[Fotostory] Cruel To Be Kind



  • Tahiri setzte sich und Jack nahm neben ihm Platz, die Ohren gespitzt. Wenn Tahiri jetzt Namen nannte, würde es ihm das Leben vereinfachen, er würde wissen, von wem er sich fernzuhalten hatte.
    „Das Nachsitz-System kennst du wahrscheinlich: Jede Woche hat ein anderer Lehrer Schicht. Er bekommt eine Liste aller Schüler, die an diesem Tag eine Stunde Nachsitzen verdient haben.“
    Jack war überrascht. An der Schule, die er zuvor besucht hatte, war man härter bestraft worden – nicht, dass er jemals hatte eine Strafarbeit erledigen oder nachsitzen müssen. Aber er war sich sicher, dass Tahiri an seiner Schule nicht lange ohne Schuhe in den Unterricht gekommen wäre.








    „Gibt es einen Rekord an Stunden, die ein einzelner Schüler nachsitzen musste?“
    Tahiris Augen funkelten, als habe sie gehofft, er würde diese Frage stellen. „Unter den jetztigen Schülern hält soweit ich weiß Janna Solen den Rekord, er ist aber nicht so hoch. Vor über zehn Jahren, kurz nach Gründung der Schule, gab es einen Schüler, der zweieinhalb Jahre lang jeden Tag nachgesessen hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, wer es war, Ganner hat gesagt, es wäre ein Junge namens Tim Frost gewesen, aber Kev Darren hält an der Behauptung, er seie es gewesen, fest.“








    Tim Frost ... Jack kannte diesen Namen, hatte gestern etwas über diesen Jungen gelesen. Er war ein Krimineller gewesen, den Lilah und Harris Solen, Janna Solens Eltern, aufgenommen hatten.
    Auch Kev Darren war ein ihm nicht unbekannter Name. Laut seinem Stundenplan war sein Englischlehrer „Darren, K.“, höchstwahrscheinlich war dieser Kev Darren der selbe Mensch.
    An Janna Solens Extrastunden in der Schule wollte er gar nicht denken, sie lenkte ihn schon von allem ab, wenn er nicht bewusst an sie dachte, er wollte sein Gehirn nicht mit zu vielen Gedanken an sie überfordern.
    Jack bemerkte, dass Tahiri aufgestanden war und an der verschlossenen Tür herumhantierte, wie es schien mit einer Haarnadel.
    „Ich hab’s!“, gab sie ihren Triumph bekannt, öffnete die Tür und betrat das Klassenzimmer.
    Jack bewegte sich nicht und das Mädchen steckte den Kopf zur Tür raus: „Kommst du?“








    Widerwillig folgte Jack Tahiri. Sie stand weit hinten im Raum und untersuchte verschiedene Tische. Er stellte sich zu ihr, sah zum Tisch, dann zu ihr, war aber nicht in der Lage zu erraten, wonach das Mädchen suchte.
    „Hier!“ Tahiri deutete auf eine Eingravierung in einem der Tische. „Genau wie Mr Bishop gesagt hat! Hier hat der Übeltäter ganz am Anfang seiner zweieinhalb Jahre Strafe jede Stunde einen Strich in den Tisch geritzt.“
    „Warum musste er überhaupt nachsitzen?“
    „Ich weiß nicht genau, ich glaube, er hat was angestellt, bevor er auf die Schule hier gekommen ist und das war die Strafe, die er absitzen musste.
    „Man lässt hier Schüler zu, von denen man weiß, dass sie kriminell sind?!“, fragte Jack entsetzt.








    „Ja“, meinte Tahiri, als seie das das normalste der Welt. „Mr Bishop ist der Meinung, jeder hat eine zweite Chance verdient, egal, was er verbrochen hat. Er und seine Schwester Mrs Solen haben schon vor der Gründung dieser Schule ein Programm zur Förderung ehemaliger jugendlicher Straftäter durchgesetzt und es getestet. Bis heute ist es aktiv und die Ergebnisse lassen wirklich nichts zu wünschen übrig.“
    Tahiri wusste, warum sie diese Methode Lucas Bishops sosehr verteidigte: Sie kannte selbst jemanden, der nur wegen diesem Programm noch an der Schule war und sie mochte Zach sehr, weswegen sie dem Schulleiter sehr dankbar war, denn sie war sich sicher, dass Zach seine zweite Chance verdient hatte – oder war es mittlerweile schon die dritte, die er bekam? Tahiri wusste es nicht, es war nicht von so großer Wichtigkeit.



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    Und somit kommen wir zum Ende der Führung durch die Schule, auf der Jack mehr als ein Möglichkeit hatte, sich Gedanken über den Menschen zu machen, die er bisher kennengelernt hat (und auch über einige, die er noch nicht wirklich kennt).
    Was Kev Darren und Tim Frost angeht, darüber erfahrt ihr später noch genug.

    Meine Fotostory:

  • Du hast mich ganz schön neugierig gemacht, aber ich geh davon aus, das du spätestens in der nächsten Fortsetzung bekanntgeben wirst, was die beiden Herren Wes und Hobbie, so geheimnisvolles auszuhecken versuchen.
    Und ziemlich interessant fand ich noch die Tatsache, dass Schüler an der Schule auch aufgenommen werden, wenn sie zuvor eine Straftat begehen, dafür aber gewisse Stunden nachsitzen müssen. Jetzt wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir in nächste Zeit erfahren würden, wer von den einzelnen Leuten, welche 'schlimme' Tat begangen hat. Irgendwie kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass es sich um gravierende Taten handelt. Nachsitzen für beispielsweise einen Einbruch ist ja wirklich minimal. Das würde sich ja dann direkt lohnen, wenn man für seine Taten 'unter'straft wird.

    And I'd choose you;

    in a hundred lifetimes,

    in a hundred worlds,

    in any versions of reality,

    I'd find you and

    I'd choose you

    The Chaos of Stars

  • Zitat von Sonja

    Du hast mich ganz schön neugierig gemacht, aber ich geh davon aus, das du spätestens in der nächsten Fortsetzung bekanntgeben wirst, was die beiden Herren Wes und Hobbie, so geheimnisvolles auszuhecken versuchen.


    Wes und Hobbie ... ja, das ist kompliziert mit den beiden. Ich hatte die beiden beinahe gänzlich aus der Geschichte gestrichen, nachdem sie so schlecht angekommen sind. Es gab nur eine kleine Szene, in der sie nochmal auftauchen sollten, und die ihren Plan kurz erwähnen. Die ist schon geschrieben und weil jemand, der allgemein immer alle Personen bewerten muss (yub yub, Ali!), von diesem kleinen Streich recht angetan war, habe ich entschieden, den beiden merkwürdigen Männern eine zweite Chance zu geben.


    Zitat von Sonja

    Und ziemlich interessant fand ich noch die Tatsache, dass Schüler an der Schule auch aufgenommen werden, wenn sie zuvor eine Straftat begehen, dafür aber gewisse Stunden nachsitzen müssen.


    Zitat von Sonja

    Irgendwie kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass es sich um gravierende Taten handelt. Nachsitzen für beispielsweise einen Einbruch ist ja wirklich minimal. Das würde sich ja dann direkt lohnen, wenn man für seine Taten 'unter'straft wird.


    Das ist nicht in allen Fällen so, neben Nachsitzen kommen teilweise noch andere Strafen dazu (z.B. bei dem Herrn, der den Rekord hält). Auf dieses Thema werde ich noch eingehen, keine Sorge. Ich baue das nciht auf, um es dann wieder zu vergessen.


    Zitat von Sonja

    Jetzt wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir in nächste Zeit erfahren würden, wer von den einzelnen Leuten, welche 'schlimme' Tat begangen hat.


    Es sind teilweise ganz heftige Sachen dabei und Lucas Grund, dieses System einzuführen, ist auf gewisse Weise schon ein bisschen selbstsüchtig, weil er damit jemanden schützen wollte, aber ich will nicht zuviel verraten.


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    „Kommst du heute zum Nachsitzen?“, wiederholte Kev die Frage, die er Janna gestellt hatte, bevor Tahiri hereingeplatzt war.
    „Ich glaube nicht. Bisher sieht es nicht so aus.“
    „Schade“, seufzte Kev. „Ich hatte mich auf eine angenehme Zeit mit dir gefreut. Mit dir macht das Nachsitzen viel mehr Spaß.“
    „Ich werde aber nicht dableiben, damit du dich nicht langweilst.“
    „Warum nicht? Als du klein warst, bin ich auch bei dir geblieben, damit dir nicht langweilig ist.“
    „Kev, damals war ich noch keine fünf!“
    „Dann eben nicht.“








    „Du solltest gehen“, schlug Kev nach zehn weiteren Minuten verspieltem Gezeter vor. „Mara wird es nicht gefallen, wenn du nicht zur Aufsicht auftauchst und ich daran Schuld bin.“
    Janna warf Kev vor, ein Spielverderber zu sein, nahm den Zettel, den er ihr reichte, entgegen, der ihr Zuspätkommen entschuldigte, und stand auf.
    „Was willst du jetzt machen, wenn ich weg bin?“, wollte sie wissen. Insgeheim hoffte sie, er würde nachgeben und sie hier bleiben lassen. Sich mit ihm zu unterhalten war um einiges interessanter als Hausaufgaben zu machen.
    „Ich werde die Ruhe genießen, die deine Abwesenheit mit sich bringen wird, und mit den Schülern, die diese zu stören versuchen, schimpfen und ihren Strafarbeiten aufhalsen“, meinte Kev mit einem für ihn so typischen Grinsen.








    Janna schüttelte amüsiert den Kopf und ging in Richtung Tür davon.
    Kev sah ihr nicht nach. Etwas in ihm wollte, dass er ihr den Kopf zuwandte, doch Kev kämpfte gegen genau diesen Teil in sich an und siegte. Er blieb bewegungslos sitzen, starrte die blaue Wand vor sich an, sah auch nicht auf, als Janna sich im Türrahmen noch einmal umdrehte, bevor sie die Tür hinter sich zumachte.
    Erst als sie gegangen war, konnte Kev ausatmen.
    Er wusste nicht genau, was der Grund für seine Reaktion gewesen war, warum er Janna zum Gehen aufgefordert hatte, es war so instinktmäßig geschehen, dass er es nicht einmal genauer untersucht hatte.








    Kev Darren war kein besonders gefühlvoller Mensch, nicht nur andere sagten das, er wusste es selbst, war vielleicht selbst daran schuld, denn seit er acht Jahre alt war, war sein Leben nicht gerade angenehm gewesen und er hatte versucht einige Geschehnisse aus seinen Erinnerungen zu blockieren.
    Aber in diesem Augenblick spürte Kev einen Tumult von Gefühlen in sich, den er nicht kannte, nicht verstand. Es war Freude gewesen, aber es war keine vollkommen angenehme Freude gewesen, da war gleichzeitig ein Zwicken in seiner Brust gewesen, etwas, das ihm sagte, es seie falsch.
    Um sich nicht mit seinen Empfindungen auseinandersetzen zu müssen, drehte er sich zu Gavin Luthor um und fuhr ihn an, er solle leise sein. Er wusste, nur so konnte er die Stimmen in sich zum Schweigen bringen.

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  • Wes Janson besah das Ergebnis seiner Arbeit, nickte dann zustimmend. Es war viel Arbeit gewesen und noch viel mehr Arbeit würde folgen, doch es würde sich lohnen.
    „Nichts ist schöner als ein Streich, der sich über längere Zeit hinweg abspielt und zu Beginn nur wenige wütend macht, die anderen aber verwirrt“, teilte er seinem Komplizen Hobbie Klivian mit.
    „Ich bleibe dabei, dass es viel weniger Arbeit machen würde, auf allen Spielfeldern der Schach-AG die Spielfiguren umzustellen, statt alle Bäume auf dem Schulgelände umzupflanzen“, erwiderte Hobbie, der den Plan seines Freundes wie immer nicht für so genial hielt.
    „Red keinen Unsinn, Hobbie! Stell dir doch mal vor, wie die Naturschutz-AG reagieren wird, wenn sie bemerkt, dass ein Baum nach dem anderen verschwindet, um an einem anderen Ort wieder aufzutauchen!“, rief Janson enthusiastisch. „Es wird zu Verwirrung führen und die Naturschützer werden keine Ahnung haben, was sie tun sollen!“
    „Das haben sie nie“, meinte Hobbie mürrisch. „Jason Solen ist immer leicht verwirrt.“
    „Wer redet von Jason Solen? Ich rede von der ganzen Naturschutz-AG!“
    „Einer Gruppe, die aus Jason Solen besteht.“








    Mit Tahiris Hilfe hatte Jack in die nächste Stunde gefunden und einen Platz in der ersten Reihe, deren Tische größtenteils mit Lehrmaterial vollgestellt war, ergattern können.
    Nun saßen auch die anderen Schüler an ihren Plätzen, wenn auch nicht alle so diszipliniert still wie Jack.
    „Ich bin Kev Darren, ich unterrichte Englisch, ich bevorzuge die britische Rechtschreibung, ich bin nicht bereit, mir irgendwas über bekannte Sänger anzuhören und ich würde mich nicht mit mir anlegen, wenn ich einer von euch wäre, noch Fragen?“, begann der Lehrer, ein durchschnittlich großer Mann mit dunklen Haaren den Unterricht.









    Darrens Erscheinungsbild war nicht gerade das gepflegteste, vor allem sein T-Shirt störte Jack sehr, es war einfach nicht etwas, das man von einer Autoritätsperson erwarten würde.
    „Wo ist Packman?“, fragte der Lehrer die Klasse. Als er keine Antwort erhielt, wiederholte er seine Frage: „Zach Packman fehlt laut meiner Liste. Wo ist er?“
    „Ich glaube er meint EMO Kid“, hörte Jack ein Mädchen hinter sich sagen. „Der kommt noch, er hat’s nicht so mit Pünktlichkeit ... oder mit sonst irgendwas. Ist wahrscheinlich wieder beim Schulleiter.“
    Jack hoffte insgeheim, dass es sich bei diesem Zach nicht um den handelte, dem er und Tahiri vorher begegnet waren, dem Drogendealer.









    Zehn Minuten später betrat Zach das Klassenzimmer.
    „Du bist spät dran“, teilte Kev ihm mit.
    „Ja und?“
    „Nächstes Mal gibt’s Nachsitzen. Setz dich in die erste Reihe, neben den Weihnachtselfen.“ Darren deutete auf Jack. „Wie heißt du?“
    „Jack, Sir.“
    „Und weiter? Jack ist kein besonders seltener Name.“
    „Feller. Mein Name ist Jack Feller.“
    Darren wurde bleich, machte Zach ein Zeichen, er solle sich hinsetzen und setzte dann da an, wo er gewesen war, bevor Zach ihn unterbrochen hatte.

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  • Zach Packman ließ sich neben Jack nieder und Jack spürte ganz deutlich, dass der andere Junge ihn anstarrte.
    Darren schrieb die verschiedenen Lehrplaneinheiten an die Tafel, was Jack aber kaum wahrnahm. Ihn störte es, dass Zach neben ihm saß und ihn so anstarrte. Hatte dieser Mensch denn überhaupt keinen Respekt?
    „Ich mag dich nicht“, teilte Zach ihm leise mit.
    „Wie bitte?“
    „Du warst vorher mit Tahiri unterwegs. Ich mag Kerle, die die Kleine ausnutzen, nicht.“









    „Ich nutze keine Menschen aus“, erwiderte Jack, den der Unterricht im Augenblick überhaupt nicht mehr interessierte. „Sie hat mir angeboten, mich rumzuführen, sonst nichts.“
    Zach sah ihn skeptisch an. „Du willst also nicht mit ihr schlafen oder ihr das Herz brechen oder sonst was in der Art?“
    „Nein!“
    Zach nickte anerkennend, streckte Jack dann die Hand entgegen. „Ich bin EMO Kid.“
    Jack sah ihn fragend an.
    „Zach Packman, aber alle nennen mich EMO Kid. Bis auf Mr Darren, der nennt mich Headhunter. Bin nicht sonderlich beliebt, man erzählt sich, ich würde Drogen nehmen und so’n Scheiß.“









    Jack sagte dazu nichts, doch in Gedanken stellte er fest, dass er und Zach wohl einiges gemeinsam hatten, er war auch nie sonderlich beliebt gewesen und hatte Spitznamen bekommen, keiner hatte sich je wirklich die Mühe gemacht, ihn kennenzulernen und ihn stattdessen nur nach seinem Äußeren gewertet. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so schien, waren die beiden jungen Männer sich so unglaublich ähnlich, dass es Jack Angst machte. Sie sahen sich sogar ähnlich, mit ihrem schwarzen Haar und ihren grünen Augen.

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  • „Was hast du dieses Mal angestellt?“, erkundigte Kev sich ziemlich gelassen, nachdem die Stunde zu Ende war. Er hatte Zach noch da behalten, um mit ihm zu reden. „Im Supermarkt irgendwelche Sachen mitgehen lassen? Ein Autoradio ausgebaut?“
    Zach gab keine Antwort, aber Kev konnte an den Augen des jüngeren Mannes erkennen, das letzteres der Fall war.
    „Ich wünschte, ich hätte in meiner Jugend solche Albernheiten gemacht“, meinte Kev.
    Zach sah ihn mit großen Augen an. „Wissen Sie, dass es ein Verbrechen ist, Sir?“
    Kev zuckte mit den Schultern und winkte ab, als wolle er sagen, dass das es viel Schlimmeres gab. Zach sah ihn böse an.








    „Lucas hat mal erwähnt du hättest einen krankhaften Zwang, Dinge zu stehlen. Ich glaube, das ist nur Einbildung. Du bist kein Kleptomane, du bist psychisch vollkommen gesund, du bildest dir nur ein, du müsstest das tun.“
    Zach sah Darren abfällig an.
    „Schau mich nicht so an, als wisse ich nicht, wovon ich rede. Es ist nicht dein Unterbewusstsein, du tust das, weil du es willst. Du bist ein Psychopath, Packman, nichts weiter, einer unter Tausenden, nur gehörst du nicht zu denen, die sich kontrollieren können.“
    „Ach ja? Sind Sie Therapeut? Sie haben keine Ahnung, was Sie da sagen.“
    „Ich kenne mich damit aus, glaub mir.“
    Zach schüttelte den Kopf, sah dem anderen Mann wieder in die grünen Augen, die jetzt kalt waren, und dann tat er, was er schon immer hatte tun wollen, sowohl mit Darren, als auch mit anderen.








    „Wissen Sie was, Mr Darren? Ich habe keine Lust, mir Ihre inhaltslosen Standpauken anzuhören. Sie müssen nicht so tun, als hätten Sie das selbe durchgemacht wie ich, ich weiß genau, dass Sie eine schöne Kindheit hatten, mit einem Vater, der Ihnen jeden Abend vorgelesen hat, und einer Mutter, die Sie immer auf den Schoß genommen und Sie getröstet hat, wenn Sie traurig waren. Ich habe das nicht, aber das heißt noch lange nicht, dass ich Ihre Mitleidstour über mich ergehen lassen muss, das ist nämlich ganz und gar nicht der Fall! Sie können sich Ihr verdammtes geheucheltes Verständnis sonst wohin stecken!“
    Mit diesen Worten verließ Zach den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.









    Kev sah zum Fenster hinaus, bemerkte einen Baum, an den er sich nicht erinnern konnte, und lachte ein bitteres Lachen, das ihm selbst die Haare im Nacken zu Berge stehen ließ.
    „Wenn du wüsstest, Packman“, schnaubte er verächtlich. „Ohne mich wärst du gar nicht auf dieser verdammten Schule, sondern in einer Strafanstalt im Mittleren Westen, ohne mich hätte kein einziger Krimineller eine zweite Chance an dieser Schule.“
    Wieder überkam ihn das Verlangen nach diesem kalten Lachen, das sich nicht so anfühlte, als käme es von ihm. Es fühlte sich falsch an, so bitter zu sein, das war nicht der Kev Darren, der er heute war; er erinnerte sich noch genau daran, dass er dieses kaltblütige Lachen zum letzten Mal gelacht hatte, als er Colonel Feller, Jack Fellers Vater, vor vielen Jahren gewaltsam bedroht hatte.




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    So, Zachs "Geheimnis" ist gelüftet, aber das wahre Geheimnis ist doch eher Kevs, oder? Es gibt viele Fragen, die ihr euch jetzt stellen könnt, und ich verspreche, sie nach und nach zu beantworten.

    Meine Fotostory:

  • Wie war das doch gleich mit den Geheimnissen in meiner FS?
    Du kannst das mindestens genauso gut.

    Was ich (abgesehen von den immer wieder tollen Lichteffekten in deinen Bildern) an der FS am meisten mag, ist deine Art, Figuren so zu gestalten, dass man sie einfach nicht richtig einschätzen kann. Mal mag ich sie, dann wieder nicht. (Siehe Kev in den letzten beiden Fortsetzungen, nur mal als Beispiel). Wirklich vielschichtige Charaktere zu kreiren ist eine schwere Angelegenheit, aber du kannst dir auf die Schulter klopfen, du hast es geschafft.

    Kann Kev eigentlich aus sich rausgehen? Ich meine, richtig, vollständig. Oder läßt er es einfach nicht zu? Hat er Angst davor?

  • Ja, deine Bilder gefallen mir wieder sehr gut. Da du diesen Blendeffekt schon recht gut einsetzt versuche es einmal mit Varianten. Unten (im Adobe Rendering/Blendeffekt) hast du zum Beispiel drei Objektivarten zum Auswählen. In Kombination mit der Heiligkeit kannst du hier noch andere Darstellungen machen
    http://www.marf.at/sims/olymp048.jpg
    http://www.marf.at/sims/olymp049.jpg


    Du könntest diesen Effekt auch im Freien - zum Beispiel als Reflexion auf einer Sonnenbrille oder einem Auto einsetzen.


    Stimmige Kerzenlichtstimmung mit Blendeffekt hast du ja bei mir auch schon gesehen. Das geht aber nur wenn du zuvor mit der Tonwertkorrektur - in diesem Fall die Mittelwerte - abdunkelst. Je dunkler das Zimmer desto besser sieht man den Effekt - je heller das "Zimmer" oder im Freien...
    http://i5.photobucket.com/albu…thSkywalker/cruel/310.jpg
    ...desto mehr kleine Blendeffekt hast du. Bei diesem Bild zum Beispiel hätte die Verwendung eines anderen "Objektivs" die Sonnenblendung im Fenster realer aussehen lassen.


    Auf alle Fälle gut gemacht - :applaus - und traue dich ruhig weiter zu experimentieren.


    Bis bald - LG MARF

  • Diesmal ein eher kurzer Teil, der aber unerklärlicherweise schnell fertig war, ohne die gewöhnliche Wartezeit von ca. sieben Tagen.


    Zitat von Nerychan

    Wie war das doch gleich mit den Geheimnissen in meiner FS?
    Du kannst das mindestens genauso gut.


    Na ja, bei mir hat nur Kev wirklich Geheimnisse und das ist eben alles, was in seinem Leben passiert ist, bevor er mit der Schule fertig war, außerdem hatte ich nicht erwartet, dass ich so früh anfangen würde, auf Kevs Geheimnisse aufmerksam zu machen.


    Zitat von Nerychan

    Was ich [...] an der FS am meisten mag, ist deine Art, Figuren so zu gestalten, dass man sie einfach nicht richtig einschätzen kann. Mal mag ich sie, dann wieder nicht. (Siehe Kev in den letzten beiden Fortsetzungen, nur mal als Beispiel). Wirklich vielschichtige Charaktere zu kreiren ist eine schwere Angelegenheit


    Komisch, ich hatte erwartet, dass er nach Ende des letzten Teils nicht sehr beliebt ist und war mir deswegen nicht sicher, ob ich schon jetzt mit der Enthüllung seiner Vergangenheit anfangen soll, ohne ihn zuvor so gründlich vorzustellen, dass es unmöglich ist, ihn nicht zu mögen (ich glaube aber, das klappt nur bei mir, ich liebe ihn). Die Story an sich geht wohl deswegen immer nur sehr langsam voran, von der Handlung her, weil ich es für wichtiger halte, die Personen genau zu erforschen, nicht nur in einer Situation, sondern allgemein, denn kein echter Mensch ist eindimensional.


    Zitat von Nerychan

    Kann Kev eigentlich aus sich rausgehen? Ich meine, richtig, vollständig. Oder läßt er es einfach nicht zu? Hat er Angst davor?


    Von der Persönlichkeit aus kann er ganz er selbst sein, das macht er auch immer wieder, wenn er sich mit Mara unterhält und bei der Nachsitz-Szene zum Beispiel. Aber über seine Vergangenheit reden oder auch nur das kleinste Detail daraus erwähnen, das fällt ihm schwer, er hat Angst, dass jemand erfahren könnte, was er getan hat, weswegen er es gar nicht erst versucht, was aber auch seine Fähigkeit, echte Gefühle an die Oberfläche zu bringen, einschränkt; deswegen immer das Grinsen. Leider holt ihn die Vergangenheit immer wieder ein, zur Zeit andauernd, und er kann nichts dagegen tun. Ich hoffe, ich konnte dir die Frage somit beantworten, bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, dir beste Antwort ist, „Nein, zumindest nicht im Augenblick. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen.“



    Danke an MARF, für die wunderbaren Tipps, die ich befolgen werde.



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    Kev öffnete die Tür geräuschlos und schlüpfte ins Haus. Er konnte sich beinahe lautlos bewegen, in der Vergangenheit hatte er einmal zu einer Gruppe von Männern und Frauen, die sich Wraiths – Gespenster – genannt hatten und ihr Modus Operandi hatte ihrem Namen entsprochen.
    Kev wusste, dass das, was er tat, Hausfriedensbruch war, aber das störte ihn nicht, er hatte in der Vergangenheit viele Einbrüche begangen. Dieser hier wäre nicht unbedingt nötig gewesen, genauso gut hätte er an der Tür klingeln können, doch er wollte testen, ob er immer noch gut genug war.
    Er hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer, nicht nur eine, sondern zwei, und er kannte beide aus seiner Zeit bei den Wraiths. Die Dinge verliefen nicht seinen Wünschen entsprechend, er hatte gehofft, den Bewohner des Hauses allein anzutreffen.










    Er schlich sich ins Wohnzimmer und als er sah, was sich dort abspielte, musste er schmunzeln. Er nahm sich vor, nie wieder unbemerkt in Hobbie Klivians Haus zu schleichen, sollte er solche unangenehmen Überraschungen vermeiden wollen. Er kannte Hobbie nun schon sehr lang, war ihm zum ersten Mal begegnet, nachdem er Colonel Feller bedroht hatte, genau das selbe galt für Hobbies Besuch.
    Er drehte sich von dem Geschehen weg und wartete, er hatte es nicht sonderlich eilig und wollte die beiden bei ihrer Beschäftigung wirklich nicht stören.









    Nach einigen Minuten räusperte er sich schließlich, was dazu führte, dass Wes und Hobbie auffuhren.
    „Was machst du hier?“, fragte Wes leicht anklagend. Kev wusste, dass er damit auch zu erfahren hoffte, was Kev gesehen hatte.
    „Ich muss mit Hobbie reden.“ Kev drehte sich zu den beiden Männern um, die jetzt auf dem Sofa saßen, Wes hatte einen Unschuldsblick aufgesetzt, mit dem er aber niemanden, der ihn kannte, überlisten konnte, Hobbies Züge verrieten wie so oft nichts über die Gedenken des älteren Mannes.
    „Wie bist du reingekommen?“, führte Wes sein Verhör weiter.
    „Ich bin eingebrochen“, erwiderte Kev gelassen und warf sich aufs unbesetzte Sofa.








    „Warum habe ich keine normalen Freunde, die nicht bei mir einbrechen oder sich an sechzehn Jahre alte Mädchen ranmachen?“, kam von einem leicht verzweifelten Hobbie.
    Wes zuckte mit den Schultern. „Liegt wohl daran, dass du auch nicht ganz normal bist. Ich meine, nicht jeder hält einen Menschen mit einer Alien-Hand aus, vor allem nicht, wenn er so pessimistisch ist wie du.“
    Kev und Wes grinsten einander an, während Hobbie das Gesicht in den Händen vergrub. Auch wenn es oft nicht so aussah, verstanden die beiden Männer sich recht gut und sie mochten Hobbie beide sehr, was sie aber nicht daran hinderte, ihn zur Verzweiflung zu treiben.

    Meine Fotostory:



  • „Was willst du, Kev?“, erkundigte Hobbie sich, während Wes in der Küche verschwand und machte Kev mit einer Handbewegung klar, er solle sich zu ihm setzen.
    „Ich brauche einen Therapeuten und dachte mir, ich hole mir lieber bei dir Rat, als zu SHIELD zu gehen und dort zu fragen. Dir vertraue ich mehr.“
    Hobbie schüttelte den Kopf. „Du gehst nicht zu SHIELD, weil du nicht willst, dass sie denken, du hättest immer noch Probleme mit deiner Vergangenheit.“
    Wes, Hobbie und Kev hatten neben ihrem jetzigen Beruf noch andere Gemeinsamkeiten, eine davon war, dass sie alle SHIELD, einer internationalen Organisation, der Kev in seiner Jugend eher unfreiwillig beigetreten war und die seinen geistigen Zustand bis heute überprüfte.
    Kev nickte. „Wen empfiehlst du mir? Zu wem gehst du, wenn dich der Wunsch überkommt, deine Alien-Hand zu amputieren zu lassen, es im Notfall sogar selbst tun würdest?“









    Kev kannte Hobbie seit fast fünfzehn Jahren und er wusste, dass Hobbie am Alien Hand Syndrom litt, dass seine linke Hand hin und wieder selbstständig wurde und sich nicht mehr kontrollieren ließ. Hobbie ging damit meist recht gut um, doch hin und wieder wünscht er sich, die Hand abzuhacken, er hatte mit Kev darüber geredet, ihm erklärt, dass er ebenfalls an BIID, der Körperteilablehnung, leide. Kev hatte immer erstaunt, wie gut der Mann damit klar kam, vor allem, wenn er bedachte, dass er selbst nicht in der Lage war, frei mit anderen Menschen über seine Probleme, die allerdings nicht körperlicher Natur waren, zu reden.









    „Ich gehe zu niemandem mehr, ich kümmere mich selbst um meine Probleme, hab mir an dir ein Beispiel genommen.“ Hobbies schräges Grinsen erinnerte Kev an Wes, der mit viel Getöse in der Küche herumhantierte.
    „Ich bin nicht gerade jemand, an dem man sich ein Beispiel nehmen sollte“, entgegnete Kev, konnte aber das ehrliche Lächeln nicht vor seinem alten Freund Hobbie verbergen. „Und ich brauche jemanden, der mir helfen kann. Ich habe Angst, wieder gewalttätig zu werden.“
    „Rede mit mir“, forderte Hobbie ihn auf. „Ich weiß, ich bin nicht am geeignetsten für sowas, aber wenn du reden willst, ...“








    „Du bist der beste Therapeut der Welt“, lachte Kev und umarmte sieben Jahre älteren Mann, der ihn nur überrascht ansah.
    „Ich wusste nicht, dass du auf Männer stehst, Rogue“, kam von Wes, der ins Wohnzimmer zurückkam, ein Glas Alkohol in der Hand.
    „Halt dir Klappe, Wes“, wies Hobbie ihn an.
    „Genau, halt die Klappe, Darling“, stimmte Kev Hobbie zu, wobei er, wie Wes zuvor, den Namen verwendete, unter dem der Mann bei SHIELD bekannt war.
    „Mann, ich vermisse es, mich mit dir und Face zu streiten“, seufzte Wes. „Was machst du heute Abend noch? Wir können was trinken gehen, vielleicht wollen ein paar von den anderen Wraiths auch mitkommen.“
    Ein mögliches Wiedersehen mit einem großen Teil der Menschen, die Kev je Freunde hatte nennen können, ließ ihn zustimmen, obwohl er von Alkohol nicht besonders angetan war.







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    Ich hoffe, diesmal kommen Wes und Hobbie ohne Kritik weg und, Nery, hat sich Kev diesmal genügend geöffnet für deinen Geschmack?

    Meine Fotostory:

  • Jetzt machst du mich aber wirklich neugierig! Was is'n das für 'ne Organisation?
    Und nennt man sowas wirklich Alien-Hand-Syndrom?

    Keine Sorge, du hast meine Frage gut genug beantwortet. Also unbeliebt ist Kev bei mir im Augenblick nicht wirklich. Was du da so über seine Vergangenheit enthüllst, macht nachdenklich, aber man sollte dabei wohl auch im Auge behalten, dass er ja mit seinem Leben inzwischen einiges angestellt hat, das man durchaus als Positiv bezeichnen kann.
    Im Grunde bräuchte er tatsächlich einen Therapeuten, der ihn, sagen wir mal, ganzheitlich behandelt. Irgendwie hat er schon einen ganz schönen Knacks weg.
    Also ein alles andere als eindimensionaler Charakter.

    Scheint auch auf Wes und Hobbie zuzutreffen. Die kann ich im Moment gerade gar nicht einordnen. Halt mich für stupide, aber haben die wirklich was miteinander?

    Dein gegenwärtiges Tempo finde ich absolut in Ordnung. Es läßt genug Raum für die vielen unterschiedlichsten Charaktere. Außerdem hat jeder einzelne Leser seine eigenen Lieblinge und möchte möglichst viel über sie erfahren, und so kommen wir alle auf unsere Kosten.
    Also bitte, keinen IC-Zug draus machen.<gg>

  • Okay. Wes und Hobbie sind also schwul. Naja - macht ja nix. Auch ich bin mit dieser SHIELD Organisation ein wenig überfordert. Was ist das genau? Wozu dient es und ist es eher eine Beratungsstelle? Und das mit der Alien Hand verstehe ich so, dass er entweder massiv gewalttätig ist oder extrem oft stiehlt. Ist das richtig? Oder hab ich da was missverstanden? Ansonsten gibts nichts ausszusetzen. Es waren mal wieder ein paar hübsche Bilder dabei und einige witzige Dialoge. Grandios. Mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

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  • (diesmal ist dieser Teil so lang, dass ich ihn lieber allein poste)


    Zitat von Nerychan

    Was is'n das für 'ne Organisation?


    Zitat von Sonja

    Auch ich bin mit dieser SHIELD Organisation ein wenig überfordert. Was ist das genau? Wozu dient es und ist es eher eine Beratungsstelle?


    SHIELD, den Namen und das Grundprinzip habe ich von MARVEL Comics geklaut, ist eine vielseitige Organisation. Ahmik wird euch in diesem Teil und beim übernächsten Mal die Seite von SHIELD, mit der ich mich hauptsächlich beschäftigen werde, vorstellen. Kevs Verbindung zu dieser Organisation wird dann im Laufe der nächsten Zeit deutlich werden.


    Zitat von Nerychan

    Scheint auch auf Wes und Hobbie zuzutreffen. Die kann ich im Moment gerade gar nicht einordnen. Halt mich für stupide, aber haben die wirklich was miteinander?


    Zitat von Sonja

    Wes und Hobbie sind also schwul. Naja - macht ja nix.


    Wenn ich an die Aufschreie denke, die es gab, als Wes und Hobbie das erste Mal aufgetaucht sind, irgendwie scheint davon nicht mehr soviel übrig zu sein.
    Ob die beiden nun wirklich etwas miteinander haben und welcher Natur das ist, ist eine andere Sache. Es stellt sich, finde ich, schon die Frage, warum Wes sich so schamlos an Janna rangemacht hat – in Hobbies Gegenwart! – wenn er mit Hobbie eine Beziehung führt. Hobbie hat sich ja daran nicht wirklich gestört, er hatte nur Angst, dass Wes erwischt wird und sie beide Ärger bekommen. Die beiden, vor allem Wes, scheinen ja daran interessiert, die Sache geheimzuhalten, aber ist es dafür wirklich nötig, so mit Schülerinnen zu flirten?



    Zitat von Nerychan

    Und nennt man sowas wirklich Alien-Hand-Syndrom?


    Zitat von Sonja

    Und das mit der Alien Hand verstehe ich so, dass er entweder massiv gewalttätig ist oder extrem oft stiehlt. Ist das richtig?


    Das Alien-Hand-Syndrom (AHS), auch bekannt als Dr. Strangelove Syndrom, ist eine neurologische Störung. In den meisten Fällen entsteht diese Störung durch eine operative Trennung der beiden Gehirnhälften getrennt werden, um so die Symptome von schwerer Epilepsie zu lindern. Manchmal kann AHS aber auch nach anderen Gehirnoperationen oder Gehirnblutungen auftreten.
    An AHS leidende Menschen fühlen ihre Hand, wie andere auch, glauben aber, dass sie sich, obwohl sie ein Körperteil ist, auf ihre eigene Art und Weise verhält. Oft haben AHS-Patienten das Gefühl, keine Kontrolle über die Alienhand (bei Rechtshändern die linke, bei Linkshändern die rechte) zu haben und dass die Hand unabhängig von Rest des Körpers ist. Die Alienhand bringt praktisch alles fertig, was man normalerweise auch unter normalen Umständen tun kann, und oft wird der Leidende erst dann darauf aufmerksam, was die Hand macht, wenn man ihn darauf hinweist.


    Außerdem leidet Hobbie an Body Integrity Identity Disorder (BIID), auch bekannt als Amputee Identity Disorder oder Apotemnophilie, wobei der letzte Begriff nur noch selten verwendet wird.
    Ein an BIID leidender Mensch will ein Körperteil, das ihm überflüssig scheint, amputieren. Weil die meisten Chirurgen einen solchen Menschen nicht behandeln, kommt es oft vor, dass der Kranke sich selbst das Gliedmaß amputieren, indem sie einen Zug drüberfahren lassen oder es so stark beschädigen, dass der Arzt dazu gezwungen ist, zu amputieren. Es handelt sich meist nicht um irgendein Körperteil, es ist ein ganz besonderes und man fühlt sich nicht vollständig, solange man z.B. das rechte Bein noch hat.


    Bei Hobbie ist BIID aber nicht so extrem ausgeprägt und kommt daher, dass er Probleme mit der Hand hat.

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  • Ahmik Solen trug den Namen seines Großvaters, Ahmik Bishop.
    Er hatte auch viele Beschaffenheiten seines verstorbenen Großvaters geerbt: sein Aussehen, die Art sich zu bewegen, seinen kalten Blick. Die Menschen, die den Jungen in Kontakt mit Ahmik Bishop brachten, konnten nur überrascht feststellen, wie ähnlich die beiden sich doch waren, doch keiner sagte es.
    Ahmik war wie sein Großvater zu größeren Dingen bestimmt, so hatte Lucas es einmal gesagt, und auch wenn Ahmik nicht wusste, was Lucas damit genau sagen wollte, war ihm klar, dass sein Onkel Recht hatte.









    Er hatte eine Chance, den ersten Schritt in Richtung Ruhm zu machen, viel früher als er je erwartet hatte, im Alter von vierzehn Jahren und vier Monaten. Ihm war ein Platz an der Centerpoint Akademie, gegründet von SHIELD mit der Absicht junge Menschen mit technischen Talenten zu fördern, um sie dann einstellen zu können, angeboten und Ahmik wusste, er würde nicht ablehnen. Diese Schule würde große Veränderungen in sein Leben bringen, aber Ahmik Solen fürchtete Veränderungen nicht, sie waren essentiell für die Weiterentwicklung eines Menschen und er war ein Mensch, ein technisches Genie, aber ein Mensch.









    Dieser Brief von Centerpoint war ein Geheimnis und anders als die meisten Leute, die er kannte, hatte das Wort „Geheimnis“ bei ihm etwas zu bedeuten, denn er machte aus kaum etwas ein Geheimnis. Es gab durchaus Leute, die ihm in diesem Punkt widersprachen, ihm vorwarfen, alles geheimzuhalten, aber das lag daran, dass diese Menschen ihn nicht nahe genug standen, als dass er auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, ihnen zu erzählen, was in seinem Leben vorging.
    Diesmal aber hatte er ein wirkliches Geheimnis. Es war so geheim, dass er nicht einmal seine zweite Gehirnhälfte, Tahiri, eingeweiht hatte und gewöhnlich wusste Tahiri alles über ihn.









    Ahmik war sich nicht sicher, warum er es Tahiri verschwieg, es war doch selbstverständlich, dass er ihr ausnahmslos alles erzählte. Sie verstand ihn und wusste immer genau, wie er sich fühlte, manchmal glaubte Ahmik, Tahiri sei seine Seelenverwandte – oder zumindest hätte er das geglaubt, hätte er an solche Dinge geglaubt.
    Die beiden bildeten ohne sich abzusprechen eine Einheit, es war so einfach, sich in Tahiris Gegenwart wohlzufühlen, er hatte sie schon gemocht, als sie ihn vor so vielen Jahren zum ersten Mal angesprochen hatte, als er noch ein schweigsamer, schüchterner Junge gewesen war und sie keine Ahnung gehabt hatte, dass Atempausen beim Reden das Verständnis einfacher machten.

    Meine Fotostory:



  • „Wo gehst du nachher mich Chuck hin?“, wollte Tahiri, die ausgelassen auf Ahmiks Sofa herumhüpfte, wissen.
    Ahmik biss sich auf die Unterlippe. Genau vor solchen Fragen hatte er sich gefürchtet, seit Chuck gesagt hatte, er würde Ahmik heute Abend einen Ausflug machen. Andere Menschen hätte er anlügen können, aber nicht Tahiri, nein, dafür war sie ihm zu wichtig. „Er will mir jemanden vorstellen, der mir vielleicht ermöglicht, professionelle Computerexperten kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
    Es war die Wahrheit, ein bisschen ungenau, aber nicht gelogen. Sein Patenonkel Chuck Baker wollte ihm wirklich Stella West-Lawson, dem Kopf der Informationsabteilung bei SHIELD, die hauptsächlich
    Spione, Computerexperten und sehr oft nicht ganz saubere Leute beschäftigte, einer guten Bekannten seiner Eltern, vorstellen.









    „Und das ist so geheim, dass ich nicht mitdarf?“
    „Genau. Ich erzähle dir aber wie es war“, versprach Ahmik und fragte sich sofort, warum er das getan hatte. Er versuchte doch, die ganze Sache vor Tahiri geheimzuhalten, sie sollte nicht wissen, dass Stella ihm angeboten hatte, ihn in der SHIELD-Basis herumzuführen, dass er schon jetzt ein paar kleinere Aufträge erledigen könne.
    Tahiri sprang vom Sofa und kam in Ahmiks Computerecke.
    „Du zitterst“, stellte sie sachlich fest. „Du bist nervös.“









    Ahmik leugnete es nicht, er wusste, dass es ncihts bringen würde, dass Tahiri ihn viel zu gut kannte, als dass sie ihm eine Lüge abkaufen würde.
    Er sah in ihre Augen, entzog ihnen die Stärke die er brauchte. Er liebte Tahiris grüne Augen, die immer so warm, aufmunternd waren. Er musste nur in ihre Augen gucken, um seine Unsicherheit loszuwerden, sie sorgten immer dafür, dass er sich geborgen fühlte.
    Er konnte sich vorstellen, dass es ihr anders ging, wen sie in seine hellblauen Augen sah, die kalt und berechnend waren wie die seines Großvaters, den er nie kennengelernt hatte.
    „Du schaffst das“, versicherte Tahiri ihm.









    „Wie kannst du dir so sicher sein, wenn du nicht einmal genau weißt, was ich tun werde?“, wollte er wissen. Ihr Vertrauen in ihn überraschte ihn immer wieder.
    „Weil ich dich kenne, ich weiß, dass du alles schaffst.“
    „Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht.“
    „Wenn du die hättest, bräuchtest du mich aber nicht mehr“, lächelte sie.
    Ahmik erwiderte das Lächeln und drückte sie an sich. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie mit ihm mitkommen würde, statt mit Zach zu einer Bandprobe zu gehen, aber vielleicht war es besser, wenn er das alleine machte.






    ----------


    Ein kurzer Teil heute, aber Ahmik ist in den letzten Teilen einfach so sehr übersehen worden, der arme Junge.

    Meine Fotostory:

  • So, jetzt endlich auch mal wieder ein Kommentar von mir.
    Ich find's nicht schlimm, dass es mal ein kürzerer Teil ist, da Du ja immer recht viel Text schreibst (was ich übrigens sehr mag, vor allem wenn er so gut ist).


    Außerdem liebe ich ja Tahiri, und Ahmik ist tatsächlich etwas zu kurz gekommen, wobei er eigentlich eine ganz interessante Persönlichkeit ist - okay, das sind die meisten Deiner Charaktere ;)


    Irgendwie fühlte ich mich bei dem Satz "Es gab durchaus Leute, die [...] ihm vorwarfen, alles geheimzuhalten, aber das lag daran, dass diese Menschen ihn nicht nahe genug standen, als dass er auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, ihnen zu erzählen, was in seinem Leben vorging." an mich erinnert, zumindest wurde ich von Leuten, die mich eigentlich kaum kennen, schon als sehr schweigsam eingestuft... Von daher hat Ahmik gleich noch einen Sympathiebonus, da ich mich in dieser Hinsicht gut in ihn hineinversetzen kann.


    Na ja, und zum Teil davor: Wes und Hobbie find ich jetzt auch nicht sympathischer, nicht mal wesentlich interessanter als vorher - zu denen finde ich irgendwie keinen Zugang, woran das wohl liegt? Jedenfalls glaub ich nicht, dass das daran liegt, wie Du über sie schreibst... :confused:
    Ist halt wie im wahren Leben, manchmal kann man sich seine Sym- und Antipathien selbst nicht erklären.


    LG
    Ginnie

    [CENTER][SIZE="3"][COLOR="darkred"]:jeah[FONT="Comic Sans MS"]We are the Winners... of Eurovision[/FONT]:jeah [/COLOR][/SIZE][/CENTER]
    [CENTER]Meine Fotostory:
    [SIZE="3"]Heaven and Hell[/CENTER][/SIZE]

  • Hey! Hab grad auch die Fs durchgelesen und ich fand sie eigentlich recht gut. :applaus Ahmik wird auch mir immer syhmpatischer. Aber kann man dieser Organisation denn auch wirklich trauen:misstrau ??? Naja, freu mich auf di:)e nächste fs........

    [SIZE=3]


    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben:)!
    ___________________________________________________________




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  • Zitat von GinnieW

    Außerdem liebe ich ja Tahiri, und Ahmik ist tatsächlich etwas zu kurz gekommen, wobei er eigentlich eine ganz interessante Persönlichkeit ist


    Zitat von GinnieW

    Von daher hat Ahmik gleich noch einen Sympathiebonus, da ich mich in dieser Hinsicht gut in ihn hineinversetzen kann.


    Zitat von Followingini

    Ahmik wird auch mir immer syhmpatischer.


    Mir scheint, ich müsse nur einen Teil aus der Sicht der Solen-Jungs schreiben, damit sie euch sympathisch werden, bei Jason war es genauso, Janna zu erwähnen ist ja eher unnötig, weil sie bisher den größten Teil der Story ausgefüllt hat und die meisten nicht lesen würden, wenn sie sie nicht mögen würden.


    Zitat von GinnieW

    Wes und Hobbie find ich jetzt auch nicht sympathischer, nicht mal wesentlich interessanter als vorher - zu denen finde ich irgendwie keinen Zugang


    *Wes und Hobbie ganz fest an sich drück* Ich bin von diesen beiden besessen, ich gebe es zu, aber ich kann verstehen, dass es auch Leute gibt, die die beiden nicht mögen, sie tun ja auch genug, um unbeliebt zu sein (Bäume umpflanzen z.B.).


    Zitat von Followingini

    Aber kann man dieser Organisation denn auch wirklich trauen:misstrau ???


    Eine gute Frage, mit der ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hätte. Die Solens kennen sich bei SHIELD recht gut aus, haben eine Menge Bekannte, die auch Kontakte dort haben (Kev, Wes, Hobbie) und keinem ist bisher in den Sinn gekommen, SHIELD nicht zu trauen. Ich persönlich traue SHIELD, ich traue der Organisation zu, ein paar nette Elemente in die Geschichte zu bringen.



    ---------







    Es klingelte an der Tür.
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte Janna fest, dass es wohl Chuck Baker, ein Familienfreund, der den Solens noch näher stand als Kev, für die drei Solen-Kinder ein Onkel war, sein musste, der gekommen war, um Ahmik abzuholen.
    Janna sprang die Treppenstufen runter und in die Diele, um Chuck aufzumachen, obwohl sie das genauso gut hätte Ahmik überlassen können, aber vielleicht konnte sie Chuck dazu überreden, mit ihr am Wochenende auf ein Konzert einer kleinen Indie Band zu gehen und das ging am besten, wenn sie mit ihm allein war.









    Als sie sich der Tür näherte, vergaß sie die Indie Band, Chuck und alles andere, denn sie wusste, dass es nicht Chuck war, der vor der Tür stand, sondern jemand anderes, jemand, den sie nicht erwartet hatte.
    Zach.
    Er sah aus wie immer, so, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Schwarzes Band-Shirt, Chucks, ... Einen Moment lang wollte Janna wie früher die Tür öffnen und ihm in die Arme springen und ihn küssen, doch sie wusste genau, dass sie das nicht tun würde, es wäre falsch.
    Der nächste Gedanke, der ihr kam, war ihn einfach da vor der Tür stehen zu lassen und in ihr Zimmer zurückzukehren.









    Stattdessen trat sie aber ganz nah an die Tür, sodass sie ihn besser sehen konnte, seine Piercings, die im Mondlicht gut zu sehen waren, sein Gesicht, das sich über die Jahre in ihr Gehirn gebrannt hatte, das sie nie vergessen würde, von seinen Lippen, die sie so oft geküsst hatte, bis zu seinen grünen Augen, die sie jetzt bemerkten.
    Die beiden ehemals besten Freunde sahen sich in die Augen, Zach trat ein bisschen näher an die Tür und legte die Hand aufs Glas. Janna wusste, sie hätte ihre Hand auf seine legen müssen, aber das konnte sie nicht, ihre Hand war zu schwer, als dass sie sie hätte bewegen können.









    Zach zog die Hand zurück.
    Er sah das Mädchen, das er liebte, aufmerksam an. Er wusste, dass nur die Tür die beiden trennte, aber ihm war klar, dass es besser war, wenn sie eine wirkliche Barriere zwischen sich hatten, so fühlte sich die mentale Kluft, die sie trennte, echter an.
    Die beiden standen eine ganze Weile unbeweglich da und sahen einander an, einen Bruchteil einer Ewigkeit lang. Es fühlte sich so selbstverständlich an, obwohl es nicht so hätte sein dürfen. Janna hatte sein Herz gebrochen, er sollte ihren Anblick nicht genießen, er sollte sie nie wieder sehen wollen, aber das konnte er nicht. Der Gedanke daran war schon zu viel.

    Meine Fotostory:



  • Janna schüttelte ganz leicht den Kopf, bevor sie sich von der Tür abwendete und ein paar Schritte davon wegging. Sie drehte sich nicht um, um zu sehen, ob Zach gehen würde, es war ihr egal, er konnte tun und lassen was er wollte, er musste sich nicht rechtfertigen, hätte es auch gar nicht tun können, weil Janna die Tür nicht öffnen würde, unter gar keinen Umständen, das wusste sie.
    Es war das erste Mal, das sie ihm in die Augen gesehen hatte, seit sie Schluss gemacht hatten, und anders als erwartet bereute sie es nicht, ganz im Gegenteil, ihr war durch dieses Zusammentreffen vieles klar geworden.









    Dass Janna die Tür nicht aufmachen würde, war klar. Sie wollte ihn nicht bei sich haben, sie liebte ihn nicht mehr und obwohl er versucht hatte, nichts als Freundschaft für sie zu empfinden, war er dazu nicht in der Lage und genau deswegen konnte er kein Teil ihres Lebens mehr sein.
    Wie sie da stand, ihm den Rücken zurückgekehrt, verletzte ihm, er wusste, dass er gehen musste, wenn er nicht wollte, dass der Anblick ihm das Herz brach.
    Er lief vom Haus der Solens weg und auf sein Auto zu, sein Gesicht verriet nichts über seinen Gefühlszustand und das, obwohl Janna ihm wieder gezeigt hatte, dass sie ihn nicht mehr liebte. Aber er würde sie dazu bringen, ihn wieder zu lieben, egal, was er für Opfer würde bringen müssen.









    Eine Träne rollte ihre Wange hinunter, als ihr klar wurde, dass sie ihren besten Freund verloren hatte. Zach und sie würden nie wieder Freunde sein können und es war ihre Schuld. Sie hatte sich in ihn verliebt und er hatte ihre Gefühle erwidert, doch irgendwann hatte sie aufgehört, ihn zu lieben, er aber tat es noch immer.
    Janna sah ihren Fehler ein und es tat weh. Sie hatte ihren besten Freund verloren, weil sie zugelassen hatte, dass sie mehr für ihn empfand als für einen Freund.
    Sie war sich sicher, dass es nicht vieles gab, das schlimmer war, als sich in seinen besten Freund zu verlieben, denn dann würde nichts je wieder so sein können, wie es einmal gewesen war und mit größter Wahrscheinlichkeit verlor man am Ende jemanden, den man liebte.









    Sie hörte Schritte auf der Treppe, drehte sich aber nicht um, sie wusste, dass es Tahiri war.
    „Wer hat gerade hier geklingelt?“, fragte die beste Freundin ihres Bruders.
    „Zach“, antwortete Janna leise.
    „Und wo ist er jetzt? Ich kann ihn nicht sehen.“
    „Er ist wohl gegangen.“
    „Wie das? Er wollte mich doch abholen!“ Tahiri stellte sich vor Janna, die Hände in die Hüfte gestemmt, ein leicht gereizter Blick, doch das alles schwand dahin, als sie Jannas Tränen sah.
    „Du vermisst ihn, oder? Deinen besten Freund Zach, nicht deinen festen Freund Zach, meine ich.“
    Janna nickte. Tahiri hätte sie gerne umarmt, doch sie wusste, dass Janna davon nicht allzu angetan gewesen wäre.



    -----------------


    Das war's mal wieder. Der nächste Teil folgt irgendwann, dann geht's wieder mit Ahmik weiter, vielleicht auch schon mit Kev (der muss sich ja noch mit Wes und Hobbie betrinken).

    Meine Fotostory: