ist nicht unbedingt so, als hätte ich Probleme mit Menschenmassen, allerdings ist diese Modegesellschaft doch eher Neuland für mich. Im Vorbeigehen schnappe ich Wörter und Gesprächsfetzen auf, die ich noch nie gehört habe und von denen ich nur mutmaßen kann, dass es sich um die Bezeichnung für irgendein Kleidungsstück handelt. Stacy ist natürlich hinter der Bühne, damit also auch keine Hilfe. In diesem Moment blitzt ein bekanntes Gesicht vor mir auf. „Frau Hoffhurt, wie schön, Sie hier zu sehen!“, haste ich auf sie zu. Was sich wie eine Phrase anhört, habe ich tatsächlich selten so ernst gemeint. „Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für Mode interessieren“, gibt die junge Frau überrascht zurück. „Nun ja, Mode ist auch nicht ganz mein Fachgebiet“, gebe ich zu, „die Designerin ist meine Verlobte.“





    „Tatsächlich? Ich habe schon viel von ihr gehört. Was für ein netter Zufall, nicht wahr?“. Annabell Hoffhurt ist eine ehemalige Kundin von mir, ich habe damals ein Strandhaus für sie und ihre Mutter geplant. Zudem ist ihr Vater ein bekannter Immobilieninvestor, mit dem ich schon mehrmals zusammen gearbeitet habe. Ein wenig Smalltalk kann also nie schaden. „Allerdings. Es wundert mich, hier überhaupt jemanden bekannten getroffen zu haben.“ „Ach“, winkt sie ab, „ich versuche nur ein wenig auf dem Laufenden zu bleiben, was gerade angesagt ist. Außerdem…“, sie zwinkert mir verschwörerisch zu und senkt dann ihre Stimme, „habe ich gehört, dass die neue Freundin meines Vaters heute da ist und wollte ein wenig stalken.“ Ich antworte ihr mit einem schelmischen Grinsen. „Zu mir hat er vor einem Monat gesagt, er möchte es wieder mit seiner Exfrau versuchen.“ Das ist eigentlich schon ein wenig zu indiskret, aber Anabell ist mir schnell sympathisch geworden. „Ach, solche Vorsätze halten bei ihm meistens nicht so lange. Kaum gibt es den ersten Streit, steht plötzlich wieder eine 20jährige, die weniger aufmuckt vor der Tür. Oder es stellt sich heraus, dass er mit der Putzfrau im Bett war. Jaja, so sind sie, die Männer. Mein Vater ist da keine Ausnahme“, lacht sie.





    „Solche Probleme erspare ich mir immerhin“, grinse ich, und beschließe die Tatsache, dass ich mich vor nicht allzu langer Zeit dasselbe gemacht habe, für mich zu behalten. „Diesmal ist die Neue anscheinend Fashionbloggerin, ein unbekanntes junges Ding und mein Vater hat ihr Zugang zur ersten Reihe verschafft. Scheint ihm wohl auch klar zu sein, dass die Mädels nicht wegen seinem junggebliebenen Charakter bei ihm bleiben“, wieder zwinkert sie mir zu, „Ich werde jetzt mal sehen, ob ich noch einen Platz in ihrer Nähe finden kann. Vielleicht sehen wir uns später.“ Nachdem ich mich von Anabell verabschiedet habe, beschließe ich, mich ebenfalls auf meinen Platz in der ersten Reihe zu setzen und die Situation von hier aus entspannt zu beobachten. Ich lasse meinen Blick über die alte Industriehalle schweifen, die als Veranstaltungsort der Modenschau dient. Prominente und Sternchen mischen sich unter junge, auffällig angezogene Frauen und ältere Damen, die schlichter, aber wohl auch teurer gekleidet sind. Die wenigen anwesenden Männer stechen sofort aus der Masse.





    „Entschuldigen Sie, ich habe gehört, Sie sind die Verlobte der Designerin.“ Etwas verdattert drehe ich mich zur Seite und blicke in das Gesicht der Schauspielerin neben mir. „Ja,“ antworte ich knapp. „Ich bin Mary Kate“, lächelt sie und schüttelt mir die Hand. „Jane, nicht wahr?“. Wenn man von einer Berühmtheit erkannt wird, kann es schon einmal vorkommen, dass einem die Worte ausgehen. „ Ich bin gespannt auf diese Kollektion. Es ist immer interessant, wenn Models neue Wege gehen. Man hört, sie hat die Skizzen völlig alleine angefertigt?“. Langsam finde ich meine Souveränität zurück. „Das stimmt – und nicht nur das, sie hat alles bis kleinste Detail überwacht und auch selbst Hand angelegt.“ Ich erzähle ihr von der Szene in Stacies Nähstube, was sie sehr zu beeindrucken scheint. „ Es sind viele wichtige Leute hier.“ Da ich davon keine Ahnung habe, glaube ich ihr einfach, und nicke, „Ich bin gespannt, wie die Reaktionen ausfallen werden.“















    Erneut lasse ich meinen Blick durch die Halle schweifen. Die meisten Plätze sind mittlerweile besetzt. Einige der Besucher unterhalten sich angeregt, andere betrachten erwartend den Catwalk oder lassen ihren Blick wie ich im Raum herum schweifen. Die meisten Frauen tragen schwindelerregende Absätze. Anabell ist nicht mehr zu sehen, dafür habe ich zwei andere bekannte Gesichter entdeckt: Penelopè und David! Die beiden sind jedoch so sehr in ihre Unterhaltung versunken, dass sie mich noch gar nicht wahrgenommen haben.











    Neben mir sitzt ein anderes Sternchen, von dem ich keine Ahnung habe, wofür es eigentlich berühmt ist, dessen Gesicht ich aber schon 100mal auf Klatschmagazinen gesehen habe. Ich versuche, ein wenig Smalltalk zu beginnen, gebe aber gleich wieder auf. Die Frau ignoriert mich anscheinend. Klassische Musik – ich vermute Vivaldi – gemischt mit Minimalklängen ertönt. „Achtung, es geht gleich los!“, flüstert Mary Kate mir von der anderen Seite her zu. Tatsächlich richten sich alle Blicke gespannt auf den Laufsteg.









    Ich halte den Atem an, als das erste Model den Catwalk betritt. Wow. Wie eine Göttin schreitet sie durch die Menge. Blitzlichter blinken vom Rand der Halle auf. Leichtes Gemurmel erhebt sich. Ich versuche, ein paar Stichworte heraus zu hören. „Schöner Kontrast zur Location“, murmelt eine männliche Stimme über mir. „…geht an der Taillie in fließenden Stoff über“ - „...femininer Schnitt, der…“ - „Nude Make-up mit…“ – „Hättest du gedacht,dass…“ – „…gekrönt mit einem Kranz aus Blumen…“. Schon nach kurzer Zeit schwirrt mir der Kopf.





    „Ein zarter, beinahe feenhafter Look in sanften Pastellfarben. Ich finde, deiner Verlobten ist mit diesem Entwurf ein wunderbarer Ausdruck von weiblicher Mystik gelungen, wie eine Auferstehung der Isis“, kommentiert nun auch Mary Kate das Geschehen. Sie scheint begeistert, andererseits könnte sie wohl kaum neben mir über meine Verlobte lästern.







    Schon rauscht das nächste Model an uns vorbei. „Märchenhaft, wie die Spitze am Ende des Kleides in sanfte Chiffonvolants übergeht“, murmelt Mary Kate neben mir sofort. Ich habe mittlerweile aufgegeben, dem Gemurmel um mich herum zu folgen und bemühe mich stattdessen, aus den Gesichtern der Leute zu lesen, was sich nicht unbedingt einfacher gestaltet, weil die meisten nur interessiert auf das Kleid schauen. Ein rothaariges Popsternchen neben Penelopè wirkt erstaunt, beinahe empört. Ich fixiere sie mit meinen Blicken. Was soll das denn nun? Immerhin ist Stacies Kollektion absolut tragbar im Vergleich zu anderen Designerkleidern.









    Der Zweiteiler, in dem das nächste Model heraus schreitet, scheint etwas mehr Reaktionen zu provozieren. Einige der jungen Mädchen sehen verträumt auf das Werk, das Gemurmel steigt sogar noch ein wenig weiter an. Noch immer hat der Großteil von ihnen aber einen Gesichtsausdruck, als würde sie gerade eine leichte Sommerlektüre lesen. Jetzt finde ich auch Anabell wieder, die jedoch offensichtlich nicht neben der Neuen ihres Vaters, sondern einer Schauspielerin Platz genommen hat. „Eine Elegante Variation“, meint Mary Kate. Schließlich fasse ich mir ein Herz. „Was meinst du, wie fasst es das Publikum auf?“, frage ich sie.





    „Vergiss das Publikum. Siehst du die weißhaarige Frau, die sich gerade mit meiner Schwester unterhält? Um die solltest du dir Sorgen machen.“ Mein Blick eilt hinüber zu einer älteren Dame, die einen überdimensional großen, weißen Hut trägt. Mary Kate erklärt mir, dass sie die Chefredakteurin eines Modemagazins ist. „Okay. Was würdest du sagen, wie reagiert sie?“, gespannt erwarte ich Mary Kates Reaktion. „Hmm…Lässt sich schwer sagen. Totalreinfall kann es auf jeden Fall keiner sein, sonst hätte sie längst ihr Smartphone auf dem Schoß liegen. Sie scheint gerade mit Ashley zu diskutieren.“ Naja. Immerhin ein wenig klüger als zuvor bin ich nun.









    Ich wende mich wieder dem Laufsteg zu und erkenne sofort Kleid und Model wieder. In den Haaren des Models thront nun ein farblich passender Blütenkranz. Mary Kate zieht hörbar die Luft ein. „Das. Das ist es. Es ist perfekt.“ Auch anderen hat es offenbar die Sprache verschlagen. Das Gemurmel verstummt. Zumindest kurz. Ich wende meinen Blick zur weißhaarigen Dame von vorhin. Ihr Mund ist leicht geöffnet, aber wegen der dunklen Sonnenbrille kann ich ihren Blick nicht erkennen. Ich nicke Mary Kate zu. „Sieh mal…ist das gut?“, frage ich unsicher. Nur langsam löst sie sich von ihrer Starre, sieht mich dann verwirrt an. Ich deute zur Moderedakteurin. „Oh ja, das ist gut. Sehr gut sogar, würde ich sagen.“





    Ja, es ist ein voller Erfolg. Die alte Fabrikshalle, die Stacy zu diesem Zweck angemietet hat, ist gerammelt voll, alle Stühle sind besetzt. Die Blicke fest auf den Laufsteg gerichtet, scheint das einzige Gesprächsthema der vielen Zuschauer tatsächlich das zu sein, was sich vor ihnen auf dem Catwalk abspielt. Keine Ablenkung, keine Nebenthemen. Mir ist auf einmal sehr viel leichter und ich spüre, wie die Glückshormone durch meinen Körper fluten. Ein angenehmes Gefühl der Wärme breitet sich in mir aus. Stacy hat es geschafft. Entspannt lehne ich mich zurück und genieße den Rest der Modenschau.





    Zum Schluss stolziert Stacy selbst auf den Laufsteg, begleitet von zwei ihrer Models. Sie sieht unglaublich aus. Die mittlerweile wieder blondierten Haare sind ähnlich wie die der Models zu einem seitlichen Zopf geflochten, das kurze Kleid betont ihre langen Beine und hebt sie zumindest farblich ein wenig von ihren Begleiterinnen ab. Am auffälligsten aber ist ihr strahlendes Gesicht. So glücklich habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen.





    Offensichtlich ist das Ende so einer Modenschau noch lange nicht das Ende der Veranstaltung. Stacy ist in jedem Fall umringt von einer Menschenmenge, alle versuchen, sie zumindest für ein kurzes Gespräch zu erhaschen. Dazwischen gesellen sich noch einige der Models, die anscheinend ebenfalls noch nicht gehen wollen. Nach kurzem Zögen beschließe ich, Stacy noch eine Weile in Ruhe ihren Job machen zu lassen – Na gut, ehrlich gesagt will ich vor allem mich nicht dieser Menschenmenge aussetzen – und trete ein wenig zurück.





    Schließlich entdecke ich Penelopè und David in der Menge. David fühlt sich in seinem Anzug und in der ungewohnten Umgebung ungefähr so wohl wie ich und klammert sich beinahe an Penelopé. Diese wirkt etwas souveräner, aber auch leicht überfordert. „Hallo!“, begrüße ich die beiden freudig, „schön, dass ihr gekommen seid!“. „Aber selbstverständlich. Wie oft bekommt man als Normalo schon First-Row-Plätze in einer Fashionshow?“, lacht Penelopé, um dann sofort das Thema zu wechseln. „Es freut mich so sehr, dass ihr wieder zusammen seid!“, prustet es aus ihr heraus, „und…es läuft gut, nicht wahr? Man sieht es euch an. Stacy ist wie ausgewechselt.“ Ich stimme ihr zu. „Es läuft wunderbar. Danke noch einmal für…alles.“ Sie nickt fast unmerklich, wir tauschen einen einvernehmlichen, alles sagenden Blick aus.





    „Schöne Kleider, findet ihr nicht?“, fragt David in die darauf folgende Stille hinein. Penelopè legt ihren Kopf an seine Schulter. „Traumhaft“, antwortet sie mit schwärmerischem Blick, „Ich würde mir sofort alle kaufen, wenn ich das Geld dazu hätte“. Ich stimme den beiden zu, obwohl die Kleider natürlich nicht unbedingt das sind, was ich anziehen würde. „Ich bin so stolz auf sie!“, sage ich mit geschwellter Brust. Langsam lichtet sich die Menge ein wenig. Ich drehe mich wieder zu Stacy um.





    Die rothaarige Frau, die mir vorher schon aufgefallen ist, setzt nun gerade zu einer aufdringlichen Umarmung an, die Stacy sichtlich unangenehm ist. „Es hat mich auch sehr gefreut, Jessica“, verabschiedet sie sich professionell. Nach und nach kommen immer mehr Besucher, um sich zu verabschieden. Stacy strahlt noch immer, hat für jeden ein paar Worte Smalltalk übrig und scheint kein bisschen müde zu sein.





    Zum Schluss sind nur noch wir beide, Penelopè und David, und ein Model – Cara, wie ich erfahren habe – das sich mittlerweile immerhin umgezogen hat, übrig. Die Stimmung ist ziemlich ausgelassen, auch wenn ich selbst eigentlich recht müde bin. Vor allem Cara ist völlig aufgedreht und macht nicht den Eindruck, als würde sie bald nach Hause wollen. „Oh Mein Gott, wie die alte Schnalle drein geschaut hat! Habt ihr sie gesehen? Habt ihr sie gesehen? Fast wäre ihr die Sonnenbrille vom Kopf gefallen.“ Stacy bricht in schallendes Gelächter aus, ich muss ebenfalls schmunzeln, vor allem deshalb, weil ich natürlich sofort weiß, von wem sie spricht und mir die Reaktion der Dame wesentlich dezenter vorkam. Penelopè und David grinsen etwas verwirrt, bis wir ihnen erklären, wer die „alte Schnalle“ ist.





    „Oh ja, die ist uns auch schon aufgefallen“, quietscht Penelopè nun beinahe, „Erste Reihe Mitte, weißer Hut.“ „Ich fand absolut nicht, dass ihr Gesicht irgendeine Regung zeigte“, ergänzt David, der wohl gerade in Lästerstimmung gekommen ist, „eher so, als würde sie vor lauter Botox kaum noch die Augen aufbekommen.“ Wieder prustet Stacy los, Cara wirft lachend ihren Kopf in den Nacken. „Oh ja, oh ja, oh ja. Deswegen hat sie auch die SONNENBRILLE!“ Mitten im Gelächter hören wir plötzlich ein Auto heran fahren. „Oh, das ist für mich, wartet kurz“, lacht Cara und hüpft davon.





    „Tadaaaa!“, mit einer riesigen Schachtel Pizza kommt sie zurück. „Ich dachte, ihr seid bestimmt alle hungrig. War ja ein langer Tag.“ Stacy stürmt sofort auf sie zu. „Cara, du bist die Beste!“ Sie nimmt sich sofort ein Stück Pizza und beißt ab. „Du hast ja keine Ahnung, wie hungrig ich bin! Und nachdem ich ja jetzt quasi den Job gewechselt habe, muss ich ja nicht mehr auf die Kalorien achten“, meint sie zwinkernd.





    Auch Penelopé, David und ich schnappen uns ein Stück und setzen uns auf die dunklen, eigentlich für die Modenschau gedachten Stühle. Eine Weile sitzen wir alle einträchtig mampfend nebeneinander, jeder nur auf seine eigene Pizza konzentriert. Ich habe selbst gar nicht gemerkt, wie sehr mein Bauch schon knurrt und schlinge das Stück ziemlich schnell hinunter, um mir gleich darauf ein Neues zu holen. „Danke, Cara. Du hast echt Sinn für das Praktische“, rufe ich ihr zu.





    Wir blödeln noch ein wenig herum, lästern über die einen oder anderen Besucher und loben die phänomenale Pizza. Es ist schon ziemlich spät, als Cara sich von Stacy verabschiedet. „Es war wunderbar, mit dir zu arbeiten, Stacy, du bist die beste Designerin von allen!“ „Und du das beste Model! Wer besorgt einem schon Pizza?“, grinst Stacy. „Das mache ich nicht für alle!“, zwinkert Cara ihr zu und umarmt sie ein letztes Mal. Auch Penelopè und David machen sich langsam zum Aufbruch bereit. „Schön, dass ihr hier wart. Ich hoffe, wir sehen uns in Zukunft wieder etwas öfter, nachdem der größte Stress jetzt vorbei ist.“





    Stacy und ich bleiben allein zurück. „Stacy, du warst wirklich unglaublich.“ „Ich weiß“, grinst sie. „Ich fühle mich auch unglaublich. So, als könnte ich Bäume ausreißen. Danke für alles, Jane.“ „Danke wofür? Das hast du doch alles selbst auf die Beine gestellt!“. „Ja. Danke dafür, dass du da warst – und vor allem dafür, dass du an mich geglaubt hast.“ Sie streicht sanft über mein Gesicht. „Nach allem, was ich gehört habe, hast du außerdem ziemlich Werbung gemacht für mich. Mary Kate schien beeindruckt“, grinst sie. „Ich finde, du hast dich heute ziemlich gut als „Verlobte der Designerin“ gemacht, vor allem dafür, dass du eigentlich keine besonders große Ahnung von der Branche hast. Ich glaube, ich kann dich öfter mitnehmen.“ „Und was machen wir zwei jetzt?“, frage ich sie. „Jetzt“, antwortet sie mit einem schelmischen Grinsen, das andeutet, dass sie eigentlich etwas ganz anderes im Sinn hat, „holen wir uns die zwei letzten Stückchen Pizza.“



  • Entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde, aber deine letzte FS war ja schon etwas länger her und ich musste mich erstmal wieder einlesen. Trotzdem bin ich noch am Ball!!


    Und wie immer ist dir diese FS total super gelungen!
    Ich freu mich für Stacy, dass sie ihren Traum verwirklichen kann, vor allem, weil es ihr beweist, dass sie mehr ist als nur ein Anzieh-Püppchen auf dem Catwalk.
    Mary Kate und Ashley sind ja klasse geworden! xD Hast du sie selbst designt oder sind es Downloads? ;)
    Ich glaube ja auch, dass ich auf einem Bild Angelina Jolie erkennen kann!


    Ich bitte dich wirklich darum, die Story auf keinen Fall abzubrechen! Sie ist sehr interessant und ich fände es schade, das Ende nicht zu erfahren.


    Liebe Grüße!

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  • Nein, das sind Downloads.
    Da sind noch einige mehr Promis dabei. Wer alle findet, kriegt einen Keks (dürfte aber schwierig sein, weil man einige nicht gut sieht. Von Matt Damon z.B. sieht man auf den Bildern nur die Beine) ;) Von all denen hab ich aber nur einen selbst gebastelt.
    Keine Sorge, ich breche die Story ganz sicher nicht ab. Ich brauch nur immer ziemlich lange. Für die nächste FS hab ich aber zumindest die Bilder schon fertig.





  • „Unglaublich, wie schnell das alles geht.“ Stacy und ich liegen auf einer alten Matratze, in einem Berg aus Kissen – in unserem neuen Haus. Besser gesagt, in meiner Seite des Hauses. Der Rohbau steht bereits. Die Leitungen sind gelegt, der Estrich ist trocken und in den meisten Zimmern ist auch der Boden fertig. „Ja. Bald können wir mit dem Einrichten beginnen.“ Stacy kuschelt sich an mich. „Ich möchte, dass du meine Hälfte nicht siehst, bevor sie fertig ist.“ „Ich bin gespannt“, antworte ich gähnend. Die letzten Wochen waren anstrengend. Bald schon sinke ich in einen tiefen Schlaf.





    Es war ein einsamer Sonntagabend im Oktober. Die Nächte wurden von Tag zu Tag kälter, man konnte schon erste Vorboten des herannahenden Winters erahnen. Aber gleichzeitig war schien der Sommer noch nicht bereit, sich zu verabschieden. Im Garten waren noch vereinzelt Glühwürmchen zu beobachten, trotzdem wurde es nachts bereits so kalt, dass man eine warme Wolldecke brauchte, um nicht zu frieren. Dieses Jahr war der Oktober besonders regnerisch, was mir nur entgegen kam. Auf diese Weise hatte ich meine Ruhe vor Vorschlägen meiner Mutter „an die frische Luft“ zu gehen und konnte in Ruhe einen dicken Wälzer nach dem anderen lesen.
    „Ich möchte mich unterhalten!“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, mit einer solchen Bestimmtheit und Intensität, dass mir fast das Buch aus den Händen gerutscht wäre.







    Es war Ruth, die hinter mir stand. Doch kaum war ihr der Satz über die Lippen gekommen, veränderte sich ihre Körperhaltung wieder zu jener eingesunkenen, verschlossenen Form, die mir so wohl bekannt war und ihre Stimme glich nur mehr einem Hauchen. „Willst du dich mit mir unterhalten?“, fragte sie, wesentlich zurück haltender. „Natürlich. Worüber möchtest du sprechen?“, fragte ich, während ich mein Buch zuklappte. „Über meine Gedanken.“ - „Erzähl mir davon.“ - „Nein, Jane, ich meine nicht so…Das könnte ein längeres Gespräch werden. Zünde Feuer im Kamin.“





    Verwirrt tat ich, was sie mir auftrug. Während ich beobachtete, wie die Scheite langsam Feuer fingen und sich im Schein der Flammen veränderten, kreisten meine Gedanken. Es war eines der seltenen Wochenenden, an denen sie uns zu Hause besuchen durfte. Bisher hatte sie dann meist in ihr Zimmer zurück gezogen oder versucht, heimlich etwas mit früheren Schulfreunden zu unternehmen. Mit mir hatte sie sich wenig beschäftigt. Seltsames, geradezu verrücktes Benehmen war ich von Ruth gewöhnt. Heute dagegen erschien sie mir außergewöhnlich klar – und nicht nur das. Sie schien auch zu wissen, was sie wollte. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen empfand ich die Situation als äußerst sonderbar. Ich stocherte mit meinem Metallhaken auf den Scheiten herum, mehr, um meine eigenen Gedanken zu verscheuchen.





    Ruth hatte in der Zwischenzeit auf dem Holzboden Platz genommen. Ich setzte mich ebenfalls, jedoch in einiger Entfernung zu ihr. „Das Schlimmste an diesem Internat ist, dass ich mit niemandem sprechen kann. Sie fragen uns nach unseren Gedanken, aber sie meinen es nicht so. >Was bedeutet Gottes Wort für dich?< oder >Was sagt uns dieser Text?<. Aber wehe, wenn du ihnen wirklich eröffnest, was du darüber denkst!“ Höhnisch lachte sie auf. „Und die anderen Mädchen? Sie sind, als hätte man ihnen das Gehirn gewaschen. Ich kann mich nicht mit ihnen unterhalten. Seit Anabell nicht mehr da ist, habe ich niemanden.“ Hoffnungsvoll sah sie mich an. „Aber du bist anders, nicht wahr? Du liest. Du denkst nach. Du bist kritisch. Auch, wenn du dich nicht wehrst, bin ich mir sicher, dass du das alles hier nicht akzeptierst.“ Bei den letzten Worten klang sie bereits wieder ein wenig unsicher.





    Eifrig nickte ich, um sie zu bestätigen und ihr die Sicherheit zu geben, weiter zu sprechen. Es war unglaublich. Ruth öffnete sich. Sie erzählte mir von ihrem Seelenleben, von ihren Gedanken und es war das erste Mal, dass sie dabei nicht in Rätseln sprach. In diesem Moment fühlte ich mich so wichtig und geehrt, wie selten zuvor in meinem Leben. „Ich akzeptiere das alles nicht. Aber ich wehre mich nicht. Es stimmt. Es ist weil…“ Ich suchte nach Worten. „Ich versuche, alldem zu entkommen. Ich möchte entfliehen. Ich möchte…ich möchte unsichtbar sein. Ich will nicht in die Schusslinie geraten. Ich schätze, ich bin einfach ziemlich feige“, gab ich zu. „Du bist nicht feige“, entgegnete Ruth, „du hast nur für dich eine Strategie gefunden, mit all dem umzugehen. Im Grunde sogar eine ziemlich typische – und eine typisch weibliche. Wir werden schon zur Passivität erzogen, leben in der Angst, eine noch schlimmere Reaktion zu provozieren, wenn wir uns wehren. Ich habe darüber gelesen.“





    Wieder eine Überraschung. Ich hatte Ruth kaum je mit einem Buch in der Hand gesehen, wenn überhaupt, war es widerwillig eines für die Schule gewesen. „Mary Daly sagt: >>Wir leben in einer verkehrten Gesellschaft. Die Idee, dass Eva von Adam kam, ist eine Umkehr. Es ist lächerlich. Wer könnte das glauben? Es ist entgegen jeden biologischen Wissens. Aber mit diesem Mythos im Kopf können die Menschen irgendwie rechtfertigen, dass Gott männlich ist. Und daher, dass das männliche Gott ist.<< Staunend sah ich sie an. „Was meinst du dazu? Als ich das gelesen habe, war es für mich, als würden mir Schuppen von den Augen fallen. Ist es nicht das, was wir immer und immer wieder erleben? Dass Männer sich für göttlich halten?“





    Noch immer war meine Kinnlade herunter geklappt. Wir hatten in der Schule über die Frauenbewegung gelernt, darüber, dass Frauen früher weniger Rechte gehabt hätten. Aber von Mary Daly hatte ich noch nie gehört. Ich bemerkte, dass Ruth eine Antwort von mir erwartete. „Das muss ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen“, gab ich zu. „Ja, es ist ziemlich radikal formuliert, nicht wahr? Messerscharf, könnte man sagen. Aber sie schreibt noch mehr. >>“Gottes Plan“ ist oft eine Fassade für die Pläne der Männer und eine Tarnung für Unzulänglichkeit, Ignoranz und Böses.< < Hast du schon jemals eine so deutliche Wahrheit gehört? All die Regeln und Einschränkungen, die uns auferlegt worden sind, immer mit der Begründung, gute, gottesfürchtige Mädchen zu sein. Dabei ist all das nur dazu da, die Macht der Männer zu stärken und weibliche Stärke zu kontrollieren.“







    Ich war völlig perplex. Eine völlig neue Seite von Ruth hatte sich mir offenbart. „Ich dachte immer, du fühlst dich mehr von Mutter unterdrückt“, meinte ich. Ruth schüttelte den Kopf „Das darf man nicht verwechseln. Es war immer die Aufgabe von Frauen, die Ausführung von männlicher Dominanz zu übernehmen. Auf diese Weise entziehen sich Männer der Verantwortung. Denk nur an die chinesische Tradition der abgebundenen Füße. Das wurde nicht von Männern durchgeführt, sondern von Frauen.“ Erwartungsvoll sah sie mich an, erwartete eine Antwort von mir. Ich wusste nicht, welche ich ihr geben konnte. Zu sehr war ich von ihrem plötzlichen Wandel beeindruckt, konnte ihre Gedanken noch gar nicht in aller Tiefe erfassen. „Hast du noch nie davon gehört? Liest du keine politischen Texte?“. Ich schüttelte den Kopf. „Ich lese, um der Realität zu entfliehen“, gab ich zu. Seufzend stand sie auf.





    „Weißt du, wir sind Schwestern. Wir haben eine der stärksten Bindungen, die überhaupt möglich sind. Wir könnten…wir könnten so viel sein. So stark. Aber wir wurden getrennt, durch Angst und Drohungen. Unsere Macht wurde gebrochen. Und ich fange immer mehr an, die Dynamiken, die dahinter sind, zu verstehen. Man hat uns das Gefühl gegeben, alleine zu sein, ausgeliefert zu sein, nichts ändern u können. Aber so ist es nicht. Gemeinsam können wir so viel erreichen. Denk darüber nach.“ Mit diesen Worten ließ sie mich zurück, noch verwirrter als je zuvor. Hatte ich sie mit meiner Wortkargheit zurück gestoßen?